FC Bayern – SV Wiese 0:1, FC Ribery – Werda 1:0

Phasenweise dachte ich, bei Sky hätten sie ein Band von der letzten Saison eingelegt. Jetzt nicht das gegen Werder, aber halt irgendein anderes.

Dann sah ich wieder diese hässliche Trikotwerbung auf den neuen schicken Jerseys und war plötzlich wach.

Meine Güte. Was war das denn?

Sicher. Auch gegen Hoffenheim gab es phasenweise guten, neuen van-Gaal-Fußball zu sehen und gegen Bremen steigerten wir diese Werte noch einmal.

Aber was bringen 70% Ballbesitz und Dominanz, wenn es einer Mannschaft wie Werder gelingt, mit einem einzigen, wirklich sauguten Konter nicht nur ein Spiel auf den Kopf zu stellen, sondern die Bayern noch ratloser zurückzulassen als zuvor?

Ehrlich gesagt habe ich eigentlich keinen Bock, nach der letzten Saison jetzt schon wieder Geduld bis in den Herbst zu haben. „Bis wir uns gefunden haben“, bis das van Gaals System greift.

Das nervt.

Kann man von gestandenen Bundesligaprofis nicht erwarten, dass sie selbst bei 30 Grad im Stadion mal mehrheitlich keine hohe zweistellige Fehlpassquote haben?

Das man sich anbietet, wenn ein Mitspieler den Ball hat? Wo sind denn diese permanenten zwei Anspielstationen in dieser ach so tollen Raute?

Das ist eben der Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Und vor allem dem Schock, dass sich die Schaaf-Kicker – landauf, landab immer als Offensivkünstler mit Inklusiv-Feuerwerk bekannt – wie jedes Dorfteam, in München dann doch auch mit 10 Mann rings um den eigenen Strafraum eingraben, nur um bei Gelegenheit mal überfallartig die eigenen Konter aufzuziehen…

Nein. Das war großer Käse.

Klar. In den ersten 30 Minuten war das Dampffußball, wie wir ihn uns alle vorstellen. Dann ging uns allerdings die Puste aus und einen Erfolg hatten wir da dummerweise noch nicht erzielt. Das wäre aber erforderlich gewesen, um die Bremer an diesem Tag zu besiegen.

Denn das diese nach ihrer Führung ihre Taktik nicht unbedingt ändern würden – wo ist da die überraschende Neuigkeit?

Wieso auch?

Die haben sich am ersten Spieltag zu Hause blamiert. Was sollen die uns denn in die Karten spielen?

Nur weil Spieler wie Altintop (schlecht, schlecht, schlecht – und so nervös), Timoschtschuk (hat er überhaupt einen Zweikampf gewonnen? Einen Ball erobert, ja, in HZ2), Klose (phlagmatisch wie eh und je), Schweinsteiger (zu unpräzise, zu verspielt und rennt keinem verlorenen Ball hinterher) oder Lahm (mein Gott, wie zahnlos auf rechts, bis auf das Tor keine einzige brauchbare Flanke) einen mehr als schlechten Tag erlebten?

Grundgütiger!

Aber schauen wir doch mal auf die positiven Aspekte dieses Spiels – die gab es nämlich durchaus:

Erstens: Unser Trainer hat – und das kam in den letzten Jahren nicht bei allen Übungsleitern vor – bei allen Auswechslungen komplett richtig gelegen.

Klose raus, Sosa raus (endgültig als 10er gescheitert?), Altintop raus.

Olic rein (Kampfschwein – läuft sich selbst bei diesen Temperaturen die Seele aus dem Leib!), Ribéry rein (komplette Mannschaft direkt eine Klasse besser, trotz riesigem Rückstand), Müller rein (alter Schwede – der hat die Bälle erobert, die ich von Timoschtschuk hätte sehen wollen)!

Klasse.

Zweitens: Bremen dominiert und kein erneutes Debakel erlebt. Immerhin.

Drittens: Man sieht tatsächlich eine Entwicklung. Und mit Ribéry scheint sich das noch zu beschleunigen.

Viertens: Kaum ein Trost: Aber ohne Wiese, hätten die Bayern die Bremen klar abgefidelt. Da muss man ihm durchaus Respekt zollen, auch wenn’s schwer fällt und viele Schüsse direkt auf den Mann kamen.

Fünftens: Ebenfalls keine drei Punkte bekommen wir für die Erkenntnis, dass Werder in HZ2 überweigend nur noch Angst um das Ergebnis hatte. Wie sonst ist zu erklären, dass mit der Einwechslung Ribérys die letzte Kreativität im Bremer Spiel ausgewechselt und noch mehr gemauert wurde?

Kurzum: Offenbar – so schmerzhaft dies beim Blick auf die aktuelle Tabelle auch sein mag – müssen wir mit diesem Punkt zufrieden sein. Letzte Woche konnten wir froh darüber sein, diese Woche müssen wir es.

Weitere Gedanken zum Spiel:

– Die Diskussion um die Dusel-Bayern und van Bommel zeigte offenbar Wirkung. Wie anders ist Manuel Gräfes Art der Spielleitung zu verstehen? Bloß keinen Verdacht aufkommen zu lassen, dass man pro-Bayern pfeift? Und wie war der Schiedsrichter-Assistent der zweiten Halbzeit überhaupt in der Lage, bei diesem Sonnenstand all die Abseitsentscheidungen zu treffen?

Wie auch immer. Soweit ich weiß, gab’s keine Fehlentscheidungen und ob Herr Gomez auch nur einen der Abseitsbälle im Netz versenkt hätte, bleibt unbewiesen.

– Das Olic und Thomas Müller in die Startelf gehören, dürfte nach diesem Spiel klar sein, oder? Eigentlich auch Ribéry, aber hier würde ich pro Spiel nur 20 Minuten mehr Spielzeit einplanen.

– Was erlauben Schweinsteiger? Da bekommen die Bayern in der 92. Minute einen Freistoß in Nähe des Bremers Strafraum zugesprochen und was macht derBastian? Schlenzt den Ball auf gefühlte Hüfthöhe in die Bremer „Mauer“.

Na bravo.

Es kann weiterhin nur besser werden…

Jetzt ist's aber auch mal gut, Tim

So sehr man sich als Werder-Fan und Nicht-HSV-Sympathisant auch über die drei Siege in vier Derbys freuen kann, so sehr sollte man dann jetzt aber bitte auch mal langsam anfangen sich ein wenig zurückzuhalten. Aber Herrn Wiese fehlt dieses Gen einfach.

Nach dem kaum gefährdeten 2:0 der Bremer gegen den Hamburger SV ließ sich Bremens Lautsprecher wieder zu einem schweren verbalen Fehltritt verleiten: „Scheiß HSV“, skandierte der Torhüter am Zaun vor der Werder-Kurve ins Megaphon – und der gesamte Fanblock brüllte mit. […] Der DFB-Kontrollausschuss wird ein Ermittlungsverfahren gegen Wiese einleiten.

Wiese selbst begründet dies auf seine Weise.

„Ich habe nach dem Spiel viel Adrenalin im Blut gehabt. Es war sicher nicht in Ordnung, aber es kam aus der Emotion heraus. Mir wurde das vorgesagt, da habe ich es ins Megafon gebrüllt.“

Naja. Selbst denken kann man da auch nicht mehr erwarten.

Wiese bleibt eben Wiese.

Der Tim, der weiß Bescheid

In und um Bremen scheint aktuell wirklich nicht viel los zu sein. Ist mir zuletzt schon mal aufgefallen an anderer Stelle.

Jetzt erreicht diese Langeweile die Spieler. Vor allem die, die dank ihres Charakters gerne im Mittelpunkt stehen. Die Folge sind einige Äußerungen, die man einfach zitieren muss.

kicker: Manche Kritiker gingen recht sanft mit Lehmann um, indem sie ihm seine Schuld beim Tor im Finale nicht so richtig angekreidet haben. Wie finden Sie das?

Wiese: Zu diesem Tor habe ich meine Meinung, die werde ich nicht aussprechen. Sonst bin ich gleich wieder der böse Bube.

Stimmt, Tim. Sonst ja nicht. Wenn Du mal was sagst, ist das zumeist ausgewogen bis neutral. Und Dir wäre sowas natürlich nie passiert.

Überhaupt nicht dabeigewesen zu sein, damit hat sich derTim sowieso und schon längst sowas von abgefunden…

kicker: Haben Sie dieses Turnier in Ihrem Urlaub mit Wehmut verfolgt, weil Sie nicht dabei sein durften?

Wiese: Nein, das Thema ist schon lange durch. Damit hatte ich mich doch längst abgefunden, weil ich es ohnehin nicht ändern konnte.

Deswegen verteilt er auch weiter gute Ratschläge:

kicker: Sind Sie erstaunt, dass Jens Lehmann seinen erwarteten Rücktritt aus der Nationalelf noch nicht erklärt hat?

Wiese: Hat er noch nicht? Richtig, wo Sie es jetzt sagen, fällt es mir auf. Ich kann nur noch mal meinen Standpunkt wiederholen: An guten Torhütern mangelt es Deutschland nicht.

Das es ihm nicht an Selbstbewusstsein mangelt, ist ferner hinlänglich bekannt. DAS Weltbild ist für mich da aber eine neue Dimension:

kicker: Hat Sie nicht erstaunt, dass – im Gegensatz zum Turnier in Portugal – die Mehrzahl der Mannschaften offensiv angetreten ist?

Wiese: Richtig, dies ist vielleicht das Fazit, das sich ableiten lässt. Bis auf die Griechen, die Italiener, eventuell noch die Rumänen haben alle Teams sehr offensiv agiert.

kicker: Wie Werder? Haben Sie sich bestätigt gefühlt in der Bremer Interpretation von Fußball?

Wiese: Ja sicher, es war schon beeindruckend, dass viele Nationalmannschaften so gespielt haben, wie wir es im Ansatz tun.

Stimmt. Die Holländer und Spanier schauen immer ganz fleissig die Bremer Spiele…

Abschließend kommt natürlich noch ein Kommentar zu den neuen Bayern. Unvermeidlich.

Wiese: Der „Klinsi“ soll ja einen Wellness-Tempel eingerichtet haben – mit Buddha-Figuren auf der Mauer, wie ich auf Fotos gesehen habe. Schön anzusehen, das Ganze. Wie im Urlaub hat dies auf mich gewirkt. Abwarten, was es bringt.

Wir werden’s sehen. Am 5.Spieltag. Da (20.09.) sollte Ribéry auch wieder dabei sein. In voller Urlaubsstimmung…

Meine Güte. Ich sollte morgens echt keine TimWiese-Interviews lesen!

Torsten Frings, mein Bruder im Geiste

Nein, ganz im Ernst.

Wenn es mal was Positives über die grün-weiße Familienidylle der Werder-Gutmenschen zu berichten gibt, dann mach‘ ich das auch. Vor allem wenn es so sehr meiner Meinung entspricht.

Torsten – Lutscher – Frings sprach mir aus der Seele [1].

Charaktere wie Tim – Schmerlappen – Wiese interessiert sowas natürlich nicht. Wie auch? Woher soll’s kommen, wenn man überwiegend Probleme mit der Einschätzung der Realität hat.

Wäre Frings nicht gewesen, Wiese wäre wohl wirklich zum Elfmeterpunkt gelaufen. Stattdessen war er den Rest des Spiels eingeschnappt und beschwerte sich noch lauthals gegenüber der Bank, dass er den Elfer ja wohl besser geschossen hätte als Diego.

Naja.

Hoffnungslos nennt man sowas.

[1] Ja. Ich weiß. Sowas hat Kahn auch schon mal gemacht. Aber da fand ich das genauso daneben.

Der legitime Kahn-Nachfolger: Tim Wiese

Zum Glück habe ich eine Nacht drüber geschlafen.

Aber mal ehrlich: Hat Tim Wiese noch alle Latten am Zaun?

Er wollte den Ball spielen? Und seine Stollen bohrten sich nur zufällig in das Gesicht von Olic?

Ach so.

Du bekommst wohl die falschen Medikamente in Deiner Therapie, oder Tim?

Um das mal ganz klar zu sagen:

Sollte sich in Zukunft noch einmal irgendein Werderaner (Funktionär, Fan, Sympathisant) über ein übles Foul gegen einen der grün-weißen Waisenknaben aufregen, halten wir ihm diese Szene vor, in Ordnung?

Was schlugen damals gegen Oliver Kahn die Wellen hoch, als er seine „Ausraster“ im Westfalenstadion zum Besten gab. Ich war damals Augen- und Ohrenzeuge, stand hinter ihm in der Gästekurve.

Kung fu-Kahn nannte man ihn danach. Dabei sprang er mehr als 2 Meter an Chapuisat vorbei. Das soll es nun nicht entschuldigen, aber Herr Wiese sprang seinem Gegenspieler mit voller Absicht in oder an das Gesicht / den Hals.

Darüber kann man auch nicht diskutieren!

Was man natürlich gemerkt hat, als sowohl Werder-Manager – Gutmensch – Allofs in der Halbzeitpause und Wiese höchstselbst nach Spielschluss in die Mikrofone stammelten. Da war die Rede davon, dass „dies keine rote Karte sei“, dass man „Wiese keine Absicht unterstellen könne“, dass „er ja nur den Ball gespielt habe“ und anderer Schwachsinn.

Tut mir leid. Gerade aus Bremen, wo man sich selbst gerne mal unschuldig bestraft sieht, sollte man mit derlei Dingen anders umgehen. Da reagiere ich allergisch.

Puh. Zum Glück hatte ich mich über die Nacht schon ein wenig beruhigt… 😉

Ich bin richtig wütend.

Doch. Bin ich.

Wieso wird derTim immer nur in solchen Spielen wie gestern zum Pannen-Olli. Und nie gegen uns?

Vielleicht weil in Spielen gegen uns die „Scheiß-Pille“ nie „so komisch fliegt“?

Mag sein. Sogar sehr wahrscheinlich. Zumindestens wenn man so ein Charakter wie derTim ist. Dann sind nämlich immer nur die anderen schuld. Nie man selber.

Anyway. Ich hab da so ein Gefühl, dass er uns noch viele schöne Erlebnisse liefern wird… 😉

Schmerlappen-Sackgasse

Als ich gestern oder vorgestern die Meldung im Videotext gelesen habe, musste ich schon ein wenig schmunzeln.

Die von Bundestrainer Joachim Löw vor Weihnachten aufgestellte Torhüter-Hierarchie bleibe bestehen: Jens Lehmann (38), Timo Hildebrand (28) und Robert Enke (30) sollen zur EM. „Daran“, so Bierhoff, „hat sich nichts geändert.“ […] Unter objektiven Gesichtspunkten sind andere vorn. Adler (22) und Rost (34) zeigten nicht nur im Samstag-Vergleich, sondern Woche für Woche ihre Klasse.

Wer hier nicht auftaucht? Elfmeter-Killer Wiese. Und das, wo ihn doch inzwischen alle in Bremen ins Nationaltor quatschen wollen.

„Tim hat sich in den letzten drei Monaten noch einmal richtig entwickelt. Er strahlt viel mehr Sicherheit aus. Tim Wiese muss auch ganz klar ein Thema für die Nationalmannschaft sein“, sagte Allofs, der in der Vergangenheit meist als Kritiker des Schlussmannes aufgefallen war.

Das Problem mit Wiese ist, dass es in Deutschland jede Menge Weltklasse-Torhüter gibt. Da kann man auf Charakterbrazzen wie den grün-weißen Schmerlappen locker verzichten.

Köpke kann das gut verstehen, ist von den guten Ratschlägen aber auch genervt. „Im Augenblick versucht jeder, seinen Torwart bei uns rein zu bringen“, sagt er. […] Einerseits hält Bundestrainer Joachim Löw trotz einiger Kritik an seinen Torhütern Jens Lehmann, Timo Hildebrand und Robert Enke fest. Andererseits ist er kein Fan von Wiese. Dies liegt zum einen an dessen Spielweise. Wiese war lange Zeit ein Showtorwart. Einer, der gern mal einen Meter nach rechts geht, um zwei nach links fliegen zu können. […] Wiese ist ein bisschen lauter, […] manchmal ein wenig peinlich und manchmal taktisch sehr unklug. Wie damals, als er den Bundestrainer laut kritisierte, weil der ihn einfach nicht beachte.

Und das wird so bleiben, selbst wenn Wiese nun in jedem Spiel zwei Elfmeter hält. So ist das eben. In der Nationalmannschaft.