Die Bayern stehen im Pokalfinale. Zum 16. Mal.
Im Grunde keine Überraschung und auch das, was ich im Vorfeld erwartet, gar gehofft hatte.
Abgesehen von den ersten 5-10 Minuten gefiel mir die erste Halbzeit im gestrigen Pokal-Halbfinale ganz und gar nicht. Dabei ging es so gut los. Zum ersten Mal war ich seit Monaten mit der von General Gnadenlos gewählten Aufstellung mehr als zufrieden, wenn nicht begeistert.
Leistungsprinzip.
Es spiegelte sich wider. Lahm auf der Bank, Sagnol irgendwo auf der Tribüne. Fein.
Kurze Zeit später dann die Ernüchterung: Lell und vor allem Jansen auf den Aussenbahnen reinste Nervenbündel. Ach Du Scheiße. Haben wir überhaupt keine Flügelspieler mehr, die man risikolos einsetzen kann? Es hatte den Anschein.
Die Bayern in der Folge zwar optisch feldüberlegen und mit Torchancen, Wolfsburg merkte man aber an, weshalb sie zuletzt gegen Schalke, Hamburg und Bremen gewonnen hatten. Da ist inzwischen viel Spielintelligenz vorhanden. Kein reines Mauern wie es Frankfurt und Duisburg in München präsentierten, kein Harakiri, wie viele der letzten Europapokalgegner und erst recht kein Dusel wie zuletzt bei den Arena-Gästen aus dem Norden.
Nein. Einfach nur extrem schwer zu spielen mit konsequenten Verteidigern und schnellen Flitzern in der Offensive.
Eigentlich logisch, dass es zur Halbzeit 0:0 stand. Wie sollte es anders sein, wenn die Bayern diesen Wolfsburgern mit einem Schlafwagenfußball par excellence begegneten.
Meine Güte.
Irgendwie war da die Angst vor einem Konter und Rückstand bis auf den dritten Rang zu spüren. Und dann das alte Muster: Gib‘ Ribéry den Ball, schau‘ zu, was er macht und bleib‘ selbst stehen wo Du bist.
Die Pause erlebte mich mit leicht erhöhtem Puls.
In der Kabine gab es wohl den richtigen Tee inklusive einiger Worte vom General und schon lief’s besser. Das 1:0 war die Konsequenz aus dieser Veränderung. Das 2:0 ein Nachlegen, dass wir in den letzten Spielen oft vermisst hatten (abgesehen vom UEFA-Pokal).
Natürlich hat’s mich besonders gefreut, dass Klose dieses Tor gelungen ist. Sein Jubel und seine Körpersprache zeigte eine gewisse Erleichterung. So als ob eine Last von seinen Schultern genommen wurde. Tatsächlich hatte ich im Nachgang den Eindruck, dass sein Selbstvertrauen von Minute zu Minute wuchs. Zweikämpfe wurden gewonnen, ebenso wie Bälle erkämpft. Wollen wir hoffen, dass dieser zarte Aufwärtstrend im Spitzenspiel gegen Leverkusen seine Fortsetzung findet – wir brauchen Kloses Tore!
Überhaupt kann man nur hoffen, das sich gegen den neuen Tabellendritten so einiges fortsetzt. Zum Beispiel die offenbar nur schleichend rückkerende Gesundung eines Zé Roberto. Auch gestern war ihm noch deutlich anzusehen, dass seine Magen- und Darmgrippe Spuren hinterlassen hat. Körperlich jetzt. Von der Fitness.
Auch die Flügelzangen müssen sich fangen. Aber nach der zweiten Halbzeit gestern traue ich Jansen (klasse Flanke vor dem 2:0) und Lell das zu. Zu dem eingewechselten Ottl sag‘ ich besser nix…
Keinerlei Beanstandungen gab es dagegen bei Demichelis (Weltklasse-Partie), Lucio (mal keine Fehler), Kahn (beschäftigungslos, ansonsten fehlerlos), van Bommel (wachsam, aber ausbaufähig), Altintop (solide Partie) und Podolski (klasse Technik vor dem 2:0, ansonsten bemüht – besser als Toni und Klose zuvor) zu vermelden.
Freude über den Sieg kam ja nicht nur in München, sondern auch in Dortmund auf. Der UEFA-Pokal lässt grüßen. Wie die Jungfrau das Kind. Und trotz mehr als unterdurchschnittlicher Liga-Saison. Dabei steht doch noch gar nicht fest, ob die Bayern sich überhaupt für die Championsleague qualifizieren… 😉
Wie auch immer. Den Pokal können wir also bis zum Finale am 19.04. abhaken. Volle Konzentration auf Liga und UEFA-Pokal!
P.S. Hat jemand Schweinsteiger vermisst?