Die Wochen der Wahrheit #3: Borussia Dortmund

Herzlichen Glückwunsch, Borussia Dortmund. Soviel Zeit muss sein.

Zu einer großartigen Saison, zu all den Rekorden, zu einer seltenen Überlegenheit in der Liga und ganz im Besonderen zu einer fast fehlerlosen Leistung beim Gastspiel in München.

Wenn man als Bayern-Fan mal ein bisschen durchatmen kann, dann hilft das ungemein. Frust ist ein schlechter Begleiter für eine Fußball-Analyse (wie ich in den letzten 24h im Rahmen der Lektüre diverser Kommentare aus dem Bayern-Umfeld erneut lernen durfte).

Auch hier auf meinem Blog geht es da drunter und drüber.

Endzeitstimmung. Und tendenzielle Kampagne gegen den Trainer.

Geht’s noch?

Sicher, ich mache aus meinem Herzen auch keine Mördergrube.

Im Rahmen des gestrigen Spiels war ich mal am Anschlag. Ich habe mich auch gefragt, was van Gaal da wieder für einen Mist macht, indem er Gustavo auf LAV und Pranjic auf der 6 belässt. Oder Badstuber überhaupt 45 Minuten spielen darf. Oder Robben und Ribéry stur gegen 3-5 Gegenspieler spielen lässt.

Ferner bin ich total angefressen, dass wir seit einiger Zeit im 2-Jahresrhythmus von irgendeiner Fahrstuhlmannschaft um den Titel gebracht werden. Erst Stuttgart, dann Wolfsburg und jetzt der BVB.

ABER (zum Spiel und van Gaal komme ich danach) all diese Mannschaften haben sich im Hintergrund entwickeln können. Viele aus der Not heraus oder mit vielen, vielen VW-Millionen.

Das hat doch mit der FC-Bayern-Welt nichts zu tun, dass ein Felix Magath in der Provinz in Wolfsburg über den Zeitraum seiner Tätigkeit gefühlte 100 Spieler ein- und wieder verkauft, für gefühlte 100 Mio., bis er endlich das Team zusammengestellt hat, dass ihm – und vor allem ihm – den einmaligen Triumph, auch und gerade gegen seinen Ex-Verein, ermöglicht.

Oder eine Borussia aus Dortmund, die aus der Not heraus (drohende Insolvenz) und der ebenfalls erkauften Meisterschaft (im übertragenen Sinne) 2002, irgendwann auf junge Spieler aus dem eigenen Nachwuchs setzen musste und mit Klopp einen verrückten Trainer bekam, der nur noch punktuell ergänzend tätig wurde und parallel die Chance bekam, dieses Team über 2-3(?) Jahre – völlig ungestört von Öffentlichkeit und Erwartungshaltung zur meisterlichen Truppe formen konnte?

Das alles wäre doch beim FC Bayern gar nicht möglich. Von daher – nur kein Neid.

Und wäre wohl los, wenn unsere Führung derlei propagieren würde? Die gleichen „Fans“, die jetzt nach van Gaals Kopf verlangen, würden dem Vorstand auf die Bude rücken.

Also gibt es doch wohl keine Alternative zu dem Weg, den Trainer wie van Gaal einschlagen, oder?

Ein Umbruch am offenen Herzen. Und trotzdem Erfolg. Wobei „Erfolg“ hier kein dreifaches Triple in Folge meint. Aber ein Double plus CL-Finale und in der darauffolgenden Saison in der Bundesliga „oben dran“, im Pokal einen Schritt vorm Endspiel und in der Championsleague kurz davor den Titelverteidiger aus dem Rennen zu werfen und erneut unter den besten acht Team Europas zu stehen.

Ist das nichts?

Sicher, ein wenig reduzierte Augenwischerei. Aber irgendjemand muss ja mal einen Gegenpunkt zu dieser Anti-van-Gaal-Stimmung setzen.

Und das sage ich als Ulianer. Aber hier geht es auch um etwas anderes. Muss ich mich zwischen UH und LvG entscheiden, sage ich: Hoeness. Geht es um Pro oder Contra van Gaal, bin ich klarer Befürworter seiner Strategie.

Was ist die Alternative?

Ein Sammer? Klar. Nach 6 Monaten sind die gleichen Fans wieder beim gleichen Frust wie jetzt.

Mourinho? Und wie. Mal ein ganz einfacher Charakter…

Nein. Sind wir mal ehrlich: Will auf einmal keiner mehr über den Fußball Hitzfeld’scher Prägung gemosert und all den Offensivfußball-Teams insgeheim zugejubelt haben? Ach kommt, das ist nicht Euer Ernst!

Ich bin froh, dass wir inzwischen den Fußball spielen, wie wir ihn spielen.

Wir haben gestern gegen einen besseren Gegner verloren. Wir werden unseren Titel an eine Mannschaft verlieren, bei der dann alles gepasst hat.

Dabei ist das Borussia-Prinzip ganz einfach: Hinten sicher stehen und bei Ballbesitz mit Volldampf nach vorne.

Wenn man dann noch bemerkt, welche Passsicherheit – und Geschwindigkeit – fast alle Spieler drauf haben, dann nötigt mir das Respekt ab.

Es passt. Hier und jetzt. In dieser Saison. Dagegen ist kaum ein Kraut gewachsen. Momentan.

Aber auch dagegen werden sich in der nächsten Saison Rezepte finden lassen und all der jugendliche Elan und die Frische wird sich mit einer Dreifachbelastung und der dann so oder so vorhandenen Erwartungshaltung nicht dermaßen aufrechterhalten lassen. Meiner Meinung nach. Und einige Borussen werden mir hier sicher zustimmen.

Der entscheidende Punkt ist: Borussia Dortmund nutzt Chancen. Nicht nur im Spiel, nein, auch eben in dieser Saison.

In der Vergangenheit hat ein schwächelnder FC Bayern doch auch immer davon, dass keiner der Konkurrenten so richtig diese Schwäche auszunutzen verstand. Nicht so die heutige Borussia.

Das macht den Unterschied aus. Denn wenn die Bayern nicht all die Probleme gehabt hätten, die sie nun einmal hatten, dass würde dort oben in der Tabelle nicht nur der BVB einsam seine Kreise ziehen, nein, dann wären wir wohl zu zweit.

Aber das ist Konjunktiv und davon wollen wir uns doch nun bitte für diese Saison verabschieden. Bezeichnend übrigens, dass mir dieser Spieltag fast zum ersten Mal eine höhere Punktzahl im Tippspiel gebracht hat. Aber das ist ein anderes Thema.

Kommen wir mal zum Spiel selbst.

Herr Schweinsteiger darf dieses Ball vor dem 0:1 durchaus mal entspannt zum Mitspieler schieben, ohne sich dabei die Beine zu verknoten. Ebenso ist es Herrn Badstuber nicht verboten – auch in seinen jungen Jahren – die Übersicht zu behalten und eventuell – vor dem 1:2 – einen Gegenspieler wie Herrn Sahin daran hindern zu solch einem Kunstschuss anzusetzen. Einer Ballfertigkeit, die er ja so noch nie gezeigt hat…

Überhaupt war es der entscheidende Faktor, dass die Klopp’schen Kicker exakt und lückenlos über jede Schwäche unseres FC Bayern informiert waren. Vielleicht haben sie dies mit vielen anderen Gegnern gemeinsam, aber diese schafften es bislang nie, diese vollends(!) auszunutzen:

Robben und Ribéry an die Kette – Offensive im Sack.

Badstuber anspielen – Weg zum Tor frei.

Was selbst Herr Klopp nicht wissen allenfalls erhoffen konnte: Das beide 6er einen mehr als schwarzen Tag erwischten und somit Sahin und Co. völlig(!) unbehelligt schalten und walten konnten.

Mehr Grund gab’s nicht.

Dann also zu Herrn van Gaal.

Was ist gestern passiert, dass van Gaal plötzlich eher seinen Stuhl räumen muss, als nach den Siegen gegen Bremen, Hoffenheim, Mainz oder Inter?

Was kann Herr van Gaal für die Blackouts der halben Defensive?

Es ist ja nicht so, dass mich der Schachzug mit Pranjic und Gustavo nicht auch irritiert hätte, aber was wäre passiert, wenn Gustavo gegen Sahin gespielt, dafür aber Pranjic gegen Götze? Zwei, drei Tore nach Hammerflanken von links?

Gegen Inter und Mainz hat dieser Wechsel funktioniert und was Herrn Sneijder betrifft haben doch vor wenigen Tagen noch alle unseren Trainer für seine Schlitzohrigkeit gelobt.

Man darf kritisieren, dass Robben und Ribéry stur auf ihren Flügeln verharrten und somit unsere Offensive quasi kaum vorhanden war, aber ich frage mich: Was kann Herr van Gaal dafür, dass die offensiven Mitspieler aus ihrer Freiheit (wenn 2-5 Borussen Robbéry decken, ist doch für Müller, Gomez und Co. in der Mitte total viel Platz) nicht, aber auch gar nichts machten?

Was kann Herr van Gaal dafür, dass Herr Müller oder wer auch immer – trotz allem – im Borussen-Strafraum aussichtsreich zum Torschuss kam, diese Gelegenheit nichts nutzte?

Eben.

Man kann van Gaal vieles vorwerfen, manches aber eben auch wiederum nicht.

Für mich sieht die Sache so aus: Wer auf der Entscheidungsebene des FC Bayern jetzt immer noch nicht erkannt hat, wo unser Schuh drückt (Defensive (LAV / IV), Offensive (Backups)), dem kann man nicht helfen.

Ich würde über van Gaal, Nerlinger und Co. erst dann den Stab brechen, wenn in diesem Sommer transfer- und kadertechnisch (immer noch) nicht(s) passiert und wir im Herbst 2011/12 am gleichen Punkt stehen wie aktuell.

Keinen Tag früher, aber auch keinen später.

Der Vorteil an diesen Wochen der Wahrheit ist ja, dass wir kaum Zeit zum Grübeln haben. Am Mittwoch muss hoffentlich Schalke für den gestrigen Samstag büßen und am kommenden Samstag müssen wir uns einfach den dritten (CL-Quali-)Platz zurückholen. Wenn wir in Hannover(!) nicht gewinnen, dann haben wir tatsächlich auch nur die Europa-League verdient!

Was vergessen?

Die Wochen der Wahrheit #1: FSV Mainz 05

Der erste Teil der „Wochen der Wahrheit“ ist mit Bravour gemeistert. Die Bayern haben ihr Auftaktspiel bei den Ex-Himmelsstürmern aus Mainz gewonnen. Phasenweise sogar begeisternden Fußball gespielt. Und das lass‘ ich mir auch nicht kaputt reden. So nach dem Motto: „Ja, aber so gut wie Barcelona sind die Bayern noch lange nicht.“

Ja. Stimmt. Aber war das unser Ziel? Kann das unser Ziel sein? In unserer Situation?

Vor einigen Wochen noch wollten wir nicht nur die Mannschaft, nein auch den Trainer und den gesamten Verein in Frage stellen.

Nun spielt unser aller Verein endlich wieder Fußball, auf den auch andere neidisch sein können und es gelingt uns immer noch nicht, einfach mal für eine kurze Zeit zu entspannen?

Natürlich reden wir hier nur über Mainz und wird Inter und Dortmund ein anderes Kaliber sein. Aber hey, nach manchen Spieltagen der Hinrunde wurde dieser Gegner, der die Tabelle – wie erwartet – nun ein wenig nach unten rutscht, noch von den Medien als Übermannschaft aufgebaut. Und dies nicht nur vom ZDF, das traditionell seine Nähe zu zumeist räumlich nah stehenden Vereinen mehr oder weniger offen zum Ausdruck bringt.

Damit ist wohl inzwischen Schluss.

Selbst wenn HB-Männchen Tuchel, noch einer dieser New-Generation-Trainer, die vor allem – in bester Winnie-Schäfer-Manier – am Spielfeldrand agieren, das alles klein und sich selbst und sein Team groß redet. Die Tendenz ist klar. Und das ein FC Bayern sich nicht zweimal pro Saison düpieren lässt, noch dazu, wenn unsere Weltklasse-Flügel wieder aktiv am Geschehen mitwirken, hätte auch klar sein müssen.

Wie auch immer.

Solche Spiele sind gut. Sie sind gut zwecks Vorbereitung auf wirklich schwierige Aufgaben. Zum Einspielen. Zum Selbstbewusstsein tanken. Nicht mehr und nicht weniger.

Denn unsere übriggebliebene Konkurrenz gewinnt ja nun ebenfalls am Fließband. Wollen wir hoffen, dass deren aktuelle Gegner sich gegen uns auch so in ihr Schicksal fügen und die Punkte willig herschenken. Wunschdenken.

Zum Spiel.

Die jungen Wilden glaubten offenbar wirklich an ihre Chance. Und phasenweise hatte sie diese sogar. Wenn sie offensiv gegen unsere Defensive agierten. Und da vor allem zentral.

Manchmal glaube ich schon, dass für mich Murmeltiertag ist, aber was die Herren Badstuber und Timoschtschuk da Spiel für Spiel auf den Rasen zaubern, mhm, das ist schon bemerkenswert.

Bei all dem Potential, was offenbar bisher flächendeckend nur Gerland, van Gaal und Löw gesehen haben, bekomme ich immer wieder Angst, wenn der Ball in die Nähe von Holger kommt. Badstubers Aktionen haben dann Züge eines Nervenbündels.

Ich will nicht abstreiten, dass aus ihm mal ein richtig Großer werden kann, aber HB braucht imho immer noch einen gestandenen(!) Innen(!)verteidiger. An seiner Seite. Dann hätten wir auf dieser Position wohl keine Probleme.

Diese haben wir allerdings immer noch auf der linken Außenbahn.

Zum Anpfiff spielte dort Luiz Gustavo. Weil van Gaal Pranjic die 6er-Position anvertraute. Ein Irrtum, wie sich herausstellen sollte. Den unser Trainer zur Hälfte der ersten HZ korrigierte. Gut. Danach wurde es besser. Auf der Sechs. Pranjic selbst wurde nicht sicherer.

Ein Glück, dass die Mainzer mit der eigenen Defensive so stark beschäftigt waren.

Später ging dann Badstuber vom Platz und Gustavo rückte auf dessen Position. Mit der Einwechslung Brenos bekam Luiz seinen vierten Mitspieler in diesem Spiel. Verrückt.

Andererseits kann man ja auch einmal versuchen, hier van Gaal zu verstehen. Er versucht, nachdem die Probleme in der Offensive mit der Rückkehr von Rib&Rob gelöst scheinen, die Formation für die Defensive zu kreieren, die ihn und uns durch die schweren Rest-Wochen der Rückrunde bringen. Wie im letzten Jahr.

Luiz Gustavo ist da ein Fixstern. Neben Lahm. Alles andere scheint noch nicht sicher. Hält Badstubers aktuelle „Formkurve“ an, sieht es für ihn nicht gut aus.

Abwarten. Gegen Mainz hat es ja noch einmal gereicht. Und ob wir Inter „einfach so weghauen“, davon bin ich so oder so noch nicht überzeugt. Also gehe ich höchstens von einer 50:50-Chance aus.

Was gab es sonst noch zu bemerken?

Herr Ribéry lieferte wohl das beste Spiel im Bayern-Dress seit gefühlten Jahren ab. Wahnsinn, was doch tatsächlich in ihm steckt. Vielleicht wollte er aber auch nur die Robben’schen Lobeshymnen der letzten Woche nicht auf sich sitzen lassen. Gute Reaktion, wenn es denn daran gelegen haben mag.

Überhaupt kann ich mir nun doch vorstellen, dass unsere Saison einen ähnlichen Verlauf nehmen könnte, wie in der letzten Rückrunde. Könnte. Wenn unsere beiden Weltklasse-Akteure auf den Außenbahnen nun endlich einmal beide(!) am Stück gesund bleiben.

Um diese beiden Spieler herum spielen nämlich Spieler wie Müller und Schweinsteiger – wenn auf ihren Ideal-Positionen in der Mitte (10 und 6) – noch einmal eine Klasse besser. Von Herrn Gomez ganz zu schweigen, dem die Phase, als das Spiel nur auf ihn zugeschnitten war und er uns mit seinen Toren am Leben hielt, offenbar dazu genutzt hat, sein Torgefährlichkeit jetzt auch wieder in der offensiven Robbéry-Welt zu präsentieren.

Habe ich jemanden vergessen?

Achja. Es gibt ja noch mehr Rückkehrer. Und einer stand auch schon wieder auf dem Platz.

Contento und Kroos.

Unser kleiner Exil-Deutsch-Italiener wird wohl alsbald das nächste Experiment auf LAV werden – hoffen wir das Beste.

Von Herrn Kroos allerdings war ich spontan durchaus angetan. Nicht nur, dass ich den Eindruck hatte, dass er inzwischen körperlich noch robuster geworden ist (oder lag das an den Trikots?), nein, er zeigte auch eine ansprechende Leistung. Und seine Fähigkeiten selbst sind ja zweifelsohne vorhanden. Abrufen ist hier das Thema.

Wie auch immer diese Positionskämpfe ausgehen werden – es ist gut, dass wir hier überhaupt mal wieder Konkurrenz schaffen können. Schwer genug mit einem solch kleinen Kader.

Die Binär-Bayern oder Kraichgauer Knochenbrecher

Als binär bezeichnet man – für alle Nicht-IT’ler – im Wesentlichen etwas, dass in zwei Zuständen auftritt. Beim Thema Computer ist dies sogar die Grundlage. Es gibt nur An oder Aus, 0 oder 1.

Auf den FC Bayern bezogen ist damit der Unterschied gemeint zwischen der Teilnahme Robbens am Spiel und seiner Abwesenheit.

In dieser Form sei es einmal deutlich erwähnt: Von Arjen Robben hängt beim FC Bayern ab, ob wir nur eine gute oder eben herausragende Mannschaft auf dem Platz stehen haben. Welcher Fan das immer noch nicht akzeptieren kann, dem sei die Robben-Bilanz in dieser Saison zu empfehlen.

22 Spiele in der Bundesliga. 4 davon mit unserem Holländer.

Bilanz: 10 von 12 Punkten mit Robben (2,5 Punkte pro Spiel), 29 von 54 Punkten ohne Robben (1,6 Punkte pro Spiel).

Ist das alles nur Zufall?

Nicht für mich. Wenn ich nur allein den Dampf vergleiche, der in den Spielen gegen Kaiserslautern(, Aachen), Werder oder Hoffenheim auf dem Platz vorherrschte, dann ist das doch wohl nicht zu vergleichen mit dem Rest der Saison, oder?

Der Mann macht einfach den Unterschied aus. Ob man das (und die Abhängigkeit des FC Bayern von ihm) nun gut findet oder nicht.

Ich hatte es ja schon auf Twitter angedeutet: „Was wäre heuer möglich gewesen, wenn Robben…“

Dieser Satz ist ebenso bitter wie die Mutter aller Konjunktive. Aber würden wir uns über all die BVB-Rekorde unterhalten, wenn Robben von Anfang der Saison an so bei uns gespielt hätte wie in der Rückrunde?

Spekulation. Aber der Grund für vieles, was bei uns im Argen lag und liegt.

Sei es drum. Die Hinrunde ist Geschichte. Und freuen wir uns lieber daran, dass – aktuell – sogar beide Flügelflitzer wieder auf dem bayerischen Rasen wirbeln.

Womit wir beim Spiel wären.

War das klasse?

Nicht nur, dass Robben UND Ribéry die Hoffenheimer Abwehr vom Anpfiff an vor massive Probleme stellten und somit den anderen Bayern jede Menge – schmerzlich vermisste – Freiräume einräumten, nein, auch was beide (vor allem unser kleiner Franzose) dann zusätzlich noch in der Defensive leisteten, war aller Ehren wert und habe ich speziell von Ribéry in dieser Breite noch nicht gesehen.

Rundherum ein perfektes Auftreten der beiden. Berücksichtigt man die Vorgeschichte und die Tatsache, dass es das erste Mal seit dem Pokalfinale(!) der Fall war.

Wie erwähnt zog unser Duo viele andere Spieler mit nach oben. Ferner durften – endlich – Herr Müller und Herr Schweinsteiger wieder ihre „richtigen“ Positionen auf der neuen Bayern-Achse einnehmen. Schweinsteiger auf der 6, Müller davor und nicht neben seinem Partner. Die Geschwindigkeit und die Anarchie eines Robben kombiniert mit dem Pendant Ribéry, dem Vollstrecker Gomez und dem Wirbelwind Müller – das ist mit das Beste, was die Liga zu bieten hat und auch in der Championsleague müssen wir uns da nicht verstecken.

Zu dumm, dass wir es Mitte Februar, am 22.Spieltag, erst zum ersten Mal(!) in dieser Saison bewundern durften. Noch dazu die fehlende Backup-Option und Verletzungsanfälligkeit der Flügelzangen – da steht dieses herrliche Offensiv-Quartett in fast jedem Spiel vor dem Aus. Denn die Gegner wissen das und handeln entsprechend.

Womit wir zum Gegner Hoffenheim kommen (müssen).

Durch die Bank war man sich ja einig, dass die Kraichgauer nicht ihren besten Tag in München erlebten. Abgesehen von der Huhn-oder-Ei-Diskussion, ob dies jetzt an der Schwäche der Hopp-Kicker oder an der Stärke des FC Bayern gelegen haben mag.

Aber wer nach 15 Minuten in München schon 2:0 zurückliegt, der kann hinten nicht ganz dicht sein. Dachte sich wohl auch der neue Trainer an der Seitenlinie und wechselte den zu seichten Rudy gegen den Sportskameraden Weis.

Fortan war die Marschrichtung klar. Schadensbegrenzung. Dagegenhalten.

Was dies in der Hoffenheim-Interpretation bedeutet lernte Herr Robben im Rahmen der Begegnung mit Herrn Simunic kennen. Blutende Nase und Lippe waren das Ergebnis.

Jetzt könnte man prinzipiell darüber diskutieren, ob Herr Simunic hier eine echte Verletzungsabsicht hatte oder nicht. Der Schiedsrichter schätzte die Situation entsprechend ein und gab (nur) Gelb. Er ignorierte die Vorgeschichte Simunics im Speziellen und der Hoffenheimer im Allgemeinen.

Selbst zu besten (spielerischen) Zeiten waren diese doch schon in der Bundesliga berühmt und berüchtigt für jedwede Aufregung an der Seitenlinie über jede noch so kleine SR-Entscheidung gegen sich (Ok, zumindest das hat sich nach dem Rangnick-Abgang beruhigt) und die „gesunde“ Härte war eben schon damals höchst gängiges Mittel zum Zweck.

Ich erinnere mich noch an jedes Spiel in dem derart harte Zweikämpfe an der Grenze (und darüber) zu beobachten waren. Muss das wirklich sein?

Wie auch immer. Zumeist haben wir sie ja am Ende dafür bestraft. So auch am Wochenende. Als Herr Robben seine Leistung noch mit zwei Toren krönte. Eins schöner als das andere.

Herrlich.

An so was muss man sich einfach erfreuen – was anderes bleibt einem nach dieser – zuvor Robben-losen – Bundesliga-Saison auch nicht übrig.

Bevor mich übrigens jemand falsch versteht: Es gab auch Kritikwürdiges im Spiel des FC Bayern.

In der Abwehr ist immer noch nicht die gewünschte Stabilität eingekehrt. Auch wenn Schweinsteiger auf der 6 zwar weniger spektakulär oder dafür defensiv umso effektiver agiert.

Muss er auch, denn was Herr Pranjic dort anbietet spottet inzwischen jeder Beschreibung.

Dessen Fehlpässe erinnerten an diverse Spieler, die am Samstag (endlich) wieder auf der Bank Platz nahmen oder inzwischen den Verein (Richtung Spanien) verlassen haben. Übel.

Herr Gustavo darf sich – im Rahmen seiner Eingewöhnung – auch gerne von unserem Trainer noch einmal das Wort Positionsspiel erklären lassen. Andererseits ist dieses Problem auf dieser Position nicht nur bei ihm aufgetreten. Die Herren Braafheid, Pranjic oder Contento können / konnten das mindestens genauso gut.

Es bleibt also weiterhin genug zu tun.

Vor allem aber sollten wir ab sofort unsere Flügelzange hegen und pflegen. Denn nur so erreichen wir „unsere Ziele“. Für den Pokal könnte es zwar auch ohne die beiden reichen, aber Platz 3 oder gar 2 und erst Recht die nächsten CL-Spiele selbst wären dann illusorisch.

Die nächsten Wochen sind die der sogenannten Wahrheit. Warten wir es ab. Danach könnten wir im Pokalfinale und CL-Viertelfinale (mit gleichzeitiger Finalrevanche) stehen, sowie die Meisterschaft eventuell wieder spannend gemacht haben.

Könnten. Hoffen wir’s.

Zwei Minuten auf Platz 2 oder Außer Arjen könnt Ihr alle gehen!

Ich fass‘ es nicht.

Als Titel für diesen Beitrag fallen mir so dermaßen viele Formulierungen ein, dass ich mich nur schwer entscheiden konnte.

Am Ende bleiben nur die folgenden Fragen:

Wie kann man einen Zweitligisten nur so dramatisch aufbauen?

Kann unsere Führung eigentlich noch ruhig schlafen, seit Jahren keinen Bundesliga-tauglichen Innenverteidiger gekauft zu haben?

Wieso habe ich – nur wenn Arjen Robben auf dem Platz steht – die Gewissheit, dass das nicht schief geht?

Antworten habe ich keine.

Dafür bin ich noch zu aufgewühlt.

So wie unser Trainer nach dem Schlusspfiff.

Zu den Details.

Nach so einer Halbzeit, als der kölsche FC – inklusive seines Torhüters – seine Zweitligazugehörigkeit mehr als bewiesen hat, kommt unser aller FC Bayern einmal mehr mit einer Schlafmützigkeit aus der Kabine, die in der Geschichte der Bundesliga inzwischen wohl ihresgleichen sucht. Ich kann diese Ausreden nach dem Spiel schon lange nicht mehr hören und ich frage mich, wenn ich davon ausgehe, dass ich hier mit Erwachsenen rede, ob es sich dabei gar um Absicht handelt.

Wir brauchen uns nicht darüber unterhalten, dass die Bayern vor der Halbzeit keinen Handelfmeter bekommen haben (so gleicht sich innerhalb einer Woche sowas schnell mal aus) und es eine Abseitsposition vor dem Ausgleich gab. Denn schließlich kann der FC Bayern vor dem 1:0 auch schon einen Spieler verlieren.

Nein. Dieser erneute Rückschlag hat einzig und allein mit dem FC Bayern zu tun. Denn das der FC es nicht drauf hat, hat er ja in allen anderen Spielen bewiesen. Schlimm, dass wir hier unsere Bundesliga-Lieblingsrolle geben mussten: Aufbaugegner.

Sowas kann, sowas darf nicht passieren.

Andererseits sind unsere Probleme hausgemacht.

Fünf Tage nachdem erneut eine Transferperiode abgelaufen ist, ohne dass sich der van-Gaal’sche FC Bayern substanziell verstärkt hat, müssen wir uns mit Spielern wie Badstuber oder Timoschtschuk durch die Rückrunde quälen. Ob unser Trainer auch daran nach dem Schlusspfiff gedacht hat?

Bitter, dass Arjen Robben unsere einzige sichere Option auf Erfolg zu sein scheint. Denn auch Ribéry braucht nun wohl wieder Wochen um annähernd an seine Top-Form zu kratzen.

Blöd auch, dass es erst eines 2:3 (nach 2:0) braucht, damit wir im Kölner Stadion mal so richtig Druck aufbauen. Übel, dass wir in dieser Phase den Ball regelrecht ins Tor tragen wollten.

Tabellarisch stehen wir jetzt ernsthaft wieder auf Platz 5, hinter Mainz und Hannover zurückgefallen. Schon wieder.

Wie, bitte? Ob es auch was Positives gab? Weil Leverkusen ebenfalls verloren hat und Mainz spät den Ausgleich bekam?

Albern. Ist das unser Anspruch?

Dann lieber über Gomez reden, der imho der beste Bayern-Spieler auf dem Platz der ersten Halbzeit war.

Der Rest fiel nicht weiter auf. Also positiv jetzt. Es war eher eine mannschaftliche Stärke in HZ1 (abgesehen von der inneren Defensive).

Wer sich die Serie gegen den kölschen FC anschaut, kann sicher verstehen wie groß inzwischen mein Frust ist. Denn nach solchen Spielen wie heute, vergisst man nämlich ganz schnell, wie derbe, einfältig, läppisch oder unverdient sich die Kölner über die Jahre all diese Ergebnisse ermauert haben.

Trotzdem.

So einen Gegner muss man – gerade nach einem 2:0 zur Halbzeit – weghauen. Punkt. Allerdings ist dies das Problem der diesjährigen Bayern. Es geht nicht. Auch wenn wir dies in einer Mini-Serie über eine Woche mal dachten.

Mir reichts erstmal. Ich will keine Bayern-Spieler mehr hören oder sehen in den nächsten Tagen, ganz besonders keine Defensiv-Spieler!

Von Eigentoren, Handelfmetern und fliegenden Holländern

Wenn ich Bremen-Fan wäre, würde ich mich nach dem Gastspiel der Bayern über ein paar Dinge aufregen:

Den Schiedsrichter, der nicht nur einen Handelfmeter nicht gegeben hat sondern auch sonst – gefühlt – nicht unbedingt auf Seiten der Heimmannschaft war.

Das Pech, das man sich gegen einen übermächtigen Gegner mehr oder weniger selbst geschlagen hat.

Vor allem würde mich aber aufregen, dass meine Mannschaft – obwohl sie wie ausgewechselt nach dem Köln-Desaster agierte – es nicht geschafft hat, diese bayerische Mannschaft zu schlagen.

Es wäre an diesem Samstag möglich gewesen.

Wenn Werder nicht so dermaßen in einer Krise stecken würde und die Bayern nicht so arg viel Potential hätten.

Als Bayern-Fan kann mich all dies natürlich nicht kratzen. Gegen kaum einen anderen Gegner – außer vielleicht die Lauterer, machen Siege soviel Spaß. Und wenn dann auch nicht Fehlentscheidungen wie der nicht gegebene Handelfmeter eine Rolle spielen, hüpfe ich vor Freude an die Decke.

Wieso?

Weil ich über so, so viele Jahre immer und immer wieder das Gejammer a la Schaaf und Allofs in den Ohren hatte. Über diese bösen Schiedsrichter. Und weil ich dann immer und immer wieder meine (inzwischen nicht mehr ganz so aktuelle) Lieblingstabelle hervorholen kann.

Für mich ist das ein innerer Reichsparteitag (ich darf das doch so sagen, oder? Bin schließlich nur Blogger und nicht beim Fernsehen). steter Quell der Freude.

Das aber nur am Rande.

Das es einen Handelfmeter gegen die Bayern hätte geben müssen, da sind wir uns ja sicherlich einig. Auch wenn ich das erst in der Wiederholung (vor allem von hinter dem Tor) so sehen konnte. In realer Geschwindigkeit hatte man noch den Eindruck, dass Gustavo einfach nur schnell die Hand wegzog.

Ist aber egal.

Weil es erstens nicht so gekommen ist, zweitens die Bayern insgesamt bewiesen haben, dass sie aktuell Rückstände oder Rückschläge aufarbeiten können und drittens der Schiedsrichter tatsächlich – neutral betrachtet – bis auf diese Szene fehlerlos agierte. Punkt.

Im Grunde hatte ich kaum Zweifel (selbst als das 0:1 fiel), dass die Bayern in diesem Spiel diese Bremer schlagen würden. Es war nur eine Frage der Zeit.

Wieso? Weil z.B. im grün-weißen Duselhinspiel der Faktor Robben fehlte.

Halten wir die Fakten fest:

Werder legte los wie die Feuerwehr. Man hatte schließlich nichts zu verlieren. Alle Welt erwartete eine Niederlage. Laufbereitschaft, Kampf, Zweikämpfe und Pressing. Alles da. Und das reichte schon um die Münchner erstmal lahm zu legen.

15 Minuten ging das so.

Dann nahm der FCB gnädigerweise auch mal am Spiel teil. Und die Bremer Herrlichkeit beschränkte sich fortan auf eine stabile Defensive und gelegentliche Konter. Zumeist durch individuelle Fehler im Aufbauspiel der van-Gaal-Kicker ermöglicht. Und davon gab es jede Menge. Herrje. Was wäre nur gegen einen Gegner wie Inter… ach lassen wir das.

Die erste Halbzeit ist somit schnell erzählt. Werder hatte Chancen, Bayern hatte bessere. Chancenverwertung auf beiden Seiten Mangelware.

Dann der frühe Rückstand nach dem Seitenwechsel – Rückfall in alte (Hinrunden-)Zeiten?

Nein. Nur weil der grün-weiße Innenverteidiger ein Zufallstor in die Münchner Maschen zirkelt, brach unsere Mannschaft diesmal nicht auseinander. Stattdessen wurde weiter nach vorne gespielt. Nicht wie zu besten 2010er-Rückrundenzeiten, aber immerhin so stark, dass sich das Blatt mehr und mehr zu neigen begann.

Dem fliegenden Holländer Robben war es vorbehalten dies endlich umzusetzen. Was nötig war, denn in der ersten Halbzeit war unser Flügelflitzer ungewöhnlich oft an der Verhinderung einer Torchance beteiligt.

Der Ausgleich ließ bei der Schaaftruppe auch mental das letzte Fünkchen Hoffnung schwinden, gegen diesen FC Bayern hoch zu gewinnen.

Ab diesem Zeitpunkt wurde es für mich zum Genuss. Und selbst wenn Herrn Gomez diesmal kein Tor vergönnt war, seine Rolle als Sturmtank im Strafraum erinnerte an beste VfB-Zeiten, die er zunehmend vergessen lässt und durch seine Münchner Präsenz ersetzt. Klasse.

Das Eigentor des zuvor noch gefeierten Bremer Helden, ließ sicherlich diverse Kollegen der sog. professionellen Print-Journalisten folgende Tastenkombination drücken Strg+A und Strg+X. Dumm gelaufen.

Der Rest des Spiels war Sahne.

Gibt es darüber hinaus noch etwas zu kritisieren?

Die Egozentrik eines Robben hatte ich schon erwähnt. Davon ab muss ich fast ausschließlich loben.

Die Herren Badstuber und Lahm zeigten durchaus ein ums andere Mal Aktionen, die ich letzte Woche noch explizit vermisst hatte.

Sehr gut. Wird doch so langsam.

Ein Sieg, ist ein Sieg, ist ein Sieg. Und somit sind wir schon auf Platz 3 angekommen. CL-Qualifikation. Nur noch ein Platz und wir schauen, ob vielleicht nach ganz oben noch was geht.

Denn selbst wenn die Dortmunder in Wolfsburg klar gewannen ((bitter-)süß übrigens zu beobachten, wenn man Spiel und Platz mit dem gegen uns vergleicht (aber so was gibt es ja gar nicht, dass z.B. Rasenflächen erst nach dem Spiel gegen die Bayern ausgetauscht werden, gell Herr Magath)) – wovon ich ausgegangen war – muss es ja nicht heißen, dass es in Spielen wie z.B. am nächsten Freitag gegen Schalke, nicht doch einen Wackler gibt. Und wenn nicht, dann wollen wir uns doch nichts vorwerfen lassen, oder?

Ab sofort gibt es ohnehin nur noch ein Ziel: Im nächsten Spiel den kölschen FC zu bestrafen!

Der Robben-Faktor oder Willkommen im Club, BVB

Mein FC Bayern hat gestern gegen die Lauterer gewonnen. Und zwar ebenso verdient wie standesgemäß. Jedes Tor gegen die Pfälzer ist ein gutes Tor. Nicht nur von uns geschossen.

Gleichwohl wäre allein die Betrachtung des Ergebnisses reine Augenwischerei.

Bis zum 1:0 durch unseren Heilbringer stand der Sieg auf der Kippe. Ein Remis lag in der Luft. Und nicht nur zur Halbzeit.

Es gab zwar jede Menge Alarm in des Gegners Defensive, aber entweder fischte Herr Rodnei die Bälle ab, oder unsere Bemühungen waren zu unpräzise.

Ganz im Gegensatz zu unserer Defensive. Da war gefühlt mit jeder Aktion unseres Gegners Holland in Not.

Alter Schwede, wie viele Fehlpässe waren das in der roten Zone in der ersten Halbzeit? Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen.

Das letztwöchige Gastspiel bei der Werksmannschaft in Niedersachsen habe ich ja (leider) verpasst, aber so oder so ähnlich muss das wohl gegen Ende des Spiels ausgesehen haben. Von daher ein Vorteil, wenn diesmal die zweite Halbzeit die bessere war.

Trotzdem muss man darüber reden dürfen, dass Herr Lahm auch am 19.Spieltag in der Post-WM-Saison seiner Form hinterher läuft, ein Herr Badstuber sichere Pässe zumeist nur zum Torhüter spielen kann und man permanent den Eindruck hat, der bricht sich die Füße, wenn ihm zwei Gegenspieler entgegenkommen und er einen komplizierten Pass spielen müsste.

Zu allem Überfluss agierte Herr Timoschtschuk wie ein A-Jugendlicher, der sein erstes Bundesligaspiel absolviert. Von Herrn Gustavo will ich erst gar nicht reden. Vor dem Spiel habe ich die noch Stirn darüber gerunzelt, dass unser Trainer davon sprach, er hätte „noch Probleme mit der Eingewöhnung“. In welcher Liga hat der in den letzten 1,5 Jahren gespielt? Oder ist das sein Zwillingsbruder?

Im Ernst: Das hört sich nach massivem Bashing an. Vielmehr steckt aber massive Unsicherheit und Befürchtung dahinter, dass es gegen richtig starke (oder euphorisierte) Gegner wie Inter oder Aachen schief gehen könnte.

Wo ist diese Vorbereitung geblieben, von der alle im Verein so extrem geschwärmt haben? Das wirkt alles total instabil.

Umso erstaunlicher, was gestern am Ende dabei heraus kam.

Andererseits muss man dabei erwähnen, dass in der zweiten Halbzeit ein ganz anderer FC Bayern auf dem Platz stand. Ein FC Bayern, der statt eines Pausentee mit Baldrian wohl drei bis vier Tassen Cappuccino gereicht bekam.

Endlich möchte ich hinzufügen.

Auch wenn heuer selbst ein 2:0-Heim-Vorsprung noch keine 100%-tige Souveränität bringt. Gesehen nach dem 1:2-Anschlusstreffer, der wie aus dem Nichts infolge des ukrainischen Luftlochs zustande kam.

Übel.

Dann allerdings der Abpraller, der bei Gomez landete zum vorentscheidenden 3:1. AusdieMaus.

Glücklich zwar, aber selbst das hat uns ja in Wolfsburg gefehlt.

Alles Weitere war zur Abwechslung mal eine Konsequenz, die wir nicht immer genießen durften in dieser Saison. Denn dass das Torverhältnis entscheidend sein kann, sieht man ja daran, dass wir durch die Ergebnisse der Konkurrenz nun schon punktgleich auf Position 3 liegen. Aufgrund des Torverhältnisses. Auch wenn wir davon ausgehen müssen, dass die Gladbacher heute nicht ausgerechnet gegen die Leverkusener zurück in die Spur finden.

Zurück zum Spiel und unseren Helden.

Kraft zeigte ein ordentliches Spiel, lenkte einen Ball stark um den Pfosten. Zweimal ließ er sich aber von unserem Hühnerhaufen in HZ1 anstecken und irrte verwirrt durch den 5-Meter-Raum. Schwamm drüber.

Über die Defensive habe ich schon einiges gesagt. In HZ2 wurde es besser, vor allem auch deshalb, weil von den Lauterern noch weniger kam. Abgesehen von einem kurzen Aufbäumen nach dem Anschlusstreffer.

Das defensive Mittelfeld?

Decken wir den Mantel des Schweigens darüber. Herr van Bommel wird bis zu seinem Abschied seine alte Form der Vorsaison nicht wiederfinden. Und als Kapitän genießt er unter unserem Trainer aus Prinzip Artenschutz. Iss so. Kann man nicht ändern, braucht man sich also auch nicht drüber aufzuregen. Herr Gustavo wechselte sich ja mit Herrn Pranjic auf diversen Positionen ab. Sicherer wurden seine Aktionen dadurch in der Breite nicht.

Die Flügel waren lahm. Schade. Allein Herr Robben und Herr Müller machten Alarm. Ganz vorne. Dahinter kam allerdings nichts nach und so blieben es Einzelaktionen. Gefährliche zwar und im weiteren Verlauf erfolgreiche, aber „wie aus einem Guss“ ist was anderes.

Die restliche Offensive?

Herr Schweinsteiger – bemüht.

Herr Gomez – nicht minder. Aber was unser schwäbische Spanier da in der ersten Halbzeit zeigte, war mehr als ausbaufähig. Sein eindeutiger Vorteil gegenüber Konkurrent Klose: Er redet nicht nur von Stammplatz, er rechtfertigt ihn, indem er Chancen auch verwertet. Und sich jetzt sogar in der Torschützenliste nach vorne geballert hat. Respekt.

Chancen muss man nutzen. Und das hat der FC Bayern gestern endlich einmal wieder konsequent getan. Nicht mehr und nicht weniger. Das es überhaupt zu derlei Chancen kam, haben wir aber auch der Rückkehr eines Herrn Robben zu verdanken.

Wo wären wir, wenn er schon früher… ach lassen wir das.

Was mich freut – fernab jeglichen Aufholjagd-Gefasels – dass die Dortmunder nun endlich auch einmal von ihrer eigenen bitteren Medizin gekostet haben. Überlegen gespielt, 1:0 geführt und spät den Ausgleich bekommen, weil man Chancen nicht nutzt? Willkommen im Club, Ihr Dortmunder!

Mehr gibt es von meiner Seite nicht zu sagen.

Jetzt geht’s nach Aachen, dass wird ein heißer Tanz. So aus Prinzip und weil die Grenzstädter nix anderes haben, worauf sie sich konzentrieren können/müssen. Danach gegen die Bremer, die sich ebenfalls mental schon seit Wochen auf ihr Heimspiel gegen uns freuen. Auf ein Heimspiel, in dem sie sich wieder mit 11 Mann am eigenen Strafraum versammeln werden um dann unsere Wackeldefensive mit massiven Kontern zu überraschen. Um was wollen wir wetten?

Bis dahin genieße ich allerdings noch dieses wundervolle Ergebnis von gestern. Gegen meine „Lieblingsgegner“.

Die kürzeste Rekordaufholjagd in der Bundesliga-Geschichte. 86 Minuten.

Das war sie also. Unsere Aufholjagd. Auf den Titel, auf Dortmund.

Ein läppisches 1:1 bei zuvor mehr als verunsicherten Wolfsburgern?

Nach dieser ganz, ganz tollen Vorbereitung? Nach dieser ganz, ganz großen Zuversicht, endlich eine Serie zu starten? All der Selbstsicherheit und den vielen, vielen Videostudien der Vorrunde?

Fein. Aber es sind ja immer noch 48 Punkte zu vergeben.

Schwachfug. All das.

Ich bin fertig mit dem Thema Meisterschaft. ‚Hatte ohnehin nur eine vage Hoffnung. Insofern Leverkusen die Dortmunder schlägt und wir in Wolfsburg gewinnen. Naiv nennt man so was.

In dieser Saison spielen Teams wie Leverkusen zuhause 1:1 gegen uns und ergeben sich der Borussia, schlägt Schalke uns 2:0 und liefert einen Offenbarungseid ab gegen den HSV. Den HSV.

Skurril bis lachhaft, dass der FC Bayern seinen Rückstand auf die Plätze 3 und 4 sogar verkürzt hat.

Trotzdem sind dies die Sphären in denen sich die Münchner heuer bewegen. Europa League bis Championsleague-Qualifikation.

Mehr kann man nicht erwarten, wenn man in den ersten 30 Minuten eines Gastspiels gefühlte zehn 100%-tige Chancen auslässt und in 18 Spielen 6 von 10 Elfmetern verschießt.

Ein Treppenwitz. Für einen Verein wie den FC Bayern.

Das einem „Leader“ wie Schweinsteiger passiert, einen Ball im eigenen Strafraum in der 86. Minute nicht einfach wegzuhauen, sondern das Problem spielerisch lösen zu wollen, spricht schon eine deutliche Sprache. So kommen wir nicht vom Fleck. Als ob all die Teams, die sich in dieser Saison gegen uns Punkte erkämpft, erzittert oder erduselt haben, danach den großen Durchmarsch hinlegten.

Pfff.

Am meisten nerven mich diese Allgemeinplätze nach dem Spiel. Die höre ich jetzt schon die ganze Saison. Ein – in Gedanken längst abwesender – Mark van Bommel faselt immer noch etwas davon, dass er solange an die Meisterschaft glaubt, wie rechnerisch alles möglich sei. Aha. Unrecht hat er nicht, aber man nimmt ihm, nimmt man dem FC Bayern derlei noch ab?

Und jetzt fällt auch noch Ribéry aus. Zwar kürzer als gedacht. Aber auch das Comeback von Robben zeigte ja, dass wir unsere Topform mit beiden Flügelflitzern wohl erst wieder erleben dürfen, wenn der Zug in Meisterschaft und Championsleague (Inter legt nämlich gerade eine Siegesserie hin) längst abgefahren ist.

Punkt. Bitter, aber iss so. Ich bin da ganz realistisch.

All das sage ich, wo ich doch nur Bilder von Zusammenfassungen gesehen habe.

Aber die zusätzlichen Kommentare über die unterschiedlichen Kanäle bestätigten das ja.

Gibt es überhaupt etwas Positives zu vermelden?

Doch. Tatsächlich.

Ab sofort will Herr Robben die Elfmeter schießen. Ein Anfang.

Und dann – was für eine Geschichte – hält Herr Kraft doch tatsächlich als gäbe es kein Morgen. Sogar einen Elfmeter. Sagenhaft (wie erwähnt: Ich springe. Und zwar über meinen Schatten).

Aber eben auch nur ein Spiel. Womit wir bei insgesamt drei wären. Also belassen wir es dabei und konzentrieren wir uns darauf, wie wir es jetzt endlich einmal schaffen, die Konzentration über die vollen 90 Minuten zu halten.

Das wäre der nächste Schritt. Auf dem mühsamen Weg zu Platz 2.

Einzelkritik?

Fällt schwer, wenn man keinem Spieler über die volle Distanz zusehen konnte.

Robben mit guten Ansätzen. Da spielt wohl die Zeit für uns. Ebenso wie bei vielen anderen.

Nächste Woche gegen Kaiserslautern. Dann auch wieder live. Gegen Lauterer im Übrigen, die ich heute ja live (in 3D) erleben durfte.

Eigentlich in der Arena kein Thema (noch dazu ohne Lakic, einem der Torschützen im Hinspiel). Aber was heißt das schon in dieser Anti-Bayern-Saison…

Das Spiel der fünf Halbzeiten oder Winterpause. Schade.

Was für ein Spiel. In allen fünf Phasen.

Erst ein schwäbischer VfB der – na klar – gegen uns mächtig Gas gibt. Einige unserer Herren Fußballer zeigten sich mehr als überrascht darüber. Dann ein FC Bayern, wie wir ihn lieben. Eiskalt und gnadenlos.

Nach dem 0:2 höre ich mich selber sagen: „Wenn wir jetzt noch das 0:3 machen, dann glaube selbst ich, dass in HZ2 nix mehr schief geht“.

Und was passiert?

Die Bayern rund um den agilen Müller und den endlich wieder starken Ribéry machen das.

Sicher. Unser Gegner zeigte eine Defensivleistung, in der selbst die Sportskameraden van Buyten und Demichelis noch eine Verstärkung darstellen würden, aber zu solchen Fehlern und Unaufmerksamkeiten muss man den Gegner erst einmal zwingen. Und ganz ehrlich: Der FC Bayern hat in dieser Hinrunde schon genug Punkte mit solchen Dingen liegen gelassen und somit den Dortmundern die Chance zu solch einem großen Vorsprung gegeben.

Gleichwohl ist der FC Bayern im auslaufenden Jahr 2010 der FC Bayern. Und somit erlebten wir – wie unzählige Male zuvor – erneut ein Deja Vu.

Schlafmützige Bayern fangen sich direkt nach Wiederanpfiff ein Gegentor, das den Gegner tatsächlich noch einmal aufbaut.

Endlich, ja endlich einmal sehe ich danach aber meine Mannschaft, mein Team, dass sich wehrt und rigoros zurückschlägt.

Zack. Zack.

5:1 führen die Bayern beim schwäbischen Abstiegskandidaten. Ich kann mein Glück kaum fassen. Sollte ich aber besser, denn die Münchner haben an dieser gewissen Art von Aufbauarbeit Gefallen gefunden und somit gelingt es diesem – phasenweise zweitklassigen – Gegner doch tatsächlich noch einmal so etwas ähnliches wie Spannung ins Spiel zu bringen.

Hallo, FC Bayern?

Beim Stand von 5:1 – auswärts – in der 54. Minuten darf man nie und nimmer innerhalb von 6 Minuten noch zwei Gegentore fangen. Echt nicht.

Sowas geht gar nicht.

Und wann hört das endlich mal auf?

Klar. Wir wissen nicht, wie es mit Schweinsteiger gelaufen wäre. Aber Ottl und van Bommel gehen in dieser Form gar nicht. Ganz zu schweigen von Herrn Lahm, der am eigenen 16er den Ball vertändelt und fast noch ein weiteres Gegentor verschuldet (um nur mal eine Szene unseres Ex-Flügel-Weltstars zu nennen)!

Komische Stimmung. Irgendwie.

Zum Abschluss der Hinrunde darf ich einen fast perfekten Bayern-Spieltag erleben. Rückstand um Rückstand auf diverse Konkurrenten aufgearbeitet um auf einem Europapokalplatz zu überwintern und ferner mit der Erkenntnis, dass der BVB tatsächlich noch verlieren kann.

Alles gut. Eigentlich. Aber andererseits schade. Weil es erstens immer noch zu viele Streuverluste und Risiken in diversen Mannschaftsteilen gibt und wir zweitens offenbar aktuell mit aufsteigender Kurve agieren und es mich schon interessiert hätte, ob wir das nächste Spiel ebenfalls so gespielt und Dortmund ebenfalls… ach was solls. Es ist Winterpause und wir wollen nicht übertreiben.

Jetzt noch den Pokal im Wiederholungsspiel von Sonntag gut über die Runden bringen und dann ein paar Tage durchschnaufen.

Wann fängt das berühmte Trainingslager an? Und wie geht es Robben?

In diesem Sinne: Auf gehts, Ihr Roten! Und zwar in die Rückrunde.

Weltpokalsiegerbesieger-Besieger und Der ewige Basti

Ich bin spät dran. Ich weiß. Mal wieder. Aber im Büro gibt es die übliche Jahresendrallye.

Zwei Dinge haben die Gazetten und sonstigen Kanäle rund um das Spiel gegen die Kiezkicker beherrscht. Die Tatsache, dass die Bayern wohl nun die beste Heimmannschaft der Liga sind (merkwürdige Tatsache anhand unserer Tabellensituation) und natürlich die erhoffte Vertragsverlängerung unserer neuen Mittelfeldmotors Bastian Schweinsteiger.

Meine Güte. Sollte Schweinsteiger bis zu seinem neuen Vertragsende in München bleiben, war er dann 18(!) Jahre im Verein. Das ist schon ganze Menge. Scheint aber eine neue Tendenz beim FC Bayern zu sein, eine neue Ära.

Denn ebenso die derBastian spielen ja noch weitere Eigengewächse wie Lahm, Müller und Badstuber längerfristig bei unserem Verein.

Wer will da noch davon sprechen, dass Eigengewächse und Talente beim FC Bayern keine Chance haben? Die üblichen Verdächtigen. Aber die kann man eh nicht überzeugen…

Nein, ich find‘ das mit Schweinsteiger richtig gut. Und ich bin ehrlich. Neben der Verlängerung von Müller ist das die wichtigste Nachricht in diesem Rahmen. Bei den Herren Badstuber und Lahm ist das eher das Vertrauen, auf künftige (Badstuber) oder zurückkehrende (Lahm) Stärke.

Zukunftsmusik.

Zurück zum Spiel.

Direkt nach Anpfiff wähnte ich mich im falschen Film. Die Hamburger Sportskameraden legten los wie die berühmte Feuerwehr und brachten unsere Defensive nicht nur einmal bedenklich in Schwierigkeiten. Am Ende sind wir schlauer und begriffen, dass dieses Spiel im Rahmen des diesjährigen Musters eine Vertauschung der beiden Halbzeiten mit sich brachte:

Ein starke zweite und extrem viel Schwimmübungen zum Start der ersten Halbzeit.

Sei es drum. In unserer Punktesituation nehmen wir es, wie es kommt.

Und es scheint zu kommen. Also Besserung. Herr Ribéry gewinnt pro Spiel 5-10 Prozent und ist demnach aktuell schon wieder bei… na auf jeden Fall besser als zuvor.

Daneben hatte Herr van Bommel diesmal keine rotwürdigen Fouls dabei. Ein deutliches Zeichen für bessere Fitness?

Sicher. Es gab Ausfälle. Herr Müller als Mittelstürmer. Aua. Aber sind wir nicht zu streng. Dafür, dass der FC Bayern gegen St.Pauli mehr oder weniger ohne echten Stürmer auf dem Platz stand, war das alles recht ordentlich.

Überhaupt, St.Pauli.

Ich sag es ja nur ungern (nein, ist gelogen, mir gefällt das sehr gut), aber St.Pauli ist die bessere Hamburger Mannschaft. Nicht zwingend tabellarisch, aber wenn ich die beiden Spiele vergleiche, dass war St.Pauli doch weit aus näher an einem Sieg gegen uns und wir gegen die Stadtteilkicker mehr in Bedrängnis als über die vollen 90 Minuten gegen HSV. Iss so. Bringt aber nix, denn beide liegen hinter uns und haben andere Probleme. Also abhaken.

Die Hinrunde ist nun fast rum. Robben trainiert (bald) wieder (noch so Wahnsinnsmeldung) und wir können uns nun voll und ganz auf die schwäbischen Bruno-ianer einstellen.

Na, ob das ein Auftakt nach Maß für den neuen VfB-Trainer wird? Ich hoffe nicht.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Unchlaublicher Königsblauer Dusel und der Abschied vom Titel. Vorerst.

Es ist ja inzwischen bekannt, dass in mir zwei Seelen schlummern. Die eine ist während eines Bayern-Spiels aktiv, die andere davor und danach.

Mit der einen ist nicht gut Kirschen essen, die andere schreibt gerade dieses Bericht. Früher – vor den Kindern – habe ich mich vorm Bildschirm gerne auch mal wie im Stadion aufgeführt. Verbal wie körperlich. Da nimmt man sich als Vater irgendwann zurück.

In dieser Hinrunde fällt dies allerdings zunehmend schwerer. Während des Spiels. Nach dem Spiel kommt mehr und mehr das Gefühl der Resignation. Wobei das jetzt kein fishing for Mitleid sein soll.

Es ist halt einfach nur so, dass meine Bayern immer und immer wieder klasse spielen, was Aufbauen, in Führung gehen oder einfach nur gut spielen. Und später dann alles wieder umschmeißen. Mit dem Hintern, einem Ausrutscher im eigenen 16er oder sonst was.

Am Ende steht ein erneuter Punktverlust. Wie in Schalke.

Das ist bitter.

Dabei lief doch alles perfekt. Wir hatten die Knappen im Sack. Und selbst wenn der bekannte Hobby-Intellektuelle und Sportskamerad Metzelder davon faselte, dass man das ja alles so geplant hatte, den Bayern zuschauen und sie „spielen lassen wollte“, so kann man nicht umhin, diese Einschätzung ins Reich der halluzinogen Drogen zu schieben.

Sicher, es gab auch Entlastungsangriffe der Schalker und ja, wie immer, hätte einer bestimmt auch zu einem Tor führen können, aber mal ehrlich Leute, wenn die van-Gaal-Kicker auch nur annähernd so etwas wie eine Chancenverwertung ihr eigen nennen würden, dann wären für die Ruhrpottler zum Seitenwechsel schon die Lichter ausgegangen.

Die Bayern haben in dieser Saison aber so was nicht!

Vielmehr mutet es inzwischen eher wie ein zwanghaftes Muster an, dass der zunächst völlig unterlegene Gegner dann doch irgendwann das Tor, die Führung erzielt und somit das Spiel auf den Kopf stellt.

So gesehen in Gladbach, in Leverkusen und nun in Schalke. Um nur einmal ein paar Beispiel zu nennen. Aber was willst‘ da machen?

Der Trainer kann die Bälle nicht reinmachen. Und er wird seinen Spielern bestimmt nicht sagen, dass die das lassen sollen.

Unser Mann an der Linie macht doch zumeist das Richtige. Es war richtig Herrn Demichelis und Herrn van Buyten auf die Bank zu setzen. Die Vertreter Breno und Timoschtschuk standen bis vor dem 0:1 aber so was von sicher. Oder will das jemand abstreiten? Wo waren die Lücken in der defensive Mitte?

Und das Spieler, die wir vor wenigen Tagen noch sehnsüchtig zurückerwarteten, dann, wenn sie zurückkommen, nicht sofort wieder bei 100% ihrer Leistungsfähigkeit sind? Was kann der Trainer dafür?

Sollten wir lieber die Herren Ribéry, van Bommel, Contento und Co. ihre Form bei der zweiten Mannschaft suchen lassen?

Natürlich ist unser Kapitän noch lange nicht wieder in der Form des Vorjahres. Was auch seine Foultaktik und Langsamkeit (ein direkter Zusammenhang) erklärt, aber woher soll es kommen? Und Contento? Der sah doch erst alt aus, als Herr Farfan das Spielfeld betrat.

Vor allem – und da beisst die Maus keinen Faden ab – kann Herrn van Gaal ja wohl nichts für Herrn Neuer, oder?

Alter Schwede. Bei aller Antipathie, die man für ihn empfinden kann (allein, weil er im Schalker Tor steht), aber hat der Kahn-esk gehalten?

Zu allem Überfluss kam dann noch das Glück der Schalker hinzu, dass Pfostenbälle bei den Bayern vorbei, bei ihnen aber ins Tor fliegen. Ganz zu schweigen von dem Pech (nicht Verschwörung), dass den Bayern jetzt im dritten Spiel in Folge zu Unrecht ein Abseitstor nicht gegeben wurde.

Da machst Du nix.

Nein, ganz im Gegenteil bin ich nach diesem Spiel eher tiefenentspannt. Der Meisterschaftszug ist abgefahren. Das befreit. Wer glaubt ernsthaft, dass die Bayern 17 Punkte auf- und gleichzeitig 6 Mannschaften überholen. Trotz einem Robben in der Rückrunde. Wenn er überhaupt zurückkommt.

Ab sofort ist die Championsleague-Qualifikation das Ziel.

Mich erinnerte dieses Spiel an ein Gastspiel in Bremen im Herbst 2001. Als CL-Sieger und Titelverteidiger in der Bundesliga legten wir einen Superstart hin. Obwohl unser Anführer Effenberg weitestgehend verletzt ausgefallen war („was passiert wohl erst, wenn Effe erst mal zurück ist?“). Dann seine Rückkehr in Bremen und es gab prompt ’ne Niederlage. Tja.

Jetzt kommen so nach und nach die verletzten Stammkräfte zurück und was passiert? Noch mehr Sand im Getriebe. Ja, hallo?

Ist doch klar.

Sind wir lieber froh, dass auf uns nicht so ein Druck wie auf dem aktuellen Vizemeister lastete. Deren Absturz erinnerte in der Liga ja fast schon an alte Clubberer-Traditionen…

Egal, ich schweife ab.

Gibt es Anlass zur Einzelkritik? Sicher, aber darauf habe ich gerade mal keine Lust. Im Grunde ist oben dazu schon alles gesagt. Ab sofort gibt es nur noch eine Direktive: Spiele gewinnen, Plätze klettern. Nicht für die Meisterschaft. Nicht gegen den BVB. Für uns selbst. Für die Championsleague.

Sechs Punkte Rückstand auf Platz 3 und sieben auf Mainz sind schon genug. Noch zweimal Bundesliga, einmal Ananas-Cup in der Championsleague und der Kampf um das Überwintern im DFB-Pokal. Dann in der Winterpause Kräfte und Form sammeln und angreifen.

Aber bitte ab sofort ohne Tabellenrechnungen oder Vorhersagen. Ein wenig Demut nach innen und außen stünde uns aktuell mehr als gut zu Gesicht.