Ich bin es irgendwo leid.
Hier immer wieder das gleiche zu schreiben. Also im Wochenwechsel entweder die neue Krise zu beschreiben oder das Ende der selbigen.
Es geht mir an und auf die Nerven, dass in der letzten Woche alles gut und jetzt wieder alles schlecht ist. Oder sein soll.
Fußball ist so. Und der Hauptunterschied im heutigen Spiel lässt sich an zwei Szenen festmachen.
Zuerst ist Herr Gomez wirklich einen Bruchteil einer Sekunde vor dem 1:0 – verhindert wird dies durch Herrn Friedrich, der nicht aufgibt und den Ball von der Linie kratzt.
Auf der Gegenseite unterläuft zwar Herr Neuer die Flanke bleibt aber die GESAMTE Abwehr, also vier Mitspieler, komplett stehen und ermöglicht so den Leverkusenern die Führung.
Un – fucking – fassbar.
Mehr muss man eigentlich nicht diskutieren.
Man muss nicht über die unglaubliche Dominanz und die extreme Vielzahl an Torchancen der Bayern zu Beginn des Spiels reden. Ebenso wenig über die Probleme der Münchner auf die Umstellung der Farbenstädter zur Halbzeit zu reagieren und somit das Spiel in der zweiten Halbzeit aus der Hand zu geben.
Ebenfalls nicht interessant sind die fabulösen Wechselspiele in der Offensive der Heynckes-Kicker zur Hochphase des ersten Spielabschnitts. Klar war das großes Kino, aber was können wir uns nun dafür kaufen? Genauso wenig wie für die Dominanz gegen Freiburg gegen Hamburg oder sonst wen, gegen den wir in dieser Saison hätten gewinnen müssen.
Wir haben nicht gewonnen und deshalb ist dies müßig.
Wie wäre es stattdessen mit ein wenig Demut? Ein wenig Demut, anzuerkennen, dass es eben inzwischen Mannschaften gibt, die das bekannte Bayern-Gen besser verkörpern als wir selbst und somit auch erfolgreicher sind?
Welcher Bayern-Fan würde sich aktuell denn noch dazu hinreißen lassen von der Dortmunder Meisterschaft als Zufallsprodukt zu sprechen?
Die Dortmunder eilen von (Bundesliga-)Rekord zu Rekord. Die Bayern lassen hingegen Punkte liegen und reden nur davon, dass „es besser werden muss“ und wir „jetzt alles geben müssen“ und wir „total enttäuscht sind“ und wir „Redebedarf“ haben. Tja.
Ich bin weit davon entfernt meinen Verein in Sack und Asche zu reden. Alle Spieler raus? Trainer raus? Vorstand raus? Und dann? Fans an die Macht? Südkurve in den Vorstand? Ultras in den Aufsichtsrat?
Ruhig, Leute, ganz ruhig.
Was soll dieses „Mia-san-Mia“-Gerede, dieses „Für-immer-FCB“-Gefasel?
Das steht doch außer Frage. Aber es ist wie es ist, wir werden es nicht ändern und wir sollten schleunigst versuchen, den Laden irgendwie zusammen zu halten und zu akzeptieren, dass wir dann halt ein zweites Jahr an der Schale vorbeigehen werden.
Es reden doch immer alle davon, dass wir grundlegend etwas ändern müssen. Würde das passieren, wenn wir uns irgendwie durchwurschteln? So etwas erreichen wir nur im Scheitern. Anders ändert sich da nie etwas. Also sollten wir – aus dieser Sichtweise – das Positive daran erkennen.
Damit mich keiner falsch versteht: Ich kann mir Schöneres vorstellen als ständig solche Wochenenden zu erleben und die Häme in meinem direkten und indirekten Umfeld zu ertragen. Allein, ich kann es nicht ändern. Ich kann mich mit 40 zwar zum Bundespräsidenten wählen lassen, aber eingewechselt werde ich vom Trainer bestimmt nicht mehr.
Genug davon.
Es war ja nicht alles schlecht.
Aber es fehlt bei uns eben – weiterhin – immer das letzte Quäntchen.
Sonst würden wir unserem Spiel in Leverkusen in HZ1 die Krone aufsetzen. Mit einem 2:0 oder 3:1 zur Halbzeit.
Machen wir aber nicht. Warum das so ist, weiß ich nicht. Wissen es die Spieler? Der Trainer?
Ich hoffe doch. Ansonsten sollten wir die Saison tatsächlich schleunigst in Trockene bringen und abhaken.
Analog zur Fomel1 vielleicht. Wo Teams, die mit dem Titel nichts mehr zu tun haben, schon den Motor für die neue Saison entwickeln.
Entwickeln unsere Führungskräfte gerade ein Phoenix-Team aus der Asche der aktuellen Spielzeit?
Mit den Hoeneß’schen Methoden der 80er-, 90er-Jahre?
Oder ist unsere Führungsriege in der Lage und hat sie auch die Absicht neue Wege zu beschreiten?
Kann unsere Saison noch zu einem guten Ende geführt werden (und was wäre das überhaupt)? In der Bundesliga wohl seit heute Abend nicht mehr. Nicht mit der Konstanz der Dortmunder Borussen.
Im Pokal? Wer weiß das schon. Und mit dem Pech, der Einstellung und dem letzten, dann vielleicht doch fehlenden Willen, wird es schon schwierig genug werden das Finale zu erreichen. Die Gladbacher werden sich zu Hause nicht so leicht die Butter vom Brot nehmen lassen.
Von der Championsleague will ich gar nicht erst reden. Die soll jetzt plötzlich alles retten? Ich werde mir ja das Rückspiel gegen Basel anschauen – danach sind wir schlauer.
Was unsere Mannschaft betrifft, wird in den nächsten Tagen eventuell wieder unser „Anführer“ zu uns stoßen. Heute kam mir der Gedanke, dass seine Rückkehr durchaus schon zu spät kommen könnte. Wenn die Messe in allen Wettbewerben gelesen sein wird. Wir vergessen nämlich gerne, dass Schweinsteiger auch in Gladbach auf dem Platz stand und er trotzdem nichts an der Niederlage ändern konnte.
Brauchen wir deshalb ein Wunder?
Nicht ganz. Einfache Dinge reichen weiterhin vollkommen aus (und wir haben sie ja heute in Leverkusen sogar gezeigt):
Laufbereitschaft, Wille, Einsatz, Schnelligkeit.
Zu dumm, dass wir sie nicht in Tore ummünzen konnten. Dann reden wir von einem ganz anderen Spiel und würden den Schwachgelben nicht schon zum Titel gratulieren.
Ich bin weiterhin ratlo, weshalb ich mir auch jegliche Einzelkritik verkneife.
Wir und der FC Bayern haben jetzt eine Woche Zeit über die aktuelle Situation zu reden. Was dabei herauskommt werden wir gegen Hoffenheim sehen.
Es kann nur besser werden.
Auf geht’s, Ihr Roten!