Die Bayern sind nicht Schalke oder Lautern

Gestern kam mir spontan die Idee zu diesem Bericht. Und zum Update meiner Vertragsseite.

Aufhänger war ein anderer Bericht über transfermarkt.de. Und was da im Hintergrund alles für Fäden gesponnen werden. Von Beratern (Lucio und Ribéry im Hinterkopf). Da hat man als schlechte Beispiele immer noch das Thema Rogon vor Augen…

Beim FC Bayern gibt es da offenbar keinen Grund zur Sorge. So zumindestens meine Recherche. Mehrere Spieler haben nur acta7 (Lahm, Rensing, Ottl, Niedermeier (z.Zt. VfB Stuttgart)) und IMG (Baumjohann, Kraft) unter Vertrag.

Lustig ist hier vor allem, wer bei den entsprechenden Firmen Berater ist und welche Spieler sonst noch so dabei sind.

Hinter acta7 steht z.B. Roman Grill, seines Zeichens Ex-Spieler des FC Bayern (gar UEFA-Pokalsieger 1996 – ohne ein einziges Spiel). Da wundert es bestimmt nicht, dass er auch Ex-Spieler wie Hargreaves, Trochowski, Feulner oder Steffen Hofmann (Ex-FCB II) berät. Lag ja nahe. Man kennt sich, man hilft sich.

Ähnliches bei IMG, zu deren Berater-Stab ein gewisser Jens Jeremies gehört und auch hier verwundert es nicht, Klienten wie Hasan Salihamidzic oder Robert und Nico Kovac zu finden.

Groß im Kommen scheint beim FC Bayern die Kögl & Partner GmbH zu sein, die – Bayern-Insider haben es sofort gemerkt – von Ludwig Wiggerl Kögl geleitet wird. Kögl, ebenfalls Ex-Spieler und Shootingstar der zweiten Lattek-Ära (1983-87), hat zwar aktuell aus dem Profikader nur Nachwuchskraft Thomas Müller unter Vertrag, aber allein vom FCB II vier weitere Spieler (Diego Contento (Außenbahn links, Linksfuß), Tom Schütz (Defensiv-Allrounder, Rechtsfuß), Mario Erb (Innenverteidigung, Rechtsfuß) und Stefan Rieß (defensives Mittelfeld, beifüßig)) – wer weiß schon, wieviele da den Sprung schaffen und seinen „Einfluss“ auf zukünftige Leistungsträger des FC Bayern vergrößert…

Naja. Sommerpausen-Spielerei.

Für die, die es brauchen, wäre allein diese Übersicht schon beeindruckend genug.

Beste Samstagabend – Unterhaltung!

Die ersten fünf Spieltage sind terminiert. Endlich möchte ich hinzufügen.

Und was kam dabei heraus?

Das der FC Bayern mal wieder die meisten Zuschauer zieht.

Vermutlich.

Wieso sonst sollte die DFL an den ersten vier Spieltagen zweimal die Bayern auf den Samstagabend-Sendeplatz legen?

Wie auch immer. Dann sind halt schnell nur noch vier dieser späten Termine übrig, ist der neuen – Pay-TV-optimierten – Bundesliga-Terminierung doch untersagt, mehr als sechs Flutlicht-Spiele am Samstagabend abzuhalten.

Habe ich doch korrekt mitbekommen, oder?

„Viel Spaß“ also allen – nur teilweise – fußballverrückten Familien…

400.000 schlägt 18.000.000?

Schon komisch. Irgendwie. Diese Sommerpause hält so manche Überraschung parat.

Nicht nur, aber für mich vor allem beim FC Bayern.

Klar. Es war schon länger bekannt, dass unser neuer Trainer ganz gut mit jungen Spielern kann.

Kritiker meinen, weil die den Mund nicht aufmachen – Visionäre dagegen denken, weil er sie besser formen kann, sie besser in seine flexible Philosophie passen.

Schon im letzten Jahr hatten wir einen Visionär am Ruder, waren wir (fast) alle euphorisiert. In diesem Jahr kommt mir das ähnlich vor. Allein, der Visionär hat sich woanders schon ausgetobt, sein Können bewiesen. Da wird der FC Bayern nicht noch einmal zur Spielwiese werden. Hoffentlich.

Worauf will ich aber hinaus?

Unseren Kader. Und van Gaals Umwälzungen.

Das vermeintlich „jüngste“ Opfer: Lúcimar Ferreira da Silva, genannt Lucio. Marktwert: 18 Mio. Euro.

Dieser Lucio soll durch einen gewissen Herrn Badstuber ersetzt werden (können). Marktwert: 400.000,- Euro.

Klingt auf den ersten Blick sehr wirr. Ein 20-jähriger aus der dritten Liga soll den Kapitän der Selecao – frischgebackener Confetti-Cup-Sieger – ersetzen?

Was ist der Grund dafür?

Er hat einen linken Fuß. Und den hat auf der IV-Position ausser ihm nur noch Abwehr-Allrounder Edson Braafheid. Gemäß van Gaals Definition. Links Linksfüßler, rechts Rechtsfüßler.

Demgegenüber schauen die bisherigen Stammspieler in der Innenverteidigung in die Röhre. Die sind alle nur mit rechts richtig stark. Somit konkurrieren hier neben Lucio (komischerweise steht im Transfermarkt-Profil: beidfüßig) noch Demichelis, van Buyten und Breno um einen Platz auf dem Feld.

25% Einsatz-Wahrscheinlichkeit.

Zu wenig offenbar für Lucio. Sein Berater scheint aktuell nicht weniger zu arbeiten als der von Ribéry und so sind die Gerüchte um ein mögliches Engagement beim Scheich-Club ManCity auf dem Tisch.

Sieben Millionen für einen 31-jährigen mit nur noch einem Jahr Vertrag?

Ich weiß nicht. Persönlich bin ich unentschieden. Lucios Verdienste sind unbestritten. Das eine oder andere Gegentor durch wildes, ungestümes aber vor allem konzeptloses Anrennen und daraus resultierende Konter stehen auf dem Soll-Konto.

Auf der anderen Seite:

Jeder Spieler ist zu ersetzen.

Warum nicht mal wieder einem jungen deutschen Spieler eine Chance geben? Topmotiviert und mit sehr guten Anlagen, geschliffen in der Gerland-Schule?

Ich vertrau‘ da jetzt mal van Gaal. Wenn das wieder nur eine Blase ist, ist uns ohnehin nicht mehr zu helfen…

Weisheiten #103

„Er hat es augenblicklich sehr schwer, weil sein Umfeld ihn stark beeinflusst und das können wir alle sehen. Darüber habe ich mit ihm gesprochen. Das Wechsel-Thema ist nicht gut für Franck, nicht gut für Bayern München und auch nicht gut für mich. Es muss bald vorbei sein. Wir müssen das Problem lösen. […] Viele Faktoren spielen dabei eine Rolle, nicht zuletzt das Geld.

Neu-Bayern-Trainer van Gaal, genervt.

Sieht so der Weg zum Titel aus?

1899 Hoffenheim – FC Bayern
FC Bayern – Werder Bremen
1. FSV Mainz 05 – FC Bayern
FC Bayern – VfL Wolfsburg
Borussia Dortmund – FC Bayern
FC Bayern – 1. FC Nürnberg
Hamburger SV – FC Bayern
FC Bayern – 1. FC Köln
SC Freiburg – FC Bayern
FC Bayern – Eintracht Frankfurt
VfB Stuttgart – FC Bayern
FC Bayern – FC Schalke 04
FC Bayern – Bayer Leverkusen
Hannover 96 – FC Bayern
FC Bayern – Borussia Mönchengladbach
VfL Bochum – FC Bayern
FC Bayern – Hertha BSC Berlin

Erinnert verdammt an die letzte Saison. Fünf „Hammer“-Partien an den ersten sieben Spieltagen (danach ein bißchen Luft, bis mit Stuttgart, Schalke und Leverkusen wieder Brocken anstehen). Schwere Kost. Aber zumindestens wissen wir dann wo wir stehen.

Weiterer Vorteil: Es war keine EM/WM. Und Lucio und Toni beim Confetti-Cup – die können kompensiert werden.

Eine mögliche Meisterschale in Berlin hat auch was. Beide nationalen Titel in der Hauptstadt. Smart.

Oder auch nicht.

Das ist ja das Gute an so einer Sommerpause: Alles Spekulation. Und am Ende muss man sowieso jedes Spiel gewinnen (wollen).

Bleibt nur zu hoffen, dass wir auf sowas verzichten, dann bin ich guter Hoffnung!

P.S. Das die ersten beiden Pflichtspiele der Saison in Sinsheim stattfinden ist auch nicht schlecht…

Der bayerische Niederländer

Ich bin weit davon entfernt, die bayerische Lebensweise als die meine zu bezeichnen. Bin ich doch Rheinländer. Es sei denn, es geht um das Thema Fußball. Da bin ich ja Bayer durch und durch.

In der letzten Woche war beim Platzhirsch in Bayern, in München, Saisoneröffnung.

Mit einem neuen Trainer. Wie vor 12 Monaten. Und jeder Menge neuer Spieler. Im Gegensatz zum letzten Jahr.

All das gefiel mir – irgendwie – besser als die Klinsmann-Begrüßung. Keine Ahnung warum. Vielleicht weil wir jetzt schlauer sind als damals?

Vielleicht weil von einem Luis van Gaal viel mehr Überraschungen präsentiert wurden, als es Klinsmann hätte schaffen können?

Allein, dass LvG so gut Deutsch sprach und vor allem, was er uns in unserer Sprache so alles mitzuteilen hatte, bestärkte meine Vorfreude auf die neue Saison.

Sicher.

Derlei hört man beim Start in eine neue Spielzeit an jeder Ecke und auf jedem Platz. Selbst Zé Roberto muss derlei jetzt über den SV aus Hamburg sagen…

Aber wie es unser neuer Übungsleiter fertig gebracht hat, z.B. dass Wort Arroganz, dass zumeist in negativer Weise mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht wird, mit positiven Aspekten zu besetzen, könnte mich glauben lassen, dass uns mit van Gaal tatsächlich eine etwas andere Saison als unter Klinsmann bevorsteht.

Warum?

Weil ich glaube, dass es nicht Worthülsen oder -Blasen sind, die wir da gehört haben, sondern das hinter ihm jede Menge Erfahrung und vor allem ein Konzept steht.

So ein Trainer kann Klinsmann durchaus auch einmal werden. Aktuell ist er es aber wohl noch nicht.

Der Punkt ist: van Gaal faselt nicht nur was von „Bayern bester Verein der Welt“ und „wir wollen in der nächsten Saison angreifen“ und „der CL-Sieg ist mein Ziel“ – nein, er sagt sowas:

Wie werden Sie spielen lassen?

Van Gaal: „Ich muss zuerst die Spieler beobachten und dann muss ich anschauen, wie sie auf mich und meine Philosophie reagieren. Dann muss ich ein Spielsystem wählen und dann kann ich sagen, welches System wir spielen. Aber ein ganzheitliches Prinzip ist meine Philosophie. Ich sehe den Fußballspieler nicht nur als einen Spieler, der den Ball von A nach B schießt, sondern auch wie einen Menschen, der durch sein Umfeld beeinflusst wird – und das Umfeld beeinflusst dann auch den Schuss.“

Sieht hier jemand Parallelen zu Klinsmann?

Mag sein, allein, van Gaal hat mit diesem Konzept, dieser Philosophie schon jede Menge Titel gewonnen.

Und am Ende des Tages kommt es darauf an.

Zumindestens beim FC Bayern.