Gruselige Teufel und Spinnweben-Spieler

Die Nacht der Hexen, Vampire, Gnome und Süßigkeiten liegt hinter uns. Und unser geliebter FC Bayern steht im Achtelfinale des deutschen Fußballpokals.

Es gibt hier keine direkte Verbindung, aber als wir die Aufstellung unseres Trainers sahen, dachten einige vielleicht eher an den Ersten im April und nicht im November. Eine formidable B-Elf stand da auf dem Rasen. Wenn Rotieren, dann aber richtig. Respekt, DonJupp.

Ob das gut gehen oder sich die Lauterer vielleicht eher provoziert fühlen würden? Teufliches Anrennen auf den „stark“ behüteten Münchner Kasten?

Nun, unsere Sorgen zerstoben recht schnell zu Schutt und Asche.

Die Betzebuben verfingen sich zumeist und über die gesamte Spielzeit im immer noch dichten bayerischen Spinnennetz. Es bleibt im Geheimen, ob unser Gegner nicht wollte und schlicht weg nicht konnte. Die ewig gleiche Frage. Standard.

Erwähnenswert ist hingegen, dass ich mehr als erstaunt war, wie harmonisch und eingespielt unsere – in dieser Kombination noch nie agierende – B-Elf wirkte. Klar, wann, wenn nicht in der zweiten Runde des DFB-Pokals. In einem Heimspiel gegen einen Zweitligisten. Eben.

Robben als Kapitän wirkte allein bei den Formalitäten die das Amt so mit sich bringt unsicher. Während der Spiels war er ein Anführer, ein Löwe, der seine Herde dirigierte und lenkte. Applaus, Aufmunterung und Motivation ohne Egozentrik. Viele Sportskameraden im Stadion und vor dem TV dachten wahrscheinlich, der Arjen könne so etwas gar nicht. Falsch gedacht. Wäre das nicht einer für dieses Amt – so auf Dauer? Falls Herr Schweinsteiger doch nur Vize bleiben will?

Gedankenspiele.

Das Spiel war eine Einbahnstraße. Einzige Waffe der Pfälzer? Länge Bälle und Pässe auf Idrissou. Ende. Wir wissen inzwischen – es reichte nicht. Es reichte nicht, um irgendetwas am Unvermeintlichen zu ändern: Dem Einzug des FC Bayern in das Achtelfinale.

Klar, die üblichen Verdächtigen kamen dann wieder um die Ecke und forderten, dass – per se – der klassentiefere Verein Heimrecht haben sollte. Und im Falle des FC Bayern vielleicht explizit auch noch jeder Verein, der aktuell in der Bundesliga-Tabelle unter den Bayern steht? Wäre das in Ordnung? So für die „Spannung“?

Was sich wohl die Schalker gedacht haben, als sie das Heimspiel gegen Sandhausen zugelost bekamen?!

Wie auch immer. Niemand ist gezwungen, in München mit 11 Spielern am eigenen 5-Meter-Raum abzuwarten, was den Bayern so einfällt.

Und den Bayern fiel jede Menge ein. Vor allem am Anfang in den ersten 15-20 Minuten. Überraschend viel. Zumindest für die überforderten Lauterer.

Gut, wie hier Pizarro mit Robben und Shaqiri mit Alaba zusammen spielten. Das hatte was.

Und die Abwehr fiel auch nur wenig dahinter ab, was wiederum tatsächlich am Gegner liegen mochte.

Nein, insgesamt und als Kollektiv hat mir die gestrige Mannschaft sehr gut gefallen. Der perfekte Nebeneffekt: Die „Stammspieler“ gehen ausgeruht(er) in das Topspiel am Samstag gegen den HSV und die „Bankdrücker“ bekamen eine große Portion Spielpraxis. Viel riskiert, viel gewonnen, Herr Heynckes!

Vielleicht sehen wir zumindest die Kombi Pizarro und Robben auch in der Startelf in der Hansestadt? Verdient hätten sie es. Andererseits: Es wird ja wohl wieder der nette Herr Lahm die Binde über den Platz tragen – ob dies zu einer erneuten „Wesensveränderung“ Robbens führen wird?

Ich glaube nicht.

Hier meine Wunschelf für Samstag:

Neuer
Lahm – Boateng – Dante – Alaba
Schweinsteiger – Martinez/Gustavo
Robben/Müller – Kroos – Ribéry/Shaqiri
Pizarro

Wie sind die Krankheitswerte der Herren Ribéry, Martinez und Gustavo? Der Rest ist ja spielfit, oder?

Und überhaupt – sagt uns das gestrige Spiel etwas über das übermorgige Spiel?

Ich glaube nicht. Aber eins vielleicht doch: Wir müssen 150% geben, egal wer auf dem Platz steht!

Auf geht’s, Ihr Roten!

P.S. Wunsch für’s Achtelfinale? Derby gegen 60 oder auswärts in Düsseldorf. 😉

Rheinische Hasenjagd oder Volles Programm

Wir leben in unruhigen Zeiten. Also zumindest ich. Beruflich wie privat. Und aus genau diesem Grunde gab es vor dem Gastspiels meines FC Bayern in Düsseldorf auch keinen Vorbericht. Obwohl ich mir das fest vorgenommen hatte.

Ich schrieb also nichts darüber, dass ich im Rheinstadion mein erstes FCB-Auswärtsspiel meiner „Allesfahrer“-Karriere erlebte, Uli Hoeneß direkt auf der Tartanbahn an unserem Block vorbei lief, er sich sogar zu uns umdrehte, als wir ihm etwas zuriefen und wir den jungen Reinhold Beckmann erleben durften, wie er für diesen noch jüngeren Spartensender „Premiere“ berichtete. Als ob sich dieses – wie hieß das noch mal? Ach, ja – Pay-TV durchsetzen würde. So unsere damaligen Gedanken.

Ich konnte ebenfalls nichts darüber erzählen, wie ich Jürgen Klinsmann im Rheinstadion ballern sah oder über diesen Fortuna-Fan aus unserem neutralen Block, der in der Halbzeitpause dieses Freundschaftsspiels keine Scheu hatte, seine Freundin vor 50.000 Menschen um ihre Hand zu bitten.

All dies blieb unausgesprochen.

Statt dessen schrieb meine Frau gestern einen persönlichen Beitrag über unser gemeinsames Stadionerlebnis. Pech würde ich so etwas nennen.

Pech, dass sich meine Frau gerade mich ausgesucht hat. Nachdem sie sich einige Zeit zuvor erst von einem anderen Bayern-Fan getrennt hatte. Weniger fanatisch, weniger aktiv, aber immer noch Bayern(!)-Fan. Und das ihr als Fortunin.

Da trifft es sich gut, dass es ein Wesenszug meinerseits ist, mit diesem Thema nicht schon beim ersten Date um die Ecke zu kommen. Wer weiß wie all das sonst ausgegangen wäre…

In ihrem jugendlichen Leichtsinn dann also dieser Spruch („Fortuna gegen Bayern, ja klar, gehen wir hin“), im festen Glauben, dass in ihrem Leben Fortuna und Bayern ohnehin nicht mehr in der gleichen Liga spielen würden. Schon wieder Pech.

Glück hingegen, dass ich 16 Jahre später kein allesfahrender Ultra, alles zusammenschreiender Fanatiker mehr bin. Im Stadion geht das bei mir mehr so nach innen und bricht es nur situativ aus mir heraus. Wie die Mitt-Vierzigerin, ein Meter neben mir, bei diesem schlampigen bayerischen Konter in der ersten Halbzeit voller Schrecken für ihr Trommelfell feststellen durfte. Den Rest des Spiels suchte sie Distanz (früher war das eines meiner Hobbys in der Kurve *g*).

Meine Frau kann all dies nicht mehr schocken. Meine Frau hat mich 2001 live erlebt. Samstags und am Mittwoch drauf. Seit dem hat sie sogar vor Bayern-Fans Respekt und weiß wie sich das anfühlt, wenn man ihr versucht zu erklären, wie das als Fußball-Fan so ist. Erst zur Geburt unserer Kinder sah sie wieder so viele Tränen. Anderes Thema.

Nein, es war ein rundherum und persönlich schönes Erlebnis. Nachdem unsere Kinder betreut waren, wir im Stadion Platz genommen hatten und der erste Ärger über die über Campino und die Hosen pfeifenden Bayern-Fans verrauchte, konnte sie das auch so sehen.

Bis die Bierdusche beim vermeintlichen 1:0, die Pyros nach dem Ausbau der Führung und die ständig qualmenden Raucher um uns herum ihr ein vollumfängliches Erlebnisbad verschafften – „Volles Programm, Schatz“.

Der Rest verlief ruhig. Was hätte sie als Fortunin auch für Argumente gehabt? Zu eindeutig war doch das Spiel. Ihr Zittern ob eines Desasters bemerkte ich erst bei ihren Nacherzählungen, ich hing ob meiner Stadion-Anspannung fast immer über dem Sitzwellenbrecher.

Machen wir es kurz. Ich bin Bayern-Fan. Ich will immer gewinnen. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich mich mal mit einer Niederlage anfreunden konnte. Vorher, nachher, freiwillig.

Deshalb gefiel mir dieses Spiel gegen Fortuna ja auch so gut. Weil die Bayern heuer Gas geben. Und zwar bis zum Schluss. Viele Düsseldorfer hatten die Hoffnung, dass wir nach dem 0:3 Schluss machen. Diese Zeiten sind zumeist aber – aus unserer Sicht – Gott sei Dank vorbei. Hitzfeld war gestern, heute ist Power und Gnadenlosigkeit.

Wie anders ist zu erklären, dass wir auch in der 85. und 86. Minute noch kein Erbarmen kannten und ein viertes und fünftes Tor erzielen wollten? Wann hat es dies in den letzten Jahren in dieser Häufung gegeben?

Natürlich, die Fortuna war (erneut) kein richtiger, herausfordernder Gegner für unser Team. Aber trotzdem hatten die Campino-Boys doch einiges vorzuweisen. Wenig Gegentore und eine zumeist stabile Defensive. Vor dem Spiel hatte ich – aus Gründen – somit schon ein wenig Respekt (Nationalmannschaftspause, Schweden-Spiel, etc.). Zu Unrecht wie sich herausstellen sollte. Spätestens nach dem 1:0 war mir klar, dass es das gewesen sein musste. Zu harmlos war unser Gegner, zu ungefährlich wurden da die Konter gefahren, zu körperlos spielte man gegen unsere „Zauberer“ (wenigstens das hatte ich erwartet). Was man so aus dem Umfeld der Düsseldorfer vor dem Spiel vernommen hatte, war dies aber auch nicht anders erwartet worden. Nun denn, die Bayern sind nicht der entscheidende Gegner auf dem Weg zu den rettenden 40 Punkten…

Noch ein paar Details zum Spiel?

Mir fällt es inzwischen wieder schwerer ein Haar in der Münchner Supper zu finden. Ein Gustavo-Fehlpass hier, eine Schlampigkeit von Kroos da, verbesserungswürdiges Stellungsspiel unserer Außenverteidiger?

Alles richtig, aber es hatte erstens keine Konsequenzen und zweitens befinden wir uns mitten im zweiten Saisonstart – die Rückkehr Alabas auf den Rasen ist hier der Meilenstein. Ich durfte bei seinem Comeback live vor Ort sein. Ein Genuss ihn wieder wirbeln zu sehen. Da ist noch nicht alles wieder auf Rückrunden-Niveau (wie auch), es macht aber trotzdem Spaß, ihm zuzuschauen.

Das Wichtigste an dieser Stelle: Endlich erreicht die Rotation auch unsere Defensive! Einer der Gründe für unseren aktuellen Erfolg ist ja diese Rotation(sfähigkeit) in der Offensive. Was hätten wir noch vor wenigen Monaten für Klagelieder angestimmt, hätten wir komplett auf Gomez, so oft auf Robben und zwischendurch auf Ribéry verzichen müssen? Ich will nicht darüber nachdenken.

Und jetzt? Zack, wir wechseln einfach Qualität für Qualität. Diese Optionen zaubern mir immer noch jedes Mal ein Lächeln ins Gesicht.

Apropos Auswechselungen.

Ich muss gestehen, dass ich gegen Ende des Spiel den Überblick verloren habe, wer da jetzt gerade auf welcher Position spielt. Positionsgetreu haben wir da nicht gerade gewechselt. Sehe ich das richtig, dass Rafinha rechts offensiv gespielt hat, ja? Und Alaba links? Und Ribéry war dann Mittelstürmer? Oder doch Thomas Müller?

So was kann man machen. Beim Stand von 3:0. Gegen eine derartige Fortuna, in Düsseldorf. Aber bitte nicht gegen Dortmund, Frankfurt und Co. – ach, gegen diese Gegner haben wir unsere absolute Topformation dann ja eh wieder zusammen, um den aktuellen Status noch einmal zu erhöhen? Ah, sehr gut.

Fazit: Souveräner Sieg, privates Hochereignis, Fortuna wird sich hoffentlich fangen und wir konzentrieren uns jetzt bitte morgen auf Lille, damit dieses Dr*cksspiel gegen Bate bis zum OSC-Rückspiel in München (welches ich als nächstes Livespiel fest gebucht habe) vergessen ist, ok?

Na dann: Auf geht’s, Ihr Roten!

P.S. Startrekord!

P.P.S. Schweinsteiger & Ribéry -> Weltklasse!

Weißrussische Hasen oder Ohne äußere Verteidigung

Ich bin ja immer wieder froh, dass wir hier nur über Fußball reden. Und keine Atomkraftwerke bauen. Denn denkt man an die ersten Reaktionen auf das gestrige Gastspiel unseres FC Bayern in Weißrussland – während des Spiels und danach – man könnte denken, dass heute die Sonne nicht mehr für uns aufgehen würde. Mit einem Spiel wurde die bisherige – mehr als erfolgreiche – Saison ad absurdum geführt?

Haben wir gestern schon wieder das dritte Finale verloren? Ist die Lage hoffnungslos? Nein, es ist einfach nur wieder die Lust am Destruktiven. Beim FC Bayern war es einigen offenbar einfach zu schön, zu harmonisch, zu erfolgreich – das kann doch nicht sein!

Das fing im Vorfeld in der Sky-Berichterstattung an, als man – mit aller Macht – Zwietracht und massive Spannungen zwischen Trainer und Sportdirektor beobachtet haben wollte. Der Sportjournalismus auf dem Weg in den Boulevard. Unaufhaltsam. Demnächst werden beide noch parallel live interviewt. Mit unabgesprochenen Fragen aufeinander gehetzt. Schlimm.

Sicher. Sammer hätte nach dem Bremen-Spiel seine Worte anders wählen oder gar nicht äußern müssen – abgesehen davon, dass er imho Recht hat(te). Und auch klar, Heynckes hätte die Öffentlichkeit der Kritik unseres Sportdirektors nicht unbedingt in der Öffentlichkeit diskutieren müssen. Aber er wurde ja nun einmal gefragt. Da strahlte Sammers Sky-Interview noch die größte Souveränität aus, als er nämlich zu Recht am Ende des Interviews monierte, dass man ihm nicht eine Frage zum aktuellen Spiel gestellt hatte.

Für mich ist ohnehin nur wichtig, was auf dem Platz passiert. Früher wie heute. Und ob jetzt nun die Positionen des Trainers oder die Sammers geschwächt sind oder nicht, hat auf mein Wohlbefinden so gar keinen Einfluss.

Apropos Spiel.

Manchmal ist es besser, einfach mal eine Nacht drüber zu schlafen.

Na klar war ich während des Spiels phasenweise fassungslos. Über unsere Abwehr. Über unsere Offensive und wie sie fast alle Chancen liegen ließ.

In erster Linie enttäuschte mich aber der Sportskamerad Kroos. Und damit ist nicht nur sein Frank-Mill-Gedächtnis-Schieber an den Pfosten gemeint, nein, es ist der aktuelle Gesamteindruck.

Ich war ja einer der Kritiker seines Phlegmas. Denn schließlich hat Kroos „ja so ein großes Talent“, ist Kroos „auf dem Weg einer der Besten auf seiner Position zu werden“. Alles klar. Andererseits muss ich aber genau deshalb immer wieder an Reinhold Mathy denken. Egal.

Was mir gestern während des gesamten Spiels durch den Kopf schoss?

Sein letztes Interview (eigentlich könnte man fast alle nehmen, aber dies war noch frisch).

„Den erhöhten Konkurrenzdruck bei den Bayern beeinflusse seine Leistung hingegen nicht. „Ich weiß ja, was ich kann“, verlässt er sich ganz auf sein Potenzial. […] Es ist unumstritten, dass Kroos hochveranlagt ist, deshalb liege bei ihm die Messlatte auch höher, gibt er zu und im Interview lässt er keine Zweifel daran, dass er sich den Ansprüchen stellen wird.“

In Ordnung. Nach dem Spiel und seiner – nicht unwahrscheinlich – spielentscheidenden vergebenen Chance sagte er dann:

„Ich glaube, bis dahin war die Szene nicht so schlecht. Der Winkel war nicht so spitz. Ich denke, dass ich den schon machen darf.“

Nun, ich will jetzt nicht den Stab über ihn brechen. Ganz im Gegenteil. Schließlich war ich zuletzt sogar begeistert von ihm. Aber – selbst wenn er erst 22 Jahre alt ist (und seine Worte Spuren von Ironie aufweisen könnten) – er ist seit 5 Jahren Profi. Inzwischen gestandener Bundesliga-Akteur. Da darf man ihn schon an seinen Worten UND Taten messen dürfen. Und da passt für mich Außendarstellung, -Wirkung und Konstanz auf dem Platz immer (noch) nicht zusammen. So leid mir das tut, Toni.

Aber Kroos war ja gestern nicht der einzige Bayer, der mich und uns alle enttäuschte. Das 0:1 ist hier symptomatisch.

Haben unsere Außenverteidiger gerade an was anderes gedacht? Das Bankett nach dem Spiel? Die Kurse des aktuellen Börsendepots? Vielleicht ein wenig polemisch, aber das beide Enden unserer Viererkette unmittelbar hintereinander ihre Gegenspieler nicht am Flanken hindern können/wollen, war der Anfang vom Ende. Dann noch dieser abgerutschte Schuss und Pavlov hörte das Glöckchen.

Jens Lehmann, den ich als Spieler eher nicht so übermäßig leiden konnte, sagt als Experte nach seiner Karriere auf den Rasenflächen dieser Fußballwelt so manches, mit dem ich mich schon eher identifizieren kann.

Zur Entschuldigung vieler Verteidiger, sie „hätten ja nur den Raum gedeckt“, erwähnte er die nicht unbedeutende Kleinigkeit, dass „Räume keine Tore schießen. Irgendwann muss man auch mal an den Gegner ran.“ Oder so.

Selten passte eine Einschätzung besser auf unser Abwehrverhalten in den gestrigen Schlüsselszenen. Und auch so insgesamt habe ich den Verdacht, dass unsere aktuellen LAVs sich eher dem Raum- als Manndeckungsprinzip in der roten Zone verschrieben haben. Klappt zumeist ganz gut, aber eben nicht immer. Schade.

Apropos Badstuber.

Zunehmend merkt man ihm seine Unlust auf seiner aktuellen Position an. Dumm gelaufen. Für ihn, für Alaba, vor allem aber für uns alle. Denn so wird unser Spiel wieder unausgewogener, ausrechenbarer und 2011-iger. Hier haben wir tatsächlich ein Problem. Und außer „Alaba läuft ja wieder“ höre ich keinerlei Hoffnungsschimmer.

Beim Thema Lahm bin ich nicht weniger betrübt. Ist er wirklich noch dieser Weltklasse-AV, der er einmal war? Im Prinzip glaube ich da auf jeden Fall noch dran. Aber seine aktuelle Formkurve ist nicht wirklich konstant hoch. Und deshalb hängen in der Folge die Spitzen – auf beiden Seiten – auch immer mal wieder in der Luft.

Haben wir Geduld und hoffen wir, dass wir zum Zeitpunkt der Rückkehr unserer Stammverteidigung den aktuellen Vorsprung auf den BVB oder die Chancen in der Championsleague-Gruppenphase noch nicht verspielt haben. 2011 ick hör‘ Dir trapsen.

Ob der FC Bayern gestern die falsche Einstellung hatte? Ob der Trainer falsch aufgestellt, gewechselt er überhaupt noch der richtige Mann dieser Position ist?

Kommt mal runter, Leute!

Wir haben unser erstes Spiel verloren. Nach neun Siegen in Folge!

Wir haben quasi ein DFB-Pokal-artiges Spiel gegen elf Mann am eigenen Strafraum verloren. Durch eigene, individuelle Fehler. Denn – und das wird in der Analyse zu diesem Spiel zumeist ausgeblendet – die gefürchtete Waffe unseres Gegners, das Konterspiel, hatten wir doch fast über die volle Spielzeit im Griff. Das sehe ich so, weil ich darauf extra geachtet habe. Natürlich gab es eine Phase in HZ2, wo Borisov ganz gefällig und schnell in Richtung unseres Strafraums gespielt hat, aber in solchen Situationen sieht der Favorit immer unglücklich aus. Thema Pokal-Fight.

Das 0:1 fällt auf Basis von 2-3 eklatanten Fehlern im Defensiv-Verhalten. Beim 1:3 (94.) muss der nicht komplett gesunde Schweinsteiger(!) einen Spurt bis in den eigenen Strafraum anziehen, weil unsere Abwehr dafür zu langsam war (Lahm? Badstuber?). Allein das 0:2 könnte man als kurzzeitige Desorientierung nach dem Wechsel Schweinsteiger für Badstuber einordnen. Aber zimmert Kroos – der mit dieser unfassbaren Schusstechnik (sic!) – den Ball nicht an den Pfosten, gewinnen wir das Spiel klar und locker. Punkt. Aber der Konjunktiv und der Verlierer, schon klar.

Borisov hat gekämpft bis zum Umfallen, ist gelaufen „wie die Hasen“, hatte ein wenig Glück (bei eigenen Toren und dass wir unsere Chancen nicht nutzen) und – zack – wird die „Sensation“ gefeiert. Ich bin mal gespannt, wie Valencia sich gegen Borisov schlägt und wie wir nach den nächsten beiden Lille-Spielen in der Tabelle stehen…

Weshalb habe ich nun anfangs davon gesprochen, dass es gut ist, wenn man ab und an nach einer solchen Niederlage eine Nacht drüber schläft?

Weil man a) ausgeschlafen ist, b) nicht total aus dem Ruder läuft und den Verein auflösen will, aber auch c) nicht in solche Euphorie verfällt wie unser Aufsichtsrat-Chef.

Denn was ist eigentlich passiert?

Wir haben ein Spiel verloren. Oh mein Gott! Rein statistisch wurde derlei natürlich von Sieg zu Sieg wahrscheinlicher. Aber es war noch kein Spiel, dessen Ausgang wir jetzt nicht korrigieren können. Wie nach einem Finale, zum Beispiel.

Es hat deutlich gemacht, dass es mit 90% Wille, Einsatz und Konzentration(!) einfach nicht geht. Nicht für einen FC Bayern und nicht gegen jeden Gegner.

Jetzt ist erst einmal wieder Länderspielpause und vor dem letzten Spiel gegen Hoffenheim können wir uns alle bewusst machen, dass wir es mit einem deutlichen Sieg in der eigenen Hand haben, hier ein Signal zu setzen, dass das gestrige Ergebnis nur ein Ausrutscher war.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Von Shaq, lahmen Jahn und guten Transfers

Der FC Bayern hat die zweite Runde des DFB-Pokal erreicht.

Dieser eher nüchternen Schlagzeile muss man als Fan des Vereins von der Säbener Straße viel mehr Bedeutung beimessen, als auf den ersten Blick – für Außenstehende – erkennbar ist.

Weil endlich diese endlos erscheinende Sommerpause ein Ende hat!

Weil wir nach dem Supercup ein zweites Spiel (mit wachsender Bedeutung) gewinnen konnten!

Weil wir nun wissen, dass unsere Neuzugänge offenbar kein Schuss in den Ofen sind!

Da hüpft das rot-weiße Herz doch höher, wenn man Ribéry zur Halbzeit auswechselt, wenn Robben noch nicht wieder voll dabei ist, wenn Gomez, Alaba verletzt fehlen und auch Schweinsteiger erst spät hinzukommt, dies kaum weiter auffällt und unser Team trotzdem gut bis sehr gut agiert.

Klar, es war nur der Jahn aus Regensburg, der offenbar keine weiter erwähnenswerte Offensive sein eigen nennt und ja es war brutal warm und nach dem 0:1 war das Spiel eigentlich gelaufen, aber war es in der jüngeren Vergangenheit nicht doch eher so, dass wir uns echte Sorgen machen mussten, wenn obige Spieler fehlen oder zumindest nicht bei 100% sind?

War es keine Freude einen Shaqiri mit zunehmender Spieldauer in seiner Halbzeit wirbeln zu sehen? Gar viel wirbeliger als Herrn Ribéry? Tres bien!

Und Xherdans Freistöße erst, Himmel. Haben wir da etwa einen Spieler im Kader, der Extra-Schichten nach dem offiziellen Training schiebt, weil er genau solche Freistöße wie zum 2:0 übt? Ein Spieler, der sich auf Eigeninitiative hin ständig verbessern will und dies auch tut??

Ich schmelze. Dahin.

Und dann ein Mandzukic, der mitspielt, Bälle verteidigt und – analog zu Gomez – wie beim 1:0 einfach da steht, wo der Ball hinkommt. Der Wahnsinn.

Klasse auch, welche Steigerung Thomas Müller widerfuhr, als er in HZ2 – offensichtlich – die rechte Außenbahn beackern durfte. Zumindest habe ich ihn nach dem Seitenwechsel dort häufiger in alter 2010er-Manier wirbeln sehen.

Aber ich will hier keine Robben-Diskussion entfachen. Punkt.

Womit wir bei den eher nicht so dollen Aspekten des gestrigen Einzugs in die zweite Pokalrunde wären.

Vor dem Spiel zeigte ich mich noch enttäuscht über die Nichtberücksichtigung Dantes in der Startelf. Nun gut, er war nach dem Supercup-Finale angeschlagen und wurde geschont. Entschuldigung, Jupp.

Dass wir ihn brauchen, zeigte sich in der Leistung von Boateng. Insgesamt solide aber der eine Bock war auch dabei. Zu seinem Glück (für meine Bewertung) eroberte er sich diesen Monster-Ballverlust dann noch zurück. Aber eher nur, weil der Jahn so gar keine gefährlichen oder schnellen Offensivkräfte zu bieten hatte (wie sonst ist zu erklären, dass Boateng seinen Gegenspieler noch einholen und ihm den Ball abnehmen konnte?).

Apropos brauchen.

Wir brauchen Herrn Alaba zurück. Oder zumindest Herrn Contento.

Bei aller Liebe und dem Verständnis für seine Jugend und Unerfahrenheit, aber die Leistung von Can muss man kritisieren dürfen. Klar, es gab in den sozialen Kanälen auch Kritik an Heynckes, dass Can halt für diese Position gänzlich ungeeignet sei, aber was willst du machen, wenn drei AVs gleichzeitig verletzt sind. Sehen wir es positiv – es war noch kein ernsthafter Gegner. Nix passiert.

Muss ich was über Herrn Kroos sagen?

Doch. Die einzige Weltklasse-Aktion, die mir aufgefallen ist: Sein Pass auf Ribéry vor dem 1:0 durch Mandzukic. Das war Zucker. Der Rest ist besser Schweigen. Er kämpft in dieser Saison mit Müller und Shaqiri um die 10er-Position. Viel Glück.

Der Rest war – für Regensburg ausreichender – Durchschnitt.

Ab sofort volle Konzentration auf Fürth!

P.S. Für Pizarro hat mich sein Hammer zum Endstand ehrlich gefreut und wenn der das reproduzieren kann (Einwechslung, Schuss, Tor), dann wird das vielleicht doch noch mal was mit uns (im Vergleich zu seiner letzten Endphase bei uns). 😉

Irgendwas mit großen Bänken, Löchern und Langeweile.

Es ist schon ein Kreuz. Mit dieser Sommerpause.

Wir Fußball-affine Menschen leiden. Und zwar nicht zu knapp. Leuten wie uns (Bayern-Fans) kann da zumeist auch kein Turnier einer Nationalmannschaft helfen.

Abwechslung in diesen – jedes Jahr wiederkehrenden – Wochen zwischen Juni, Juli und August bieten eigentlich nur die täglichen(!) Meldungen rund um unseren Verein. Einerseits.

Andererseits sind diese Meldungen zum Selbstzweck geworden, will sagen, es wird etwas gemeldet, obwohl es eigentlich gar nichts zu vermelden gibt. Was man ja auch an meiner Blog-Beitrags-Frequenz ablesen kann.

Die Langeweile, die eigentlich bekämpft werden sollte, kehrt somit zu uns zurück.

Wirklich übel sind ohnehin nur die Meldungen, die von Verletzungen unserer Spieler berichten. In der Vorbereitung! Aktuell ist diese Liste nicht gering, in den allerletzten Tagen aber nicht größer geworden.

Es fing an mit dem Rückkehrer Schweinsteiger, der ohnehin nur reduziert zurückkam. Die Vorbereitung also nicht vollwertig absolvieren konnte (abgesehen von diesem allgemeinen EM-Fahrer-Thema).

Dann die Alaba-Verletzung. Zack. Dann seine Vertretung Contento, Rafinha. Dann Gomez. Und sicher noch ein paar andere, die mir jetzt gerade entfallen sind.

Das klingt alles nicht gut.

Trotzdem bin ich gelassen.

Warum?

Weil ich erstens noch immer nicht im Fußball-Modus bin. Aus diversen, wechselnden Gründen kaum Vorbereitungs-Spiele meines FC Bayern im TV „bewundern“ durfte und mir somit auch Niederlagen wie am Samstag gegen Werder Bremen erspart bleiben. Zweitens neige ich ferner (zurzeit noch) nicht zu Extremen.

Was ist denn genau passiert?

Obige Spieler fallen ein paar Wochen aus. Ok. Grob gesagt, fällt die Hälfte dieser Zeitspanne in die Sommerpause. Nicht gut, aber auch nicht dramatisch. Punkt. Denn spielen wir etwa in drei Wochen das Pokalfinale, oder gar ein entscheidendes Spiel gegen den BVB um die Meisterschaft?

PLUS: Was passiert mit unserer Startaufstellung?

Mussten unter Herrn van Gaal noch all seine mitgebrachten Spieler ran und in der letzten Saison allerlei Positionsfremde Vertretungen, haben wir jetzt – plötzlich – mehrere Optionen.

Alaba und Contento können in der Anfangsphase dieser, noch nicht einmal gestarteten Saison von Lahm, Badstuber, Gustavo oder Can vertreten werden. Weil wir Lahm mit Herrn Boateng, Badstuber mit Herrn van Buyten oder Herrn Dante, Herrn Gustavo mit Herr Timoschtschuk oder Herrn Can vertreten können.

Und Herr Gomez? Für den steht Herr Mandzukic oder Herr Pizarro in der Startelf / als Backup parat. Und nicht mehr Olic und Petersen. Nix persönlich gegen die beiden, aber konnten wir uns mit beiden ruhig zurücklehnen und den Dingen ihren Lauf lassen?

Nein, ich persönlich denke, dass wir vor dieser Saison die Bank massiv verbessert haben. Viele mögen dies im Rahmen der Transferaktivitäten oft nicht so wahrgenommen haben, aber ich bin fest davon überzeugt, dass es diesbezüglich bei uns in der kommenden Spielzeit weniger Sorgen geben wird.

Ob jetzt Martinez nun doch kommt oder nicht und alles wieder nur eine Boulevard-Ente ist, wird man sehen. Schaden sollte uns ein Spieler seines Kalibers sicher nicht und es sollte durchaus ebenfalls nicht schaden, wenn wir etwas Druck von den Schweinsteiger’schen Schultern nehmen könnten.

Mir wäre dieser Aspekt auch verrückte 40 Mio. Euro wert.

Schwarzgelbes Huhn. Rotes Ei.

Die Saison neigt sich dem Ende zu. Und ich bin es leid. Leid nach jedem Spiel gegen den BVB sagen zu müssen „das hätte nicht sein müssen“.

Auch dieses 2:5 hätte nicht sein müssen.

Es steht außer Frage, dass der BVB nicht nur die Meisterschaft sondern auch den Pokal völlig zu Recht gewonnen hat. Es ist ferner inzwischen mehr als – ich sag‘ mal – verwunderlich, dass es einem FC Bayern nicht gelingt, ein Mittel zu entwickeln, diese Maschine Borussia Dortmund zu besiegen.

Das System der Klopp-Kicker ist im Prinzip ja recht einfach zu entschlüsseln.

Unfassbar stabile Defensive (und hier sind nicht nur die Abwehrspieler gemeint) gepaart mit einer dieser neumodischen Umschalt-Taktiken in Schallgeschwindigkeit.

Natürlich ist das Kollektiv inzwischen in den letzten Jahren ebenfalls so stark geworden, dass es – gegen schwäche Teams – auch zu einer massiven spielerischen Überlegenheit kommt und man die Siegesserie so locker von Rekord zu Rekord führen konnte.

Damit mich keiner falsch versteht, diese Taktik ist nicht zu verurteilen. Sie ist legitim und ich kann nicht im Ansatz nachvollziehen, weshalb man sich von Seiten des FC Bayern nicht einfach ALLE Championsleague-Auftritte der Dortmunder reingezogen hat, um das passende Mittel gegen diese Mannschaft zu finden.

Zwei schwarzgelbe Welten. Bundesliga und Championsleague.

Natürlich spielt auch hier wieder eine der wichtigsten Fragen im Fußball eine Rolle:

Waren sie zu stark oder wir zu schwach?

Fakt ist, dass die Borussia die bayerischen Fehler eiskalt ausnutzte. Das vierte Tor wurde mit dem vierten Torschuss erzielt. Unglaublich. Unglaublich effizient.

Huhn oder Ei.

Hätte uns der BVB auch mit 5:2 geschlagen, wenn wir weniger oder überhaupt keine Fehler gemacht hätten?

Wir werden es nie erfahren und somit dürfen die BVB-Fans diesen Umstand auch ungestraft und vehement abstreiten.

Es hilft ja nichts. Wenn man gegen eine Mannschaft von fünf Pflichtspielen fünf verliert, dann stimmt etwas Grundsätzliches nicht, oder?

Wollen wir an diesem Umstand etwas ändern?

Ich hoffe es. Aber statt System wird hier wohl nur der Kader mit zweistelligen Millionen-Beträgen aufgepumpt. Bayern-like.

Zum Spiel.

Wie oben schon erwähnt, verliere ich zunehmend die Lust. All diese Dinge immer und immer erklären zu müssen, zu wollen.

Was Herr Gustavo zum Beispiel dazu bringt, immer wieder diese Fehler in sein Spiel einzustreuen. Wer dieses Blog schon länger konsumiert, wird meine Grundüberzeugung in diesem Punkt kennen.

Seine Beteiligung an den Gegentoren eins und drei führte zu einem emotionalen Ausbruch auf Twitter, der viele arg erschreckte. Man kannte mich bisher so nicht. Tja. Wieder etwas gelernt.

Zwischen dem Spiel und diesem Spielbericht habe ich mir – zwecks differenzierter Sichtweise – das Spiel noch einmal angeschaut. Also die Gegentore, den Rest im Schnelldurchlauf.

Hier meine Liste der Versäumnisse:

0:1 – Herr Gustavo spielt den Ball ingesamt zweimal zum Gegner, Herr Badstuber bleibt beim letzten Pass in den eigenen Strafraum – fassungslos – stehen.

1:2 – Herr Boateng ist kein Weltklasse-IV. Ansonsten würde er die – völlig zu Recht mit Elfmeter bestrafte – Aktion alternativ lösen.

1:3 – Herr Boateng verliert – eines von vielen (wenn nicht alle Kopfball-Duelle) gegen Herrn Lewandowski, Herr Gustavo verliert vollends die Orientierung.

1:4 – Herr Schweinsteiger drischt komplett eindimensional in die Dortmunder Deckung am gegnerischen Strafraum und leitet somit unmittelbar den Konter ein. Am Ende des Konters verliert wiederum Herr Schweinsteiger(!) den Zweikampf gegen Lewandowski. Erste Frage: Wo war hier Sprinter Alaba? Zweite Frage: Wie konnte Anti-Sprinter Schweinsteiger so schnell am eigenen Strafraum sein?

2:5 – Herr Neuer lässt einen sicheren Ball fallen und Herr Boateng verliert – ein Kopfball-Duell (sic!) – gegen den Sportskameraden Lewandowski.

Nach dem Studium dieser Bilder musste ich meinen Ausraster in Richtung Gustavos leicht revidieren. Herr Boateng machte mir da plötzlich wesentlich mehr Sorgen. Und das ist unser neuer Abwehrchef für das Endspiel der Championsleague? Aua.

Ab wann gilt noch einmal der Vertrag von Herrn Dante?

Meine Hoffnung für das #FinaleDahoam?

So eine Einstellung werden wir dort auf gar keinen Fall noch einmal zeigen (können). Allein deshalb weil dann die Ausrede für so einige Schlechtleistungen der letzten Wochen wegbrechen würde. Ob sich unsere Profis diese Blöße geben?

Natürlich muss man als Bayern-Fan hier darauf achten, nicht reflexartig in diese dünnhäutige Schwarz-Weiß-Sichtweise abzudriften. Auch ich neige dazu. Während eines Spiels. Während einer 41. und 45. Minute in einem Pokalfinale.

Inzwischen geht es mir wieder besser. Und deshalb ja auch jetzt erst dieser Bericht.

Mit einem Sieg am kommenden Samstag wird vieles ausgeglichen. Nicht alles. Mit einer Niederlage ist aber nicht gleichzeitig alles schlecht und müssen wir nicht alles niederreissen.

Die Wahrheit liegt womöglich in der Mitte.

Wir brauchen mehr Breite im Kader. Auch qualitativ. Ferner müssen wir über mehr Flexibilität in unserem Spiel nachdenken.

Nur eine Kopie des BVB oder gar Barca sein zu wollen, greift hier zu kurz und führt auch zu nichts. Denn da ist das Original jeweils besser.

Ich bin ja irgendwo auch überzeugt, dass Luiz Gustavo eine Leistung wie 2011 gegen Inter jederzeit wieder raushausen könnte. Das frustriert mich aber eben immer so, wenn er es nicht zeigt.

Lassen wir es besser. Der Rückblick auf diese bald abgeschlossene Saison sparen wir uns für die Sommerpause auf.

Jetzt heißt es erst einmal Umschalten. Umschalten auf die Königsklasse. Auf Chelsea. Endlich der Vorfreude freien Lauf lassen. Fokussierung. Analyse des Gegners. Stärken, Schwächen.

Wenn wir dann noch eine Form abrufen, wie wir sie in dieser Championsleague-Saison nicht nur einmal gezeigt haben, dann sollte das mit diesem hohen Ziel schon klappen. Meiner Meinung nach.

Zumindest probieren sollten wir alles. Und das wäre schon mehr als gegen Dortmund zu sehen war.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Königlicher David oder 15 Minuten reichen nicht für ein Finale, Real

Was für eine Saison. Was für Höhen, was für Tiefen.

Am besten spart man sich die Höhen für das Ende der Saison auf. Ein Berg- und Talfahrt waren auch die beiden Halbfinale-Spiele gegen die Königlichen aus Madrid.

Ich hatte über die vollen 210 Minuten die Sorge, dass Real irgendwann Ernst macht, uns irgendwann einfach überrennt.

So wie in den ersten 15 Minuten am gestrigen Abend.

Was aber passierte in den restlichen 205 Minuten? Weniger als befürchtet und man muss abschließend einräumen, dass sich hier zwei gleichwertige Teams gegenüberstanden und sich kaum etwas schenkten.

Ein Elfmeterschießen im Rückspiel spricht da ebenfalls eine deutliche Sprache. Eine Sprache über Helden und tragischen Helden.

Aber der Reihe nach.

Was Real in den ersten 15 Minuten auf den Rasen von Santiago Bernabéu brannte, ließ mich sprachlos zurück. Sprachlos ob dieser Dominanz und unserer Hilflosigkeit.

0:2 lagen wir nach 15 Minuten hinten. Und unsere Defensive stolperte von einer Verlegenheit in die nächste.

Im Gegensatz zu vielen anderen Spielen in der Vergangenheit fing diese Elf aber an sich zu wehren. Wie groß muss da der Wille ausgeprägt gewesen sein? In einer solchen Situation.

Das erinnert irgendwie an 1975 oder 1976, als die Bayern in der Liga schwächelten, aber Landesmeister-Pokale in Serie gewannen. Bis dahin sind es zwar noch 90-120 Minuten, aber so wortlos wie ich am Anfang der Rückspiels war, so begeisterte mich diese Charakterstärke.

Natürlich darf Herr Robben seine Chance allein vorm Tor verwerten und Herr Gomez darf ruhig noch öfter direkt und ohne Ballannahme aufs Tor schießen, aber dass unser niederländischer Flügelflitzer sich den Ball beim Elfmeter schnappte, dass hatte was. Er wollte den Ball, er wollte das Tor, er wollte die Chance aufs Finale am Leben erhalten.

Mein Puls war am Anschlag, als ich sah, dass Casillas in die Richtung des Schusses sprang und seine Hände immer länger wurde. Nein, nicht schon wieder, Arjen.

Und dann: Drin! 1:2. Verlängerung wieder möglich.

Bis zum Seitenwechsel gestaltete sich das Spiel dann mehr als ausgeglichen. Ein 2:2 hätte fallen können, aber ein 1:2 lag ja ebenfalls im Plan.

Nach dem Seitenwechsel wurde es zunehmend ein Spiel der Nerven. Die Galaktischen hatten wohl plötzlich die Möglichkeit des Ausscheidens auf dem Plan. Und so spielten sie auch. Was unsere eigenen Schwächen überdeckte.

Ich bin mir natürlich total im klaren, dass sich in solch‘ einer Stimmung, die wir Bayern-Fans nun nach dem Erreichen des Championsleague-Finales – im eigenen Stadion! – haben, kritische Töne fast verbieten. Aber wieso sollte ich verheimlichen, dass mich Schlampigkeiten im Spiel immer noch wahnsinnig machen?

Nennt es die besondere Anspannung, aber nach jedem Fehler von Kroos, Gustavo, Gomez, Lahm oder wem auch immer etwas Derartiges unterlief, sah ich den Ball imaginär schon im Netz zappeln.

Da drehst Du durch.

Andererseits gab es – natürlich – auch jede Menge Licht.

Herr Lahm drehte zumindest gegen Ende des Spiels noch einmal mächtig auf. Herr Gustavo hatte ein paar
exzellente Steals (die nur leider von seinem miserablen Zweikampfverhalten überschattet wurden). Der Kroos‘ Toni zeigte einige gute Pässe, und unser Teilspanier im Sturm hatte es einfach recht schwer so allein auf weiter Flur.

Apropos Gomez.

Klar ist Gomez Weltklasse. Was allein die Torausbeute betrifft. Was wäre aber noch alles möglich, wenn er Bälle nicht so annehmen oder unter Kontrolle bringen müsste?

Zwei Tore hätte er in Madrid sicher machen können, vielleicht müssen. Und dann reden wir von keiner
Verlängerung und wahrscheinlich von keiner Gustavo- und erst recht von keiner Badstuber-Sperre.

Diese Sperren tun uns richtig weh. Sicher, Chelsea hat das auch zu verkraften, aber Badstuber ist einer der Spieler unserer Saison. Selten in der Geschichte des FC Bayern hat ein Spieler in einer Spielzeit einen solchen Sprung in seiner Entwicklung vollzogen. Dafür meinen Respekt. Und auch dafür, dass er nach seiner Karte unvermindert weiter machte. Immer weiter.

Der Plan ist nun diese Sperren zu kompensieren.

Contento – Boateng – van Buyten – Lahm?

Lahm – Boateng – van Buyten – Rafinha?

Unser Trainer wird die richtige Entscheidung treffen.

Zurück zum Licht.

Unsere Flügelzange hatte schon lichtere Momente, aber sie beschäftigen die königliche Defensive über die volle Distanz beider Spiele.

Ribery wollte dieses Finale. Robben merkte man die Galligkeit ebenfalls an. Gut so.

Vorne drin war Kroos für mich – wie erwähnt – durchaus mit Licht und Schatten. Ebenso wie der frische Thomas Müller.

Wir sind eben nicht Real und bringen einen Kaka von der Bank. Derlei ist medial und politisch in Deutschland und der Bundesliga nicht zu vermitteln. Warum? Weil die Bayern trotzdem ein Real Madrid niedergerungen haben. Segen und Fluch zugleich.

Um es zusammen zu fassen:

Die Schwächen einzelner Spieler wurde über das Kollektiv aufgefangen. Und Real Madrid vermochte es eben nicht uns entscheidend zu treffen. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass Real ins Finale wollte. Gerade beim zu erwartenden Gegner. Sie WOLLTEN. Aber sie KONNTEN nicht.

Weil die Mourinho-Kicker – ich wiederhole mich – auf den ersten richtig schweren Gegner der (CL-)Saison trafen. Eine andere Einschätzung fällt mir dazu nicht ein, sorry.

In der Verlängerung merkte man beiden Teams die Halbfinal-Spiele an. Der Wille musste die Entscheidung bringen – das Fleisch schaffte das nicht mehr.

Riberys Fleisch vor allem. Dessen Körner reichten nämlich nur für 90 Minuten. Etwas was ich viel eher von Lahm und erst Recht von Schweinsteiger erwartet hätte.

Respekt für diese Leistung, denn es war mehr als wichtig, dass wir dieses Spiel ins Elfmeterschießen brachten.

So richtig erklären kann ich es nicht, aber ich war mir sicher, dass Neuer es richten würde. Aus Prinzip. Weil es an der Zeit war, dass er neben dem Halbfinale in Gladbach ein weiteres Highlight setzen würde.

Was sind seine „Patzer“ in der Bundesliga wert? Seine Kollegen hatten genügend Chancen diese mehr als
menschlichen Dinge auszugleichen.

Einen richtigen Wert entwickelt man als Torhüter, wenn man in solchen Momenten Entscheidendes leistet. Wie lange war Oliver Kahn in München als er zum Titan wurde? Standen wir in seiner ersten Saison mit ihm im Finale der Championsleague?

Ihr haltet dies für nicht vergleichbar? Was ist daran falscher als die Vorwürfe gegen ihn, er dürfe keine Fehler machen und der Verein hätte dies den Fans auch versprochen?

Unfassbar wie er die ersten beiden Elfmeter von Ronaldo und Kaka entschärfte. Nicht minder unglaublich, wie lässig Kroos und Lahm vergaben. Perfekt wurde dieses Drehbuch ohnehin erst als uns derBastian ins Finale schoss. Wahnsinn. Explosion. Ein Hauch von 2001. Pure Freude.

Pure Freude auch – und jetzt komme ich zum Höhepunkt dieses Beitrages – wie ein David Alaba spielt. Eine Verlegenheitslösung in der Abwehr wird zum größten Gewinn des FC Bayern seit Müller und Badstuber 2010.

Allein sein Sololauf über den größten Teil des Platzes hätte ein (Robben-)Tor verdient gehabt. Der Typ geht so steil, dass ich ihm nur alles erdenklich Gute für die Zukunft wünschen kann. Was auf den nach dieser Saison einbrechen wird, muss man mit 19 Jahren erst einmal verkraften.

Welch‘ ein Satz, wenn ich schreibe, dass die Abwesenheit von Alaba neben Badstuber eine massive Schwächung des FC Bayern im Finale bedeuten wird.

Aber es hilft ja nichts.

Wir werden – sehr wahrscheinlich – erneut mit elf Spielern im Finale antreten. Unsere Offensive erscheint lückenlos zum Dienst und muss eben dafür sorgen, dass wir in diesem einen Spiel, ganz ohne Hin- und Rückspiel und ohne Auswärtstore und Taktik, ein Tor mehr erzielen als Chelsea. Punkt.

Und jetzt bitte alle einmal durchatmen. Ich reise morgen zum VfB-Spiel nach München – die Atmosphäre wird gelöster sein als erwartet und ab sofort beginnen ohnehin die Vorbereitungen auf unsere beiden Pokalendspiele.

In diesem Sinne:

Auf geht’s, Ihr Roten! Weiter, immer weiter!

Königliches Wechselbad. In Toren und Qualität.

Die Bayern haben Real Madrid im Halbfinal-Hinspiel der Championsleague geschlagen.

Wer hätte dies nach der Trübsal der letzten Tage erwartet?

Ich hatte zwar meine Zweifel, aber von einem knappen Sieg war ich ausgegangen, bzw. ich hatte ihn erhofft.

Ob man das nun wirklich braucht, unserer Abwehr beim Tiefschlaf vor dem 1:1 zuzuschauen, sei mal dahin gestellt, aber man wird dann ja mit solch einer Gesamtleistung entschädigt. Und diese Leistung war aller Ehren wert.

Real Madrid traf auf den ersten schweren Gegner der Europapokal-Saison – den FC Bayern – und verlor prompt das erste Spiel. Schlimm ist das nicht.

Ob Real jetzt nicht wollte, weil sie so unfassbar auf ihre eigene Heimstärke bauen, oder wir sie nicht zur Entfaltung kommen ließen? Mir wumpe.

Ich fand das Spiel meines Vereins über weite Strecken attraktiv. Taktisch attraktiv. Wenn ich auch zwischendurch sehr desillusioniert war. So rund um den Ausgleich der Spanier.

Aber das ist eben Championsleague und nicht Bundesliga oder Spiele gegen den BVB – die Bayern kamen zurück. Und wie.

Die Aktion unseres Kapitäns vor dem 2:1 ließ ein wenig von der Klasse aufblitzen, die er einmal hatte. Hätte er nur – einmal mehr – vor dem Ausgleich nicht den Überblick und seinen Gegenspieler verloren, es hätte ein perfekter Abend werden können.

Andererseits: Kommt die Maschine Real im Rückspiel ins Rollen, ist es, glaube ich, völlig gleichgültig, ob sie ein oder drei Tore schießen müssen.

Die Frage wird jetzt nur sein: KOMMT sie ins Rollen?

So sehr ich die Leistung von einigen Bayern-Akteuren auch kritisieren muss (Schweinsteiger noch immer spürbar außer Form, Gustavo noch zu oft schlampig oder Kroos teilweise komplett untergetaucht, etc.), so sehr muss ich doch die Tatsache loben, dass wir tatsächlich Real nicht mehr als unbedingt nötig haben zur Entfaltung kommen lassen! Real Madrid. Mourinhos Madrid.

Respekt.

Ein Ronaldo hat sich hier bestimmt nicht mit Absicht abmelden lassen. Der wollte sicherlich so oder so glänzen, dem Spiel seinen Stempel aufdrücken und mehr als diesen Assist mitnehmen. Wir reden hier schließlich vom Championsleague-Halbfinale.

Nein, im Großen und Ganzen war das mehr als ordentlich.

Unsere linke Seite hat erneut richtig Alarm gemacht – Alaba und Ribéry funktionieren immer und immer besser. Selbst unsere rechte Seite wurde – als es gegen Ende darauf ankam – noch mal richtig stark (Stichwort Lahm, siehe oben)!

Zur Abwechslung sahen wir selbst einen Herrn Müller mal wieder erfrischend agil. Ob dies seine neue (Bank-)Rolle sein könnte? Zumindest bis er wieder NM-Form im Verein zeigen kann? Könnte sein.

Was wir alle über den Sportskameraden Schweinsteiger zu sagen haben, haben wir inzwischen wohl gesagt. Unser Ex-Trainer Hitzfeld hat ja mal zum Besten gegeben, dass ein verletzter Spieler immer so lange bis zur Topform braucht, wie er verletzt war. Prost Mahlzeit.

Andererseits hätte es vielleicht für unsere Saison-Endphase gereicht, wenn nicht ein schwäbischer Holzhacker mit bayerischen Wurzeln zugelangt hätte – aber lassen wir das…

Dafür spielt derBastian dann halt die 90 Minuten in Bremen durch. Als einer der wenigen Stammspieler. Oder wie will unser Trainer sonst mit dieser sehr speziellen Situation umgehen?

Das Rückspiel in Madrid wird ein echtes Schweinespiel (sic!) werden. Viel schlimmer als ein mögliches Endspiel gegen Barca (da werden wir ohnehin nur hinterher laufen). In Madrid, das wird richtig übel. In jeder Hinsicht. Da braucht es ausgeruhte, körperlich intakte Spieler, damit auch mental alles im Reinen ist. Denn wer dort nur mit 80% antritt, kommt zumeist zu spät und holt sich schnell die Gelbsperren ab, denn davon haben wir immer noch ’ne Menge zu befürchten.

Im Umkehrschluss kann uns die Bundesliga doch jetzt mal wirklich egal sein, oder? Wen interessiert Bremen? Und deren Gegner um die Europa-League-Plätze?

Da bin ich mal ganz arrogantes Erfolgs-Bayern-Fan-Arschl**h! Hier geht’s um die inzwischen 50:50-Chance (vor dem Spiel eher 40:60) ein Finale im Europapokal im eigenen Wohnzimmer zu erreichen. Punkt. In anderen Ligen wird deshalb ein ganzer Spieltag verschoben und noch nicht mal drüber diskutiert. Also bitte.

Zurück zum Spiel.

Insgesamt und in der Summe bin ich zufrieden.

Man kann das 1:0 durch Ribéry aufgrund einer Abseitsstellung abpfeifen. Man muss allerdings auch mindestens einem Spanier ’ne rote Karte geben. Und manch‘ nervöser Bundesliga-Schiedsrichter gibt in diesem Spiel auch ’nen Elfmeter.

Aber wie gesagt, ich bin zufrieden wie es gekommen ist. Und nicht eine(!) Gelb-Sperre haben wir zu beklagen – wohl das größte Kunststück nach diesem Spiel.

Was es jetzt zu tun gilt?

Voller Fokus auf das Rückspiel in Madrid, Abschenken des Bremen-Spiels und weitere Steigerung der eigenen Effizienz. Wir werden nicht viele Chancen in Bernabeu bekommen, da muss die erste, oder spätestens zweite Chance schon sitzen. Bämm.

Wir können das, wir haben es nicht nur einmal bereits bewiesen. Also nicht diese Mannschaft. Aber diese Mannschaft kann so ebenfalls zur Legende werden. Und wie geil wäre es, zwei Endspiele in drei Jahren erreicht zu haben? Kahn-, Effenberg- und Elber-Niveau!

Auf geht’s, Ihr Roten!

P.S. Meine Aufstellung für das Bremen-Spiel.

Schwarzgelbe Ära oder Rabenschwarzer Robben

Ich bin immer noch leer. Irgendwie. Aber es hilft ja nix. Also fangen wir an.

Eine Niederlage entscheidet keine Meisterschaft. 34 Spieltage sind da schon eher ein Brett. Aus genau diesem Grunde kann man dem Sportskameraden Arjen Robben hier auch nicht den verlorenen Titel ankreiden.

Zielführend wäre eher, zu erwähnen, dass er uns in den letzten Spielen mehrfach den Arsch gerettet hat, damit wir überhaupt in diese „Endspiel“-Situation gegen den BVB kommen konnten (Torvorlage gegen Mainz, Siegtreffer in Nürnberg, etc.).

Natürlich ist das übel, dass Robben a) vor dem 0:1 zu langsam vom Pfosten wegläuft und somit das klare Abseits von Lewandowski aufhebt, b) den Elfer derart läppisch in die Arme von Weidenfeller schiebt und c) drei Meter und frei vorm Tor kurz vor Schluss den Ball nicht über die Linie drückt.

Das hatte was von Gomez EM 2008.

Womit wir beim Thema wären.

Robben war zwar gestern an drei Szenen beteiligt, die allein das Spiel entscheiden hätten können, aber was kann er dafür, dass wir jetzt in zwei Spielen gegen den BVB – die zwingend Remis enden müssen – als Verlierer vom Platz gehen?

Beim Hinspiel hätte Herr Boateng einfach den Überblick behalten können, damit Herrn Götze der Ball nicht knapp vor dem Tor vor die Füße fällt und er ihn mit der Picke in unser Verderben zimmert.

Ferner hätten seine 10 Spielkameraden schon in Halbzeit 1 eine derartige Leistung wie über die meiste Zeit des zweiten Spielabschnitts zeigen dürfen.

Wobei, Halt, es sind ja nun die immer gleichen Phrasen. War Dortmund in HZ1 zu stark und hat die Bayern in HZ2 einfach machen lassen? Oder war es schlicht und einfach anders herum?

Diese Sichtweise scheint zumeist nicht von Fakten geprägt sondern von den Emotionen. Und am Ende des Tages interessiert es eh kaum jemanden.

Aus meiner Sicht befinden wir uns mitten in einer schwarzgelben Ära. So schwer dies für uns und unsere Führung zu akzeptieren sein mag, aber eine Meisterschaft kann man überraschend erringen (wenn auch nicht unverdient), eine zweite, dafür benötigt man schon eine gewisse Klasse.

An exakt diesem Punkt unterscheidet sich der BVB von Wolfsburg und Stuttgart oder wie all diese Einmal-Meister der letzten Jahre so hießen.

Zusätzlich muss man an dieser Stelle einräumen, dass auch die üblichen bayerischen Reflexe, jetzt die Schatztruhe aufzumachen, sicher nicht die früher gewohnten Wirkungen zeigen wird.

Dortmund hat eine Mannschaft. Eine Strategie, einen Plan und einen massiven Zusammenhalt. So sehr mich die schwarzgelben Dauergrinser auf der Mattscheibe auch nerven: Sie sind im Recht (abgesehen von Herrn Weidenfeller vielleicht, der vor dem Elfmeter keine Berührung gespürt haben will) und wir werden ihnen so ohne Weiteres nicht beikommen können.

Derlei Hoffnungen hatten wir ja schon nach dem Abgang von Herrn Sahin und der Verletzung von Herrn Götze. Falsch gedacht.

Nein. Schauen wir den Fakten ins Auge: Der BVB hat das gemacht, wozu ein FC Bayern nie in der Lage sein wird: Mit Geduld und Weitsicht etwas aufgebaut, wovon man nun zehren kann. Punkt.

Zum FC Bayern.

Die Bayern haben ein Gerüst, haben Spieler, die durchaus funktionieren. Nicht ohne Grund werden wir wahrscheinlich der beste Zweitplatzierte in der Bundesliga-Geschichte werden.

Das Problem: Wir haben unser Potential trotzdem nicht oft genug abgerufen, haben zu viele entscheidende Fehler gemacht (Neuer, Robben, Chancenverwertung, etc.) und haben tatsächlich und immer noch kein Konzept gegen Teams wie den BVB & Co.

So einfach scheint das zu sein. Und da sollten wir uns ob des verschossenen Elfmeters auch keinen Sand ins Auge streuen (ich habe bewusst noch keine FCB-Statements gehört, gelesen).

Was gestern gut war:

  • Herr Neuer. Ohne ihn, hätten wir schon in der Anfangsphase einem Rückstand hinterher laufen müssen. Und auch den Rest des Spiels wirkte er sicher und souverän. Das Westfalenstadion scheint ihm zu liegen.
  • Herr Alaba. Respekt, wie der Junge mit dieser Stimmung und diesem Druck umging. Hätte vielleicht besser er den Elfer schießen sollen? Im Pokalhalbfinale hat er mich diesbzgl. überzeugt.
  • Unsere Defensive. Klingt komisch, ist aber so. Vergleicht man das gestrige BVB-Spiel mit dem Rest der Saison, dann sind wir ja nicht gerade überrannt worden, oder? Herr Lewandowski (klasse Stoßstürmer, der perfekt die Bälle halten und abschirmen kann – großer Unterschied zu Herrn Gomez übrigens) konnte sich, speziell in HZ2, kaum noch durchsetzen in entsprechenden Kontersituationen. Überhaupt haben wir kaum gefährliche Konter zugelassen. Über den größten Teil der zweiten Spielhälfte.
  • Herr Gustavo. Ja, tatsächlich. Abgesehen von einigen Drehungen Kagawas, bei denen er überfordert war, hat er den Laden doch weitestgehend dicht gemacht, oder? Nicht von ungefähr wurden seine Gegenspieler im späteren Verlauf ausgetauscht.

Was nicht so prickelnd war:

  • Herr Kroos. Weder defensiv, noch offensiv. Da kam kaum etwas.
  • Herr Müller. Ein Schatten.
  • Herr Gomez. Kaum zu sehen, ihm fehlten aber auch die Anspiele.
  • Herr Lahm. Darf vor dem entscheidenden Eckball gerne seinem Gegenspieler hinterher laufen. Dann kommt es vielleicht gar nicht zu diesen Ecke.

Apropos Ecke.

Auf Twitter las ich, dass besagte Ecke eventuell „irregulär“ ausgeführt wurde. Was bedeutet das? Lag der Ball nicht korrekt auf der Markierung? Stand da etwa kein Linienrichter, der das kontrollierte? Die sind doch sonst so penibel dabei.

Wie auch immer. Daran hängen wir uns nicht auf. Der Schiedsrichter hat doch imho eine gute Leistung geboten.

Und noch einmal: In Dortmund kann man mal verlieren. Auch zweimal. Oder von mir aus viermal. Aber Punkte in diesen läppischen Spielen gegen – zum Beispiel der Hamburger SV – die haben uns das Genick gebrochen. Der FC Bayern hat zwischendurch 15(!) Punkte auf Borussia Dortmund verloren. Wie kann man da das gestrige Spiel oder Robben für die verlorene Meisterschaft verantwortlich machen?

Die Münchner stehen nun vor einer entscheidenden Frage:

Die Meisterschaft her schenken (schnell noch die letzten Punkte für die sichere CL-Qualifikation sichern) und voll auf die restlichen Pokale konzentrieren? Oder in allen Spielen Vollgas geben um im Rhythmus zu bleiben?

Ich würde zu einer Mischung tendieren.

Gegen Mainz zunächst mit einer 1b-Elf starten und notfalls später (wenn für den Sieg nötig) noch einmal „Stars“ von der Bank einwechseln. Somit könnte der Fokus auf die ohnehin nur vagen Chancen gegen Real Madrid gerichtet werden.

Schlimm genug, dass wir uns jetzt auf Siege gegen Real und Barca verlassen müssen um noch Titel zu holen. So wie ich unseren Verein und seine Führung einschätze, steht der Grad des Öffnens der Schatztruhe aber im direkten Verhältnis zur Zahl der Titel, die wir jetzt noch holen.

Es hilft ohnehin nichts, das Leben geht weiter. Eine Einstellung, die unsere Gegner über viele Jahre haben mussten.

Was ich mir für die nächste Saison wünsche?

Das der BVB – endlich – auch einmal in der Championsleague die Gruppenphase übersteht. Erstens „für den deutschen Fußball“ und zweitens, damit diese Mannschaft endlich einmal eine Ahnung von dieser Belastung erfährt. Ansonsten stehen wir beide (der BVB und wir) in 12 Monaten vor der exakt gleichen Situation.

Muss ich nicht haben.

Auf geht’s, Ihr Roten!