Liga an der kurzen Leine oder Bayern ballert für Barca

Murmeltiertag in der Fußball-Bundesliga. Es ist Samstag und wir werfen einen Blick auf die Aufstellung unseres FC Bayern. Erneut rotiert unser Trainer als gäbe es kein Morgen. Wir machen uns Sorgen, ob das wohl gut geht, weil ja [beliebigen Gegner einsetzen] aktuell gar nicht so schlecht drauf ist. Ergebnis? Ein Sieg klarer als der andere. Die Vertreter der Spannungs- und Marketing-Fraktion im deutschen Fußball mag dies betrüben, uns Bayern erfreut es im größtmöglichen Umfang.

Wir brauchen keine Spannung. Nicht nach den letzten zwei Jahren. Wir brauchen klare Erfolge, eine klare Positionierung als Antwort auf die schwarz-gelbe Herausforderung. Rekorde um ihrer selbst willen. Klingt eindimensional, wird aber für unser angekratztes Selbstverständnis benötigt. Die Liga an der kurzen Leine. Und – sind wir mal ehrlich (sic!) – selbst die kühnsten Optimisten hätten doch nicht damit gerechnet, dass diese Saison so unfassbar überlegen ablaufen würde. Mit wiederholten 1b- oder 1c-Aufstellungen wird der größte Teil der Liga beherrscht. Sicher, für die Top-Teams der Liga sieht die Startelf sicher immer noch anders aus, aber eben auch die Spiele gegen Mannschaften wie Hannover sahen in den letzten Jahren alles andere als so dominant aus wie am Samstag. Remember Historie.

Klar, Hannover war nicht der Gegner der letzten Jahre. In und um den Verein herum gibt es massive tektonische Störungen, nicht nur Fans, sondern vielleicht auch der eine oder andere Spieler waren nicht zu 100% bei der Sache. Andererseits: So was sollte es eigentlich bei heutigen Bundesliga-Profis nicht mehr geben. Und das 1:0, welches Herr Alaba quasi erzwungen hat, war ja tatsächlich ein Eigentor. Aber als Argument für die Hannoveraner mag dies trotzdem nicht gelten, hatten die Bayern zuvor schon Chancen zur Führung und zirkelten sie die Bälle an Pfosten und Latte.

Die Münchner sind eben in bestechender Form. Der gesamte Kader, nicht nur die Top-11. Und Gegner wie die Niedersachsen werden heute auch als neuer Deutscher Meister mit Rekordvorsprung brutal ernst genommen. Selbst vor einem anstehenden „Gigantengipfel“ gegen Barcelona. Pech für all die „grauen Mäuse“ der Liga, gegen die der FC Bayern in den letzten Jahren immer wieder Punkte gelassen und somit Meisterschaften der Konkurrenz mit ermöglicht hat (keine Ausrede, denn der BVB erlebt genau diesen Effekt ja in der aktuellen Saison – willkommen im Club).

Kommen wir zum Spiel.

Unser Trainer überraschte mit einer neuen Variante in der Rotations-Startelf. Diesmal mit „zwei Stürmern“ – Gomez und(!) Pizarro. Wobei Pizarro tatsächlich eher auf der „10“ spielte. Berauschend, wie sich herausstellen sollte. Und auch Gomez durfte – ebenso wie Pizarro – zweimal einnetzen und somit seine Laune, die trotz „Bankdasein“, erstaunlich gut ist, weiter steigern. Ein Startelf-Einsatz im Hinspiel gegen Barcelona dürfte ihm sicher sein. Überhaupt ist diese Gesamtsituation, die unsere sportlich Verantwortlichen hier vor der Saison hergestellt haben (Gomez nicht mehr nur Alleinunterhalter, schwächelnde Backups wie Olic und Petersen abgeben, etc. – dafür Mandzukic und Pizarro geholt) und die unser Trainer wirklich brilliant optimierte, nur zu loben. Wann war dies jemals der Fall, dass wir drei Top-Stürmer im Kader haben, die über eine gesamte Saison so verteilt ihre Topleistungen präsentieren? Was gab es neben Rummenigge, was neben Wohlfahrt, neben Elber, Makaay, Klose, Toni? Keine solche Dichte zumindest. Ein Erfolgsfaktor. Man kann es nicht oft genug wiederholen.

Und das Mittelfeld?

Defensiv halten Schweinsteiger und Martinez den laden auf Top-Niveau dicht. Schlüpfen die Backups in deren Rollen, gelingt es – zumindest national – die Qualitätslücke ausreichend zu schließen. Mir sind keine bemerkenswerten Fehler, Probleme der Vertreter an dieser Stelle im Spiel gegen den kleinen HSV in Erinnerung geblieben.

Vom offensiven Mittelfeld müssen wir gar nicht reden. Da wirbelt Ribéry die Leine-Kicker durcheinander und sorgt auch Thomas Müller durchaus für Unruhe in des Gegners Abwehr und was passiert zur Halbzeit? Es kommen Robben und Shaqiri und machen weiter, als wäre nix gewesen. Natürlich will ich gerne einräumen, dass diese Zeilen – Woche für Woche erwähnt – Außenstehende langweilen mögen, aber mir ist hier die Begeisterung – über so mögliche Ressourcen-Einsparungen – jedes gleichgültige Achselzucken „der Anderen“ wert. Was gingen wir früher zu vergleichbaren Zeitpunkten einer Saison auf dem Zahnfleisch? Ich möchte da jetzt nicht mehr dran denken.

Denken mag ich lieber an all die schönen Tore vom Samstag. Neben dem Eigentor eben noch von Ribery, Gomez, Gomez, Pizarro, Pizarro. Eins schöner als das andere. Und auch die Vorlagen (2x Alaba, 2x Pizarro, Boateng, Robben) gilt es zu würdigen. Insgesamt – es wurde, denke ich, auf Twitter schon erwähnt – sind nun einige Rechnungen mit Hannover beglichen. Nicht der erste Gegner in dieser fabulösen Saison gegen den dieses Unterfangen gelingt. Kunststück, wenn man auf dem besten Wege ist, eine komplette Rückrunde zu gewinnen. Was haben wir über Ribérys Spruch geschmunzelt.

Apropos Rekorde.

Wir haben diese – erst in der letzten Saison von den Dortmundern erzielte – Bestmarke von 81 Punkte (Grüße an die Ewigkeit, Herr Klopp *g*) nun eingestellt. Wer zweifelt daran, dass wir sie in den letzten vier Spielen dieser Spielzeit noch verbessern – für die nächste Ewigkeit?! Ich weiß noch genau, wie mich dieser Rekord in der letzten Saison gefuchst hat. Zumal es imho 2012 eine Verbesserung unseres(!) zu vorigen Rekordes war.

Und dann dieser Torrekord. Er steht bei 101 Toren. Ich bin ja nun in den 40ern. Und seit den 70er-Jahren Bayern-Fan. Aber für mich schien diese Marke für alle Ewigkeiten (sic!) unerreichbar. Und jetzt? Jetzt schießen wie sogar in Stadien, wo wir die letzten beiden Gastspiele verloren haben, auf einmal sechs Tore. Zwei über dem benötigten Schnitt um diese Marke zu verbessern. Verrückt. 89 Tore nach 30 Spielen. Noch vier Spiele und es fehlen noch 11 Tore bis zur magischen Grenze, 12 zur Einstellung und 13 zur Verbesserung des Rekordes. Dreizehn. In vier Spielen. Also gegen Freiburg (nicht zwingend in Bestform), in Dortmund (ja gut, äh), gegen Augsburg (Pokalrechnung offen) und in Gladbach (letzter Spieltag, sowieso alles egal). Geht das so weiter wie zuletzt, könnten wir allein in den beiden Heimspielen diese Tore erzielen… Nein, bleiben wir – einigermaßen – seriös. Es ist möglich, aber speziell gegen Freiburg ist jetzt echt mal das CL-Halbfinale wichtiger. Notfalls sollten wir da die A-Jugend spielen lassen. Sch**ss auf die Rekorde.

Apropos Barcelona.

Der gemeine Bayern-Fan hat es in diesen Stunden nicht leicht. Nicht leicht, sich vollends auf das Barca-Gastspiel in München zu freuen. Die „Akte Hoeneßüberstrahlt medial alles, wirklich alles. Einerseits. Andererseits können mich ab morgen „alle mal gern haben“. ICH werde mich in die Vorfreude auf dieses Spiel hineinsteigern. Ich werde notfalls jegliche Kommunikation deaktivieren. Ich werde versuchen den Tag herumzukriegen. Und ich werde am Abend meinen Jungs beim Kicken zusehen. Ich werde fiebern. Ich werde anfeuern. Ich werde vielleicht leiden. Und ich werde hoffentlich jubeln.

Lassen wir für 24h Hoeneß Hoeneß und Freiburg Freiburg sein!

¡Vamos, rojos!

Rekord-Herbstmeister. Im Breisgau.

Die Bayern sind Herbstmeister. So früh wie noch keine andere Mannschaft in 50 Jahren Bundesliga. Noch nicht einmal der FC Bayern selbst.

Auch wenn vielen dieser „Titel“ nichts sagt, oder nicht wichtig ist – ich finde das gut!

Ich gehe lieber mit Vorsprung an der Tabellenspitze in die Winterpause. Zumindest lieber als mit Rückstand. Ist doch logisch, oder?

Und nach den Erfahrungen der letzten Jahre sollte das jeder Bayern-Fan so sehen. Denn natürlich waren wir auch im letzten Jahr Herbstmeister. Und ja wir hatten auch einen Vorsprung.

Aber sollen wir deshalb lieber mit Rückstand in die Rückrunde gehen? Weil dann die Gefahr, dass wir Punktemäßig so abfallen wie Anfang 2012 nicht so groß ist?

Achso, klar, wenn man ohnehin Rückstand hat, ist die mentale Gefahr natürlich kleiner – in Rückstand zu geraten…

Nein, ich entschuldige mich nicht dafür, dass wir – erneut – Herbstmeister geworden sind! Wer so eine Hinrunde spielt, hat es sich verdient dort oben zu stehen. Und am Ende – wenn die „richtigen“ Pokale verteilt werden – zählen Rück- UND Hinrunde.

So. Genug davon.

Das Spiel in Freiburg war schwer genug. Erwartet schwer. Aber wir haben es gewonnen. Zu recht gewonnen.

Das können mir TV-Kommentatoren noch so viel erzählen und in den DFB-Pokal-Erste-Runde-Modus schalten – ich habe das Spiel selbst gesehen.

Klar hat Freiburg gekämpft (phasenweise), klar waren da (einige) gute Spielzüge dabei und klar gab es auch Chancen (ein, zwei gute Abschlüsse vorm Tor, ein vielleicht(!) möglicher Handelfmeter), aber wie wäre das Spiel wohl ausgegangen, wenn die Bayern in ihren sehr guten Phasen im Spiel richtig Ernst gemacht hätten?

Eben.

Am Ende des Tages haben wir alles richtig gemacht. Schweinsteiger geschont, Wechsel zur rechten Zeit und mit der bislang vollen Wochenpunktzahl in das Topspiel gegen den BVB gehen.

Es war natürlich nicht unser bestes Saisonspiel. Aber es hat gereicht. Und nur das zählt am Ende.

Frag‘ mal einer bei den 17 anderen Bundesligisten nach, ob die gerne mit uns tauschen wollen. Diskussionen über einzelne Spieler oder den Trainer und seine Taktik – darauf habe ich keine Lust.

Ich sitze nämlich gerade in einem Hotel in München und bereite mich schon mental auf das „Gipfeltreffen“ gegen Dortmund vor.

Was soll ich mir da noch einen Kopf über die Vergangenheit machen. Dafür ist in dieser Winterpause genug Zeit vorhanden.

Jetzt morgen bitte erst einmal Dortmund schlagen (es wird Zeit!) – ich bin live im Stadion und will was sehen. Kampf und Leidenschaft. Auf dem Rasen wie auf den Rängen.

Es ist angerichtet.

Auf gehts, Ihr Roten!

Leidenschaft schlägt Lässigkeit oder So bleibt der FC Ratlos ohne Titel

Jeder der selber ein eigenes Weblog betreibt, weiß wie das ist. Vor, aber vor allem während und auch noch nach einem Spiel des eigenen Vereins arbeitet es im Kopf. Man legt sich die Worte für die Bewertung, die eigene Sicht der Dinge zurecht. Verwirft, beginnt neu.

Dieser Beitrag ist das Resultat dieses Prozesses.

Wie soll ich am besten vorgehen?

Soll ich der Polemik freien Lauf lassen, die mich während des Spiels unseres FC Bayern in Freiburg beim dortigen Sportclub ergriff? Soll ich all den Kommentatoren hier und anderswo nach dem Mund reden, die teilweise die „Selbstauflösung“ des FC Bayern fordern?

Die Wahrheit liegt – wie so oft im Leben – in der Mitte.

Einerseits obliegt es mir mit meinem Blog – noch dazu mit einer solchen Reichweite – ein gewisses Regulativ zu sein. Ein gewisser Anspruch muss, meiner Meinung nach, gewahrt bleiben.

Andererseits kann ich nicht nach jedem – nicht gewonnenen – Spiel und auch nicht nach jeder Meisterschaft, die in Gefahr gerät eine Grundsatz-Polemik verfassen. Und an die spezielle jüdische Vergangenheit und die allgemeine Geschichte des Clubs verweisen…

Wissen die Spieler überhaupt um die Geschichte des Vereins für den sie spielen?

Wissen die Spieler, dass für diesen Verein seine Fans schon 1932 zum Endspiel der Deutschen Meisterschaft teilweise zu Fuß von München nach Nürnberg gelaufen sind?

Wissen die Spieler, dass dieser ursprünglich teilweise jüdische Verein unter den Nazis fast komplett von der Bildfläche verschwunden wäre und sich nach dem Krieg mühsam wieder aufbauen musste?

Wissen die Spieler, dass all die frühen Erfolge der 50er, 60er und 70er-Jahre nur durch harte Arbeit zustande kamen?

Und wissen die Spieler, dass ich bald 30 Jahre für den Verein alles empfinde, alles gebe, alles einstecke, alles ertrage, schon ertragen habe, als die meisten aktuellen Spieler noch gar nicht geboren waren?

Wissen das unsere Spieler alles?

Den Eindruck habe ich nicht, sonst wäre der gestrige Abend nicht möglich gewesen!

oder

Verschwindet ihr Söldner, ihr Wappen-auf-dem-Trikot-Klopfer, ihr, die ihr euch nicht für uns, für mich, für den Verein die Seele auf dem Leib laufen wollt, verschwindet, wir brauchen euch nicht!

Es würde sich zu schnell abnutzen und soweit will ich eben heute nicht gehen.

Ich will aber auch nicht verschweigen, dass es innerhalb und außerhalb der Mannschaft des FC Bayern ein Problem zu geben scheint. Wieso schafft es diese Mannschaft eine solch fabulöse Hinrunde, ein solches Pokalspiel wie in Stuttgart und eine solche erste Halbzeit wie gegen Kaiserslautern zu spielen um gleichzeitig Spiele wie in Gladbach, in Hamburg und jetzt in Freiburg abzuliefern?

Auswärts-, Abendspiel-, Flutlicht-Schwäche?

Das Thema ist in meinen Augen vielschichtig.

Man kann unserem Trainer nicht diese verloren sieben Rückrunden-Punkte anlasten, ohne ihm die Hinrunde auf die Habenseite zu verrechnen. Wer das macht, ist von seinen Emotionen getrieben und verliert den klaren Blick.

Ferner sind wir hier doch nicht der FC Harakiri, oder?

Nein, wir sind allenfalls der FC Ratlos.

Dramatisch ist für mich tatsächlich nicht, dass wir nun vier Punkte hinter der Tabellenspitze liegen, denn auch der BVB oder die Gladbacher Borussia werden nicht jedes Spiel bis zum Abschluss der Saison gewinnen, nein, schlimm ist, dass es nun offenbar schon dem Tabellenletzten(!) – und hier lügt die Tabelle doch nicht, oder soll es Zufall sein, dass Freiburg dort nach 22 Spielen steht? – mit einfachsten Mitteln gelingt uns und unsere Offensive in Schach zu halten.

Ferner gilt das alte Argument „die werden schon irgendwann müde, dann packen wir sie“ nun schon länger nicht mehr.

Hier hätten wir einen ersten Ansatz für Kritik am Trainer.

Denn „schnelles Umschalten“, „flexible, taktische Systeme“ oder „Standards-Variationen“ kann man trainieren, Herr Heynckes.

Klar, wir haben „den besten Kader der Liga“, klar, eigentlich „entscheidet sich der Titel nur über uns“, klar, eigentlich sind wir doch immer noch „der Top-Favorit auf den Titel“ (das könnte Euch so passen, liebe Dortmunder!).

Aber dieses Gefasel kann ich, ehrlich gesagt, nicht mehr ertragen!

Wenn wir hier schon einen Thomas Müller dafür abfeiern, dass er – wenn auch nur ansatzweise – die Probleme beim Namen nennt, dann ist das doch eher wischi-waschi im Vergleich zum dem, was unsere früheren Führungsspieler diesbezüglich – in der Öffentlichkeit (böse, böse) – rausgehauen haben.

Aber echte Führungsspieler, also nicht nur am Mikrofon, haben wir ja offenbar schon länger nicht mehr.

Womit wir bei den Trainern der letzten Jahre, unserer Führung und dem modernen Fußball im Allgemeinen wären.

Typen wie Kahn, Effenberg und Co. sind ja heutzutage nicht mehr gefragt. Rasierte, mediengeschulte Nichts-Sager wie unser Kapitänchen bestimmen die Szene. Wobei ich – in seinen Interviews nach dem Spiel (war da unser Präsi schon in der Kabine gewesen?) – diesmal den Eindruck hatte, dass er frei sprechen musste. So klang seine Stimme und seine Worte wirkten weniger abgelesen. Ich mag mich täuschen. Aber geredet werden wird an der Säbener Straße in den nächsten Tagen, da hat Herr Lahm schon Recht.

Nur am Rande bemerkt: Lahms Vorgänger als Kapitän wurde vom Vor-Vorgänger von DonJupp abgesägt. Der stand nämlich so gar nicht auf mündige Spieler mit Profil. Dies für alle die, die immer noch vorbehaltlos von van Gaal schwärmen.

Schlimm fand ich im Rahmen des gestrigen Spiels ferner, dass eine saftige Kabinenansprache vonnöten war, um unseren Kickern Beine zu machen. Neben der Tatsache, dass der Tabellenletzte nach dem Seitenwechsel genau dies erwartet hatte und somit der Respekt größer war als zu Beginn des Spiels.

10-15 Minuten hatten wir die Freiburger im Sack. Danach fielen wir zurück in den Handball-Ballbesitz-Trott. Nach einer Stunde war mir klar, dass wir mit Sicherheit an diesem Abend kein Tor mehr schießen würden.

Welch‘ mentale Probleme es offenbar im Team zu geben scheint (so viel zum Mia-san-mia-Geschwafel), zeigte doch die Neuer-Szene, als er einen Ball, der aus 30, 40 Meter auf ihn gespielt wurde, recht unbedrängt zur Ecke abfälschte.

Ist überliefert, ob ihm derlei in seiner Karriere zuvor schon einmal passierte?

Davon abgesehen will mir – trotz intensivem Nachdenken – kein Grund für die Leistung von Herrn Ribéry einfallen.

Was war das? Zwei, drei Fouls in den ersten 15, 20 Minuten und dann haben wir keine Lust mehr, Franck? Ich lehn‘ mich da mal aus dem Fenster, aber was unser kleiner Franzose da über 90 Minuten im Breisgau anbot, grenzte phasenweise an Arbeitsverweigerung. So kann man gegen einen Tabellenletzten nicht agieren.

Das einige Spieler ihre eigenen Probleme haben, ist ja unverkennbar und wenn wir dann auf einen Gegner treffen, der nicht nur mit Mann und Maus verteidigt, sondern auch Herz und Seele in die Hand nimmt und mit unfassbarer Leidenschaft läuft, rennt und kämpft, dann haben wir mit unserer Lässigkeit im Lauf- und Passspiel und in den Zweikämpfen da halt keine Chance.

So einfach ist die Fußball-Welt.

Ab hier wird es eben problematisch.

Wir sind immer noch nicht innerhalb der anstrengenden englischen Wochen, mental hatten wir noch gar keine Highlight – wir spielen hingegen seit der Rückrunde so, als ob wir ein NBA-Team mit über 100 Saison-Spielen und 4:3-Sieger nach einer mitreißenden Finalserie wären.

DAS kann ich wirklich nicht verstehen. Auch menschlich nicht. Noch eine Frage an den Trainer.

Ist aber der Trainer nun an allem schuld? Wird alles wieder gut, wenn nur der Trainer ginge?

Klare Antwort: Nein.

Was sollte die Grundlage für ein Problem zwischen Mannschaft und Trainer sein?

So eine Vorrunde und dann in der Rückrunde gegen den Trainer spielen?

Dann könnten wir wirklich 2/3 der Mannschaft auswechseln. Und wären erneut (2 Jahre schon rum?) im Rund-Erneuerungs-Wahn.

Himmel. Geduld, Erwartungshaltung und Strategie sind offenbar Elemente die beim FC Bayern nicht zusammen passen. Vom Präsidenten bis hinunter zum gemeinen Fan. Oder täusche ich mich da?

Der geneigte Leser wird spätestens hier bemerken: Selbst ich bin ratlos.

Weder will ich den Trainer loswerden, noch können wir JETZT die halbe Mannschaft rausschmeißen.

Wir müssen mit dem Personal, dass wir in diesem Moment haben, die Saison zu Ende spielen. Punkt.

Also lasst uns hier mal wieder konstruktiv werden und die offenen Fragen beantworten.

Erstens: Warum gelingt es uns nicht in jedem Spiel ein Offensiv-Pressing wie zu besten Hinrunden-Zeiten auf den Rasen zu brennen (all die anderen Teams (BVB(!), Freiburg(!!)) schaffen das schließlich auch)?

Zweitens: Warum spielte Herr Kroos – in der Startelf erneut auf der so geliebten 10 – in Freiburg so schlecht wie zuletzt nur auf 6?

Drittens: Was ist los mit Herrn Ribéry?

Viertens: Was macht Herr Rafinha von Beruf?

Fünftens: Wann bekommen wir den echten Philipp Lahm zurück (seit 2006 spielt ja sein Zwillingsbruder bei uns)?

Sechstens: Auf welcher Grundlage wird eine mögliche Vertragsverlängerung von Herrn Olic überhaupt diskutiert (abgesehen von der menschlichen Komponente)?

Siebtens: In den Tagen vor dem Freiburg-Spiel las ich, dass Herr Gustavo ja inzwischen endgültig beim FC Bayern angekommen sei. Was soll man heute von dieser Aussage halten?

Es gab allerdings – so schwer man sich das auch vorstellen mag – durchaus Positives zu bemerken:

Unsere Innenverteidigung stand sicher. Das Paar Badstuber/Boateng sollte bitte genauso zusammen bleiben. Das hat inzwischen Niveau. Sein Niveau hat inzwischen Herr Alaba verbessert. Sowohl auf der 6 als auch als AV-Vertreter. Ich erinnere mich da noch an ein Gastspiel in Frankfurt, an dessen Niederlage er entscheidend beteiligt war. Weia. Diesmal lief soweit alles glatt.

Habe ich aber Antworten auf die obigen Fragen? Nein. Ihr?

Wir spielen nun in Basel und danach zuhause gegen Schalke. Beides sind entscheidende Spiele. Aber in unserer aktuellen Lage passt diese Beschreibung auf jedes Spiel. Also sollten wir die üblichen Phrasen der bisherigen Bayern-Verfolger übernehmen: „Wir denken nur von Spiel zu Spiel!“

Und dann schauen wir mal, was am Ende dabei herauskommt. Mit der Einstellung von Freiburg nicht viel.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Von Gomery, Dominanz und Kahnscher Verbissenheit

Vor dem 10.Spieltag ist die Tabelle nicht zu gebrauchen.

Sagt man so. Und haben wir Bayern im letzten Jahr auch gesagt.

Eigentlich ist dies aber eine Aussage derer, die nicht an der Tabellenspitze stehen oder zumindest schlechter platziert sind, als die eigenen Ansprüche es vermuten lassen.

Deshalb ist dieser Spruch eher was für Dortmunder oder Hamburger. Oder die Bayern der Saison 2010/11.

Selbstverständlich ist an der Aussage so oder so etwas Wahres dran. Am Anfang einer Saison müssen sich viele Mannschaften erst einmal finden und somit sehen wir Zuschauer Ergebnisse, die wir im weiteren Verlauf der Saison (der etablierten Mannschaften) in der Regel vermissen.

So denkt man auch immer wieder über die sogenannten Überraschungsmannschaften. Wie die letztjährigen Mainzer, Hannoveraner oder eben Dortmunder.

Bei allen drei Teams hielt die Euphorie mehr oder weniger bis zum Ende der Saison. Derlei kommt nicht oft vor. Lag aber – schaut man sich die aktuelle (schiefe) Tabelle an, vielleicht doch eher an der Schwäche „der Anderen“, also Schalke, Bremen, oder eben den Bayern.

Worauf ich hinaus will:

Immer den Augenblick genießen. Mehr bleibt einem im Fußball nicht übrig. Das habe ich – zum Beispiel – jedem Dortmunder rund um die Meisterfeiern ins Ohr geflüstert. Ob man es hören wollte oder nicht.

Denn wenn ich gestern Herrn Hummels im Interview höre, „dass das ja wohl jetzt öfter passieren wird, dass die Borussen-Gegner sich jetzt nur noch hinten rein stellen“, kann ich nur erwidern:

Willkommen im Club!

Und jetzt noch schön die Dreifachbelastung über ein paar Jahre durchhalten und wir können davon reden, dass der BVB mal wieder auf Augenhöhe mit den Bayern agiert.

Aber lassen wir das mal beiseite, denn tatsächlich gibt es ja einige – weniger Verrückte – im schwarz-gelben Umfeld, die diesen Umstand genauso vorhergesehen haben.

Und warten wir den 10.Spieltag ab. Bis jetzt sind es nur fünf Punkte Rückstand auf die Bayern. Vor genau einem Jahr lagen die Bayern ihrerseits auf Platz 8, vier hinter dem BVB und sieben hinter Mainz. Gefühlte Lichtjahre her.

Fußball eben.

Und einen mehr als attraktiven Fußball spielten die Bayern auch an diesem 5.Spieltag der aktuellen Saison.

Waren es bislang nur schwache Gegner? Von mir aus. Aber – noch einmal – selbst gegen diese sogenannten schwachen Gegner, haben wir in der Vorsaison Punkte und Tore liegen lassen!

12 von 15 Punkten und 16:1 Tore muss man erst einmal erzielen. In einer – so dachten wir doch alle – erneuten Umstellungssaison.

Unsere Schwarzmalerei stellte sich – bis jetzt – tatsächlich als unbegründet heraus.

Der Stiefel, den die Bayern jetzt schon spielen, gefällt mir wesentlich mehr, als alles, was ich über weite Strecken der letzten Spielzeit sehen durfte.

Und welches Teams nun nicht mit uns tauschen will, darf sich gerne melden. Schiefes Bild hin oder her.

Vor dem Spiel war allein Robbens Schambein das Haar in der Suppe.

Gegen diesen – erneut – angeblich so schwachen Gegner, spielte dies abermals keine Rolle. Und das ist gut. Denn aus meiner Sicht werden wir unseren Flügel-Holländer noch einige Wochen vermissen. Wenn nicht sogar bis zum Ende des Jahres. Allein, es traut sich niemand derlei zu bestätigen. Bei Herrn Badstuber sah dies vor Jahresfrist noch ganz anders aus.

Womit wir bei der Detailanalyse wären.

Wir haben mit Freiburg erneut einen Gegner nicht zur Entfaltung kommen lassen. Ein frühes Gegentor, ein zweites hinterher. Fertig ist die Laube.

Ribéry stand im Abseits? Korrekt. Ebenso wie Schweinsteiger zuvor nicht. Der Herr Linienrichter hatte offenbar Probleme mit der Sonne. Zweifelt jemand daran, dass wir trotzdem einen deutlichen Pausenvorsprung erzielt hätten?

Unser französischer Wirbelwind nähert sich rasant seiner 2007er-Form und dies kommt zu keinem richtigeren Zeitpunkt als jetzt. Ferner ist selten bei einem Stürmer ein Knoten geplatzter als bei unserem schwäbisch-spanischen Tor-rero.

Vom Rest der Offensive ganz zu schweigen. Da wird gelaufen und rochiert was der Rasen hergibt.

Das System Heynckes scheint zu greifen. Alles Gute vom System van-Gaal übernehmen und um die fehlenden Elemente Flexibilität, Geschwindigkeit und Überraschungsmoment ergänzen.

Rosarot-Wochen beim FC Bayern.

Klar. Jetzt kommen die Wochen der Wahrheit. Mal wieder und erneut.

Aber wieso sollten wir Grund zur Sorge haben, dass es nicht trotzdem erfolgreich weiter geht?

Natürlich sollten wir nicht so vermessen sein und darauf spekulieren, dass wir Schalke, Leverkusen, Villareal und Co. ebenfalls mit fünf, sechs oder sieben Toren zu Null besiegen. Aber mal ganz ehrlich:

WENN wir – und damit meine ich das gesamte Team – weiter so agieren, die Offensive hilft der Defensive, die Defensive hilft der Offensive, die deutschen Nationalspieler halten ihre gute Form (Boateng, Schweinsteiger(!), Müller(!!)) und bliebe Ribéry auf dieser Formkurvenwelle – dann, ja dann ist mir nicht bang, dass wir eine guten Herbst, eine gute Hinrunde erleben.

Zurzeit greifen all die Mechanismen, die wir Bayern-Fans immer wieder vermissten.

Wille, Einsatz und vor allem Laufbereitschaft.

Das ist schon der Wahnsinn wie dominant wir dadurch wirken.

Und dann am Ende noch einen Gang zurück schalten und trotzdem bis zum Schluss (auch mit der zweiten Reihe Alaba, Petersen und Co.) auf das nächste Tor spielen…

Derlei hat für mich Kahn’eske Züge. Weiter, immer weiter.

Genau dies zeichnet den FC Bayern bislang in dieser Saison aus (neben der Steigerung von Spiel zu Spiel). Für die aktuellen Gegner der Bayern tut mir das fast schon leid, aber Freiburg und Co. sollten sich nicht all zu viele Sorgen machen.

Stabilisiert sich diese Entwicklung in und um den FC Bayern herum, werden noch ganz andere Mannschaften (in der Bundesliga) ihre Probleme bekommen.

Weiter so, FC Bayern und alles wird gut.

Am Mittwoch gibt es die nächste Gelegenheit weiter, immer nur weiter zu machen!

Der Klose gibt den Gomez oder Das Hornberger Schießen

War was?

Ich weiß nicht. Irgendwas ist mit mir nach dem heutigen Schlusspfiff passiert. Irgendjemand hat bei mir einen Reset-Knopf gedrückt.

Ist die Saison meines FC Bayern schon zu Ende? Was? Wir sind Dritter geworden? Sonst nix? Ach, Torschützenkönig? Na dann.

Was sagt denn van Gaal dazu? Was? Der ist nicht mehr Trainer? Jonker? Oh. Was ist denn da passiert?

So oder so ähnlich wird man vielleicht einmal über die heute abgelaufene Saison rätseln.

Ich für meinen Teil bin total leer. Und irgendwie musste ich ja in diesen Beitrag einsteigen. Sorry dafür.

Schaut man sich unsere Statistik an, ist das alles gar nicht so schlecht. Super Rückrunde gespielt. Super Heimbilanz. So viele Tore geschossen wie seit 20, 25 Jahren nicht mehr.

Und doch bleibt ein komischer Beigeschmack zurück. Die Bayern-Familie ist gespalten, es wird mehr denn je über Ausrichtung, Philosophie und all das diskutiert, was seit 30 Jahren Erfolg über Erfolg erbracht hat. Inzwischen kommt mir das fast schon skurril vor. Was aber auch daran liegen kann, dass ich fast jeden Spieltag darüber schreiben „musste“.

Vor der Tür steht nun erst einmal eine mehr als lange Sommerpause. Und im Gegensatz zu vielen anderen Fans werde ich diese mehr als genießen. Nicht nur, weil ich aktuell arge (zeitliche) Probleme mit dem Bloggen habe, sondern weil ich ob dieser Saison erst einmal Abstand brauche.

Und unsere Führung wird diese Zeit ebenfalls bitter nötig haben. Um aufzuräumen und die Scherben dieser Spielzeit zusammen zu kehren. Aber das ist ein eigenes Thema.

Wie bekomme ich jetzt stattdessen den Bogen zum Spiel gegen den schwäbischen VfB?

Über so einige Ansätze.

War das Spiel ein Spiegelbild der Saison mit seinen Höhen und Tiefen? Mit seinen vergebenen Chancen und Gelegenheiten? Mit seinen Egoismen und seiner Erleichterung, dass es endlich vorbei ist?

So könnte man meinen.

Da war die Monsterchance des Sportskameraden Klose, der den Euro-2008er-Gomez gab (Alter!), da war der Latten- und anschließende Linienknaller von Gomez, der dann eben doch nicht ins Tor glitt (im Gegensatz zu vielen Chancen unserer Gegner), da war Contento, der bei seinem Sturmlauf kurz vor dem Strafraum den zwanzig Meter freistehenden Gomez übersah und sich stattdessen festrannte und da war der Schlusspfiff und die Gewissheit, dass es doch noch zum Sieg gereicht hat.

Ganz im Ernst: Ich kann mich nicht erinnern, ob ich in einer anderen Saison meines Bayern-Fantums mehr gealtert bin als 2010/11. Selbst 1991/92 war irgendwo entspannter und auch die zwei Pfälzer Meisterschaften – geschenkt.

Eine Pause ist für uns alle mehr als notwendig. Auch für einige Spieler. Selbst wenn man bedenkt, dass die Leistungen der meisten bayerischen Akteure heute nicht die schlimmsten der Saison waren.

Beispielhaft nenn‘ ich hier mal die Herren Badstuber und Klose.

Wäre derHolger nicht so jung und wären alle im Verein (vor allem der Tiger) nicht so überzeugt von ihm, würde ich knallhart für eine Ausleihe plädieren. Es ist ja nicht so, als hätten wir in dieser Spielzeit nicht ausgiebig auf der IV-Position im Trüben gefischt, aber das Aufbrechen der gegen Saisonende stabilen Kombination van Buyten / Gustavo zeigte einmal mehr, wie viel Glück wir hatten, über diese Schwachstelle im Kader nicht viel öfter von Gegnern verprügelt worden zu sein.

Eine gute Aktion habe ich von Badstuber gegen Ende des Spiels gesehen als er seinen Gegenspieler ablief. Aber was das wieder in HZ1 sein sollte, will mir einfach nicht einleuchten. Echt nicht.

Apropos einleuchten.

Ich bin ebenfalls total ratlos, was mit Herrn Klose so in den letzten Jahren geschehen ist. Für alle die, die es vergessen haben: Klose ist Stürmer. Per Definition und Position. Ab und an zeigte er dies im Rahmen seiner FCB-Zeit ja im nationalen Trikot.

Nun, sein Vertrag bei uns läuft aus. Da ist er in guter Gesellschaft (was im Übrigen die Transfer-Einnahmen in dieser Saison recht überschaubar werden lässt). Aber was war das bitte wieder für eine Geschichte 50cm vor dem Tor?

Mehr als „in Fuß spielen“ kann Herr Robben da nicht. Und was macht er? Zimmert den Ball 1-2 Meter über das leere Tor?

Meine Güte.

Meine Gedanken in diesem Moment?

„Mach‘ es gut, Miro. Und viel Glück in Deinem nächsten Verein. Ich wünsch‘ Dir ehrlich alles Gute, aber es wird Zeit zu gehen.“

Diese Gedanken flossen mir ganz ohne Häme, Groll oder Bitterkeit durch den Kopf. Eher wie beim auslaufenden Vertrags-Podolski.

So funktioniert es einfach nicht (mehr) und es wird sich auch nicht mehr ändern (P.S. der Beitrag über die aktuellen Transfergerüchte folgt. Geduld).

Anderes Thema.

All denen, die Herrn Ribéry im Angesicht des strahlenden Rückrunden-Robben für überflüssig halten, wurde sein Fehlen heute einmal mehr vor Augen geführt.

Der Ego-Robben ist nicht ohne Ribéry möglich. Wieso? Weil sich der Gegner so dem verbliebenen Weltstar widmen kann. Und eine echte Alternative haben wir auf links vorne eben auch nicht.

Thomas Müller? Übel. Falsche Seite, Trainer. Dann besser schon wild durcheinander spielen, wie wir dies später recht wirkungsvoll zeigten.

Allen Neuer-Zweiflern hingegen seien einige Butt-Szenen ans Herz gelegt. Mehr sag‘ ich dazu nicht.

Gut das wir einen Gomez im Kader haben (und er sich gegen den eigenen Trainer van Gaal durchsetzte) und Herr Kroos nach seiner Einwechslung zum ersten Mal(?) seit seiner Rückkehr aus Leverkusen Ansätze davon zeigte, wozu er im Stande ist. Denn seine Freistoßvorlage auf den Kopf(!) Herrn Schweinsteigers war wirklich Bayern-like. Also wie ich mir Bayern-like vorstelle. Wenn es sonst nicht läuft, muss man wenigstens Standards drauf haben!

Fein. Somit haben die Bayern also die Saison mit einem Sieg beendet. Herr Jonker hat 13 von 15 möglichen Punkten geholt. Hätte Herrn van Gaal das auch geschafft? Wir werden es nie erfahren. Ebenso wie die Antwort auf die Frage, ob Leverkusen auch in Freiburg gewonnen hätte, wenn Herr Klose das frühe 1:0 erzielt hätte.

Ein bisschen viel Konjunktiv und jede Menge Stoff für die nun folgenden Saisonrückblicke. Wir können es nicht mehr ändern. Nehmen wir es wie Männer und freuen wir uns über die Championsleague-Qualifikation. Punkt.

Persönlich wünsche ich mir und uns nun, dass sich in dieser Sommerpause rund um den FC Bayern alles wieder ein wenig beruhigt und unsere Führung zünftige Vertragsgespräche führt, um uns allen in der neuen Saison, mit neuem Trainer einen runderneuerten und leistungsstarken Kader zu präsentieren.

Nicht mehr und nicht weniger.

Weisheiten #164

„Natürlich ist es ein bisschen brisant, dass unser Trainer Robin Dutt nächstes Jahr nach Leverkusen geht und wir am letzten Spieltag auf Bayer treffen. Aber Robin wird sich nach vier Jahren am Samstag ganz gewiss nicht vor die Mannschaft stellen und sagen: ‚Kommt, wir verlieren heute.‘ Ich weiß, dass Robin und die Jungs darauf brennen, Leverkusen zu schlagen.“

SC-Dufner, Breisgau-Manager

Charaktertestwochen oder Eine faule Pflaume ist immer dabei

Es sah alles ganz gut aus. Frühe Führung und die nächste dieser Hurra-Fußballtruppen in Schach gehalten.

Dann der übliche Bock in unserer Defensive. Diesmal traf es Herrn Gustavo. Zweimal. Übel.

Erst der Stellungs- oder wasauchimmer-Fehler, der zum berechtigten Elfmeter führte und den Herr Kraft parieren konnte (super Quote übrigens: zwei von zwei gehalten). Dann aber, wie um diesem Image unserer Abwehr gerecht zu werden, dieser Slalomlauf um Herr Cissé, den dieser dazu nutzen konnte, den Ausgleich zu erzielen.

Zu diesem Zeitpunkt war Freiburg längst Herr im Haus. Und alles wurde noch viel schlimmer, als Herr Robben verletzt vom Feld musste und Herr Altintop seinen Platz einnahm.

Damit verloren wir nicht nur noch mehr Tempo und ein wenig Anarchie in unserem Spiel, nein, die Seite unseres türkischen Freundes wurde fortan gar zum Sicherheitsrisiko. Hat unser Weitschuss-Experte innerlich schon mit unserem Verein abgeschlossen?

Das Rest der ersten Halbzeit ist schnell erzählt. Wir konnten durchaus von Glück reden, dass wir nicht in Rückstand gerieten (Pfostentreffer und völlig blank stehender Cissé). Verdient gehabt hätten es sich die Breisgau-Renner.

Weil es immer noch einen tieferen Tiefpunkt im Fußball gibt und in diesen Zeiten beim FC Bayern einfach alles nur noch dramatisch ist, gab es offenbar eine entsprechende Ansage unseres Abschiedstour-Trainers.

Deren Wirkung sah man dann auch auf dem Platz. Und schlecht sah das nicht aus. Allenfalls die Tatsache, dass bei all den Chancen (Hallo Sportstudio, so was darf man auch mal erwähnen) nichts heraussprang bereitete einem zunehmend Sorgen.

Zu unser aller Zufriedenheit nahm sich die andere Hälfte unserer Flügelzange aber dann irgendwann ein Herz und schwurbelte den Siegtreffer in die Maschen. Kurz vor Schluss. Die Dynamik, Präsenz und der Druck, den die Münchner im zweiten Abschnitt anboten, könnte dazu geführt haben, dass man diesen Sieg als insgesamt verdient ansah.

Allein über diesen Umstand nachdenken zu müssen, zeigt wie quer diese Saison aus Sicht des FC Bayern ist.

Sei es drum. Ein Sieg ist ein Sieg und drei Punkte sind drei Punkte. Nicht mehr und nicht weniger ist in diesen
letzten Bundesliga-Wochen erforderlich.

An Bord des Mutterschiffs Bavaria knirscht es an allen Ecken und Enden. Dafür spricht, dass uns aktuell fast jeder Gegner auseinandernehmen könnte. Zumindest habe ich diesen Eindruck. Ist es denn nicht eine Ironie dieser Spielzeit, dass auf einmal wieder Herr van Buyten der Turm in der Abwehrschlacht ist? Das nach jedem Patzer ein jeder Abwehrspieler in die Verbannung geschickt wird?

Nun. Derlei Verhalten begeistert jeden emotionalen Fan. Wie gut die Spieler das wegstecken, sah man vielleicht am Jubel nach dem 2:1. Losgelöst und ausgelassen. Wie die Kinder. Ist der Druck tatsächlich so groß?

Wie wird dann erst unser nächster Gegner Mönchengladbach in der Allianz-Arena antreten?

Ist eine Einzelkritik erforderlich?

Kraft ganz gut. Hat den Elfer gehalten, was sein Standing nicht verschlechtern sollte. Ob ein Neuer den Ball zum 1:1 gehalten hätte?! Who knows.

Lahm wie immer auf dem Zahnfleisch, van Buyten – wie erwähnt – überwiegend stark (auch in Anbetracht seiner Leistung vor dem Loch), Gustavo phasenweise überfordert, am Ende stabiler, vor allem, weil Freiburg auch nicht mehr vor unserem Tor auftauchte. Und Pranjic? Tja, hier wird es wohl Zeit, das wir einen neuen Trainer erhalten, der den ganzen Kader einmal gründlich durchleuchtet und nicht – aus welchen Gründen auch immer (wg eigener Transfer?) – an den falschen Leuten festhält, oder?

Apropos durchleuchten. Laut aktuellen Gerüchten hat Herr Lahm mal in sich hineingehört und plötzlich festgestellt, dass er vielleicht doch wieder auf links spielen könne. Ach was. Und jetzt holen wir noch Zé Roberto zurück? Zum aktuellen Retro-Wahn würde es passen.

Wie sieht es davor aus?

Schweinsteiger wie immer bemüht und Kroos? Noch so eine Baustelle. Ich weiß nicht, weshalb es immer wieder Spieler gibt, die sich beim FC Bayern nicht so richtig durchsetzen. Also langfristig. Dann leiht man sie aus und sie blühen auf, etablieren sich als Stammkräfte (Leverkusen), kommen dann als mehr oder weniger gestandene Spieler zurück und dann? Dann sieht man sie weiterhin kaum verbessert. So als ob die das mit Absicht machen, wenn sie dann beim FC Bayern nicht auch sofort Stammspieler sind.

Und das hat imho gar nix damit zu tun, dass „der FC Bayern alle Spieler kaputt macht“.

Aber vielleicht kann DonJupp ja dann da was machen…

Gegen Rib&Rob konnte man nicht viel sagen, weil Herr Ribéry zum einen das Tor, aber auch sonst viel Alarm gemacht hat und zum anderen Herr Robben dafür einfach viel zu kurz auf dem Platz war. Deren Backups sind weiterhin… zum Vergessen.

Gomez hat sein Tor gemacht und gekämpft. Klose ist eigentlich nur gelaufen und machte ein wenig Gymnastik. Musste er auch, bei den Pässen, die er so bekam. Im Übrigen noch so eine verschwiegene Chance, liebes ASS: die Klärung erst auf der Torauslinie gegen den Klose-Schluss. Egal.

Wie wir es drehen und wenden: Das Tor zum 2:1 lässt das Spiel in einem besseren Licht erscheinen. Zum Glück hat Herr Robben die Länderspiele abgesagt, um sich in München auszukurieren. Nicht auszudenken, wie sehr der Baum in München wieder gebrannt hätte, wenn dort noch mehr mit ihm passiert wäre.

Jetzt erst einmal Pause. Luft zum Atmen. Bald wohl die Präsentation eines neuen Trainers und dann Schwung holen für Mönchengladbach. Denn die wittern gegen uns sicherlich auf ähnliche Geschenke wie im Hinspiel und somit auf die wohl letzte Chance im Abstiegskampf.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Komm zur B-Elf, da erlebst Du was

Freitagabend-Spiele sind sch**sse. Deshalb verpasste ich die größten Dramen im Spiel meiner Bayern vor und unmittelbar nach Anpfiff.

Badstuber verletzt, Demichelis in der Startelf und auch dieser nach 10 Minuten am Spielfeldrand mit einer Nähnadel im Oberschenkel. Alter.

Welch eine Dramaturgie dann aber im Fortgang, dass ausgerechnet dieser Spieler einen Kopfball zum nicht unerheblichen 1:0 in die Freiburger Maschen drischt.

So muss das eigentlich sein, Martin – wo war derlei in den letzten 1-2 Jahren? Mehr solche Spiele und um Deinen Stammplatz gibt es überhaupt keine Diskussionen.

Aber wer auch immer Tore für den FC Bayern im Rahmen dieser Aufholjagd schießt, schießt solch somit in unsere Herzen. Wir haben gerade nur eine B- bis C-Elf auf dem Platz? Who cares. Tore sind Tore und Punkte sind Punkte.

Nimmt man die Ergebnisse des heutigen Samstag hinzu, war es doch bisher ein (fast) perfekter Spieltag. Zu solchen Einschätzungen bin ich in dieser Saison noch viel zu wenig gekommen. Es wird Zeit.

Überhaupt ist die aktuelle Zeit doch – bei all der spielerischen Defizite – mehr als spannend, oder?

Was sind das für Spielertypen, die da plötzlich so nach und nach aus dem zweiten Glied zur bayerischen A-Klasse aufrücken? Ein Timoschtschuk ist gar nicht mehr wegzudenken aus der Mannschaft, ein Pranjic bereitet drei(!) Tore vor, noch dazu teilweise per Eckball(!!)?

Da wird einem schon ganz schön was geboten. Auf diesem B-Niveau.

Aber was heißt schon B-Niveau, wenn es Tore und Punkte bringt?

Stand jetzt gerade sind wir vier Plätze nach oben gerutscht, haben weiterhin nur drei Punkt Rückstand auf Platz 3 und morgen spielen 1. und 2. gegeneinander.

Es könnte schlechter aussehen.

Klar, diverse Spieler laufen immer noch ihrer Form aus der Vorsaison hinterher, aber was will man machen, es hilft ja nix. Wir haben aktuell keine anderen Spieler und werden auch in den nächsten Monaten keine anderen bekommen.

Ich gebe zu, dass dies eine eher positive Betrachtung der aktuellen Ereignisse ist und dieser Rückblick auf das Spiel auch schlechter hätte ausfallen können, wenn wir das Spiel nicht gewonnen hätten. Aber wenn wir uns schon wieder einen Braafheid auf dem Platz leisten können und der eines seiner seltenen Tore erzielt – na dann kann es uns nicht so schlecht gehen.

Übel ist weiterhin das Verletzungs- oder doch-nicht-Zurückkehrer-Pech (Badstuber, Klose, Ribéry), aber scheinbar dreht sich gerade die Grundstimmung der Göttin Fortuna zu unseren Gunsten. So auf die Spiele bezogen. Ich kann nicht behaupten, dass mich das stört.

Gibt es Anlass zu weiterer Einzelkritik?

Unser Sturm müht sich redlich, aber wir haben einfach nicht die etablierten Spieler, die diesen perfekt bedienen können. Kroos wäre vielleicht so einer, aber der kommt von allen noch am langsamsten in die Spur. Da rächt es sich, dass wir so stark auf das Robbery-System fixiert sind.

Das Mittelfeld macht, was es aktuell kann. Ganz ordentlich. Nicht mehr und nicht weniger (selbst Boss Schweinsteiger schwankt zu sehr).

Tja. Bleibt noch die Abwehr (über das Tor müssen wir nicht reden – ein gutes Zeichen).

Die bereitet Sorgen, oder?

Herr Lahm immer noch und wieder (a la 2006) im Post-WM-Loch. Ganz, ganz übel. In der Innenverteidigung macht man sich Sorgen, weil ein junger Badstuber ausfällt und man „nur“ auf die gesunden van Buyten und Demichelis zurückgreifen kann. Das spricht imho Bände. Aber – wie oben erwähnt – mit so einer Leistung wie im gestrigen Spiel, sollte es für Micho keine Sorgen um Einsätze geben. Da trifft es dann eher van Buyten, der uns in dieser Saison ebenfalls schon diverse Gegentore und Nerven gekostet hat.

Nicht in die Defensiv-Bewertung Eingang findet die linke Abwehrseite. Wen sollte ich da bewerten, es gibt ja keine Stammkräfte dort. Ein Versuch gibt dem anderen die Klinge in die Hand. Jetzt hat es Herr Pranjic mal ganz ordentlich gemacht. Und im nächsten Spiel? Ich mag nicht daran denken.

Aber vielleicht schon.

Könnten wir im Cluj doch den Gruppensieg(!) klarmachen. Am vierten Spieltag der Gruppenphase. Auch eine Aussage.

Ganz ehrlich Leute, ich habe (von den Ergebnissen her) schon schlimmeres FCB-Gewurschtel in unseren berühmten Herbst-Phasen erlebt…

Der Anfang einer Wende?

Anfangs sah es nicht gut aus. Das Spiel gegen die Hannoveraner. Dann plötzlich das 1:0 für die Bayern nach der besten Aktion des Spiels.

Dieses 1:0 wirkte auf Mario Gomez im speziellen und den FC Bayern im Allgemeinen wie eine Befreiung. Phasenweise.

In diesen Zeiten ist man mit wenig zufrieden.

Ein Arbeitssieg ist genauso ein Sieg, der mit drei Punkten belohnt wird, wie ein 7:0-Zaubererlebnis.

Und ein Arbeitssieg war es. Nicht weniger wurde erwartet, nicht mehr wurde geliefert.

Was war (immer noch) schlecht?

– Die allgemeine Verunsicherung vor dem 1:0

Lahm

Kroos auf der „falschen“ Position

– Braafheid!

Was aber war (schon wieder) gut?

– Timoschtschuk!

– Gomez Wille

– Müllers Reserve-Batterie

Das ist doch schon mal was. Persönlich war ich zwar erstaunt, dass derTimo tatsächlich so gut auf der IV-Position spielte (lag das wirklich nur an den geringen Erwartungen?), wenn ich dies auch erhofft hatte, gleichwohl zeigte sich auch an seiner Person, dass es durchaus Sinn machen kann, den einen oder anderen Guten in der Hinterhand zu haben, wenn van Gaal mal (nominell) eine gesamte Mannschaft fehlt.

Kein Mensch weiß, ob diese Entwicklung bei Timoschtschuk oder Gomez anhält, bzw. so weitergeht, aber aktuell ist sie Gold wert, denn in jeder Hinsicht war das Spiel von gestern ein Tanz auf der Rasierklinge.

Erstens musste ein Sieg her, sonst hätte man sich vom Ziel Meisterschaft tatsächlich verabschieden müssen und zweitens gab es zu dieser Aufstellung keiner Alternative, wenn wir uns die Bank anschauten. Da durfte nix schiefgehen.

Klar. Herrn Schweinsteiger habe ich aus obiger Positivliste herausgenommen, denn sein Einsatz (und das zeigte er auch nach seiner Einwechslung) steht ohnehin außer Frage wenn er fit ist.

Nein. Insgesamt bin ich zufrieden. Und der einzige echte Schwachpunkt (neben Herrn Lahm, aber der scheint ja unantastbar) wurde mit der Auswechslung Herrn Braafheids behoben.

Ist dies nun die so herbeigesehnte Wende?

Es ist zumindest besser als umgekehrt. Vollends auf der Spur sind wir aber erst wieder mit Siegen in Hamburg und gegen Freiburg (von Cluj rede ich mal jetzt gar nicht erst, denn die CL scheint weniger Probleme zu bereiten, als die Bundesliga). Mit Siegen gegen diese beiden – vor uns liegenden Teams – könnten wir den Abstand zum vorrangigen Ziel Platz 3 (4 Punkte) mal spürbar verringern.

Ferner wäre das eine Serie, die es dringend bräuchte. Für das aktuelle Team und als Basis für die Ex-Verletzten, die in den nächsten Tagen und Wochen mehr und mehr in den Kader zurückkehren werden.

Der Schlussspurt bis zur Winterpause (hört sich zwar komisch an, aber tatsächlich gibt’s jetzt keine Länderspiel-Unterbrechung mit Verletzungspotential mehr (oder?!)) ist eröffnet.

Gibt’s sonst noch was zum Spiel zu sagen?