Von Kommerzbloggern, IP-TV, Logen, Elvis und starkem Bier

Ich bin ein Kommerzblogger.

Würde ich mal vermuten. Zumindestens in den Augen diverser „Teilnehmer“ der Blogosphäre. Weil ich eine Einladung zu einem Event eines kommerziell orientierten Unternehmens der Telekommunikationsbranche angenommen habe. Zu einem Event, auf dem ein Produkt vorgestellt wurde, bei dem auch noch das böseste aller Unternehmen überhaupt (bevor Google das wurde) mit im Boot ist. Software-technisch.

Schlimm. Wie kann man nur. Für viele bin ich jetzt wahrscheinlich erledigt. Aber total. Und zwar für alle Zeiten!

Abwegige Theorie? Bei Kai gehen einzelne Kommentare aber offenbar in diese Richtung.

Jeder ist in seiner Meinung natürlich völlig frei, aber: Hallo?! Ich bin schon groß. Darf ich selbst entscheiden, was ich zu tun oder zu lassen gedenke? Ich lasse mir nicht vorschreiben, was ich denke. Auch nicht, wenn ich von einer Agentur oder einem Unternehmen zu solch‘ einer Veranstaltung eingeladen werde. Aber ich nehme teil, um mir eine Meinung zu bilden.

Gerne will ich auch zugeben, dass ich es nicht getan hätte, wenn es kein Bayern-Spiel gewesen wäre, nicht in der Arena und nicht dort in einer Logo stattgefunden hätte. Ist das nachvollziehbar? Irgendwie? Ich bin Bayern-Fan. Was soll ich woanders?

Des Weiteren halte ich es für ein Gebot der Höflichkeit, dass man sich bedankt, wenn man eingeladen wird – wozu und in welchem Umfang auch immer. Sowas nennt man Kinderstube. Und zwar eine gute. Persönlich habe ich dies am Samstag bereits getan. Ob ich es dann auch noch in meinem Blog und über einen allzu freundlichen Beitrag tun muss, ist etwas ganz anderes…

Nicht das ich das müsste, aber hier mal kurz eine Aufstellung über das Sponsoren-„Geschenk“:

Bezahlt, bzw. geschenkt wurde mir Folgendes:

– Flug: ca. 80,- Euro
– Tagesticket MVV (Samstag): 10,-
– Eintrittskarte Loge/Spiel…
– Catering Loge…
– Benutzung T-Home-Decke…

Selbst getragen habe ich dagegen:

– Hotel: ca. 90,- Euro
– Einzelfahrt Flughafen MVV (Sonntag): 9,20
– Catering Bloggertreffen…

Wahnsinn. Ist das jetzt schon ein Fall für Transparencynow?

Aber was reg‘ ich mich auf. Würde nur den persönlichen Gesamteindruck stören. Meinen Gesamteindruck.

Auf der anderen Seite: Vielleicht habe ich ja selbst schon derlei ätzende Kommentare abgegeben. Im Rahmen des Bloggertreffens machte mich nämlich Markus noch einmal auf die Umstände, Reaktionen und Kommentare rund um die Coca-Cola-WG während der 2006er-WM aufmerksam. Er war nämlich dabei. In der WG. Persönlich will ich derartige Kommentare nicht ausschließen, aber bestimmt nicht so ideologisch…

Wie auch immer.

Ich hatte Spaß. Wie wir wohl alle. Und dafür will ich mich auch nicht weiter rechtfertigen.

Kommen wir also mal zum Kern der Präsentation und somit dem Event: Dem Produkt. T-Home Entertain.

Sagen wir es mal so: Dem IP-TV gehört die Zukunft. Die Zeiten der passiven Berieselung, ohne auf das Programm und das, was man wirklich sehen will, Einfluss nehmen zu können, gehören in eben dieser Zukunft der Vergangenheit an. Meine Meinung.

Die Lösung, die hier Microsoft und T-Home auf die Beine gestellt haben, ist ferner ’ne feine Sache. Genau nach meinem Geschmack. Wenn ich noch die Lebensumstände von vor einigen Jahren hätte. So ohne Kind und mit jeder Menge Freizeit, die ich für mich selbst „verbrennen“ kann.

Denn diese Zeit bräuchte man, um all die Features von T-Home Entertain zu nutzen: Zeitverzögerten Anschauen von Live-Spielen, Archive voll mit Fußballspielen, jederzeit zum Anschauen bereit. Über 200 Programme, und, und, und.

All diese Dinge kann (und will) ich aber gar nicht nutzen. Ich hab‘ die Zeit nicht.

Zeit habe ich Samstags von 15:30 bis 17:15. Oder so. Oder Sonntags von 17:00 bis 18:45. Plus Zusammenfassung. Und das war’s. Davor und danach beschäftige ich mich mit all den anderen Dingen meines Lebens.

Punkt 2 und da war ich mir mit fast allen Fußballbloggern spontan einig: Wenn ein Spiel vorbei ist, interessiert mich nur noch das Ergebnis und die Zusammenfassung. Ich will nichts live sehen, was nicht live ist. Das ist ’ne Kopfsache. Ich war auch noch nie jemand, der – um die Spannung nicht zerstören wollte – früher keine Ergebnisse erfahren wollte, bevor er die Sportschau geschaut hatte.

So’n Quatsch. Aber es gibt trotzdem genug, die genau so denken. Und das ist ja auch gut so.

Am Ende kommt natürlich noch das Geld ins Spiel.

Für T-Home Entertain müsste ich den Telefonanbieter wechseln und den Kabelanschluss kündigen. Wäre ja alles im Paket mit drin. Und somit vielleicht sogar günstiger (Details wurden uns vorgerechnet, in der Summe (inkl. Bundesliga-Paket) kommt man wohl auf 50-60 Euro (im Monat) – Telefon, Premiere und ish sind zusammen teurer). Aber 1.) läuft Kabel bei uns über die Hausgemeinschaft, dass kann ich gar nicht kündigen und 2.) hat T-Home keinen Pokal und keine CL im Portfolio.

Fazit: Gutes Produkt, für mich und meine Umstände aber aktuell nicht passend.

War das jetzt politisch korrekt genug für mich als Blogger?

Gut. Dann zum zweiten und dritten Aspekt dieses Tages: Loge und Bloggertreffen.

Aus anderen, beruflichen Gründen, war ich Anfang 2007 schon mal Gast in der T-Com/T-Home Lounge. Der Besuch in der Loge war da eine Ergänzung, die ich sehr genossen habe. Das Drumherum, Catering, Bewirtung, ein Bayern-Spiel von dort zu schauen, war für mich persönlich schon was Besonderes.

Details rund um Anreise, Loge, Spiel und Bloggertreffen habe ich ja schon über Twitter und Twitpic zum Besten gegeben, damit will ich nicht erneut langweilen.

Es gibt Schlimmeres, was man Samstags um diese Zeit machen kann. Hierfür noch einmal danke (jetzt ist’s aber gut 😉 ).

In diesem Umfeld dann auch noch mir bekannte und unbekannte Blogger (wieder) zu treffen, rundete das Ereignis dann ab.

Ist es doch immer wieder erstaunlich, wie schnell man sich näher kommt, wenn man sich persönlich trifft. Da sind sich plötzlich Bayern-, Bremen-, Nürnberg– oder Bochum-Fans und -Blogger mehr als sympathisch (eine Auswahl – im Grunde waren wir uns alle gleich sympatisch…).

Fleissig wurde diskutiert, gefrotzelt oder einfach nur Meinungsgleichheit hergestellt. Bestechend, wie harmonisch abseits von Blogs alles über die Vereinsgrenzen sein kann…

Die Fortsetzung dieser Stimmung fand sich im Rahmen des Bloggertreffens. Des zweiten, dass ich mit Fußballbloggern erleben durfte.

Die Location hatte der liebe probek organisiert. Kurze Zeit nach Eintreffen war ihm das wohl schon ein wenig unangenehm. Was an „Shawn und Shannon“ gelegen haben mag. Ein Traumduo, dass dem Haidhausener Unionsbräu so richtig einheizte.

Sicher. Mir sind jetzt die urbayerischen Gebräuche und Riten nicht soo vertraut, aber ich ließ mir versichern, dass ein alternder Cowboy mit Hut mit dem aktuellen Starkbieranstich nix zu tun hat. Na dann… 😉

Realsatire wurde es, als – wie ich aber erst hinterher realisierte – „Shawn“ zu „Elvis“ wurde (und später wieder zu „Shawn“) und die folgenden 1,5 Stunden dessen Klassiker schmetterte!

Herrlich. Und das mein‘ ich jetzt total ernst. Wir hatten auf jeden Fall jede Menge Spass. Wie Bolle. Ob die MittvierzigerInnen, die zu Elvis‘ Klängen (vergeblich) bemüht rhythmisch ihrer Begeisterung für den King auszudrücken, bemerkt haben, dass wir sie nur bedingt „anfeuerten“?

Selten habe ich in München, bzw. Bayern soviel gelacht. Auch die Blogger-Gespräche betraten, je später der Abend wurde, noch weitere metaphysische Ebenen… 😉

Tiefergehende Details werden nicht verraten, waren sie doch teils privater Natur oder verbietet es sich, sie, ob des Zustands der einzelnen Blogger preiszugeben… 😉

P.S. Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass sich Gerd Müller in der Arena von mir persönlich verabschiedet hat? 😉

P.P.S. Bin natürlich mal wieder ((un-)angenehm?) aufgefallen. Aufgrund meiner chronisch perfekten Organisation (Verbindungen, Abfahrtszeiten, Zeitpläne, Richtungen, etc.)…

Was für ein Wochenende!

Erst versemmeln die Bayern am Freitag unnötigerweise den Auftakt in die Rückrunde. Dann muss ich mir das Sportstudio anschau’n (weil ish in Bonn Samstag teilwseise Totalausfall hatte, ich somit den Schluss der Konferenz und die Premiere-Zusammenfassung verpasste) und dabei feststellen, dass ich mich in eine Hoffenheim-unkritsche Werbeveranstaltung verirrt habe. [1]

Im Rahmen dieser Dauerwerbesendung dürfen wir dann erneut den klugen Ausführungen des Dozenten Rangnick lauschen, der uns darüber aufklärt, dass das Foul seines Neu-Stürmers SaNOGO vor dem 2:0 weder eines war, noch dass dieser anschließend den Ball mit der Hand mitnahm und man sich „in England noch nicht einmal darüber unterhalten würde“.

Vielen Dank, Ralf. Derart hätte ich gerne im Zusammenhang mit Tonis regulärem 1:0 gegen die Rautenkicker gehört und vor allem im Verhalten des Schiedsrichters bemerkt.

Soviel übrigens noch einmal zum Thema „Bayern-Bonus“.

Einen Tag später beglückwünscht er SaNOGO zusätzlich zu „einem super Einstand“. Da kann man sich ja nur anschließen.

Des Weiteren würde mich interessieren, was all die van-Bommel-„Experten“ zum Foulverhalten von Hoffenheim-Kapitän Teber zu sagen haben. Mhm.

Bitter übrigens auch, dass man in der ASS-3D-Animation noch einmal vor Augen geführt bekommt, dass der Ball von Klose tatsächlich und im vollen Umfang die Linie überquert hatte…

Vielen Dank, dass hat es am späten Samstag abend noch gebraucht. [2]

Am Sonntag ging’s dann direkt weiter.

Pokalauslosung.

Bayern muss nach Leverkusen. Na Bravo. [3] Und der HSV? Erwischt tatsächlich das schwächste Los im Topf. Noch dazu zu Hause. Glückwunsch. Mehr Glück geht nicht an einem Wochenende… 😉

Neben plötzlich auftretenden MuD-Beschwerden, gab es aber doch auch noch positive Nachrichten (auch fernab des Fußballs):

Kroatien ist im eigenen Land im Handball-WM-Endspiel gescheitert. Perfekt. Genauso hatte ich mir das gewünscht. Hinzufügen muss ich, dass ich seit dem Olympia-Endspiel 2004 persönlich ein ganz spezielles Verhältnis zu den Kroaten pflege. Danke, Frankreich.

Und dann les‘ ich – bislang noch nicht offiziell bestätigt – dass die Bayern es tatsächlich geschafft haben, einen der stärksten 6er, die ich in den letzten Jahren auf dieser Position bewundern durfte, zu verpflichten:

Anatoli Tymoschtschuk wechselt im Sommer ganz offensichtlich zum FC Bayern.

Im Gegenzug soll somit der Abschied von Mark van Bommel feststehen. Zum HSV? Das wiederum ist ein anderes, mehr als interessantes Thema

[1] Damit die üblichen Verdächtigen nicht wieder aufheulen: Ich bin generell gegen solche ran-typischen Veranstaltungen, wo man jede kritische Frage vermeidet, um nicht von den zumeist angetrunkenen „VIP“-Fans ausgepfiffen und angepöbelt zu werden – auch wenn’s in der Allianz-Arena oder bei einem bayerischen Sponsor gefüllt mir Bayern-Fans wäre.

[2] Erwähne es nur noch einmal für die nächste Dusel-Diskussion.

[3] Sollten wir in Zukunft darauf hinwirken, weibliche FußballerInnen als Losfee abzulehnen? 😉

Das hat's noch gebraucht

Wenn irgendjemand noch nicht gewusst hätte, was derLehmann so für ein Charakter ist, haben seine Aussagen über den EM-Final-Schiedsrichter Roberto Rosetti da hoffentlich Klarheit geschaffen.

„Je mehr ich an das Endspiel denke, desto wütender werde ich. Mit dem Schiri war etwas falsch. Man muss sehr vorsichtig sein. Aber das Mindeste was man sagen kann, ist: Der Schiedsrichter war parteiisch. […] Er hat gegen die Spanier eine Rote Karte nicht gezeigt […] Ein Handspiel gegen uns hat er auch nicht gepfiffen.“

Sicher doch. Und wie war das mit Deinem eigenen Handspiel ausserhalb des Strafraums, Jens?

Das ist schon bitter, wenn man mit Niederlagen so schlecht umgehen kann. Vor allem, wenn sie dermaßen verdient waren wie gegen die bärenstarken Spanier.

So nach und nach merkt man durchaus, was man phasenweise an einem Oliver Kahn hatte. Stichwort 2002.

Anyway.

Vieles im Leben spricht halt für sich…

Die eierlegende-Wollmilch-Pay-TV-Sau

Unter Woche gab’s ja dieses „Skandal“-Urteil des Bundeskartellamtes zum Thema TV-Vermarktung. Mir brannte es schon länger unter den Fingern dazu mal ein paar Worte zu verlieren.

Mir geht’s auf die Nerven.

Beide Seiten jetzt.

Die eine, die öffentlich-rechtliche, jubelt, die Zukunft des Fußballs für die echten und wahren Fans gerettet zu haben, sprich‘ sie sind froh, dass sie wohl weiter zu überhöhten, gebührenfinanzierten Tarifen ihr Old-School-Produkt Sportschau am Leben halten können.

Die andere, die Liga-Funktionäre, beschwören den Weltuntergang herauf. Und beschweren sich über die „Einmischung“ dieser Behörde und dass die doch gar nichts zu sagen hätte…

Im Grunde spiegelt sich bei beiden Parteien doch nur die nackte Angst wider. Es geht um’s Geld. Was sonst.

Mit dem Premium-Produkt Bundesliga lässt sich eben Geld verdienen und aus Sicht fast aller Beteiligten ist der Bogen noch lange nicht überspannt.

Der dritte im Bunde ist das Pay-TV. Denen geht ebenfalls der Arsch auf Grundeis. Denn irgendwie kommt man wohl immer noch nicht richtig in die fette Gewinnzone. Weil die doofen Deutschen partout nicht in Scharen die 19,90 Euro für die Bundesliga zahlen wollen.

Daher der Ansatz, Berichte im Free-TV deutlich nach 20:00 senden zu wollen.

Aufschrei allerorten.

Hier beißt sich die Katze imho jetzt in den Schwanz.

Beispielsweise (aber nicht nur) von den Bayern-Funktionären höre ich immer wieder Gefasel über Zentralvermarktung, Einzelvermarktung, Parallele Wichtigkeit des Pay- und Free-TVs mit seinem Urgestein Sportschau. Wegen der Präsenz der Sponsoren – blah, blah, blah…

Leute!

Man kann nicht alles haben!

Einen semi-seriösen (und refinanzierten) Globalvertrag mit dem Ex-Pleitier Kirch und gleichzeitig alle Fans (und großen Sponsoren) mit der Sportschau mit 80er-Jahre-Sendezeiten zufriedenstellen.

Warum versteht das niemand?

Obwohl. Das wissen die wahrscheinlich ganz genau. Allein die Kirch-Summe trieb der versammelten Mischpoke mal wieder die (Freuden-)Tränen in die Augen. Da blieb der Verstand aussen vor.

Zu dumm.

Ganz ehrlich. Das aktuelle Modell ist in Ordnung für mich.

Für diese Saison habe ich ja auch noch die Ermäßigung, Bundesliga und Championsleague zusammen für die rund 20,- Euro zu sehen. Free-TV ab 18:30 ist doch ebenfalls nicht schlecht.

Die Hauptprobleme sind eine permanent profilierungssüchtige DFL und die schwindsüchtigen Finanzen der meisten Vereine, die inzwischen existenziell auf die TV-Einnahmen angewiesen sind, um sie zumeist direkt wieder in die Taschen der Berater und Spieler weiterzutransferieren…

Ein Tick zu sozialkritisch?

Nein. Einfach nur mal die eigentlich doch so offensichtlichen Kausalitäten aufgezeigt.

Jemand anderer Meinung?

Klinsi, Bayern und jede Menge Drogen um Mitternacht!

Eigentlich sollte dieser Beitrag schon gestern geschrieben werden. So hatte ich mir das zumindestens gedacht.

Egal.

Und eigentlich wollte ich auf diese Themen gar nicht eingehen, weil es viel zu durchsichtig und lächerlich war. Nur einige, wenige Meldungen haben es allenfalls nach Twitter geschafft.

Ich kann ja verstehen, dass rund um das Getafe-1:1 die Frustration groß war. War sie bei mir auch. Aber welche Drogen veranlassen Herrn Kahn dazu, zu behaupten, dass die Anwesenheit eines Jürgen Klinsmann, in welcher Form auch immer, Einfluss auf das Spiel genommen hat?

„Wir sind auf dem Weg zu drei Titeln, da schadet jede Ablenkung. So etwas habe ich in meiner Karriere noch nie gehört oder erlebt, dass ein Trainer, der erst ab der kommenden Saison in der Verantwortung steht, schon in der laufenden Saison auf der Tribüne sitzt. Ich halte das für keinen guten Stil. Das macht man nicht.

Achso.

Und weil der da saß, haben sich die meisten Bayern-Spieler rund um das Gegentor bis auf die Knochen blamiert?

Mit Verlaub, Herr Kahn, das ist Schwachsinn!

Das wäre ja schon schlimm genug gewesen, aber nein, am späten Freitag abend zappe ich aus Versehen, kurz vor meinem persönlichen Sendeschluss, auf’s DSF und bin erstaunt, mal kein nackte Haut zu sehen. Stattdessen DSF Aktuell. Mit der Moderatorin Andrea Kaiser. Ok. Mal schnell noch ein bißchen Bundesliga-Schonkost vorm Schlafengehen. Und dann sah ich etwas, was ich seit Jahren im TV nicht mehr gesehen hatte.

Ich geh‘ mal davon aus, dass ich da eine Aufzeichnung gesehen habe und dass die Nachtschicht nur aus Versehen das falsche Band eingelegt hat. Oder war das gar live? Dann müsste ich Frau Kaiser Respekt zollen.

Trailer. Anmoderation. Irgendwas vom „Bayern-Chaos“, oder „-Zoff“, oder sonstwas was man zum FCB aus der Schublade holt. Und nach zwei, drei markigen Sätzen kommt Frau K. völlig aus dem Tritt und bringt mich erst dazu, die Sendung bewusst zu verfolgen. Frau K. verhaspelt sich, macht den Stoiber, wedelt wild mit den Händen und fleht zur Regie: „Nein. nein. Nochmal. Gleich nochmal“. Schweigen und glänzende Augen, die gefühlte 3 Minuten in die Kamera starren. Real waren es ca. 10-12 Sekunden. Blende. Trailer, die zweite. Frau K. vor gleicher Kulisse. Die gleichen Sätze, diesmal ohne Versprecher. Ich dafür umso wacher. Worum geht’s bei dieser Sendung überhaupt?

Um Klinsi. Und ein bächtiges Mashing.

So aus Prinzip. Aber man zitiert ja eigentlich nur all seine vielfältigen Kritiker. Schon klar.

Da wäre also Kahn (siehe oben). Dazu dann noch Herr Dreher. Der sich enttäuscht und übergangen fühlt. Na dann.

„Die ganze Situation ist enttäuschend. Das ist ein Schlag ins Gesicht. Ich bin 14 Jahre hier, habe mir nie etwas zu schulden kommen lassen.“

Worum geht es Herrn Dreher hier? Um die Nachfolge des ausscheidenden Torwart-Trainers Sepp Maier.

Und deshalb gibt’s beim FC Bayern ein Chaos?

Na dann wollen wir mal, liebes Boulevard.

1. Lieber Herr Dreher, Herr Junghans kam nicht aus der Luft zum FC Bayern. Der wurde vor der Saison angestellt (da war Klinsi noch in Kalifornien und Herr Hitzfeld der Heiland), um in dieser Saison neben TT Maier Praxis beim FC Bayern zu sammeln und diesen dann 2008 zu beerben. Das stand schon 2007 fest (deshalb ist hier von Ihnen auch nicht mehr die Rede)! Ist das jetzt irgendwie für sie neu, Herr Dreher? Herr Klinsmann hat hier nur eine Entscheidung des Vereins für die nächste Saison bestätigt. Punkt. Noch Fragen?

2. Lieber Herr Kahn, Ihr Chef, Herr Rummenigge, hat zu diesem Punkt gestern ein interessantes Interview gegeben. Hier ein Auszug:

„Ich habe die ganze Aufgeregtheit nicht verstanden. Die Mannschaft wusste gar nicht, dass Jürgen im Stadion ist. Sie kann sich also gar nicht gestört oder irritiert gefühlt haben.“

Sie wollen uns also erzählen, dass Sie und die Mannschaft so gute Augen haben, Herrn Klinsmann auf der Tribüne erkannt zu haben? Oder haben Sie vielleicht Herrn Klinsmanns Anwesenheit gespürt? Ihr aktueller Trainer, Herr Hitzfeld, hatte damit überhaupt kein Problem, aber der musste ja nach dem grottigen Spiel der zweiten Halbzeit auch keine Ausreden finden…

Zum Glück sehen Sie, nach dem Abbau des Adrenalin, einiges anders.

„Es ging und geht überhaupt nicht gegen Jürgen persönlich. Ich stand noch unter dem Eindruck des Getafe-Spiels.“

Zum DSF muss ich ja nix mehr sagen, dass ist alles selbsterklärend. In einem Punkt lag man im Rahmen der Sendung allerdings zumindestens nicht falsch: Es fehlt beim Klinsi-Bashing jetzt eigentlich nur noch Sepp Maier. Dann wären die Anti-Klinsi-bald-Ex-Bayern ja vollständig.

Für uns, die wir eher die Zukunft des Vereins im Auge haben, ist es da zumeist nur noch amüsant, wie sich die alten Granden (oder das Boulevard im Allgemeinen oder Springer im Speziellen) gegen den schwäbischen Bäckersohn ins Zeug legen.

Ich selbst will nicht abstreiten, dass ich das auch mal irgendwann mache, aber ERST wenn er beim FC Bayern angekommen, gearbeitet und total versagt hat. Und nicht schon im Vorfeld. Das macht jegliche Kritik doch völlig abwegig und albern.

Hier übrigens mein Highlight in diesem Zusammenhang:

Auch Lothar Matthäus äußerte wenig Verständnis für Klinsmanns Besuch. „Ich würde so etwas unter Kollegen nicht machen. Damit hat er gegen einen Ehrenkodex verstoßen.“

😉

Kritikfähigkeit, Die

Wenn ich eins im Berufsleben gelernt habe, dann, dass einen nur Kritik weiterbringt, wenn irgendwas nicht läuft. Zuviel undifferenziertes Lob macht träge.

Jetzt ist Herr Effenberg sicherlich nicht dafür bekannt, verbal mit dem Florett zu agieren. Seine Worte über den Phlegmatiker im Bayern-Team, Bastian Schweinsteiger, trafen aber den Nagel auf den Fan-Meinungs-Kopf.

Jetzt „wehrt“ sich derBastian.

„Ich habe großen Respekt vor dem Spieler Stefan Effenberg aber nicht vor dem Typen. Er hat jahrelang für den FC Bayern gespielt, wenn man das Herz am rechten Fleck hat, macht man so etwas nicht.“

Was denn? Die Wahrheit zu sagen?

Einsicht wäre übrigens der erste Schritt in die richtige Richtung, Bastian.