Viele Fragen, einige Antworten

So, dann sagt der Pappa mal schnell was zu den heftigsten Dingen der letzten Tage. Ist halt dumm gelaufen, wenn Spiele gegen Bremen und den HSV so nah beieinander liegen. Dann gibt’s immer den meisten Zunder (Wieso? Na weil es viele Werder- und HSV-Blogger gibt…)!

Thema: „Wir könnten jetzt drüber diskutieren, was Uli Hoeneß gesagt hätte, wenn das Gleiche Ribery passiert wäre, aber ich fürchte, das wäre fruchtlos“

Nein. Mit mir ist keine Diskussion fruchtlos. Solange man auch wirklich zu einem Ergebnis kommen will. Reine Provokationsdiskussionen oder Guerilla-Blogging haben bei mir dagegen keine Chance… 😉

Thema: „Welcher Bremer hat denn nun gesagt, dass Ullis Aussage über den Artenschutz totaler Schwachsinn ist?“

Habe ich das behauptet? Hmm. Mir ging es um Folgendes: Allofs hat nach dem Frankfurt-Spiel derlei für Diego gefordert. Und Hoeneß stand mit fast der gleichen Aussage nach dem Hannover-Spiel in der Hinrunde im Feuer des Widerspruchs. Hoeneß-Forderung: schlecht, Allofs-Forderung: gut? Das war mein Ansatz.

Thema: „gab es außer gegen Hannover noch weitere Spiele bei denen Ribery so hart angegangen wurde wie von Lala?“

Aber jede Menge. Ok. Vielleicht nicht in der (medialen) Häufigkeit wie die Diego, weil er tatsächlich einfach nur zu schnell für die schlimmsten Fouls ist, aber insgesamt würde ich ihn fast an Nummer zwei sehen. In dem kleinen Kerlchen steckt einfach nur soviel Power, dass sich viele Metzger in der Liga an ihm die Zähne ausbeissen. Darüberhinaus ist er nicht der Typ, der schnell fällt, der läuft einfach weiter. Liegt imho in seinem Naturell.

Thema: HSV vs. Duisburg und Franfurt

Stimmt. Hier kann man nicht 1:1 vergleichen. Schließlich waren Frankfurt und Duisburg insgesamt vielleicht mal sooft in Nähe der Mittellinie wie der HSV. Destruktiv (andere nennen es vielleicht defensiv) waren die Stevens-Kicker aber trotzdem und ohne einen gesunden 100%-RvdV konnte da offenbar auch nix anderes kommen. Aus dieser Sicht hätten wir mit einem RvdV in der Startelf wohl tatsächlich gewonnen…

Thema: „Hätte Ribéry von Anfang an spielen können, hätten wir die Rauten-Kicker aus der Arena gefegt“

Was ist daran so abwegig?

Bevor Ribéry ins Spiel kam spielten die Bayern zu langsam und berechenbar. Mit Ribéry hatte die HSV-Abwehr imho Ansätze des Schwimmens. Und wenn die Bayern ENDLICH ihre alte Kaltschnäuzigkeit oder wenigstens Konzentration vor dem Tor wiedergefunden hätten, wäre es mit einem Punktgewinn für den HSV eng geworden. Ja. Das denke ich.

Thema: „Verschwörungstheorien in Bremen“

Eine Verschwörungstheorie (im Fußball) gibt es imho dann, wenn man dem Gegner, dem Schiedsrichter, etc. Absicht unterstellt. In welcher Form auch immer. Herr Schaaf hat dies nach dem Bayern-Spiel getan (in Bezug auf das Bochum-Gegentor und den Ausgleich der Bayern)! Nicht mehr und nicht weniger. Sicherlich. Werder ist nicht Kaiserslautern. Habe ich ja schon geschrieben. Aber obige Aussage ist imho gefallen. Ob es derlei auch im Rahmen der roten Karte für Diego gab, weiß ich nicht.

Thema: „van Bommel vs. Bönisch, Klasnic & Co.“

Das Thema halte ich für total daneben. Was diskutiert man nach dem eigenen Spiel über Spieler eines anderen Vereins in Bezug auf dessen Verhaltensweisen in einem ganz anderen Spiel? Wie kommt man darauf (verbale) „Verfehlungen“ eines MvB gegen die spielerischen eines Diego aufzurechnen? Das ganze ist imho ein Sturm im Wasserglas und zeigt eigentlich nur, wie wichtig Diego offenbar doch für Werder ist und wie nervös folglich einige im Umfeld wurden. Ansonsten könnte ich mir derlei kaum erklären. Die drei Spiele Sperre wird Werder überstehen und wenn die Bayern so weitermachen mit ihrem fehlenden Killerinstinkt, wird Werder danach auch nicht viel mehr Abstand haben als jetzt.

Thema: Bodycheck & Schauspielerei von Ribery vs. Diego

Ich halte Diego nicht für einen Schauspieler. Eigentlich. Denn um das beurteilen zu können, schaue ich zu wenig Werder-Spiele. Diego wird oft gefoult. Wer das vergisst, bekommt es sicherheitshalber jeden Samstag noch mal von Premiere, Sportschau und Sportstudio gesagt. Von seiner Spielweise ist er allerdings ein ganz anderer Typ als Ribéry. Diego ist filigran, Ribéry ein Brecher, ein Powerfußballer auf der Aussenbahn. Im positiven Sinne. Den hält kaum ein Gegenspieler auf, wenn er im Vollbesitz seiner Kräfte ist. Die Aktion jetzt im Pokal war eine Ausnahme. Sowas habe ich in seinen bisherigen Spielen von ihm noch nicht gesehen. Andere Spieler wären schon im Zweikampf zuvor zu Boden gesunken. Ich glaube in diesem Moment kam einiges zusammen: Ribéry wußte, wie Gagelmann an diesem Abend drauf war. Er wußte, dass dieser auf jeden Fall in dieser Situation einen Platzverweis aussprechen würde. Da konnte er der Versuchung nicht widerstehen, zumal es den Ausgleich an Feldspielern bedeutet hätte. Kann man verurteilen, war aber spontan. Ich weiß, dass dies nicht Ribérys Charakter entspricht. Mehr dazu im Spielbericht zum Pokal.

T Minus 14: FC Bayern – Hamburger SV

Soll ich mich jetzt darüber freuen, dass die Bayern gegen den HSV mal wieder einen Heimpunkt geholt und nicht das dritte Spiel in Folge zuhause verloren haben?

Das wäre ja noch schöner!

Ein weiteres Mal haben die Bayern gegen einen direkten Konkurrenten im Titelkampf zwei Punkte liegen lassen. Das nervt. Vor allem weil der Punkt auch diesmal eher glücklich war für die Gastmannschaft.

Aber der Reihe nach.

Beide Mannschaften zunächst ohne die ach so wichtigen Stars. Oh Wunder. Die Bayern trotzdem vom Anpfiff an überlegen. Optisch. Von der Spielanlage, von der Laufbereitschaft. Die Hamburger dagegen nur defensiv vorhanden.

Während des ganzen Spiels hat sich diese Einschätzung imho nicht geändert. Die Null muss stehen. Aber sicher doch. Wäre der Abschied von Stevens aus der Bundesliga nicht menschlich so tragisch, ich würde aus allen Rohren meine Zufriedenheit über das Ende eines solchen Fußballs zum Ausdruck bringen!

Zerstören und kompromisslos die Defensive suchen. Fehlt einem Team wie den Hamburgern dann ein Spieler wie van der Vaart kommt sonst nix. Offensiv jetzt. Woher auch? Olic und RvdV zusammen sind sicherlich gefährlich. Aber Olic alleine? Da braucht er schon den Stolperer des Jahres. Siehe unten.

Wie gesagt. Auch ohne Ribéry hatten die Bayern die Hamburger im Griff. Ohne van der Vaart hatten die Stevens-Kicker dagegen gar nichts zu melden.

Das Problem der Bayern: Zu langsames Spiel, um die 6-8 Abwehrspieler des HSV zu überwinden!

Ansonsten passierte in Halbzeit 1 nicht viel, abgesehen von permanenten Tritte gegen Lucio (hier trat Guerrero aktiv in Erscheinung), bis dessen Knie endlich rot wurde und ’ne Handvoll Bayern-Chancen, die mal wieder mangels Konzentration versemmelt wurden. Toll.

Halbzeit 2 sah zunächst ähnlich aus. Bis Lucio (infolge der multiplen Fouls, oder doch des Rasens?) DER Anfängerfehler in der roten Zone unterlief und so der HSV die perfekte Gelegenheit bekam, aus dieser Anti-Offensivhaltung auch noch Erfolg zu schöpfen. Schlimm. Ein Tor wie aus dem Nichts. Aber das habe ich in dieser Saison ja nicht zum ersten Mal schreiben müssen…

Danach allerdings ging das Spiel erst richtig los. Die Bayern wurden wütend und Ribéry eingewechselt.

Für mich ging die Sonne auf. Schon unglaublich, wie viel Dynamik auf einmal im Spiel der Bayern war. Daniel Düsentrieb auf der Aussenbahn. Mit Erfolg, wie der Ausgleich durch Zé Roberto, nur wenige Minuten nach der Führung der Gäste zeigte.

Und selbst danach wäre ein Siegtor der Bayern mehrmals möglich gewesen. Das es nicht geschah – siehe mangelnde Konzentration.

Auf der anderen Seite: Die Bayern haben ja ein reguläres Tor erzielt. Ähnlich wie gegen Bremen wurde es ihnen aber verwehrt. Vor 14 Tagen war es kein Abseits von Toni, gestern kein van Bommel-Foul an de Jong, bevor Toni, als erneut Leidtragender, ein weiteres Tor (nicht) erzielte. Lustig, dass diese Szene in keinerlei Zusammenfassung mehr gezeigt, sondern schlichtweg ignoriert wurde und somit keinem neutralen Beobachter, der das Live-Spiel verpasst hatte, bewusst gemacht wurde. Aber dafür gibt’s ja mich…

Stattdessen wurde nur über den irregulären Einwurf von Altintop doziert, der, ähnlich wie vor dem Ausgleich gegen Bremen, noch diverse Fehler in der Hamburger Abwehr nach sich zog. Wenigstens Stevens behielt hier den Durchblick in seiner Einschätzung der Gründe für das Tor.

Nimmt man diese Szene und all die anderen Möglichkeiten, muss man in der Gesamtwertung dieses Spiels sagen, dass ein Sieg für die Bayern verdient gewesen wäre. Allein, die Bayern brachten es nicht fertig ihre abermalige Überlegenheit umzusetzen. Das könnte sich noch rächen. Irgendwann in dieser Saison.

Ich lege mich übriges fest: Hätte Ribéry von Anfang an spielen können, hätten wir die Rauten-Kicker aus der Arena gefegt. RvdV dagegen erzielte nach seiner Einwechslung imho keinerlei positiven Effekte für das Spiel seiner Mannschaft. Offenbar war er weniger im Besitz seiner Kräfte als Ribéry.

Es gibt allerdings trotzdem Positives rund um dieses Spiel zu berichten.

Wir haben den Abstand zu Werder und Schalke vergrößert, wenn auch nur um einen Punkt. Es hätte mehr sein können, mehr sein müssen, aber dafür kann man sich nichts kaufen.

Dann müssen wir uns diese Punkte halt in Gelsenkirchen wiederholen.

Noch was?

Ach ja. Mark van Bommel.

Ein verdienter Platzverweis. Dumm noch dazu. Geschuldet war er, meiner Meinung nach, obiger Fehlentscheidung des Schiedsrichters vor dem korrekten 2:1 durch Toni. Und dem Frust darüber. Darf nicht passieren. Passiert aber. Nach der gelben Karte war er ohnehin für Schalke gesperrt, insofern macht Gelb oder Gelb-Rot auf den ersten Blick da keinen Unterschied. Auf dem zweiten Blick allerdings schon, bleiben doch so seine 4 gelben Karten und die Chance auf eine erneute Sperre bestehen.

Eine Geldstrafe allein für Dummheit ist hier also mehr als angebracht!

Fuck you and stand up.

So soll gestern Frankfurts Kyrgiakos Bremens Diego provoziert haben, bevor dieser den Zidane gab.

Tja.

Werders Klaus dem Uli Hoeneß für die Gehaltserhöhung Champagner schenkenden Allofs sah diese Tätlichkeit als „überfällig“ an. Also eigentlich „verurteilt er die natürlich auf’s Schärfste, aber Diego ist ja in der Liga Freiwild und da ist sowas schließlich kein Wunder“. So hat er das doch gesagt, oder?

Ich will gar nicht darüber diskutieren, ob einer wie Kyrgiakos von einem schmächtigen Kerlchen wie Diego so baum-gefällt werden kann und ob K. so theatralisch fallen muss. Derlei haben wir ja seinerzeit schon über Zidane und Materazzi besprochen. Müßig also.

Nein. Hier geht’s mal wieder um was anderes. Ich bin da ganz oft wie ein Elefant. Ich vergesse kaum einmal Kontroverses. Wie z.B. die Jagd auf Ribéry. In der Vorrunde.

Was hat sich die Liga und die Blogosphere über die Artenschutz-Forderungen aus der Bayern-Ecke aufgeregt. Kübel an Häme ausgeschüttet. Auch grün-weiße Sprüche waren dabei.

Um das klarzustellen: Ich war damals und ich bin heute gegen Ungleichbehandlung. Entweder alles laufen lassen, oder alle gleich bestrafen oder beschützen. Ribéry wie Diego. Naldo wie alle anderen Holzhacker.

Was mich nur immer wieder stört, sind diese fortgeschrittenen Alzheimer-Symptome im und um den Fußball herum. Selbstverständlich will ich mich nicht davon freisprechen, auch mal zweierlei Äußerungen zum gleichen Thema getätigt zu haben, aber in der Regel mache ich hieraus keine Methode.

Meinungen können sich ändern, aber Fehlverhalten sind nicht gut, wenn man sie selbst verübt und schlecht, wenn man betroffen ist.

Auf der anderen Seite:

Es ist völlig klar und auch nur natürlich, dass Mannschaften mit Spielern wie Ribéry und Diego immer das Problem haben werden, dass limitiertere Teams denen ans Leder wollen. Die Kunst ist, dies zu verhindern und ihnen, bevor sie solchen Spielern die Knochen brechen, zuvor den Willen zu brechen. Mit Toren. Mit dominantem Spiel. Oder seinerseits rustikalem Einsatz. Es gibt Mittel und Wege aus dieser Sackgasse. Die Umsetzung ist zumeist das Problem. Wer wüsste das besser als ich. Als Bayern-Fan.

Wie geht’s aber jetzt für Diego und Werder weiter?

Nun. Sportgerichtsverhandlung. Freie Verhandlung der Sperre. 3-5 Spiele? Ergo würde Werders wichtigster Spieler in den Spielen gegen Borussia Dortmund (H), VfB Stuttgart (A), VfL Wolfsburg (H), Arminia Bielefeld (A) und MSV Duisburg (H) fehlen.

Ehrlich gesagt besteht hier die einzige Gefahr in den Spielen in Stuttgart und gegen Wolfsburg – der Rest ist Laufkundschaft. Oder glaubt jemand, dass der BVB in Bremen was reissen könnte?!

Eben. Diegos Fehlen wäre gegen die Bayern wesentlich schlimmer gewesen. Nicht nur vom Spiel (da war’s ja trotz seiner Anwesenheit überwiegend mau), sondern vielmehr vom Ergebnis her. Einen heutigen Sieg vorausgesetzt, hätten die Hanseaten dann nämlich schon 9 Punkte Abstand gehabt. Glückskinder.

Man kann das aus Werder-Sicht natürlich auch positiv sehen:

Jetzt kann sich Diegos Schambein allein auf Glasgow und den UEFA-Pokal konzentrieren.

Update: Es wurden 3 Spiele Sperre. Also nur die schwierigen. Mal schauen, ob’s Werder schadet…

Wettlauf. Stars. Wunderheilungen.

Genau diese Situation habe ich vorhergesehen. Wahrscheinlich kann HSV-Star RvdV nun doch gegen uns spielen. Man wird zumindestens alles möglich machen. Und wenn ihm nach dem Spiel das Band vollends reisst. Egal. Es geht gegen die Bayern.

Er habe noch leichte Schmerzen, gab Rafael van der Vaart gestern zwar zu. Und dennoch […] hat sich der niederländische HSV-Kapitän festgelegt: Er will am Sonntag beim Spitzenspiel gegen Bayern München unbedingt wieder in der Startformation stehen. […] In seinen bislang vier Partien schaffte der Top-Torjäger des HSV drei Treffer gegen Oliver Kahn und Co. – eine Quote, die ihn direkt hinter dem ehemaligen Nationalspieler Horst Hrubesch (7) an zweiter Stelle der besten HSV-Torjäger gegen die Bayern rangieren lässt.

Da kann man natürlich schon verstehen, dass alle HSVer ihn gerne in der Allianz-Arena über den Rasen humpeln sehen würden. Vielleicht auch, weil sie einen neuen Rekord aufstellen wollen:

[…] und spricht damit auch auf die letzten zwei Begegnungen der Hamburger in der Allianz-Arena an. Beide wurden 2:1 gewonnen. Und sollte am Sonntag der dritte Streich in Folge gelingen, wäre der HSV das erste Bundesligateam mit einem solchen Hattrick.

Als Fan kann ich das verstehen, mussten die Rauten-Anhänger doch seit den 80er-Jahren regelmäßig „Prügel“ in München einstecken. Da tut das doch mal ganz gut. Wenn es auch nicht viel bringt, denn in Abstiegsgefahr war der HSV zuletzt trotzdem…

Anyway.

Eigentlich kann ich über derlei gar nicht allzu sehr lästern. Haben wir Bayern doch ein ganz ähnliches Problem: Ribéry.

Hinter dem Einsatz von Bayern Münchens Superstar Franck Ribery im Bundesliga-Spitzenspiel am Sonntag gegen den Hamburger SV steht weiterhin ein Fragezeichen. […] Ob er aber am Sonntag gegen Hamburg zur Verfügung stehen wird, entscheidet sich erst kurz vor dem Anpfiff.

Das wird alles sehr knapp. Auf der anderen Seite: Auch ohne Ribéry haben wir gegen Hannover und vor allem Aberdeen nicht wirklich schlecht gespielt. Also nur Panikmache, weil wir unserer eigenen Stärke nicht trauen? Kann sein. Aber da lasse ich mich eben lieber vom Gegenteil überzeugen, als dass ich dann gegen die Hanseaten aus allen Wolken falle.

Warten wir einfach mal ab.

T Minus 15: Hannover 96 – FC Bayern

Ein Spiel, ein Sieg zur rechten Zeit. Eigentlich lief alles wie immer: Ein Gegner, der die ersten 10-15 Minuten läuft, rennt und rackert und die zumeist pomadigen Bayern beschäftigt. Dann ein Hitzfeld-Team, dass zunehmend Ball, Spiel und Gegner in den Griff bekommt.

Am gestrigen Sonntag lief das nicht anders. Was anders lief, war die Tatsache, dass die Bayern endlich mal wieder Kaltschnäuzigkeit und Cleverness an den Tag legten. Insgesamt kann man über gefühlte 60 Minuten auch so etwas wie Dominanz hinzurechnen. Sah gut aus, fühlte sich gut an. Eben gerade rechtzeitig, bevor das Krisen-Gequatsche – auch von mir – Überhand nehmen konnte.

Selbst ein Schweinsteiger zeigte phasenweise Dinge, an die ich mich nur noch schwer erinnern konnte. In Zusammenhang mit seiner Person zumindestens. Schön. Ein Anfang. Mehr nicht. Kann er gegen Aberdeen und eventuell auch gegen die Hanseaten aus Hamburg dann noch einmal bestätigen. Das er spielerische Defizite bei den Ribérylosen Bayern wenigstens versuchs- und ansatzweise ausfüllen kann… Mehr muss/kann man von ihm in dieser Phase seiner Karriere wohl nicht erwarten.

Apropos mehr erwarten.

Mehr erwarten als in den letzten Spielen konnte man auch von einem Weltmeister wie Luca Toni. Zu Recht. Gegen Hannover zeigte er mal wieder den Zauber großer Teile der Hinrunde. Das Rezept: Weniger Dribblings und Zweikämpfe, mehr Szenen vorm Tor, eingesetzt durch gut aufgelegte Offensiv-Spieler beim FCB.

Dagegen immer noch schwach: Klose, Sagnol und sonstige ich-bin-in-einem-tiefen-Loch-Kicker. Naja. Eine Baustelle nach der anderen. Vielleicht kommt für Stürmer Nr. 2 ja in den nächsten beiden Heimspielen der Durchbruch? Ein Hattrick gegen Rost? Gerne.

Nach dem Leine-Gastspiel sieht die Welt also wieder was frischer aus. Ganz ohne Ribéry. Was speziell mich beruhigt.

Jetzt gegen Aberdeen in die nächste UEFA-Cup-Runde einziehen und gegen den van-vaart-losen (oder gibt’s mal wieder ’ne Wunderheilung?) HSV klar gewinnen, dann können wir die nächsten beiden Klippen, Pokalderby und Gipfel gegen Königsblau, unaufgeregter angehen.

Würde ich nämlich gerne. Unaufgeregter sein, wenn ich über das Spiel meiner Mannschaft schreibe…

Wasserstandsmeldung schwammig

Ist ja toll. Gestern die Meldung über Ribérys Verletzung. Schwammig über die Art (keine Ahnung), detailliert über die Dauer (mind. drei Wochen).

Lauschen durften wir da den Medizinmännern des Ex-Weltmeisters.

Dann die Rückkehr nach München, in die Zivilisation. Medizinisch gesehen.

Dort begab er sich sofort in die Behandlung von Vereinsarzt Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt.

Der Trainer wiederum sagt noch gar nix. Hält sich zurück.

„Wie lange er ausfällt, können wir jetzt noch nicht sagen“, erklärte Hitzfeld, „wir werden alles unternehmen, damit er möglichst schnell wieder fit ist.“

Auf Intervention des Vereins? Um Fans wie mich zu beruhigen? Klappt nicht.

Ok. Kurz mal durchatmen. Eine Verletzung eines Schlüsselspielers passt nie. Gerade Ribéry scheint für uns imho aber noch viel mehr zu sein. Eher so etwas wie ein Symbol. Und gerade für Spiele wie gegen Bremen und den HSV und ganz bestimmt auch für die beiden K.O.-Spiele(!) gegen Aberdeen ist solch ein Spieler nicht zu ersetzen.

Alles andere ist Spekulation. Wer glaubt ernsthaft, dass Sosa, Schweinsteiger, Altintop, Schlaudraff und Co. jetzt plötzlich explodieren und in eine vergleichbare spieltechnische Rolle schlüpfen können?

Rückschlag und zwar massiv

Na das war’s ja dann wohl erstmal mit der Euphorie, die ich nach dem 18.Spieltag verspürte bezüglich unserer Saisonziele:

Der FC Bayern München muss womöglich für längere Zeit auf Franck Ribéry verzichten. […] „Ribéry hat Probleme mit dem Oberschenkel. Er wird mindestens drei Wochen ausfallen“, sagte Frankreichs Nationaltrainer Raymond Domenech […] Der Franzose fehlt dem Rekordmeister zunächst im Bundesliga-Schlager gegen Werder Bremen am Sonntag in der Allianz Arena und im UEFA-Cup – Zwischenrundenhinspiel am 15. Februar beim FC Aberdeen in Schottland.

Toll!

Nach der zweiten Halbzeit in Rostock – ohne Ribéry – macht das ja richtig Hoffnung für das Bremen-Spiel. Bis gerade dachte ich noch, wir könnten am Sonntag den Abstand auf 6 Punkte ausbauen – falsch gedacht…

P.S. Auf der Bayern-Homepage klingt das nicht ganz so schlimm. Noch nicht.

Road to Manchester: FC Bayern – Aris Saloniki

Alter.

Beinahe hätte es mächtig was auf die Augen gegeben. Hier. Das letzte Gruppen-Spiel machte nach anfänglich starken 5-10 Minuten wieder den Anschein genauso fad und derbe zu werden wie so viele andere Spiele in der jüngsten Vergangenheit. Der Höhepunkt: Kahns Fußspitzen-Rettung in der 13.Minute gegen Ivic. Schockzustand. Nicht schon wieder.

Einen Unterschied zum sonstigen Murmeltiertag gab es dann aber doch: Kostas Chalkias. Seines Zeichens Nationaltorhüter. In Griechenland (das lässt hoffen).

Stand gegen Frankfurt, Duisburg und Co. jeweils nur der einmalig starke Torhüter den Bayern im Weg (neben der eigenen Unfähigkeit Tore zu erzielen), war Chalkias Bayerns 12.Mann.

Sowas habe ich wirklich in all meinen gemeinsamen Europapokalabenden mit den Bayern noch nicht erlebt. Ein oder zwei Patzer kann man einem Keeper ja mal verzeihen. Aber 5 von 6 Toren zu verschulden? Mir soll’s recht sein. Endlich gab es für uns Fans mal wieder Spaß. Ein Hauch von August. Von Werder-Demontage.

Ignorieren wir jetzt mal, dass es zwischen 13. und 25. Minute einiges Gewackel im Bayern-Team gab, so war ich vom Spiel mächtig begeistert. Mag auch an dem Entzug der letzten Wochen gelegen haben…

Selbst einige Motivations- und Leistungsleichen der letzten Zeit überwanden ihr Tief und steigerten sich um mind. 120%.

Philipp Lahm:

Kaum ein Fehler und ein Zuckertor zum 6:0. Strange. Die Qualität der Freistöße und Eckbälle hat sich ferner zumindestens nicht weiter verschlimmtetr. Ist doch auch was.

Franck Ribéry:

Trotz Kälte agil wie lange nicht. Dazu noch aggressiv und trickreich im Zweikampf gegen zumeist, wie immer, 2-4 Gegenspieler. SO stell‘ ich mir das vor. Klasse.

Luca Toni:

Nur einmal im Abseits! Dazu jede Chance verwertet. Kein Gestolpere. Bravissimo.

Willy Sagnol:

Nach jeder Einwechslung hatte ich bisher den Eindruck, er spielt mit angezogener Handbremse. So gehemmt. Als wolle er mit aller Macht seine Knochen schützen. Wie in Zeitlupe. Völlig unrund. Die böse Variante der Erklärung: Er spielt unter Protest und mit Absicht so. Will seinen Rauswurf provozieren.

Nach seinem plötzlichen und eigentlich nicht überraschenden Bekenntnis zum FC Bayern (aufgrund unserer bisherigen Erfahrung mit ihm), steht dieser Ansatz wohl ausser Frage. Stattdessen zog Sagnol kurz vor Schluss eine derartige Maßflanke auf den Kopf von Toni, dass ich erst die Zeitlupe abwarten musste, um zu glauben, was ich zuvor gesehen hatte (und davor zuletzt von Toni Kroos)…

Wenn er da weitermacht, habe ich ihn vielleicht im Laufe der Rückrunde doch wieder lieb.

Beinahe wäre übrigens auch meine Prognose zu dieser Zwischenrundengruppe wahr geworden: Bragas 1:0 gegen Belgrad und unser gleichzeitiges 0:0 gab genau dieser Theorie Nahrung. Das 6:0 zum Abschluss war ergo das einzige Spiel in dieser Gruppe das aus dem Raster fiel…

Jetzt also Gruppensieger. War eigentlich schon bei der Auslosung das Ziel. Allein der Weg war anstrengender als gedacht. Selbst schuld.

Im Sechzehntelfinale bekommen wir nun einen Tabellendritten. Zunächst auswärts. Besser jedenfalls als einen der CL-Absteiger. Bis jetzt stehen somit folgende potentielle Gegner fest:

– FC Zürich
– RSC Anderlecht
– Galatasaray Istanbul

Ferner sehr wahrscheinlich:

– Brann Bergen
– AEK Athen
– FC Kopenhagen

Eventuell gar die Clubberer. Oder gibt’s im UEFA-Pokal auch ’ne „deutsche“ Klausel wie in der CL?

Morgen ist Auslosung. Dann sind wir alle schlauer…

T Minus 19: FC Bayern – MSV Duisburg

Es arbeitet in mir. Schon während eines Spiels. In meinem Kopf kursieren die Worte für derlei Berichte. Ich schreibe den Bericht schon vor. Dann verwerfe ich alles und fang‘ von vorne an. Je schlimmer das Spiel, desto öfter. Unzählbare erste Worte habe ich allein für diese ersten Sätze parat gehabt. Entschieden habe ich mich für das hier:

Murmeltiertag.

Jeden Spieltag, jedes Spiel erlebe ich in diesen Wochen wie den/das letzte/n. Alles wiederholt sich. Immer und immer wieder. Das macht mich krank (ok, letzte Woche war ich einfach nur so krank, wenn man das Bayern-Leiden mit Antibiotika behandeln könnte, wär’s einfacher)!

Die schlimmsten Schimpfwörter hatte ich mir zurechtgelegt. Zum Leidwesen meiner schwangeren Frau auch auf’s Lauteste herausgelassen. Heute weiß ich: Ribéry und Co. können mich nicht hören. Kümmert mich aber nicht, dabei geht’s ja jeweils auch nur um mich und meine Wut, meinen Frust.

Wut und Frust scheinen Bayern-Spieler und -Verantwortliche nicht zu empfinden. Sonst würden wir Fans uns nicht Woche für Woche immer wieder im Hamsterrad wiederfinden.

Ich habe mich gerade spontan dazu entschieden, all die Italiener-, Ex-Baustellenarbeiter-, Millionarios-, Schönwetterfußballer- und wasweißichnoch-Schimpfwörter nicht zu benutzen. Ich werde unseren Stürmern keine psychologische Behandlung empfehlen, mich nicht über Hitzfeld ewig gleiches Gerede auslassen und erst recht nichts über Methoden eines MSV Duisburg sagen, in München einen Punkt zu holen.

Das führt alles zu nichts, das sind Dinge, die sich nicht ändern werden oder lassen. Vermeintlich. Ein paar Sachen werde ich erwähnen. Zum Beispiel, dass ich es merkwürdig finde, dass unsere beiden Innenverteidiger die gefährlichsten Stürmer waren und die meisten und besten Chancen des Spiels hatten. Ich werde erwähnen, dass ich nicht verstehen kann, dass ein ital. Weltmeister es nicht fertigbringt über knapp über 75 Minuten auch nur einen Ball zu stoppen und auch ansonsten all zu schmerzlich an einen 2006er-Spieler wie Claudio Pizarro erinnerte. Ich werde mein Missfallen darüber zum Ausdruck bringen, dass der inzwischen fast 108 Jahre alte Verein FC Bayern in der Gegenwart von der Laune eines kleinen französischen Fußballers abhängig ist. Hat er Lust, schießt er ein Tor und man besiegt Gegner wie Bielefeld oder Wolfsburg, hat er keine Lust verliert man Punkte in Braga oder gegen Duisburg. Ich werde erwähnen, dass es imho einfach nicht sein kann, dass man als Spieler des FC Bayern keine Einstellung zu solch einem Spiel finden kann. Wenn wir heuer ein Kopfproblem haben, dann sollten wir in unseren Trainerstab doch noch einen Psychologen oder von mir aus auch Neurologen aufnehmen.

Reden wir hier mit 4-jährigen? Denen man alles immer wieder erklären muss und die das trotzdem jedes Mal vergessen haben und heulend davonlaufen? Kann ich ja ab nächstem Jahr mit meinem eigenen Kind ausprobieren.

Ich weiß es nicht. Und ich bin auch müde zu verteidige diese Spieler.

Was aber der größte Witz dieser Saison ist?

Die Bayern haben es fertiggebracht, mit der gestrigen Leistung der Herbstmeisterschaft einen großen Schritt näher zu kommen! Die Bremer und Hamburger sind nämlich nicht weniger dumm.

DAS ist das Schlimmste: Das solch eine Fan-Folter für die Spieler überhaupt keine Konsequenzen hat. Was haben die Stars eigentlich im Sommer für Verträge unterschrieben? Pauschal-Verträge?

Klar. Ich bin weltfremd. Ich weiß. Die ganz Großen, also die Kategorie Toni und Ribéry bekommt man nicht mit leistungsbezogenen Verträgen. Dieser Zwiespalt ist es ja, der mich Woche für Woche zum Austicken bringt…

Ein paar Worte zum Trainerstab:

Im Grunde ist mir völlig egal, was die Herren Profis so die Woche über machen. Von mir aus brauchen die auch gar nichts zu machen. Fototermine können Werbeterminen folgen. Mir schweißegal. Wenn die Leistung oder wenigstens die Ergebnisse stimmen. Tun sie nicht. Also gehen wir zurück zum Wochenpensum.

Was, was geht wirklich im Kopf des Hauptverantwortlichen, Ottmar Hitzfeld vor sich? Moderne Trainingsmethoden? Irgendwas an Verbesserungen für jeden Einzelnen? Ich merke davon nichts.

Ich mach‘ jetzt hier nicht das Fass auf, dass andere Arbeitnehmer in diesem Land auch mind. 8 Stunden am Tag arbeiten müssen und wenn ich Profi wäre… blah, blah… nein, das wäre zu billig.

Aber wo sind die Spieler, die, wie von Kahn unter der Woche thematisiert, 30 Minuten früher oder länger auf dem Platz stehen, um an ihren Defiziten zu arbeiten? Wie? Schon wieder weltfremd? Von mir aus. Ist auch nur meine Meinung.

Spontan würden mir da einige Spieler einfallen, die diese 30+ Minuten ganz gut gebrauchen könnten. Grundlegend würde ich aber allen Spielern mal empfehlen dringend am Passspiel zu arbeiten. Hat jemand eine Statistik über die gestrige Fehlpassquote? So insgesamt. Bei allen Spielern? Und könnte irgendjemand mal Luca Toni erklären, was es bedeutet im Abseits zu stehen? Ich mein‘ es ist ja nicht so, dass er wie Roy Makaay an der Linie wartet, dass es sein Spiel wäre, nein, er schaut, merkt es einfach nicht. Toni steht einfach nur im Abseits. Nicht mehr und nicht weniger. Ist aber Weltmeister. Hört, hört.

Müde bin ich auch hier jede Woche so etwas wie einen Grundsatzbericht zu schreiben. Worüber soll ich denn dann noch in der Winterpause resumieren?

Gibt’s noch was zum Spiel selbst zu sagen?

Duisburg hat das gespielt, was es kann. Oder eben nicht. Aber Leute: Das war klar. Es war klar, dass sich die Wedau-Kicker mit Mann und Maus hinten reinstellen würden. Lernen wir das eigentlich nicht, dass das die Methode der Wahl für derlei Teams ist? Müssen wir uns von einem anderen Top-Trainer die Lösung für solche Problem-Teams vorsagen lassen?

„Gegen solche kompakten Mannschaften muss man hohes Tempo gehen und saubere Bälle spielen.“

Danke, Huub. Das ist Ottmar offensichtlich noch nicht eingefallen. Ganz zu schweigen von unseren Spielern.

Eine Frage hatte ich in diesem Zusammenhang nämlich ebenfalls die ganzen 90 Minuten im Kopf: Wovon sind unsere Spieler so müde? Seit Wochen berichte ich hier über Spiele mit Schlafwagen-Fußball. Wofür schonen sich unsere Starspieler? Für die EM? Ab Oktober?

Fragen über Fragen.

Nächsten Spieltag geht es zum nächsten Problem-Team. Hertha BSC. Wäre doch gelacht, wenn wir denen nicht auch ein Erfolgserlebnis gegen uns gönnen würden, oder? Und zum Abschluss fliegen wir gegen Saloniki aus dem UEFA-Pokal. Das Team ist aber trotzdem top fit und ausgeruht. Klasse.

P.S. Nein, Franck. Ich werde hier nicht fordern, dass die Bundesliga ab der nächsten Saison nur noch im Sommer / Kalenderjahr spielt. Gibt’s in Frankreich, in Marseille keinen Winter?