Qatar München FC

Heute erfuhr ich über einen Twitterlink von den neuesten Entwicklungen beim neuesten Feindbild aller Fußballfans – außerhalb von Paris – PSG (Paris Saint-Germain Football Club).

Gut, erstens ist die Umbennung eines Vereins (Hoffenheim, etc.) oder eines Stadions (Schalke, Dortmund, Hamburg, etc.) jetzt auch in Deutschland weiß Gott nichts Ungewöhnliches, gibt es erstens PSG selbst erst seit 1970 und tauchte der Name „Paris FC“ zweitens in der eigenen Geschichte schon 1972 einmal auf – hier geht es mir aber um die Gesamtentwicklung. In der allerjüngsten Vergangenheit.

Mich – wie soll ich das sagen – schockiert(?) PSG mehr als die ManUtd.-Übernahme durch Glazer und auch mehr als das Russen-Spielzeug Chelsea.

Warum?

Weil selten Geld noch weniger eine Rolle spielte. Auch und gerade in Zeiten des aufkommenden FFP (ab 2015).

Dieser „Sponsoring-Deal“ schlug imho dem Fass den Boden aus.

Als Hauptsponsor soll die Tourismusbehörde von Qatar (QTA) für vier Jahre(!) 150-200 Mio. Euro(!) an PSG zahlen. Pro Jahr!

Zum Vergleich: Der FC Bayern erhält pro Saison ca. 25 Mio. Euro vom Hauptsponsor Telekom und liegt damit in Europa schon ziemlich weit oben.

Natürlich ist es bei solchen Summen recht einfach dem Sinn des FFP zu entsprechen, nämlich Ein- und Ausgaben weitestgehend in der Waage zu halten und trotzdem weiter hemmungslos am Transfermarkt zuzuschlagen.

Das größte Geschmäckle erhält diese Geschichte nun, da das FFP von UEFA-Präsident Michel Platini initiiert wurde, der Europa-Chef von „Katar Sports Investments“ (Besitzer PSG) hingegen Laurent Platini heißt – sein Sohn.

Bisher steht eine Antwort der UEFA zum „Sponsoring“ Qatars bei PSG noch aus. Eine Antwort, die mich sehr interessieren wird, vor allem unter den schon laufenden Strafen gegen aktuell „ähnlich“ agierende Teams, wie z.B. Malaga.

Andererseits: Wer ist hier verantwortlich?

– Die, die eine solche Lücke(?) im FFP nutzen?

– Die Lücke selbst?

– Oder vielleicht doch die, die das FFP erstellt und abgesegnet haben?

Warum ich als Fan des FC Bayern überhaupt darüber schreibe?

Weil ein Uli Hoeness einmal gesagt hat, dass „so lange er etwas beim FC Bayern zu sagen hat, kein Scheich beim FCB was zu sagen haben wird.“

Ich werde ihn beim Wort nehmen. Denn ein FC Bayern hat derlei gar nicht nötig (auch kein Gazprom-Invest). Will ich zumindest hoffen.

Und sollte es doch einmal – unter Hoeness‘ Nachfolgern – zu einem solchen Investorenmodell kommen bin ich weg.

Zuerst aus dem Stadion. Was meine generelle Liebe zum FC Bayern betrifft, muss ich zunächst einmal meine dann akuten Emotionen abwarten. Aber das bleibt hoffentlich nur ein Gedankenspiel.

Apropos „was sagen“.

Sind eigentlich schon Aussagen unserer Führungsriege über PSG übermittelt? Sind doch sonst auch immer die glühendsten Verfechter des FFP…

Paules offener Brief. An alle.

Es ist nicht das erste Mal, dass ich mich zum Thema FC Bayern, seinen Fans, den Ultras und diesem Gesamtproblem äußere. Und es wird – mit Sicherheit – auch nicht das letzte Mal sein. Da mache ich mir keine Illusionen.

Wer mir auf Twitter folgt (ich kann Euch damit nur immer wieder nerven, sorry. *g*), hat von diesem Thema schon ein bisschen was mitbekommen. Dieser Beitrag soll seinen Beitrag dazu leisten, etwas ausführlicher als immer nur mit 140 Zeichen meinen Standpunkt zu dokumentieren.

Apropos Dokumentation. Es gibt bestimmt noch Leser, Stammgäste oder Suchmaschinen-Besucher, die nicht im vollen Umfang über das – mal wieder – aktuelle Thema „Südkurven-Protest“ informiert sind. Auch dazu will ich einen Beitrag leisten.

Worum geht es?

Im Allgemeinen geht es um die Probleme zwischen dem FC Bayern und seinen Fans/Ultras. Im Speziellen geht es um eine neue Form der Einlassbeschränkung für die Stehplatzblöcke 112/113 – dem quasi harten Kern der Südkurven-Fans. Für Spiele in der UEFA-Championsleague.

Dieser Streit schwelt schon länger und jetzt machte der FC Bayern vor dem Championsleague-Heimspiel gegen Lille (angekündigt) Ernst.

Der Club Nr.12 schrieb hierzu:

Am Freitag flatterte allen Jahreskartenbesitzern in den Blöcken 112/113 ein Schreiben des FC Bayern ins Haus, in dem über eine Änderung der Einlasskontrollen informiert wurde. Ab sofort muss man bei ChampionsLeague-Spielen nach der Drehkreuzkontrolle am Arenaeingang zu einem speziellen Schalter im Stadion, um sich dort eine Einlasskarte für seinen Block 112 bzw. 113 ausstellen zu lassen. Die eigentliche Eintrittskarte verliert ihre Gültigkeit, der Block kann nur mit der neuen Einlasskarte betreten werden.

In der Vergangenheit gab es mehrmals Versuche von Seiten des Vereins die Problematik der Überfüllung in den Griff zu bekommen, die aktuelle Vorgehensweise erreicht dieses Ziel nun endgültig, Schlupflöcher sind geschlossen.

Im direkten Vorfeld des Spiels gab es sowohl eine Diskussion als auch Abstimmung des Club Nr.12, wie man mit dieser Situation umgehen will.

Auch hierzu äußerte man sich:

Da es den aktiven Fans ohnehin aufgrund der geänderten Einlasskontrollen nicht möglich ist, gemeinsam unser Team anzufeuern, haben sich bei einer Abstimmung am Ende der Veranstaltung die anwesenden Fans einstimmig dafür ausgesprochen, beim heutigen Spiel zu zeigen, wie sich die Zerstörung dieser Strukturen in der Südkurve langfristig auf die Stimmung auswirken würde. Eine große Mehrheit der anwesenden Fans sprach sich deshalb dafür aus, die Südkurve heute nicht zu betreten. Wir hoffen auf das Verständnis aller Fans sowie der Mannschaft.

Das Resultat war die für alle ersichtlich halbleere Südkurve und ein zumeist – über die gesamten Ausmaße – stilles Stadion.

Der Verein äußerte sich wiederum nach dem Spiel:

„Wenn die Uefa gewisse Vorschriften macht, wie viele Leute dort sitzen oder stehen dürfen, dann wird sich der FC Bayern daran halten. Die, die das jetzt anders sehen, werden uns nicht helfen, wenn in unserer Kurve irgendwann mal was passiert und sich herausstellt, dass sich dort viel zu viele Menschen aufgehalten haben und der FC Bayern seiner Aufsichtspflicht nicht nachgekommen ist“, meinte Bayern-Präsident Hoeneß […] „Nachdem immer wieder geschmuggelt, unterlaufen und seitlich übergestiegen wurde, mussten wir handeln“, sagte der zum Jahresende scheidende stellvertretende Vorstandsvorsitzende Hopfner […] „Es ist eine Haftungsfrage. Wenn was passiert, wäre der Aufschrei groß: Wie könnt ihr nur? Ihr wisst doch, dass nur so und so viele Menschen rein dürfen!'“

„Wenn man auf der Landstraße 100 fahren darf, kann man ja auch nicht 130 fahren und dann sagen: ‚Es ging, die Straße war ja frei.‘ Hoeneß: „Wenn dann ein Unfall passiert, ist man dran.“

Hopfner weiter: „Man musste die Kontrollen verschärfen. Verschärfen heißt: Jeder, der eine Karte für diesen Block hat, kommt auch in diesen Block. Aber es kommt niemand mehr zusätzlich rein, wenn die Kapazität ausgereizt ist. Irgendwo drehen wir uns da im Kreisverkehr – Kapazität ist Kapazität und die kann man nicht erweitern.“

In Folge dieser Worte sah sich der Club Nr.12 zu einem offenen Brief an Herrn Hoeneß genötigt. Nach der Publikation dieses offenen Briefes brach am Freitag zeitweise der eigene Server zusammen. Inzwischen kann man aber wieder bedenkenlos darauf verlinken.

Ich zitiere hier nun den offenen Brief in ungekürzter Fassung:

Sehr geehrter Herr Hoeneß,

bei unserem Spiel am vergangenen Mittwoch gegen den OSC Lille haben sich mehrere hundert Fans trotz gültiger Eintrittskarte und entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit dafür entschieden, ihren Platz hinter dem Tor nicht einzunehmen. Sie taten dies aus Solidarität mit einigen hundert, zumeist relativ jungen Fans, die nicht vor diese Entscheidung gestellt wurden, sondern aufgrund der neuen Einlassmodalitäten nun nicht mehr an ihrem Stammplatz unten am Zaun der Südkurve stehen können. Stattdessen begaben sich diese Fans zumeist auf andere freie Plätze in der Arena und freuten sich dort – genauso laut oder ruhig wie die anderen 68000 Bayernfans – über das großartige Spiel unserer Mannschaft.

Aus einer Münchner Boulevardzeitung haben wir verschiedene Aussagen Ihrerseits zu dieser Entscheidung der Fans entnommen, und müssen zu dem Schluss kommen, dass die Informationsweitergabe innerhalb des FC Bayern leider nicht ausreichend funktioniert hat, um Sie umfassend über die Hintergründe zu informieren.

Zunächst ist es uns jedoch wichtig zu betonen, dass Sie, Herr Hoeneß, aus unserer Sicht exakt die gleichen Ziele wie diese Fans – und auch der Club Nr. 12 – verfolgen: Wir alle wollen ein möglichst volles Stadion, mit einer großartigen und lautstarken Unterstützung unserer Elf und dabei aber auch die Sicherheit für alle Stadionbesucher gewährleistet sehen. Letzteres kann auch nach unserer Ansicht nicht gegen die anderen Punkte aufgewogen werden.

Es ist ein Luxusproblem des FC Bayern, dass wir seit vielen Jahren damit zu kämpfen haben, all denjenigen Tickets bereitzustellen, die unser Team live im Stadion erleben wollen. Bedauerlicherweise gibt es unter den Stadionbesuchern jedoch nur einen kleinen Prozentsatz an Fans, der bereit ist, unsere Mannschaft 90 Minuten lang akustisch zu unterstützen, insbesondere auch dann, wenn ein Spiel einmal nicht 6:1 gewonnen wird. Diese Fans stehen beim Anfeuern gerne zusammen. Das ist nicht nur beim FC Bayern München so.

Die – durchaus verständliche – mangelnde Bereitschaft älterer Fans und Fanclubs, Jahreskartenplätze in der Südkurve frei zu geben, führt leider zu der Situation, dass die verhältnismäßig kleine Gruppe von jungen Fans, die in den letzten Jahren zunehmend für das Ankurbeln der Stimmung in der Arena verantwortlich war, bei Spielen der Champions League keine Möglichkeit hat, für ihren Stammplatz Tickets zu erwerben. Sie sind vielmehr gezwungen, auf zumeist teurere und kreuz und quer über das gesamte Stadion verstreute Plätze zurückzugreifen. Diese Situation ist nicht neu, sondern seit Jahren bekannt und das Problem hat sich seit der Eröffnung der Arena kontinuierlich verstärkt. Von Seiten der Fans wurden in den vergangen Jahren zahlreiche Vorschläge eingebracht, um dieses Problem kurzfristig zu mindern, oder langfristig zu lösen. Eine Auflistung all dieser Vorschläge würde den Rahmen dieses Briefes deutlich sprengen.

Wir alle – das Team auf dem Platz und die restlichen Stadionbesucher – haben in den letzten Jahren davon profitiert, dass diese Fans ihre teuer gekauften Plätze in anderen Stadionbereichen leer gelassen haben und sich bei jedem Heimspiel der Champions League auch ohne Ticket an ihrem gewohnten Platz eingefunden haben, um dort auch akustisch hinter der Mannschaft zu stehen. Die regelmäßige Alternative wäre eine Stimmung gewesen, wie wir sie streckenweise beim Spiel gegen Lille erfahren haben.

Die Vereinsführung wäre jahrelang in der Lage gewesen, diese Situation zu entspannen und dabei auf die Erhöhung der Zäune oder das Verschärfen der Eingangskontrollen zu verzichten. Der einzige für die Vereinsführung denkbare Lösungsansatz bestand jedoch darin, dass diese jungen Fans bei Spielen der Champions League nicht mehr in die Kurve gehen. Genau dies wurde nun beim Spiel gegen Lille erzwungen, mit dem Zusatz, dass sich nach unseren Schätzungen eine – im Vergleich zur Stadiongröße – verschwindend kleine Anzahl von ca. 300 Fans mit den Betroffenen solidarisiert und ebenfalls die Blöcke 112 und 113 nicht betreten hat. Insofern haben wir beim Spiel gegen Lille nichts anderes erlebt, als eine Situation, die seit Jahren von der Vereinsführung als gewünschtes Ziel gegenüber den Fanvertretern kommuniziert wurde.

Zu den von Ihnen laut Presse getroffenen Aussagen möchten wir folgendes anmerken: Der Club Nr.12 hat die Erhöhung der Gesamtstadionkapazität in der Sommerpause ausdrücklich begrüßt. Um ein besseres Verständnis für die schwierigen Zusammenhänge der Fluchtwegeproblematik zu erhalten, haben die Fanvertreter im Arbeitskreis Fandialog darum gebeten, das überarbeitete Fluchtwegekonzept einsehen zu dürfen. Seit über zwei Monaten warten die Fanvertreter auf eine Antwort, ob dies möglich ist.

Der Club Nr.12 hat zu keinem Zeitpunkt gefordert, bei Champions League-Spielen mehr Zuschauer ins Stadion zu lassen, als dies die UEFA mit ihrer AllSeater-Politik erlaubt.

Der von Karl Hopfner angeführte Vergleich, wir würden 130 km/h fahren wollen, wo 100 km/h erlaubt ist, trifft die Sache nicht. Treffender wäre: Wir können nicht verstehen, dass es auf einem Straßenabschnitt mit einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h nur deshalb ein Sicherheitsrisiko darstellen soll, mit 130 km/h zu fahren, weil im Autoradio gerade ein internationales Lied gespielt wird.

Niemand verlangt, dass die Vereinsführung mehr Zuschauer in den Block lässt, als es die Gesetze oder die zuständigen Sicherheitsbehörden genehmigen. Es ist richtig, dass sich die UEFA ein sitzendes Publikum wünscht und in ihren Statuten Sitzplätze (mit mindestens 30 cm hoher Rückenlehne) vorschreibt. Trotzdem ist es seit Jahren in fast allen Stadien Europas gängige Praxis und nach unserer Einschätzung auch kein Verstoß gegen die UEFA-Richtlinien, wenn die Fans in den Fankurven – trotz der von der UEFA erzwungenen Sitzplätze – das Spiel stehend verfolgen. Deshalb erscheint es uns genauso wenig ein Verstoß gegen UEFA-Richtlinien, wenn sich diese Fans freiwillig entscheiden, enger zusammenzustehen, als es das Raster der nicht benötigten Sitzplätze vorgibt, solange es im Stadion für jeden Fan einen Sitzplatz gibt und die von den deutschen Behörden und Verordnungen vorgegebene Höchstgrenzen der Blockbefüllung nicht überschritten werden.

In der Bundesliga ist es seit Jahren gängige Praxis, dass der FC Bayern München für die bestuhlten und identisch großen Nachbarblöcke neben Block 112 und 113 pro Sitzplatz 1,3 Stehplatzkarten verkauft. Da hierfür offensichtlich eine Genehmigung der zuständigen Behörden vorliegt, kann man davon ausgehen, dass ein Befüllungsgrad von 1,3 Personen pro Sitzplatz als sicherheitstechnisch unbedenklich angesehen werden kann. Da auch nach unserem Vorschlag dieser Befüllungsgrad nicht überschritten worden wäre, erscheinen die geäußerten Sicherheitsbedenken unbegründet zu sein.

Somit bleibt als einziger denkbarer Hindernisgrund ein aus den UEFA-Statuten abzuleitendes Verbot. Dies können wir jedoch nicht erkennen. Einen vorauseilenden Gehorsam, der lediglich auf dem aus den Statuten herauszulesenden Wunsch der UEFA nach sitzendem Publikum herrührt, halten wir für nicht angebracht.

Unabhängig davon gäbe es weitere kurzfristig umsetzbare Maßnahmen, die aus unserer Sicht geeignet wären, das bestehende Problem zumindest zu lindern: So findet sich weder in den Vorgaben der UEFA noch in den deutschen Vorschriften eine Notwendigkeit für die Trennzäune zu den Nachbarblöcken der Südkurve in der Champions League. Bestes Beispiel hierfür ist das Champions League-Finale im letzten Mai, bei dem es keinerlei Trennzäune zwischen den Blöcken innerhalb der Südkurve gab. Durch den Abbau der Zäune könnten viele Fans mit Karten in der Mitte der Kurve, die „nur“ in Ruhe Fußball schauen wollen auf die Nachbarblöcke ausweichen, und so in der Mitte Platz für die stimmungswilligen Fans machen.

Wir möchten uns an dieser Stelle ausdrücklich für die günstigsten Stehplatzjahreskarten der Bundesliga bedanken. Leider ist jedoch zu befürchten, dass wir bald auch in einer anderen Stehplatzstatistik auf dem letzten Platz stehen werden: Sollte eine in Leverkusen diskutierte Erweiterung des Heim-Stehplatzblocks umgesetzt werden, wird der FC Bayern München der Bundesligaverein mit dem kleinsten Kontingent an echten Stehplätzen sein. Da auch dies einer der Gründe für die starke und nicht vorteilhafte Fokussierung der Fans auf die Blöcke 112/113 ist, bitten wir Sie, noch einmal zu überdenken, inwieweit es hier Spielraum gibt, zumindest die Abstiegszone dieser Tabelle zu verlassen.

Wir wissen nicht, inwieweit Ihre Aufforderung „Vielleicht kann sich der Club Nr. 12 ja mit einschalten, damit wir mehr [Zuschauer] genehmigt kriegen.“ ernst gemeint war. Unsere Erfahrung ist, dass das zuständige Kreisverwaltungsreferat als Ansprechpartner in dieser Angelegenheit sicher nur den FC Bayern als Stadionbetreiber akzeptieren wird. Unsere Erfahrungen basieren dabei u.a. auf einem geplanten Gespräch mit der Brandschutzabteilung im KVR: Seit der Sommerpause wünschen wir uns, ein von der Brandschutzdirektion in Aussicht gestelltes Gespräch wahrnehmen zu können, um dort offene Fragen bzgl. der brandschutztechnischen Genehmigungsfähigkeit von Choreografien klären zu können. Das Zustandekommen scheitert jedoch nicht an uns oder dem KVR, sondern an der mangelnden Bereitschaft des FC Bayern, diesem Treffen mit einem Vertreter beizuwohnen, wie es vom KVR gewünscht wird. Vielleicht können Sie einen Mitarbeiter des FC Bayern motivieren, ein solches Gespräch durch seine Teilnahme zu ermöglichen, damit wir endlich unsere offenen Fragen bzgl. des Brandschutzes bei Choreografien klären können?

Abschließend möchten wir noch darauf hinweisen, dass die Tatsache, dass die Treffen des Arbeitskreises Fandialog seit der Sommerpause von unserem 2. Vorsitzenden statt unserem 1. Vorsitzenden besucht werden, in keiner Weise den Vorwurf einer mangelnden Dialogbereitschaft rechtfertigt.

Wir wünschen Ihnen und uns drei Punkte beim Spiel gegen Frankfurt, eine harmonische Jahreshauptversammlung und würden uns selbstverständlich jederzeit über eine Einladung zu einem persönlichen und konstruktiven Gespräch freuen.

Mit rot-weißen Grüßen

Club Nr.12
Vorstand

So viel zum Thema offizielle Dokumentation. Da ich ein Ticket für das Spiel gegen Lille hatte, bin ich aber selbst auch Teil einer Dokumentation. Weil ich den Checkin-Schalter und die halbleere Südkurve gesehen und die allgemeine Stimmung im Stadion und die Anfeuerungsversuche der Fans live verfolgen konnte. Und weil ich vor dem Spiel mit zwei Club Nr.12-Mitgliedern persönlich sprach.

Aus diesem Gespräch werde ich – aus diversen Gründe – nicht 1:1 zitieren, aber Inhalte des Gesprächs sind in meine Meinungsbildung eingeflossen.

Womit wir beim entscheidenden Punkt angekommen wären: Meiner Meinung.

Ich bin Fan des FC Bayern seit Ende der 70er-Jahre, Mitglied seit über 20 Jahren und über 10 Jahre fast ein „Allesfahrer“ gewesen. Also zumindest in der Region, die für mich, in Bezug auf meinen damaligen Lebensentwurf (Azubi, Zivi, Schüler, Student) möglich war. Trotz über 600 Km Entfernung hatte ich phasenweise eine Dauerkarte in München. Einige meiner treuen Leser werden diese historischen Daten kennen.

Worauf ich hinaus will: ich kenne das Olympiastadion. Und die alte Südkurve. In guten wie in schlechten Zeiten, im Sommer wie im Winter. Da war wirklich nicht alles Gold was jetzt in der Erinnerung glänzt. Aber es gab natürlich diese Freiheiten, von denen viele heutige Südkurven-Fans und Ultras schwärmen: „Freie“ Stehplatzwahl in der Südkurve, auch über mehrere Blöcke. Aber es gab ja schließlich auch noch so etwas wie „Karten an der Tageskasse“. Fast immer. Wir sind teilweise diese 600 Km ohne Karte nach München gereist. Einfach so. Weil wir wussten, dass wir auf jeden Fall eine Karte an der Tageskasse bekommen würden. Aus heutiger Sicht unvorstellbar.

Derlei ist inzwischen anders. Unmerklich. Wer drin ist, bleibt drin. Und dies gilt nicht nur für Fans, die für die Südkurve eine Dauerkarte haben, nein, dies gilt wohl für das gesamte Stadion. Ich habe schon von vielen Bayern-Fans gehört, dass sie die Dauerkarte eher ihren Kindern „vererben“ würden, als sie dem Verein für nachrückende – jüngere – Fans zur Verfügung zu stellen. Kann man gut oder schlecht finden, ist aber deren gutes Recht. Und kann man auch nicht dem FC Bayern vorwerfen!

Dies ist ein Problem bei uns.

Ein anderes – nicht nur einmal erwähntes Problem – ist die Aufteilung der alten Südkurve auf die gesamte Allianz-Arena. Unsere Führung hatte hier wohl südamerikanische Stadien im Hinterkopf, die „überall-Stimmung“-Stadien.

Damals haben wir über diesen Ansatz zumindest geschmunzelt, heute ballen wir die Faust in der Tasche ob dieser Entscheidung.

Wir reden hier von Fans des FC Bayern, einem Verein, dem seit Jahrzehnten der Erfolg – dank harter Arbeit! – hinterher läuft. Da ist zumeist keine Ekstase wie in Düsseldorf, wo nach einem Bundesliga-Aufstieg Fans ausflippen (positiv), weil sie darauf 15 Jahre warten mussten. Wie auch? Es sind ja noch nicht einmal mehr die Fans aus dem Olympiastadion in der Mehrheit, die damals bei 0 Grad und Schneefall auf der Gegentribüne saßen.

Ich will hiermit weder die Logenpolitik noch die allgemeine Kartenverteilungspolitik des FC Bayern kritisieren, denn irgendwo her müssen ja diese Umsatzrekordzahlen kommen, nein, aber eine Stimmung, wie auch ich sie so zuvor noch nie erlebt habe (und wie sie meinem Idealbild einer Südkurve entspricht) im „FinaleDahoam“ können wir (Fans, Vorstand, Medien) offenbar nicht in jedem Spiel in unserer Arena erwarten. Da beißt die Maus keinen Faden ab.

Dies muss aber nicht heißen, dass wir nicht alle(!) an diesem Ziel arbeiten können. Zu den einzelnen Maßnahmen komme ich später.

Wo war ich?

Achja, bei der Vorstandsentscheidung.

Es gibt zwei Möglichkeiten:

1. „Der Verein“, also die Entscheidungsträger, sehen dieses Problem gar nicht. Weil sie vielleicht mit der aktuellen Stimmung in unserem Stadion (wenn nicht gerade wieder ein Südkurven-Protest stattfindet) total zufrieden sind, das Stimmungsproblem von ihrer Haupttribünen-Position gar nicht wahrnehmen.

ODER

2. „Der Verein“, also die Entscheidungsträger, wollen das Problem nicht sehen. Weil sie zur öffentlichen Selbstreflektion nicht fähig sind, oder glauben, nicht fähig sein zu können.

Beides halte ich zwar menschlich für durchaus verständlich, aber keine zielführende Lösung, geschweige denn Gesprächsgrundlage.

Denken wir diesen Aspekt einmal weiter, kann ich mir hingegen auch ansatzweise vorstellen, welches Problem hier auf den Verein – vor allem auf das Ticketing – zukommen würde, wäre man bereit diese Entscheidung rückgängig zu machen.

Vielleicht wollen ja einige Nordkurven-Fans inzwischen gar nicht mehr „in den Süden“? Die „Neuer“-Geschichte könnte diese Befürchtung befeuern.

Ich bin nicht Mitglied des Club Nr.12, ich nehme auch nicht öffentlichen oder internen – geheimen – Sitzungen und Veranstaltungen Teil, auf denen unsere „Stimmungsprobleme“ diskutiert werden. Folglich haben ich keinen ehrlichen Einblick in den Status quo und kann die handelnden Personen in keinster Weise bewerten.

Offenbar gibt es hier aber grundsätzliche Meinungsverschiedenheiten, die die Beteiligten allein nicht zu lösen vermögen.

Weil die Fans ihre „Macht“ gegenüber dem Verein überschätzen oder der Verein seine „Abhängigkeit“ gegenüber seinen Fans unterschätzt?

Ich will hier jetzt einmal grundsätzlich etwas klarstellen bzgl. meiner Position:

Ohne Fans, die alles für den Verein geben, ihn bedingungslos und lautstark unterstützen, geht es nicht!

Meine Wenigkeit ist mittlerweile #40something, will sagen, ich habe keinen Bock mehr darauf, in dieser wogenden Masse eines Stehplatzes mir über 90 oder mehr Minuten die Seele aus dem Leib zu schreien. Das liegt hinter mir. Und wie ich beim Championsleague-Finale im Mai in München erleben durfte, bin ich dazu auch körperlich gar nicht mehr in der Lage (ok, Sondersituation von der Anspannung, aber ihr wisst, was gemeint ist)!

Ergo bin ich total davon überzeugt, dass es unsere Hardcore-Fans braucht – wer macht es denn sonst?

Natürlich bin ich – genauso wie viele andere „Sitzer“ – vom Dauersingsang „der Ultras“ oftmals genervt. Vor allem weil er vielfach mit dem Spiel und seinem aktuellen Verlauf nichts zu tun hat. Ich bin da einfach eine andere Fan-Generation, sorry. Wir haben damals angefeuert, wenn angefeuert werden musste und wir haben geschwiegen, wenn die Anspanung aus all unseren Poren kroch. Bis wir dann förmlich explodiert sind, als Roland Wohlfahrt das entscheidende Tor in Bochum oder sonstwo erzielte. So, bin ich als Fan groß geworden!

Es soll aber hier keine Wertung zwischen gut oder schlecht, heute oder gestern vorgenommen werden. Das gemeinsame Ziel eines jeden Teils der Familie des großen FC Bayern ist nicht (nur) der Erfolg, nein, es ist auch die Unterstützung, die Anfeuerung der Mannschaft. Jeder Teil auf seine Weise. Und alle Beteiligten sollten ihren Beitrag dazu leisten.

Tun dies die aktuellen Fans, die Ultras und unser Verein in ihrer früheren und aktuellen Kommunikation und Zusammenarbeit?

Ich bezweifle dies.

Um auf die aktuelle Problematik zurück zu kommen.

Ich unterstelle dem FC Bayern einfach mal keine Absicht. In seinem Handeln. Einem Handeln, dass von vielen Südkurven-Fans, Ultras und Unterstützern als Schikane empfunden wird. So mein Eindruck durch meine multiplen Kanäle.

Ich will mir das gar nicht erst vorstellen. Nicht, dass ich von unserem Vorstand und dem Präsidium erwarte, dass sie selbst gefälligst in einer Bayern-Kurve gestanden haben sollten, um die Sorgen und Nöte der Fans besser verstehen zu können, nein, aber es sollte den Verantwortlichen zumindest klar sein – bei aller Antipathie die man durchaus aufgrund einiger Ereignisse der letzten Jahre über „die Ultras“ haben könnte (Stichwort Gewalt) – dass auch der FC Bayern Fans braucht, die den Verein ein wenig unterstützen, als die Fans mit den 50> Euro tun (wollen/können).

„Klatschpappen kann man kaufen, Stimmung nicht“

Mit dieser Einschätzung meine ich gar nicht im Speziellen, dass der FC Bayern auf die aktuellen Ultras angewiesen ist und diese sich dadurch in einer machtvollen Position befinden, nein, damit will ich zum Ausdruck bringen, dass wir alle ganz allgemein Fans brauchen. Stimmung kann man sich tatsächlich nicht kaufen. Und wenn irgendwann überhaupt keine (echte) Stimmung mehr im Stadion existiert, lässt sich das „Produkt FC Bayern“ auch nicht mehr vermarkten. Punkt.

Aus meinen Gesprächen mit betroffenen Fans habe ich mitgenommen, dass vielleicht nicht bei allen Ansprechpartnern beim FC Bayern diese Denkweise vorhanden ist.

Oder ist es vielleicht doch so – wie es einige, gemäßigte Fans schon länger behaupten – dass durch die „Vertreibung“ der jetzigen Ultras oder Stimmungsmacher, die Stimmungslose Zeit nur vorrübergehend zu beklagen wäre?

Ist dies erstens eine Option für uns und kann dies zweitens tatsächlich funktionieren? Wären wir – analog zu Meisterschaften – überhaupt zu diesem Verzicht bereit?

Wir haben hier ein Thema, dass mich brennend interessiert. In einem der letzten Sport-Inside-Sendungen (sehr gutes Format) ging es um das Thema DFL-Sicherheitskonzept (eigenes Thema) und in diesem Bericht erfuhr ich, dass es z.B. in Düsseldorf eine sog. „selbst verwaltete Kurve“ gibt. Die Fankurve verwaltet sich dort also selbst (wie ist das genau zu verstehen (Karten und was sonst noch?) und ist das beim FC Bayern nicht auch schon so (Choreo, etc.)?) und der Fortuna-Fan-Beauftragte sprach davon (wohl mit den Ereignissen der letzten Monate im Hinterkopf), dass man damit recht gute Erfahrung gemacht hat und man Probleme durchaus auch mal aushalten können müsste.

Utopia. Für bayerische Verhältnisse, oder? Tatsächlich bin ich mir nicht sicher, ob unsere aktuelle Führung nicht schon allein bei dem Gedanken daran Albträume bekommt. Man beschwört da gerne mal das Negativ-Beispiel Italien herauf.

Ob man das befürchten muss, vermag ich nicht zu beurteilen, aber ich bin da durchaus der Meinung, dass ich ital. Verhältnisse in unserer Kurve ablehnen würde. Mir würde es davor grauen, wenn unsere Ultras/Fans es schaffen würden, dass z.B. der Verein Spieler xyz nicht verpflichtet oder abgibt, allein weil ihn diese Gruppierungen ablehnen. Übel.

Zu weit hergeholt? Dies mag sein, aber vielleicht schwebt diese Angst bei unserer Führung immer im Hinterkopf und wir kommen deshalb auf keinen grünen Zweig?

Wie aber können wir den gordischen Knoten zerschlagen?

Indem man miteinander (offen) redet! Wie sonst?

Es ist ja völlig unstrittig – und das sehen auch unsere Ultras/Fans so – dass der Verein nicht gegen Gesetze verstoßen kann. Wenn die UEFA ein Stehplatzverbot bei ihren Spielen eingeführt hat, kann der FC Bayern – insofern er an UEFA-Spielen teilnehmen will – keine Stehplätze anbieten. Punkt.

Wäre andererseits ein Vorgehen möglich, wie es der Club Nr.12 anregt, dass wir die Blockgrenzen in den relevanten Bereichen aufheben und somit die – gewünschte und historisch (subjektiv) belegte – „gesunde“ Zirkulation zwischen alten und jungen Fans ermöglichen?

Aus meiner – subjektiven – Sicht schon. Aber besteht hier die Bereitschaft a) des Vereins und b) der möglichweise umzuziehenden Fans, am Status quo etwas zu ändern?

Ich befürchte, dass allein schon diese Gedankenspiele vom Verein als „Erpressung“ gewertet werden.

Irgendetwas muss allerdings passieren, denn ansonsten unterhalten wir uns in Zukunft wohl häufiger nach dem Spiel, wie ich mich mit diversen Freunden im Nordkurven-Treff: „Mensch toll, ich konnte sogar im Mittelrang die Diskussionen zwischen den Spielern verstehen“.

Fassen wir es also zusammen:

Möglichkeit A: Wir machen gar nix und lassen alles laufen.

Resultat: Wir erleben in Zukunft eine Stimmung im Stadion wie gegen Lille.

Möglichkeit B: Wir machen gar nix und hoffen darauf, dass die jetzigen Ultras schon durch andere – stimm(ungs)gewaltige – Fans ersetzt werden. Organisch.

Resultat: Offen.

Möglichkeit C: Alle Beteiligten springen über ihren Schatten und ermöglichen den Fans ihre – historisch „erwiesene“ – Zirkulation ihrer Strukturen.

Resultat: Eine Chance auf Frieden.

Jetzt müssen wir uns nur noch entscheiden!

Weiterführende Links (für ein größeres Bild meiner Ultra-organischen Meinungsbildung):

DerManu, die Ultras, ein Plakat und jede Menge Sommerloch

Fans des gleichen Vereins – auf unterschiedlichen Planeten

Ultra egozentrischer Schwachsinn und Untergang in Würde

Fans, Ultras und der ganze Rest

Der FC Bayern, seine Fans und die Gewalt

Die Präsenz der kleinen Männer oder Holzhacken wider der Langeweile

Nach der Niederlage in der Championsleague hatten wir alle eine Reaktion in der anschließenden Bundesliga-Partie gegen Hoffenheim erwartet. Ich auch. Jetzt, ein Tag nach dem Spiel, bin ich allein schon mit den drei Punkten mehr als zufrieden. Vor allem, wenn man den inzwischen abgeschlossenen Spieltag komplett betrachtet.

Nein, die Kraichgauer sind schon lange kein echter Gegner mehr für den FC Bayern. Und seit dem allerersten Aufeinandertreffen ist viel Wasser die Isar hinuntergeflossen. Nicht zuletzt die letzten Ergebnisse sprechen da eine deutliche Sprache.

Wer aber ein 7:0 erwartet hatte, hatte gestern auf das falsche Pferd gesetzt. Dazu waren die Bayern nicht in der Lage. Und das lag nicht nur daran, dass ihnen ein Robben in Galaform fehlte.

Es lag an anderen Dingen.

Da wären die Strapazen der Reise nach Weißrussland zu nennen. In erste Linie aber die Tatsache, dass die TSG ihre Sache recht gut machte. Und „die Sache“ der TSG ist es nun einmal gegen den FC Bayern tief zu stehen, körperlich hart zu spielen und alle Kopfballduelle in der Defensive zu gewinnen. Es sollte zumindest reichen, den Münchnern nur die beiden gesehenen Tore zu ermöglichen.

Ferner man sagen muss, dass es einigen Heynckes-Kickern offenbar ob des guten Saisonstarts ein wenig langweilig zu sein scheint – wie anders ist zu erklären, dass der Sportskamerad Mandzukic derart in einen Zweikampf geht und seinen Kollegen Müller so verletzt? Dieses Ellbogen-Thema eilte ihm ja als Ruf schon aus Wolfsburg voraus, aber gegen die eigenen Mitspieler?

Wie auch immer – Thomas Müller hat offenbar keine bleibenden Schäden davon getragen und wir konnten – Gott sei Dank – für ihn einen Shaqiri einwechseln.

Die gelben Karten für die (übliche) körperliche Spielweise der Hoffenheimer gab es ja dann erst gegen Ende des Spiels – ich hoffe, wir erleben hier in den nächsten Tagen nicht noch einige Überraschungen aus der medizinischen Abteilung…

Zum Spiel zurück.

Die Kopfbälle.

Ich gebe zu, ich war schon beeindruckt, wie kopfballstark die Defensive der TSG agierte. Und auch in der Offensive habe ich z.B. fast nur verlorene Kopfballduelle von Herrn Lahm in Erinnerung. Ok, keine Kunst. Zu dumm, dass wir zu lange auf dieses Mittel setzten. Also Flanken in den gegnerischen Strafraum. Erst die individuelle Klasse eines Franck Ribéry verlieh unserer Überlegenheit den gebührenden Ausdruck (mit einer vorherigen Kopfball-Stafette). Sicher, mit entsprechender Chancenverwertung hätte es auch 3:0 oder 4:0 ausgehen können (was eher meiner Erwartungshaltung entsprochen hätte), aber dafür waren wir offenbar geistig und körperlich nicht frisch genug und zweitens ist ein Sieg immer noch ein Sieg, ist ein Sieg!

Wir haben alle unsere Spiele in der Bundesliga gewonnen. Alle! Was gibt es da noch zu kritisieren?

Womit wir beim Thema Sammer, Heynckes, Hoeneß, Rummenigge und den Medien sind.

Wenn man den Anspruch hat, ein jedes Spiel gewinnen zu wollen – wie z.B. der FC Barcelona – dann kann man auch mit schwachen Siegen, die erst spät zustande kommen, nicht zufrieden sein. Währet den Anfängen des Schlendrian.

Man kann das auch kritisieren und diese Kritik auch formulieren. Und man kann das intern oder öffentlich machen.

Man muss allerdings wissen, dass, wenn man dies als Angestellter des FC Bayern macht, das mediale Echo gewaltig ist und man „den Medien“ Steilvorlagen liefert. Beschweren sollte man sich darüber dann eher nicht.

Meine Meinung zu diesem Thema sieht wie folgt aus:

Herr Sammer hat Recht. Herr Heynckes aber auch. Ebenso wie die Herren Hoeneß und Rummenigge (Herrn Beckenbauer nehmen wie hier mal bewusst heraus aus der Wertung).

Und ganz im Inneren vermute ich, dass all das genauso gewollt war! Uli Hoeneß lacht sich auf seiner Terrasse am Tegernsee sicherlich seit Tagen ein Loch ins Knie, weil Sammer viel schneller und viel intensiver (als es ein Nerlinger je gekonnt hätte) in seine Fußstapfen zu treten scheint. Nebelkerzen galore.

Wenn bei den Bayern die aktuelle Siegesserie reißt, ist Feuer unterm Dach. Vor allem mit der Vorgeschichte der letzten beiden BVB-Titel. Solange man gewinnt, ist alles gut.

Wieso dann mal nicht einfach antizyklisch kritisieren? Reizpunkte setzen? Auf wen sollte Sammer Rücksicht nehmen? Glaubt wirklich jemand, dass Heynckes über 2013 hinaus beim FC Bayern Trainer ist?

Demontiert er dann nicht erst Recht dem Trainer? Nein, denn Heynckes hat sich ja gewehrt und klare Kante gezeigt.

Kurzum: Bei all dem medialen Gewitter: Hat irgendjemand in größerem Umfang Schlagzeilen über die „schlechten“ Leistungen unserer Spieler in Bremen oder Borisov gelesen? Nein? Siehste!

Vielleicht ist all dies eine Milchmädchenrechnung, klar. Aber jetzt ist ohnehin erst einmal Länderspielpause (die letzte in 2012, oder? ODER?). Und wer wird sich danach noch an diese Scharmützel erinnern?

Wir sind der FC Bayern und wir haben eine Reaktion auf 2011 und 2012 gezeigt. Wir liegen nach dem siebten Spieltag und sieben(!) Siegen fünf Punkte vor dem Tabellenzweiten und neun(!) Punkte vor dem Meister aller Klassen. Dieser Anblick gefällt mir wesentlich besser als anders herum, das kann ich euch sagen. Genießen wir den Augenblick.

Das nächste Spiel wird ein so oder so besonderes sein – ich verfolge es live. Mit meiner Frau (Fortunin)! Zum ersten Mal in dieser Konstellation. Ob wir nach dem Spiel einen alleinigen Startrekord in der 50-jährigen Bundesliga-Geschichte aufgestellt und noch mehr Vorsprung (auf den BVB) erzielt haben werden?

Wir werden es sehen, bis dahin: Bitte keine Verletzten bei den Nationalmannschaften! Und baldige – vollständige Genesung bei Gomez und Alaba.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Weißrussische Hasen oder Ohne äußere Verteidigung

Ich bin ja immer wieder froh, dass wir hier nur über Fußball reden. Und keine Atomkraftwerke bauen. Denn denkt man an die ersten Reaktionen auf das gestrige Gastspiel unseres FC Bayern in Weißrussland – während des Spiels und danach – man könnte denken, dass heute die Sonne nicht mehr für uns aufgehen würde. Mit einem Spiel wurde die bisherige – mehr als erfolgreiche – Saison ad absurdum geführt?

Haben wir gestern schon wieder das dritte Finale verloren? Ist die Lage hoffnungslos? Nein, es ist einfach nur wieder die Lust am Destruktiven. Beim FC Bayern war es einigen offenbar einfach zu schön, zu harmonisch, zu erfolgreich – das kann doch nicht sein!

Das fing im Vorfeld in der Sky-Berichterstattung an, als man – mit aller Macht – Zwietracht und massive Spannungen zwischen Trainer und Sportdirektor beobachtet haben wollte. Der Sportjournalismus auf dem Weg in den Boulevard. Unaufhaltsam. Demnächst werden beide noch parallel live interviewt. Mit unabgesprochenen Fragen aufeinander gehetzt. Schlimm.

Sicher. Sammer hätte nach dem Bremen-Spiel seine Worte anders wählen oder gar nicht äußern müssen – abgesehen davon, dass er imho Recht hat(te). Und auch klar, Heynckes hätte die Öffentlichkeit der Kritik unseres Sportdirektors nicht unbedingt in der Öffentlichkeit diskutieren müssen. Aber er wurde ja nun einmal gefragt. Da strahlte Sammers Sky-Interview noch die größte Souveränität aus, als er nämlich zu Recht am Ende des Interviews monierte, dass man ihm nicht eine Frage zum aktuellen Spiel gestellt hatte.

Für mich ist ohnehin nur wichtig, was auf dem Platz passiert. Früher wie heute. Und ob jetzt nun die Positionen des Trainers oder die Sammers geschwächt sind oder nicht, hat auf mein Wohlbefinden so gar keinen Einfluss.

Apropos Spiel.

Manchmal ist es besser, einfach mal eine Nacht drüber zu schlafen.

Na klar war ich während des Spiels phasenweise fassungslos. Über unsere Abwehr. Über unsere Offensive und wie sie fast alle Chancen liegen ließ.

In erster Linie enttäuschte mich aber der Sportskamerad Kroos. Und damit ist nicht nur sein Frank-Mill-Gedächtnis-Schieber an den Pfosten gemeint, nein, es ist der aktuelle Gesamteindruck.

Ich war ja einer der Kritiker seines Phlegmas. Denn schließlich hat Kroos „ja so ein großes Talent“, ist Kroos „auf dem Weg einer der Besten auf seiner Position zu werden“. Alles klar. Andererseits muss ich aber genau deshalb immer wieder an Reinhold Mathy denken. Egal.

Was mir gestern während des gesamten Spiels durch den Kopf schoss?

Sein letztes Interview (eigentlich könnte man fast alle nehmen, aber dies war noch frisch).

„Den erhöhten Konkurrenzdruck bei den Bayern beeinflusse seine Leistung hingegen nicht. „Ich weiß ja, was ich kann“, verlässt er sich ganz auf sein Potenzial. […] Es ist unumstritten, dass Kroos hochveranlagt ist, deshalb liege bei ihm die Messlatte auch höher, gibt er zu und im Interview lässt er keine Zweifel daran, dass er sich den Ansprüchen stellen wird.“

In Ordnung. Nach dem Spiel und seiner – nicht unwahrscheinlich – spielentscheidenden vergebenen Chance sagte er dann:

„Ich glaube, bis dahin war die Szene nicht so schlecht. Der Winkel war nicht so spitz. Ich denke, dass ich den schon machen darf.“

Nun, ich will jetzt nicht den Stab über ihn brechen. Ganz im Gegenteil. Schließlich war ich zuletzt sogar begeistert von ihm. Aber – selbst wenn er erst 22 Jahre alt ist (und seine Worte Spuren von Ironie aufweisen könnten) – er ist seit 5 Jahren Profi. Inzwischen gestandener Bundesliga-Akteur. Da darf man ihn schon an seinen Worten UND Taten messen dürfen. Und da passt für mich Außendarstellung, -Wirkung und Konstanz auf dem Platz immer (noch) nicht zusammen. So leid mir das tut, Toni.

Aber Kroos war ja gestern nicht der einzige Bayer, der mich und uns alle enttäuschte. Das 0:1 ist hier symptomatisch.

Haben unsere Außenverteidiger gerade an was anderes gedacht? Das Bankett nach dem Spiel? Die Kurse des aktuellen Börsendepots? Vielleicht ein wenig polemisch, aber das beide Enden unserer Viererkette unmittelbar hintereinander ihre Gegenspieler nicht am Flanken hindern können/wollen, war der Anfang vom Ende. Dann noch dieser abgerutschte Schuss und Pavlov hörte das Glöckchen.

Jens Lehmann, den ich als Spieler eher nicht so übermäßig leiden konnte, sagt als Experte nach seiner Karriere auf den Rasenflächen dieser Fußballwelt so manches, mit dem ich mich schon eher identifizieren kann.

Zur Entschuldigung vieler Verteidiger, sie „hätten ja nur den Raum gedeckt“, erwähnte er die nicht unbedeutende Kleinigkeit, dass „Räume keine Tore schießen. Irgendwann muss man auch mal an den Gegner ran.“ Oder so.

Selten passte eine Einschätzung besser auf unser Abwehrverhalten in den gestrigen Schlüsselszenen. Und auch so insgesamt habe ich den Verdacht, dass unsere aktuellen LAVs sich eher dem Raum- als Manndeckungsprinzip in der roten Zone verschrieben haben. Klappt zumeist ganz gut, aber eben nicht immer. Schade.

Apropos Badstuber.

Zunehmend merkt man ihm seine Unlust auf seiner aktuellen Position an. Dumm gelaufen. Für ihn, für Alaba, vor allem aber für uns alle. Denn so wird unser Spiel wieder unausgewogener, ausrechenbarer und 2011-iger. Hier haben wir tatsächlich ein Problem. Und außer „Alaba läuft ja wieder“ höre ich keinerlei Hoffnungsschimmer.

Beim Thema Lahm bin ich nicht weniger betrübt. Ist er wirklich noch dieser Weltklasse-AV, der er einmal war? Im Prinzip glaube ich da auf jeden Fall noch dran. Aber seine aktuelle Formkurve ist nicht wirklich konstant hoch. Und deshalb hängen in der Folge die Spitzen – auf beiden Seiten – auch immer mal wieder in der Luft.

Haben wir Geduld und hoffen wir, dass wir zum Zeitpunkt der Rückkehr unserer Stammverteidigung den aktuellen Vorsprung auf den BVB oder die Chancen in der Championsleague-Gruppenphase noch nicht verspielt haben. 2011 ick hör‘ Dir trapsen.

Ob der FC Bayern gestern die falsche Einstellung hatte? Ob der Trainer falsch aufgestellt, gewechselt er überhaupt noch der richtige Mann dieser Position ist?

Kommt mal runter, Leute!

Wir haben unser erstes Spiel verloren. Nach neun Siegen in Folge!

Wir haben quasi ein DFB-Pokal-artiges Spiel gegen elf Mann am eigenen Strafraum verloren. Durch eigene, individuelle Fehler. Denn – und das wird in der Analyse zu diesem Spiel zumeist ausgeblendet – die gefürchtete Waffe unseres Gegners, das Konterspiel, hatten wir doch fast über die volle Spielzeit im Griff. Das sehe ich so, weil ich darauf extra geachtet habe. Natürlich gab es eine Phase in HZ2, wo Borisov ganz gefällig und schnell in Richtung unseres Strafraums gespielt hat, aber in solchen Situationen sieht der Favorit immer unglücklich aus. Thema Pokal-Fight.

Das 0:1 fällt auf Basis von 2-3 eklatanten Fehlern im Defensiv-Verhalten. Beim 1:3 (94.) muss der nicht komplett gesunde Schweinsteiger(!) einen Spurt bis in den eigenen Strafraum anziehen, weil unsere Abwehr dafür zu langsam war (Lahm? Badstuber?). Allein das 0:2 könnte man als kurzzeitige Desorientierung nach dem Wechsel Schweinsteiger für Badstuber einordnen. Aber zimmert Kroos – der mit dieser unfassbaren Schusstechnik (sic!) – den Ball nicht an den Pfosten, gewinnen wir das Spiel klar und locker. Punkt. Aber der Konjunktiv und der Verlierer, schon klar.

Borisov hat gekämpft bis zum Umfallen, ist gelaufen „wie die Hasen“, hatte ein wenig Glück (bei eigenen Toren und dass wir unsere Chancen nicht nutzen) und – zack – wird die „Sensation“ gefeiert. Ich bin mal gespannt, wie Valencia sich gegen Borisov schlägt und wie wir nach den nächsten beiden Lille-Spielen in der Tabelle stehen…

Weshalb habe ich nun anfangs davon gesprochen, dass es gut ist, wenn man ab und an nach einer solchen Niederlage eine Nacht drüber schläft?

Weil man a) ausgeschlafen ist, b) nicht total aus dem Ruder läuft und den Verein auflösen will, aber auch c) nicht in solche Euphorie verfällt wie unser Aufsichtsrat-Chef.

Denn was ist eigentlich passiert?

Wir haben ein Spiel verloren. Oh mein Gott! Rein statistisch wurde derlei natürlich von Sieg zu Sieg wahrscheinlicher. Aber es war noch kein Spiel, dessen Ausgang wir jetzt nicht korrigieren können. Wie nach einem Finale, zum Beispiel.

Es hat deutlich gemacht, dass es mit 90% Wille, Einsatz und Konzentration(!) einfach nicht geht. Nicht für einen FC Bayern und nicht gegen jeden Gegner.

Jetzt ist erst einmal wieder Länderspielpause und vor dem letzten Spiel gegen Hoffenheim können wir uns alle bewusst machen, dass wir es mit einem deutlichen Sieg in der eigenen Hand haben, hier ein Signal zu setzen, dass das gestrige Ergebnis nur ein Ausrutscher war.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Weisheiten #220

„Ich habe da auch nicht alles gelesen. Und dieses alberne Internet macht ja sowieso alles kaputt. Das ist eine ganz schlimme Sache. Da regt sich die ganze Welt über Dinge auf… Zum Glück bekomme ich 80 Prozent davon gar nicht mit. Das ist ja Wahnsinn! Wenn ich auf der Tribüne sitze, neben Karl-Heinz Rummenigge, dann kriegt der ständig Nachrichten auf sein Handy und sagt: ‚Du, hast du das mitgekriegt?‘ Dann sage ich: ‚Du, in meinem Handy steht gar nichts drin! Nur eine einzige Telefonnummer. Sonst nichts.'“

Uli Hoeneß, Traditionalist

Hallo, ich bin ein verspäteter Artikel. Immerhin.

Dieser Artikel hat Moos angesetzt. Oder Patina. Seit Wochen ist er fällig. Und inzwischen musste ich ihn im Kopf gar umschreiben. Weil wir längst in der Vorbereitung zur neuen Saison stecken. Endlich, möchte ich hinzufügen.

Worum geht es?

Um den FC Bayern in der Saison 2012/13. Und seinen Kader. Oder zumindest den Veränderungen in demselben.

Es musste, sollte sich etwas ändern. Nach der Vize-Saison.

Einige Spieler verließen den Verein, andere kamen hinzu. Ich wollte schon länger mal eine Gegenüberstellung machen, wie da der aktuelle Stand ist. So für mich. Den ihr habt das ja alles schon längst durchdiskutiert… 😉

Wer ging (von hinten nach vorne)?

Butt (T), Breno (A), Pranjic (M), Usami (M), Olic (S), Petersen (S).

Wer kam (ebenfalls)?

Starke (T), Raeder (T), Dante (A), Can (M), Shaqiri (M), Weiser (M), Pizarro (S), Mandzukic (S), Weihrauch (S)

Liest sich gut. Ok, man sollte die ganz jungen Kerle vielleicht herausrechnen, aber über die Breite im Kader ging es ja auch zuletzt und über das Fordern und Fördern von Talenten. Also bitte.

Im Tor sind wir weiterhin sehr gut aufgestellt. Die Abwehr ist besser geworden. Wer würde das bezweifeln, wenn wir den „Tausch“ Dante vs Breno betrachten. Ferner einen van Buyten, der vielleicht mal wieder eine verletzungsfreie Saison einlegt.

Sehe ich die Vergleiche Shaqiri, Can und Weise gegenüber Usami und Pranjic wird mir auch nicht bange. Ebenso wenig bei Pizarro, Mandzukic und Weihrauch vs. Olic und Petersen.

Ende gut, alles gut?

Abwarten.

Natürlich ist hier der „versprochene“ Uli-Kracher noch nicht dabei. Schön wäre das schon. Vor allem jemanden zu finden, der entweder unseren Schweinsteiger massiv unterstützt oder ihm Beine macht. Je nach dem, was der Bastian so braucht in der neuen Saison. Khedira- oder Martinez-Klasse wäre dafür wohl vonnöten.

Müssen wir über einen 10er reden? Ist das Kroos, gar Müller oder sonstwer im Kader? Und falls nicht, brauchen wir so einen? Ich weiß es nicht. Was ich weiß, dass Herr Gomez in der nächsten Saison sicherlich (hoffentlich) mehr Druck bekommt, bekommen kann, als in der abgelaufenen Spielzeit. Dafür sollten Mandzukic und Pizarro schon sorgen.

Nein, ich bin dann doch nicht unzufrieden. Wenn jetzt noch „ein Guter“, „ein Kracher“ kommt, sind auch die Medien zufrieden und wir – sind wir mal ehrlich – doch auch.

Kann losgehen, die Saison!

Update: Herr Martinez hat sich heute klar zu Bilbao bekannt. Na dann.

It’s Sammer time. Die grauen Wolken verschwinden.

Eigentlich ist es wie immer. Für mich wohnt jedem Anfang einer neuen Saison ein gewisser Zauber inne.

An der Säbener Straße kommen Fans, Journalisten, Spieler, Trainer und sonstnochwer zusammen und begrüßen allerhand neue Gesichter. Manchmal mehr, manchmal weniger. Heuer etwas mehr. Was irgendwie mit der letzten Saison zu tun hat.

Seit gestern ist aber alles anders.

Wohl kaum in der Geschichte des FC Bayern – allenfalls vergleichbar mit dem Hype um die Verpflichtung von Ribéry und Luca Toni – brachte mich ein Trainingsaufakt meines Vereins derart in Wallung.

Sammer ist da. Unser Messias. Glaubt man den Berichten der letzten Stunden.

Ob er derlei – auch und gerade in München – werden kann, müssen wir abwarten. Er hat – und da beißt die Maus keinen Faden ab – in seinen bisherigen Funktionen auf und außerhalb des Platzes, schon den einen oder anderen Lorbeer geerntet.

Das ist gut und zeigt, dass man beim FC Bayern vielleicht tatsächlich eingesehen hat – zweijährige Durststrecke sei Dank – das sich etwas Grundsätzliches ändern muss.

Ich will hier nicht übertreiben – aber wenn dies tatsächlich der Fall ist – dann ist dies dermaßen epochal, wie es die Hoeneß-Inthronisierung 1979 war.

Wir werden sehen. Und auch ein Matthias Sammer muss sich am Erfolg und vor allem seinen heutigen Worten messen lassen.

Andererseits: Was Sammer heute sagte und über die multiplen Kanäle an mich heran getragen wurde (ich konnte die PK nicht live verfolgen), machte Eindruck auf mich. Das ging sogar über das übliche Blabla hinaus, dass Neuzugänge beim ersten Auftritt für ihren Verein zu sagen pflegen (und übrigens von Spieler zu Spieler und Verein zu Verein beliebig austauschbar ist).

Da darf man gespannt sein. Und das bin ich seit heute. Wie ein Blitz schlugen die letzten beiden Tage in meine fußballerische Lethargie seit dem 19.05. ein, die auch die EM nur marginal verändern konnte (oft ohnehin nur ins negative, Stichwort Eventsfans, etc.).

Die Schatten der letzten Saison sind wie weggeblasen.

Erst recht, seit ich mitbekam, wie sehr einige BVB-Fans diese Verpflichtung bedauern, weil sie Sammer für einen Schlüssel zu neuem bayerischen Erfolg, ihn gar „für zu gut für uns“ halten. Nicht unerwähnt sollte ferner die inzwischen offensichtliche Tatsache bleiben, dass es wohl tatsächlich ein Anruf Hoeneß‘ gewesen sein muss, der verhinderte, dass Sammer zum HSV ging. Wie sehr mag dies die üblichen Verdächtigen unter den Rauten-Fans treffen? Nicht, dass ich derlei übertrieben auskosten will, aber wie wäre es wohl im Umkehrschluss gewesen?

Lassen wir das.

Ich will hingegen gerne einräumen, dass es sicherlich nicht nur meiner bayerischen Seele einen gewissen Luftsprung versetzte, als Sammer zum Besten gab, dass er eine Ausstiegsklausel beim DFB hatte, die nur bzgl. des FC Bayern wirksam war (wenn auch nur mit Niersbach abgestimmt). Der FC Bayern scheint immer noch jemand zu sein.

Rundherum also ein gelungener Tag für uns alle.

Weisheiten #209

„Wir haben ja keine Katastrophensaison gespielt. Wir müssen nur aufpassen, dass wir „Mia san mia“ nicht nur überall hinschreiben, sondern es auch auf dem Spielfeld zeigen. Wenn es nach mir geht, halten wir uns mit „Mia san mia“ etwas zurück, bis wir es wieder demonstrieren. „Mia san mia“ heißt nämlich auch, erfolgreich zu sein.“

Uli Hoeneß, demütig.

Weisheiten #208

„Denken Sie an die Minuten nach unserem 1:0. Wenn da mal einer richtig draufgegangen wäre und den Ball auf die Tribüne geschossen hätte… Du musst auch mal mit der Axt dazwischen hauen. Das war und bleibt meine Meinung. Allerdings ist das ein allgemeines Problem im Fußball. Es gibt diese Typen kaum mehr.“

Uli Hoeneß, Ball-auf-die-Tribüne-Drescher

Schwarzgelbe Ära oder Rabenschwarzer Robben

Ich bin immer noch leer. Irgendwie. Aber es hilft ja nix. Also fangen wir an.

Eine Niederlage entscheidet keine Meisterschaft. 34 Spieltage sind da schon eher ein Brett. Aus genau diesem Grunde kann man dem Sportskameraden Arjen Robben hier auch nicht den verlorenen Titel ankreiden.

Zielführend wäre eher, zu erwähnen, dass er uns in den letzten Spielen mehrfach den Arsch gerettet hat, damit wir überhaupt in diese „Endspiel“-Situation gegen den BVB kommen konnten (Torvorlage gegen Mainz, Siegtreffer in Nürnberg, etc.).

Natürlich ist das übel, dass Robben a) vor dem 0:1 zu langsam vom Pfosten wegläuft und somit das klare Abseits von Lewandowski aufhebt, b) den Elfer derart läppisch in die Arme von Weidenfeller schiebt und c) drei Meter und frei vorm Tor kurz vor Schluss den Ball nicht über die Linie drückt.

Das hatte was von Gomez EM 2008.

Womit wir beim Thema wären.

Robben war zwar gestern an drei Szenen beteiligt, die allein das Spiel entscheiden hätten können, aber was kann er dafür, dass wir jetzt in zwei Spielen gegen den BVB – die zwingend Remis enden müssen – als Verlierer vom Platz gehen?

Beim Hinspiel hätte Herr Boateng einfach den Überblick behalten können, damit Herrn Götze der Ball nicht knapp vor dem Tor vor die Füße fällt und er ihn mit der Picke in unser Verderben zimmert.

Ferner hätten seine 10 Spielkameraden schon in Halbzeit 1 eine derartige Leistung wie über die meiste Zeit des zweiten Spielabschnitts zeigen dürfen.

Wobei, Halt, es sind ja nun die immer gleichen Phrasen. War Dortmund in HZ1 zu stark und hat die Bayern in HZ2 einfach machen lassen? Oder war es schlicht und einfach anders herum?

Diese Sichtweise scheint zumeist nicht von Fakten geprägt sondern von den Emotionen. Und am Ende des Tages interessiert es eh kaum jemanden.

Aus meiner Sicht befinden wir uns mitten in einer schwarzgelben Ära. So schwer dies für uns und unsere Führung zu akzeptieren sein mag, aber eine Meisterschaft kann man überraschend erringen (wenn auch nicht unverdient), eine zweite, dafür benötigt man schon eine gewisse Klasse.

An exakt diesem Punkt unterscheidet sich der BVB von Wolfsburg und Stuttgart oder wie all diese Einmal-Meister der letzten Jahre so hießen.

Zusätzlich muss man an dieser Stelle einräumen, dass auch die üblichen bayerischen Reflexe, jetzt die Schatztruhe aufzumachen, sicher nicht die früher gewohnten Wirkungen zeigen wird.

Dortmund hat eine Mannschaft. Eine Strategie, einen Plan und einen massiven Zusammenhalt. So sehr mich die schwarzgelben Dauergrinser auf der Mattscheibe auch nerven: Sie sind im Recht (abgesehen von Herrn Weidenfeller vielleicht, der vor dem Elfmeter keine Berührung gespürt haben will) und wir werden ihnen so ohne Weiteres nicht beikommen können.

Derlei Hoffnungen hatten wir ja schon nach dem Abgang von Herrn Sahin und der Verletzung von Herrn Götze. Falsch gedacht.

Nein. Schauen wir den Fakten ins Auge: Der BVB hat das gemacht, wozu ein FC Bayern nie in der Lage sein wird: Mit Geduld und Weitsicht etwas aufgebaut, wovon man nun zehren kann. Punkt.

Zum FC Bayern.

Die Bayern haben ein Gerüst, haben Spieler, die durchaus funktionieren. Nicht ohne Grund werden wir wahrscheinlich der beste Zweitplatzierte in der Bundesliga-Geschichte werden.

Das Problem: Wir haben unser Potential trotzdem nicht oft genug abgerufen, haben zu viele entscheidende Fehler gemacht (Neuer, Robben, Chancenverwertung, etc.) und haben tatsächlich und immer noch kein Konzept gegen Teams wie den BVB & Co.

So einfach scheint das zu sein. Und da sollten wir uns ob des verschossenen Elfmeters auch keinen Sand ins Auge streuen (ich habe bewusst noch keine FCB-Statements gehört, gelesen).

Was gestern gut war:

  • Herr Neuer. Ohne ihn, hätten wir schon in der Anfangsphase einem Rückstand hinterher laufen müssen. Und auch den Rest des Spiels wirkte er sicher und souverän. Das Westfalenstadion scheint ihm zu liegen.
  • Herr Alaba. Respekt, wie der Junge mit dieser Stimmung und diesem Druck umging. Hätte vielleicht besser er den Elfer schießen sollen? Im Pokalhalbfinale hat er mich diesbzgl. überzeugt.
  • Unsere Defensive. Klingt komisch, ist aber so. Vergleicht man das gestrige BVB-Spiel mit dem Rest der Saison, dann sind wir ja nicht gerade überrannt worden, oder? Herr Lewandowski (klasse Stoßstürmer, der perfekt die Bälle halten und abschirmen kann – großer Unterschied zu Herrn Gomez übrigens) konnte sich, speziell in HZ2, kaum noch durchsetzen in entsprechenden Kontersituationen. Überhaupt haben wir kaum gefährliche Konter zugelassen. Über den größten Teil der zweiten Spielhälfte.
  • Herr Gustavo. Ja, tatsächlich. Abgesehen von einigen Drehungen Kagawas, bei denen er überfordert war, hat er den Laden doch weitestgehend dicht gemacht, oder? Nicht von ungefähr wurden seine Gegenspieler im späteren Verlauf ausgetauscht.

Was nicht so prickelnd war:

  • Herr Kroos. Weder defensiv, noch offensiv. Da kam kaum etwas.
  • Herr Müller. Ein Schatten.
  • Herr Gomez. Kaum zu sehen, ihm fehlten aber auch die Anspiele.
  • Herr Lahm. Darf vor dem entscheidenden Eckball gerne seinem Gegenspieler hinterher laufen. Dann kommt es vielleicht gar nicht zu diesen Ecke.

Apropos Ecke.

Auf Twitter las ich, dass besagte Ecke eventuell „irregulär“ ausgeführt wurde. Was bedeutet das? Lag der Ball nicht korrekt auf der Markierung? Stand da etwa kein Linienrichter, der das kontrollierte? Die sind doch sonst so penibel dabei.

Wie auch immer. Daran hängen wir uns nicht auf. Der Schiedsrichter hat doch imho eine gute Leistung geboten.

Und noch einmal: In Dortmund kann man mal verlieren. Auch zweimal. Oder von mir aus viermal. Aber Punkte in diesen läppischen Spielen gegen – zum Beispiel der Hamburger SV – die haben uns das Genick gebrochen. Der FC Bayern hat zwischendurch 15(!) Punkte auf Borussia Dortmund verloren. Wie kann man da das gestrige Spiel oder Robben für die verlorene Meisterschaft verantwortlich machen?

Die Münchner stehen nun vor einer entscheidenden Frage:

Die Meisterschaft her schenken (schnell noch die letzten Punkte für die sichere CL-Qualifikation sichern) und voll auf die restlichen Pokale konzentrieren? Oder in allen Spielen Vollgas geben um im Rhythmus zu bleiben?

Ich würde zu einer Mischung tendieren.

Gegen Mainz zunächst mit einer 1b-Elf starten und notfalls später (wenn für den Sieg nötig) noch einmal „Stars“ von der Bank einwechseln. Somit könnte der Fokus auf die ohnehin nur vagen Chancen gegen Real Madrid gerichtet werden.

Schlimm genug, dass wir uns jetzt auf Siege gegen Real und Barca verlassen müssen um noch Titel zu holen. So wie ich unseren Verein und seine Führung einschätze, steht der Grad des Öffnens der Schatztruhe aber im direkten Verhältnis zur Zahl der Titel, die wir jetzt noch holen.

Es hilft ohnehin nichts, das Leben geht weiter. Eine Einstellung, die unsere Gegner über viele Jahre haben mussten.

Was ich mir für die nächste Saison wünsche?

Das der BVB – endlich – auch einmal in der Championsleague die Gruppenphase übersteht. Erstens „für den deutschen Fußball“ und zweitens, damit diese Mannschaft endlich einmal eine Ahnung von dieser Belastung erfährt. Ansonsten stehen wir beide (der BVB und wir) in 12 Monaten vor der exakt gleichen Situation.

Muss ich nicht haben.

Auf geht’s, Ihr Roten!