Boateng, der Profi-Fußball, die Bubble, Haltung und der ganze Rest

Es braucht schon sehr viel, dass es mich wieder in den Fingern juckt. Zu bloggen, ganz klassisch, so wie früher (sic!).

Gestern war ich kurz davor, als die Artikel – zumeist von Journalistinnen (kein Gendern) – zum Thema Boateng nach fünf Tagen noch einmal deutlich zunahmen und ich mit dem Retweeten und Kommentieren auf Bluesky fast nicht hinterher kam. Aber dann robbte sich der normale Alltag dazwischen und am Ende fehlte mir doch wieder buchstäblich die Kraft, nach fünf(!) Jahren erneut in die Taten zu hauen.

Apropos Hauen. Nein. Später.

Ich war rund um das Spiel des FC Bayern erleichtert, dass die, meine, unsere Südkurve nicht enttäuschte und klar zur Causa Stellung und Haltung bezog! Entsprechende Bilder zogen sich durch Socialmedia.

Wer den Tätern Raum gibt, trägt seine Schuld mit – Boateng, verpiss Dich!

und

Kein Platz für Charakterschweine in unserem Verein – kein Platz mehr für Boateng!

Deutliche Worte, deutliche Sprache – wen das abstößt, der hat die Prozesse rund um Boateng, die Anschuldigungen, die Aussagen der Opfer, die von mutigen Journalist*innen recherchierten Umstände von Gewalt, Drohungen, Einschüchterungen und all den Widerlichkeiten der Boateng-Bubble wohl komplett aus seinem Gedächtnis gestrichen.

Warum schreibe ich also jetzt – nach vielen Jahren – doch einen Beitrag in mein ehedem sehr aktives Blog?

Weil mir heute morgen dieser Artikel in meine Timeline gespült wurde.

Er enthält gesammelte Statements der (sportlichen) Bayern-Führung, die meinen Kamm endgültig haben anschwillen lassen!

Es geht um keine Anstellung, es geht nicht um eine feste Position beim FC Bayern. Es geht einfach darum, Trainingseinheiten anzuschauen und zu entscheiden, ob es für ihn in Zukunft ein Weg sein kann. Um nichts mehr geht es.

So Eberl offenbar in der Medienrunde nach dem 2:1-Sieg gegen Dortmund und obigen Fan-Protesten der aktiven Szene. Und weiter:

Wir würden es billigen. Wir sagen, das ist kein Problem so eine Hospitation.

Eberl ergänzte, „Boateng, hätte Kompany lediglich gefragt, ob er ihm einige Tage lang über die Schultern schauen könne„.

Der angesprochene Vincent Kompany äußerte sich auf der PK nach dem Spiel ebenfalls (immerhin muss man konstatieren, dass sich Medienvertreter, nach den Protesten, die ja von Zehntausenden im Stadion gesehen wurden, endlich dazu herabließen, Vertreter des FC Bayern auf dieses Thema anzusprechen):

Er darf drei, vier Einheiten sehen und sich selbst ausbilden. Ich glaube nicht, dass das ein großes Thema ist. Wir haben wahrscheinlich im Jahr 20 Leute, die mal vorbeikommen und deswegen ist es nicht größer zu beurteilen als das.

Selbst der Bayern-Boss Jan-Christian Dreesen wurde nun befragt und äußerte sich entsprechend:

Vincent und Jérôme kennen sich aus alten Zeiten. Es gab jetzt einfach eine Vereinbarung, dass Jérôme jetzt einige Trainingseinheiten betrachtet und mit zuschaut. Und das ist es auch schon.

Nein, Jan-Christian, dass ist es eben nicht!

Die Kirsche auf der Tore folgte zum Schluss:

Es ist ein komplizierter Fall. Ich denke, dass jedem Menschen auch eine Resozialisierung zusteht. Im Übrigen sollte man sich das Urteil mal in Gänze anschauen.

Und als ich diese Zeilen las, geriet mein Schreiber-Blut endgültig in Wallung. Da weiß man gar nicht, wo man anfangen soll!

Erstens ist unser AG-Chef, gelernter Diplom-Kaufmann und Banker, im Nebenberuf offenbar noch zusätzlich Jurist? Hat er sich „das Urteil“ zuletzt in Gänze angeschaut? Also besser als die Heerscharen an Gerichtsreportern, Prozess-Beobachtern und Kommentator*innen?

Wie zum Beispiel die hervorragende Nora Hespers (Sportschau):

Das System hat ein Gewaltproblem – das Gewaltproblem von Jérôme Boateng bleibt anscheinend weiterhin Privatsache. Dabei war in den vergangenen Jahren mehrfach öffentlich zu lesen, dass der ehemalige Bayern-Profi nicht nur einmal in handgreifliche Konflikte mit Ex-Partnerinnen geraten ist. Auch psychische Gewalt soll eine Rolle in den Beziehungen gespielt haben. Jetzt könnte man argumentieren, dass Jérôme Boateng nicht vorbestraft ist. Dass er zwar wegen häuslicher Gewalt zu einer Geldstrafe verurteilt wurde, die Strafe aber unterhalb der Grenze blieb, bei der eine Vorstrafe eingetragen wird. Und natürlich sollte niemand vorverurteilt werden und jeder die Chance haben, sich zu rehabilitieren. Diese Chance hat Jérôme Boateng aber nicht genutzt. Stattdessen hat er noch im April gemeinsam mit Rammstein-Sänger Till Lindemann für ein Foto posiert und dieses auf Instagram geteilt.

Oder Inga Hofmann vom Tagesspiegel:

Denn in den vergangenen Jahren machte Boateng nicht durch Titel von sich reden, sondern durch Vorwürfe häuslicher Gewalt. Vom Landgericht München I erhielt er im vergangenen Jahr eine Verwarnung wegen vorsätzlicher Körperverletzung an seiner Ex-Partnerin. Jahrelang liefen überdies Ermittlungen im Fall Kasia Lenhardt, ebenfalls mit dem Vorwurf der Körperverletzung, die mittlerweile eingestellt wurden. Lenhardt hatte sich 2021 das Leben genommen.

Einschub: Mehr zum Thema Kasia Lenhardt im Tagesspiegel-Podcast (Bezahl-Link).

Besagtes Verfahren gegen Boateng aufgrund der Anschuldigungen (Körperverletzung, Nötigung und Verleumdung) wurde im März 2025 endgültig eingestellt, da die „Geschädigte Kasia Lenhardt selbst als Zeugin nicht mehr zur Verfügung steht“ – ja, weil sie sich das Leben genommen hat!

Das Verfahren gegen Boateng wurde zunächst eingestellt, dann nahm sich Lenhardt im Jahr 2021 das Leben. Rechtsmedizinische Untersuchungen brachten daraufhin die Körperverletzungsermittlungen wieder in Schwung. „Im Rahmen des Todesermittlungsverfahrens“ habe die Behörde neue Erkenntnisse erlangt, hieß es damals. Es kamen Vorwürfe hinzu, die den Zeitraum von Dezember 2020 bis Februar 2021 betrafen.

„Hinweise ergaben, dass die Geschädigte kurz vor ihrem Tod vom Beschuldigten massiv verletzt wurde und diese Verletzungen möglicherweise im Obduktionsbericht dokumentiert sein könnten“.

Aber die Indizien reichten nach Ansicht der Staatsanwaltschaft nicht, um Boateng einen Prozess zu machen. „Zusammenfassend wurde die Einstellung damit begründet, dass die Geschädigte selbst als Zeugin nicht mehr zur Verfügung steht und die auf Fotos und im Obduktionsbericht der Staatsanwaltschaft Berlin dokumentierten Verletzungen für sich genommen für einen Tatnachweis nicht ausreichen, weil sie keinen Beleg für die Entstehung der Verletzungen darstellen“, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Es gab und gibt – auch hier – diverse Indizien, dass Boateng und/oder sein Umfeld, massiv Druck auf Kasia Lenhardt ausgeübt hatten (siehe unter „Weitere Links“) und so lässt sich u.a. auch leicht erklären, weshalb eine weitere Belastungszeugin seinerzeit abgetaucht ist:

Dabei hatten die Ermittler noch Anfang dieses Jahres auf einen neuen Ansatz gehofft, weil nach Angaben der Staatsanwaltschaft anonyme Mitteilungen über eine mögliche Zeugin eingegangen waren. Diese Zeugin habe sich zunächst auch dazu bereit erklärt, Angaben zu machen, sei dann aber einem vereinbarten Termin unentschuldigt ferngeblieben und inzwischen abgetaucht.

„Es kann nicht sicher festgestellt werden, wie sich die verfahrensgegenständlichen Vorfälle im Oktober 2019, Dezember 2020 und Januar/Februar 2021 tatsächlich zugetragen haben“, heißt es nun im Einstellungsbeschluss.

Zweitens ist belegt, welch‘ Geistig Kind Boateng ist. Da wäre zunächst das obige Statement Boatengs mit (ausgerechnet) Till Lindemann, einem weiteren vortrefflichen Vertreter des männlichen Geschlechtes, in dem er nach seinem „Freispruch“ erstmal ordentlich Testosteron in die sozialen Medien versprühte. Des weiteren stehen da seine abfälligen Äußerungen über Kasia Lenhardt im Raum, kurz bevor sie sich das Leben nahm.

Fünf negative Äußerungen in einem Interview des früheren Nationalspielers über seine Ex-Freundin Kasia Lenhardt seien rechtlich zulässig, entschied das Berliner Kammergericht in zweiter Instanz. Die Aussagen seien „nicht derart schwerwiegend“, dass sie untersagt werden müssten, so der Richter […] Eine Aussage war Boateng zuvor im November 2022 vom Berliner Landgericht untersagt worden. Dabei bleibt es […] In dem Interview hatte Boateng unter anderem über Auseinandersetzungen in der Beziehung gesprochen […] Richter Oliver Elzer sagte, der Mutter sei es auch nach dem Tod ihrer Tochter um deren „Achtungsanspruch“ gegangen. Die beanstandeten Äußerungen Boatengs könnten zwar „verletzend“ sein, sie seien aber nicht „derart schwerwiegend“ und „nicht derart grob verletzend“, dass sie verboten werden müssten und der Anspruch der Mutter berechtigt sei.

Und all diese Informationen, diese Kommentare, die Einschätzungen, diese (Prozess-)Analysen hat sich Jan-Christian Dreesen vor seinem gestrigen Bemerkungen noch einmal angeschaut? Respekt.

Drittens fasst mich diese Gleichgültigkeit von Kompany und Eberl richtig an. Sie reden von Boateng wie über einen Kerl, der mal für 4-5 Einheiten beim FC Bayern im Training reinschnuppern will. Ist das deren Ernst? Ich befürchte ja, denn dies belegt, wie sehr sich der Profi-Fußball inzwischen vom Rest der Gesellschaft entkoppelt hat.

Wie kann man ein solches Verhalten von Boateng verharmlosen, herunterspielen, schlicht übergehen? In den letzten Tagen hörte ich mehrfach: „Aber er ist ja nicht vorbestraft„!

JA! Gerade so.

Das Landgericht München I hatte Boateng im vergangenen Jahr wegen vorsätzlicher Körperverletzung schuldig gesprochen, er wurde dafür aber lediglich verwarnt. Eine Geldstrafe von 40 Tagessätzen zu je 5.000 Euro wurde – ähnlich einer Freiheitsstrafe auf Bewährung – nur unter Vorbehalt verhängt.

Wie kann man sich dabei auf den Standpunkt stellen, dass das alles ja quasi keine Relevanz hat? Für Fans, die emotional sind und subjektiv vieles von der Liebe für Boatengs Wirken beim FC Bayern 2013 oder als Nationalspieler 2014 in Brasilien gegen solche Vorwürfe aufwiegen – okay – aber Vereinsvertreter, die sich ansonsten das Schild der Awareness umhängen, die die Arena orange strahlen lassen, am „Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen„?

Schon einmal hat die Südkurve München hierzu klar Stellung bezogen – als im Gespräch war, dass Boateng zum FC Bayern zurückkehrt.

Als 2023 Not am Mann war, dachte der damalige Trainer Thomas Tuchel wohl über eine Rückholaktion nach. Der damals vereinslose Weltmeister von 2014 trainierte zwar kurzzeitig mit der Mannschaft, unterschrieb letztlich aber keinen Vertrag. Tausende Fans hatten sich schon damals vehement dagegen ausgesprochen und in der Allianz Arena sogar Banner ausgerollt.

Dieses Banner:

Oder sind Satzung und Awareness doch nur Marketing?

Diese Frage hätte ich gerne mal von einem Journalisten gehört. Aber gut, das bin nur ich, der Utopist.

Viertens: „Es ist ein komplizierter Fall“. Nein, Jan-Christian, es ist eigentlich gar nicht kompliziert. Wenn man sich winden muss, weil man etwas zu rechtfertigen sucht, was nicht zu rechtfertigen ist, dann, ja dann wird es kompliziert. Für euch, nicht für uns. Der „Fall Boateng“ ist sehr einfach. Siehe oben.

Fünftens: „Ich denke, dass jedem Menschen auch eine Resozialisierung zusteht“. Ja, natürlich! Darüber reden wir hier aber gar nicht. Boateng steht jede Chance auf Resozialisierung zu! Auch eine zweite Chance.

ABER: Boateng hat zu keinem Zeitpunkt Reue oder gar Einsicht gezeigt (Einzig beim obigen Thema der abfälligen Äußerungen zu Kasia Lenhardt wird sein Anwalt mit dem Bedauern Boatengs zu dessen Interview zitiert. Dabei ist aber unklar, ob JB hier tatsächlich etwas bereut, oder nur Prozesstaktische Gründe vorlagen).

Sechstens war ich in den letzten Tagen ganz persönlich schockiert, als ich im Sportschau-Kommentar von Nora Hespers davon las, dass Boateng (inzwischen) schon Lizenz-Trainer ist!

Das ist das Bild, das Jérôme Boateng von sich selbst in der Öffentlichkeit zeichnet. Und das anscheinend für wenig problematisch gehalten wird. Jérôme Boateng konnte kürzlich ohne Probleme eine Trainerlizenz beim Bayerischen Fußballverband (BFV) machen. Die Trainer-B-Lizenz, die er dort in einem Sonderlehrgang erworben hat, soll Trainer für den ambitionierten Jugend- und Erwachsenenfußball ausbilden. Und da stellt sich dann schon die Frage: Ist jemand mit dieser Vorgeschichte geeignet, Jugendliche auszubilden? Denn es geht ja nicht nur um den Fußball. Trainerinnen und Trainer sollen auch Menschen sein, an denen sich Kinder und Jugendliche orientieren können. Zudem gilt die Trainerlizenz ja auch für den Leistungssport der Mädchen und Frauen. Wie würde es denen eigentlich gehen mit einem Trainer Jérôme Boateng? Würden die sich gut aufgehoben fühlen? Hätten die vielleicht aufgrund seiner Vorgeschichte Vorbehalte gegen den Trainer – oder gar Angst, ihn durch ihr Verhalten zu provozieren? Angst angeschrien und gedemütigt zu werden? Und wäre das für den Bayerischen Fußballverband und den Fußball allgemein tragbar?

Wow, einfach nur wow, lieber BFV!

Zunächst einmal – und hier plaudere ich aus dem Nähkästchen – weiß ich aus eigener Erfahrung, wie „normale (ehrenamtliche) Menschen“ Lizenz-Trainer werden. Da beantragt man – zwingend – noch vor dem tatsächlichen Lehrgang – ein „erweitertes polizeiliches Führungszeugnis“ beim Bundesamt für Justiz (BfJ) und nur insofern dies keine Einträge zeigt, wird man überhaupt zugelassen.

Ja, ich weiß, jetzt kommen wieder die „Argumente“, dass Boateng nicht vorbestraft sei und die Unschuldsvermutung gilt (nur ist Boateng kein „normaler“ Fußball-Interessierter, er ist Millionär, Ex-Fußball-Star, seine Prozesse, die Vorwürfe gingen durch alle Medien, er wurde verurteilt!). Dies, das, Ananas. Ich bin da zu 100% bei Nora Hespers! Und stehe zu 150% hinter dieser Maßnahme. Als Vater will ich selber sicher sein (soweit möglich), dass in dem Verein, dem ich mein Kind für Training, Spiele, Kabinen-Situationen überlasse, nur Menschen, Frauen, Männer, Ehrenamtler arbeiten, die über jeden Zweifel erhaben sind (ich werfe hier mal zusätzlich das Wort „Präventionskonzept“ in den Raum)!

Ist Jerome Boateng über jeden Zweifel erhaben? Oder ist das alles irrelevant, weil Boateng ohnehin nur vorhat im „Männer-Fußball“ tätig zu werden?

In diesem Männerfußball? Oder diesem?

Diese letzten Tage haben bei mir leider den Eindruck verstärkt, dass die „Profi-Fußball-Bubble“ hier(zu) fast ein eigenes Universum darstellt, so nach dem Motto „Einer von uns“, oder als „Wagenburg“ – anders kann ich mir dieses kritiklose Umgehen mit dem Ex-Spieler Boateng nicht vorstellen.

Aber ich war mit meinem persönlichen Thema noch nicht fertig.

Ich bin – wie gesagt – selbst Lizenz-Trainer und habe diese C-Lizenz über einen Zeitraum von einem Vierteljahr erworben. In meiner Freizeit, abends und an den Wochenenden. Wobei ich das „Glück“ hatte, dass der Verband 2021 – während Corona – erstmals hybride, gebündelte Kurse anbot (Theorie online, Praxis draußen) und mich dies nicht – wie bei früheren Kursen – 1-2 Jahre an Wochenenden kostete. Die C-Lizenz ist dabei nur als „Einstieg“ in die Lizenz-Pyramide verstanden worden, eine B-Lizenz erforderte schon immer deutlich mehr Aufwand, auch mit längeren Aufenthalten an Sportschulen, etc.

Früher. Ich habe diese Lizenz-Stufe für meine Arbeit in der (nicht leistungsorientierten) Jugend eines regionalen Verein nie als Ziel gehabt, aber wie ich hörte, sind die Anforderungen (Punkte-System, usw.) in der Zwischenzeit deutlich anspruchsvoller geworden, die ehrenamtliche Trainer, mit Job, Familie und Privatleben, nicht mehr erfüllen können. Ob dies seitens des Verband so gewollt ist, kann ich nicht beurteilen, wenn ich aber – und hier komme ich zum Punkt – lese, dass Boateng beim BFV einen „Sonderlehrgang“ absolviert hat und nun B-Lizentrainer sei, frage ich mich schon, ob hier erneut „verdiente Nationalspieler“ einen Sonderbonus erhalten.

Gut, ist nur ein Nebenthema, aber wie kann der Verband hier tatsächlich einen verurteilten Ex-Spieler wie Boateng die Trainer-Laufbahn ebnen? Weil „man das so macht„? Weil er „über so viel Erfahrung im (Profi-)Fußball verfügt„? Lassen wir mal das gescheiterte Konzept dieser Sonderbehandlung von Ex-Nationalspielern außen vor, denn dieser Automatismus (Guter Spieler = guter Trainer) ist ja spätestens mit den Sportskameraden Basler oder Effenberg widerlegt (ihre neue Rolle passt definitiv besser zu beiden (dabei kann man sie ferner viel besser ignorieren)), aber gibt es nicht viel bessere Berufsfelder für einen wie Boateng? Und warum muss er überhaupt noch arbeiten? Hat er nicht genug beiseite gelegt? Er war doch kein Profi zu Zeiten eines Uli Borowka, Uwe Wegmann oder Eike Immel?!

Nein. Auch für mich hat Boateng keinen Platz mehr bei meinem FC Bayern.

Ich war und bin ihm immer noch dankbar für seine Leistungen im Trikot meines Verein, er hatte seinen Anteil an den Erfolgen 2013 & 2014, aber diese Wertschätzung wiegt in keiner Weise sein Verhalten in der Zeit danach auf!

Es gibt keinen Platz für Misogynie & Gewalt gegen Frauen (oder Männer)! Weder im Fußball, auf den Tribünen, außerhalb des Stadions, noch in den eigenen vier Wänden.

PUNKT.

Weitere Links:

Petition auf change.org: Grenzen setzen gegen misogyne Gewalt: Jérôme Boateng darf nicht zurück zum FC Bayern

Allianz Arena in Orange: Zeichen gegen Gewalt gegenüber Frauen

Herbert Hainer, Präsident des FC Bayern: „Solidarität und Verantwortung sind Grundpfeiler einer Gesellschaft. Der FC Bayern erneuert seinen Appell an alle, beim Thema häusliche Gewalt nicht wegzuschauen, um Betroffene zu unterstützen und zu schützen.

Sportschau.de: Jérôme Boateng – Halbgares Urteil verpasst klares Signal

correctiv.org: Draußen Held, drinnen Gewalt – Das Schweigen der Spielerfrauen

Das Ende beginnt für Katarzyna Lenhardt mit einem Vertrag, der sie zum Schweigen bringen soll. Als sie das Papier unterschreibt, setzt sich um sie herum eine Maschinerie in Gang. Sie wird geahnt haben, dass sie in Schwierigkeiten steckt. Was genau sich um sie zusammenzieht, kann sie zu der Zeit noch nicht wissen. Es ist bereits spät in der Nacht, ein Montag, der 25. Januar 2021. Lenhardt hat da noch 15 Tage zu leben.

Geht man von dem aus, was Lenhardt selbst kurz danach angeblich zu ihrer Mutter gesagt hat, soll ihr Ex-Freund, das Fußball-Idol Jérôme Boateng, sie aufgesucht und gedrängt haben, eine sogenannte Verschwiegenheitsverpflichtung zu unterzeichnen.

Mit dem Vertrag verpflichtet sie sich offenbar noch in der Nacht zu „absolutem Stillschweigen“ über alles, was während der Beziehung zwischen ihr und Boateng geschah. Alle SMS, E-Mails, Dateien, Fotos muss sie „unverzüglich“ und „unwiederbringlich“ von sämtlichen Speichern löschen.

Bayerische Blaupause oder Saulus-Paulus

Mein Leben ist wie es ist. Ihr kennt das. Ich muss das nicht immer und immer wiederholen. Weil es aber so ist wie es ist, stresst mich nicht allein der Fußball. Zusätzlich war ich von all dem Gezanke und Gestichel ermüdet. Zwischen uns und den Schwarzgelben. Oder umgekehrt. Jeder versuchte sich über Wochen zu positionieren. Bloß nicht nachgeben. Kommunikationshoheit erreichen. Wer findet welchen Trainer, Spieler, Funktionär blöder. Und warum. Logischerweise und per Definition.

All das zog mich runter. Schmälerte meine Vorfreude. Auf das große Finale. Auf ein Finale der letzten drei Jahre. Nicht wenige Borussen erwähnten ja die Analogie zu 1997. Geschenkt. Tatsächlich hätte mir eine Niederlage im Finale der Championsleague unsere Rekordsaison in der Bundesliga nicht kaputt gemacht, aber es hätte doch einen mehr als dunklen Schatten auf unser Projekt „Revanche auf allen Ebenen“ geworfen. Ich wollte das nicht. Weiß man immer mehr, was man nicht will, bleibt übrig, was man will. Seine Ruhe haben zum Beispiel. Ruhe vor dem permanenten Hype, dem gegenseitigen Shitstorm zwischen den gegnerischen Fan-Lagern. Anfangs noch aktiv beteiligt, zog ich mich später massiv zurück und freute mich neutral bis relaxed auf unser gemeinsames Endspiel. Viele BVB’ler nahmen mir diese Gelassenheit eher nicht ab, aber tatsächlich war mein Gemütszustand unaufgeregt. Abstreiten will ich hingegen nicht, dass obiger Aspekt (mein Leben) einen ebenfalls nicht geringen Anteil daran hatte.

Irgendwann endet jeder Stress. Irgendwann ist Feierabend und man kann sich… fokussieren. Bei mir war das am Nachmittag des 24.05. der Fall. Meine Tweetrate stieg wieder an, ich beschäftigte mich zunehmend mit „Wembley“, ein paar ruhige Momente ohne Familie am Samstag (Dank an meine Fußball-affine Frau) und die Anreise zum „Private viewing“. Zustand? Ruhiger Puls. Irgendwie – selbst für mich – irritierend.

Anpfiff.

Wie aus dem Nichts überwältigte mich dieser emotionale Wirbelsturm. Alles was ich über Wochen versäumte, was mir die Ruhe brachte, stürzte mit einem Wimpernschlag der Geschichte auf mich ein – da war sie, diese unmenschliche Anspannung. Diese Anspannung, wie sie viele FCB- und BVB-Fans wohl seit Wochen gespürt hatten und welche ich nur abweisend zur Kenntnis genommen hatte. Dieses Gefühl, diese Emotion hatte ich zuletzt empfunden am… 19.05.2012. Da war es wieder dieses Unwohlsein, diese Kombination aus Freude, Angst, Stress, Aufspringen, Los schreien, Verstummen, Schimpfen, Hinsetzen, Aufspringen, Los rennen, Abstoppen, Haare raufen, Fluchen, Trinken, Schreien, Hinsetzen, Daumen drücken, unfassbarem Entsetzen, Aufspringen, Fluchen, Jubeln und Weinen.

Wem sag‘ ich das.

Da macht es sich nicht gut, wenn der Gegner unerwartet stärker auftritt als man das selbst über Wochen propagiert hat. Die Klopp-Kicker sperrten uns in ihren Schnellkochtopf ein und drehten am Herdknopf. If you can’t stand the heat, stay out of the kitchen. Klar. Fassungslosigkeit ob unserer Hilflosigkeit. Wäre Sportkamerad Neuer nicht der Torhüter, der er nun einmal ist, hätte Dortmund sich in dieser Phase der ersten 25 Minuten entscheidend abgesetzt. Aber Neuer ist eben Neuer und deshalb hielt er alles, was es zu halten gab. War das nun dieser Moment, wo man akzeptieren kann, dass Neuer die Verstärkung ist, die uns einmal die Championsleague sichern würde? Nein? Dann lasst mich fortan mit diesem Thema in Ruhe! Weiter im Text.

Meine Bayern gefielen mir zu diesem Zeitpunkt gar nicht. Zu wenig Bewegung, zu wenig Pässe, zu wenig Risiko. Oder war es doch die Borussia, die so unfassbar lauf bereit und uns somit einfach überlegen war? Mir bricht kein Zacken aus der Krone, diesem Plan A Respekt zu bezeugen. Im Grunde ist dies ein Mittel der Klopp’schen Wahl. Und das – schwarzgelbe Zitate – erstaunte die Fans unseres Gegner nicht minder. Unsere Schwäche in dieser Phase. Ebenso zeichnete sich unter den differenzierten Fan-Vertretern aber mit der ersten Chance der Bayern durch Mandzukic schon das Ende der Herrlichkeit ab. Der Plan A lautete, im Finale der UEFA-Championsleague, alles, einfach alles in einem Rutsch in die Waagschale zu werfen und auf entsprechend fette Beute zu hoffen. Das Pech der Ruhrpottler? Der FC Bayern 2013 ist nicht mehr der FC Bayern des Jahres 2012. Wir hielten stand. Wir sammelten uns. Wir gewannen Zugriff auf das Spiel. Wir befreiten uns. Wir waren auf der Spur.

Zur Halbzeit ein 0:0, welches auch 2:2 oder 2:3 hätte lauten können. Begeisternd, wie auf dem heiligen englischen Rasen die beiden besten deutschen Mannschaften ein Duell mit offenem Visier austrugen. Es war die – von Medien und Marketing-Vertretern herbeigesehnte – „Werbung für die Bundesliga“. Im Detail hatte der BVB 2-3 gute Chancen zur Führung. Als die nicht genutzt wurden, kamen die Bayern zu ihren Chancen. Und sollte Robben zunächst erneut in Weidenfeller seinen Meister finden. Thema #Schimpfen und #Schreien. Entweder es war der „falsche Fuß“ oder Arjen versuchte einen Lupfer und zimmerte den Ball ins Gesicht der schwarzgelben Keepers. Schlimm. Das war so 2012.

Nach dem Seitenwechsel sah ich mich hingegen endgültig bestätigt. Wäre ja noch schöner, wenn meine Cato-Tarnung aufgeflogen wäre. Meine Gebetsmühlenartigen Äußerungen, dass die Bayern sich nach 2012 erneut weiter entwickelt haben, fanden hier ihre Belege. Die Bayern haben einen Plan. Einen Plan, mehrere Pläne zu haben. Der BVB hatten einen Plan. Und der reichte eben nicht. Die Bayern dominierten die Dortmunder im zweiten Abschnitt und – ausgerechnet – Robben passte sich spielentscheidend an, wurde der entscheidende Faktor unter vielen, sich während des Spiels verbessernden Faktoren. Wie überrascht muss Weidenfeller gewesen sein, als Robben ihn unmittelbar vor dem 1:0 nicht anschoss sondern einfach umspielte und die 5cm Lücke nutze, um den Ball in die Mitte zu spitzeln? Weidenfeller blieb nur ein Abfälschen des Balles, ein Erreichen blieb ihm erstmals verwehrt. Diese marginale Richtungsänderung ließ aber die verbliebenen Verteidiger vor dem Tor wie Kreisliga-C-Spieler aussehen. Mandzukic hatte keine andere Wahl als die längst verdiente Führung zu erzielen.

Dann die 89. Minute und ein Spielzug, den wir noch unseren Enkeln erzählen werden. Ein Ribéry, der allen Ernstes einen hohen Ball in die Spitze gegen mehrere Verteidiger kontrollieren und rückwärts durch 4-5 BVB-Beine spielen kann. Ein Robben, der im Vollsprint durch die versammelte IV-Elite der Dortmunder spaziert und Weidenfeller erneut in die falsche Reaktion zwingt. Selten zuvor war ein Kullerball für mehr Dynamik noch vor Überqueren der Torlinie verantwortlich. Robben. Arjen Robben. Der Spieler, der für alles Schlechte der Saison 2011/12 fast allein verantwortlich gemacht wurde, dessen Bild in der Öffentlichkeit – außerhalb des FC Bayern – kaum schlechter sein konnte. Dieser Spieler schießt den FC Bayern zum Championsleague-Titel. Sorgt dafür, dass wir das dritte Finale in vier Jahre dann endlich auch verdient gewinnen. Unfassbar. Bilder für die Ewigkeit. Alles nur an Robben festzumachen würde aber zu kurz greifen und den Erfolg des FC Bayern in dieser Saison verfälschen. Der FC Bayern 2012/13 ist nicht nur ein Spieler, der FC Bayern 2012/13 ist ein Team. Eine Wagenburg, ein Kollektiv, ein… fast perfektes Gebilde. Ein Rad greift in das andere und wird eins ausgetauscht, funktioniert das neue zumeist nicht schlechter.

Im Finale ist hier zunächst Neuer zu nennen, der uns – wie erwähnt – bis zur 25. Minute im Spiel hielt. Unsere Viererkette gewann zum gleichen Zeitpunkt von Minute zu Minute an Dynamik. Selbst diese unvorstellbare Dummheit – oder nennen wir es Ungeschicklichkeit? – von Dante, die zum Elfmeter für den BVB führte, glichen wir mannschaftlich aus. Überraschend auch und gerade für mich, dass ein Boateng einem Dante an Einsatz, Willen und entscheidenden Aktionen die Butter vom Brot nahm. Das, was Boateng auf den Rasen brannte, soll hier in jeder Form gewürdigt werden. Einen Spieler, der sich ab der 30. Minute nur noch über das Spielfeld humpelte und versuchte in die Pause zu retten, später aber an der Ereigniskette zu beiden Toren beteiligt war und eine unglaubliche Zweikampfquote aufwies – vor dem muss man schlichtweg niederknien. Kaum vorstellbar, was passiert wäre, wenn unser Trainer auf mich gehört und Boateng im Rahmen seiner Humpelminuten ausgewechselt hätte…

Die Außen – Lahm & Alaba – machten mit zunehmender Spieldauer ebenfalls Druck nach vorne – kaum vorstellbar in den ersten 25 Minuten. Klasse. Weltklasse hingegen unser defensives Mittelfeld. Und hier im Besonderen Herr Martinez. Alter, ist dieser Spieler jeden Cent seiner 40 Mio. Euro Ablöse wert oder nicht? Auch hier: Schaut Euch dieses Finale an, Ihr Neuer- und Martinez-Zweifler!

Unsere Offensive stand ohnehin wie zumeist außerhalb jeglicher Kritik. Persönlich hatte ich mir für Müller eine tragendere Rolle vorgestellt, aber da hatte Herr Subotic was dagegen (ohnehin wäre es ja eher ein Robben-Tor geworden). Unseren Thomas wird das eh nicht kratzen. Mandzukic, Ribéry und Robben (in dieser Reihenfolge) standen hier diesmal für die entscheidenden Szenen parat. Who cares.

Nein, eigentlich verbietet sich eine explizite Hervorhebung eines Spielers. Denn die Mannschaft hat es gerissen. Immer war es ein anderes Teil des Mosaik, welches Entscheidendes auf unserem Weg in dieser Saison geleistet hat. Ein Finale als Blaupause für eine ganze Saison – wie könnte es besser laufen?

Apropos schlecht laufen.

Ich glaube ja tatsächlich, dass wir dieses Spiel auch gewonnen hätten, wenn der Schiedsrichter alle strittigen Situationen gegen uns entschieden hätte. Ribéry also Rot gegen Lewandowski und/oder Dante Geld-Rot für den Tritt gegen Reus bekommen hätten. Kühne Vermutungen, klar. Aber wer weiß schon, wie sich das Spiel entwickelt hätte, wenn allein der erste PV ausgesprochen worden wäre? Komplett unklar. Hätte der BVB überhaupt noch die Luft gehabt, in Überzahl ein „Spiel zu machen“? Wären die 10 Bayern dann nicht erst Recht enger zusammen gerückt?

Im Fußball gleicht sich ja imho zumeist alles aus. So auch in diesem Finale. Denn der Schiedsrichter ließ insgesamt und auf beiden Seiten fast alles laufen. Den Tritt von Lewandowski gegen Boateng, das Trikotziehen gegen Müller, diverse kleinere Fouls auf beiden Seiten, Provokationen, etc.

Derlei soll z.B. die Aktion von Ribéry nicht kleinreden, ich glaube allerdings, dass diese Entscheidung falsch, aber nicht zwingend spielentscheidend gewesen sein mag. Sei es wie es sei, ich glaube schließlich auch daran, dass sich „Glück irgendwann aufbraucht“. So wohl im Falle des BVB. Denn wer hat schon vergessen, dass z.B. gegen Real Madrid nur ein Gegentor zum Ausscheiden gefehlt und gegen Malaga gar nur ein Abseitstor ins Halbfinale geführt hat? Da lasse ich übrigens auch das Argument „aber wir waren doch die bessere Mannschaft, allein die vielen Chancen“ nicht gelten. Denn wenn man seine vielen Chancen immer wieder als Argument anbringen muss, dann hat man ein Problem, denn Chancen generieren keine Pokale.

Damit mich keiner falsch versteht: Der BVB hat eine grandiose Championsleague-Saison gespielt und hätte es in dieser Saison nicht den FC Bayern gegeben (den es heuer imho übrigens nur aufgrund des BVB der letzten Jahre gab), hätten die Klopp-Kicker wohl den europäischen Thron bestiegen. Klassischer Fall von Pech gehabt. Wir Bayern können davon ein bis zwei Lieder singen. Deshalb höre ich jetzt auch auf von diesen Dingen zu reden.

Der FC Bayern ist Championsleague-Sieger der Saison 2012/13 und dies nicht unverdient. Punkt. Nächste Saison ist nächste Saison. Jetzt wird erst einmal gefeiert. Also am Sonntag. Unabhängig davon, wie das Pokalfinale am Samstag ausgeht. Klar ist, dass ich auch hier von einem Sieg ausgehe (siehe Cato), aber gespielt werden muss es ja dann trotzdem noch. Ob nüchtern oder mit 1,8 Promille.

Apropos freudetrunken.

Die Nacht des Championsleague-Sieges war die kürzeste Nacht seit dem 19.05.2012. Völlig zu Recht, alles, aber auch wirklich alles wollte ich an Eindrücken mitnehmen. Selbst wenn ein Finale vor Ort einen anders mitnimmt, als vor dem TV – ich war fertig. Und glücklich. Wie wir alle. Hoffen wir, dass es am nächsten Samstag exakt genauso sein wird.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Rheinischer Herr Rossi oder Keine Mitleidspunkte

Vor dem Spiel gegen die rheinische Fortuna aus Düsseldorf beschäftigte sich die versammelte Fan-Gemeinde im Grunde nur mit der Höhe des Sieges unseres FC Bayern. Zu deutlich war das Hinspiel ausgegangen, zu dominant waren die Bayern in der bisherigen Rückrunde.

Am Ende des Tages war der 3:2-Sieg der Münchner mehr als verdient, die Fortunen durften sich aber phasenweise berechtigte Hoffnungen auf einen Punktgewinn oder gar Sieg in München machen. Wer in unserer Arena zweimal führt darf das. Wer 20% all unserer Gegentore erzielt hat erst Recht.

Die andere Seite der Medaille ist die Tatsache, dass Fortuna im gesamten Spiel nur vier (im Vergleich zum FCB: 26) Torschüsse zustande brachte und auch ansonsten mit der eigenen Defensivarbeit recht ausgelastet war. Ferner muss schon extrem viel zusammen passen, dass man heuer gegen die Bayern „etwas holt“. Eine eigene Top-Leistung und eine schwächere des FC Bayern. Letzeres geschah nicht. Die Münchner ließen sich von den Rückständen nicht sonderlich beeindrucken und spielten einfach weiter auf ein Tor. Ein Unterschied zu vergangenen Zeiten und zum Heimspiel gegen Leverkusen, als wir einfach alle Tore erzielten, selbst die beiden für den Gegner.

Weshalb es gegen die Rheinländer bis zum Schluss spannend blieb? Weil die Fortuna eine brutale Chancenverwertung an den Tag legte und die Bayern exakt gegenteilig agierten. Live konnte ich das Spiel leider – aus Gründen – nicht verfolgen, von daher nur aufgezeichnet. Dieser Umstand ermöglichte mir aber Notizen, die ich mir ansonsten während eines Spiels nicht mache(n kann).

Ich habe mehr als ein halbes Dutzend 100%-tiger Torchancen gezählt. Nicht viel weniger herausragende Glanztaten des Düsseldorfer Torhüters. Wie so oft durfte sich einer unser Gegner – in einem engen Spiel – bei seinem Mann zwischen den Pfosten bedanken. Herr Giefer ist imho ein entscheidender Faktor bei Fortuna. Geht dieser – gerüchteweise – zur neuen Saison nach Gelsenkirchen, sehe ich schwarz für eine dritte erstklassige Saison seiner Kollegen.

Es stört ferner nicht, wenn eigene Spieler in einem Spiel in München ihre ersten Bundesliga-Tore erzielen. Davon erzählen sie noch ihren Enkeln. Zu dumm, wenn einzelne Heynckes-Kicker (Boateng) es ihnen nachmachen (sic!).

Nein, aus meiner Sicht kann Fortuna mit Spiel und Ergebnis zufrieden sein. Es sollte nicht sein und da spielte auch Glück keine Rolle. Nicht mit dieser Dominanz, diesen Chancen, diesem Spiel des FC Bayern. Und seit wann vergeben wir in der Bundesliga Mitleidspunkte? Fortuna ist – meiner Meinung nach – stark genug, auch aus eigener Kraft den Abstieg und sogar die Relegation zu vermeiden. Punkt.

Zurück zum FC Bayern.

Machen wir es kurz. Die Herren Boateng und Gustavo sind sehr gute Spieler. Spieler, die uns helfen, die den Kader breiter machen. Aber die Klasse von Spielern wie Dante oder Martinez haben sie leider – zur Zeit – nicht. Dies soll kein Vorwurf sein, es ist lediglich eine Feststellung.

Ob wir mit der Achse Dante / Martinez zwei Gegentore kassiert hätten? Wer weiß das schon. Ich glaube das zwar, aber sicher ist es nicht. Müller, Mandzukic, Ribery und Co. hätten auch einfach besser zielen können, dann müssten wir uns diese Frage nicht stellen.

Apropos Müller.

Erneut musste ich an mich halten, sein Spiel nicht brutal zu kritisieren. Seine defensive Rolle innerhalb der Konfusion rund um den Rückstand. Seine Chancenverwertung. Puh. Ein Thomas Müller wäre aber nicht der Müller, wenn er nicht im Umkehrschluss solch ein 1:1 kurz vor der Pause erzielen würde. Für Müller gilt, was für nur ganz wenige Spieler in der Bundesliga oder auch beim FC Bayern gilt: Weiter, einfach immer nur weiter spielen (lassen). Der Typ ist einfach Weltklasse. Auch als Spieler.

Sonstige Bewertungen unserer Lieblinge erschließt sich mir kaum (noch). Es war Luft nach oben, es war ein Arbeitssieg, ein Sieg des Willens. Wir müssen keine 20 Punkte Vorsprung in der Liga haben und dann auch noch jedes Spiel mit Brillianz und zweistellig für uns entscheiden. Es reicht, wenn wir unseren Gegner zumindest die Illusion lassen, sie könnten gegen uns Erfolg haben. 😉

Jetzt bereiten wir uns mental total auf Arsenal vor. Danach auf die Revanche (wie das klingt, vor allem, da es fast nur diese eine Revanche-Notwendigkeit in der gesamten Saison gibt) gegen Leverkusen vor. Danach!

Ich werde live vor Ort in München sein. Und in Leverkusen auch. Wollen wir hoffen, dass ich ein Glücksbringer, dass ich für 180 Minuten Herr Rossi sein kann.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Königsblauer Aschermittwoch oder 70-Mio-B-Elf

Die Bayern haben den nächsten Gegner auf dem Weg zur 23.Meisterschaft besiegt. Deutlich im Ergebnis, zäh im Zustandekommen. Starten wir vor dem Spiel selbst.

Unser Trainer, der hier und da gerne mal kritisiert wurde und wird, macht aktuell vieles richtig. Nicht nur weil jeder der gewinnt Recht hat, nein, auch mit seinem Schachzug, die zuletzt weniger kritisierten denn vielmehr kritisierenden Sportskameraden Robben, Gomez und Boateng – überraschend(?) – in der Startelf aufzubieten. Vielen Vertreter der schreibenden, sendenden oder schlichtweg klassischen Front, zuckte womöglich der Stift, hier von einer B-Elf zu berichten. Allein der Marktwert der drei Protagonisten verhinderte dies.

Für mich gilt hier: Ein Verein, der drei Spieler von der Bank ins Spiel einbringen kann, die geschätzte 70 Mio. Euro wert sein mögen, allein um ihnen Spielpraxis zu geben für die anstehenden schweren Aufgaben in allen(!) Wettbewerben, kann zuletzt nicht viel falsch gemacht haben.

Bei einem Gegner, der heuer den besten Saisonstart seiner langen Vereinshistorie feiern durfte und in München eher wie ein Abstiegskandidat agierte, verbieten sich solche Vergleiche sicher. Uns kann das nicht weiter stören, oder wie es Herr Schweinsteiger nach dem Spiel so treffend analysierte: „Wir können nichts dafür, wenn unsere Gegner schwächeln.“

Das Spiel selbst lief, wie es oft läuft, wenn der FC Bayern beteiligt ist. Entweder der Gegner steht mit allen Spielern am eigenen Strafraum, oder er sucht sein Heil im „Mitspielen“. Ein Glück, dass in dieser fabulösen Saison beides zumeist keinen Erfolg beschert. Unsere Gegner sind vor, während und nach den Spielen verunsichert. Ein Traum für uns.

Hinzu kam im Spiel gegen die Königsblauen, dass – vor allem in HZ1 – die Herren Ribery, Martinez und Alaba einen Weltklasse-Tag erwischt hatten. Denn auch wenn man über das Foul an Ribery und Robben diskutieren kann – Fehlentscheidungen waren beide SR-Pfiffe nicht und die Ausführungen beider Standards(!) stehen ohnehin außerhalb jeglicher Diskussion. Ganz zu Schweigen von der Verdientheit der 2:0-Pausenführung.

Unseren Kritikern gehen so langsam die Argumente aus. Wie auch im Fall Javier Martinez. Man hört, sieht und liest diesbzgl. rein gar nichts mehr. Warum? Weil seine unfassbare Präsenz, Balleroberung und Ballverteilung genau das ist, was wir zuvor bei ihm beobachtet haben, wofür wir bereit waren, die „wahnsinnige“ Ausstiegsklausel zu bezahlen und was er – nach einer gewissen Eingewöhnungszeit in München – nun auch vollends auf den Rasen brennt.

Tja und was uns der gute David seit seiner Rückkehr erneut und noch weiter anbietet, spottet ohnehin jedem Verdacht der Kritik. Alle drei Jungs sind einfach nur eins: Weltklasse!

Nicht auf diesem Niveau, aber bemüht, kaum abfallend und gegen dieses Schalke in ausreichender Form spielten die oben erwähnten Robben, Gomez und Boateng. Klar, Boateng hatte in der Defensive kaum mit Königsblauen zu tun, Robben und Gomez merkt man ihmo aber durchaus fehlende Praxis an. Auch wenn das Bemühen unverkennbar war. Nur durch solche Einsätze wird dieses Problem aber gelöst. Daumen hoch, DonJupp.

Schalkes Schwäche in diesem Spiel ist das eine Thema, ein anderes die Stärke des FC Bayern. Was da an Laufbereitschaft und vor allem Gegenpressing bei Ballverlust lief, war schon meisterlich! Auch gegen stärkere Gegner wird man so die Erfolgsserie fortsetzen können.

Ob wir noch kurz über die Haare in der Suppe reden soll? Von mir aus.

– Gomez stand vor Alabas 3:0 im passiven Abseits, welches aktiv wurde.
– Robben darf vor seinem Heber auf das Tor den Ball gerne abspielen.
– Der FC Bayern agierte ab und an zu verspielt, mehr Tore wären durchaus möglich gewesen.

Das war es dann aber auch schon. Eher noch mehr positive Punkte. Denn mit seinem Dreifach-Wechsel sorgte Heynckes für weitere Reservisten-Spielpraxis bei Contento, Rafinha und Gustavo. Noch mehr Daumen, Herr Trainer!

Ist die Meisterschaft nun (vor)entschieden?

Wohl eher schon. Wie soll das noch schief gehen? Grob geschätzt müssten wir 1/3 unserer restlichen Spiele verlieren, falls Dortmund und/oder Leverkusen alle restlichen Spiele gewinnt. Zwei Gegner die (endlich einmal) auch nach der Winterpause noch international aktiv sind. Der BVB gar in dieser Woche im winterlichen Donezk, am Rande Europas, während der FCB sich in aller Ruhe auf das freitägliche Gastspiel in Wolfsburg vorbeiten kann.

Wie es sich für Dortmund am Samstagabend gegen Frankfurt mit dann zwischenzeitlich möglichen 18 Punkten Rückstand und Donezk in den Beinen spielen mag? Wir wissen es nicht. Wir wissen nur eins: Weiter, immer weiter FC Bayern!

Auf geht’s, Ihr Roten!

Der Jerome, der Marc-Andre und kein Pech

Fangen wir am Ende an. Der FC Bayern hat eine fabulöse Hinrunde gespielt. Eine der besten in seiner Geschichte.

Der FC Bayern hat ein Spiel verloren. Und dreimal nur ein Remis erzielt. Den Rest: Gewonnen! Mit einer insgesamt unfassbaren Tordifferenz.

Soll man da jetzt von Pech reden, dass wir gegen Gladbach einen Handelfmeter ertragen mussten und der gegnerische Torhüter alle unsere Schüsse pariert hat (bis auf einen)?

Den Elfmeter kann man geben. Nicht weniger zumindest als den Handelfmeter für uns gegen Augsburg.

Das Problem war hier eher, dass a) Herr Boateng so wenig, sagen wir mal… Körpergefühl, Geschmeidigkeit hat und b) die Gladbacher durch ein, zwei schlampige Pässe überhaupt erst in der Lage waren, den Ball an Jeromes Hände oder Arme zu befördern. Punkt.

Die Bayern haben – nach einer eher durchschnittlichen Halbzeit – im zweiten Spielabschnitt das einzig Richtige gemacht:

Weiter, immer weiter zu machen. Zu laufen, zu passen, zu schießen. Allein, unsere Mannschaft fand in der Kabine die Fast-Forward-Taste. Lernen aus Fehlern. Auch kurzfristig. Mehr kann man nicht verlangen als Kassenpatient.

Klar, muss Herr ter Stegen ausgerechnet gegen uns so ein gutes Spiel zeigen? Ähnlich wie Herr Weidenfeller vor zwei Wochen?

Müssen sie nicht, können sie aber.

Entscheidend ist imho eh etwas anderes. Heute las ich – sorry, Leute 😉 – auf Twitter von der Statistik, welche Tabelle es gäbe, wenn man nur die Spiele 1.-7. und 8.-18. betrachtet. In den ersten Paarungen liegt der BVB vor den Bayern!

Was uns das sagt? In all den Spielen gegen „die Kleinen“ gewinnt man die Liga. Wie viele Haare haben wir Bayern-Fans in den letzten Jahren in diesen Spielen verloren?

Eben.

Der BVB und auch Gladbach können sich von mir aus gerne für ihre Remis in München abfeiern. Wir haben diesen unglaublichen Vorsprung.

Und noch ein Wert ist treffend: In dieser Hinrunde haben beide Borussias gegen uns insgesamt schon vier Punkte weniger geholt als letzte Saison. Doppelpunkt.

Was zum Spiel?

Über Twitter habe ich mich ja schon ausgiebig über die Augapfel-Quetschung von Javier Martinez ausgelassen. Herr Stranzl, wir haben uns das gemerkt.

Zum Glück ist es nicht so schlimm und er kann möglicherweise am Dienstag sogar spielen.

So alles in allem würde ich einfach mal in den Raum stellen, dass die Winterpause für einige Spieler zur rechten Zeit kommt. Herrn Schweinsteiger zähle ich dazu. Ebenso Herrn Kroos. Da war – speziell in HZ1 – einiges an „Reservetank“.

Herr Boateng hat die Spielzeit – in Kombination mit Herrn Dante – extrem stark begonnen. Nach seiner Rückkehr (nach Verletzung) deutet sein Gesamteindruck eher nicht ins Positive. Herr Heynckes, Herr Sammer, bitte übernehmen Sie!

Immer so weiter spielen könnten aktuell sicher die Sportskameraden Gomez, Ribery und Shaqiri. Nicht wenige Momente dieser Drei retteten uns in den letzten Spielen. Danke dafür, Jungs!

Ein Extra-Lob erhält hier ausdrücklich Dante. Nicht umsonst spielte er offenbar als einziger bayerischer Akteur alle Hinrunden-Minuten. Zu Recht.

Ganz starker Transfer, Typ und Retter. Wie wäre wohl unsere (IV-)Situation, wenn wir ihn nicht hätten? Nicht drüber nachdenken, Paule.

Denken wir jetzt lieber noch einmal an Augsburg. Und an ein anderes Spiel. Ein Pokalspiel. Eigene Gesetze und so. Für den guten Gesamteindruck dieser ersten 50% der Saison.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Königsklassengruppenphasenende. Kein Spiel zu früh.

Es ist und war merkwürdig. Was wir in der diesjährigen Championsleague-Gruppenphase erlebt haben.

Da liefern wir ein klasse Heimspiel gegen Valencia – den scheinbar stärksten Gegner der Gruppe – bekommen das Gegentor, verschießen einen Elfmeter und sind deshalb im Rückspiel gegen 10 Gegner nach dem 0:1 nicht nur den fest eingeplanten Gruppensieg quit sondern gefährden das Achtelfinale. Erst eines dieser typischen Müller-Tore sorgte hier für Klarheit.

Da treten wir beim – scheinbar – schwächsten Gegner der Gruppe an und werden, ebenso eiskalt wie effizient, ausgekontert. Drama, Baby. Im gestrigen Rückspiel wenigstens kaum gefährliche Konter der Weißrussen. Und am Ende vier Tore. Himmel.

Die Spiele gegen Lille. Eine wilde Treterei im Hinspiel. Eine Demütigung im Rückspiel.

Alles im Allen sind wir froh, dass es vorbei ist. Blicken wir zurück auf den Abschluss gegen Bate?

Es war der erwartet zähe Gegner. Kein frühes Tor und deshalb unermüdliches Anrennen. Dazu eine leichte Befürchtung, ob es unser Trainer mit seiner größeren Rotation übertrieben haben könnte.

Hatte er nicht. Erst kam Shaqiri, dann Gomez. Und nach dem Platzverweis (völlig berechtigte Rote Karte gegen Boateng übrigens) nahm das Spiel richtig Fahrt auf. Das zu sehen tat gut. Nach den Erinnerungen an das Hinspiel.

Alles richtig gemacht. Späte Einwechslungen richtiger Klasse. Spieler, die noch was erreichen wollten in diesem Spiel.

Nein, nach der Gruppenphase bin ich mehr zufrieden als unzufrieden. Viel darf aber nun nicht mehr passieren. Beim Thema Verletzungen und Sperren.

Wie lange wird Boateng gesperrt werden? Ein Spiel? Ich befürchte eher zwei Spiele. Womit klar wäre, dass für das Achtelfinale Badstuber und Boateng sicher fehlen. Dem Kader sei Dank, dass wir auf Dante und van Buyten zählen können.

Insofern Herr Gustavo bis Februar wieder fit ist, stünde auch noch Herr Martinez für die IV-Position zur Verfügung. Falls was mit den beiden Erstgenannten passiert. Dante steht schließlich auch nur eine Karte vor einer Sperre.

So. Herr Gomez hat sein Tor gemacht. Der kommt wieder. Dann haben wir echte Klasse im vorderen Sturmzentrum. Herr Shaqiri zeigte ferner eines seiner besseren Spiele in der Startelf. Das macht Mut. Denn wir brauchen eine Absicherung für unsere Lebensversicherung Ribéry.

Eine weitere Lehre nach den ersten sechs Championsleague-Spieler dieser Saison: Niemals Herrn Müller abschreiben oder zu früh auswechseln. Da geht immer noch mal was. Wirkt er zuvor auch noch so unbeteiligt am Spiel.

Für wen die Winterpause offenbar auch keine Woche zu früh kommt, ist Herr Schweinsteiger. Täusche ich mich (ich mein, ich hab‘ ja eh keine Ahnung), oder läuft er in den letzten Spielen seiner Form hinterher?

Er spielt nicht schlecht, aber gegen Bate waren da durchaus einige schwäche (Fehl)Pässe dabei, die man von ihm eigentlich nicht kennt. Mhm.

Warten wir vielleicht das „beste Trainingslager aller Zeiten ab“…

Was geht weiter hinten?

Ich gebe zu, dass ich ob unserer Viererkette Sorgen hatte. Weil ich an das Hinspiel dachte. Unbegründet, klar. Rafinha, van Buyten, Boateng / Dante und Contento hatten nicht wirklich Probleme mit den Offensivbemühungen unserer Gäste.

Vielleicht ist es aber auch so, wie es unser Sportvorstand nach dem Spiel zum Besten gab: „Es gibt keine zweite Reihe.“ Und dafür war dieses Spiel wichtig. Trotzdem bin ich froh, dass wir zunächst Lahm und Alaba auf den Außen verteidigen lassen können.

Schauen wir nach vorne. In zwei Wochen wird das Achtelfinale ausgelost. Und es wird schon wieder wild diskutiert, wer sich jetzt welchen Gegner wünscht.

Was ich dazu sage? Wurscht. Sollen sie nur kommen. Freuen würde ich mich über Celtic und Arsenal. Beides meine Teams im jeweiligen Land. Real macht mir nach den Spielen gegen Dortmund und deren dort gezeigter Einstellung keine Angst. Milan? Schon lange nicht mehr gefährlich. Oder?

Lassen wir es einfach auf uns zukommen. Und hoffen wir, dass WIR uns keine Probleme machen. Mit weiteren Verletzungen und Sperren. Dann sollte unser Weg noch nicht zu Ende sein.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Von unersetzlichen Franzosen, Serien und jeder Menge Aluminium

Jede Serie geht einmal zu Ende. Auch und gerade im Fußball. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis die Bayern auf ihrer Rekordjagd gestoppt werden. Es war Leverkusen vorbehalten, diese „Sensation“ zu schaffen.

Ausgerechnet Leverkusen. Die Mannschaft, die zuletzt in München gewann, als die Berliner Mauer noch stand. Einige meiner Leser werden fragen: „Berliner was?“.

Nun, mir ist derlei historisches Schwelgen fremd. Bayer war in den 23 Jahren oft dicht dran diese Negativ-Serie zu beenden. Und irgendwann kommt halt einfach dieses Spiel, wenn die Bayern nicht über 93 Minuten 100% Leistung, Wille, Einsatz zeigen und man mit der üblichen 11-Mann-am-eigenen-Strafraum-Taktik Erfolg hat. Womit ich nicht sagen will, dass Bayer sich nicht auch in die bayerische Hälft verirrt hätte, nein, nein, ich würde so 2-4 Torschüsse gelten lassen. Daraus machte Bayer dann halt zwei Tore.

Schlimm genug, dass Bayern hier kräftig mithalf in den Personen Badstuber (schlimmes Positionsspiel in der Rückwärtsbewegung – wo war Dein Gegenspieler, Holger?), Lahm (was für ein Luftloch drei Meter vor dem eigenen Tor) und Boateng (Pech, nicht direkt an Sam dran gewesen zu sein, sondern genau die Entfernung zu haben, die es braucht, nicht mehr reagieren zu können, wenn der Gegenspieler völlig willkürlich (denn dass das geplant war, kann mir keiner erzählen) einem ins Gesicht köpft).

Noch schlimmer ist es allerdings, wenn man als Fan seines Vereins mitansehen muss, wie planlos uneffektiv das eigene Team agierte. 2011 ick hör‘ Dir trapsen.

Wie viele Flanken waren das?

Wie viele Ecken?

Wie viele Freistöße?

Resultat?

Ein Tor! Eins. Von Mandzukic. Der zwar immer noch der Top-Torjäger der Bundesliga (weshalb sich wohl jede Kritik merkwürdig anhört und intern bestimmt nicht geäußert wird), aber für mich trotzdem ein Problemfall ist. Darf ich Mandzukic etwa nicht dafür kritisieren, dass er – in der letzten Zeit fast nur durch Ellbogen-im-Gesicht-des-Gegners-Fouls und Diskussionen mit Gegenspielern und Schiedsrichtern auffällt? „Nur“ weil er durchaus regelmäßig das Tor trifft?

Sollte ich mich besser trollen, weil unsere Torausbeute – trotz 27:4 Toren in der Bundesliga – für mich trotzdem zu dürftig ist?

Einerseits bin ich begeistert, dass wir bislang eine solche Serie hingelegt und auch Siege gegen vermeintliche „Kleine“ geholt haben.

Andererseits habe ich Sorgen, dass wir eine exakte Kopie der letzten Saison erleben. Und diese Sorge umtreibt mich permanent. Diese Sorge werden ich wohl erst ablegen können, wenn wir sieben Spieltage vor Schluss mit 20 Punkten Vorsprung die Tabelle anführen.

Diese Sorge hat auch nichts damit zu tun, dass Dortmund der Sieg in Freiburg per Schiedsrichter-Fehlentscheidungen geschenkt wurde. Derlei passiert. Und wir hatten in dieser Saison auch schon das eine oder andere Glück auf unserer Seite. Nein, diese Sorge betrifft unseren schlimmsten Feind. Uns selbst!

Wir haben unser erstes Spiel verloren (in der Bundesliga, in der Saison ja wohl schon länger – Bate, anyone?!). Unser Vorsprung auf Schalke und Dortmund ist geschrumpft. An einem Spieltag um jeweils drei Punkte. Und was passiert? Man hört die ersten Stimmen, die davon reden, dass „wir ja immer noch neun Punkte Vorsprung auf den BVB haben.“

Genau dieses Gift meine ich! Eine Woche später heißt es dann „es sind ja immer noch sechs Punkte Vorsprung“, danach „es sind ja immer noch…“.

Währet den Anfängen sag‘ ich da nur!

Aber kommen wir zum Spiel selbst.

Dass wir unglücklich verloren haben und Leverkusen recht viel Glück hatte, ist ja nun inzwischen von jedem schon gesagt worden. Allein, es ist nicht zu ändern. Wir sollten nur unsere Lehren daraus ziehen. Aber was sind die Lehren aus unserer ersten Bundesliga-Saison-Niederlage?

1. Franck Ribéry ist nicht zu ersetzen.

Natürlich ist unser Kader breiter geworden und ja wir haben inzwischen mehr Alternativen in Offensive wie Defensive (wenn alle Spieler gesund und munter sind). Aber kaum ein Spieler zeigt uns den Unterschied zwischen Tag und Nacht wie unser kleiner Franzose auf der linken Außenbahn. Exemplarisch sei hier das Spiel in Düsseldorf, die erste Halbzeit in Lille und als Gegenbeispiele die zweite Halbzeit in Lille und das gestrige Heimspiel zu werten. Irgendjemand anderer Meinung?

Shaqiris Einsatz in allen Ehren, aber da entwickelt sich aktuell eher etwas zurück, als das er uns seinen guten Eindruck vom Saisonstart bestätigen könnte. Allein noch Herr Alaba zeigte in der ersten Halbzeit gegen Leverkusen etwas von dem Feuer, dass unser Stamm-Flügelflitzer regelmäßig auf den Rasen brennt. Extraordinaire!

2. Wir können keine Standards.

In diesem Punkt bin ich immer wieder sprachlos. Ehrlich, Leute. In jedem Spiel steht mir wahlweise der Mund fassungslos offen, oder ich bin kurz davor den Fernseher einzutreten. Von Wutanfällen im Stadion ganz zu schweigen. Wie ist diese Stagnation zu erklären? Ich erinnere mich daran, dass ich derlei schon unter Hitzfeld (seiner ersten Periode) so gesehen habe. Und warum ändern wir nichts daran? Jeder Kreisliga-C-Verein sucht hier sein Heil im Trainieren von Standards, um – ansonsten überlegenen Teams – wenigstens eine Waffe entgegenzusetzen.

Nur der große FC Bayern hat derlei nicht nötig? Und da soll mir unser Trainer nix erzählen – wie oft wohl Chelsea FC die Eckball-Variante auf Drogba trainiert hat?

3. Wir haben immer noch keine Waffe, kein Konzept gegen tiefstehende defensiv eingestellt Teams.

Nun ja, eigentlich ist es ganz einfach. Gegen die üblichen Verdächtigen (wobei Bayer ja nicht dazu gehört, die haben nur in München – einmal mehr – ihre offensive Natur verleugnet) hilft nur Geschwindigkeit. Und Flexibilität. Müde spielen kann man 2012 keinen Gegner mehr. Vielleicht in einem Freundschaftsspiel in der Sommer- oder Winterpause gegen Barfuß Jerusalem, aber keine Mannschaft der Bundesliga geht in der 85.Minute gegen Bayern die Puste aus. Die Zeiten sind vorbei.

Wir müssen „nur“ unsere Stärken ausspielen. Schnelle, kurze Pässe, lange, diagonale Pässe, oder einfach nur die Klasse, die wir im Kader haben auf den Rasen bringen. Handballartig den Gegner einzulullen funktioniert schon seit der ersten van-Gaal-Hinrunde nicht mehr. Als alle restlichen 17 Mannschaften in der Bundesliga die Videos über unsere Spielzüge auswendig gelernt hatten.

Wo war aber unsere Schnelligkeit? Vor allem in der zweiten Halbzeit, als wir in Rückstand waren und Bayer so in Karten spielten?

Noch ein Grund für die Niederlage. Neben den persönlichen Versäumnissen.

4. Holger Badstuber ist kein Außenverteidiger.

Selten zuvor war ich mit einer Auswechslung zur Halbzeit einverstandener als mit dem Wechsel Holger Badstubers. Wie man ja inzwischen weiß, hat sich Badstuber einen Muskelfaserriss zugezogen. Für mich bleibt da die Frage: Wann?

Schon vor dem 0:1? Danach? Auf dem Weg in die Kabine?

Wann auch immer dieser Faserriss auftrat, es war fahrlässig den Holger weiter auf den Platz zu belassen. Ich zögere noch ein wenig alles „Schlechte“ an ihm festzumachen und ich bin insgesamt auch mit seiner Leistung als Vertretung Nummer 3(!) auf dieser LAV-Position durchaus zufrieden. Wieso auch nicht, war er mit daran beteiligt, dass wir in acht Bundesliga-Spielen nur zwei Gegentore kassiert haben. Aber erstens ist Badstuber definitiv kein Außenverteidiger – dafür fehlt ihm die Dynamik (offensiv wie defensiv) – zweitens war es (auch und gerade vor dem 0:1) einmal mehr überdeutlich, dass er als gelernter IV immer tendenziell in die Mitte zieht. Ich rede jetzt nicht von dem Ballverlust, ich rede davon, dass er einfach auf seiner(!) Seite den Gegenspieler an der Flanke hindern muss, dann passiert da gar nichts.

Und warum ich da jetzt darauf herumreite? Weil ich derlei Situationen nicht zum ersten Mal verfolgt habe. Unsere bisherigen Gegner aber offenbar nie die Klasse hatten, diese Schwäche intensiver zu nutzen. Das Länderspiel gegen Schweden lasse ich aus Fairness-Gründen bezüglich seiner Einschätzung bewusst außen vor. Ich wünsche ihm eine schnelle Genesung und dass er danach gestärkt zurückkehrt und den Kampf gegen Dante und Boateng um die beiden IV-Positionen aufnehmen kann!

Gibt es weitere Einzelkritik?

Lahm hatte ich oben schon erwähnt. Dieses Luftloch, dass Kießling den Ball an dessen Schienbein springen und von da ins Münchner Tor springen lässt, wird er noch seinen Enkeln zeigen müssen. Schlimm. Überhaupt ist Lahm zwar immer noch einer der besten AV auf dem Erdball, aber wieso trainiert er nicht mal beide Füße? Seine Rechtslastigkeit – auch im Eins-gegen-Eins – ist eine seiner Schwächen und reduziert die notwendige Geschwindigkeit in manchen Situationen.

Herr Schweinsteiger war einer der Wenigen auf dem Platz, den die Gesamtsituation – für alle sichtbar – total an genervt hat. Das fand ich gut. Genützt hat es nichts. Auch ihm fehlte oftmals das Glück.

Dass selbst unsere inzwischen starke Bank ihre Grenzen hat, erlebten wir, als wir Herrn Kroos mal wieder auf der 6er-Position sahen. Gruselig. Mehr fällt mir da nicht ein.

Wie man es jetzt aber auch dreht und wendet. Steht Boateng nicht genau dort in der Luft, wo er stand, deckt Badstuber seinen Gegenspieler, oder haut Lahm den Ball weg, treffen wir nicht Latte und Pfosten – wir würden weiter über den Ausbau unserer Siegesserie sprechen.

DAS ist Fußball.

Schlimm wäre es jetzt nur, wenn wir gegen Kaiserslautern oder gar den HSV die gleichen(!) Fehler machen. That’s it.

Von daher: Kopf hoch, Mund abputzen und Wunden lecken.

Auf geht’s, Ihr Roten!

P.S. Manuel Neuer, als Feldspieler – Weltklasse!

P.P.S. Robben is back – endlich!

Von Schongängen, Umschaltern und Mr. Perfect

Ich fühle mich komisch während ich hier sitze und den Bericht zum gestrigen Heimsieg gegen Mainz verfasse.

Komisch, weil mir einfach nix einfallen will, was ich zu kritisieren hätte.

Die Bayern haben die ersten 20 Minuten in dieser Begegnung einen perfekten Fußball gespielt gegen eines von diesen Teams, die uns – bislang – angeblich so wenig liegen sollen. Also extrem gut in der Defensive gestaffelt (inklusive Extrem-Nachlaufing) und bei Ballbesitz explosionsartig in Richtung unseres Tores rennen, um auf direktem Weg den Abschluss zu suchen.

Von Mainz – gerüchteweise als Angstgegner tituliert – sah man derlei nur sehr selten. Und selbst in den Phasen, als die Bayern schon im Schongang waren und Mainz „mal machen ließen“ – auf Deutsch: Wir durch unseren Schlendrian in „Gefahr“ gerieten – war unsere eigene Defensive zumeist Herr der Lage. Stark, was die Sportskameraden Neuer, Lahm, Boateng, Dante und Badstuber ablieferten. Nicht minder erwähnenswert die Leistung der Herren Schweinsteiger und Gustavo (hört, hört).

Sicher. In der letzten Saison, den letzten Jahren, hatte Mainz mit seiner Taktik nicht unerheblichen Erfolg, aber erneut (schon im dritten Spiel) hatte ich eigentlich kaum Sorge um mein Team. Und Mainz hat es ja – nach den ersten 20 Minuten und in HZ2 – tatsächlich probiert. Aber irgendwann war halt Schluss. Und wäre der – verdiente – Elfmeter nicht gewesen, hätte Dante nicht seinen einzigen Fehler (war es nicht gar sein erster in dieser Saison?) gemacht, Mainz wäre wohl erneut ohne Tor geblieben (ohnehin nur per Elfmeter in dieser Saison).

Schwacher Gegner, von mir aus. Aber eben diese(r) schwache(r)n Gegner haben uns bis heute trotzdem Probleme bereitet. Mich euphorisiert so eine Erkenntnis. Und mit dieser Beschreibung ist zunächst einmal gemeint, ich nicht schon nach drei Spieltagen erste Flecken auf unserer weißen Weste analysieren muss.

Allein, es gibt noch mehr, worüber wir Bayern-Fans uns endlich wieder freuen können.

Was wäre wohl noch vor Jahresfrist hier und all überall in der Community los gewesen, wenn wir kurz vor einem Spiel erfahren hätten, dass neben Alaba, Gomez auch Ribéry und Robben verletzt fehlen? Der weißblaue Himmel wäre uns bedrohlich nahe gekommen.

Und jetzt?

Spult – zugegeben gegen (noch) keine großen Gegner – Herr Badstuber solide und oft kritikfrei sein Programm als dritter Vertreter auf der LAV-Position ab und schicken wir einfach Shaqiri und Müller (auf seine WM 2012er-Position) ins Rennen. Ganz zu schweigen von Mandzukic, der Herrn Gomez sicherlich – und völlig zu Recht – nicht kampflos den Stammplatz zurückgeben wird (wann kommt Super-Mario 1 eigentlich wieder zurück?)!

Sehr, sehr gut.

Und wenn all das nicht schon positiv genug wäre, durften wir die letzten 15 Minuten erneut unseren neuen Mr. Perfect bewundern.

Auf Twitter gelte ich ja inzwischen schon als #Fanboy und ich glaube tatsächlich, dass hier vieles medial auch arg überhöht wird (um ihn bei der nächsten Gelegenheit zünftig abstürzen lassen zu können), aber wie stark war gestern erneut die Performance von Javier Martinez?

Einem Spieler, der quasi ohne(!) Vorbereitung vor zwei Wochen bei uns aufgeschlagen ist und dann mal locker so einen Sprint in der 92. Minute hinlegt und ebenso butterweich wie präzise auf Toni – der-hat-so-eine-tolle-Schusstechnik – Kroos flankt.

Der Wahnsinn.

Andererseits: Bremsen, Leute.

Jetzt fängt endlich die Saison an. Wir haben sieben Bundesliga-Spieltage bis zum nächsten Länderspiel-„Spaß“ zu absolvieren und am Mittwoch startet ferner die nächste Königsklasse. Ganz zu schweigen vom nächsten nationalen Spiel in Gelsenkirchen. Da wird sich zeigen, wie viel von der Euphorie da der Realität standhält.

Aber freuen darf ja wohl erlaubt sein. Es gab nicht wenige Saisonstarts, da mussten wir uns zum gleichen Zeitpunkt schon ganz andere Sorgen machen. So.

Wer mich allerdings kennt, der kann sich vorstellen, dass ich trotzdem noch ein wenig was zum Kritisieren finde.

Zum Beispiel, weshalb wir überhaupt erst in diesen Schongang verfallen sind. Beim Stand von „nur“ 2:0. Oder was sich Herr Dante dabei dachte, vor dem Elfmeter seinen Gegner derart zu verteidigen. Oder das rings um das Gegentor der Schiedsrichter sich sicherlich eher nicht um die Auszeichnung „Heimschiedsrichter des Monats“ beworben hat.

Womit wir wieder beim Punkt Euphorie wären: Es kratzt uns alle nicht! Wir machen einfach weiter und finden auch immer wieder den Umschalter. Offenbar bald eine Phrase weniger, die die üblichen Verdächtigen im Zusammenhang mit dem FC Bayern benutzen können.

Mich stört es nicht.

Weitere Einzelkritik vonnöten?

Nö. Ihrso?

Jetzt gegen Valencia gut auf der „Road-to-London“ starten und danach(!) auf Schalke fixieren. Das wird schwer genug.

Auf geht’s, Ihr Roten!