Königlicher David oder 15 Minuten reichen nicht für ein Finale, Real

Was für eine Saison. Was für Höhen, was für Tiefen.

Am besten spart man sich die Höhen für das Ende der Saison auf. Ein Berg- und Talfahrt waren auch die beiden Halbfinale-Spiele gegen die Königlichen aus Madrid.

Ich hatte über die vollen 210 Minuten die Sorge, dass Real irgendwann Ernst macht, uns irgendwann einfach überrennt.

So wie in den ersten 15 Minuten am gestrigen Abend.

Was aber passierte in den restlichen 205 Minuten? Weniger als befürchtet und man muss abschließend einräumen, dass sich hier zwei gleichwertige Teams gegenüberstanden und sich kaum etwas schenkten.

Ein Elfmeterschießen im Rückspiel spricht da ebenfalls eine deutliche Sprache. Eine Sprache über Helden und tragischen Helden.

Aber der Reihe nach.

Was Real in den ersten 15 Minuten auf den Rasen von Santiago Bernabéu brannte, ließ mich sprachlos zurück. Sprachlos ob dieser Dominanz und unserer Hilflosigkeit.

0:2 lagen wir nach 15 Minuten hinten. Und unsere Defensive stolperte von einer Verlegenheit in die nächste.

Im Gegensatz zu vielen anderen Spielen in der Vergangenheit fing diese Elf aber an sich zu wehren. Wie groß muss da der Wille ausgeprägt gewesen sein? In einer solchen Situation.

Das erinnert irgendwie an 1975 oder 1976, als die Bayern in der Liga schwächelten, aber Landesmeister-Pokale in Serie gewannen. Bis dahin sind es zwar noch 90-120 Minuten, aber so wortlos wie ich am Anfang der Rückspiels war, so begeisterte mich diese Charakterstärke.

Natürlich darf Herr Robben seine Chance allein vorm Tor verwerten und Herr Gomez darf ruhig noch öfter direkt und ohne Ballannahme aufs Tor schießen, aber dass unser niederländischer Flügelflitzer sich den Ball beim Elfmeter schnappte, dass hatte was. Er wollte den Ball, er wollte das Tor, er wollte die Chance aufs Finale am Leben erhalten.

Mein Puls war am Anschlag, als ich sah, dass Casillas in die Richtung des Schusses sprang und seine Hände immer länger wurde. Nein, nicht schon wieder, Arjen.

Und dann: Drin! 1:2. Verlängerung wieder möglich.

Bis zum Seitenwechsel gestaltete sich das Spiel dann mehr als ausgeglichen. Ein 2:2 hätte fallen können, aber ein 1:2 lag ja ebenfalls im Plan.

Nach dem Seitenwechsel wurde es zunehmend ein Spiel der Nerven. Die Galaktischen hatten wohl plötzlich die Möglichkeit des Ausscheidens auf dem Plan. Und so spielten sie auch. Was unsere eigenen Schwächen überdeckte.

Ich bin mir natürlich total im klaren, dass sich in solch‘ einer Stimmung, die wir Bayern-Fans nun nach dem Erreichen des Championsleague-Finales – im eigenen Stadion! – haben, kritische Töne fast verbieten. Aber wieso sollte ich verheimlichen, dass mich Schlampigkeiten im Spiel immer noch wahnsinnig machen?

Nennt es die besondere Anspannung, aber nach jedem Fehler von Kroos, Gustavo, Gomez, Lahm oder wem auch immer etwas Derartiges unterlief, sah ich den Ball imaginär schon im Netz zappeln.

Da drehst Du durch.

Andererseits gab es – natürlich – auch jede Menge Licht.

Herr Lahm drehte zumindest gegen Ende des Spiels noch einmal mächtig auf. Herr Gustavo hatte ein paar
exzellente Steals (die nur leider von seinem miserablen Zweikampfverhalten überschattet wurden). Der Kroos‘ Toni zeigte einige gute Pässe, und unser Teilspanier im Sturm hatte es einfach recht schwer so allein auf weiter Flur.

Apropos Gomez.

Klar ist Gomez Weltklasse. Was allein die Torausbeute betrifft. Was wäre aber noch alles möglich, wenn er Bälle nicht so annehmen oder unter Kontrolle bringen müsste?

Zwei Tore hätte er in Madrid sicher machen können, vielleicht müssen. Und dann reden wir von keiner
Verlängerung und wahrscheinlich von keiner Gustavo- und erst recht von keiner Badstuber-Sperre.

Diese Sperren tun uns richtig weh. Sicher, Chelsea hat das auch zu verkraften, aber Badstuber ist einer der Spieler unserer Saison. Selten in der Geschichte des FC Bayern hat ein Spieler in einer Spielzeit einen solchen Sprung in seiner Entwicklung vollzogen. Dafür meinen Respekt. Und auch dafür, dass er nach seiner Karte unvermindert weiter machte. Immer weiter.

Der Plan ist nun diese Sperren zu kompensieren.

Contento – Boateng – van Buyten – Lahm?

Lahm – Boateng – van Buyten – Rafinha?

Unser Trainer wird die richtige Entscheidung treffen.

Zurück zum Licht.

Unsere Flügelzange hatte schon lichtere Momente, aber sie beschäftigen die königliche Defensive über die volle Distanz beider Spiele.

Ribery wollte dieses Finale. Robben merkte man die Galligkeit ebenfalls an. Gut so.

Vorne drin war Kroos für mich – wie erwähnt – durchaus mit Licht und Schatten. Ebenso wie der frische Thomas Müller.

Wir sind eben nicht Real und bringen einen Kaka von der Bank. Derlei ist medial und politisch in Deutschland und der Bundesliga nicht zu vermitteln. Warum? Weil die Bayern trotzdem ein Real Madrid niedergerungen haben. Segen und Fluch zugleich.

Um es zusammen zu fassen:

Die Schwächen einzelner Spieler wurde über das Kollektiv aufgefangen. Und Real Madrid vermochte es eben nicht uns entscheidend zu treffen. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass Real ins Finale wollte. Gerade beim zu erwartenden Gegner. Sie WOLLTEN. Aber sie KONNTEN nicht.

Weil die Mourinho-Kicker – ich wiederhole mich – auf den ersten richtig schweren Gegner der (CL-)Saison trafen. Eine andere Einschätzung fällt mir dazu nicht ein, sorry.

In der Verlängerung merkte man beiden Teams die Halbfinal-Spiele an. Der Wille musste die Entscheidung bringen – das Fleisch schaffte das nicht mehr.

Riberys Fleisch vor allem. Dessen Körner reichten nämlich nur für 90 Minuten. Etwas was ich viel eher von Lahm und erst Recht von Schweinsteiger erwartet hätte.

Respekt für diese Leistung, denn es war mehr als wichtig, dass wir dieses Spiel ins Elfmeterschießen brachten.

So richtig erklären kann ich es nicht, aber ich war mir sicher, dass Neuer es richten würde. Aus Prinzip. Weil es an der Zeit war, dass er neben dem Halbfinale in Gladbach ein weiteres Highlight setzen würde.

Was sind seine „Patzer“ in der Bundesliga wert? Seine Kollegen hatten genügend Chancen diese mehr als
menschlichen Dinge auszugleichen.

Einen richtigen Wert entwickelt man als Torhüter, wenn man in solchen Momenten Entscheidendes leistet. Wie lange war Oliver Kahn in München als er zum Titan wurde? Standen wir in seiner ersten Saison mit ihm im Finale der Championsleague?

Ihr haltet dies für nicht vergleichbar? Was ist daran falscher als die Vorwürfe gegen ihn, er dürfe keine Fehler machen und der Verein hätte dies den Fans auch versprochen?

Unfassbar wie er die ersten beiden Elfmeter von Ronaldo und Kaka entschärfte. Nicht minder unglaublich, wie lässig Kroos und Lahm vergaben. Perfekt wurde dieses Drehbuch ohnehin erst als uns derBastian ins Finale schoss. Wahnsinn. Explosion. Ein Hauch von 2001. Pure Freude.

Pure Freude auch – und jetzt komme ich zum Höhepunkt dieses Beitrages – wie ein David Alaba spielt. Eine Verlegenheitslösung in der Abwehr wird zum größten Gewinn des FC Bayern seit Müller und Badstuber 2010.

Allein sein Sololauf über den größten Teil des Platzes hätte ein (Robben-)Tor verdient gehabt. Der Typ geht so steil, dass ich ihm nur alles erdenklich Gute für die Zukunft wünschen kann. Was auf den nach dieser Saison einbrechen wird, muss man mit 19 Jahren erst einmal verkraften.

Welch‘ ein Satz, wenn ich schreibe, dass die Abwesenheit von Alaba neben Badstuber eine massive Schwächung des FC Bayern im Finale bedeuten wird.

Aber es hilft ja nichts.

Wir werden – sehr wahrscheinlich – erneut mit elf Spielern im Finale antreten. Unsere Offensive erscheint lückenlos zum Dienst und muss eben dafür sorgen, dass wir in diesem einen Spiel, ganz ohne Hin- und Rückspiel und ohne Auswärtstore und Taktik, ein Tor mehr erzielen als Chelsea. Punkt.

Und jetzt bitte alle einmal durchatmen. Ich reise morgen zum VfB-Spiel nach München – die Atmosphäre wird gelöster sein als erwartet und ab sofort beginnen ohnehin die Vorbereitungen auf unsere beiden Pokalendspiele.

In diesem Sinne:

Auf geht’s, Ihr Roten! Weiter, immer weiter!

Elftal gegen Selecao

Heute starten die Viertelfinalspiele bei dieser WM.

Die Holländer (jaha, Niederländer) gegen die Brasilianer. Eines dieser vorweggenommenen Endspiele.

Elftal gegen Selecao.

Für wen hier mein Herz schlägt ist völlig klar.

Bestimmt nicht für diese dauergrinsenden sogenannten Zauberfußballer vom Zuckerhut, die inzwischen europäischer spielen als die Europäer.

Nein.

Los Arjen, zeig‘ Kaka, Lucio und Co. wo der Hammer hängt!

Das große Rad fängt an sich zu drehen. Das ganz große Rad.

Meine Güte. Was eine Hängepartie. Über wieviele Monate hat sich das Thema Kaká zu Real Madrid jetzt hingezogen? Und am Ende hat dann Real doch gewonnen. Einfach mehr Geld auf den Haufen geworfen.

Ich kann nicht abstreiten, dass mich das irgendwie an den FC Bayern erinnert. Also jetzt auf kleinerem Level. In Deutschland. Oder so.

Kaum ist Herr Perez zurück auf der Kommandobrücke der Königlichen, geht das Geldausgeben wieder los.

Spontan holt er sich selbst mal den zweiten Platz der ewigen Transferrekorde. Geschätzte 65 Millionen gehen an den AC Mailand. Und der knickt ein. Obwohl er selber jede Menge Geld im Rücken hat.

Was der jetzt mit dem Geld macht ist klar. Investieren. Macht ja ein VfB nicht anders. Wildert nach Bayern-Manier in der Bundesliga oder sonstwo. Nur, dass das allein beim FCB verwerflich ist. Geschenkt.

Der FC Bayern soll im Übrigen der nächste Betroffene der Perez-Einkauftour auf dem Weg zu den Galaktischen 2.0 sein. Das Objekt der Begierde: Franck Ribéry.

Klar. Eine Saison in der Championsleague und schon sind wir wieder im Fokus. Und bei Real gibt’s jede Menge Nachholbedarf. In Sachen Fokus. Das nagt am Selbstverständnis dieses Klubs. Wenn man längere Zeit mit der Entscheidung dort – zu Recht – nichts zu tun hat.

Und so wird es also auch bei uns eine ähnliche Hängepartie geben. Meine Meinung. Vielleicht geht aber auch alles ganz schnell.

Ist unser Franck mehr wert als Kaká? Werden wir mehr als dessen 65 Mio. Euro erzielen können? Mehr als 40 Mio. Euro Gewinn mit diesem Transfer erwirtschaften können?

Und wie sollen wir den kleinen Franzosen ersetzen? Mit den Bank-Holländern der spanischen Hauptstädter? Die sich zu fein für den FC Bayern sind?

Mal abwarten, wie lange sie ihre Abneigung durchhalten. Oder wen die KHR, UH, LVG – Truppe alternativ sonst noch so aus dem Hut zaubert.

Ich muss ehrlich sagen: Diese Sommerpause ist die spannendste, an die ich mich erinnern kann. Noch spannender als 2007. Allein weil wir auch den Wechsel auf der Trainerbank und im System verspüren werden.

Hach.

Der – ichmüsstedringendmalwiederwasbloggen – Beitrag

Mal ehrlich. Das geht so nicht weiter. Seit Tagen will/muss ich was bloggen und ich komm‘ einfach nicht dazu.

Stattdessen werden die Themen wahrscheinlich längst von euch selbst durchdiskutiert… 😉

Ich müsste…

…was zum Thema Kaka und ManCity,
…was über die Gerüchte rund um Ribéry und Milan (oder auch nicht),
…was über de Jong und ManCity,
…was über van Bommel und den HSV(oder?),
…was über das, sich dem Ende neigende Zeitalter der russischen Oligarchen, die sich Fußballvereine zum Vergnügen halten,
oder
…was über deren Nachfolger, die Scheichs, schreiben.

Müsste.

Schaff‘ ich aber nicht. Nicht, wenn ich nebenbei noch berufstätig bin. 😉

Ok, dann vielleicht doch ein paar Zeilen.

Ich fand es gut, dass Kaka ManCity abgesagt hat. Dies hat mich aber verdächtig an die Story rund um Gattuso erinnert, der ja seine Liebe zu Milan damals plötzlich wiederentdeckt hat (nach einer kleinen Gehaltsnachbesserung) und nicht zum FC Bayern kam.

Ferner fand ich es nicht schlecht, wie UH, in seiner typischen Art, auf die Gerüchte rund um einen Ribéry-Abschied reagiert hat (mit 150 Mio. kann man schon ’ne Menge machen…).

Und was van Bommel und den HSV betrifft: Das wäre vor allem ein Problem für die HSV-Fans.

Mal wieder gäbe es diesen Interessenkonflikt. Spieler vom Erzrivalen darf man nicht gut finden. Interessant fänd ich es aber schon, wie dann die Reaktionen ausfallen würden, wenn MvB in Hamburg die erste rote Karte für übertriebene Härte bekäme…

Wie auch immer.

Ich glaube, dass die Zahlen, die aktuell aus dem ManCity-Umfeld in die Fußballwelt schwappen, das letzte Aufbäumen einer schon längst vergangenen Zeit sind.

Für wie viel will Abramowitsch sein Spielzeug jetzt verkaufen? Für 1,- Euro? Mit wie viel Schulden im Gepäck? 800 Mio. Euro?

Warten wir’s ab. Es bleibt spannend.

P.S. Auch geil find‘ ich übrigens, dass wir jetzt im Fall Podolski den Spieß ein wenig umdrehen:

Beim Weiterverkauf (der natürlich in den Herzen und Köpfen der Kölner niemals stattfinden wird), kassieren wir mit.

Klasse verhandelt, Uli.