Im Auge des Sturms oder Paule & Robert

Er ist vorbei. Der Sturm. Das „Twitter-Gewitter“ (Zitat Sport 1), das los brach, als ich am Montagabend einen Tweet zu den neuerlich aufkommenden Gerüchten rund um eine „feststehende“ Verpflichtung von Robert Lewandowski durch den FC Bayern schrieb. Gleichwohl möchte ich noch einmal – auch hier im Blog – ein wenig Dokumentation betreiben und persönliche Würze ins Spiel bringen. Der Reihe nach.

04.02.2013, 23:17. Erste Diskussionen schließen sich direkt an den Tweet an. Auch die Antwort des Users @petar68 aka Pietro Nicolodi, der sich als Mitarbeiter von „SkyItalia“ zu erkennen gibt und erwähnt, dass man meinen Tweet in der Sendung „Sky Calcio Mercato“ zitiert habe.

So weit so schmeichelhaft. Ich spiele im Nachgang auch ein wenig mit dem Gerücht, ich hätte etwas mit dem Gerücht zu tun. Dabei habe ich die ganze Zeit den Hashtag #Ironie im Hinterkopf. Zumeist und auch in besagtem Tweet aber eben nur im Hinterkopf. Die Lawine rollt so langsam an. Warum? Weil die Befindlichkeiten in der Bayern-Welt, also den Fans, den Medien, die sich mit Fußball im Allgemeinen und dem FC Bayern im Speziellen befassen, doch sehr sprunghaft sind. Nach zwei Jahren der schwarz-gelben Dominanz. Nach der Hysterie rund um den #Martinez-Transfer und die Euphorie der #Guardiola-Verpflichtung. Hätte ich wissen können, aber ich(!) bin ja hier nicht der Journalist, der der Sorgfalt verpflichtet ist und dafür ein Gehalt bezieht. 😉

Ins Bett ging ich in dieser Nacht mit dem Unwissen, was am folgenden Tag folgen sollte.

Die Zahl meiner Mentions („Erwähnungen“) auf Twitter schoss in die Höhe. Mehr als zu #JM8- oder #Pep-Zeiten. Die Zitate meines Tweets nahmen zu und erreichten die „richtigen“ Medien. Ich stand all dem belustigt gegenüber. Ein befreundeter BVB-Blogger fasste erstmals die Ereignisse zusammen. Zunächst noch in einer launigen Atmosphäre einer Gerüchteküche, wie sie auf Twitter häufiger vorkommt.

„Ernst“ wurde es dann, als ich per Twitter eine erste Interviewanfrage von der Abendzeitung erhielt. Ein erstes Telefoninterview folgte. Dieser Artikel war das Resultat davon. Über diesen Artikel – einer der ersten, der mich Namentlich erwähnte, wurde vehement auf Twitter diskutiert. Und weil die AZ das mit dem Social Web durchaus lebt, gab es Korrekturen. Auch eine, die durch mich veranlasst wurde, denn in der ersten Version konnte der Eindruck entstehen, ich würde SkyItalia-Vollzugsmeldungen genauso ernst nehmen wie die einzig wahren – die des FC Bayern.

Kurz nach diesem Artikel erhielt ich zwei weitere Anfragen: Für ein Telefon-Interview mit einem Sportredakteur der Ruhr Nachrichten Dortmund und eine Live-Telefon-Schalte in die Sport1-Sendung „Bundesliga Aktuell“. Zu diesem Zeitpunkt ging es in den Interviews noch darum, dass ich a) meine Sicht der Dinge darlege und b) den Journalisten dabei helfe, Licht in die Verwirrung zu bringen (dass ich nicht die Ursache für das Gerücht war).

Mein Telefonat mit dem RN-Redakteur floss in diesen Artikel ein, mein Teil der Sport1-Sendung ist hier zu sehen.

Parallel kam eine Anfrage der 11Freunde. Dieses letzte Interview des Tages fasst es dann wohl am besten zusammen.

Mehr Links will ich zu diesem Thema nicht posten, da sie sich erstens zumeist ähneln und zweitens obige Seiten, Sendungen eben direkt von mir, von meinem Feedback befüllt wurden. Das Echo war mehr als breit. Ich habe auf Twitter Erwähnungen erhalten in Sprachen und mit Schriftzeichen, die ich zuvor noch nie gesehen habe – allein dies zeigte mir einmal hautnah und ganz persönlich, welche Verbreitung und thematische Durchdringung das Thema FC Bayern, Europa- oder gar Weltweit hat. Beeindruckend.

Was es von mir nun – auch zwei Tage später – noch zu sagen gibt, was ich oder andere nicht längst gesagt haben?

Vielleicht, dass ich unterstreichen will, das niemand von uns das Rad der Zeit zurück drehen will oder kann. Der aktuelle „Zustand“ des (Fußball-, Sport-)Journalismus hat viele Ausprägungen. Es ist sicherlich gut, dass es heutzutage in dieser Branche viel transparenter zugeht als früher. Dem Internet und den sozialen Medien sei Dank. Andererseits hat, nicht nur meiner Meinung nach, sicherlich aufgrund der Geschwindigkeit, die die große Masse an Medien oder eben das Medien selbst erzeugt, dazu geführt, dass journalistische Grundprinzipien (nachhaltige und belastbare Recherche, Bestätigung eines Gerüchtes durch mehrere Quellen, etc.) in den letzten Jahren – bei einigen(!) Vertretern der Zunft ein wenig „gelitten“ hat. Dies soll bewusst keine Pauschalkritik sein und irgendwo sind wir, bin ich ja auch Teil dieses Konstrukts, aber mein Beispiel, die Entwicklung, die mein Tweet genommen hat, zeigt dies doch eigentlich recht deutlich auf. Und da kann auch der „Nährboden“, den Gerüchte rund um den FC Bayern haben, keine Entschuldigung sein. So sehr mich – als Bayern-Fan – auch Gerüchte um Neuverpflichtungen interessieren, so sehr bin ich doch manchmal von dieser Jagd nach der exklusiven Schlagzeile genervt.

Was für mich am Ende des Tages (sic!) übrig blieb?

Zahlen. Und Reichweite.

400.000 TV-Zuschauer während meiner Live-Schalte bei Sport1.
– Über 10.000 Hits, 5.000 PIs (Seitenaufrufe) und 2.000 Besucher auf meinem Blog an einem Tag (doppelt so viel wie am Tag der Guardiola-Verpflichtung oder dem #FinaleDahoam).
– Inzwischen über 3.000 Follower auf Twitter (10% Zuwachs an einem(!) Tag).
– 10% mehr Fans auf meiner Facebook-Seite.

Ich kenne, schätze und glaube (an) das berühmte Warhol-Zitat. Und habe immer daran gedacht, wie das wohl sein müsste, wenn man diese „15 Minuten“ erlebt. Ganz realistisch und nüchtern habe ich meine „Chance“ darauf an dieser Stelle genutzt. Meine Frau hat am Abend Termine verschoben, weil mir (und ihr) z.B. völlig klar war, dass dieses Sport1-Fernseh-Interview nur zu diesem Zeitpunkt stattfinden konnte. Einen Tag später wäre das Thema schon tot gewesen. Zu Recht (siehe „Schnelllebigkeit“). Gleichwohl habe ich es genossen, allein schon, weil ich so was sowieso nicht täglich gebrauchen könnte, denn an „normalen Tagesablauf“ war nicht mehr zu denken.

Jetzt, liebe (leicht vergrößerte) Community sind wir wieder „unter uns“ – und Samstag ist das nächste Spiel.

Auf geht’s, Ihr Roten!

In Zukunft wird jederman für 15 Minuten berühmt sein (können)

So Andy Warhol 1968.

An dieses Zitat musste ich denken, als ich gestern Videotext las.

Wieso?

Weil Dennis Grote beim VfL Bochum auf der Verkaufsliste steht. Stehen soll.

Der Dennis Grote.

Tja. So kann das kommen. Aber alle Berichte rund um sein 3:3 zusammengenommen, sind wir doch bei 15 Minuten, oder?