Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa.

Schon komisch irgendwie. Wenn es dann soweit ist, ist man plötzlich ganz ruhig.

Völlig weg die Nervösität der letzten Wochen, die mehr oder weniger ausgeprägte Wut ob dieser Unterbrechung unserer schönen, jahrzehntelangen Siegesserie gegen die Hamburger.

Alles weg. Alles gut. So plötzlich. Mit dem Pfiff, der ein Spiel für gewöhnlich so beendet.

Vielleicht lag es auch an den Tränen des Thronfolgers, der sich, ob unseres Urschreis im Rahmen des Ribéry-Hammers, so sehr erschrak, dass er ein paar Minuten erst mal Abstand hielt und nur nach intensivsten Bemühungen von der eigentlichen Freude dieses Moments überzeugt werden konnte.

Wer weiß das schon. Trotzdem gab es kaum einen (fußballerischen) Moment in meinem letzten Jahrzehnt, der mich mit mehr Begeisterung, Befriedigung und Beruhigung erfüllte, als diese 78. Minute im ewig jungen Nord-Süd-Duell.

Und das nach all diesen bitteren Pillen der letzten Jahre. Ebenso bitter wie unnötig. Aber inzwischen so intensiv, dass einige Wirrköpfe sich schon dazu hinreissen ließen, den HSV als sog. Angstgegner für unseren FC Bayern zu klassifizieren.

Absurd.

Sicher. Wir hätten das Hinspiel nicht unbedingt verlieren müssen, wenn wir nur unsere Chancen genutzt hätten, aber in den Jahren zuvor hatte der Ausgang so ganz und gar nichts mit Angst und Gegner zu tun, sondern eher mit Schiedsrichtern.

Alles Geschichte. Wie auch das letzte Heimspiel, das vorletzte oder noch davor liegende Gastspiel an der Elbe.

Diese sog. Serie ist beendet. Und dies völlig zu Recht.

Zwar war der FC Bayern gestern nicht so stark zu gegen Juve, Bremen oder in Bochum. Aber wer wollte leugnen, dass es in unserer aktuellen Lage vielleicht wichtiger war einfach nur die drei Punkte einzufahren.

Von „unserer Lage“ zu sprechen und diesen Begriff eher negativ zu besetzen, mag für Aussenstehende immer noch befremdlich wirken, vor allem, da wir nun endlich wieder Tabellenführer sind.

Aber die Bayern hätten es auch gestern gegen den HSV wieder versauen können. Mit ihrer mangelhaften Chancenverwertung und den fast perfekten Einladungen zu Nordlicht-Toren.

Sowas geht eigentlich gar nicht.

Bis zum Tor von Ribéry musste man ja phasensweise erneut Bedenken haben, ob einige Spieler überhaupt Tabellenführer werden woll(t)en.

Gefallen hat mir das ganz und gar nicht. Über Minuten gab es ein Fehlpassfestival nach dem anderen. Zusammen mit dem Labbadia-Kickern zwar, aber trotzdem mehr als unnötig. Für meine, unsere Nerven.

Klar. Der Sieg war verdient. Er hätte aber gerne früher und deutlicher feststehen können. Allein, der HSV hat es nicht zugelassen. Und viele FCB-Spieler zeigten ebenfalls nicht ihre Topleistung. Unsere Flügelzange lahmte über nicht wenige Strecken des Spiels (und ja, ich werde wohl nie begreifen, wo sich die 2-3 freien Mitspieler verstecken, wenn Ribéry und Robben gedoppelt, gedrittelt oder geviertelt werden).

Hinzu kam, dass Schweinsteiger und van Bommel ebenfalls nicht über die vollen 90 Minuten die Defensive dicht hielten – der eine oder andere Konter rollte viel zu schnell auf’s Butt’sche Tor.

Zum Glück hatten die Hanseaten, bis auf den einen Trochowski-Schuss und den Ball auf der Latte, wenig Zielwasser getrunken, weshalb derlei Fehlverhalten folgenlos blieb.

In unserer Offensive nicht weniger Fragezeichen.

Gomez und Müller.

Manchmal denke ich wirklich, dass ich andere Spiele sehe. Natürlich war Müller bemüht, aber wieviele Fehlpässe waren das gestern wieder? Wie wenig Konzentration vor dem Tor? Da ist weiterhin Luft nach oben. Zum Glück kam es endlich einmal zu einer Auswechslung, Gegen Olic. Der mich aber ebenfalls nicht mehr so arg überzeugt, wie zum Ende der Hinrunde.

Nein. Aktuell macht es wohl eher das Kollektiv und die neue Effektivität aus. Zauberfußball war Januar, Anfang Februar. Jetzt ist März und Tabellenführung.

Teilweise schwierig zu entscheiden, was mir lieber ist.

Tabellenführung, damit endlich mal das Gerede des Boulevard und die ewig gleichen Phrasen des obersten Vertreters der sprachlichen Langeweile, Rene Adler (manchmal glaubte ich ernsthaft – wie bei weiland Helmut Kohl – man hat(te) das Interview-Band von der Vorwoche eingelegt), ein Ende finden kann?

Zauberfußball, damit wir weiter in der Dominanz und Demütigung des Gegners schwelgen können?

Die Wahrheit liegt wohl – wie so oft – in der Mitte.

Mit zauberhaften Einzelmomenten die Tabellenführung klar machen und ab jetzt nicht mehr abgeben!

Das könnte mir gefallen.

Dann könnte ich mich auch damit anfreunden, dass wir unsere Heimspiele gegen den HSV noch nicht wieder mit 6:0, 6:2 oder 6:2 für uns entscheiden…

Noch was?

Achja.

Die Schweinsteiger-„Attacke“, die zur späteren Auswechslung des Sportskameraden Rost führte, war natürlich keine Absicht (nur falls die üblichen Verdächtigen dies evtl. anführen wollten), sondern allein Kampf um den Ball und diesem muss sich Rost aussetzen, selbst oder gerade wenn er angeschlagen ins Spiel geht.

Zweitens zeigte der Sportskamerad Lahm seinem Gegenüber Demel, wie man mit einem Gegenspieler umgeht, der einen vorführt oder vorführen will. Trickreich war Elia nur für kurze Zeit aktiv. Danach kochte Lahm ihn mit einer astreinen Parade nach der anderen ab und der neue Wunderknabe sah keinen Stich mehr. Demel dagegen brannten nach dem (zugegeben etwas provokanten) Spielchen Ribérys die Sicherungen durch, was sich in einem dunkelgelb-würdigen Foul widerspiegelte. Was wiederum an eine köstliche HSV-Serie erinnerte, als man unter dem Übungsleiter Doll Woche für Woche Platzverweise kassierte…

Naja, lassen wir das mal alles ruhen und erfreuen wir uns an Folgendem:

Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey, hey!