Unfassbar.
Sowas gibt’s doch eigentlich gar nicht, oder?
So eine Aufholjagd. Des FC Bayern. Vor kurzem noch acht Punkte hinter der Tabellenspitze. Im grauen Mittelfeld der Liga.
Und dann innerhalb von zwei Spieltagen den Rückstand halbiert und auf Platz 5 vorgearbeitet.
Und heute?
Spielen P1, P3, P4, P6 jeweils remis und verliert P2 gar zuhause gegen einen Gegner der seit Wochen nur verliert.
Aber was machen da die Bayern?
Gewinnen nicht. Verspielen ihrerseits die Chance auf Platz vier zu springen mit nur noch noch einem Punkt Rückstand auf die Plätze 2 und 3 und zwei auf die Tabellenführung.
Stattdessen bleibt alles beim Alten.
Ich mein‘, ok, wir haben einen Punkt auf die Nummer 2 im Norden gewonnen. Aber die hauen wir im Rückspiel in München ohnehin weg. Wird eben mal wieder Zeit. Wozu also Sorgen machen?
Nein. Sorgen muss man sich machen, dass die Bayern nach der Gala im Pokal offenbar immer noch nicht begriffen haben, wie man auf Dauer spielen muss, um die Bundesliga endlich so zu beherrschen, wie ich mir das vorstellen und wünsche.
Gegen den schwäbischen Krisen-VfB war das mal wieder zwei Klassen schlechter.
Natürlich gingen die mit Herzblut zur Sache. Der ganze Zirkus rund um dieses Spiel, der Marsch in die Kurve. Vor dem Spiel. Geschenkt. Mehr als Rufen im Walde war das nicht.
Als die Bayern nach 15-20 so etwas wie Einstellung zum Spiel fanden, war’s mit der Babbel’schen Herrlichkeit vorbei. Zwei, drei Aufreger gab’s im späteren Verlauf des Spiels noch. Das war’s.
Und die Bayern?
Meine Fresse. Was war das wieder für ein Fehlpassfestival. Im Mittelfeld. Da wo unser Hauptproblem liegt.
Timoschtschuk, van Bommel, Schweinsteiger und Müller. Einer schlimmer wie der andere. Nicht bei jedem über die volle Distanz und nicht jeder Pass landete beim Gegner. Aber schlimm war’s trotzdem anzusehen.
Und dann kommt ein Toni ins Spiel und mischt auf einmal die Offensiv-Szene auf? Wieso können das nicht alle unsere Stürmer? Reinkommen, draufgehen, Gefährlichkeit ausstrahlen?
Da sieht man offenbar den Unterschied zwischen Klasse und internationaler Klasse.
Was hat das alles aber mit meiner Überschrift zu tun?
Nix.
Aber ganz ohne Dusel hat man auf Dauer keinen Erfolg.
Allein heute.
Die Ex-Nr.1-im-Norden, der SV aus Hamburg, schießt ein 1:0, bei dessen Assist es eine Abseitsposition gibt. Knapp, aber vertretbar.
Beim FC Bayern schießt Luca T. ein nicht unverdientes 1:0. Es wird aber nicht gegeben, weil der Schütze nicht mehr im Abseits steht als Jonathan P. – Pech, oder? Naja. Zumindestens wurde die Fehlentscheidung in Hamburg mehr als ausgeglichen.
Was noch?
Die neue Nr.1 in eben jenem Landstrich lag schon 0:2 in Rückstand beim fränkischen Club aus Nürnberg. Bis, ja bis zur 93. Minute. Dann gelang den Zwischendurch-Tabellenführern der Ausgleich.
Dusel?
Aber sicher. Und so wichtig. Ansonsten wäre Werder – einen deutlichen Sieg (a la Frankfurt) der Bayern vorausgesetzt – nämlich hinter die Münchner zurückgefallen.
Solch‘ ein Dusel ist natürlich gut. Der des HSV und des SVW. Hätte Bayern – trotz Abseits – einen Sieg aus Stuttgart davogetragen, wäre dieser Bayern-Dusel (eigentlich gibt’s beide Worte nur in dieser Kombination, nicht wahr?!) selbstverständlich böse gewesen.
Noch ein Beispiel.
Kurz vor Schluss bringt Herr Hilpert Herr Müller im Strafraum zu Fall. Kein Elfmeter für Bayern. Obwohl M. von H. „klar zu Boden gedrückt wird“. Andererseits: Sowas wird in England oder in der Championsleague auch nicht gepfiffen.
Klarer Fall: Pech gehabt, Bayern.
So kann man es wohl zusammenfassen.
Abgesehen vielleicht von: Glück kann man auch erzwingen!
Wie in Frankfurt. Am letzten Mittwoch. Auch wenn da in keinster Weise Glück im Spiel war.
Aber die Einstellung stimmte. Über die vollen 90 Minuten. War heute nicht so.
Von daher haben wir uns heute mehr als die Tabellen-Verfestigung wohl auch nicht verdient.
Hätte schlimmer kommen können.
Glück gehabt, Bayern, oder?