Die bayerischen Blagen auf Klassenfahrt in Holland

Vor lauter iPhone kam ich in den letzten Tagen kaum zum Bloggen. Dann las ich das hier, das hier, das hier und zum Überfluss noch sowas und sowas.

Schön.

Versuchen wir mal all die Polemik und Emotion außen vor zu lassen. Aber wie kann es sein, dass der niederländische Fußballverband nach der Robben-Geschichte jetzt ein zweites Mal einen (scheinbar) verletzten Spieler spielen lassen will?

Sicher. Im Falle Robben, war der Spieler ja aus Sicht der Niederländer gesund. Darüber wird sich aktuell gestritten. Vielleicht weil er nur vor und nach der WM verletzt war. Oder so. Egal.

Und jetzt also Bayern-Kapitän van Bommel?

Oder ist das alles doch nur halb so schlimm und van Bommel ist „fit“? Wird allenfalls nach seiner Rückkehr nach München als verletzt eingestuft und fällt dann – beim FC Bayern – ein paar Spiele aus?

Ach nein, ich wollte die Polemik ja außen vor lassen. So wie in der Replik an meinen verehrten Schalker Kollegen…

Unglaubliche Effektivität gegen unglaublich schlechte Bank

Unglaublich. Ich hatte es ja irgendwie geahnt. Das es aber tatsächlich so kommen würde. Wer kann damit rechnen?

Die Bayern in Wolfsburg. Mit einem 1:5 nach Hause geschickt.

Unglaublich historisch. Unglaublich desaströs. Unglaublich schlecht.

So unglaublich überschlug sich Premiere nach dem Spiel. Und währenddessen nicht weniger. Mittendrin statt nur dabei: Dieter Nickles. Investigativ-Reporter durch und durch. Alle zwei bis drei Minuten eine Schalte. Interviews. Mit Spielern, den Trainern. Dann zum Bayern-Bus.

Hellmann: „Irgendwelche Spieler zu sehen?“
Nickles: „Nein.“
Hellmann: „Wenigstens pfeiffende Fans oder Klinsmann-Raus-Rufe?“
Nickles: „Nein. Aber ich habe gerade unglaublich hängende Köpfe bei den Bayern-Spielern gesehen“.

Das war so unglaublich boulevardesk. So unglaublich BILD-Zeitung, dass ich fast noch im Anschluss meine Premiere-Kündigung geschrieben hätte (mache ich bald ohnehin, aber aus anderen Gründen).

Soviel zum zweitklassigen Drumherum.

Ein 1:5 bei einem direkten Konkurrenten um die Meisterschaft (jetzt endgültig, denn Wolfsburg ist drei Punkte, vier Tore vorne. Tabellenführer) ist ’ne bittere Angelegenheit. Aber ehrlich gesagt haben mich die Niederlagen gegen Hamburg oder Köln viel mehr gestört, viel galliger werden lassen. Wieso? Weil es zum einen so unglaublicher Dusel des Gegners oder ein wirklich grausam schlechtes Spiel der Bayern war.

Beides traf heute nicht zu.

Wolfsburg hat gegen uns fünf Tore geschossen. Von daher ist der Sieg verdient.

Wolfsburg ist dabei auch so unglaublich effektiv gewesen. Irgendwie kam mir das so vor, als ob die fünf Chancen hatten und daraus fünf Tore erzielt haben. Sowas ist – zugegeben – meisterlich.

Hat man das Spiel insgesamt, und nicht nur die Zusammenfassung, adrenalinsprühender Kommentatoren verfolgt, dann muss man einräumen, dass das Spiel in den ersten 60 Minuten eher ausgeglichen war. Kaum Chancen auf beiden Seiten, die Wolfsburger gehen mit ihrer ersten Gelegenheit in Führung, die Bayern gleichen mit ihrer ersten zwingenden Möglichkeit aus.

Das war’s. Gerecht. Optisch hatten die Bayern sogar ein Übergewicht. Aber das hat ja inzwischen Methode. Man lässt die Bayern (selbst als Tabellenführer, oder sonstiger Hurra-Fußball-Club) kommen, weiß um deren Schwächen und nutzt diese – insofern man die Möglichkeiten hat – gnadenlos aus. Perfekt.

Die zweite Halbzeit versprach einen offenen Schlagabtausch, da dem Sieger die Tabellenführung blühte.

Für mich gab es in diesem Spiel einen Knackpunkt. Die 34. Minute. Der Tritt Dzekos gegen Lucios Beine.

Sicherlich konnte Dzeko es zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, aber da verloren die Bayern das Spiel, da Lucio zwar zunächst, nach längerer Behandlung, weiterspielen konnte, sein Zustand sich aber rund um die 60. Minute in der zweiten Halbzeit zunehmend verschlechterte.

Aus diesem Grund kam er auch beim Flankenlauf Schäfers nicht hinterher, was dieser nutzte, um maßgerecht auf Dzeko zu flanken. Erneute Führung für Wolfsburg. Erneuter Rückstand für die Bayern. Unglaublich. Die fällige Auswechslung Lucios kam viel zu spät, denn da stand es inzwischen 1:3 und das Spiel war weitesgehend gelaufen.

Erneut hatte Dzeko vollendet, was ihn für mich zum Matchwinner macht.

Zum unglaublichen Debakel für die Bayern wurde es auch deshalb, weil ab der 67. Minute allen Ernstes, neben dem gelernten, aber unerfahrenen Innenverteidiger Breno, ein Ottl(!) dort sein Unwesen treiben durfte!

Ottl!!

Wenn Klinsmann wenigstens Lell dort hingestellt hätte, der das imho schon mal gespielt hat, aber nein, es musste einer wie Ottl sein, den ich zumeist schon auf seiner Stammposition aus Unsicherheitsfaktor sehe…

Was diese, endgültig explosive, Mischung bewirkte, sah man beim 1:4 und vor allem beim 1:5. Unglaublich schlechtes Defensivverhalten bei den folgenden Wolfsburger Kontern und unglaublich amateurhaftes Stolpern vor dem Grafite-Tor „für die Geschichte“.

Übrigens, liebes Boulevard, liebe Premiere-B-Moderatoren: Ihr habt den Namen Rabah Madjer vergessen. Auf den habe ich die ganze Zeit vergeblich gewartet!

Nein – und das meine ich ganz im Ernst – die Bayern haben bis zur 63. und ab der 77. Minute eigentlich ein nicht soo schlechtes Spiel abgeliefert. Also abgesehen davon, dass wir mit einer Innenverteidigung gespielt haben, die so noch nicht einmal beim Gerland Hermann hätte spielen dürfen und wir einen Toni-Partner auf dem Platz hatten, den doch keiner wirklich gesehen hat.

Hat Herr Podolski irgendwas Positives zum Spiel beitragen? Ich kann mich nicht erinnern.

Welch‘ ein Unterschied man da bei einem Luca Toni bemerkte. Der brannte. Nebenbei wurden ihm noch zwei gute Chancen fälschlicherweise wegen Abseits abgepfiffen.

Tag und Nacht. Der Unterschied jetzt.

Ebenfalls stark: Lahm. Das war teilweise schon Barca-Niveau. Der Rest war Durchschnitt und scheiterte an der sehr guten Defensive der Wolfsburger. Ganz besonders hervorheben möchte ich hier einen gewissen Josué.

Unglaublich, was der so alles abräumte. Nämlich eben so gut wie alles. Von so einem Spieler im Team träumt man. In Timoschtschuk haben wir in der nächsten Saison hoffentlich selbst so einen Josué.

Um es zusammenzufassen:

Die Bayern haben eine Klatsche bekommen. Aber das Drama, was jetzt daraus gemacht wird, ist es nun auch wieder nicht. Wieso? Weil ich mich innerlich schon länger mit dem Gedanken beschäftige, dass es heuer vielleicht doch nix wird. Weil es einfach zu viele Gegner sind. Zu viel Konstanz bei denen, zu viele Probleme bei uns.

In der personellen Struktur (zu wenig gute, gesunde Stürmer), zu viel Konzentration fernab der Bundesliga (oder glaubt jemand, dass Spieler wie z.B. Ribéry oder Toni nach dem Double-Vorsaison nicht hauptsächlich an die CL denken?) und zu viele Änderungen in dieser Saison, die viele Profis vielleicht überfordert oder direkt auf Aggro haben schalten lassen.

Sicher. Es gab immer wieder Lichtblicke und das Ende der Hinrunde hat mich begeistert. Aber was in dieser Rückrunde abgeht, geht einfach gar nicht.

Und wenn das Kind mal im Brunnen ist, bekommt man es schwer wieder raus.

Aber nochmal zurück zum Thema „Klarsicht“.

Wieso muss es eigentlich ein Felix Magath sein, der – im Interview mit Boulevard-Nickles – als Erster auf die bayerische Innenverteidigung der zweiten Halbzeit hinweist? Der erwähnt, dass in diesen 45 Minuten für sein Team alles, aber einfach alles zusammenpasste?

Spricht imho für sich.

Das Problem ist allein, dass wir über diese Dinge im Rahmen von Bayern-Spielen zuletzt einfach einen Tick zu oft diskutieren mussten.

Der zweite Anzug der Bayern passt einfach nicht!

So bitter das gerade für uns ist. Denn das war immer unser Trumpf. Demichelis gesperrt, Lucio verletzt, van Buyten bei seinem kranken Vater. Und plötzlich muss der – zuvor recht sichere – Breno als Abwehrchef agieren. Kann sich nicht an den breiten Schultern einer der obigen anlehnen. Das konnte nicht funktionieren. Noch dazu neben einem Bewegungslegastheniker wie Ottl.

Insgesamt sollten wir jetzt mal zügig in uns gehen. Die Duelle gegen Barcelona vernünftig über die Bühne bringen und eine Qualifikation für die nächste Championsleague ins Auge fassen. Platz zwei, mindestens aber Platz drei sollte es schon werden.

Wenn es am Ende doch mehr wird – in Ordnung. Aber aktuell vom Titel zu reden wäre (mal wieder) vermessen.

Meine Meinung.

Und im nächsten Spiel bitte einmal Herrn Müller in der Startelf. Schlimmer kann’s ja nicht werden…

Von Vorurteilen, der eigenen Welt und einer bayerischen Bank

Es ist ja so schön einfach.

Was über den FC Bayern zu sagen, wenn es „mal wieder“ ein Spieler nicht geschafft hat sich durchzusetzen.

Immer und immer wieder wird dann Calle Del’Haye als Beispiel ausgegraben, weil hier die Bayern ja schließlich einen Spieler und seine Karriere zerstört haben. Bewusst und mit voller Absicht, wollen die meisten dann wohl noch hinterher schieben.

Dumm ist jetzt nur, wenn eben dieser Calle Del’Haye selbst was zum Thema beisteuert.

Herr Del`Haye, würden Sie Bankdrückern wie Lukas Podolski bei Bayern München raten, den Verein zu wechseln? Sie waren damals in einer ähnlicher Situation.

Meine Situation war eine ganz andere. Ich kam mit einem Dreijahresvertrag nach München. Am Anfang gab es aus taktischen und auch aus zwischenmenschlichen Gründen Probleme. Man wollte mich dann verkaufen. Ich habe aber gesagt, dass ich mich nicht verkaufen lasse. Ich wollte beweisen, dass ich jederzeit in dieser Mannschaft Fussball spielen kann. Das habe ich dann auch geschafft. Wenn man sich meine Statistik anschaut, sieht man das auch. In der Saison 1982/83 habe ich 31 Spiele für die Bayern gemacht. Es gibt in jedem Beruf Höhen und Tiefen. Mich stört es schon, dass es viele junge Spieler gibt, die sich nicht durchbeißen wollen. Aber es muss ja jeder selbst wissen, ob er die Flinte ins Korn schmeißt oder nicht.

Ach ne. Klingt ganz anders, oder? Und wer will hier ernsthaft behaupten, Uli Hoeneß hätte jetzt auch noch die 11 Freunde unterwandert?!

Der beste Teil ist aber dieser hier:

Es gibt viele Märchen über mich. Es gibt Leute, die einfach sagen: „Calle Del’Haye hat bei Bayern München nur auf der Tribüne gesessen.“ Ich saß während der fünf Jahren bei Bayern höchstens drei mal auf der Tribüne.

Und auch für Markus Lotter hat Del’Haye noch ein paar Worte übrig…

Auch der [Schlaudraff] ist mit mir in Verbindung gebracht worden. Der große Unterschied zwischen uns beiden ist jedoch, dass ich vor meinem Wechsel zu den Bayern schon knapp 30 Europapokal-Spiele gemacht hatte.

…ebenso wie zum Thema Geld.

Ich habe ja auch in Mönchengladbach sehr viel Geld verdient. Mir wurde vor meinem Wechsel nach München von den Gladbachern ein Vertrag angeboten, den ich von den Formalitäten her nicht unterschreiben wollte. Wir konnten uns nicht einigen. Dann kam das Angebot der Bayern, das auch lukrativer war. Aber in einer Stadt wie München gibt man auch mehr Geld aus. Geld war nicht das ausschlaggebende Argument für meinen Wechsel. Ich weiß aber, dass das auch immer wieder behauptet wurde.

Hoffentlich ist jetzt mal langsam Ruhe mit diesem Thema, oder sucht Euch wenigstens ein passenderes Beispiel für die Projektion Eurer Antipathie…

Das gibt Ärger, oder?

Was habe ich damals geätzt. Gegen Werders Trikotsponsor.

Jetzt ist dieser im Sponsoren-Pool des FC Bayern!

Achduscheisse.

Und Rummenigge gibt den Allofs.

„Wir wollen für unseren Partner in Brüssel und in Berlin die Lobby-Arbeit intensivieren. Die derzeitige Rechtslage in Deutschland ist aberwitzig. Wir hoffen, den Vertrag über 2010 hinaus fortsetzen zu könne.n“

Plötzlich müssen wir (Bayern-Fans) alle auch für Wetten im Internet sein?

Der FC Bayern ist zurück!

Und zwar als perfekter Aufbaugegner.

Ich dachte ehrlich, dass diese Zeiten vorbei wären.

Falsch gedacht.

0:5 lagen die Bayern zurück. Das hatte teilweise desaströse Züge. Und traf mich völlig unvorbereitet. Wie viele andere Bayern-Fans wohl auch.

Tatsächlich ist und war mir dann so eine deutliche Klatsche aber doch wesentlich lieber als so duselige Remis, die wir in den letzten beiden Spielzeiten in den Heimspielen gegen Werder ertragen mussten. Da reg‘ ich mich wesentlich mehr auf. Heute war (fast) alles einfach nur schlecht.

Ferner gab’s danach nix schön zu reden. Etwas, zu dem Bayern-Spieler ja ab und an neigen. Alles schlecht zu reden wäre mir zwar ein Leichtes, bringt aber nix. Warten wir mal die „Entwicklung“ bis zum 10.Spieltag ab. Oder so.

Wahrscheinlich sind wir dann schlauer was hier die Ausnahme war: Das Spiel heute, oder die beiden zuvor.

Naja.

Das Übel deutete sich vorher an. Spätestens mit der erneuten Ribéry-Verletzung erlebte meine Euphorie einen ersten Dämpfer. Der Plan, die Spieler von Bukarest erneut auflaufen zu lassen – die Abkehr von der Hitzfeld’schen Rotation – verursachte mir irgendwo weiteres Unwohlsein. Vor allem nach dieser zweiten Halbzeit

Wie gesagt.

Die Bayern lagen zwischenzeitlich mit 0:5 hinten. 0:5!

Dabei hört sich das schlimmer an, als ich es jetzt schon wieder wahrnehme.

Das 0:1 war perfekt herausgespielt, das 0:3 ein Sonntagsschuss, den Herr Özil erstmal reproduzieren muss.

Dagegen dachte ich beim 0:2 spontan an englische Fünftligisten, beim 0:4 schon an gar nichts mehr. Denn sowas hatte ich beim FC Bayern noch nie gesehen. Spätestens beim 0:5 erschien mir der Titan. Mehr will ich nicht gesagt haben (-> 10.Spieltag).

Was ich meine: Werder war heute wirklich keine Übermannschaft.

Werder war heute lediglich eiskalt im Ausnutzen der eigenen Chancen. Damit hatten einige Klinsmann-Kicker wohl nicht gerechnet.

Ich hatte nicht damit gerechnet, dass unser holländische Kapitän nach seiner Gelb-Rot-Sperre irgendwie das Fußballspielen verlernt hat (Note: 5-6), unser Star in der Innenverteidigung plötzlich in seine Anfangsjahre zurückfällt (Note: 5) und Herr Schweinsteiger lediglich in die „Form“ der letzten und vorletzten Spielzeit.

Das reichte schon mal, um den Bremern a) freie Hand im Mittelfeld und b) ungehinderte Märsche durch die Münchner Defensive zu ermöglichen.

Sicher.

Ich könnte die Liste hier noch auf unseren Sturm ausweiten, aber das Toni sich aktuell sein bisher größtes Formtief nimmt und Podolski immer noch keinen rechten Fuß hat, ist ja kein Geheimnis und hätte man allenfalls mit konsequentem Offensivspiel inkl. des Herausspielens weiterer (Groß-)Chancen (und deren Verwertung) überdecken können.

Haben wir aber nicht.

Und so kam es, wie es kommen musste.

Die Bremer feierten einen historischen Sieg in München und die Töpperwiens, Poschmanns und sonstigen Verdächtigen dieser (Fußball-)Welt hatten ihr Thema.

Sei’s drum.

Es war bitter, es ist bitter. Es gibt nun noch mehr offene Rechnungen.

ABER:

– Ich will jetzt (noch) nicht den Stab über Rensing brechen. Lächerlich. Nach einem Desaster-Spiel. Allein gelassen von seinen Vorderleuten. Wieviele solcher Spiele hatte Oliver Kahn? Vor, während und nachdem er der Titan war?

– Es ist früh in der Saison. Ganz offensichtlich wird’s heuer nicht so leicht wie in der letzten Saison. Offensichtlich heißt’s zunächst weiter durchwurschteln. Mit Ribéry. Denn bis der wieder in Top-Form und eine echte Hilfe ist, wird’s ebenfalls noch Zeit brauchen.

– Selten habe ich mich ferner so auf ein Rückspiel gefreut (-> Ehre). Ist ja noch was hin.

Was anderes:

Haben wir ein 6er-Problem?

Mark van Bommel scheint an der Binde schwerer zu tragen, als er wohl selber zuvor dachte. Warum? Nun. Es scheint so zu sein, dass er zwischen den Stühlen spielt.

Mehr Aggressivität, da ohnehin Aggressiv-Leader? Oder besser mehr Zurückhaltung, da jetzt moralisches (Kapitäns-)Vorbild?

Seine heutige Vorstellung war – ähnlich wie in Bukarest – seltsam zahm und unauffällig (abgesehen von seinen vielen Fehlpässen).

Und Zé Roberto?

Folgt dem Bombenjahr nun in seiner letzten Bundesliga-Saison die Seuche?

Unerklärlich, wie porös das defensive Mittelfeld heute wieder war.

So kann das mit dieser Dreier-IV-Kette natürlich nix werden. Zumal Lucio und van Buyten dort immer auch verkappte Aussenverteidiger spielen. Und das bei deren Hüftsteifheit…

Zwei Gedanken hatte ich kurz vor Schluss:

1. Alter, wenn jetzt nicht bald mal Borowski in der Startelf steht, dann weiß ich auch nicht mehr und

2. Armes Nürnberg, armes Hannover – Ihr müsst (hoffentlich) büßen!

Der italienische Frühlingsalbtraum!

So.

Eine Nacht drüber geschlafen, aber trotzdem ist es noch so, als ob es gerade passiert wäre!

‚Habe mir mal hier jede Menge Fässer hingestellt und die mache ich jetzt alle auf!

Was ist da passiert?

Die Bayern sind raus und zwar ohne Applaus!

Natürlich kann man sich fragen, was angenehmer ist: in der 89.Minute durch seinen geschmackssicheren Geltorhüter auszuscheiden, oder einfach mal 4 Hütten zu bekommen…

Ich plädiere für letzteres und hätte mich sogar über noch 2,3 Tore mehr gefreut, kein Witz, ab einem gewissen Punkt, kann es nicht mehr schlimmer werden, und ein billiges 0:1 kann man sich immer noch schön reden (was bei uns oft genug passiert!) – wobei auch ein 1:4 bei uns noch schön geredet wird – schlimm!

Ich versteh‘ es aber auch nicht, wieso macht ein Magath jetzt den gleichen Fehler wie seinerzeit ein auslaufender Hitzfeld?

Die ersten Medien sprechen schon davon, dass „Magath noch Kredit hat“, wieso begibt er sich auf solch dünnes Eis, seine Spieler danken es ihm ja nicht!

War am letzten Samstag noch der Matsch-Rasen die Hauptausrede, so konnte von schlechtem Rasen gestern ja nun weiß Gott keine Rede sein und trotzdem spielten die Bayern noch einmal eine Klasse schlechter!

Ich verstehe es wirklich nicht!

Da reden die Bayern seit Jahren davon, dass die Championsleague der eigentlich wichtige Wettbewerb ist und dann befinden sich die Spieler in einem sog. Endspiel und es geht darum, ob sie aussscheiden oder den langen Traum vom erneuten Endspiel weiterträumen dürfen und was sehe ich dann?

Standfußball, Lethargie und Nervösität!

Was soll das bedeuten?

Wenn es doch um alles geht, wieso tut man dann nicht alles dafür?

Kann ich als Fan nicht erwarten, dass man, wenn man seinem Gegenspieler vielleicht technisch unterlegen ist, ihm wenigstens läuferisch und kämpferisch den Rang abläuft?

Geht das nicht?

Wissen unsere Spieler überhaupt was sie da tun? Was sie uns Fans antun?

Ich zitiere an dieser Stelle immer wieder gerne eine Aussage von Uli Hoeness, die ich als Leitspruch habe:

„Der FC Bayern ist für mich schon fast wie eine Ersatzfamilie … wenn ich im Stadion sehe, wie die Zuschauer in der Fan-Kurve schunkeln und wie sie singen, dann krieg ich eine Gänsehaut.
Oder wenn wir im Westen irgendwo spielen, da warten 20.000 Bayern-Fans auf uns, da denk‘ ich schon, wir bieten den Leuten was.
Und ich sage meinen Spielern oft, wenn sie irgendwo einen Scheissdreck gespielt haben: Ihr wisst gar nicht, was ihr denen übers Wochenende angetan habt.“

Oder gerne auch noch ein zitiertes Hornby-Zitat:

„Ich verliebte mich in den Fußball, wie ich mich später in Frauen verlieben sollte: plötzlich, unerklärlich, unkritisch und ohne einen Gedanken an den Schmerz und die Zerrissenheit zu verschwenden, die damit verbunden sein würden.“

Weiß ein Michael Ballack überhaupt, was das für uns bedeutet?

Offenbar nicht, wenn wir ihm keine Absicht für seine gestrige, erneut divenhafte Spielweise unterstellen wollen!

Wissen die Spieler überhaupt um die Geschichte des Vereins für den sie spielen?

Wissen die Spieler, dass für diesen Verein seine Fans schon 1932 zum Endspiel der Deutschen Meisterschaft teilweise zu Fuß von München nach Nürnberg gelaufen sind?

Wissen die Spieler, dass dieser ursprünglich teilweise jüdische Verein unter den Nazis fast komplett von der Bildfläche verschwunden wäre und sich nach dem Krieg mühsam wieder aufbauen musste?

Wissen die Spieler, dass all die frühen Erfolge der 50er, 60er und 70er-Jahre nur durch harte Arbeit zustande kamen?

Und wissen die Spieler, dass ich bald 30 Jahre für den Verein alles empfinde, alles gebe, alles einstecke, alles ertrage, schon ertragen habe, als die meisten aktuellen Spieler noch gar nicht geboren waren?

Wissen das unsere Spieler alles?

Den Eindruck habe ich nicht, sonst wäre der gestrige Abend nicht möglich gewesen!

Wie soll das jetzt bitte weitergehen?

Ein Willy Sagnol stellt sich nach dem Spiel hin und äußert gegenüber dem erstaunten Premiere-Reporter erste Zweifel an den Meisterschaft!

Abwegig?

Nein, mit der Einstellung der letzten Wochen bricht bei uns alles zusammen, davon bin ich überzeugt!

Und dann immer wieder diese Ausreden…

Zunächst war es der große Vorsprung, dann waren es die Topspiele in der Bundesliga, die im Kopf steckten, danach die Championsleague-Spiele – aber all das kann ja nicht der Grund sein, sonst hätten die Bayern ja tatsächlich gestern das Spiel der Saison abliefern müssen, oder?

Was bleibt jetzt noch als Ausrede?

Die WM!

Haben die Nationalspieler nur noch die WM im Kopf?

Schont sich ein Ballack vielleicht für die WM, weil die in seinem Lebensentwurf seinen Marktwert in ungeahnte Höhen schrauben soll?

Das kann und will ich nicht glauben, dann schon eher, dass unsere Herren Nationalspieler vielleicht mal den einen oder anderen Werbetermin auslassen sollten!

Ich zitiere mich gerne auch mal selbst, wenn ich sage, dass selbst wenn die aktuellen Spieler schon nicht mehr für uns spielen, überhaupt keinen Fußball mehr spielen, es den Verein, uns Fans immer noch geben wird und dieser Gedanke tröstet mich dann, wenn ich an die aktuelle, verlorene Spieler-Generation beim FC Bayern denke!

Verlorene Spieler-Generation?

Wieso nicht, wie sonst sollte man die Bilanz der Ballack-Ära beim FC Bayern nennen?

Vorrunde, Achtel- und Viertelfinale – na fein, viel schlimmer ist für mich dabei, dass ich ja derjenige bin, der immer über Real und ManU hergezogen ist, weil die in den letzten Jahren nichts, aber auch gar nichts in der CL gerissen haben – vielen Dank auch!

Die letzten vier Jahre (in der Championsleague) waren verlorene Jahre und zu allem Überfluss muss ich mir dann in der Premiere-Nachbetrachtung einen Boulevard-Star Effenberg antun, der, auf die Frage, was „denn anders gewesen wäre, wenn er auf dem Platz gestanden hätte“, sagt: „Einiges!“

Ich musste ihm leider zustimmen!

Klar ich habe hier auch noch das Fass mit dem Netzer-Zitat über Ballacks ostdeutscher Herkunft und seiner Leistungsfähigkeit, aber kann das wirklich der Grund sein für seine Leistungsschwankungen zwischen Welt- und Kreisklasse?

Ich weiß es nicht und ich will es auch gar nicht wissen!

Denn für mich zählt jetzt nur noch, was in Zukunft zu tun ist!

Unser AG-Chef hat das Thema schon angeschnitten, es muss Konsequenzen geben und zwar beim Personal…

Ganz offensichtlich hat die vom Boulevard getriebene Verlängerungswut beim FC Bayern genau das Gegenteil von dem erzeugt, wofür es gedacht war: Trägheit!

Wie sonst ist zu erklären, dass die Leistungen einiger verlängerter Spieler seit Anfang diesen Jahres rapide gesunken sein?

Was ist also zu tun?

Spieler, „bei denen es nicht reicht“, loswerden?

Zu teuer!

Aber auslaufende Verträge von Auslaufmodellen nicht verlängern wäre ein Punkt. Spieler wie Lizarazu (was war das bitte für eine Aktion vor dem 1:3?) fallen unter diese Rubrik!

Spieler wie Makaay fallen übrigens auch unter diese Kategorie, so weh mir diese Aussage auch tut, aber Makaay hat zuletzt nichts dazu gelernt, er ist nur noch ein Fremdkörper in der Mannschaft, so dominant er lange Zeit war, so fremd ist er uns inzwischen geworden, ob sich das noch einmal ändern wird?

Ich weiß es nicht, ich weiß allerdings, dass es vor allem in Sturm und Abwehr zu wenig Konkurrenz gibt!

Drei Stürmer sind zu wenig, mit einer 66%-tigen Wahrscheinlichkeit, gibt es eine Spielgarantie – das kann nicht leistungsfördernd sein!

Wann kommt endlich ein Santa Cruz wieder? Und warum kommt aus der Jugend nichts mehr nach? Müssen wir allein deshalb einen Podolski kaufen?

Und dann die Abwehr…

Was ist los mit einem Spieler wie Ismael, der seine frühere Stärke offenbar in Bremen vergessen hat?

Das ist vielleicht noch keinem so richtig aufgefallen, aber die Nervösität, die Ismael da neben Lucio oftmals ausstrahlt, ist schon fast so schlimm wie zu Zeiten von Kovac oder Kuffour!

Allein gestern war er erneut für mehr als ein Gegentor (der Elfer: was sollte das? Wir kennen doch Inzaghi! / das 2:0: verwirrter Spaziergang im 16-Meter-Raum?) verantwortlich, im Hinspiel auch, ganz unabhängig, ob der damalige Elfer berechtigt war oder nicht…

Sicher, auch ein Lucio hat seine Schwächen, aber ein Lucio ist, neben dem auf dem Rasen räumlich begrenzten Kahn, der e i n z i g e Spieler beim FC Bayern, der will, der ein Spiel gewinnen will, der einen Rückstand aufholen will, den es stört, wenn es nicht läuft in einem Spiel, der läuft, kämpft, und fighted!

Wieso kann das ausser den beiden Erwähnten sonst keiner auf Dauer?

Sind wir schon so satt, so verwöhnt, so wenig bereit alles zu geben?

Ich versteh es immer noch nicht!

Also Kahn und Lucio behalten, ok…

Hinzu kommen dann noch ein Scholl, weil er auch im hohen Alter noch Leistung bringt wenn er fit ist und Spieler wie Demichelis, weil ich glaube, dass gestern nur ein absoluter Blackout von ihm war und Jung-Profis wie Schweinsteiger und Guerrero, weil sie sich (hoffentlich) noch entwickeln können!

Die meisten anderen spielen für mich nur noch auf Bewährung!

Es kann schließlich auch nicht sein, dass ich als Bayern-Fan, der dies seit Jahrzehnten ist, immer wieder kurze Gedanken und Sehnsüchte habe, vielleicht auch mal eine Mannschaft zu haben, wie unsere norddeutschen Lieblingsfeindefreunde, die Offensiv-Feuerwerke abbrennen und nicht nur Ergebnisverwaltung betreiben – schlimm, ich weiß…

Was gibt es noch zu sagen?

Das zuvor kritisierter Hochmut vor dem Fall kommt?

Das Respekt aus überraschenden Ecken kommen kann?

Das ich am nächsten Samstag wieder mit meinem Verein mitfiebern werde, trotz, oder gerade wegen gestern?

Ja!

Weil etwas wichtiger und größer ist als alles andere: Die Liebe zum eigenen Verein!

Verschwindet ihr Söldner, ihr Wappen-auf-dem-Trikot-Klopfer, ihr, die ihr euch nicht für uns, für mich, für den Verein die Seele auf dem Leib laufen wollt, verschwindet, wir brauchen euch nicht!