Die Rettung des Poldi

Poldi ist Chefsache. Das geht bis ganz nach oben. Oder so.

Zeitungstechnisch sitze ich hier im Kölner Umland fest. Daher werde ich mit diesen „Poldi-ist-unglücklich-in-München“– oder „Poldi-komm-zurück-zu-uns“-Meldungen zugeschüttet.

Und irgendwie kann er einem ja auch tatsächlich ein wenig leid tun.

Aber mal langsam jetzt.

Lukas Podolski ist Fußball-Profi. Heimatverbundenheit hin oder her. Klar wäre es ihm sicherlich auch lieber, er würde für den Kölner FC in der Championsleague spielen. Aber die sind davon soweit entfernt, wie Daum von so etwas wie Selbstreflektion…

DerPrinz hat(te) in München mehrere Probleme:

1. Er war in seinen bisherigen 1,5 Jahren in München zweimal verletzt, was ihn zu jeweils mehreren Wochen Verletzungpause „verholfen“ hat.

2. Hatte er das Pech in der Zeit zu einem FC Bayern zu stoßen, als dieser offensichtlich eine Zwischensaison einlegte und nicht wirklich vor Kreativität strotzte.

3. Hat er nun das Pech Weltstars wie Klose und Toni vor der Nase zu haben.

ABER

1. Hatten Spieler wie Podolski und Schweinsteiger eine ganze Saison (die letzte) ausreichend Gelegenheit, ihre Fähigkeit einem breiten Publikum vorzustellen. Es gab Einsatzzeiten en masse.

2. Scheint LP das Problem zu haben, nicht sofort auf 100% kommen zu können. Das ist gemeinhin tödlich beim FC Bayern.

Gab es nicht mal irgendwann eine Aussage von ihm, dass „man ihn nur mal 9 Spiele lang spielen lasse müsse“ und dann würde das schon klappen mit den Toren!?

Noch tödlicher.

Aber wie gesagt, man kann Verständniss für seine Lage haben. Hatte Uli Hoeneß zum Beispiel, als er die Lawine lostrat.

Hitzfeld widersprach sofort (hat ja auch nix mehr zu verlieren). Zu spät. Die Spekulationen schossen ins Kraut. Rummenigge und selbst Beckenbauer mussten höchstselbst einschreiten und ihn als unabgebbar markieren.

Selbst der BundesJogi riet Poldi von einem Abschied ab („Der muss sich in München durchsetzen.“), bis, ja bis der (zweite) große Zampano aus Köln unlängst, die im Grunde fast logische Krone der Spekulation hervorholte: Lu, Lu, Lu, Lukas Podolski zurück nach Köln! So ein bißchen. Nur für die Rückrunde.

„Das ist für die Bayern das Beste, für Podolski ebenso und natürlich auch für den FC.“

Na sicher doch.

Das ganze Theater kann man in ein, zwei kurzen Sätze beenden.

Bayern hat nur zwei internationale Top-Stürmer. Was passieren kann, wenn sich einer, oder gar beide verletzen, haben wir ja zu Anfang dieser Saison gesehen. Jetzt nicht vom Misserfolg her, aber von der Personalsituation. Haben alle schon den Namen Sandro Wagner vergessen? Dem temporären Sturmführer der Bayern?

Nein. Das geht nicht. Wir brauchen Spieler wie Schlaudraff und Podolski als Fallback. Die Rückrunde wird anstrengend genug und wenn ich nur mal an das zweite Rückrundenspiel denke, wird mir schon wieder Angst und Bange um unsere Top-2…

Der Messias am Ende?

Diesen Bericht will ich schon seit Wochen schreiben. Letzter Tropfen war die Kölner Heimniederlage gegen den SC aus Freiburg. In Erwartung des Heimspiels der Bayern gegen Leverkusen zappte ich damals über die Arena-Kanäle und blieb beim 0:1-Pausenstand hängen. Meine Grundeinstellung zum FC im allgemeinen und zu Daum im speziellen ist sicherlich bekannt. Kurz vor Daums Verpflichtung hatte sich mein Verhältnis zum FC aber schon wieder einigermaßen normalisiert. Der Eier-Tanz um das goldene Kalb Daum machte dies zunichte.

Jetzt ist es sicherlich so, dass der Kölner selbst sich für den Nabel der Welt hält. Das mag man gut oder schlecht finden. Ist aber so. Und macht sie ja auch irgendwie sympathisch.

In Bezug auf den Fußball ist das aber irgendwie komisch. Man dümpelt in Liga 2 auf Platz 10 herum und sieht sich selbst nicht nur in der 1.Liga, sondern immer noch in der Belle Etage des deutschen Fußballs. Auf der anderen Seite passt das natürlich perfekt zum Charakter Daum.

Wie bekannt, unterschrieb Daum beim FC einen Vertrag. Nachdem er zuvor schon abgesagt und die halbe Stadt in Depression versetzt hatte. Damals war ich entsetzt ob dieser Ereignisse. Auch wie die Massen der Fans ihrem Messias zuströmten. Völlig reflektionslos und die Jahre 90-06 ausblendend. Heute bin ich froh darüber. Nicht für mich. Für den FC und seine Fans.

Denn heute ist klar, dass ein Daum kein Messias, kein Wunderheiler ist, der aus limitierten FC-Spielern zweitliga-taugliche macht. Nein, Daum ist noch nicht einmal ein guter Trainer, denn welche Spieler, die er im Winter mit den ersten verbrannten FC-Millionen kaufen durfte, haben es beim FC geschafft, oder sind nicht schon längst geflüchtet?

Von Daums Bilanz beim FC ganz zu schweigen. Spielte man sich im Pokal gegen Schalke unter Daums Vorgänger, dem mir nicht unsympathischen, aber in der Bundesliga unerfahrenen Trainer Latour, noch in einen Rausch, schied man unter Daum selbst sang- und klanglos aus. Lag man bei Daums Inthronisierung noch 6 Punkte hinter einem Aufstiegsplatz sind es heute 13.

Und was fiel Daum, dem Motivator, der seine Spieler über heiße Kohlen laufen ließ, während der letzten Monate ein?

Er beschimpfte seine Spieler. In der Rückrunde auch die, die er selbst geholt hatte. Aber nicht nur Daum alleine ist das Problem in Köln. Die Führung spielt eine ebenso überforderte Rolle. Bei der Unterstützung von Latour, der die Bundesliga, der Deutschland nicht kannte und sich so mit jeder Menge schweizer Spieler umgeben musste. Bei Daums Verpflichtung und dem an Peinlichkeit nicht zu überbietenden Eier-Tanz. Bei der Posse um Patrick Helmes, als man den eigenen Spieler den Fans zum Fraß vorwarf – unfassbar für mich, auch heute noch…

Inzwischen steht trotzdem fest, dass Helmes 2008, wie ursprünglich geplant, die Rheinseite wechselt und höchstens noch ein Jahr in Köln sein Dasein fristet…

Aber auch diese Führungsriege hat sich der Verein irgendwie verdient. Denn vor Daum, war ja Overath der Messias. Ein Overath, der sich wohl nur durch die Verpflichtung Daums auf der letzten Jahreshauptversammlung in eine neue Amtszeit retten konnte…

Jetzt könnte man nicht zu Unrecht einräumen, dass ich doch bitte mal ganz still sein soll, schließlich haben die Bayern genau das gleiche Problem: Umbruch und ein gestürzter Messias (Hitzfeld).

Nun. Was soll ich darauf antworten?

Vielleicht das hier: Schwachfug.

Die Bayern-Fans und der Club wähnen sich nicht in der Belle Etage, sie sind in der Belle Etage! Ferner ist die Hitzfeld-Verpflichtung nicht mit der Daums zu vergleichen. Denn die Bayern waren nicht auf der Suche nach einem Zauberer, der sie zurück an die so sehnsüchtig vermisste Spitze bringt, nein, Hitzfeld sprang in einer „Notsituation“ (CL-Quali in Gefahr) ein und scheiterte an ganz anderen Dingen (Verletzungpech in den letzten Spielen, Motivationsprobleme bzgl. CL-Prioritäten und Bundesliga, etc.) als Daum und der FC. Abgesehen davon kann man die Führungskompetenz in Köln und München sicherlich ebensowenig auf eine Stufe stellen.

Ich sehe allerdings einen Hoffnungsschimmer für den FC.

Erstens hat offenbar die Realität Einzug gehalten bei den Fans rund um das Geißbockheim und vielleicht auch in der öffentlichen Wahrnehmung des Clubs in der Stadt (nämlich nicht der kommende CL-Sieger zu sein).

Zweitens äußert Daum mehr oder weniger offen Rücktrittsgedanken – das Beste was dem Verein und seinen Fans passieren kann!

Warum?

Der Messias Daum ist endlich (auch bei Fans und Umfeld) entzaubert. Er steht einem richtigen, echten und nachhaltigen Neuanfang beim Traditionsverein am Rhein wohl bald nicht mehr im Wege.

Und kein neuer Trainer spürt mehr den über allem schwebenden Schatten des Ex-„Cassius vom Rhein“.

Junge Spieler aus dem Nachwuchs müssen ran, müssen aufgebaut und um erfahrene Spieler mit Charakter ergänzt werden. Dann klappt das auch mit dem Aufstieg in Liga 1. Aber nach dem Aufstieg bitte nicht mit Macht in den Europapokal. Zunächst mal ein paar Jahre etablieren, weitere Aufbauarbeit. Dann und erst dann, kann der FC wieder eine feste Größe im deutschen Fußball werden.

Und sind wir mal ehrlich: Da gehört der FC ja eigentlich auch hin. Viel mehr als Vereine Wolfsburg, Leverkusen und Co.