It’s Sammer time. Die grauen Wolken verschwinden.

Eigentlich ist es wie immer. Für mich wohnt jedem Anfang einer neuen Saison ein gewisser Zauber inne.

An der Säbener Straße kommen Fans, Journalisten, Spieler, Trainer und sonstnochwer zusammen und begrüßen allerhand neue Gesichter. Manchmal mehr, manchmal weniger. Heuer etwas mehr. Was irgendwie mit der letzten Saison zu tun hat.

Seit gestern ist aber alles anders.

Wohl kaum in der Geschichte des FC Bayern – allenfalls vergleichbar mit dem Hype um die Verpflichtung von Ribéry und Luca Toni – brachte mich ein Trainingsaufakt meines Vereins derart in Wallung.

Sammer ist da. Unser Messias. Glaubt man den Berichten der letzten Stunden.

Ob er derlei – auch und gerade in München – werden kann, müssen wir abwarten. Er hat – und da beißt die Maus keinen Faden ab – in seinen bisherigen Funktionen auf und außerhalb des Platzes, schon den einen oder anderen Lorbeer geerntet.

Das ist gut und zeigt, dass man beim FC Bayern vielleicht tatsächlich eingesehen hat – zweijährige Durststrecke sei Dank – das sich etwas Grundsätzliches ändern muss.

Ich will hier nicht übertreiben – aber wenn dies tatsächlich der Fall ist – dann ist dies dermaßen epochal, wie es die Hoeneß-Inthronisierung 1979 war.

Wir werden sehen. Und auch ein Matthias Sammer muss sich am Erfolg und vor allem seinen heutigen Worten messen lassen.

Andererseits: Was Sammer heute sagte und über die multiplen Kanäle an mich heran getragen wurde (ich konnte die PK nicht live verfolgen), machte Eindruck auf mich. Das ging sogar über das übliche Blabla hinaus, dass Neuzugänge beim ersten Auftritt für ihren Verein zu sagen pflegen (und übrigens von Spieler zu Spieler und Verein zu Verein beliebig austauschbar ist).

Da darf man gespannt sein. Und das bin ich seit heute. Wie ein Blitz schlugen die letzten beiden Tage in meine fußballerische Lethargie seit dem 19.05. ein, die auch die EM nur marginal verändern konnte (oft ohnehin nur ins negative, Stichwort Eventsfans, etc.).

Die Schatten der letzten Saison sind wie weggeblasen.

Erst recht, seit ich mitbekam, wie sehr einige BVB-Fans diese Verpflichtung bedauern, weil sie Sammer für einen Schlüssel zu neuem bayerischen Erfolg, ihn gar „für zu gut für uns“ halten. Nicht unerwähnt sollte ferner die inzwischen offensichtliche Tatsache bleiben, dass es wohl tatsächlich ein Anruf Hoeneß‘ gewesen sein muss, der verhinderte, dass Sammer zum HSV ging. Wie sehr mag dies die üblichen Verdächtigen unter den Rauten-Fans treffen? Nicht, dass ich derlei übertrieben auskosten will, aber wie wäre es wohl im Umkehrschluss gewesen?

Lassen wir das.

Ich will hingegen gerne einräumen, dass es sicherlich nicht nur meiner bayerischen Seele einen gewissen Luftsprung versetzte, als Sammer zum Besten gab, dass er eine Ausstiegsklausel beim DFB hatte, die nur bzgl. des FC Bayern wirksam war (wenn auch nur mit Niersbach abgestimmt). Der FC Bayern scheint immer noch jemand zu sein.

Rundherum also ein gelungener Tag für uns alle.

Schwarzgelbe Ära oder Rabenschwarzer Robben

Ich bin immer noch leer. Irgendwie. Aber es hilft ja nix. Also fangen wir an.

Eine Niederlage entscheidet keine Meisterschaft. 34 Spieltage sind da schon eher ein Brett. Aus genau diesem Grunde kann man dem Sportskameraden Arjen Robben hier auch nicht den verlorenen Titel ankreiden.

Zielführend wäre eher, zu erwähnen, dass er uns in den letzten Spielen mehrfach den Arsch gerettet hat, damit wir überhaupt in diese „Endspiel“-Situation gegen den BVB kommen konnten (Torvorlage gegen Mainz, Siegtreffer in Nürnberg, etc.).

Natürlich ist das übel, dass Robben a) vor dem 0:1 zu langsam vom Pfosten wegläuft und somit das klare Abseits von Lewandowski aufhebt, b) den Elfer derart läppisch in die Arme von Weidenfeller schiebt und c) drei Meter und frei vorm Tor kurz vor Schluss den Ball nicht über die Linie drückt.

Das hatte was von Gomez EM 2008.

Womit wir beim Thema wären.

Robben war zwar gestern an drei Szenen beteiligt, die allein das Spiel entscheiden hätten können, aber was kann er dafür, dass wir jetzt in zwei Spielen gegen den BVB – die zwingend Remis enden müssen – als Verlierer vom Platz gehen?

Beim Hinspiel hätte Herr Boateng einfach den Überblick behalten können, damit Herrn Götze der Ball nicht knapp vor dem Tor vor die Füße fällt und er ihn mit der Picke in unser Verderben zimmert.

Ferner hätten seine 10 Spielkameraden schon in Halbzeit 1 eine derartige Leistung wie über die meiste Zeit des zweiten Spielabschnitts zeigen dürfen.

Wobei, Halt, es sind ja nun die immer gleichen Phrasen. War Dortmund in HZ1 zu stark und hat die Bayern in HZ2 einfach machen lassen? Oder war es schlicht und einfach anders herum?

Diese Sichtweise scheint zumeist nicht von Fakten geprägt sondern von den Emotionen. Und am Ende des Tages interessiert es eh kaum jemanden.

Aus meiner Sicht befinden wir uns mitten in einer schwarzgelben Ära. So schwer dies für uns und unsere Führung zu akzeptieren sein mag, aber eine Meisterschaft kann man überraschend erringen (wenn auch nicht unverdient), eine zweite, dafür benötigt man schon eine gewisse Klasse.

An exakt diesem Punkt unterscheidet sich der BVB von Wolfsburg und Stuttgart oder wie all diese Einmal-Meister der letzten Jahre so hießen.

Zusätzlich muss man an dieser Stelle einräumen, dass auch die üblichen bayerischen Reflexe, jetzt die Schatztruhe aufzumachen, sicher nicht die früher gewohnten Wirkungen zeigen wird.

Dortmund hat eine Mannschaft. Eine Strategie, einen Plan und einen massiven Zusammenhalt. So sehr mich die schwarzgelben Dauergrinser auf der Mattscheibe auch nerven: Sie sind im Recht (abgesehen von Herrn Weidenfeller vielleicht, der vor dem Elfmeter keine Berührung gespürt haben will) und wir werden ihnen so ohne Weiteres nicht beikommen können.

Derlei Hoffnungen hatten wir ja schon nach dem Abgang von Herrn Sahin und der Verletzung von Herrn Götze. Falsch gedacht.

Nein. Schauen wir den Fakten ins Auge: Der BVB hat das gemacht, wozu ein FC Bayern nie in der Lage sein wird: Mit Geduld und Weitsicht etwas aufgebaut, wovon man nun zehren kann. Punkt.

Zum FC Bayern.

Die Bayern haben ein Gerüst, haben Spieler, die durchaus funktionieren. Nicht ohne Grund werden wir wahrscheinlich der beste Zweitplatzierte in der Bundesliga-Geschichte werden.

Das Problem: Wir haben unser Potential trotzdem nicht oft genug abgerufen, haben zu viele entscheidende Fehler gemacht (Neuer, Robben, Chancenverwertung, etc.) und haben tatsächlich und immer noch kein Konzept gegen Teams wie den BVB & Co.

So einfach scheint das zu sein. Und da sollten wir uns ob des verschossenen Elfmeters auch keinen Sand ins Auge streuen (ich habe bewusst noch keine FCB-Statements gehört, gelesen).

Was gestern gut war:

  • Herr Neuer. Ohne ihn, hätten wir schon in der Anfangsphase einem Rückstand hinterher laufen müssen. Und auch den Rest des Spiels wirkte er sicher und souverän. Das Westfalenstadion scheint ihm zu liegen.
  • Herr Alaba. Respekt, wie der Junge mit dieser Stimmung und diesem Druck umging. Hätte vielleicht besser er den Elfer schießen sollen? Im Pokalhalbfinale hat er mich diesbzgl. überzeugt.
  • Unsere Defensive. Klingt komisch, ist aber so. Vergleicht man das gestrige BVB-Spiel mit dem Rest der Saison, dann sind wir ja nicht gerade überrannt worden, oder? Herr Lewandowski (klasse Stoßstürmer, der perfekt die Bälle halten und abschirmen kann – großer Unterschied zu Herrn Gomez übrigens) konnte sich, speziell in HZ2, kaum noch durchsetzen in entsprechenden Kontersituationen. Überhaupt haben wir kaum gefährliche Konter zugelassen. Über den größten Teil der zweiten Spielhälfte.
  • Herr Gustavo. Ja, tatsächlich. Abgesehen von einigen Drehungen Kagawas, bei denen er überfordert war, hat er den Laden doch weitestgehend dicht gemacht, oder? Nicht von ungefähr wurden seine Gegenspieler im späteren Verlauf ausgetauscht.

Was nicht so prickelnd war:

  • Herr Kroos. Weder defensiv, noch offensiv. Da kam kaum etwas.
  • Herr Müller. Ein Schatten.
  • Herr Gomez. Kaum zu sehen, ihm fehlten aber auch die Anspiele.
  • Herr Lahm. Darf vor dem entscheidenden Eckball gerne seinem Gegenspieler hinterher laufen. Dann kommt es vielleicht gar nicht zu diesen Ecke.

Apropos Ecke.

Auf Twitter las ich, dass besagte Ecke eventuell „irregulär“ ausgeführt wurde. Was bedeutet das? Lag der Ball nicht korrekt auf der Markierung? Stand da etwa kein Linienrichter, der das kontrollierte? Die sind doch sonst so penibel dabei.

Wie auch immer. Daran hängen wir uns nicht auf. Der Schiedsrichter hat doch imho eine gute Leistung geboten.

Und noch einmal: In Dortmund kann man mal verlieren. Auch zweimal. Oder von mir aus viermal. Aber Punkte in diesen läppischen Spielen gegen – zum Beispiel der Hamburger SV – die haben uns das Genick gebrochen. Der FC Bayern hat zwischendurch 15(!) Punkte auf Borussia Dortmund verloren. Wie kann man da das gestrige Spiel oder Robben für die verlorene Meisterschaft verantwortlich machen?

Die Münchner stehen nun vor einer entscheidenden Frage:

Die Meisterschaft her schenken (schnell noch die letzten Punkte für die sichere CL-Qualifikation sichern) und voll auf die restlichen Pokale konzentrieren? Oder in allen Spielen Vollgas geben um im Rhythmus zu bleiben?

Ich würde zu einer Mischung tendieren.

Gegen Mainz zunächst mit einer 1b-Elf starten und notfalls später (wenn für den Sieg nötig) noch einmal „Stars“ von der Bank einwechseln. Somit könnte der Fokus auf die ohnehin nur vagen Chancen gegen Real Madrid gerichtet werden.

Schlimm genug, dass wir uns jetzt auf Siege gegen Real und Barca verlassen müssen um noch Titel zu holen. So wie ich unseren Verein und seine Führung einschätze, steht der Grad des Öffnens der Schatztruhe aber im direkten Verhältnis zur Zahl der Titel, die wir jetzt noch holen.

Es hilft ohnehin nichts, das Leben geht weiter. Eine Einstellung, die unsere Gegner über viele Jahre haben mussten.

Was ich mir für die nächste Saison wünsche?

Das der BVB – endlich – auch einmal in der Championsleague die Gruppenphase übersteht. Erstens „für den deutschen Fußball“ und zweitens, damit diese Mannschaft endlich einmal eine Ahnung von dieser Belastung erfährt. Ansonsten stehen wir beide (der BVB und wir) in 12 Monaten vor der exakt gleichen Situation.

Muss ich nicht haben.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Road to Munich: FC Zürich – FC Bayern

Ich kann nicht behaupten, dass ich vor dem Rückspiel in Zürich wirklich beunruhigt war. Aber als Bayern-Fan traut man inzwischen dem Braten nicht mehr so recht. Selbst nach dem Hinspiel. Nach Hamburg oder Wolfsburg.

Schaut man sich das alles aber mal in Ruhe an und ohne sich vom Boulevard anstecken zu lassen, das natürlich nach der letzten Saison seine Felle davon schwimmen sieht, dann, ja dann muss man doch als Bayern-Fan einfach etwas ruhiger werden.

Wir haben wieder so etwas ähnliches wie eine stabile Abwehr (nein, das ist kein Pfeifen im Walde – selbst gegen solche schwachen Gegner wie in dieser Saison, haben wir vor einem Jahr noch Punkte gelassen und Tore kassiert, also bitte).

Und die Abläufe im offensiven Spiel sehen zunehmend immer differenter aus. Weniger Barca-Kopie, mehr erfolgreicher Eigen-Stil.

Denn, sind wir mal ehrlich, das kommt ja wohl an erster Stelle – der Erfolg. Der Rest (schönes Spiel, etc.) erst danach.

Kann man gut oder schlecht finden, ist beim FC Bayern aber leider so. Und wenn es mal nicht so ist, brennt hier sofort der Baum. Davon habe ich nach den letzten drei Jahren genug gesehen.

Aber zurück zum Spiel.

Viele Fußball-Fans finden ja nix geiler als die Spannung. Ich – und viele andere Bayern-Fans – sehe(n) das ein wenig anders. Vielleicht deshalb, weil Spannung im Zusammenhang mit dem FC Bayern immer diesen Touch von Sensationsgefasel hat. Unerträglich auf Dauer.

Besagte Spannung – oder Rest-Zweifel an der Championsleague-Gruppenphase – waren nach sieben Minuten beseitigt.

Der FC Bayern führte mit 1:0. Unter Zuhilfenahme eines Konters, an den ich mich – aus den Reihen des FC Bayern – nicht erinnern kann.

Ganz im Ernst: Das war für mich der geilste Konter seit Jahren (und diese Einschränkung nehme ich nur vor, um auszuschließen, dass ich eine vergleichbare Spielsituation nicht einfach vergessen habe)!

Nach solchen Szenen dürsten wir Bazis. Sehen sie aber nie. Lehrbuchhaft und in einer Geschwindigkeit und Präzision, die selbst einen FC Barcelona ins Schwitzen bringen würde. Mit Sicherheit.

Das Problem: Es war eben das erste und einzige Mal, dass ich derlei bei uns gesehen habe (oder mich erinnern kann). Ob es reproduzierbar ist, wird man abwarten müssen – freuen darf ich mich darüber trotzdem wie ein kleiner Junge.

Der FC Zürich sah dies wohl ähnlich. Zumindest war aus dem Hoffnungsballon zu diesem Zeitpunkt endgültig die restliche Luft entwichen. Grausam für alle Fußball-Fans. Abgesehen von uns Bayern eben.

Für die restlichen 83 Minuten konnte man sich in diesem Spiel entspannt zurücklehnen und die Perspektive genießen. Die Perspektive auf all die Millionen, die uns nun doch überwiesen würden, auf die lebendige Hoffnung auf ein Finale in der eigenen Arena (zum ersten Mal sind wir zumindest in diesem Wettbewerb überhaupt dabei, wenn der Pokal in unserem Wohnzimmer übergeben wird!). Nicht dass ich hier den Hoeneß gebe, denn Final-tauglich sind wir sicherlich noch lange nicht, aber schlecht fände ich es sicherlich nicht.

Entspannt konnte ich auch der Tatsache ins Auge schauen, dass mit diesem Tor die Vorsaison endgültig zu den Akten gelegt wurde. Mit diesem einen Tor wurden wir zwar nicht nachträglich zum Meister gekürt, aber schaut man sich die Setzliste für die Auslosung der Gruppenphase an, erscheinen die „Machtverhältnisse“ in der Bundesliga zumindest wieder ansatzweise „gerade gerückt“.

Am Ende des Tages gilt immer noch das Los und somit Glück oder Pech, ob man die herbeigeredete „Hammergruppe“ erwischt oder sich erneut mit dem Boulevard-Titel „Dusel-Bayern“ schmücken darf, aber wenigstens richtet sich das Augenmerk der klassischen Medien seit gestern diesbezüglich etwas mehr in die Richtung des sog. deutschen Meisters. „Topf 4“ drängt sich da ja geradezu auf.

Ich schweife schon wieder ab.

Aber zum Spiel gibt es ja auch kaum noch etwas zu sagen.

Es war der berühmte Ansatz, nicht mehr zu tun, als man tun muss. Und Zürich war eben kein wirklicher Gegner, wie wir ihn auf dem Weg ins Finale noch haben werden.

Da reichte halbe Kraft. Und eine Pause für Robben (dem ja schon wieder eine neue Verletzung einfiel). Und Schonung für Müller, und ein Boateng auf rechts, und ein gut aufgelegter Ribéry, und, und, und.

Nun, wir tun nun gut daran, auf eine baldige Genesung unseres letzten Top-Stürmers zu hoffen. Andernfalls haben wir ein Problem und müssten wohl tatsächlich mal drüber nachdenken, direkt ganz ohne „echten“ Stürmer anzutreten. Auf der anderen Seite ist der 31.08. ja auch noch was hin.

Trotzdem: Auf geht’s, Ihr Roten – stürmen wir den Betzenberg!

Saison 2011/12: Neuzugang #05: Jerome Boateng

Dann also doch Boateng.

Am Ende ging alles ganz schnell. Unerwartet schnell. Noch Tage zuvor schien alles mehr als festgefahren. Unser Vorstandsvorsitzender kritisierte die Transfertaktik (nämlich keine – also kein Kontakt) der Engländer – und dann das?

Nundenn. Sei es wie es sei. Boateng ist ein Münchner. Und da ist es mir auch völlig egal, ob er nun 13, 17 oder 20 Mio. Euro gekostet hat – wir haben einen neuen Innenverteidiger gekauft! Wie lange haben wir auf diesen Satz gewartet?

Die Madigmacher mäkeln nun, dass dieser Boateng ja seit Jahren nicht mehr auf dieser Position gespielt hätte und sowieso nur verletzt gewesen sei.

Einerseits.

Aber was ist andererseits mit der Option, dass dieser Boateng in den letzten Vereinen einfach nur falsch eingesetzt wurde und jetzt in München diese Anfälligkeit ablegt? Was passierte denn mit Arjen – Glasknochen – Robben, als er endlich in die Hände von medizinischen Profis geriet (vor allem im Vergleich zu den „Ärzten“ in seinem nationalen Verband)?

Für mich sind derlei Sätze das reine Rufen im Walde. Es ist imho die Angst der Konkurrenz, dass die Bayern ENDLICH ernst machen. Ernst machen mit dem Ansatz Schwachstellen im Kader mit Qualität aufzufüllen und somit Stück für Stück die Langeweile erhöhen.

Schöne Vorstellung. Für Bayern-Fans.

Sein Steckbrief:

Geburtstag: 03.September 1988
Geburtsort: Berlin
Größe: 192 cm
Position: Abwehr – Defensiv-Allrounder
 
Vereine in der Jugend
Tennis Borussia Berlin
2002–2006 Hertha BSC
 
Vereine als Aktiver
2005–2007 Hertha BSC II 24 (1)
2007 Hertha BSC 10 (0)
2007–2010 Hamburger SV 75 (0)
2010–2011 Manchester City 16 (0)
2011- FC Bayern München
 

P.S. Wem der Glaube an Boateng fehlt, dem seien diese Zeilen ans Herz gelegt. Die haben mich über die zähen Verhandlungen gerettet.

Wie ein schwarzes Loch hatte der Innenverteidiger vom Hamburger SV nahezu jeden spanischen Angriff angezogen und aufgesaugt. Kein einziges Foul hatte er benötigt, um der hochgelobten spanischen Offensive ihren Schwung zu rauben, und keiner der Mitspieler aus der Startelf hatte eine bessere Quote in der Kategorie „gelungene Pässe“ als der Innenverteidiger aus Hamburg.

Noch Fragen?

Saison 2011/12: Neuzugang #04: Takashi Usami

Ist Takashi Usami tatsächlich der Wunderknabe, für den ihn alle halten? Oder doch nur ein „Quoten-Japaner“, weil jetzt „alle einen haben“?

Man weiß es nicht. Zumindest ist er jetzt erst einmal die nächste Saison bei uns. Mit anschließender Kaufoption. Wenn ich alles korrekt mitbekommen habe.

Inzwischen ist er auch in München gelandet, hat sein Trikot erhalten (14) und nimmt morgen das Training auf.

Ich bin da jetzt mal ganz offen und lasse mich überraschen. Denn wenn man mal kurz darüber nachdenkt, wie oft die Herren Ribéry und Robben parallel gesund waren und gemeinsam auf dem Platz standen, sollten sich doch genug Gelegenheiten bieten, hier zum Einsatz auf dem Rasen zu kommen.

Sein Steckbrief:

Geburtstag: 06. Mai 1992
Geburtsort: Nagaokakyo, Kyoto
Größe: 178 cm
Position: Mittelfeld – Offensiv-Allrounder
 
Vereine in der Jugend
1999–2004 Nagaokaky S.C.
2005–2008 Gamba Osaka
 
Vereine als Aktiver
2009–2011 Gamba Osaka 43 (11)
2011- FC Bayern München (Leihe)
 

Bayerische Gerüchteküche, Die #02

Man kommt ja zu nix. Und in der Zwischenzeit läuft die Transfergerüchteküche rund um den FC Bayern über.

Ok. Nach den ersten Verpflichtungen ist es etwas ruhiger geworden, aber zu schreiben gibt es ja immer was.

Wo sind denn die aktuellen Baustellen?

Innenverteidigung.

Na auf der IV-Position brodelt es auf jeden Fall. Der FC Bayern will Herrn Boateng. Herr Boateng will zum FC Bayern. Allein ManCity will nur eins: Geld. Und zwar jede Menge. Gerüchteweise zwischen 12,5 und 20 Mio. Euro. Na dann.

Ich stehe diesen Beträgen gespalten gegenüber.

Einerseits sollte der FC Bayern hier über seinen Schatten springen und endlich mal gutes Geld für gute Spieler auf Schlüsselpositionen ausgeben. Die letzte Saison sollte Warnung genug sein.

Andererseits bin ich mir nicht sicher, ob Herr Boateng dieser Spieler ist. Wir reden hier eben nicht über Herrn Vidic oder den jungen Herrn Nesta (den ich damals gerne bei uns gesehen hätte).

Schwierig.

Wenigstens hat der Verein endlich erkannt und öffentlich bekannt, dass man so oder so auf dieser Position was tun werde.

Immerhin.

Klose-Ersatz.

Nach dem Abschied Herrn Kloses vermuten einige Fans eine mittelgroße Lücke im Offensivverbund.

Sagen wir es einmal so: Ich bin da ebenfalls zerrissen.

Klose hat mich mit seinem Phlegmatismus und seiner Chancenverwertung oder Torausbeute manchmal auch in den Wahnsinn getrieben, aber er war auch einer, der keinen Stress gemacht hat und tatsächlich zumeist alles gegeben hat.

Im Grunde ist es von mehreren Faktoren abhängig, ob wir noch einen Ersatz für ihn holen.

1. Unser zukünftiges Spielsystem.

Wenn wir nur mit einem Stürmer spielen, dann braucht es keine vier Spieler für diese Position im Kader.

2. Kaufen für die Bank?

Warum sollten wir z.B. den Zweitliga-Torschützenkönig kaufen, um ihn dann auf die Bank zu setzen, wo wir doch in Klose schon den perfekten Bankdrücker hatten?

Gehen wir einfach mal davon aus, dass Herr Olic wieder zurückkommt und alle Anzeichen deuten ja darauf hin. Und gehen wir ferner davon aus, dass sich Herr Gomez nun keine Robben-Verletzung holt.

Kommt nun wirklich noch dieser japanische Wunderknabe, dann sind wir doch offensiv sehr gut und flexibel aufgestellt, oder?

Müssen wir dann wirklich noch einen dieser 35-Mio-Euro-Gomez-Transfers über die Bühne bringen?

Eben.

6er.

Viel kontroverser ist ja das Thema Vidal und die bayerischen 6er.

Verständlich ist das Interesse der Bayern an ihm. Dafür hat er nicht nur gegen uns in der letzten Zeit einfach zu gut und gallig gespielt.

Unverständlich ist hingegen, dass man für ihn nur 10 Mio. Euro geboten hat.

Mal im Ernst, liebe Bayern-Führung: Soll das ein Witz sein? Leverkusen soll einen seiner wichtigsten Spieler für läppische 10 Mio. Euro abgeben? Von denen sie ohnehin nur einen Teil behalten dürfen? Und für einen Herrn Boateng, seines Zeichens (immer noch) Nachwuchs-Kraft und langzeitverletzt, bieten wir ähnlich bis sogar deutlich mehr?

Natürlich ist der Chilene im nächsten Jahr ablösefrei. Aber dann sollten wir es lieber ganz lassen, ihm einen Vertrag ab 2012 geben und bis dahin auf die Herren Schweinsteiger, Gustavo und Timoschtschuk. Denn die haben diese Position richtig gelernt und stehen schon in unserem Kader.

Unser Ukrainer hört dann bestimmt ohnehin auf und dann wäre das doch der perfekte Zeitpunkt für einen Wechsel.

Will man hingegen Vidal sofort haben, sollte man Gas geben. Als ob sich die Herren Völler und Holzhäuser hier auf Spielchen einlassen.

Und all denen, die meinen, dass der Transfer aufgrund unserer 6er-Dichte ohnehin total überflüssig ist, will ich mal was sagen:

Wer sagt, dass die Herren Kroos, Alaba und Pranjic echte oder international messbare 6er sind?

Was hat Herr Kroos bei uns für Partien auf der 6 abgeliefert und wo hat Herr Alaba im Nationalteam gegen uns eine bärenstarke Partie abgeliefert?

Nein. Die heutige Verlängerung mit Herrn Alaba war richtig und wichtig. Gerne kann er noch ein weiteres Jahr auswärtig Spielpraxis und Stärke hinzugewinnen. Und Herrn Kroos hat in dieser Saison – mit seinem Ex-Mentor auf Leverkusen – imho die finale Chance seine quälenden Ketten abzustreifen und beim FC Bayern den Durchbruch zu schaffen. Ansonsten war es das und er muss halt eine Klasse tiefer spielen. Zwar schade, alles andere macht aber dann keinen Sinn mehr.

Somit macht doch die Personalie Vidal viel mehr Sinn, oder?

Was auch immer die nächsten Wochen bringen, ich werde sie gespannt verfolgen.

Saltos, Chancen, Sensationen – aber der Vereins-Miro geht

Was war das damals für eine Aufregung. Als Miro Klose zum FC Bayern wechseln wollte, sollte.

Es wurde sogar seitens der DFL ermittelt (wohl auf Druck der Medien). Von Geldstrafen war die Rede. Ohne Ergebnis übrigens.

Ein Ergebnis gab es dafür im Rahmen einer Fan-Umfrage gegen einen Bayern-Spieler Klose (Der Manuel war also nicht der erste Neuzugang mit Gegenwind. Hui.). 129 Fans!

Half alles nichts. Klose wurde Bayer.

Ich würde jetzt gerne ergänzen „ein erfolgreicher“. Aber das ginge nur, wenn ich diesen Punkt an Titeln festmachen würde.

Seine eigene Leistungsbilanz ist eher ernüchternd.

Der deutsche Nationalstürmer bestritt zwischen 2007 und 2011 insgesamt 98 Bundesligaspiele für den FC Bayern und erzielte dabei 24 Tore.

Um das auch einmal ganz klar zu sagen: Ich versuche mich davon zu entfernen, hier selbst nun einen Klose zu bashen, aber wir reden hier über professionelle Fußballer. Die bekommen jede Menge Geld für ihre Arbeit. Und dabei muss man sich doch an den reinen Zahlen messen lassen müssen dürfen, oder etwa nicht?

24 Tore in 98 Bundesligaspielen? Wie viele Tore haben seine (Ex-)Kollegen Gomez, Elber, Makaay und Co. so in den letzten Jahren im Trikot des FC Bayern erzielt?

Sicher. Klose ist ein Spielertyp, der „sehr mannschaftsdienlich“ spielt. Geschenkt. Für mich ist diese Floskel immer die erste Entschuldigung für Stürmer, die das Tor einfach nicht treffen.

Klose soll es unter van Gaal auch nicht leicht gehabt haben. Hört man so in diesen Tagen. Entschuldigung, ich hatte immer den Eindruck, dass gerade sein Konkurrent Gomez dieses Problem mit unserem Ex-Trainer hatte, sich sogar gegen den Willen des Trainers im Kader aufhielt und diesem erst über Monate von seinen Stärken (Toren) überzeugen musste.

War es nicht vielmehr van Gaal, der Gomez schon bei seinem Dienstantritt sagte und später spüren ließ, dass er nicht „sein Transfer“ gewesen sei und „er ja Klose habe“?

Also bitte.

An den ersten sieben Spieltagen der letzten Saison – als wir (statistisch) die Saison verspielten – wer war da im Sturm des FC Bayern gesetzt?

Eben.

Nein, Miro Klose hat sich viele Verdienste rund um den FC Bayern erworben und seine ersten Monate im Trio Furioso mit Ribéry und Toni setzte seinerzeit Maßstäbe. An einige (entscheidende) Momente wie das Abseitstor gegen Florenz kann ich mich ebenfalls noch sehr gut erinnern.

Aber wo war der Nationaltrikot-Klose im Shirt des FC Bayern?

Sinnbildlich sein Abschiedsspiel in der Allianz Arena…

Ich habe vielmehr Verständnis für Klose. Denn er weiß sicherlich ganz genau, dass er sich beim FC Bayern nicht noch so eine Saison wie die letzte leisten kann. Will er wenigstens in der Nationalelf eine weitere Chance haben, muss(te) er wechseln.

Ganz abgesehen von dem Gehalt was wir uns nun sparen (was imho nur in dieser 2007er-Goldgräber-Stimmung möglich war). Aber ich wollte ja nicht auf dieses Niveau abrutschen.

Uns bleibt also Gomez. Und wir bekommen Olic zurück. Dazu eine frische neue Kraft wie Petersen.

Das ist schon einmal gut.

Hintendran steht ein Thomas Müller, der offensiv flexibel ist und zukünftig bestimmt auch sein muss, um seine Position im ebenso wachsenden wie frischeren Kader zu behaupten.

Braucht es vier Stürmer im Kader? Mit unserem aktuellen Spielsystem? Ich würde sagen, nein. Aber ich hätte auch nichts gegen eine weitere Ergänzung an dieser Stelle. Allein für den Konkurrenzdruck.

Schau’n mer mal.

Bis dahin: Alles Gute, Miro. Noch ein paar schöne Jahre im Ausland.

Der Manuel, der Liebling der Sommerpausen-Presse oder Willkommen beim FC Medien, Herr Neuer

In dieser Sauren-Gurken-Zeit (ist dieses Wortspiel eigentlich aktuell politisch korrekt?!) nimmt man als Fußball-Journalist was man kriegen kann.

Der Wechsel des Manuel N. aus G. kam da wie gerufen.

Dummerweise hatte ich in den letzten selbst anderes zu tun und deshalb konnte ich bislang keine eigene Zeile über unseren omnipräsenten neuen Torhüter zum Besten geben.

Von insgesamt drei Interviews habe ich in den letzten Tagen gelesen. Hier, hier und hier.

Ich will nicht alle Interviews vollständig sezieren, allein, die Themen Buerschenschaft, Ultras und Fans interessieren mich.

Zitat 1:

Sie haben lange auch auf dem Platz Ihre Liebe zum FC Schalke 04 dokumentiert, Fan-Shirts mit der Aufschrift „Buerschenschaft“ unter dem Trikot getragen. Damit dürfte es nun vorbei sein …

Das besagte Shirt trage ich schon seit 2009 nicht mehr, weil ich darin so viel geschwitzt habe, dass es mir zu schwer wurde. Die Buerschenschaft – das wissen viele gar nicht – hat außerdem nichts mit Schalke zu tun. Es ist einfach nur ein Freundeskreis, natürlich auch mit Schalkern. Buer ist ein Stadtteil und das Monaco von Gelsenkirchen (lacht).

Was hätten Sie als Schalke-Fan früher gedacht, wenn Ihr Idol zum FC Bayern gegangen wäre?

Es gab bei mir ja eine ähnliche Situation. Neben dem Holländer Edwin van der Sar war mein großes Vorbild Jens Lehmann. Der ist dann von Schalke nach Mailand und danach ausgerechnet nach Dortmund gegangen. Ich habe aber weiter zu ihm gestanden, seinen Weg verfolgt und mich an ihm orientiert. Ich war nicht glücklich über seine Vereinswechsel, aber ich habe ihn auch nicht gehasst dafür. Ich habe verstanden, dass er etwas Neues ausprobieren wollte.

…und weiter…

Teile der Bayern-Fans mögen Sie aber gar nicht.

Das ist sicher kein angenehmes Gefühl gewesen, als es vor ein paar Wochen hochgekocht ist. Aber es gibt auch viele Bayern-Fans, die sich auf mich freuen.

Wenn Sie am Saisonende die Schale in den Händen halten sollten, würde ohnehin keiner mehr pfeifen …

Das stimmt. Es liegt an mir und meiner Leistung. Ich werde alles dafür tun, um mit dem Verein und der Mannschaft erfolgreich zu sein. Und ich möchte sofort Deutscher Meister werden, ganz klar. Für mich zählt nur der maximale Erfolg. In allen Wettbewerben.

Sie haben bereits angekündigt, dass Sie mit den Fans ein offenes Gespräch suchen werden. Was möchten Sie den Fans mitteilen?

Ich möchte ihnen mal erklären, weshalb ich früher bei Schalke in der Fan-Kurve gestanden habe und warum es mich nun zu den Bayern gezogen hat. Mit 17 Jahren konnte ich ja nicht vorhersagen, dass ich sieben, acht Jahre später als Torwart der Nationalmannschaft zum besten Verein Deutschlands wechseln werde.

Zitat 2:

Haben Sie denn ein kleines bisschen Verständnis für die „Koan Neuer“-Fraktion?

Als ich bei Schalke war, hatte ich kein Problem damit. Mit solchen Reaktionen muss man als Profi umgehen können. Und im Gegensatz zu dem, was mir jedes Mal im Derby gegen Dortmund passiert ist, war das ja noch harmlos.

Was wollen Sie konkret tun, die derzeit noch skeptische Fraktion auf Ihre Seite zu ziehen?

Es ist ein runder Tisch geplant. Eine Art offenes Gespräch mit den Verantwortlichen einiger Fanklubs unter der Leitung des Fanbeauftragten Raimond Aumann. Ich denke, es ist wichtig, dass wir über die Geschichte reden und ich mich vielleicht einfach auch nur mal bei den Bayern-Fans vorstelle.

Haben Sie Ihren Eckfahnen-Jubel nach dem Sieg mit Schalke in München 2009 im Nachhinein mal bereut? Es war die Kopie eines Jubels von Oliver Kahn.

Was heißt bereut? Ich habe mir das damals vorher nicht groß überlegt. Das war eine spontane Sache. Das war keine Aktion gegen Bayern oder Oliver Kahn. Das war pure Freude. Und mal ehrlich: Ich habe da hinten als Torhüter fast nie einen, mit dem ich jubeln kann. Oder soll ich mir demnächst mal einen Balljungen schnappen? Ich wollte jedenfalls niemanden mit dieser Aktion verletzen.

…und weiter…

Berührt es Sie eigentlich, wenn Teile des Anhangs gegen Sie sind – so wie zuletzt auch bei Schalke?

Das berührt mich schon auf eine gewisse Art und Weise. Aber ich lasse das nicht all zu sehr an mich heran. Außerdem gibt es da schon Unterschiede. Letztlich sind Fans Menschen, die ich sehr schätze, zu denen ich aber privat keinen engen Bezug habe. Anders wäre es, wenn mich mein Bruder beispielsweise beleidigen und sagen würde: „Du Penner!“ Das würde mir weh tun.

Zitat 3:

Ihre Vergangenheit als Schalke-Fan wurde zuletzt vermutlich mehr thematisiert, als Ihnen lieb war.

Das kann man sagen.

Sie wurden von den Ultras des FC Bayern, zu dem Sie nun wechseln, als Schalke-Ultra beschimpft: Was bedeutet „Ultra“ eigentlich für Sie?

Ultra heißt „extrem“.

Ein extremer Fan?

Kann man so sagen. Bei mir muss man einfach meine Geschichte sehen: Ich komme ja nicht aus Gelsenkirchen, sondern aus Gelsenkirchen-Buer.

Darauf legen Sie Wert.

Ja, das ist das Monaco von Gelsenkirchen. Das glauben nur leider viele nicht, die nicht aus Buer stammen.

Und in Buer wird man quasi automatisch zum Ultra? Sie trugen ja auch als Profi lange ein Hemd mit der Aufschrift „Buerschenschaft“ unter Ihrem Trikot.

Die Buerschenschaft hat nichts mit dem Klub Schalke zu tun, das ist ein Freundeskreis mit vielen begeisterten Schalke-Fans. Wir sind immer gemeinsam zu Spielen gefahren. Das T-Shirt trage ich übrigens schon länger nicht mehr, ich hab darin zu sehr geschwitzt.

Trotzdem nehmen Ihnen radikale Bayern-Fans dieses Jugendkapitel übel.

Ich kann mit 16 Jahren doch nicht wissen, wie ich mich als Fußballer entwickle, ob ich mal Profi oder vielleicht sogar Nationalspieler werde.

Ob Sie also mal eine Entscheidung im Sinne der Karriere treffen müssen.

Genau. Ich kann als 16-Jähriger schlecht sagen: Ich höre jetzt auf, mich in die Fankurve zu stellen, weil in sieben oder acht Jahren vielleicht mal ein Vereinswechsel ansteht. Ich hätte all meine Freunde verloren, wenn ich mit 16 aufgehört hätte, Schalke-Fan zu sein.

Im Winter hat die Bundesliga noch heftig über Söldner diskutiert…

…und mir hat man meine jahrelange Treue zu Schalke vorgeworfen. Ich habe das schon als komisch empfunden.

…und weiter…

Sie mussten während dieser Debatte gleich zweimal in München spielen. Beim ersten Mal gab’s Koan-Neuer-Plakate und viele Pfiffe, beim zweiten wiederum wurden die Pfeifenden von wohlmeinenden Bayern-Fans ausgepfiffen. Bekommt man das als Spieler alles mit?

Viele Sportler reden ja immer vom Tunnelblick, und dass man nichts mitkriegt. Aber das stimmt nicht. Man kriegt alles mit, und ich erst recht.

Warum Sie erst recht?

Ich komm‘ ja aus der Kurve. Ich habe ein Auge für Banner und ein Ohr für Gesänge oder Rufe. Ich habe früher ja auch gerufen oder Banner hochgehalten, ich interessiere mich für das alles.

Haben diese Reaktionen Ihren Wechsel nach München gefährdet?

Die Reaktionen waren zu diesem Zeitpunkt kein Problem. Ich habe das Schalker Trikot getragen, als Kapitän. Wenn die Fans der anderen Mannschaft mich beleidigen, muss ich das ertragen, schlimm wäre es, wenn es aus der eigenen Familie kommt. Mit Bayern-Fanklubs planen wir bald mal einen runden Tisch, um sich besser kennenzulernen.

Eine Schalker Ultragruppe hat Ihnen die Mitgliedschaft entzogen. Verstehen Sie das? Wie würden Sie als junger Fan reagieren, wenn der Klubheld geht?

Ich habe das ja erlebt, bei Lehmann. Der ist nach Mailand gewechselt und ein Jahr später sogar nach Dortmund, da war ich 13. Ich habe ihn nicht gehasst dafür. Ich habe mich nicht davon abbringen lassen, dass er mein Idol ist.

So. Da ist natürlich viel Profi-Fußballer-Sprech dabei. Und die üblichen Verdächtigen, also einserseits die enttäuschten Schalker Fans, die im Hinterkopf auf eine Karriere-Ende von Neuer auf Schalke gehofft hatten und andererseits die Bayern-Fans, die wohl – aus Prinzip – niemals hinter Neuer stehen werden können, werden diese Worte ohnehin nicht ernst nehmen oder seine Meinung akzeptieren.

Ich bin nach seinen obigen Worten wieder ein wenig schlauer geworden. Über einige Hintergründe. Aber ich war ja ohnehin auch schon zuvor Pro-Neuer, weil ich ihn in erster Linie als Fußballer und nicht als Schalker oder Ex-Buerschenschaft’ler gesehen habe.

Auf den runden Tisch bin ich tatsächlich gespannt. Es ist die Rede von „Fanclubs“ mit denen man sich treffen will. Ok. Ich kann mir schon denken, was Schickeria und Co. darüber denken werden. Aber über kurz oder lang werden die Fans (auch aus dem harten Kern) die Oberhand gewinnen, die Kahn (nach Aumann), Effenberg, Jeremis und wie sie alle heißen, irgendwann – dank Ihrer Leistung – im Bayern-Trikot akzeptiert haben.

Ich bin schon mal dabei.