Weisheiten #233

„Im Moment ist es so, wie es die Chinesen in der Industrie machen. Schauen, was die anderen machen, um es abzukupfern und dann mit mehr Geld und anderen Spielern den gelichen Weg einzuschlagen. Und schon ist man wieder besser. Im Moment reagiert ein bisschen Geld die Welt, aber wir werden trotzdem versuchen, weiter sehr unangenehm zu sein – unangenehmer als wir es gestern Abend waren.“

Jürgen Klopp, Antikapitalist

Hanseatischer Wille und Bayerischer Berg

Das Gastspiel unseres FC Bayern in Hamburg ist für mich immer ein ganz besonderes Spiel. Aus Gründen. Der Historie zum Beispiel. Himmel, was waren da für Spiele, respektive Enttäuschungen dabei.

Davon konnte am Samstag nach dem famosen 3:0-Auswärtssieg keine Rede (mehr) sein. Es war uns allen ein Fest. Und die drei Tore waren ja für den Hamburger SV noch geschmeichelt. Allein schon aufgrund der ersten Minuten nach dem Seitenwechsel.

Aber der Reihe nach.

Wie erwähnt, ich war ein wenig nervös. Würden wir diese ersten Zweifel nach der Niederlage gegen die Dusel-Leverkusener wirklich größer werden lassen? Würden wir jetzt tatsächlich die „Meisterflatter“ kriegen? Nachdem wir zuvor alles, einfach alles gewonnen hatten?

Ich hatte auch hier Zweifel, allerdings in die andere Richtung. Wie verrückt ist das denn? Man siegt und siegt und siegt und dann verliert man – zum ersten Mal in der Bundesliga – Punkte und schon soll das gesamte bayerischen Kartenhaus zusammenfallen?

Wie schnelllebig sind unsere Sportmedien geworden? Schlimm.

Inzwischen wissen wir: Keiner dieser Zweifel hatte eine Grundlage. Die Bayern spielen souveräner als zuvor und es macht mir und uns weiterhin einen bächtigen Spaß diesem Treiben zuzuschauen.

Ich hätte im Nachgang einiges dafür gegeben, allein die 10 Minuten vor und 10 Minuten nach der Pause live im hanseatischen Stadion mitzuerleben. Aber auch so war es ein Genuss.

Mit der erwähnten Grundstimmung und unter dem Eindruck der ersten 15-20 Minuten in diesem Spiel hätte man das nicht unbedingt erwartet. Die Fink-Kicker pressten lauffreudig und agil. Die Bayern kamen so nicht wie gewünscht in ihr Spiel. Muss man ja erwähnen dürfen, zumal jetzt jeder nur noch den Eindruck der kompletten bayerischen Dominanz im Hinterkof hat.

Nach dieser guten HSV-Phase aber übernahmen unsere Künstler das Kommando. Nix gegen den lieben Holger, aber wie sehr uns der Sportskamerad Alaba im Vergleich zu Herrn Badstuber auf der LAV weiterbringt, hat dieses Spiel hoffentlich allen Beteiligten final aufgezeigt. Hammer!

Nicht nur, dass Alaba läuft, als gäbe es kein Morgen, nein, seine Dynamik und seine Interaktion mit Ribéry ist schon Spitzenklasse. Ja, ja, „nur der HSV“ und „überfordert“ und „kein richtiger Gegner“ – alles richtig. Aber ausgerechnet dieser HSV war doch zuletzt so gut drauf und hat sich vom Tabellenkeller in die CL-Regionen zurück gekämpft. Oder? Eben.

Nein. Unsere neue / alte linke Seite ist wieder erste Sahne. Unsere rechte Seite ist weiterhin nicht schlecht, fiel aber am Samstag doch ein wenig ab. Unser Interview-Wortführer, äh Kapitän hatte weniger anzubieten als sein österreichisches Pendant. Und vielleicht auch deshalb war Herr Müller zunächst viel weniger im Spiel als Ribéry.

Aber auch und gerade im Fall von Thomas Müller ist dies komplett irrelevant. Ein Thomas Müller in der aktuellen Form ist – ebenso wie wohl Franck Ribéry – der beste Müller, den wir je hatten. Sein Spielwitz, seine Spielintelligenz und Spielweise sind eben auch ein Faktor für den aktuellen Erfolg.

Natürlich haben wir bisher nicht Barcelona im Championsleague-Finale mit 4:0 an die Wand gespielt, aber so wie wir heuer die Bundesliga angehen, lasse ich nicht in jedem Spiel diese Standard-Ausrede „wartet mal, bis die starken Gegner kommen“ gelten.

In der letzten Woche habe ich mich über diese Niederlage aufgeregt. Na klar. Aber ganz offensichtlich war sie das Beste, was uns passieren konnte. Für eine erneute und nachhaltige Fokussierung auf das Wesentliche:

Nichts kommt von allein. Auch und gerade beim FC Bayern!

Sauber. Hat sich dieser Gedanke tatsächlich in unser Team eingebrannt, steht uns eine rosige Saison bevor (zumindest national).

Einzelkritik?

Alaba, Müller, Ribéry – Extraklasse. Der Rest fiel kaum ab und überzeugte im Kollektiv. Ein Tor schöner als das andere und auch Herr Kroos hatte erneut ein besseres Spiel.

Euphorischer wird es nicht. Dafür ist das Spiel schon wieder zu lange her, habe ich schon wieder zu viel gearbeitet und freue ich mich vom Kopf her schon wieder zu sehr auf mein Gastspiel in München gegen Lille.

Diese Knochenbrecher will ich mir am Mittwoch mal aus der Nähe ansehen – ob Ribéry vielleicht geschont wird? Bis zu dem Zeitpunkt, wo wir ihn tatsächlich für einen notwendigen Sieg benötigen?

Hoffen wir das Beste – ich werde berichten!

Auf geht’s, Ihr Roten!

Von Arbeitsverweigerung, dem perfekten Aufbaugegner und jeder Menge Frust

Noch ein wenig angeschlagen vom Event-Sponsoren-Logen-Arena-Bloggertreffen-München-Trip, will ich mich erstens kurz fassen und zweitens dafür entschuldigen, nicht auf bisherige Kommentare zum Thema einzugehen.

Zu welchem Thema?

Dem gestrigen Spiel der Bayern. Gegen Hannover.

Denn zur Abwechslung passt obige Überschrift mal nicht perfekt auf den FC Bayern. Eher auf die Leine-Kicker.

Aber warum sollten die Bayern nicht auch mal das Glück haben, auf einen völlig überforderten Gegner zu treffen, der sich relativ früh in sein Schicksal ergibt? In letzter Zeit hatte der FC Bayern dieses Glück nämlich nicht mehr. Im Gegensatz zu anderen Teams – dieses Thema wird allerdings nicht weiter verfolgt.

Nein.

Insgesamt war das Spiel auch was ganz anderes als die Darbietungen zuletzt.

Weil Herr Lahm wieder hinten links den Laden dicht und nach vorne durchaus Druck entwickelte.

Weil Zé deshalb wieder gewohnt die Offensive antrieb und nicht defensiv gebunden war.

Weil ein Ribéry nicht anwesend war und sich somit keiner seiner Mitspieler auf dessen Durch-die-Wand-Taktik zurückziehen konnte.

Weil mal Bewegung im Spiel war.

Weil man sich auch durch einen – erneuten – 0:1-Rückstand mal nicht nicht entmutigen ließ.

Gut. Sehr gut.

Dass der Rest der Liga überwiegend auch mal wieder für uns spielte: Noch besser.

Natürlich gab es weitere angenehme Elemente des gestrigen Tages – auf die gehe ich aber gesondert ein.

Nein.

Das Spiel gegen Hannover war Balsam. Für die Bayern. Die Fans. Klinsmann. Für alle in unserem Laden.

Klar hatte ich Bedenken, als das 0:1 fiel. Aber erstens hatte ich aufgrund meiner, diesmal gesonderten Perspektive, klare Sicht auf die Umstände und wusste ich somit, dass es auf unserer rechten Seite einfach nur extremst rutschig war (von daher Lucio null Vorwurf, Herr Oddo hatte dort zuvor völlig unbedrängt einen Ball ins Aus gestolpert) – dem Schnee sei Dank und zweitens spielten die Bayern danach einfach weiter.

Die Vehemenz, mit der der Ausgleich erzwungen wurde, bestärkte mich daran, dass das was geben würde mit einem möglichen Befreiungsschlag.

Die Bayern legten in der Folge nämlich nach und weiter zu.

Selbst die größten Patienten im Kader trafen nach ewiger Enthaltsamkeit mal wieder das Tor. Sowas stört mich zumindestens nicht.

Der „Nachteil“ am Stadion-Besuch ist natürlich, dass man Abseitsentscheidungen, wie die gegen Herrn Podolski, nicht verifizieren kann (ausser vielleicht mit dem Objekt der Sponsoren-Präsentation – später auch hier mehr), aber so war ich zumindestens mal „echter Fan“ – gelle?!

Auf der anderen Seite auch wieder nicht.

Plötzlich sind wir wieder auf Platz 2.

Dass dies – zu diesem Zeitpunkt der Saison – so möglich ist, halte ich für verrückt. Und unnormal. Andere finden wiederum diese „tolle Spannung“ so dermaßen klasse, dass es kracht. Geschmackssache.

Mich nervt es nur, dass wir die Hoffenheimer immer noch nicht „überholt“ haben. Aber wieso eigentlich nicht? Wir sind Punkt- und Torgleich UND haben den direkten Vergleich g e w o n n e n. Zählt das nicht mehr?

Wie auch immer. Statistik.

Es gilt jetzt ohnehin weiter nachzulegen. Vier Punkte sind – zu diesem Zeitpunkt der Saison – schon auch ’ne Menge Holz. Vor allem, da wir gegen Hertha nicht mehr spielen werden. Und bis Platz 5 haben eben alle die gleiche Punktzahl. Ein Punktverlust gegen Teams wie Bochum oder gar Karlsruhe wäre da fatal und hätte sicher ein erneutes Durchreichen zur Folge. Nicht wünschenswert.

Sonst noch was?

Natürlich ist die Theorie gewagt, dass es ohne Ribéry beim FC Bayern besser läuft. Tatsächlich bin ich davon überzeugt, dass dies nur kurzfristig funktioniert (wie Zé auf der Lahm-Position) und wir stattdessen das Problem der Abhängigkeit von ihm und Lauffaulheit mit ihm in den Griff kriegen sollten.

Weitere, fehlende Aspekte des gestrigen Spiele dürft Ihr jetzt gerne hinzufügen… 😉