Was habt ihr aus meinem FC Bayern gemacht?

Jetzt mal ehrlich: Der dritte Spieltag ist gerade gelaufen. 9% der Saison. Und wir diskutieren beim FC Bayern schon wieder den Weltuntergang?

Auf der anderen Seite: Was anderes war die erste Halbzeit der Bayern in Mainz?

Von den drei ersten Halbzeiten dieser Spielzeit war dies mit Abstand die schlechteste. Wenn nicht die schlechteste seit Jahren. Gegen Mainz! Bei allem Respekt: Ist das jetzt unser Maßstab?

Dann ist Holland aber echt in Not.

Und was ist das ein Ding mit diesen ersten Halbzeiten?

Verstehen unsere sog. Spieler nicht, was der Trainer von ihnen will und erklärt er es ihnen erst in der Halbzeitpause? Damit dann – erneut – auch heute die zweite Hälfte das Gegenteil der ersten wird? Oder so?

Schlimm.

Obwohl die Saison erst so frisch ist, habe ich schon wieder den Kaffee auf.

Nicht wegen van Gaal. Der hat – erneut – die exakt richtigen Auswechslungen vorgenommen (Altintop grausig!) und nimmt auch sonst kaum ein Blatt vor den Mund. Ist gar selbstkritisch.

Zur Vollendung müsste man jetzt die zahlreichen Fehler nicht erst nach einem Spiel einräumen, sondern sie einfach mal schon vor dem Spiel erkennen. Wie wäre das?

Zunächst einmal sollten wir Herrn Klose e n d l i c h auf die Bank verbannen und e n d l i c h Herrn Olic einen Stammplatz in der Startelf einräumen!

Alter Schwede. Soviel Alarm hat in den letzten Jahren kaum ein Stürmer im bayerischen Offensivspiel gemacht. Respekt. Von 0 auf 100 beim FC Bayern.

Der rennt ja wirklich jedem Ball hinterher. Und bekommt ihn zumeist. So wie Ribéry 2007 in seinen ersten Partien für die Bayern.

Ein weiterer Grund für meine Frustration: Das Comeback der Abwehr des Schreckens!

Daniel van Buyten. Wie bitte? Was war das denn, Daniel? Beim 0:2? Beim Pfostenfallrückzieher von Bancé? Und überhaupt?

Klar. Einem Badstuber muss man sowas mal zugestehen. Aber einem sog. gestandenen Bundesligaprofi?

Weiterhin klar: Irgendwann musste dieser Fehler Rensings ja kommen, den die Medien seit Saisonbeginn herbeizureden versuchen.

0:1. Darf nicht passieren, passiert aber.

Und, da beißt die Maus keinen Faden ab, völlig verdient. Mainz machte vom Anpfiff an mächtig Dampf. Entgegen der Erwartungen. Wohl auch van Gaals. Der schon im Laufe der ersten Halbzeit zwei von drei Wechsel vornahm. Siehe oben. Thema Fehler.

Fast unweigerlich das 0:2. Ebenso verdient. Bayern gar nicht anwesend.

Krise. Desaster. Katastrophe.

Auf der anderen Seite (und jetzt zur Überschrift):

Was sollen die Spieler machen?

Zum zweiten Mal in Folge gibt’s zur neuen Saison einen neuen Trainer. Eine neue Philosophie. Alles neu. Und jedesmal wird behauptet, dass der Fußball jetzt aber mal wirklich und völlig neu erfunden wird.

Für mich ist das fast Wahnsinn. Und dann noch das Erbe der Grinsers: die Vorbereitung.

Unser aktueller Messias auf der Bank hat das ganz gut erkannt: Eigentlich sind wir deshalb noch immer in der Vorbereitung. Und so sehen die Spiele dann auch aus.

Ab sofort zählt für mich – ähnlich wie in der Vorsaison – nur eins: Bis zur Winterpause den Abstand zur Tabellenspitze nicht allzu groß werden zu lassen.

Weitere Faktoren für die heutige Niederlage:

1. Die Leidenschaft und Hingabe der Mainzer.

Da hätten sich die Bayern ’ne dicke Scheibe von abschneiden können. Hinterher wurd’s besser. Aber nur weil den Mainzern die Luft ausging. Allein, zählbares kam dabei trotzdem nicht heraus.

2. Regelmäßig macht der Torwart des Bayern-Gegners gegen uns sein Spiel des Lebens.

Überspitzt ausgedrückt. Aber Übertreiben verdeutlicht.

3. Klose als 10er.

Alter. Dazu fällt mir nix ein.

4. Timoschtschuk.

Kapitän van Bommel fehlt. Das sollte die Chance des Ukrainers sein. Und was kommt bisher dabei heraus? Vielleicht dass ein Typ wie van Bommel auf dem Spielfeld fehlt? Könnte das sein? Meine Güte. Wenn dieser Ukrainer einer der weltbesten 6er sein soll, dann kann man doch erwarten, dass er Zweikämpfe, 1:1-Situationen und Bälle gewinnt, oder? Und nicht nur nebenher läuft. Wenn er Weltklasse ist, dann sollte es ihm auch nichts ausgemacht haben, dass er im Kader zunächst hinter van Bommel lag, dann sollte er jetzt schon seine Form haben können. Oder? Wie auch immer. Da ist Luft nach oben. Bisher ist er keine Alternative zum sog. Treter im Team des FC Bayern.

5. Standards.

Seit JAHREN schau‘ ich mir das jetzt an. Und frage mich – polemischer Fan der ich bin – JEDESMAL, ob man sowas wie Freistöße und Ecken nicht vielleicht mal trainieren kann?!

Passiert beim FC Bayern scheinbar nicht. Wieso darf dann aber Sportskamerad Schweinsteiger – in solchen Spielen, in meinen Augen, einer der am meisten überschätzen Spieler in der Geschichte des FC Bayern – sowas immer wieder im Rahmen eines Pflichtspiels üben?

Fragen über Fragen.

Es kann wirklich nur noch besser werden.

Habe ich was vergessen?

Zum Beispiel, dass Lahm auf rechts immer schlechter statt besser wird?

Oder das wir vielleicht einen Kader haben, der sowohl von den Fähigkeiten als auch vom Intellekt gar nicht zu den hohen Ansprüchen eines van Gaal passt? Wir also in der Winterpause oder im nächsten Sommer wieder diverse neue Spieler an der Säbener Straße begrüßen dürfen?

Ein teurer Spaß.

Endlich wieder Fußball. Egal wie.

Naja. Egal war’s mir nicht, dass die Bayern gestern in Hoffenheim nicht gewonnen haben. Aber sie haben zumindestens bei einem der stärksten Teams der letztjährigen Hinrunde nicht verloren.

Ist doch auch was. Wenn man bedenkt, dass die van-Gaal’schen Bayern sich noch längst nicht und wir für unser neues Rauten-System mit 10er auch noch keinen adäquaten 10 gefunden haben.

Mancher Spieler stellte sich vor dem Spiel selbst auf. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob van Gaal tatsächlich den Mut gehabt hätte neben van Buyten Herrn Badstuber spielen zu lassen.

Demichelis verletzt. Und zack spielt der junge Newcomer.

Davon abgesehen hat sich Herr Klose ebenfalls selbst aus dem Spiel genommen.

Zum Glück war Herr Olic rechtzeitig wieder fit. Und mal ehrlich: Hätte Herr Podolski auch so ein 1:0 erzielt?

Egal. Geschichte.

Zum Spiel.

Die Hoffenheimer zu Beginn klar besser. Noch dazu mit einem nicht gegebenen Tor. Je mehr Wiederholungen gezeigt wurden, desto deutlicher war der Ball hinter der Linie. Aber hier steckt auch schon das Problem. Wiederholungen. Des real ablaufenden Spiels. In realer Geschwindigkeit und vom Platz, nicht der Tribüne aus, war das alles schon wieder gar nicht so eindeutig. Für die Schiedsrichter jetzt.

Zum Glück sind sich am Ende alle einig:

– Klares Tor

– Spiel wäre bei 1:0 Hoffenheim (evtl.) anders verlaufen

– Wir brauchen endlich ’ne Torkamera.

Wovor hat die greise Riege im International Football Association Board (IFAB) eigentlich Angst? Das wir amerikanische Verhältnisse bekommen? Wo es keine Fehlentscheidungen mehr gibt?

Mhm. Ist natürlich ein Argument.

Auf der anderen Seite: Wieviel Schwachsinn haben die Verbänden sonst so in den letzten Jahren an Regeln eingeführt?

Hier ein kurzer Text zur IFAB:

Warum gab es im Laufe der Jahre so wenige Änderungen an den Regeln? Warum gilt das IFAB als konservativ? Die Antwort darauf ist ebenso simpel wie direkt: Die Attraktivität des Fussballs liegt in seiner Einfachheit. Und als Hüter der Regeln versucht das IFAB so gut wie möglich die Wurzeln zu bewahren, aus denen der Sport so spektakulär aufgeblüht ist.

Fein. Aber was hilft das den Hoffenheimern und was hat es uns im letzten Jahr geholfen, als uns in Hamburg ein klares Tor nicht gegeben wurde?

Eben.

Gestern wurde das (ebenfalls) Tor nicht gegeben.

Und bevor jetzt wieder die üblichen Verwirrten was von Bayern-Dusel faseln, sollten sie sich einfach mal entspannen und dem Paule seinen Link folgen.

Ob die Bayern-Führung wie aus dem Nichts kam, kann man so sehen, muss man aber nicht. Denn soo toll und überlegen war jetzt Hoffenheim auch nicht. In der Form der letzten Hinrunde hätte es wohl bis zum Olic-Tor schon 2:0 oder 3:0 für Hoffenheim gestanden, so war’s aber hauptsächlich recht viel Ballbesitz, der auch auf recht viel Ballverlust der Bayern beruhte.

Die Bayern der ersten Halbzeit – bis zur Führung und ab dem Ausgleich – das ging gar nicht.

Und war mit Sicherheit auch nicht das, was wir uns alle für die Saison so vorgestellt haben.

Aus meiner Sicht war das Experiment mit Baumjohann auf der 10 ein Flop. Nicht nur weil ich denke, dass er ein perfekter Einwechselspieler ist, der mit seinem Spiel auch mal enge Kisten entscheiden kann, nein, die 10 ist für ihn einfach nicht das Ding. Noch nicht, wenn man gnädig ist.

Mit Müller wurd’s dann aber auch nicht besser. Was aber wohl eher daran lag, dass a) Testspiele keinen Bundesliga-Level haben und b) die Hoffenheimer eine bessere Defensive (ganz besonders in der Mitte) aufzuweisen haben, als in der Vorsaison. Respekt.

Und hier war auch das Hauptproblem der Bayern verortet.

Viel ging durch die Mitte und kaum was Zwingendes gelang über die Flügel. Da ist noch viel Luft nach oben.

Kann also alles noch besser werden. Keine überraschende Erkenntnis nach dem ersten Spieltag.

Wer aber fiel aus der Mannschaft positiv auf?

Altintop. Ganz klar. Fast der beste Bayern-Spieler auf dem Platz.

Die Defensive habe ich durchaus nicht auf dem Klinsmann-Niveau der Vorsaison gesehen. Derlei kam mir, über Twitter glaube ich, zu Augen.

Ganz im Gegenteil.

Lahm machte einen guten Job, war allerdings defensiv gebunden. Pranjic hatte dagegen mehr Zug in der Offensive und absolvierte ein ordentliches Debut. Wie auch Badstuber, dem kaum Fehler anzulasten sind. Ausser vielleicht seinem Verhalten vor dem Ausgleich. Aber da war im Stellungsspiel der Bayern sowieso komplett der Wurm drin.

Nach einer eigenen Ecke(!) rutschen wir in einen Konter und am Ende muss ein Lahm(!) in den Kopfball, verliert hier kurzzeitig die Orientierung und ermöglicht somit Ibisevic den Assist. Obasis Hoppelball war dann für Rensing in dieser Hektik nicht zu halten.

Sei’s drum.

Das Remis war verdient.

Und irgendwann wird vielleicht auch unsere Chancenverwertung besser. Denn die war imho das einzige Überbleibsel der Vorsaison.

Das Beste am gestrigen Abend dann der Auftritt Lahms im ASS.

Herrlich.

Und auch sein Satz zu van Bommel. Solche Spieler braucht man als Mannschaft. Und nur weil van Bommel so tief in der Schublade steckt wie kaum ein anderer Spieler in der Geschichte des FC Bayern, heißt es ja nicht, dass man dieses Thema nicht auch mal normal analysieren könnte, oder?

Mark van Bommel ist einer wie Effenberg. Und den habe ich für seine Art auf dem Platz, seine Spielweise immer bewundert. Punkt.

Van Bommel spielt aggressiv. Manchmal hart und selten unfair. Aber er reisst die Kollegen mit. Und gerade die Bayern brauchen sowas wohl ab und an.

Gestern erhielt er insgesamt eine gelbe Karte. Für mich ist das in Ordnung.

Das erste „Foul“ stellte sich in der ersten Zeitlupe als klares Klären des Balles heraus. Beim „Check“ war weder der Ellbogen noch die Hand im Gesicht des Gegners. Vielmehr der Arm angelegt und alles im Kampf um den Ball beim Eckball (im Strafraum der Hoffenheimer, Herr Hopp und somit kann es auch keinen Elfer für Hoffenheim geben). Da passieren ansonsten noch ganz andere Sachen.

Vom Platz gestellt müssen hätte van Bommel in diesem Spiel sicher nicht. Auch wenn die üblichen Verdächtigen unter Journalisten, Bloggern und Fans dies so gerne herbeireden würden.

Auf der anderen Seite: Viele Problem lösen sich oft eh wie von selbst.

Unser Kapitän verletzte sich. Und wer kam ins Spiel? Der aktuell einzig Gefrustete im Kader: Timoschtschuk.

Besonders fiel er in seiner kurzen Einsatzzeit nicht mehr auf. Aber vielleicht ist das ja eines seiner Qualitätsmerkmale.

Abwarten. Wie schwer van Bommel verletzt ist und ob an seiner Stelle Timoschtschuk gegen Werder spielt.

Von daher habe ich im Übrigen auch nie ein Problem darin gesehen, Spieler wie van Bommel und Timoschtschuk gleichzeitig im Kader zu haben. Denn was wäre bitteschön los, wenn van Bommel ausfällt und wir hätten nur einen Ottl als Alternative? Na also.

Über solche „Probleme“ können Vereine wie Chelsea, Real oder ManU ohnehin nur schmunzeln…

Na, wer wird denn nun in der Startelf stehen, Louis?

Wie erwähnt, stelle ich mir so die Startelf gegen Hoffenheim vor:

Rensing – Pranjic, Badstuber, van Buyten, Lahm – van Bommel, Schweini, Altintop, Müller – Gomez, Klose

Jetzt ist aber auf einmal Klose fraglich. Aufgrund eines „Trainingsunfalls“. Sind die Positionen denn bitteschön derart umkämpft, dass wir uns schon selbst schwächen?

Nicht ganz so schlimm hat es José Sosa und Miroslav Klose erwischt. Die beiden Offensivkräfte verletzten sich bei einem Pressschlag.

Ich speicher‘ das jetzt mal unter die übliche Meldungskategorie auf der Bayern-Webseite ab. Anfang der Woche droht die halbe Mannschaft auszufallen und am Ende spielen sie dann doch.

Wie sähe aber meine „Traumelf“ aus?

So.

Rensing – Pranjic, Badstuber, van Buyten, Lahm – van Bommel, Schweini, Altintop, Ribéry – Gomez, Klose

Find‘ ich gut. Am Samstag also schon zu 90% meine Traumelf auf dem Platz.

Es gibt Schlimmeres.

Michael Rensing – Fußballgott!

Nein. Wir wollen jetzt mal nicht übertreiben!

Trotzdem muss ich zugeben, dass ich zunächst, ob ein, zwei Abschlägen ins Seitenaus, auch im gestrigen Spiel beim Sponsoren-Cup die Befürchtung hatte, dass wir tatsächlich mit einem massiven Torwart-Problem in die Saison gehen.

Der – offenbar fast feststehende – Stammtorhüter Butt mit zwei, drei größeren Patzern im Spiel gegen Milan – einer davon führte zum 1:2 – und anschließend dieses Nervenbündel Rensing gegen ManU.

Und dann das.

Rensing rettete zweimal mit sehr gutem Stellungsspiel gegen Owen und Rooney das 0:0 und hielt im Elfmeterschießen einen Schuss mehr als der alte Hase van der Sar.

Respekt.

Bekommt van Gaal jetzt ein Problem, seine Entscheidung noch einmal zu überdenken? Sicher. Offiziell ist noch nix entschieden, aber seit gestern würde ich plötzlich wieder Rensing vorne sehen. Im „offenen“ Duell.

Der Miene Butts im Rahmen der Siegerehrung nach zu urteilen, hat der plötzlich Angst vor der Bank.

Wie auch immer. Das sich plötzlich unsere beiden Torhüter aufgrund ihrer „Leistung“ für einen Platz in der Startelf aufdrängen, ist für mich eine ganz neue Erfahrung nach der letzten Saison. Schadet nicht.

Was drängt sich mir aber sonst noch so auf, an Gedanken, nachdem der FC Bayern diesen Sponsoren-Cup tatsächlich gewonnen hat (hätte ich zuvor echt nicht mit gerechnet)?

Das wir gegen einen mehr als schwachen und gestressten AC Mailand phasenweise berauschend gespielt haben?

Na fast. Aber immerhin besser als andersherum, oder?

Da ist weniger offensive Hau-drauf-alle-Mann-nach-vorne – Klinsmann – Philosophie und mehr van Gaal’sche Sicherheit im Pass-, Struktur im Stellungspiel und vor allem: Jede Menge Laufbereitschaft. So zumindestens meine Beobachtung.

Das finde ich zunächst mal gut. Vor allem, weil es zur Saison hin immer besser wird. Und Milan und ManU sind tatsächlich ernstzunehmendere Gegner – in dieser Phase – als Hamburg, Schalke, Köln oder die Pocher’schen Allstars…

Bei aller positiven Stimmung muss ich aber auch mal meckern.

Neben Gewinnern wie Badstuber (sicher wie ein alter Hase (allein der Elfer gestern, klasse)), van Buyten (alte HSV-Stärke zurückgewonnen?), van Bommel (kein Vergleich zur Vorsaison, spielt Tymo an die Wand, in jeder Hinsicht), Altintop (wahnsinn, wie der teilweise aufdreht) und Sene (Wo war der nur die ganze Zeit?) gibt es auch Verlierer wie Brafheid (ist das Tempo selbst in Freundschaftsspielen immer noch zu hoch?) und Tymoshchuk/Timoschtschuk (Wo ist dessen Selbstbewusstsein? Warum hat er Angst vor dem tödlichen und spielt lieber den Sicherheits-Pass?).

Komisch.

Und genau das werden sich einige im Kader jetzt wohl selbst auch denken.

Aus meiner Sicht läuft das aber alles richtig. Selbst wenn jetzt plötzlich nur noch Spieler aus dem Alt-Kader in der Startelf stehen werden, haben sich doch die Investitionen schon gelohnt, wenn die wieder annähernd 100% ihrer Stärke abrufen, oder?

P.S. Ich werde übrigens nicht den Fehler machen und Dinge schreiben wie „und wenn jetzt erstmal noch Ribéry zurückkommt, dann…“.

Lucimar da Silva Ferreira ist noch mit drauf.

Auf dem Mannschaftsfoto der Bayern. Im neuen Kicker Sonderheft zur Bundesliga-Saison 2009/10.

Ok. Jetzt nur eingeklinkt, aber gedacht war es so.

Und seit gestern ist er noch nicht einmal mehr Spieler beim FC Bayern.

So schnell kann das gehen.

Auf der anderen Seite: War sein Abgang seit einigen Tagen, Wochen nicht irgendwie vorhersehbar?

Überrascht hat es mich nun nicht mehr wirklich, allein die Tatsache, dass das Theater bei ihm so völlig reibungslos ablief erstaunte mich. Vor allem im Vergleich zu dem Zirkus den Ribérys Berater (Betonung auf Berater, nicht auf Ribéry) mit uns abziehen.

Als Ablöse sollen 8-10 Mio. Euro im Raum stehen.

Kann man gut oder schlecht finden, ist aber auch Geld und 15 Inter-Spieler wie faule Äpfel angeboten zu bekommen, spricht nicht gerade für die Liquidität im ital. Fußball.

Ob das Geld – im Vergleich zu seinem Marktwert – jetzt viel oder wenig ist, ist für mich am Ende auch nicht wichtig.

Lucio ist 31, hatte beim FC Bayern hoffentlich schöne fünf Jahre und uns einiges gegeben.

Seine Wertschätzung, seine Wichtigkeit und die Größe seines Verlustes wurde – auch bei mir hier auf dem Blog – inzwischen ausgiebig diskutiert.

Deshalb jetzt mal endlich meine Meinung zum Thema:

Lucio wollte weg. Er wollte sich nicht mehr dem Konkurrenzkampf stellen. Ähnlich wie damals ein Roy Makaay. Das muss man akzeptieren.

Das Lucio jetzt das Thema Anerkennung und verletzten Stolz, weil nicht alle Angestellten des FC Bayern in öffentlichen, eidesstattlichen Versicherungen ihre bedingungslose Liebe ihm gegenüber geäußert haben, so in den Vordergrund drängte – geschenkt.

Brasilianer sind so.

Ich halte seinen Abschied ebenfalls für schade. Er hat oft als einziger im Team – abgesehen von und nach Kahn – den bedingungslosen Siegeswillen an den Tag gelegt.

Er war es aber auch, der über all die Jahre immer wieder diese Aussetzer hatte. Im Spiel nach vorne wie eine Dampflok alles niederwalzte, dann aber entweder den entscheidenden Pass verpasste oder – wie in den letzten Jahren häufiger – von einem Gegenspieler schon im Aufbau und in die allgemeine Vorwärtsbewegung hinein – den Ball verlor.

Auch klar: Hier stand ihm in den letzten 12 Monaten sein kongenialer Partner Demichelis in kaum etwas nach. Also beim Thema Ballverluste.

Und ja: Vieles lag vielleicht auch am System Klinsmann. Vieles was in der letzten Saison defensiv schief lief.

Trotzdem muss es doch von Seiten des Vereins erlaubt sein, eine Saison, eine Leistung eines Spielers zu reflektieren. Da darf man auch mal Kritik äußern.

Wer sich dieser Kritik nicht glaubt stellen zu müssen, weil er Kapitän der brasilianischen Nationalmannschaft sei, der hat das Prinzip noch nicht verstanden.

Es hat auch nichts damit zu, dass unser neuer Trainer mal gesagt hat, er mag es lieber, wenn auf der linken IV-Position ein Linksfuß spielt. Denn Leistung setzt sich immer durch und gerade ein van Gaal würde deshalb nicht die halbe Defensive rauswerfen, nur weil es auf seine Vorstellungen nicht passt.

Er hat mehrfach gesagt, dass er sich das alles anschaut, dann Schlüsse zieht und dann eine (Spiel-)Strategie entwickelt, die auf unsere Spieler passt.

Da hätte – bei entsprechender Leistung – sicherlich auch ein Lucio gespielt. Nicht weil er Weltmeister war, sondern weil er dann besser wäre als zwei bis drei Konkurrenten auf dieser Position.

Punkt.

Und ferner:

Lucio ist – wie erwähnt – 31. Nicht alt, aber eben auch keine 20 mehr. Der FC Bayern gab ihm nun die Chance, seinen wohl letzten großen Vertrag zu unterzeichnen. In einer neuen Liga, einem neuen Umfeld. Wo es vielleicht auch mal wärmer ist. Im Winter. Hoffen wir es für ihn.

Wieso sollten also nicht alle Beteiligten zufrieden sein?

Und ein gewisser Herr Badstuber, seines Zeichens 11 Jahre jünger als unsere Ex-Lokomotive, erhält so wohl eine reelle Chance auf einen Stammplatz.

Ist das nichts?

Alle im Verein – vor allem bisherige Trainer – sind voll des Lobes ob dieser Nachwuchskraft.

Und genau das wollen dann doch auch immer alle vom FC Bayern und kritisieren ihn bei Nicht-Einhalten dieser Forderung: Ab und an mal auf die Jugend zu setzen!

Einfach mal alle ganz ruhig bleiben. Das wird schon. Ist ja nicht so, dass jetzt nur noch Frischlinge da hinten in der Abwehr rumturnen.

Und die Transferperiode geht schließlich noch bis Ende nächsten Monat…

400.000 schlägt 18.000.000?

Schon komisch. Irgendwie. Diese Sommerpause hält so manche Überraschung parat.

Nicht nur, aber für mich vor allem beim FC Bayern.

Klar. Es war schon länger bekannt, dass unser neuer Trainer ganz gut mit jungen Spielern kann.

Kritiker meinen, weil die den Mund nicht aufmachen – Visionäre dagegen denken, weil er sie besser formen kann, sie besser in seine flexible Philosophie passen.

Schon im letzten Jahr hatten wir einen Visionär am Ruder, waren wir (fast) alle euphorisiert. In diesem Jahr kommt mir das ähnlich vor. Allein, der Visionär hat sich woanders schon ausgetobt, sein Können bewiesen. Da wird der FC Bayern nicht noch einmal zur Spielwiese werden. Hoffentlich.

Worauf will ich aber hinaus?

Unseren Kader. Und van Gaals Umwälzungen.

Das vermeintlich „jüngste“ Opfer: Lúcimar Ferreira da Silva, genannt Lucio. Marktwert: 18 Mio. Euro.

Dieser Lucio soll durch einen gewissen Herrn Badstuber ersetzt werden (können). Marktwert: 400.000,- Euro.

Klingt auf den ersten Blick sehr wirr. Ein 20-jähriger aus der dritten Liga soll den Kapitän der Selecao – frischgebackener Confetti-Cup-Sieger – ersetzen?

Was ist der Grund dafür?

Er hat einen linken Fuß. Und den hat auf der IV-Position ausser ihm nur noch Abwehr-Allrounder Edson Braafheid. Gemäß van Gaals Definition. Links Linksfüßler, rechts Rechtsfüßler.

Demgegenüber schauen die bisherigen Stammspieler in der Innenverteidigung in die Röhre. Die sind alle nur mit rechts richtig stark. Somit konkurrieren hier neben Lucio (komischerweise steht im Transfermarkt-Profil: beidfüßig) noch Demichelis, van Buyten und Breno um einen Platz auf dem Feld.

25% Einsatz-Wahrscheinlichkeit.

Zu wenig offenbar für Lucio. Sein Berater scheint aktuell nicht weniger zu arbeiten als der von Ribéry und so sind die Gerüchte um ein mögliches Engagement beim Scheich-Club ManCity auf dem Tisch.

Sieben Millionen für einen 31-jährigen mit nur noch einem Jahr Vertrag?

Ich weiß nicht. Persönlich bin ich unentschieden. Lucios Verdienste sind unbestritten. Das eine oder andere Gegentor durch wildes, ungestümes aber vor allem konzeptloses Anrennen und daraus resultierende Konter stehen auf dem Soll-Konto.

Auf der anderen Seite:

Jeder Spieler ist zu ersetzen.

Warum nicht mal wieder einem jungen deutschen Spieler eine Chance geben? Topmotiviert und mit sehr guten Anlagen, geschliffen in der Gerland-Schule?

Ich vertrau‘ da jetzt mal van Gaal. Wenn das wieder nur eine Blase ist, ist uns ohnehin nicht mehr zu helfen…