„Denken Sie an die Minuten nach unserem 1:0. Wenn da mal einer richtig draufgegangen wäre und den Ball auf die Tribüne geschossen hätte… Du musst auch mal mit der Axt dazwischen hauen. Das war und bleibt meine Meinung. Allerdings ist das ein allgemeines Problem im Fußball. Es gibt diese Typen kaum mehr.“
Uli Hoeneß, Ball-auf-die-Tribüne-Drescher
Schlagwort: Finale
Fast ein Held. Fast ein Moment für die Ewigkeit.
Faszinierend. Da musste ich doch glatt mal wieder den IE benutzen, um Youtube vernünftig benutzen zu können. Verrückt.
Wie auch immer. Anbei eins meiner Videos aus München. Das Wichtigste. Zumindestens hätte es das werden können. Wenn wir noch fünf Minuten länger Herrn Drogba in Schach gehalten hätten.
Sei es drum.
Warum das Video so spät startet? Weil der Regisseur nach seinen Tränen zunächst wieder um Fassung und Haltung ringen musste. ‚Hoffe es kommt rüber.
Man beachte auch die Stimme unseres Stadionsprechers. #brüchig #Emotionen
Ultra-Paule mit Explosion oder Kein Barcelona
Es war die 18.Spielminute im #FinaleDahoam. Ich weiß das, weil ich auf die Stadionuhr geschaut habe. Zu diesem Zeitpunkt merkte ich zum ersten Mal, dass dieser Abend schwer werden würde.
Warum? Weil ich nach 20 Jahren mal wieder mitten im Fanblock des FC Bayern stand und bis an die Grenzen meiner Belastbarkeit ging. Wie damals. In all den Gastspielen meines FC Bayern bei denen ich anwesend sein durfte.
Das Problem: Es waren dies eigentlich immer nur irgendwelche Bundesliga- oder Pokal-Spiele. Kaum ein Spiel hatte eine gleiche Erschöpfung zur Folge wie dieses Championsleague-Endspiel im eigenen Stadion.
Wie auch? War ich doch in dieser 18.Spielminute schon ca. zwei Stunden im Stadion auf meinem Platz und hatte ich schon zu diesem Zeitpunkt schon jede Menge Support hinter mir. Aber die Anspannung, die dieses Finale mit sich brachte, gepaart mit der Tatsache, dass ich jetzt tatsächlich auch 20 Jahre älter bin, ließ mir fast die Beine wegsacken.
Ich hielt durch. Bis in die Halbzeit. Und musste mir zu allem Überfluss noch anschauen, wie die Bayern im Prinzip dieses Spiel dominierten und beste Chancen liegen ließen. Beim Halbzeitpfiff hätte ich eigentlich dringend etwas trinken müssen, aber ich konnte nicht mehr tun, als mich auf meinen Sitz fallen lassen und die 15 Minuten Pause zu nutzen, die mir geboten wurden. Dabei war ich gleichzeitig wie berauscht von der Stimmung in unserer Südkurve, von der roten Wand, die wir in diesem einen Spiel endlich einmal waren, der Wand, die wir uns doch alle schon viel länger erträumt hatten in München. Und ich war ein Teil davon. Nicht nur von der beeindruckenden Choreo. Aber selbst da taten mir nach drei Minuten schon die Arme weh. Auch hier: Ich hielt durch.
Wie ich auch nach der Rückkehr der Mannschaften mich wieder von meinem Sitz erhob und selbst nach dem Stimmungsabbruch nach den Bengalows im Nachbarblock 315 wieder in die übergreifenden Anfeuerungen einstimmte. Alternativlos. Wieder Chancen, wieder ergebnislose Eckbälle, wieder Konterversuche der Engländer, die unsere Aushilfs-Defensive klären konnte. Irgendwann musste doch mal dieses Tor fallen.
Dieses Tor zur Glückseligkeit.
Dann die 83.Minute. Vor der Südkurve. Nach einer dieser unzähligen Strafraum-Wuseleien unserer Offensive. Teilweise zu verspielt, teilweise zu lässig, teilweise einfach nur fahrlässig. Und dann kam Müller. Und Esktase, Freude, Schreie – eine Explosion. Wildfremde Menschen lagen sich in den Armen.
Selbst solche – zuvor schon mehr oder weniger deutlich als Südkurven-Touristen erkennbare – Bayern-Fans, die aber jeden Support mehr oder weniger mit machten.
Mitten drin der Paule. Der Paule, der seit vielen Jahrzehnten Fan dieses Vereins ist. Der in dieser Zeit viele Meisterschaften, viele Pokalsiege und fünf Championsleague- oder Landesmeister-Cup-Endspiele gesehen hat und hier nun endlich einmal dabei war. Der Paule weinte. Er weinte wie 2001. Als wir nach 25 Jahren zum ersten Mal wieder diesen Henkelpott in einen Nachthimmel recken konnten. Hemmungslos möchte ich hinzufügen.
Alles erschien perfekt, alles richtig.
Und dann die Dusche. Eine eiskalte zudem. In Gedanken war ich noch dabei, zu überlegen, ob das jetzt tatsächlich die erste Ecke für den Gegner war. In der 88.Minute. Der Ausgleich. Der Stich ins Herz, schnelltrocknende Tränen. Und die Gedanken an „Barcelona“. An die Auswechslung Matthäus‘ und die späten Tore. Die Angst, jetzt ähnliches zu erleben, weil der Gegner plötzlich Oberwasser gewinnt. Die Gedanken, weshalb man nicht entweder all diese Chancen verwertet hat oder einfach nur mal das eigene Tor verriegelt, zunagelt.
„Wie soll ich nur diese Verlängerung überstehen?“ Einfach immer nur weiter, immer weiter. Am Ende haben wir doch unseren Neuer. Gedanken über Gedanken und die Erkenntnis, dass unsere Mannschaft sichtlich geschockt ist und jetzt kurz davor steht, den entscheidenden Treffer zu kassieren.
Als der Elfmeterpfiff ertönt keine Freude. Keine Freude wie beim 1:0. Eher Sorge. Und ungläubige Hoffnung. Dann die Beobachtung der Szenerie, dass wohl kein Effenberg a la 2001 auf dem Platz steht.
Die Körpersprache zwischen Gomez und Robben, die sich den Ball zuschieben lässt mich zweifeln.
Dann der Anlauf und das Hin- und Hergerissen sein zwischen Dortmund, Madrid und Dortmund. Und die Schockstarre. Warum, Arjen, warum?
Der Rest ist Hoffen, Bangen, Erschöpfung, Mobilisierung der letzten Reserven. Eigentlich müsste ich das Stadion verlassen, mich irgendwo hinlegen, ausruhen, erholen, davon rennen. Aber wem würde das helfen?
Das hier ist historisch! Daran wirst Du Dein Leben lang denken.
Elfmeterschießen. Unsere letzte Patrone, unser letztes Ass. Neuer.
Wir spielen vor der Süd. Das ist gut. Chelsea fängt an. Neuer hält, er hält! Unfassbar. Schon wieder.
Gedankenblitze. Kahn. 2001.
Dann die nächsten Elfmeter. Lahm, Chelsea, Gomez. Es läuft. Es läuft gut. Da kann doch jetzt nicht mehr schief gehen, da darf doch jetzt nichts mehr schief gehen!
Dann der nächste Bayern-Schütze. Aber wo bleibt er denn? Will denn keiner? Was soll das denn? Was winkst Du so, Gomez? Wie, Neuer? Neuer?? WTF? Neuer läuft an, mir rutscht endgültig das Herz in die Hose… NEUER! Er trifft!! Wie geil ist das denn? 3:1 für uns. DREIZUEINS. So. Und jetzt Neuer, halt den nächsten. Halt ihn! Neuer!! Ach, Mist. Ok. 3:2. Jetzt kommt Olic. Ok, Ivica. mach es, hau das Ding einfach rein. Er läuft an. Und… …verschießt! Bitte nicht. Lass das nicht wahr sein. Dann halt bitte den nächsten, halt ihn, Neuer! 3:3. Ausgleich. Ok, es geht weiter. Und wer kommt jetzt? Ok, der Schweinsteiger. Alles klar. Das geht klar. Hau ihn rein, Schweini. Wie in Madrid! Hau ihn! Was macht der denn da? Wieso machst Du so Spielchen, schieß! Der Ball geht… er geht… an den Pfosten… …und geht… …nicht ins Tor! Er geht nicht ins Tor! Oh Gott. Bitte lass‘ das nicht wahr sein. Neuer, halt jetzt bitte den letzten! Wer schießt den denn? Was, der Drogba? Oh nein, bitte nicht. Lass‘ das nicht wahr sein. Drogba läuft an, er schießt… UND…
[…]
Das Video, dass das Elfmeterschießen zeigt bricht ab. Überhaupt bricht alles ab. Ich setze mich endlich auf meinen Sitz. Wir alle setzen uns hin. Die ganze Südkurve, alle Blöcke. Während ca. 100 Meter vor uns die Hölle losbricht. Ich weine nicht. Ich kann nicht weinen. Komischerweise kann ich nie weinen in solchen Momenten. Ich bin leer. Der Resetknopf wurde gedrückt. Der Fan-Teil von mir bricht zusammen.
Der Rest hat seine Augen geöffnet, schaut hingegen ins Leere. Ich bleibe sitzen. Bis zum Schluss. Bis zum bitteren Ende. Bis ich den Pokal sehe. Den Pokal, der eigentlich für uns sein sollte.
Ich denke an gar nichts mehr. Ich schaue nur. Ich brauche das jetzt. Es ist Teil eines körperlichen Reflexes. Ich könnte mich jetzt gar nicht bewegen. Der Kopf löst sich vom Geist, vom Körper. Erst eine unbekannte Zeit später sammelt sich alles wieder und ich lasse mich in einer schweigenden Masse aus dem Stadion fort treiben. Auf meinen Weg weg. Weg von diesem Ort, der mir eine ganze Championsleague-Saison der Ort der Freude und Hoffnung war. Mein roter Faden durch diese merkwürdige Saison 2011/12.
Es ist zu Ende. Alles ist zu Ende. Geht es weiter? Ja sicher. Wie immer. Aber vorstellen kann ich mir dies nicht. Der Nicht-Fan-Teil meines Körpers macht was er soll. In die U-Bahn, S-Bahn, ins Auto, ins Hotel, ins W-LAN, nach Twitter. Erst langsam komme ich wieder zu mir. In dieser Nacht, in den Tagen, während ich diese Zeilen schreibe.
Ob es irgendwann heilt? Im nächsten Jahr in London? Im dortigen Championsleague-Finale? Ganz ehrlich? Das ist mir immer noch scheiß egal! Jetzt. Lasst mich einfach noch ein wenig in Ruhe. Mit diesem Fußball.
Ich meld‘ mich dann wieder. [1] [2]
[1] Wer hier einen meiner üblichen Spielberichte erwartet hat, den muss ich leider enttäuschen. Soll ich hier als x. Fan noch mal das durchkauen, was alle schon durchgekaut haben? Sicher darf Robben diesen Elfmeter reinzimmern. Sicher hätte ich – danach – eher gewünscht, dass ein Alaba auf dem Platz gestanden hätte, weil der sich eventuell von dem Druck des #FinaleDahoam freigemacht hätte. Aber wer weiß das schon? Wer weiß schon, wie wir selbst agiert hätten, wenn uns der Trainer gefragt hätte, ob wir im Elfmeterschießen antreten? Wer will behaupten, dass er dieser Situation stand gehalten hätte? Am Ende des Tages sind auch unsere Spieler alles nur Menschen, oder?
[2] Auch wenn viele das so sehen – dieses Spiel war für mich nicht schlimmer als „Barcelona“. Nichts ist schlimmer als „Barcelona“. Weil wir viele Chancen hatten, dieses Spiel doch noch zu entscheiden und die Mutter aller Niederlagen eben imho nicht wiederholbar ist.
Berlin wirft seine Schatten voraus. Ohne Choreo.
Ich bin ja nun weiß Gott kein Freund der bayerischen Ultras. Und auch aus dem Alter raus, ein Allesfahrer zu sein. Wobei „Alter“ vielleicht das falsche Wort ist. „Lebenssituation“ trifft es wohl besser.
Nun. In der letzten Zeit steigt – dank Twitter & Co. – meine Verständnisrate in diesem Zusammenhang wieder an. Über die multiplen sozialen Kanäle bekomme ich einen Einblick in Dinge, die mir zuvor verschlossen waren.
Zum Beispiel habe ich erkannt, dass ein Abo des Newsletters des Club Nr.12 durchaus bereichernd sein kann. Für den eigenen – und vollständigen – Informationsfluss rund um den FC Bayern.
Zur Folge hat dies z.B., dass ich mehr und mehr Themen aus diesem Umfeld hier auf meinem Blog aufgreife.
Was stand nun aber so Interessantes im letzten Newsletter? Jede Menge zum Thema Choreo.
Die geplante Choreografie in Madrid konnte nicht durchgeführt werden, da ein – uns bis dahin unbekanntes – europäisches Brandschutzzertifikat gefordert wurde. Das passende Material hätten wir gehabt, nur das Zertifikat nicht. Auf der Gegenseite wurde dann eine Choreografie mit brennbarem Material durchgeführt, das nennt man wohl „Heimvorteil“. Aber was zählt, ist auf dem Platz!
Achherje. Das Thema Zertifikate nimmt in der letzten Zeit überhand, oder? 😉
Persönlich bin ich – Schikane hin oder her – immer für größtmögliche Sicherheit, klar. Aber zweierlei Maß geht imho gar nicht.
Was ganz gut geht ist Selbstkritik. Der Club Nr.12 äußert diese durchaus. Zum Beispiel beim Thema Pokalfinale am nächsten Samstag.
Und schon wieder waren wir beim Brandschutz zu naiv
So könnte man es nennen. Wenn man dies hier liest:
Wir sind davon ausgegangen, dass die Vorschriften, die für ein Hertha-Heimspiel gelten, dann auch bei einem Pokalfinale gelten. Immerhin ist es das gleiche Stadion, der gleiche zuständige Brandschutz und auch die physikalischen und chemischen Gesetze sollten ähnlich sein. Tatsächlich ist da aber vieles verboten, was bei Spielen der Hertha erlaubt ist. Deshalb – täglich grüßt das Murmeltier – auch in Berlin keine Choreografie.
Ein bisschen wenig Choreo in letzter Zeit. Für meinen Geschmack. Aber gut. Was nützt die beste Choreo, wenn danach nix mehr kommt. Derlei sollte das Motto für das Finale gegen Dortmund sein.
Das abschließende Finale aller Finals gegen Chelsea FC wird hingegen offenbar tatsächlich mal wieder derlei erleben.
Ein siebenseitiges DIN-A4-Brandschutzzertifikat liegt dem Club Nr.12 inzwischen vor. Einerseits. Andererseits hat die Uefa- und FC Bayern-Ticket-Lotterie offenbar dazu geführt, dass eine große Anzahl der sonstigen Choreo-Helfer nicht im Stadion sein wird. Und hier kommen Fans wie ich einer bin ins Spiel. Tatsächlich wird es wohl so sein, dass ich (Block 314) mit anpacken „darf“. Eine große Ehre. Eine CL-Final-Choreo und helfe mit. Schöner Gedanke.
Apropos Block 314.
Laut Newsletter wird der FC Bayern dahingehend zitiert, dass die UEFA keine „Hardcore-Fans“ hinter dem Tor wünscht. Diesem Wunsch wurde entsprochen und somit befinden sich die ansonsten Südkurven-Stehplatz-Anfeuer-Fans mit mir im Oberrang. Seit vielen Jahren bin ich also mal wieder „mitten drin“. Meine Stimme wird es spüren.
Und Ihr alle hoffentlich hören!
Aber jetzt erst einmal zu Euch, Ihr Berliner Finalisten – egal ob mit oder ohne Choreo – zeigt es den Wunder-Borussen, bringt den ersten Pokal mit nach Hause, dann machen wir es Euch nach – im #FinaleDahoam!
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Spiel: FC Bayern München – Chelsea FC (UEFA Champions League Finale), 19.05.2012
Kartentyp: Tageskarte
Preiskategorie: Sitzplatz Kategorie 4
Sitzangaben: Block Auswärts Sitzplatzbereich, Reihe , Sitz
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Wir wünschen Ihnen eine angenehme Anreise und viel Spaß beim Spiel.
Mit freundlichen Grüßen
FC Bayern München AG
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Königlicher David oder 15 Minuten reichen nicht für ein Finale, Real
Was für eine Saison. Was für Höhen, was für Tiefen.
Am besten spart man sich die Höhen für das Ende der Saison auf. Ein Berg- und Talfahrt waren auch die beiden Halbfinale-Spiele gegen die Königlichen aus Madrid.
Ich hatte über die vollen 210 Minuten die Sorge, dass Real irgendwann Ernst macht, uns irgendwann einfach überrennt.
So wie in den ersten 15 Minuten am gestrigen Abend.
Was aber passierte in den restlichen 205 Minuten? Weniger als befürchtet und man muss abschließend einräumen, dass sich hier zwei gleichwertige Teams gegenüberstanden und sich kaum etwas schenkten.
Ein Elfmeterschießen im Rückspiel spricht da ebenfalls eine deutliche Sprache. Eine Sprache über Helden und tragischen Helden.
Aber der Reihe nach.
Was Real in den ersten 15 Minuten auf den Rasen von Santiago Bernabéu brannte, ließ mich sprachlos zurück. Sprachlos ob dieser Dominanz und unserer Hilflosigkeit.
0:2 lagen wir nach 15 Minuten hinten. Und unsere Defensive stolperte von einer Verlegenheit in die nächste.
Im Gegensatz zu vielen anderen Spielen in der Vergangenheit fing diese Elf aber an sich zu wehren. Wie groß muss da der Wille ausgeprägt gewesen sein? In einer solchen Situation.
Das erinnert irgendwie an 1975 oder 1976, als die Bayern in der Liga schwächelten, aber Landesmeister-Pokale in Serie gewannen. Bis dahin sind es zwar noch 90-120 Minuten, aber so wortlos wie ich am Anfang der Rückspiels war, so begeisterte mich diese Charakterstärke.
Natürlich darf Herr Robben seine Chance allein vorm Tor verwerten und Herr Gomez darf ruhig noch öfter direkt und ohne Ballannahme aufs Tor schießen, aber dass unser niederländischer Flügelflitzer sich den Ball beim Elfmeter schnappte, dass hatte was. Er wollte den Ball, er wollte das Tor, er wollte die Chance aufs Finale am Leben erhalten.
Mein Puls war am Anschlag, als ich sah, dass Casillas in die Richtung des Schusses sprang und seine Hände immer länger wurde. Nein, nicht schon wieder, Arjen.
Und dann: Drin! 1:2. Verlängerung wieder möglich.
Bis zum Seitenwechsel gestaltete sich das Spiel dann mehr als ausgeglichen. Ein 2:2 hätte fallen können, aber ein 1:2 lag ja ebenfalls im Plan.
Nach dem Seitenwechsel wurde es zunehmend ein Spiel der Nerven. Die Galaktischen hatten wohl plötzlich die Möglichkeit des Ausscheidens auf dem Plan. Und so spielten sie auch. Was unsere eigenen Schwächen überdeckte.
Ich bin mir natürlich total im klaren, dass sich in solch‘ einer Stimmung, die wir Bayern-Fans nun nach dem Erreichen des Championsleague-Finales – im eigenen Stadion! – haben, kritische Töne fast verbieten. Aber wieso sollte ich verheimlichen, dass mich Schlampigkeiten im Spiel immer noch wahnsinnig machen?
Nennt es die besondere Anspannung, aber nach jedem Fehler von Kroos, Gustavo, Gomez, Lahm oder wem auch immer etwas Derartiges unterlief, sah ich den Ball imaginär schon im Netz zappeln.
Da drehst Du durch.
Andererseits gab es – natürlich – auch jede Menge Licht.
Herr Lahm drehte zumindest gegen Ende des Spiels noch einmal mächtig auf. Herr Gustavo hatte ein paar
exzellente Steals (die nur leider von seinem miserablen Zweikampfverhalten überschattet wurden). Der Kroos‘ Toni zeigte einige gute Pässe, und unser Teilspanier im Sturm hatte es einfach recht schwer so allein auf weiter Flur.
Apropos Gomez.
Klar ist Gomez Weltklasse. Was allein die Torausbeute betrifft. Was wäre aber noch alles möglich, wenn er Bälle nicht so annehmen oder unter Kontrolle bringen müsste?
Zwei Tore hätte er in Madrid sicher machen können, vielleicht müssen. Und dann reden wir von keiner
Verlängerung und wahrscheinlich von keiner Gustavo- und erst recht von keiner Badstuber-Sperre.
Diese Sperren tun uns richtig weh. Sicher, Chelsea hat das auch zu verkraften, aber Badstuber ist einer der Spieler unserer Saison. Selten in der Geschichte des FC Bayern hat ein Spieler in einer Spielzeit einen solchen Sprung in seiner Entwicklung vollzogen. Dafür meinen Respekt. Und auch dafür, dass er nach seiner Karte unvermindert weiter machte. Immer weiter.
Der Plan ist nun diese Sperren zu kompensieren.
Contento – Boateng – van Buyten – Lahm?
Lahm – Boateng – van Buyten – Rafinha?
Unser Trainer wird die richtige Entscheidung treffen.
Zurück zum Licht.
Unsere Flügelzange hatte schon lichtere Momente, aber sie beschäftigen die königliche Defensive über die volle Distanz beider Spiele.
Ribery wollte dieses Finale. Robben merkte man die Galligkeit ebenfalls an. Gut so.
Vorne drin war Kroos für mich – wie erwähnt – durchaus mit Licht und Schatten. Ebenso wie der frische Thomas Müller.
Wir sind eben nicht Real und bringen einen Kaka von der Bank. Derlei ist medial und politisch in Deutschland und der Bundesliga nicht zu vermitteln. Warum? Weil die Bayern trotzdem ein Real Madrid niedergerungen haben. Segen und Fluch zugleich.
Um es zusammen zu fassen:
Die Schwächen einzelner Spieler wurde über das Kollektiv aufgefangen. Und Real Madrid vermochte es eben nicht uns entscheidend zu treffen. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass Real ins Finale wollte. Gerade beim zu erwartenden Gegner. Sie WOLLTEN. Aber sie KONNTEN nicht.
Weil die Mourinho-Kicker – ich wiederhole mich – auf den ersten richtig schweren Gegner der (CL-)Saison trafen. Eine andere Einschätzung fällt mir dazu nicht ein, sorry.
In der Verlängerung merkte man beiden Teams die Halbfinal-Spiele an. Der Wille musste die Entscheidung bringen – das Fleisch schaffte das nicht mehr.
Riberys Fleisch vor allem. Dessen Körner reichten nämlich nur für 90 Minuten. Etwas was ich viel eher von Lahm und erst Recht von Schweinsteiger erwartet hätte.
Respekt für diese Leistung, denn es war mehr als wichtig, dass wir dieses Spiel ins Elfmeterschießen brachten.
So richtig erklären kann ich es nicht, aber ich war mir sicher, dass Neuer es richten würde. Aus Prinzip. Weil es an der Zeit war, dass er neben dem Halbfinale in Gladbach ein weiteres Highlight setzen würde.
Was sind seine „Patzer“ in der Bundesliga wert? Seine Kollegen hatten genügend Chancen diese mehr als
menschlichen Dinge auszugleichen.
Einen richtigen Wert entwickelt man als Torhüter, wenn man in solchen Momenten Entscheidendes leistet. Wie lange war Oliver Kahn in München als er zum Titan wurde? Standen wir in seiner ersten Saison mit ihm im Finale der Championsleague?
Ihr haltet dies für nicht vergleichbar? Was ist daran falscher als die Vorwürfe gegen ihn, er dürfe keine Fehler machen und der Verein hätte dies den Fans auch versprochen?
Unfassbar wie er die ersten beiden Elfmeter von Ronaldo und Kaka entschärfte. Nicht minder unglaublich, wie lässig Kroos und Lahm vergaben. Perfekt wurde dieses Drehbuch ohnehin erst als uns derBastian ins Finale schoss. Wahnsinn. Explosion. Ein Hauch von 2001. Pure Freude.
Pure Freude auch – und jetzt komme ich zum Höhepunkt dieses Beitrages – wie ein David Alaba spielt. Eine Verlegenheitslösung in der Abwehr wird zum größten Gewinn des FC Bayern seit Müller und Badstuber 2010.
Allein sein Sololauf über den größten Teil des Platzes hätte ein (Robben-)Tor verdient gehabt. Der Typ geht so steil, dass ich ihm nur alles erdenklich Gute für die Zukunft wünschen kann. Was auf den nach dieser Saison einbrechen wird, muss man mit 19 Jahren erst einmal verkraften.
Welch‘ ein Satz, wenn ich schreibe, dass die Abwesenheit von Alaba neben Badstuber eine massive Schwächung des FC Bayern im Finale bedeuten wird.
Aber es hilft ja nichts.
Wir werden – sehr wahrscheinlich – erneut mit elf Spielern im Finale antreten. Unsere Offensive erscheint lückenlos zum Dienst und muss eben dafür sorgen, dass wir in diesem einen Spiel, ganz ohne Hin- und Rückspiel und ohne Auswärtstore und Taktik, ein Tor mehr erzielen als Chelsea. Punkt.
Und jetzt bitte alle einmal durchatmen. Ich reise morgen zum VfB-Spiel nach München – die Atmosphäre wird gelöster sein als erwartet und ab sofort beginnen ohnehin die Vorbereitungen auf unsere beiden Pokalendspiele.
In diesem Sinne:
Auf geht’s, Ihr Roten! Weiter, immer weiter!
Ausgerechnet Dante. Ausgerechnet Neuer. Ausgerechnet ausgerechnet.
Die Bayern stehen im Finale des DFB-Pokals. Nach einem harten Stück Arbeit.
Und wie ich – und viele Andere – doch Recht hatte(n).
Schießt der FC Bayern kein frühes Tor bekommt er Probleme. Immer noch.
Wobei man sagen muss, dass die Bayern vor allem in der ersten Halbzeit bei Kontern der Gladbacher Probleme hatten. Danach kamen bis zum Elfmeterschießen noch zwei, drei brandgefährliche Full-Speed-Spielzüge und das war es.
Das ist nicht schlecht, nein, ganz im Gegenteil, das ist das Spiel der Gladbacher und damit werden sie innerhalb eines Jahres von einem Fast-Bundesliga-Absteiger zum Championsleague-Teilnehmer. Meinen Respekt dafür.
Es ist aber eben auch „schon“ alles.
Defensiv klasse stehen, massiv offensiv pressen und unfassbare passgenaue Konter.
Der FC Bayern hatte mit dieser Spielweise im dritten Pflichtspiel der Saison gestern aber am wenigsten Probleme.
Viele Konter wurden abgefangen und die die durch kamen, wurden zumeist von Neuer geklärt oder verfehlten ihr Ziel.
Ich will in keinster Weise abstreiten, dass die Gladbacher schon in der regulären Spielzeit ein Tor erzielen hätten können. Und unverdient wäre das sicher nicht gewesen. ABER die Heynckes-Kicker hatten – in der Summe und über 120 Minuten – dann doch mehr klare Chancen. Chancenverwertung from hell.
Es fehlte(n) beim Schuss von Kroos vielleicht ein, maximal zwei cm, dann reden wir hier gar nicht von einer Verlängerung geschweige denn vom Elfmeterschießen. Es wäre das benötigte frühe Tor gewesen. Dann noch der Gomez-Kopfball, Robben mit freier Schussbahn mitten im Strafraum – das Spiel frühzeitig entschieden.
In der jüngeren Vergangenheit hätte dies den Gegner aufgebaut und die Bayern vor echte Probleme gestellt. Aber wir reden hier eben vom Pokal. Dem Halbfinale. Da fiel es selbst unseren Spielern nicht schwer, nie abzufallen und immer wieder anzurennen. Gladbach war durch die Atmosphäre ohnehin aufgeputscht.
Das Spiel war knapp, es war ausgeglichen. Gladbach hatte die bessere Defensive (Dante (100% Zweikampfquote?)!), Bayern die bessere Offensive.
Ob Gladbach mit diesen Fähigkeiten die nächste CL-Gruppenphase überleben wird? Wohl kaum, aber wahrscheinlich will man ohnehin einfach „nur mal dabei sein“. Ich schweife ab.
Das Spiel ist schnell erzählt.
Unsere neue Stammaufstellung (ohne Rafinha, Lahm auf rechts – danke Jupp!) überzeugte erneut, wenn auch ein zuletzt gewohnter Kantersieg kaum zu erwarten war.
Neuer hielt mehrfach in der 1:1-Situation herausragend. Unsere IV stabil wie immer. Die beiden Außen ließen defensiv kaum etwas zu (gegen diese Hochgeschwindigkeits-Konter muss weiter vorne ein Mittel gefunden werden) und schalteten sich mit zunehmender Spieldauer immer öfter ins Offensivspiel ein.
Kroos und Gustavo zeigten defensiv ab und an leichte Schwächen, der Toni dafür offensiv umso stärker.
Und über unsere Offensive muss man ohnehin kaum Worte finden. Herr Ribéry war zwar erst ab der 30. Minute im Spiel, Herr Robben dafür umso emsiger. Herr Müller und Herr Gomez hatten zu wenig Platz für gelungene Aktionen. Derlei war zwar zu erwarten, aber unser Spiel war – vor allem in HZ1 – eben zu statisch und zu langsam, so konnte man die gut gestaffelten Abwehrreihen der Gladbacher nicht gefährden.
Nein, man hätte einfach ein oder zwei der hochkarätigen Chancen verwerten müssen. Geschichte.
In der Verlängerung merkte man beiden Teams die bisherige Spielzeit an. Hier aber vor allem den Niederrhein-Kickern. Alter Schwede, die waren ja stehend k.o. – umso schlimmer, dass wir sie nicht erledigen konnten.
Ich persönlich hatte ja vor dem Spiel ein gutes Gefühl, allerdings stieg spätestens in der zweiten Halbzeit der Verlängerung die Aufregung.
Ausgerechnet gegen uns hätte Gladbach ja noch das Duseltor oder den späten Treffer erzielen können. Andererseits sah man ja offensichtlich, dass die zu diesem Zeitpunkt froh waren, nicht mehr übermäßig laufen zu müssen.
Vor dem Elfmeterschießen war mir total klar, dass hier Neuer irgendwas reißen würde. Ich hatte da eine Vision und die trat ja auch ein. Dass kurz zuvor – ausgerechnet – Dante den Ball über das Tor drosch, konnte man ja nicht ahnen. Außer vielleicht pfiffige Sportjournalisten.
Nein, wir hätten das Elfmeterschießen so oder so gewonnen.
Die ganze Körpersprache, die Sicherheit in den Schüssen und bei den Schützen (Alaba!) – all dies muss Gladbach einfach beindruckt haben. Kaum ein Schuss der Gladbacher war locker und souverän. Am ersten war Neuer fast dran, der dritte ging drüber und den vierten hielt er mit dem Fuß.
Klar, für Journalisten und Neuer-Gegner wurde er da angeschossen. In etwa so wie Kahn im Championsleague-Finale 2001, gell?!
Nein, nach diesem Spiel ist vieles im Reinen. Im Halbfinale auszuscheiden ist ohnehin das Blödeste was man sich vorstellen kann. Verliert man, hat man noch nicht einmal ’ne englische Woche gewonnen. Dann lieber früh ausscheiden – wie der BVB über die letzten Jahre…
Das sog. Traumfinale ist perfekt. Läuft es gut, feiern wir am 12.05. in Berlin das Double. Läuft es schlecht – nicht. Erreichen wir jetzt noch gegen Marseille das Championsleague-Halbfinale ist für mich die Saison zunächst einmal im Soll.
Bei allen anderen Dingen helfen uns nur die Tagesform, das Glück oder die nächsten Dortmund-Gegner.
Jetzt erst einmal an Hannover denken – da ist ebenfalls noch ’ne Rechnung offen. Dortmund in Köln? Spielt Poldi mit, oder hat Dortmund noch ’ne Verlängerung der Sperre erreicht? 😉
Für uns gilt so oder so: Kämpfen und Siegen, FCB!
Weisheiten #165
„Ob Manuel Neuer wirklich sein letztes Spiel macht – da wäre ich mir nicht so sicher.“
Königsblauer Ralf, voller Hoffnung.
Die falsche Begegnung zur falschen Zeit
Die Bayern spielen im Achtelfinale der Championsleague gegen Inter Mailand. Die Revanche für die Final-Schlappe der letzten Saison.
Zu doof, dass Inter inzwischen nur noch ein Schatten seiner selbst ist und wir nicht im Finale in dieser Form gegen sie spielen durften.
Aber so ist nun einmal das Leben.
Wenigstens spielen wir zunächst auswärts und haben wir nach der Winterpause hoffentlich wieder ein paar gesunde und fitte Hoffnungsträger zurück auf dem Platz.
Wollen wir doch mal sehen, wie wir gegen Mailand aussehen mit Robben und Ribéry.
Vielleicht schaffen es aber die Italiener doch noch irgendwie, dass beide in den Partien fehlen. Hat mit Ribéry im Vorjahr ja auch geklappt…