„Auch dann finde ich eine Lösung.“
Bayern-Trainer van Gaal über den möglichen Abschied von Martin Demichelis.
Schlagwort: Thomas Müller
Vieles ändert sich, manches aber nicht: Die selektive Wahrnehmung
Die Bayern haben am Freitag das Auftaktspiel der neuen Bundesliga-Saison gewonnen. Knapp. Mit 2:1.
Am Ende sprachen die üblichen Verdächtigen einmal mehr vom „berühmten Bayern-Dusel“.
Jeder Bayern-Fan kann diese Phrase nicht mehr hören, für jeden Nicht-Bayern-Fan stellt diese aber die Grundlage für das eigene Weltbild dar.
Zwei Fronten.
Ebenso unveränderlich stehen sich die selektiven Wahrnehmungen im Fußball gegenüber.
„In der ersten Halbzeit standen wir einfach zu tief, waren zu passiv. Nach dem Wechsel lief das besser und wir hätten den Sieg verdient gehabt.“
Einerseits. Andererseits:
„In der ersten Halbzeit haben wir den Gegner klar dominiert. Nach dem Seitenwechel war plötzlich die Ordnung weg und der Gegner kam zu Chancen und zum Ausgleich. Sowas darf uns nicht passieren.“
Leicht zu erraten, aus welcher Ecke jeweils der Kommentar kam.
Ebenso ist bestimmt verständlich, zu welcher Einschätzung ich selbst neige.
Es ist doch so im Fußball: Kein Spieler spielt im luftleeren Raum.
Wenn die Bayern ein schnelles, sicheres und offensives Kurzpass-Spektakel aufziehen, kann der Gegner tief oder passiv stehen wie er will, er hat zumeist keine Chance.
Das Problem: Den perfekten Fußball gibt es nicht. Nur annähernd.
Überraschend war doch wohl eher, dass die Bayern mit dem Anpfiff und über große Teile der ersten Halbzeit gegen den Ex-Meister schon wieder in diese Richtung marschierten. Erst im weiteren Spielverlauf und immer wieder im zweiten Spielabschnitt merkte man dem Einen oder Anderen die Probleme an, die die gesamte Liga beim FC Bayern erhoffte: Schwäche.
Darauf verlassen sollte man sich allerdings nicht. Erst Recht nicht beim FC Bayern. Zwecks Absicherung muss man zwingend die eigenen Torchancen nutzen, denn ein FC Bayern spielt bis zum Abpfiff durch. Per se. Und ein Ribéry kann so eine Flanke raushauen und ein Schweinsteiger lernt inzwischen gar während eines Spiels dazu und läuft dann eben in der 91. Minute (zuviel Nachspielzeit? Nö. Nicht nach der Spielverzögerung, die zumeist die Wolfsburger an den Tag legten (auch durch taktische Fouls)) halt auch durch und steht am zweiten Pfosten frei.
Dumm gelaufen.
Aber klar, am Freitag wäre für den Gegner der Bayern „was drin gewesen“.
Und Wolfsburg hat noch nicht das System des neuen Trainers verinnerlicht? Kann vorkommen, siehe letzte Bayern-Saison.
Noch einmal zu dumm, dass dieses Handicap die Bayern in dieser Saison definitiv nicht belasten wird. Und wehe wenn das letztjährige Top-Team (inklusive Robben und Olic) wieder gesund und munter ist, ergänzt durch Kroos, Badstuber (auf seiner Original-Position) und einen Contento, der sich fängt und mit seiner Aufgabe wächst (vielleicht der Thomas Müller in dieser Saison?)!
Zukunftsmusik? Sicher. Aber wer in dieser Saison gegen die Bayern eine Chance haben will, muss von Anfang an „oben dran sein“, sonst klappt das nicht. Oder vielleicht im letzten Jahr so schlecht gewesen sein, dass er sich heuer den Europapokal spart…
Wie auch immer. Ein 2:1 ist besser als alles andere. Und nächste Woche spielen wir gegen den Tabellenzweiten – Vamos companeros!
Für die C-Elf hat es noch gereicht, für die B-Elf nicht
Der FC Bayern hat den DFL-Supercup gewonnen. Glückwunsch. Vor dem Spiel hätte ich damit nicht unbedingt gerechnet. Denn im Gegensatz zu diesem Sponsoren-Cup vor einigen Tagen, als wir mit einer C-Elf antraten, rechnete ich in diesem Spiel allenfalls mit einer B-Elf.
Es waren zwar durchaus der eine oder andere WM-Star dabei, aber von Vorbereitung konnte man bei diesen Sportskameraden ja nun wirklich nicht sprechen. Im Gegensatz zur überwiegenden A-Elf der Königsblauen.
Und was durfte ich dann stattdessen bewundern?
Das unsere zusammengewürfelte Not-Elf (teilweise mit 1a-Vorbereitung, teilweise seit 5,6 Tagen erst aus dem Urlaub zurück) dieses neue „Schalker Dreamteam“ in HZ1 trotzdem mehr als dominierte.
Kaum zu glauben, wenn man einige Szenen vom THC im Hinterkopf hat.
Toll.
Gut übrigens auch für Magath, der somit die Fortsetzung seiner Radikalkur weiter treiben darf. Ein Raúl macht eben noch keinen Sommer. Und von der Spielstärke, die sogar Real selbst in den Schatten stellen soll (von der einzelne Königsblaue zuletzt schwärmten), sah ich bis auf 3-4 Augenblicke im Spiel eigentlich nix.
Wie soll das bloß enden, wenn bei den Bayern alle Stars wieder am Start und die gesamte Mannschaft auf dem gleichen Level ist? Böse?
Abwarten.
In der Bundesliga und vor allem international warten noch ganz andere Kaliber auf den FC Bayern als diese Schalker.
Aber zurück zum Spiel.
In besagter erster Halbzeit hatten beide Teams ihre 100%-tige Torchance. Die Bayern dagegen mit einem klaren Plus an Spielanteilen und in den Zweikämpfen. Allein, weitere Torchancen blieben bei den Rothosen aus.
Nach dem Seitenwechsel nahm dann endlich auch der Ruhrpott-Club am Geschehen teil und erspielte sich Gelegenheiten. Im Vergleich zur Vorsaison schon ein Fortschritt.
Das es nicht reichte, lag an der größeren Klasse im bayerischen Kader. Ganz egal, ob man voll im Vorbereitungssaft steht oder frisch aus den Flitterwochen kommt – Qualität löst sich nicht in Luft auf.
Ohnehin darf man immer wieder den Eindruck gewinnen, dass das mannschaftliche Gefüge – im Abwesenheit von Robben und Ribéry noch größer ist. Dafür die spielerischen Glanzlichter geringer – es vermag sich jeder seine Lieblingsversion heraussuchen.
Ok. Ein Olic rennt immer, gibt immer 150%. Aber auch ein Müller, der doch noch tief im roten Bereich sein müsste, sprintete schon wieder, als gäbe es kein Morgen. Der Wahnsinn. Auch wenn es mich irgendwie an Uli Hoeneß erinnert. Dessen Markenzeichen war ebenfalls immer die Dynamik, die Schnelligkeit. Bis seine Karriere dann früh mit 27 Jahren beendet war. Wir hoffen allerdings das Beste. Nicht nur, weil sich die Sportmedizin seit 1979 ein wenig weiterentwickelt hat.
Begeisternd wie auch Lahm und Schweinsteiger schon wieder nah an ihrer Topform spielten. Ist das noch WM-Euphorie, oder liegen die harten Trainingseinheiten noch vor ihnen?
Was man nicht so gerne sah, waren die üblichen Verdächtigen – und das hatte nichts mit Vorbereitung zu tun, denn was Pranjic, Demichelis und Co. so zeigten, lässt vielleicht allenfalls unsere Konkurrenz hoffen.
Schlimm.
Naja. Ein Titel ist ein Titel. Und da wir dann ja doch vom BundesJogi die Freigabe für eine überwiegend störungsfreie Restvorbereitung bekommen haben, vertraue ich nun einfach auf unseren Trainer, bis zum Saisonstart gegen Wolfsburg ein schlagkräftiges Team auf die Beine zu stellen.
P.S. Oder müssen wir uns wegen Windeck doch Sorgen machen?
P.P.S. Ist Thomas Kraft klasse oder was?
Konsequenz hat einen Namen: Louis van Gaal
Eins muss man Louis van Gaal lassen. Er zieht sein Ding durch. Auch wenn es komisch wirkt. Für Fans. Aber ohne van Gaal wären Thomas Müller und Holger Badstuber nicht möglich gewesen.
Das Ergebnis ist bekannt.
In dieser Sommerpause wurde – wie immer – die FC Bayern-Sau durch das Blätterwald-Dorf getrieben.
Wer wurde uns in den letzten Wochen nicht alles in den Kader geschrieben.
Als Baustelle im Kader benannte der Verein offiziell allerdings nur die Aussenverteidiger-Position(en).
Nationalmannschafts-Kapitän Lahm ist gesetzt. Klar. Egal auf welcher Seite. Fehlt nur ein entsprechend starkes Pendant auf der jeweils anderen Seite.
Herr van der Wiel war mal ein Option. Eine andere Herr Coentrao.
King Louis hatte bei beiden Bauchschmerzen geäußert. Jetzt steht fest: Der FC Bayern ebenfalls. Bauchschmerzen jetzt. Beide sind uns offiziell zu teuer und haben auch nicht die geforderte Klasse.
Dem kann ich nicht unbedingt widersprechen.
Die Konsequenz des FC Bayern sieht allerdings jetzt so aus, dass man sich auf unseren Nachwuchskicker Herrn Contento eingeschworen hat.
Internationale (Lahm-)Klasse?
Nö.
Und früher hätte mich diese Perspektive nervös gemacht. So nervös, wie ich vor der letzten Saison war.
Bevor ich Herrn van Gaal kennen und schätzen lernte. Der Mann weiß, was er macht.
Und hat uns einen neuen Müller und einen Badstuber geschenkt.
Sind das keine Argumente?
Werden wir nicht vielmehr in 12 Monaten schmunzeln, dass wir jemals an der Klasse eines Contento gezweifelt haben?
Interessante Zeiten beim FC Bayern.
Der FC Bayern räumt ab!
Naja.
Es ist jetzt auch nicht wirklich eine Überraschung, dass der FC Bayern bei den VDV-Wahlen zum besten Spieler, besten Trainer, besten Neuling abräumen würde.
Nach dieser Steigerung in der Rückrunde, nach diesen Titeln.
Ob es allerdings ein Trost für Robben (zwei Finals verloren) oder Müller (ein Finale verloren, eins erst gar nicht erreicht) ist?
Trotz all der sonstigen Ehrungen?
Vielleicht.
Aber auf jeden Fall muss man sich noch Ziele bewahren. Beides ist unseren erfolgreichen Bayern-Spielern in dieser Saison dann doch gelungen.
Auf ein Neues!
So muss es sich anfühlen, wenn man gegen den FC Bayern spielt
Die Spanier sind gestern verdient in das Endspiel dieser Weltmeisterschaft eingezogen. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte. Aber sie waren ja auch zum ersten Mal in einem Halbfinale.
Kann man sich kaum vorstellen. Vor allem wenn man gestern diese Dominanz, Ballsicherheit und Geschwindigkeit bewundern durfte.
Da hatte Deutschland keine Chance. Nicht das Deutschland von gestern. Ohne Müller und mit Trochowski. Statt Kroos.
Schade.
Denn Kroos war der Müller vom Championsleague-Finale.
Hätte er den Ausgleich geschossen, dann…
Hat er aber nicht. Und somit nahm das Spiel seinen Lauf.
Davon ab: Selbst wenn die Spanier den Ausgleich hätten hinnehmen müssen – die hätten dann halt einfach eine ihrer vielen Chancen verwertet. So einfach ist das.
Womit wir beim FC Bayern sind.
Wie die Deutschen gestern, mussten sich wohl einige unserer Gegner in der letzten Saison gefühlt haben. In manchen Spielen. Dieses Kaputtspielen, dieser 90%-Ballbesitz.
Interessante Erfahrung. Für Bayern-Fans.
Trotz allem: Von dieser deutschen Mannschaft war es eine klasse WM. Wohlgemerkt von Deutschland. Der Rest war eher fad.
Vor allem aber, weil es unerwartet kam. Alles andere an dieser WM war ja konstruiert. Die Stimmung, das Sommermärchen und all die vielen Fußballfans. Kaum zwei Jahre rum und plötzlich waren sie wieder da.
Die Fans, die man sonst nie sieht. Die Autokorsos. Schon nach dem ersten Spiel.
Ich habe/hatte dafür nix übrig. Sorry. Es kann ja jeder machen, was ihm gefällt, aber ernst nehmen muss ich das nicht.
Auch nicht die Tränen. Den Herzschmerz.
Wer Barcelona erlebt hat, ok.
Wer mit seinem Verein, nach verzweifelten Kampf über eine ganze Saison, dann doch noch absteigt, ok.
Wessen Mannschaft aussichtslos zurücklag und dann doch zum Aufstieg, zum Titel stürmte, ok.
Aber weil in einer vom Boulevard aufgeheizten Stimmung eine deutsche Mannschaft gegen den Top-Favoriten des Turniers über das gesamte Spiel so gar keine Chance hatte?
Nö.
Wer es mag, gerne, ich nicht.
Und bald is sowieso wieder a Ruah.
Mein Tipp für das Finale? Eigentlich ja Holland. Aber dann verliere ich mein Tippspiel. Also Spanien? Um gegen den Weltmeister ausgeschieden zu sein?
Keine Ahnung, Ihr?
So kann man sich irren.
Vor der WM war ich, was die Deutschen betraf, eher skeptisch.
Inzwischen muss man das anders sehen, oder?
Gestern war wieder einer dieser Tage, in die man mit einem gemischten Gefühl hinein und einen Grinsen heraus geht.
Dabei ist es ferner ganz hilfreich, wenn man vor dem eigenen Bericht noch mal schnell liest, was die lieben Kollegen so schreiben.
Das entspannt und lässt einen den Beitragstitel ändern…
Noch unmittelbar vor der Anfahrt zum Privat Viewing las ich Schlagzeile des Boulevard. Ganz schön mutig. Und trotzdem sollten sie Recht behalten. Ok. 50% ist keine schlechte Quote, aber sollte es wirklich so sein?
Das die deutsche Nationalmannschaft inzwischen einen Fußball spielen kann, wie ich ihn nur vom FC Bayern in Phasen der letzten Saison kenne?
Unfassbar.
Ist somit mein 2000er-EM-Ribbeck-Trauma überwunden?
Es scheint so.
Auf der anderen Seite: Wieviele Bayern stehen denn da auf dem Platz? Und wer sind die Chefs und Shootingstars? Allein, ich hätte nicht gedacht, dass all dies auch ohne Robben und Ribéry funktionieren kann.
Jetzt also schon Halbfinale. Gegen Spanien. Meinen WM-Tipp. Wahnsinn. Und danach ein mögliches Finale gegen die Holländer!
Trotz Blatter, trotz Afrika-Gutmenschen, fällt mir da nur ein Satz ein: Was für eine WM!
Weltklasse in Deutschland
Es ist Demut angesagt.
Inter Mailand hat verdient das Finale der Championsleague gewonnen. Sie konnten im größten Spiel der europäischen Fußballsaison die Bestleistung abrufen. Der FC Bayern nicht. Aber der Reihe nach.
Sicher.
Wir könnten darüber diskutieren, dass
– Howard Webb kein Heimschiedsrichter (Bayern war per Los zur „Heimmannschaft“ bestimmt worden) war,
– er somit das Ribéry’eske Foul Sneijders an Robben (wie lange stand dieser auf Robbens Knöchel?) nicht ähnlich ahndete,
– dieser Sneijder später den Traumpass auf Milito vor dessen 0:1 spielen konnte.
Machen wir aber nicht.
Wir diskutieren eher darüber, dass
– ein Thomas Müller (noch) kein abgezockter Goalgetter ist und somit eben nicht kurz nach dem Pausentee das 1:1 erzielte,
– dummerweise unsere beiden – in dieser Saison – Weltklasse-6er sich gerade in Madrid ihre Auszeit nahmen,
und
– unsere Innenverteidigung deshalb knallhart ihre Unzulänglichkeiten (1:1-Situationen, Schnellig-, Wendigkeit) vor Augen geführt bekamen.
Nein.
Für Inter waren wir gestern wie Werder vor Wochenfrist: Nutzt man seine eigenen Chancen nicht, bekommt man vom Gegner eine kostenlose Lehrstunde.
In einem Finale, noch dazu der Championsleague, muss man seine Bestform abrufen. Taten einige Spieler nicht. Die komplette Zentrale – ansonsten in dieser Saison oft unsere Paradedisziplin – war offen wie ein Scheunentor. Schweinsteiger, van Bommel, Demichelis und van Buyten.
Da half es auch nichts, dass die Comeback-Bayern es immer und immer wieder versuchten. Ein Robben immer und immer wieder Anlauf nahm. Die Bayern kontrollierten den Ball, Inter das Spiel.
Ich mache auch das Fass Ribéry nicht mehr auf. Aber man merkte dass er uns fehlte. Nicht für sich, aber vor allem für Robben. Drei Gegenspieler sind ja schon in der Bundesliga eine Menge Holz, aber in der Championsleague?
Womit wir bei der Taktik sind. Und Mourinho.
Ganz ehrlich: Was habe ich diesen Typen gehasst. Zu seiner Chelsea-Zeit. Bäh. Und wie sehr hat sich dies in den letzten Wochen geändert. Vor allem auch nach dem gestrigen Spiel.
Hinter dem öffentlichen Bild steckt ein ganz anderer Mensch. Und vor allem – was für ein Trainer!
Er sagt vor dem Spiel: „Wir haben beim FC Bayern eine Schwäche in der Innenverteidigung ausgemacht.“
Und was passiert? Genau diese Schwäche wird knallhart ausgenutzt.
Sie wussten um die Stärken eines Robben.
Und was passiert? Genau diese Stärke wird ihm genommen. Volle Kontration, ihm seine berühmten Märsche quer zum Strafraum zu nehmen. Aussen, Grundlinie, ok, aber diese Bälle nach innen trafen ja ohnehin, über die gesamte Spielzeit, nur Inter-Spieler.
Das war Weltklasse.
Die Organisation, das System, zwar nicht schön anzusehen, aber dermaßen effizient und eingespielt, dass es eben weh tut.
Sind wir weiterhin ehrlich: Daran hat sich eben halb (oder seit gestern ganz) Europa die Zähne ausgebissen.
Die Bayern hatten in dieser Saison eine Chance in der Gesamtabrechnung. Haben immer das Richtige gemacht. In der Summe. Vier Niederlagen haben sie kassiert. Und sind trotzdem, oder gerade deshalb, ins Finale eingezogen.
Im Finale selbst gibt es aber keine Summen. Kein Hin- und Rückspiel. Kein Auswärtstor. Da gibt es nur das Finale. Und dafür sind einige Spieler des FC Bayern noch zu grün hinter den Ohren.
Vielleicht waren aber auch die letzten Wochen Gift für die Mannschaft. Das ging alles zu leicht. Einige waren schon sehr lässig und dachten wohl, dass das jetzt so weitergehen würde.
Falsch gedacht.
Von all diesen Dingen abgesehen lasse ich mir aber meine, unsere Spitzen-Saison nicht kaputtmachen.
Das war klasse.
Alter, wir haben das Double geholt und standen im Championsleague-Finale – wie geil ist das denn?
Und wer hätte dies noch Mitte der Hinrunde erwartet? Als die Bayern anfingen, dass Feld (und das war ein weites Feld) von hinten aufzurollen. Noch dazu ein ums andere Mal dem CL-Ausscheiden von der Schippe sprangen.
Am Ende überwiegt die Freude des Erreichten. Und die Perspektive. Ob Inter eine Ära starten wird? Ich glaube nicht. Inter nutzte „bloß“ die Chance der Schwäche der Etablierten perfekt aus. Mit einem System. Dem Mourinho-System. Der ist nun weg. Bei Real. Aber immerhin nutzten sie die Chance (von daher erinnert mich die Saison an den Titel des FC Porto…).
Die Bayern dagegen habe etliche Frischlinge im Team. Und die bringt – man kann sich alles schönreden, aber das sehe ich so, ich sag nur 1999 – eine Niederlage im CL-Finale in ihrer Entwicklung weiter, als wenn wir nun das Triple geholt hätten.
Soviel Potential. Dazu noch – möglicherweise – ein Ribéry. Da wächst – entsprechende (defensive) Ergänzungen – was Großes zusammen.
Und erhöht somit schon jetzt die Vorfreude auf die Zukunft.
Danke Jungs. Für diese Saison!
Schalke in den Beinen, Manchester in den Köpfen?
Ist es wirklich so einfach?
Die Leistung der Bayern gegen den schwäbischen VfB mit dem Spiel davor und danach zu erklären?
Ein bißchen vielleicht. Und mehr als ich selbst direkt nach dem Schlusspfiff akzeptieren wollte.
Klar war das schlecht. Klar waren beide Tore der Stuttgarter höchst unglücklich für die Bayern gefallen. Erst hält Badstuber den Rücken hin und fälscht den Ball unhaltbar für Butt ab, dann ist die Hälfte der Mannschaft im Tiefschlaf und lässt in deutlicher Überzahl zu, dass die Schwaben den Ball über die Linie drücken.
Schon in der Jugend lernt man doch: Der Ball ist dann im Toraus, wenn der Schiedsrichter pfeifft.
Darüber war ich fassungslos.
Nicht mehr Fassung hatte ich, als ich unseren Star der letzten Spiele – Arjen Robben – die letzten Minuten des Spiels nur noch humpelnd, bzw. an der Mittel-Auslinie stehen sah – ein Sinnbild.
Für die Belastung. Für den scheinbar schwachen Kader. Für die Fehler in der Einschätzung eben dieses. Durch unsere Führungskräfte.
Sicher. Es gibt für Robben überhaupt keine Alternative. Wir sind nicht Real oder Chelsea, die sich ihre kreditfinanzierten Bänke mit solchen Spielern vollstopfen (mal drüber nachgedacht, Franck?). Aber allein dies sollte uns doch zu denken geben.
Zu denken, wie sehr der FC Bayern zuletzt davon gelebt, manchmal überlebt hat. Von einem Spieler wie Robben. Und dies mit einer Fitness, die wir so gar nicht erwartet hätten. Was wäre aus uns in dieser Rückrunde geworden, wenn Robben seinem Image entsprochen hätte?
Von daher: Es läuft schlecht, die Tendenz geht nach unten, es gibt kaum Aussicht auf Besserung – aber wir stehen immer noch gut da!
Pokalfinale, nur zwei Punkte hinter der Bundesligaspitze (im nächsten Spiel eben mit der Chance, das zu korrigieren) und in der Championsleague das letzte deutsche Team mit jeder Chance das Halbfinale zu erreichen. Nicht mehr und nicht weniger als der Gegner. Vor dem Anpfiff.
Wozu also Weltuntergang (dies ist der Vorteil, wenn der Bericht zwei Tage in meinem Kopf reift)?
Hätte ich den Bericht direkt nach dem Spiel geschrieben, hätte ich wohl was gesagt zu dem Punkteabstand, den wir jetzt schon haben könnten, wenn unsere Spieler eine größere Konzentration an den Tag legen würden.
Wie Herr Gomez in Nürnberg, Herr Schweinsteiger in Köln, Herr Alaba in Frankfurt oder die gesamte Abwehr gegen den VfB kurz vor und kurz nach der Pause.
Das wären schlappe 10 Punkte mehr als wir jetzt auf dem Konto hätten.
Auf der anderen Seite ist so aber der Fußball, oder?
Deshalb verliert der HSV inzwischen in Serie Punkte, obwohl ich den – nach der Verpflichtung von van-the-Man – noch als härtesten Konkurrenten um die Meisterschaft vermutete.
Deshalb ist Leverkusen – insofern wir dort zumindest nicht verlieren, auf jeden Fall, wenn wir dort gewinnen – inzwischen, was die Meisterschaft betrifft aussen vor. Obwohl man vor Wochen dort noch dicke Backen machte.
Es sind eben alles nur Menschen. Und wenn man auf junge Spieler setzt, passieren Fehler. Nicht jeder ist ein Raul oder Messi.
Doof ist’s zwar trotzdem, aber man kann’s nicht ändern.
Aktuell kann man an der Aufstellung kaum etwas ändern. Entweder sind unsere Stars verletzt (Ribéry, Robben, Gomez, van Buyten, Demichelis), ausser Form (Müller, Klose, Olic, Demichelis) oder gesperrt (Schweinsteiger). Gerne auch mal im Wechsel.
Da machst Du nix.
In Momenten der Schwäche, oder wenn es mich alles zu sehr nervt, denke ich wie in der Formel 1: Saison abhaken und nur noch für die neue planen und testen.
Ungünstig, wenn es in unserer „Situation“ solche Gedanken gibt. Da muss man sich einfach den Mund abputzen und weiter machen. Immer weiter machen.
Ähnlich wie in der Hinrunde habe ich ein gemischtes Gefühl und das Restprogramm nicht vor Augen. Aber es ist immer noch nicht schlecht für uns. Wenn wir ab sofort konzentriert zu Werke gehen. Oder eine Serie starten wie vor einem halben Jahr. Dann wird das schon.
Allein, mir fehlt dann doch der Glaube, dass Klose noch mal torgefährlich, unsere Abwehr dauerhaft sattelfest oder wenigstens Ribéry wieder ähnlich spiel- und durchsetzungsstark wird, wie vor seinen Verletzungen (wann war das noch mal?).
Tritt man in einen Wettstreit ein, muss man durch diese Täler hindurch. Schließlich hat am Ende des Tages jeder mal gegen jeden zu spielen. Selbst wenn es einem nicht so vorkommt und die Aufteilung eher unharmonisch zu sein scheint. Umso wichtiger sind eben auch die letzten 5 Minuten in einem Gastspiel in Frankfurt.
Nein.
Die Tabelle lügt nicht. Und wenn dort jetzt die Schalker stehen, dann stehen die da wohl zu Recht, auch wenn sich dies aufgrund der Spiele gegen die Bayern selbst überhaupt nicht vorstellen kann.
Diese und diese Schalker sind die besten Spieler der Bundesliga?
Es scheint so zu sein.
Und auch Glück oder Pech gehört dazu. Denn hätten die Bayern heuer nicht in Rekord-Manier Pfosten und Latte geküsst, Schalke würde wohl nicht vom Platz an der Sonne grüßen.
Ebenso hätte Schalke wohl kaum bei der heimstärksten Mannschaft der Liga so locker gewinnen können, wenn bei Bayer nicht so wichtige Spieler gefehlt hätten, wie z.B. der Robben Bayers, Stefan Kießling.
Aber wie eben der Fußball-Gott so ist, haben wir doch gegen den HSV auch nur deshalb unser Heimspiel gewonnen, weil die ebenso dezimiert in München antraten und ansonsten wohl das eine Ribéry-Kunststück nicht gereicht hätte, oder?
Was man aber machen kann, ist, aus Fehlern zu lernen. Diese in Zukunft abzustellen und in den nächsten Spielen die Konzentration an den Tag zu legen, die die körperliche Belastung einfach ausblendet.
Denn die wird kommen.
Es sei denn, man schenkt die Championsleague her. Genießt beide Spiele gegen Manchester, lässt die Jugend ran und konzentriert sich vielmehr auf die schweren Spiele in Schalke und Leverkusen.
So hat das Bayer selbst schon einmal gemacht. Unter Herrn Calmund. Als es die Zwischenrunde noch gab und Leverkusen ein Team war, dass nicht nur in Europapokal-freien Spielzeiten Erfolg in der Bundesliga hatte.
Wie heuer die Schalker. Denn so groß der Jubel in dieser Saison auch noch sein wird, in der nächsten Saison muss man sich an kleinere Brötchen gewöhnen. Je nachdem worauf man seinen Fokus legt – Bundesliga oder Euopapokal (wahrscheinlich ja Championsleague).
Ein Umstand, den der FC Bayern seit Jahrzehnten gewohnt war, allein vor dieser Rückrunde von den neuen Führungskräften Nerlinger und van Gaal unterschätzt wurde.
Schade. Aber da müssen wir nun durch.
Felix, ich bin enttäuscht von Dir.
In den letzten Tagen wurde ich doch ein wenig skeptisch. Meine Capo-ähnlichen Einschätzungen der Schalker Spielweise begannen in mir zu bröckeln, was darin gipfelte, dass ich mir am Sonntag sogar die zweite Halbzeit des Gastspiels Deiner Schalker in Hamburg ansah.
Ich hatte echte Befürchtungen, was denn Verlust der Tabellenführung betraf. Und diese schienen sich ja auch zu bewahrheiten. Aus einem 0:1 machten Deine Jungs eine 2:1. Parallel wollte ich dem HSV Schimpf und Schande androhen. Bis, ja bis zum 2:2. Und der Erkenntnis, dass selbst eine Mannschaft wie die Hamburger, die im Grunde ja – ähnlich wie phasenweise die Bayern – keine Abwehr zu haben schienen, gegen Deine Jungs Punkte holen kann.
Eine gute Erkenntnis.
Allgemein wurde dieses Spiel als Tempospiel Deiner Knappen eingeordnet. Mich machte diese Einschätzung ein wenig stutzig. Vor allem, da beide Tore entweder auf haarsträubenden Abwehrfehlern der Hamburger oder Fehlentscheidungen des Schiedsrichters beruhten.
Nun. Das hatten schließlich richtige Sportjournalisten geschrieben. Das musste ja stimmen.
Meine Unruhe vor dem Pokalhalbfinale basierte auf ähnlichen Gefühlen.
Zumal Du im Verbalduell – auch aus meiner Sicht – als Sieger hervorgegangen warst. ‚Hast einfach ’ne Menge in München gelernt.
Und dann das?!
Obwohl Du den Pokal gewinnen wolltest, spielen Deine Spieler
– in einem Heimspiel vor ausverkauftem Haus
– in einem Pokalhalbfinale
– trotz dieser so gerühmten Offensivspielweise und
– obwohl Du doch der Konditions-Trainer schlechthin bist
über fast 100 der insgesamt 120 Minuten, einen Fußball der jeder Beschreibung spottet?
Destruktiv, defensiv, zögerlich – kurzum: einfach nur schlecht.
Was ist da schief gelaufen, Felix?
Könnte es vielleicht doch so sein, dass ich mit meiner selektiven Wahrnehmung aus all den Kurzberichten der Spiele der letzten Zeit, ein klein wenig Recht habe?
Tatsächlich? Na dann muss ich ja für den Rest der Saison die Einwände der königsblauen Fans, Blogger oder dem sonstigen Umfeld nicht mehr ernst nehmen.
Wenn man selbst, wenn es um etwas geht, derlei nicht abrufen kann, dann reicht es nicht, oder?
Die wirren Einschätzungen von Dir, vomKevin oder demHeiko speicher‘ ich einfach mal ab unter der Rubrik „ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt“.
Klar war das kein wirklich geiles Spiel. Wenn nicht zu sagen hässlich.
Aber Schalke ebenbürtig? Wenn wir das Tor nicht gemacht hätten, hätte Schalke gewonnen?
Nein. Lassen wir das mal so stehen. Allenfalls wird es für eine möglicherweise notwendige spätere Verwendung abgespeichert.
Dafür nehmen wir im Gegenzug auch die Einwände der versammelten Experten über den Zustand des Rasens nicht weiter ernst und widersprechen der Verschwörungstheorie, Du hattest absichtlich den Rasen bis jetzt nicht erneuern lassen, um die ohnehin unterlegene Spielkultur Deiner Spieler noch ein wenig vorm Tageslicht zu schützen.
Von mir aus machte ein Spieler den Unterschied. Wir sind froh, dass wir ihn haben. Dieser Spieler hätte aber auch schon viel früher und an anderer Stelle den Unterschied ausmachen können.
Alleine vor dem besten Schalker der ersten Halbzeit (bzw. dem einzig guten Schalker, neben dem späteren Westermann).
Oder die anderen drei Bayern-Spieler, die völlig unerwartet, gemeinsam und ganz ohne Abseitsposition allein vor eben jenem Torhüter aufschlugen und den Ball nicht unter Kontrolle brachten.
Lassen wir es einfach darauf beruhen. Bayern war einfach besser. Besser als Schalke. Nicht mehr und nicht weniger. Nicht wirklich geil, aber besser.
Als Bayern-Fan könnte man einwenden, dass wir uns phasenweise ein wenig verarscht vorgekommen sind – nicht vom Schiedsrichter, der nur uns, nicht aber die Taktikfouls Deiner Schalker in Halbzeit 1 und 2, verwarnte – nein, von der fehlenden Konsequenz der Bayern, die phasenweise wie die Handballer agierten, aber immer die letzte Konzentration in der roten Zone vermissen ließen.
Wir sind jetzt stattdessen mal nicht so.
Gibt es noch etwas zu meinen Bayern zu sagen?
Die Abwehr agierte wesentlich sattelfester als in Frankfurt. Zugegeben lag dies auch ein wenig an den Schalkern. Die diese Abwehr kaum forderten. Aber Contento, so leid mir das für Sportskamerad Alaba tut, wirkte schon ein wenig reifer auf dieser Position. Sind ja auch ganze zwei Jahre, die er älter ist.
Ebenso ein Sonderlob für Herrn Schweinsteiger. Abgesehen von zwei, drei Fehlpässen im späteren Verlauf des Spiels, war das alles sehr ordentlich.
Eigentlich fiel kaum einer ab. Bis vielleicht auf Herrn Müller, aber dieses Thema vertiefe ich jetzt mal nicht.
Wir freuen uns einfach über die Endspielteilnahme in Berlin und somit ein weiteres Teilziel, dass wir damit erreicht haben.
Und jetzt Mund abputzen und an Stuttgart denken.