Bella Bavaria. Gracie Borussia.

Der FC Bayern steht im Halbfinale des DFB-Pokals. Dieser, so einfach daher gesagte Satz, hat eine Bedeutung, die sich über zwei Jahre erstreckt.

Der FC Bayern hat seinen, inzwischen als Dauerrivalen zu bezeichnenden Konkurrenten Borussia Dortmund geschlagen. Gefühlt (wenn man „den Medien“ Glauben schenken mag) zum ersten Mal seit Erfindung der Raumdeckung. Allgemein gelte ich ja als „der Versteher“ und deshalb habe ich natürlich auch dafür Verständnis, dass – dem BVB nahestehende – Medien und der BVB – vor allem seine Fans (natürlich) – das Gerede von dieser Sieges- oder Nicht-Gewinnen-Serie im direkten Duell weiter und weiter getrieben haben. Für mich war das nicht so wichtig. Aber die emotionale Ebene wird später behandelt. Für mich war wichtig, dass wir dieses(!) Spiel gewinnen. Punkt.

Mit einem Sieg bekommen wir weder die zwei Meisterschaften zurück, noch machen wir irgendetwas ungeschehen. Das ist nicht möglich, also brauchen wir uns auch nicht näher damit zu beschäftigen. Vielmehr sollten und haben wir uns mit der Gegenwart beschäftigt. Ich war im Vorfeld dieses Spiels mehr als zuversichtlich und habe mich deshalb – ungewohnt für mich – auch ein wenig aus dem Fenster gelehnt. Der aktuellen Saison sei Dank. Selten waren wir so stark, so dominant, so selbstsicher und scheinbar unschlagbar. Wieso hätte sich dieser Zustand gerade gegen Borussia Dortmund oder in diesem Pokalspiel ändern sollen?

Das ist eine Seite der Medaille. Die andere ist das Spiel selbst. Der BVB räumte zu Recht ein, dass die rekordverdächtigen 17 Punkte Vorsprung in der Bundesliga in diesem Spiel keine Rolle spielten. Taten, mussten sie auch nicht. Die Gründe für unseren – überzeugenden – Sieg lagen woanders. Schon beim Remis im Dezember, welches ich live und vor Ort verfolgen durfte, hatte ich den Eindruck, dass sich etwas zur Vorsaison verändert hat. Wir hatten den BVB am Rande einer Niederlage und nur dem Fehler vor dem Ausgleich und einer Weltklasse-Leistung des Dortmunder Torhüters war es zu verdanken, dass der BVB nicht mit leeren Händen aus München nach Dortmund zurückkehren musste.

Auch im Pokal-Viertelfinale hatte Herr Weidenfeller wieder einen guten Tag erwischt. Zwangsweise, denn die Bayern legten – im Vergleich zum Dezember-Kick noch ein, zwei Schippen oben drauf. Bin ich ehrlich, gehen mir mehr und mehr die Superlative aus, vor allem, da ich dann doch nicht erwartet hatte, dass meine Bayern den Dortmundern phasenweise so derbe überlegen waren, dass die wohl kaum glauben konnten, was da gerade mit ihnen geschah.

Im Vorfeld hatten viele den Borussen ganz gute Chancen eingeräumt, da Ribéry gesperrt diesem Spiel fernbleiben musste. Ich bin noch einmal ganz offen – ich habe mir ebenfalls Sorgen gemacht, als unser Franzose gegen Augsburg vom Platz gestellt wurde. Aber das war der Ribéry von Dezember. Jetzt – und da zeigt sich einfach die unfassbare Stärke unserer diesjährigen Bayern – haben wir Ribéry in diesem Spiel kaum vermisst, weil andere in die Bresche gesprungen sind, weil das Kollektiv so perfekt funktioniert hat.

Natürlich ging das Spiel zunächst taktisch geprägt in seine ersten Minuten und Dortmund versuchte(!) mit seiner gewohnten Taktik (Pressing und schnelles Umschaltspiel) einem Halbfinaleinzug näher zu kommen. Pech war da nur, dass wir heuer Spieler wie Martinez oder Dante dagegen setzen können. Diese beiden Spieler, diese Achse ist so unfassbar stark und wird immer noch stärker, da gerät man in träumerisches Schwärmen. Auch einige Borussen, die zu „normalen“ Kommentaren nach dem Spiel in der Lage waren, erkannten dies an. Martinez stellt sich mehr und mehr als Weltklasse-6er heraus, aber der Königstransfer ist offenbar Dante gewesen. Besagte Borussen räumten ein, dass Dante der erste Gegenspieler der Saison war, der Lewandowski abgemeldet hat. Dieser These mag ich nicht widersprechen. Und somit war einem der entscheidenden Erfolgsfaktoren des letzten Pokalfinales schon einmal der Zahn gezogen.

Tatsächlich glaube ich Klopp und all den anderen Borussen, dass man einen Plan hatte. Aber der FC Bayern hat inzwischen einen besseren. Und der hat nicht nur etwas mit Geld zu tun. Die Grundlagen, die ein van Gaal gelegt hat, wurden von Heynckes weiter entwickelt. Im letzten Jahr um eine Balance zwischen Offensive und Defensive, in diesem Jahr – mit den entsprechenden Spielern – um einen kollektiven Gedanken zum Spiel, mit dem Resultat, dass die Bayern auf den Weg zu einem möglichen Double gegen Dortmund den entscheidenden Schritt nach vorne machten.

Rund um das Spiel gab es die üblichen Scharmützel. Eh klar. Die Bayern(-Fans) traten selbstbewusst auf und wollten „es den Dortmundern mal wieder zeigen“. Die Dortmunder Anhänger bejammerten das Bayern-Gejammer oder wiederholten in Endlosschleifen die Mär vom Stachel im bayerischen Fleisch. Hierzu ein paar abschließende Worte meinerseits.

Natürlich kann es mich als Bayern-Fan nicht glücklich machen, wenn ich zwei Jahre in Folge nicht Meister werde und zur Krönung dann noch so ein Pokalfinale erlebe. Es stört mich, es wurmt mich, ich will das nicht. Einerseits. Andererseits hat der Erfolg der Borussen ja auch Gründe. Die Fast-Insolvenz 2005 (und alles was danach folgte). Auf dieser Basis und einer unfassbar abgesenkten Erwartungshaltung konnte das Prinzip Klopp überhaupt erst funktioneren. Man flog unter dem medialen Radar und baute eine Mannschaft auf, die in ihren Strukturen so gefestigt war, dass sie die späten van-Gaal-Bayern auf dem falschen Fuß erwischten und – noch viel bemerkenswerter – diesen Erfolg bestätigen konnten. Gegen Bayern, die unter Heynckes keine schlechte Saison spielten. Ganz im Gegenteil. Dafür gilt es Respekt zu bezeugen.

Ich muss aber ebenfalls meinen ausdrücklichen Dank an den BVB richten. Denn bei all der Emotionalität und den Begegnungen auf Augenhöhe (nicht nur auf dem Platz) muss man konstatieren, dass die aktuellen Bayern nur möglich waren durch den Erfolg der Dortmunder! Kann man gut oder schlecht finden, ist aber so. Wer will ernsthaft behaupten, dass diese Leidenschaft, dieser Wille, diese Energieleistung, dieser Antrieb, dieser Hunger oder – schlichtweg – diese Weiterentwicklung unseres FC Bayern möglich gewesen wäre, wenn es nicht – von mir aus – diesen Stachel gegeben hätte?

Ganz genau. Herzlichen Dank, Borussia. Und sorry dafür, dass Ihr nun den Fluch Eurer guten Tat erlebt – das Imperium schlägt zurück. Stärker als je zuvor!

Apropos stärker als je zuvor.

Das Pokalspiel war schon auf Betriebstemperatur und die Borussen mussten schon geahnt haben, dass der Abend nicht automatisch den gewohnten Verlauf der letzten beiden Jahre nehmen würde, als die Bayern ab Mitte der ersten Halbzeit ein Feuerwerk auf den Rasen brannten, dass ich als Bayern-Fan in dieser Form gegen diesen Gegner lange nicht mehr gesehen habe. Sehr lange. Die Laufbereitschaft, die taktische Disziplin, der Einsatz – fabulös. Mit dem Gipfel des Führungstores. Ein Lahm ist frisch, ist wach, ist aggressiv und erkämpft gegen 3-4 Gegner in deren Strafraum einen eigentlich verloren Ball zurück, wird Elfmeterreif gefoult, schafft es, einem Robben den Ball zu übermitteln, der auf engstem Raum diesen Ball verarbeitet und in Sekundenbruchteilen in den Winkel des vor ihm liegenden Tores zimmert. Ein luizider Traum.

Und so ging das weiter. Unzählige Male sprang ich auf und raufte mir die Haare ob der verpassten Vorentscheidung schon vor dem Seitenwechsel.

Überhaupt – Arjen Robben.

Nicht nur die Tatsache, dass Robben zuletzt in dem Maße stärker, wie Ribéry schwächer wurde, beeindruckt, nein, auch sein aktueller Status und wie er damit umgeht (und nicht, was die Medien ihm in den Mund legen wollen) – das ist höchst professionell. Ein weiterer entscheidender Unterschied zu den Vorjahren. Und ein weiterer Verdienst unseres Trainers!

Insgesamt hätten wir dann also schon vier Spieler beisammen, die gegen Dortmund in einer außerordentlichen Form agierten.

Hätte ein Hummels dieses Gegentor verhindern können? Hätte Dortmund mit Hummels gar überhaupt nicht verloren? Wer weiß das schon. Wir nicht. Und die Borussen wünschten sich dies nur. Aber schon im Dezember, als Hummels Dante-esk bockstark spielte, hätten wir ja gewonnen, hätte Weidenfeller… lassen wir das. Er war nicht dabei und mit Ribéry hat uns ja auch eine sonstige Säule gespielt. Der Faktor war der Wille, war die Herausforderung BVB, die der FC Bayern spätestens seit dieser Saison vollends angenommen zu haben scheint. Ihr habt nun einen richtigen Gegner, Ihr Borussen! Deal with it!

Die zweite Halbzeit sah zunächst ein anderes Bild. Klopp wird wohl in der Kabine an die Ehre appelliert haben. Wir sahen 10-15 sehr starke Minuten unserer Gäste und #Rötze zeigten uns endlich einmal, wozu sie in der Lage gewesen wären. Allein, wir agierten auch zu diesem Zeitpunkt noch stark genug und ich bilde mir einfach ein, dass Weidenfeller mehr gefährliche Aktionen abwehren musste als Neuer.

Nein, im Großen und Ganzen war unser Sieg mehr als verdient. Und die Dortmunder konnte – über das gesamte Spiel betrachtet – kaum etwas dagegen tun. Bereitete mir dies nun Befriedigung? Verspürte ich nun Rachegelüste im Vorfeld? Eigentlich nicht. Oder kaum, wenn ich erneut ehrlich bin. Warum sollte ich mich auch mit derlei negativen Gefühlen belasten, wenn mir meine Mannschaft heuer so viel Positives vermittelt? Klar, es gab immer noch einen kleinen Unsicherheitsfaktor, ob der BVB im direkten Vergleich weiterhin Erfolg gegen uns haben könnte, aber diese Zweifel hatte ich direkt vor diesem Spiel – zum ersten Mal seit 2010 – nicht und danach nun erst recht nicht mehr. Bis auf Weiteres.

Was gilt es ferner zu beleuchten?

Unsere Abwehr agiert extrem stark und geschlossen, wurde von der – ansonsten – lobenswerten Offensive der Gäste kaum in größere Gefahr gebracht.

Unser defensives Mittelfeld macht mich weiterhin sprachlos. Unser offensives nicht minder. Dem ganzen die Krone setzt allerdings unsere Bank auf. Was wir diesbzgl. für Optionen haben, ist der Schlüssel für alles. Wir können Robben, Gomez, van Buyten, Gustavo bringen und haben zumeist keinen Qualitätsverlust. Das ist Real Madrid. Nur ohne Schulden. Was Uli und wir uns immer erträumt haben.

Apropos Träume.

Viele Bayern-Fans „träumen“ davon, dass wir einen Spieler von der Klasse eines Lewandowski verpflichten. Ich gehöre bis zu einem gewissen Punkt dazu. Weil Lewandowski kicken kann. Und wenn er nicht gegen Dante spielen muss, setzt er sich ja zumeist auch gegen Gegner durch. ABER wir haben am Mittwoch gesehen, DASS es möglich ist, ihn aus dem Spiel zu nehmen und dass wir einen Spieler HABEN, der an diesem Tag der „bessere“ Lewandowski war: Mario Mandzukic.

Ich muss hier erneut Abbitte leisten. Dafür, dass ich a) vor der Saison, Mandzukic tatsächlich nur als guten Backup für Gomez und ihn b) nach dessen Rückkehr schon im zweiten Glied gesehen habe. Sorry, Mario, aber was Du uns da gezeigt hast, war Championsleague-Niveau. Dein Einsatz, Dein Pressing, Deine Läufe, Deine Gefährlichkeit – sagenhaft. Danke.

Könnte Mandzukic noch seine Ellbogen aus dem Spiel lassen, er wäre in dieser Form fast perfekt für unser Spiel.

Jetzt gilt es nach vorne zu schauen. Zur Auslosung unseres Halbfinalgegners. Unmittelbar nach unseren Spiel in Hoffenheim. Aber unser Trainer wird auch diesmal den Spagat bewältigen, hier unsere Spieler ausreichend zu motivieren.

Noch Fragen offen?

Das Martinez-Foul an Lewandowski? Haben andere – die es besser können – schon gemacht.

Die Klopp’schen Aussagen nach dem Spiel? Habe ich für die Zukunft archiviert. Abgesehen davon, will ich es nicht weiter kommentieren. Bin ich mit durch.

Ab sofort gibt es nur noch Hoffenheim.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Schlendrian-Schützenfest oder Grün-Weiße Genugtuung

So viele Bremer Gastspiele lang war ich nach dem Spiel nur eins: Unzufrieden. Teilweise musste ich das Elend live vor Ort miterleben. Zum Glück nur vom dritten Rang aus. Diese Leiden sind Vergangenheit. Auch wenn ich mich die ersten 25 Minuten im gestrigen Heimspiel ab und an daran erinnern musste.

Woran das lag? Nun, den Bremern gelang es erneut in München den Laden hinten dicht zu halten und ich wiederum bekam Zweifel, ob das mit der Rotation in gerade diesem Spiel so eine gute Idee war. Denn auch in all den enttäuschenden Heimspielen gegen die Schaaf-Kicker hätte ich es nie für möglich gehalten, dass entweder Werder jemals ein Tor erzielen würde oder wir eben keins.

Diese Sorge erscheint in dieser Saison so weit weg, wie nur was. Und unsere aktuelle Stärke drückt sich nicht nur durch die viel größere Breite im Kader aus, nein, ein Arjen Robben, dem diverse Journalisten – in Ermangelung anderer Geschichten – von Kurzeinsatz zu Kurzeinsatz größere Unmutsäußerungen in den Mund legen wollten, kompensiert seine gesunde Unzufriedenheit mit einem Einsatzwillen, der beim 1:0 überdeutlich zu Tage trat. Wer sonst hätte Herrn Ribery so deutlich „das Tor geklaut“?

Mich beeindruckt das und selbst der zuletzt eher nachlassende Franzose fühlte sich hier wohl herausgefordert und brannte das beste Spiel der letzten Wochen auf den Rasen. Es kann zur Zeit nicht besser laufen beim FC Bayern!

Sicher, der Vorsprung wird tatsächlich jeden(!) Spieltag größer und unser Selbstbewusstsein dadurch nicht kleiner, aber ich glaube durchaus, dass wir auch mit weniger Punktepolster so dominant auftreten würden. Gedankenspiele.

Die Bremer traten in München auf und an, wie man es von ihnen erwarten durfte: Weit zurückgezogen und mit der Hoffnung, dass es a) überhaupt Konter gäbe und b) einer davon vielleicht sitzen würde. Was bleibt einem Bayern-Gegner dieser Tage anderes übrig?

Machen wir es kurz – es ging schief (erneut grandios: Unsere 6er!). Im Gegensatz zur Vergangenheit finden die diesjährigen Bayern immer eine Lösung, eine Lücke oder den vorentscheidenden Fehler beim Gegner, um das Spiel für sich zu entscheiden.

Vor dem 1:0 sind mir keine gröberen Fehler aufgefallen – das war einfach klasse gespielt. Und ähnlich wie in Wolfsburg van Buyten stand nun Ribery mehr als parat, ebenfalls einzunetzen. Nicht nur unfassbare Effizienz, nein man schafft auch noch doppelte Sicherheit, dass einer schon den Ball hineinzimmern wird. Beeindruckend.

Kurz danach das 2:0 nach einem Standard. Einer Standard-Situation! Obwohl: Soo ungewöhnlich sind Standard seit dieser Saison ja nicht mehr. Noch so ein Punkt. Und dann auch noch Freistoß Robben, Kopfball Martinez. Im Grunde ist es also egal, wer daran beteiligt ist, das Grundprinzip erscheint trainiert. Trainiert!

Spätestens nach dem – berechtigten – Platzverweis für Werder kurz vor der Pause war der Drops gelutscht. Und so konnten die Bayern in der zweiten Halbzeit ihrer puren Spielfreude freien Lauf lassen. Arme Bremer mussten dieser Begeisterung tatenlos zusehen. Andererseits: Solche Spiele zahlen ein wenig von dem zurück, was wir Bayern mit diesen Gegner über die Jahre erleiden mussten. Ein wenig.

Noch mehr Positives?

Wir konnten fast die gesamte 1a-Offensive schonen, Ribery hat am Mittwoch ja ohnehin Pause. Ein Luxus, den ein FC Bayern sich lange Zeit nicht leisten konnte. Andere sprangen in die Bresche. Vor allem Robben. Herr Shaqiri gab vor dem 4:0 eine Weltklasse-Vorlage, Herr Gomez legte mit einem Doppelpack nach. Davon abgesehen, war bei beiden noch Luft nach oben, vor allem unseren Schweizer merkte man fehlende Spielpraxis und -Bindung zu seinen Mitspielern an. Naja, wäre es nicht unmenschlich, wenn selbst so was perfekt funktionieren würde?

Unsere Defensive war gegen harmlose Bremer zumeist wenig gefordert, von daher kann man z.B. zur Leistung unserer Arbeitsbiene Diego Contento kaum etwas sagen, ebenso wenig zum Startelf-Rückkehrer Boateng. Erneut der Turm in der (nicht vorhandenen) Schlacht war Dante. Allein, dass Gegentor muss man wohl zu größten Teilen ihm anlasten. Einer seiner arg seltenen Fehler in dieser Saison führte zum ersten Bundesliga-Gegentor im Jahr 2013. Wir stehen nun bei acht(!) Gegentoren. Ende Februar – verrückt.

Das war es aber dann schon mit den Haaren in der Suppe. Wir schlugen die Bremer trotz halber Kraft standesgemäß und haben unseren Vorsprung, wie sich herausstellen sollte, um weitere zwei auf nunmehr 17(!) Punkte ausgebaut. Wo soll das alles noch hinführen?

Zu einem bösen Erwachen am Mittwoch, wenn die Dortmunder eines ihrer letzten drei Saisonziele (Pokal, Championsleague, Heimspiel gg FCB) verfolgen wollen?

Ich bin ganz ehrlich: Mir hängen die beiden letzten Spielzeiten immer noch nach. Ich bin froh, wenn unser großer Vorsprung irgendwann wirklich so groß ist, dass die Meisterschale endlich wieder zurück an die Säbener Straße wandert.

ABER wäre es nun nicht endlich mal an der Zeit, von diesem Understatement abzurücken? Es geht hier nicht um Arroganz, Überheblichkeit oder Mia-san-mia. Es geht doch darum, dass wir in der Bundesliga einen geilen Job machen, die Dortmunder sich auf Vorjahresniveau einpendeln, wir aber einen sagenhaften Sprung nach vorne gemacht haben. Es geht darum, dass wir Dortmund im Supercup-Finale geschlagen haben, es geht darum, dass wir in der Hinrunde ein enges Spiel in München gesehen haben (ich auch!), welches wir ob der Gesamtbewertung hätten gewinnen können, wenn nicht müssen (weshalb die Schwarzgelben nach dem Remis ja auch im Überschwang der Gefühle schwebten).

Warum sollten wir dann vor dem anstehenden DFB-Pokal-Viertelfinale am Mittwoch nicht sagen dürfen, dass wir Dortmund schlagen können, schlagen wollen und meiner Meinung nach auch schlagen werden?

Nein, wir gönnen Herrn Lemke weiterhin kein Extra-Bier!

Auf geht’s, Ihr Roten!

Traum-Mario. Albtraum-Luiz. Phantom-Javier.

Kinder wie die Zeit vergeht. Oder auch nicht. Dieses Spiel soll noch keine vier Jahre her sein? Gefühlt ist unsere damalige Klatsche schon über 10 Jahre her. Hat man unser gestrigen Spiel in der Niedersachsen-Metropole verfolgt, liegen mehr als Welten zwischen beiden Zuständen. Also dem der Wolfsburger und dem des aktuellen FC Bayern.

Der FC Bayern hat seinen Weg zu einer unglaublichen Steigerung der letztjährigen schwarzgelben Dominanz der Bundesliga fortgesetzt. Es sah nicht immer so klar aus, wie man am Ende das Spiel zusammenfassend sagen muss, aber – und da müsst auch Ihr, liebe Wolfsburger ehrlich sein – der VfL machte offenbar das wohl beste Spiel der Saison und konnte so lange mithalten. Auch weil die Münchner den Sack diesmal nicht vorzeitig zu machten. Dieses latente Gefühl der Unsicherheit blieb bis zum 2:0 durch Robben in der Nachspielzeit.

Aber was bedeutet in diesen Tagen schon das Wort „Unsicherheit“ im Zusammenhang mit dem FC Bayern? Weil wir trotz zwischenzeitlichen 18(!) Punkten Vorsprung auf Platz zwei immer noch bei den Samstagspielen der „Konkurrenz“ mitfiebern und auf starke Gegner und weitere Punktverluste von Dortmund und Leverkusen hoffen? Wie lächerlich wollen wir 2011-2012-Geschädigte uns eigentlich noch machen? Und für wie lange? Glaubt es mir – da brennt nichts mehr an!

Es sei denn… Spieler wie Javier Martinez verletzten sich langwierig. Aber der Reihe nach.

Die Bayern begannen, wie sie seit Wochen und Monaten beginnen. Sie reissen das Spiel und den Ball an sich und geben ihn kaum mehr her (Meister-Indiz). Sie gehen mit der einzig richtigen Einstellung in das Spiel: Es steht 0:0 und wir haben keine 15 Punkte Vorsprung in der Tabelle (also mental gesprochen jetzt)! Dieser Punkt begeistert mich. Es ist das alte Bayern-Gen (aus den 70er, 80er, 90, 00er-Jahren). Gemischt mit der van-Gaal’schen Dominanz und der Heynckes’schen Defensiv-Stärke. Das ist großes Kino. Die Metapher der Gegner, die am ausgestreckten Arm des FCB „verhungern“ kommt mir dabei immer wieder in den Sinn.

Keine drei Minuten dauerte es, bis Müller die erste klare Torchance hatte, die er eigentlich schon verwerten musste. Es blieb nicht seine letzte Chance und er blieb auch nícht der Letzte, dem derlei widerfahren sollte. In der Zwischenzeit machte Wolfsburg, was in der Regel alle Hecking-Gegner mit dem FC Bayern (und mir persönlich) machen: Sie gehen uns auf die Nerven. Insofern ich mal ganz ehrlich bin, interessiert mich Wolfsburg – außerhalb der gemeinsamen Partien – nicht die Bohne, von daher kann ich diesen Umstand nicht belastend beurteilen, aber übereinstimmend sprachen neutrale Beobachter dieses Spiels davon, dass unser Gegner sein bestes Spiel seit langer, langer Zeit auf den Rasen brannte. Die ersten 15-20 Minuten waren demnach ganz ordentlich anzusehen. Danach war der Zauber verflogen. Es reichte nicht gegen einen FCB in der aktuellen Form.

Wir Bayern-Fans mussten unsererseits allerdings bis zur 36.Minute warten, bis uns die Sportskameraden Kroos, Schweinsteiger und Mandzukic eine fabulöse Präsentation ihres (antrainierten(?) Standard-)Könnens ablieferten (Meister-Indiz). Sicher, dass derToni mal ab und an was aus dem Fußgelenk zaubern kann, habe selbst ich vor einiger Zeit eingesehen und dass derBastian inzwischen nicht nur mit dem Inhalt seines Kopfes etwas anzufangen weiß, sondern die Bälle auch kontrolliert seine Stirn treffen und verlassen können, daran haben wir uns heuer ebenfalls gewöhnt, dass aber in dieser Kombination alles wie am Schnürchen passt und Super-Mario Mandzukic abschließend noch per Fallrückzieher den Ball wie das heisse Messer durch warme Butter (Wolfsburger Abwehr) zieht – Respekt, das begeisterte selbst mich, der in den letzten Wochen durchaus phasenweise (positive) Langeweile ob unserer Überlegenheit empfindet.

Ab diesem Tor war es zunächst einmal um unseren Gegner geschehen und in der Folgezeit (vor allem nach der HZ) war der Ausbau unserer Führung das beherrschende Thema im Wolfsburger Strafraum. Allein unsere Verspieltheit, das eine oder andere (unkontrollierte) Zufalls-Abwehr-Bein verhinderte zu diesem Zeitpunkt den Kantersieg und ließ die Hausherren am Leben und in dem Glauben: „Da geht noch was!“.

Ging es nicht und derArjen bereitete all diesen Überlegungen das späte aber verdiente Ende. So viel zum Spiel. Gibt es auch diesmal Haare in der bayerischen Suppe?

Ohja und wir sollten nicht so euphorisch sein, nicht offen darüber zu reden. Natürlich reden hier viele (in- und außerhalb des FC Bayern) von dem sog. „Jammern auf hohem Niveau“, klar. Andererseits werden wir – wenn wir unsere Triple-Ziele (wieso sollten wir davon abrücken?) weiter verfolgen wollen – nicht davon ausgehen können, dass uns nur noch solche einmal-pro-Saison-gegen-uns-starke-Gegner erwarten. Da kommen, gar in allernächster Zeit, andere Kaliber auf uns zu und was die mit uns machen, wenn wir denen in der Anfangsphase die Bälle auf dem Silbertablett servieren, vermag ich mir lieber nicht vorzustellen.

Wie kann es sein, dass ein van Buyten – alles was ich jetzt schreibe war mein persönlicher Eindruck, fügt Euren Senf hinzu und dann schauen wir, was dabei herauskommt – in der Anfangsphase 3-5 Pässe direkt mal gepflegt zum Gegner spielt?

Wie kann es sein, dass ein Luiz Gustavo während des gesamten Spiels eigentlich fast nur neben seinen Schuhen spielt und von seinen Mitspielern (Schweinsteiger – grandios) mitgezogen werden muss?

War das nur das Pressing der Wolfsburger? Sind die beiden überspielt(?), außer Form oder hatten einfach nur einen schlechten Tag? Lassen wir van Buyten mal außen vor, der hat sich im weiteren Spielverlauf gefangen und ja, ich beobachte Gustavo spätestens seit dem letzten Pokalfinale vielleicht bei seinen Einsätzen immer ein wenig genauer als andere Spieler, aber wo ist seine durchaus als gut bis sehr gut zu bezeichnende Form der anfänglichen Hinrunde hin? Allein mit dem Rückstand nach seiner längeren Verletzung? Wir wissen es nicht und ich will mich hier auch nicht mit anderen in Diskussionen verstricken. Fassen wir es vielleicht so zusammen:

Wie sehr uns ein Javier Martinez inzwischen fehlt, merkt man genau dann, wenn er mal nicht für uns auf dem Platz steht!

Ich würde nicht behaupten, dass Martinez schneller laufen kann als Gustavo, ganz bestimmt nicht, aber seine Fähigkeit zur Antizipation ist der von Luiz wohl um einiges voraus. Wenn ich mich nur daran erinnere, wie vielen Gegnern der Ex-Hoffenheimer gestern einfach nur erfolglos hinter gelaufen ist – puh. Und die berühmten Steals habe ich von ihm gestern auch nicht gesehen.

Sei es, wie es sei, wir brauchen einen Martinez für unsere Ziele. Und einen Schweinsteiger in der gestrigen Form (hatte die vielleicht was mit der Kritik unter der Woche zu tun? Ist da jemand besonders motiviert gewesen? Es hat zumindest nicht geschadet – willkommen zurück, guter alter Bastian!

Sonst noch was?

Die Lewandowski-Gerüchte tangieren mich aktuell nicht in einem emotional messbaren Bereich. Ebenso die „scheinbare“ und von einigen Medien gepushte Robben-Melancholie. Ebenso wenig, was – parallel zu den Lewandowski-Gerüchten – mit Mario Gomez geschieht. Alles Nebenkriegsschauplätze. Wichtig ist weiterhin nur auf dem Platz und das wir unsere Serie fortsetzen. Nicht um der Serie willen, aber für Titel. Für die Titel, die wir uns am Ende der Saison zurück holen wollen.

Am Dienstag geht endlich auch für uns die Championsleague wieder los und meine Befürchtungen vor der Rückrunde, dass wir bis dahin aufpassen müssen, dass unser Vorsprung in den ersten Bundesliga-Spielen ohne Mehrfachbelastung nicht schmilzt, haben sich ja offenbar eher nicht bewahrheitet. Gut.

Jetzt geht es gegen Arsenal. Schwer genug, denn in der K.O.-Runde gibt es ja *hust* keine leichten Gegner mehr.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Guardiola.

Keine Wortspiele von mir zu diesem Thema. Sind ja eh alle schon gemacht worden. Von fast allen.

Der FC Bayern bekommt zum 01.07.2013 einen neuen Trainer. Josef – Jupp – Heynckes beendet seine dritte Amtszeit bei unserem Verein, Josep – Pep – Guardiola i Sala tritt seine Nachfolge an. Der – was man so liest – begehrteste Trainer auf dem Erdball. Ich kann nicht abstreiten, dass mich dieser Umstand stolz macht. Und ich dieser Tage viel Freude in mir trage. Aber wie ich es – auf Twitter, auf dem #tkss oder sonst wo – gesagt habe: #Pep ist nicht gleich #JM8. Will sagen, die Hysterie – auch und gerade von mir – rund um die Verpflichtung von Javier Martinez war eine ganz andere Liga als das Thema Guardiola. Und das hat gar nix mit ihm zu tun, dass liegt an mir.

Ich bin dazu in der Lage total durchzudrehen, völlig auszuflippen und alle Grenzen fallen zu lassen. Wer mir in diesen wilden Tagen auf Twitter folgte, weiß wovon die Rede ist. Selbst einige langjährige Verfolger folgen mir seitdem nicht mehr. Aus Gründen. Kein spanischer Tweet, keine Übersetzung, keine Meldung von Flughäfen, kein Bild eines FCB-Autos war vor mir sicher. Die Euphorie überstieg alles je da gewesene. Warum? Weil sich bei mir / bei uns Bayern-Fan eine wochenlang aufgebaute Erwartungshaltung, Enttäuschung, Hoffnung und Frust auf einmal entluden. Wenn ich an den Bilbao-Präsident denke, spüre ich schon wieder dieses Zucken.

Und dann diese Verdichtung der Emotionen. Sollte es wirklich sein, dass der FC Bayern „mal was Verrücktes“ machen würde? So wie all die Reals, Milans und ManUtds? JA! Groß. Nun, dieser (Höhe)punkt liegt hinter uns. Und wer einmal den höchsten Hohepunkt erlebt hat, der empfindet einen normalen Höhepunkt nur noch als… Punkt. Mit dieser Analogie will ich in keinster Weise die Großartigkeit dieses Transfers kleinreden, aber ich muss ja auch nicht 24 Stunden schenkelklopfend auf dem Boden liegen vor Lachen. Manchmal reicht auch ein Schmunzeln. Loriotesk.

Ich bin begeistert. Davon, dass Guardiola sich tatsächlich für den FC Bayern und nicht für das Geld entschieden hat. Selbst wenn dieser Satz aus dem Munde eines Bayern-Fans bizarr klingt. Es geht um dieses Scheich- oder Russen-Geld, dass – und da sind wir uns ja alle einig – nicht nur „böse“ ist sondern auch jedes seriöse Wirtschaften im Fußball endgültig ad absurdum führte. Ich find es klasse, dass unser neuer Trainer tatsächlich ein Mensch ist, dem andere Sachen wichtiger zu sein scheinen. Und dass diese „guten Sachen“ nun mit meinem Verein verbunden werden.

Ich bin begeistert wie mein Verein diesen Transfer abgewickelt hat. Es drang nichts(!) nach außen. Und was waren wir ahnungslos als der Vertrag – nachweislich – längst unterschrieben war. Herrlich. Ich finde auch den Stil der Pressemitteilung meines Vereins klasse. Derlei war ich in den letzten Jahren bei Trainerwechseln nicht (mehr) gewohnt. Danke dafür.

Sicher, der FC Bayern wäre nicht der FC Bayern und die Medien nicht die Medien, wenn am Folgetag nicht schon wieder „Zwietracht“ gesät werden würde. Oder zumindest der Versuch gestartet wird. Unser Präsident gibt dem ZDF ein Interview und die Medienvertreter, denen nach dem, für sie überraschenden #Pep-Big-Bang, die Stories auszugehen drohen, machen sich nicht die Mühe, dessen Aussagen ungekürzt wiederzugeben. So entsteht der Eindruck, man habe Heynckes doch – gegen seinen Willen – vor die Tür gesetzt. Geschenkt, man muss derlei nicht lesen. Ich für meinen Teil habe mir in der ZDF-Mediathek zumindest das Interview angesehen. Und für mich klingt das nicht unbedingt so. Für mich klingt das so, dass es natürlich ziemlich naiv gewesen wäre, erst nach der Mitteilung von DonJupp kurz vor Weihnachten in die Verhandlungen mit Guardiola einzusteigen. Definitiv. Man hat mit ihm, respektive seinen Beratern gesprochen. Ja, und? Wir hatten einen Trainer, dessen Vertrag zum Saisonende auslaufen würde und Guardiola war auf dem Markt. Ich kann ferner nicht erkennen, dass die „bisherige Sprachregelung“ des Vereins etwas anderes behauptet hat. Aber ich habe ja auch keine Ahnung.

Jetzt ist Guardiola verpflichtet, er lernt Deutsch und er tut dies in New York. Weiter weg von Heynckes und einer noch zu spielenden Bundesliga-Rückrunde geht es nicht. Mehr Souveränität und Professionalität ebenfalls nicht. All das wirkt – bis auf weiteres – perfekt.

Womit wir zu meiner Einschätzung des Trainers Guardiola kommen.

Es steht außer Frage, dass er mit Barcelona maximalen Erfolg hatte und ein großer Trainer ist. Selbst wenn man Max Merkel zitieren will, dass Messi & Co. vielleicht auch ein Spazierstock zum Championsleague-Sieg geführt hätte. Aber ist das so? Was wissen wir denn schon? Nur weil Guardiola nicht der Lautsprecher oder ein eher kein… extrovertierter Typ wie Basler, Klopp, Sammer, Lattek oder Mourinho ist / war? Wissen wir wirklich etwas zu sagen über seine Qualität als Trainer? Nein. Andererseits hat er selbst uns allen noch nicht gezeigt, dass er als Trainer auch außerhalb Barcelonas funktionieren kann. Ein Wagnis. Für ihn und für uns. Ich bin bereit dafür.

Guardiola hat für mich auch keine Auswirkungen auf die Bundesliga, deren Außenwirkung oder andere Dinge, die in den letzten Stunden kolportiert wurden. Mir als Bayern-Fan muss auch niemand auf die Schulter klopfen oder den Verein für diesen Transfer beglückwünschen, denn es steht selbstverständlich fest, dass wir Guardiola genau deshalb geholt haben, um erneut eine Ära zu prägen. Er soll für uns den Erfolg sichern und uns auch in Europa – ohne die Bundesliga zu vernachlässigen – zu höchsten Weihen führen. Warum sollten wir das abstreiten? Dafür muss uns niemand lieben – alles andere wäre sogar sehr merkwürdig!

Ob Guardiola das kann, oder wir ihm dazu die Zeit geben werden – wer weiß das schon. Aber eins steht fest: Wenn einem Trainer das möglich gemacht wird (in München) – dann ihm! Denn Guardiola ist genau der „Welttrainer“, der unsere Großkopferten in der Führungsriege ruhig stellen kann. Keine Personalie hätte hier mehr elektrisiert als #Pep. Die (Fußball)welt schaut ab sofort nach München. Noch mehr als zuvor. Und unsere Führung wird es sich gut überlegen, ob sie einen Guardiola verbrennen wollen. An dem Feuer könnten sich selbst Rummenigge, Hoeneß oder Beckenbauer die Finger verglühen. Seine Chance. Eine Chance, die Klinsmann und später van Gaal nicht hatten.

Der FC Bayern steht vor einer goldenen Zukunft. Oder epochalen Veränderungen in der Führung. Es könnte ein entscheidender Schritt in die Zukunft sein. Oder eben die Zementierung des Provinziellen.

Bienvenido a Munich, el señor Guardiola! (Pff, Google Translate)

Jedem Ende wohnt ein Zauber inne oder Kokolores-Kalle

Es ist vollbracht. Die Winterpause ist da. In den letzten Wochen habe ich ja kaum noch daran geglaubt, dass wir die mal erreichen würden. Also eher meinte ich damit mich selbst und meine Müdigkeit. Aber ich will Euch damit nicht noch weiter langweilen.

Das letzte Pflichtspiel im Jahre 2012 unseres FC Bayern liegt hinter uns. Dies soll kein Jahresrückblick werden – solche Worte bieten sich da halt einfach an. Bedeutungsschwanger, in größeren Zeiträumen denkend.

Genau dieser Umstand war die größte Gefahr für unsere Jungs beim Pokal-Achtelfinale in Augsburg. Eine andere Gefahr gab es nicht (abgesehen von einer gewissen Unbeherrschtheit, aber dazu später mehr). Denn wie schon im Bundesligaspiel an gleicher Stätte, so war ich auch diesmal davon überzeugt, dass uns die Augsburger nicht schlagen können würden.

Natürlich, es war „ein Pokalspiel“, es spielte „Klein gegen Groß“, „arme Schlucker gegen Steinreich“ – oder einfach der FC Bayern. Der „große“ FC Bayern. Habe ich etwas in der Mottenkiste der üblichen Verdächtigen an den Mikros und vor den Kameras übersehen? Wahrscheinlich. Denn unser Verein dient ja als Projektionsfläche für so ziemlich alles und jeden in diesem (Fußball)Land. Diesen Umstand haben wir uns hart erarbeitet, sicher, aber es darf mich trotzdem in jedem dieser Spiele, die – glaubt man den Kommentierern – jederzeit hin zu einer Seensaatiioon kippen könnte, stören.

Es brauchte nicht lange, da wurde uns dieser Umstand auch am Dienstag eingeredet.

Ich will nicht in Abrede stellen, dass Augsburg gerannt ist, gekämpft hat, alles in die Waagschale geworfen hat, was sie zu bieten hatten. Ich will einräumen, dass da mehr kam als vor Wochen im Bundesliga-Aufeinandertreffen. Ich muss erwähnen, dass wir durchaus einen Handelfmeter hätten bekommen können. Aber! Hätte all dies etwa gereicht, unseren FC Bayern ernsthaft zu gefährden? Nein. Meiner Meinung nach nicht.

Viele dachten (hofften) ja, dass wir nach dem Platzverweis gegen Ribéry irgendwie anfangen würden zu wackeln. Zu dumm, dass die 2012/13er Münchner bis jetzt niemandem diesen Gefallen getan haben. Analog zu den Dortmundern der jüngeren Vergangenheit.

Selten war ich im Laufe eines Pokalspiels meines FC Bayern relaxter als in diesen 90 Minuten. Augsburg war einfach zu schwach. Punkt. Und da kann man als Augsburger Spieler oder Funktionär noch so viel Lobendes über die Leistung in diesem(!) Spiel sagen, am Ende des Tages sind sie raus aus dem Pokal und stehen in der Bundesliga auch nicht gerade rosig da. Irgendwann hat sich das Argument „Pech“ mal abgenutzt.

Genug dazu.

Apropos Ribéry.

Unser kleiner französischer Turbodribbler hat sich und uns einen Bärendienst erwiesen. Wirbelte er zuvor noch die Augsburger Defensive durcheinander, zeigte er nach der Provokation kurz nach der Pause Nerven und ließ sich zu einem, sagen wir mal, unangemessenen Kontakt mit seinem Gegenspieler hinreissen.

Ich bin da ganz bei DonJupp. „Ein Spieler des FC Bayern darf sich nicht provozieren lassen.“ Noch einmal: Punkt.

Alle(!) anderen Aussagen zu diesem Thema (Schweinsteiger(!), Sammer(!!), Rummenigge(!!!)) sind brutaler Kokolores.

Ribéry wird gefoult und gefoult und gefoult. Und provoziert. Klar. Das ist nix Neues. Und ja, auch vor dieser rote Karte war das so.

Aber erstens wurde das Foul gepfiffen, zweitens deutet er nicht nur einen Tritt in Richtigung seines Pendants an, nein, die Hände im Gesicht des Gegners nehmen im Schlagabtausch in ihrer Wirkung zu. Erst ein leichter Wischer von Ribéry, dann eine stärkerer Wischer des Augsburgers (sorry, ich habe inzwischen sogar seinen Namen vergessen, so unwichtig ist mir das) und zu „guter“ Letzt für alle sichtbar ein Schlag von Ribéry.

Das geht nicht, lieber Franck!

Welche Konsequenzen sein Verhalten hatte? Er fehlt uns bis zu einem möglichen Finale in Berlin. Und vor allem in der nächsten Runde, im imho vorweggenommenen Finale gegen die schwarzgelbe Borussia aus Dortmund. In München.

Das ist nicht dramatisch, aber es hat Dimensionen, als ob beim BVB „Rötze“ gleichzeitig fehlen. Zwar bin ich von einem „Mimimi“ weit entfernt, aber sein hätte es nicht müssen.

Da tröstet mich auch nicht der Umstand, dass die Augsburger im weiteren Spielverlauf mit der Aufgabe selbst das Spiel zu machen und nun ihrerseits gegen einen tiefer stehenden, brutal anlaufenden und auf Konter lauernden Gegner überfordert waren. Deutlich überfordert. Gefährlicher waren sie gegen 11 Bayern allemal.

Mir hat das Spiel gefallen. Weil Herr Neuer endlich mal wieder seine Klasse in einigen Paraden zeigen konnte (Seid ehrlich, einige von Euch haben doch insgeheim schon wieder Gedanken gehabt…). Und weil es mir einen Müller-Moment schenkte, wofür wir diesen Klasse-Typen einfach immer nur lieben werden. Was für eine gemalte Choreografie, dass der Thomas nur kurze Zeit später seinen Vertrag beim FC Bayern verlängerte. Signalwirkung.

Das Spiel ist inzwischen zwei Tage her und ich erinnere mich nicht mal mehr an alle relevanten Szenen (was aber auch an meinem Alter und meiner momentanen (Blog)Müdigkeit liegen kann *g*). Aber neben der roten Karte, dem möglichen Handelfmeter, den beiden Toren – was war da noch?

Ach ja, das „Tor“ von Herrn Timoschtschuk.

Seit ich Stammhörer des Schiedsrichter-Podcast „Collinas Erben“ bin, habe ich meine Einstellung zu und meine Sichtweise auf die Schiedsrichter erneut angepasst. Früher ging mir ein „das muss der doch sehen“ viel leichter über die Lippen oder durch den Kopf als heute.

Wer im ersten Augenblick zweifelsfrei erkannt hat (Live!), dass der Ball von Timoschtschuk klar hinter der Linie war, der hebe bitte die Hand. Ach, erst in der zweiten Zeitlupe? Oh.

LizasWelt, 50% Prozent des fabulösen Schiedsrichter-Podcasts hat über Twitter die entscheidende Spielszene mit grafischen Unterstreichungen publiziert. Darauf ist Folgendes zu sehen:

1.) Der Schiedsrichter hatte eine verdeckte Sicht, da in dem Moment, als der Ball – hinter der Linie – im Tor einschlug, der Augsburger Torhüter am Boden – und somit vor dem Ball – lag.

2.) Der Schiedsrichter-Assistent konnte das Tor nicht erkennen, da er – regelkonform – auf der Höhe des (vor)letzten(?) Abwehrspielers stand um eine mögliche Abseitssituation zu erkennen.

Was hier fehlte?

Ein Torschiedsrichter (wie in der Championsleague) oder ein Chip im Ball (und keine Ballchip-Kamera, oder was auch immer uns die ARD in der Übertragung für einen Unsinn erzählt hat)!

So was passiert. Und das gehört zum Fußball dazu. Was viel wichtiger ist? Das es Spieler wie Thomas Müller gibt, die, auch wenn sie mal von der Bank ins Spiel kommen, brennen, laufen und jeden Ball vernünftig an den Mann bringen wollen (und können).

Wie für einen Lehrfilm ist hier seine Vorarbeit zum entscheidenden 2:0 durch Herrn Shaqiri zu bewerten. Sagenhaft. Weshalb der Jubel seiner Kollegen auch eher ihm und weniger dem Schweizer Schützen galt.

Ich könnte noch viel mehr über meine Bayern reden. Was ich von Gomez und Mandzukic in diesem Spielt hielt (wenig). Was von unseren Außen Alaba und Lahm (noch weniger). Aber ich möchte es dabei bewenden lassen.

Es ist Winterpause und wir haben eine ausgezeichnete Ausgangsposition für die Rückrunde. Wir sind in allen Wettbewerben noch top vertreten, haben einen unglaublichen Vorsprung in der Bundesliga, eine Chance zur Pokalfinal-Revanche im Pokal-Viertelfinale und mit dem FC Arsenal einen schlagbaren Gegner in der Championsleague vor der Brust.

Es könnte uns schlimmer gehen.

Ganz zu schweigen von den verletzten Spielern, von denen – bis auf Herrn Badstuber – alle zur Rückrunde wieder auf dem Platz stehen können sollten. Vor allem Gustavo und Robben. Denn direkt im Spät-Winter und Früh-Frühjahr heißt es improvisieren.

Gegen Dortmund fehlt unser Motor Ribéry. Da brauchen wir mit Robben eine zusätzliche, vielleicht Überraschung erzeugende Option.

Gegen Dortmund fehlt unser IV Nr.2 oder 3 Boateng. Da brauchen wir einen Martinez eventuell auf dessen Position und somit einen Gustavo (in der Form der frühen Hinrunde) um gegen Arsenal nichts anbrennen zu lassen.

Schlimm genug, dass wir diese Umstellungen aufgrund von unnötigen Platzverweisen durchdenken müssen.

Was passiert jetzt?

Wir feiern Weihnachten und genießen die Ruhe. Im neuen Jahr sammeln wir unsere Kräfte und versuchen die Ernte dieser Hinrunde einzufahren. Ich, wie Ihr, wie der FC Bayern.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Gruselige Teufel und Spinnweben-Spieler

Die Nacht der Hexen, Vampire, Gnome und Süßigkeiten liegt hinter uns. Und unser geliebter FC Bayern steht im Achtelfinale des deutschen Fußballpokals.

Es gibt hier keine direkte Verbindung, aber als wir die Aufstellung unseres Trainers sahen, dachten einige vielleicht eher an den Ersten im April und nicht im November. Eine formidable B-Elf stand da auf dem Rasen. Wenn Rotieren, dann aber richtig. Respekt, DonJupp.

Ob das gut gehen oder sich die Lauterer vielleicht eher provoziert fühlen würden? Teufliches Anrennen auf den „stark“ behüteten Münchner Kasten?

Nun, unsere Sorgen zerstoben recht schnell zu Schutt und Asche.

Die Betzebuben verfingen sich zumeist und über die gesamte Spielzeit im immer noch dichten bayerischen Spinnennetz. Es bleibt im Geheimen, ob unser Gegner nicht wollte und schlicht weg nicht konnte. Die ewig gleiche Frage. Standard.

Erwähnenswert ist hingegen, dass ich mehr als erstaunt war, wie harmonisch und eingespielt unsere – in dieser Kombination noch nie agierende – B-Elf wirkte. Klar, wann, wenn nicht in der zweiten Runde des DFB-Pokals. In einem Heimspiel gegen einen Zweitligisten. Eben.

Robben als Kapitän wirkte allein bei den Formalitäten die das Amt so mit sich bringt unsicher. Während der Spiels war er ein Anführer, ein Löwe, der seine Herde dirigierte und lenkte. Applaus, Aufmunterung und Motivation ohne Egozentrik. Viele Sportskameraden im Stadion und vor dem TV dachten wahrscheinlich, der Arjen könne so etwas gar nicht. Falsch gedacht. Wäre das nicht einer für dieses Amt – so auf Dauer? Falls Herr Schweinsteiger doch nur Vize bleiben will?

Gedankenspiele.

Das Spiel war eine Einbahnstraße. Einzige Waffe der Pfälzer? Länge Bälle und Pässe auf Idrissou. Ende. Wir wissen inzwischen – es reichte nicht. Es reichte nicht, um irgendetwas am Unvermeintlichen zu ändern: Dem Einzug des FC Bayern in das Achtelfinale.

Klar, die üblichen Verdächtigen kamen dann wieder um die Ecke und forderten, dass – per se – der klassentiefere Verein Heimrecht haben sollte. Und im Falle des FC Bayern vielleicht explizit auch noch jeder Verein, der aktuell in der Bundesliga-Tabelle unter den Bayern steht? Wäre das in Ordnung? So für die „Spannung“?

Was sich wohl die Schalker gedacht haben, als sie das Heimspiel gegen Sandhausen zugelost bekamen?!

Wie auch immer. Niemand ist gezwungen, in München mit 11 Spielern am eigenen 5-Meter-Raum abzuwarten, was den Bayern so einfällt.

Und den Bayern fiel jede Menge ein. Vor allem am Anfang in den ersten 15-20 Minuten. Überraschend viel. Zumindest für die überforderten Lauterer.

Gut, wie hier Pizarro mit Robben und Shaqiri mit Alaba zusammen spielten. Das hatte was.

Und die Abwehr fiel auch nur wenig dahinter ab, was wiederum tatsächlich am Gegner liegen mochte.

Nein, insgesamt und als Kollektiv hat mir die gestrige Mannschaft sehr gut gefallen. Der perfekte Nebeneffekt: Die „Stammspieler“ gehen ausgeruht(er) in das Topspiel am Samstag gegen den HSV und die „Bankdrücker“ bekamen eine große Portion Spielpraxis. Viel riskiert, viel gewonnen, Herr Heynckes!

Vielleicht sehen wir zumindest die Kombi Pizarro und Robben auch in der Startelf in der Hansestadt? Verdient hätten sie es. Andererseits: Es wird ja wohl wieder der nette Herr Lahm die Binde über den Platz tragen – ob dies zu einer erneuten „Wesensveränderung“ Robbens führen wird?

Ich glaube nicht.

Hier meine Wunschelf für Samstag:

Neuer
Lahm – Boateng – Dante – Alaba
Schweinsteiger – Martinez/Gustavo
Robben/Müller – Kroos – Ribéry/Shaqiri
Pizarro

Wie sind die Krankheitswerte der Herren Ribéry, Martinez und Gustavo? Der Rest ist ja spielfit, oder?

Und überhaupt – sagt uns das gestrige Spiel etwas über das übermorgige Spiel?

Ich glaube nicht. Aber eins vielleicht doch: Wir müssen 150% geben, egal wer auf dem Platz steht!

Auf geht’s, Ihr Roten!

P.S. Wunsch für’s Achtelfinale? Derby gegen 60 oder auswärts in Düsseldorf. 😉

Die Präsenz der kleinen Männer oder Holzhacken wider der Langeweile

Nach der Niederlage in der Championsleague hatten wir alle eine Reaktion in der anschließenden Bundesliga-Partie gegen Hoffenheim erwartet. Ich auch. Jetzt, ein Tag nach dem Spiel, bin ich allein schon mit den drei Punkten mehr als zufrieden. Vor allem, wenn man den inzwischen abgeschlossenen Spieltag komplett betrachtet.

Nein, die Kraichgauer sind schon lange kein echter Gegner mehr für den FC Bayern. Und seit dem allerersten Aufeinandertreffen ist viel Wasser die Isar hinuntergeflossen. Nicht zuletzt die letzten Ergebnisse sprechen da eine deutliche Sprache.

Wer aber ein 7:0 erwartet hatte, hatte gestern auf das falsche Pferd gesetzt. Dazu waren die Bayern nicht in der Lage. Und das lag nicht nur daran, dass ihnen ein Robben in Galaform fehlte.

Es lag an anderen Dingen.

Da wären die Strapazen der Reise nach Weißrussland zu nennen. In erste Linie aber die Tatsache, dass die TSG ihre Sache recht gut machte. Und „die Sache“ der TSG ist es nun einmal gegen den FC Bayern tief zu stehen, körperlich hart zu spielen und alle Kopfballduelle in der Defensive zu gewinnen. Es sollte zumindest reichen, den Münchnern nur die beiden gesehenen Tore zu ermöglichen.

Ferner man sagen muss, dass es einigen Heynckes-Kickern offenbar ob des guten Saisonstarts ein wenig langweilig zu sein scheint – wie anders ist zu erklären, dass der Sportskamerad Mandzukic derart in einen Zweikampf geht und seinen Kollegen Müller so verletzt? Dieses Ellbogen-Thema eilte ihm ja als Ruf schon aus Wolfsburg voraus, aber gegen die eigenen Mitspieler?

Wie auch immer – Thomas Müller hat offenbar keine bleibenden Schäden davon getragen und wir konnten – Gott sei Dank – für ihn einen Shaqiri einwechseln.

Die gelben Karten für die (übliche) körperliche Spielweise der Hoffenheimer gab es ja dann erst gegen Ende des Spiels – ich hoffe, wir erleben hier in den nächsten Tagen nicht noch einige Überraschungen aus der medizinischen Abteilung…

Zum Spiel zurück.

Die Kopfbälle.

Ich gebe zu, ich war schon beeindruckt, wie kopfballstark die Defensive der TSG agierte. Und auch in der Offensive habe ich z.B. fast nur verlorene Kopfballduelle von Herrn Lahm in Erinnerung. Ok, keine Kunst. Zu dumm, dass wir zu lange auf dieses Mittel setzten. Also Flanken in den gegnerischen Strafraum. Erst die individuelle Klasse eines Franck Ribéry verlieh unserer Überlegenheit den gebührenden Ausdruck (mit einer vorherigen Kopfball-Stafette). Sicher, mit entsprechender Chancenverwertung hätte es auch 3:0 oder 4:0 ausgehen können (was eher meiner Erwartungshaltung entsprochen hätte), aber dafür waren wir offenbar geistig und körperlich nicht frisch genug und zweitens ist ein Sieg immer noch ein Sieg, ist ein Sieg!

Wir haben alle unsere Spiele in der Bundesliga gewonnen. Alle! Was gibt es da noch zu kritisieren?

Womit wir beim Thema Sammer, Heynckes, Hoeneß, Rummenigge und den Medien sind.

Wenn man den Anspruch hat, ein jedes Spiel gewinnen zu wollen – wie z.B. der FC Barcelona – dann kann man auch mit schwachen Siegen, die erst spät zustande kommen, nicht zufrieden sein. Währet den Anfängen des Schlendrian.

Man kann das auch kritisieren und diese Kritik auch formulieren. Und man kann das intern oder öffentlich machen.

Man muss allerdings wissen, dass, wenn man dies als Angestellter des FC Bayern macht, das mediale Echo gewaltig ist und man „den Medien“ Steilvorlagen liefert. Beschweren sollte man sich darüber dann eher nicht.

Meine Meinung zu diesem Thema sieht wie folgt aus:

Herr Sammer hat Recht. Herr Heynckes aber auch. Ebenso wie die Herren Hoeneß und Rummenigge (Herrn Beckenbauer nehmen wie hier mal bewusst heraus aus der Wertung).

Und ganz im Inneren vermute ich, dass all das genauso gewollt war! Uli Hoeneß lacht sich auf seiner Terrasse am Tegernsee sicherlich seit Tagen ein Loch ins Knie, weil Sammer viel schneller und viel intensiver (als es ein Nerlinger je gekonnt hätte) in seine Fußstapfen zu treten scheint. Nebelkerzen galore.

Wenn bei den Bayern die aktuelle Siegesserie reißt, ist Feuer unterm Dach. Vor allem mit der Vorgeschichte der letzten beiden BVB-Titel. Solange man gewinnt, ist alles gut.

Wieso dann mal nicht einfach antizyklisch kritisieren? Reizpunkte setzen? Auf wen sollte Sammer Rücksicht nehmen? Glaubt wirklich jemand, dass Heynckes über 2013 hinaus beim FC Bayern Trainer ist?

Demontiert er dann nicht erst Recht dem Trainer? Nein, denn Heynckes hat sich ja gewehrt und klare Kante gezeigt.

Kurzum: Bei all dem medialen Gewitter: Hat irgendjemand in größerem Umfang Schlagzeilen über die „schlechten“ Leistungen unserer Spieler in Bremen oder Borisov gelesen? Nein? Siehste!

Vielleicht ist all dies eine Milchmädchenrechnung, klar. Aber jetzt ist ohnehin erst einmal Länderspielpause (die letzte in 2012, oder? ODER?). Und wer wird sich danach noch an diese Scharmützel erinnern?

Wir sind der FC Bayern und wir haben eine Reaktion auf 2011 und 2012 gezeigt. Wir liegen nach dem siebten Spieltag und sieben(!) Siegen fünf Punkte vor dem Tabellenzweiten und neun(!) Punkte vor dem Meister aller Klassen. Dieser Anblick gefällt mir wesentlich besser als anders herum, das kann ich euch sagen. Genießen wir den Augenblick.

Das nächste Spiel wird ein so oder so besonderes sein – ich verfolge es live. Mit meiner Frau (Fortunin)! Zum ersten Mal in dieser Konstellation. Ob wir nach dem Spiel einen alleinigen Startrekord in der 50-jährigen Bundesliga-Geschichte aufgestellt und noch mehr Vorsprung (auf den BVB) erzielt haben werden?

Wir werden es sehen, bis dahin: Bitte keine Verletzten bei den Nationalmannschaften! Und baldige – vollständige Genesung bei Gomez und Alaba.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Weißrussische Hasen oder Ohne äußere Verteidigung

Ich bin ja immer wieder froh, dass wir hier nur über Fußball reden. Und keine Atomkraftwerke bauen. Denn denkt man an die ersten Reaktionen auf das gestrige Gastspiel unseres FC Bayern in Weißrussland – während des Spiels und danach – man könnte denken, dass heute die Sonne nicht mehr für uns aufgehen würde. Mit einem Spiel wurde die bisherige – mehr als erfolgreiche – Saison ad absurdum geführt?

Haben wir gestern schon wieder das dritte Finale verloren? Ist die Lage hoffnungslos? Nein, es ist einfach nur wieder die Lust am Destruktiven. Beim FC Bayern war es einigen offenbar einfach zu schön, zu harmonisch, zu erfolgreich – das kann doch nicht sein!

Das fing im Vorfeld in der Sky-Berichterstattung an, als man – mit aller Macht – Zwietracht und massive Spannungen zwischen Trainer und Sportdirektor beobachtet haben wollte. Der Sportjournalismus auf dem Weg in den Boulevard. Unaufhaltsam. Demnächst werden beide noch parallel live interviewt. Mit unabgesprochenen Fragen aufeinander gehetzt. Schlimm.

Sicher. Sammer hätte nach dem Bremen-Spiel seine Worte anders wählen oder gar nicht äußern müssen – abgesehen davon, dass er imho Recht hat(te). Und auch klar, Heynckes hätte die Öffentlichkeit der Kritik unseres Sportdirektors nicht unbedingt in der Öffentlichkeit diskutieren müssen. Aber er wurde ja nun einmal gefragt. Da strahlte Sammers Sky-Interview noch die größte Souveränität aus, als er nämlich zu Recht am Ende des Interviews monierte, dass man ihm nicht eine Frage zum aktuellen Spiel gestellt hatte.

Für mich ist ohnehin nur wichtig, was auf dem Platz passiert. Früher wie heute. Und ob jetzt nun die Positionen des Trainers oder die Sammers geschwächt sind oder nicht, hat auf mein Wohlbefinden so gar keinen Einfluss.

Apropos Spiel.

Manchmal ist es besser, einfach mal eine Nacht drüber zu schlafen.

Na klar war ich während des Spiels phasenweise fassungslos. Über unsere Abwehr. Über unsere Offensive und wie sie fast alle Chancen liegen ließ.

In erster Linie enttäuschte mich aber der Sportskamerad Kroos. Und damit ist nicht nur sein Frank-Mill-Gedächtnis-Schieber an den Pfosten gemeint, nein, es ist der aktuelle Gesamteindruck.

Ich war ja einer der Kritiker seines Phlegmas. Denn schließlich hat Kroos „ja so ein großes Talent“, ist Kroos „auf dem Weg einer der Besten auf seiner Position zu werden“. Alles klar. Andererseits muss ich aber genau deshalb immer wieder an Reinhold Mathy denken. Egal.

Was mir gestern während des gesamten Spiels durch den Kopf schoss?

Sein letztes Interview (eigentlich könnte man fast alle nehmen, aber dies war noch frisch).

„Den erhöhten Konkurrenzdruck bei den Bayern beeinflusse seine Leistung hingegen nicht. „Ich weiß ja, was ich kann“, verlässt er sich ganz auf sein Potenzial. […] Es ist unumstritten, dass Kroos hochveranlagt ist, deshalb liege bei ihm die Messlatte auch höher, gibt er zu und im Interview lässt er keine Zweifel daran, dass er sich den Ansprüchen stellen wird.“

In Ordnung. Nach dem Spiel und seiner – nicht unwahrscheinlich – spielentscheidenden vergebenen Chance sagte er dann:

„Ich glaube, bis dahin war die Szene nicht so schlecht. Der Winkel war nicht so spitz. Ich denke, dass ich den schon machen darf.“

Nun, ich will jetzt nicht den Stab über ihn brechen. Ganz im Gegenteil. Schließlich war ich zuletzt sogar begeistert von ihm. Aber – selbst wenn er erst 22 Jahre alt ist (und seine Worte Spuren von Ironie aufweisen könnten) – er ist seit 5 Jahren Profi. Inzwischen gestandener Bundesliga-Akteur. Da darf man ihn schon an seinen Worten UND Taten messen dürfen. Und da passt für mich Außendarstellung, -Wirkung und Konstanz auf dem Platz immer (noch) nicht zusammen. So leid mir das tut, Toni.

Aber Kroos war ja gestern nicht der einzige Bayer, der mich und uns alle enttäuschte. Das 0:1 ist hier symptomatisch.

Haben unsere Außenverteidiger gerade an was anderes gedacht? Das Bankett nach dem Spiel? Die Kurse des aktuellen Börsendepots? Vielleicht ein wenig polemisch, aber das beide Enden unserer Viererkette unmittelbar hintereinander ihre Gegenspieler nicht am Flanken hindern können/wollen, war der Anfang vom Ende. Dann noch dieser abgerutschte Schuss und Pavlov hörte das Glöckchen.

Jens Lehmann, den ich als Spieler eher nicht so übermäßig leiden konnte, sagt als Experte nach seiner Karriere auf den Rasenflächen dieser Fußballwelt so manches, mit dem ich mich schon eher identifizieren kann.

Zur Entschuldigung vieler Verteidiger, sie „hätten ja nur den Raum gedeckt“, erwähnte er die nicht unbedeutende Kleinigkeit, dass „Räume keine Tore schießen. Irgendwann muss man auch mal an den Gegner ran.“ Oder so.

Selten passte eine Einschätzung besser auf unser Abwehrverhalten in den gestrigen Schlüsselszenen. Und auch so insgesamt habe ich den Verdacht, dass unsere aktuellen LAVs sich eher dem Raum- als Manndeckungsprinzip in der roten Zone verschrieben haben. Klappt zumeist ganz gut, aber eben nicht immer. Schade.

Apropos Badstuber.

Zunehmend merkt man ihm seine Unlust auf seiner aktuellen Position an. Dumm gelaufen. Für ihn, für Alaba, vor allem aber für uns alle. Denn so wird unser Spiel wieder unausgewogener, ausrechenbarer und 2011-iger. Hier haben wir tatsächlich ein Problem. Und außer „Alaba läuft ja wieder“ höre ich keinerlei Hoffnungsschimmer.

Beim Thema Lahm bin ich nicht weniger betrübt. Ist er wirklich noch dieser Weltklasse-AV, der er einmal war? Im Prinzip glaube ich da auf jeden Fall noch dran. Aber seine aktuelle Formkurve ist nicht wirklich konstant hoch. Und deshalb hängen in der Folge die Spitzen – auf beiden Seiten – auch immer mal wieder in der Luft.

Haben wir Geduld und hoffen wir, dass wir zum Zeitpunkt der Rückkehr unserer Stammverteidigung den aktuellen Vorsprung auf den BVB oder die Chancen in der Championsleague-Gruppenphase noch nicht verspielt haben. 2011 ick hör‘ Dir trapsen.

Ob der FC Bayern gestern die falsche Einstellung hatte? Ob der Trainer falsch aufgestellt, gewechselt er überhaupt noch der richtige Mann dieser Position ist?

Kommt mal runter, Leute!

Wir haben unser erstes Spiel verloren. Nach neun Siegen in Folge!

Wir haben quasi ein DFB-Pokal-artiges Spiel gegen elf Mann am eigenen Strafraum verloren. Durch eigene, individuelle Fehler. Denn – und das wird in der Analyse zu diesem Spiel zumeist ausgeblendet – die gefürchtete Waffe unseres Gegners, das Konterspiel, hatten wir doch fast über die volle Spielzeit im Griff. Das sehe ich so, weil ich darauf extra geachtet habe. Natürlich gab es eine Phase in HZ2, wo Borisov ganz gefällig und schnell in Richtung unseres Strafraums gespielt hat, aber in solchen Situationen sieht der Favorit immer unglücklich aus. Thema Pokal-Fight.

Das 0:1 fällt auf Basis von 2-3 eklatanten Fehlern im Defensiv-Verhalten. Beim 1:3 (94.) muss der nicht komplett gesunde Schweinsteiger(!) einen Spurt bis in den eigenen Strafraum anziehen, weil unsere Abwehr dafür zu langsam war (Lahm? Badstuber?). Allein das 0:2 könnte man als kurzzeitige Desorientierung nach dem Wechsel Schweinsteiger für Badstuber einordnen. Aber zimmert Kroos – der mit dieser unfassbaren Schusstechnik (sic!) – den Ball nicht an den Pfosten, gewinnen wir das Spiel klar und locker. Punkt. Aber der Konjunktiv und der Verlierer, schon klar.

Borisov hat gekämpft bis zum Umfallen, ist gelaufen „wie die Hasen“, hatte ein wenig Glück (bei eigenen Toren und dass wir unsere Chancen nicht nutzen) und – zack – wird die „Sensation“ gefeiert. Ich bin mal gespannt, wie Valencia sich gegen Borisov schlägt und wie wir nach den nächsten beiden Lille-Spielen in der Tabelle stehen…

Weshalb habe ich nun anfangs davon gesprochen, dass es gut ist, wenn man ab und an nach einer solchen Niederlage eine Nacht drüber schläft?

Weil man a) ausgeschlafen ist, b) nicht total aus dem Ruder läuft und den Verein auflösen will, aber auch c) nicht in solche Euphorie verfällt wie unser Aufsichtsrat-Chef.

Denn was ist eigentlich passiert?

Wir haben ein Spiel verloren. Oh mein Gott! Rein statistisch wurde derlei natürlich von Sieg zu Sieg wahrscheinlicher. Aber es war noch kein Spiel, dessen Ausgang wir jetzt nicht korrigieren können. Wie nach einem Finale, zum Beispiel.

Es hat deutlich gemacht, dass es mit 90% Wille, Einsatz und Konzentration(!) einfach nicht geht. Nicht für einen FC Bayern und nicht gegen jeden Gegner.

Jetzt ist erst einmal wieder Länderspielpause und vor dem letzten Spiel gegen Hoffenheim können wir uns alle bewusst machen, dass wir es mit einem deutlichen Sieg in der eigenen Hand haben, hier ein Signal zu setzen, dass das gestrige Ergebnis nur ein Ausrutscher war.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Harmlose Hühner. Bissige Bayern.

Die Bayern waren am Wiesenhof, äh im Weserstadion zu Gast. Gegen kein anderes Team hat der FC Bayern in der Historie so eine schlechte Bilanz. Liest und hört man so. Stimmt, glaube ich, auch. Noch. Denkt man nämlich an das Spiel am Samstag zurück, kann es nur eine Frage der Zeit sein, bis sich diese Statistik nachhaltig verändert. Nicht weil ich auf dem Höhenflug wäre ob der aktuellen Erfolgsgeschichte, oder einfach nur arrogant bin, nein, es hat sich grundsätzlich etwas verändert im Verhältnis zwischen Bremen und München.

War Werder noch vor wenigen Jahren auf Augenhöhe mit uns, so trennen uns inzwischen Welten. Woran man das merkt? Das es Bremen fertig brachte, in einer ersten Halbzeit, die von uns nun wirklich nicht berauschend war, keinen einzigen – zählbaren – Torschuss abzugeben. Sicher, die Bayern waren auch nicht wirklich erfolgreicher, aber die Bayern ließen es offenbar locker angehen und hatten trotzdem eine Handvoll Chancen, die man nur – erneut – nicht nutzte. Das ist ein Unterschied.

Und welchen Unterschied es wirklich zwischen den Nordlichtern und uns gibt, sah man in HZ2 als die Bayern das Spiel für sich entschieden.

Auch hier: Ja, auch Werder wurde phasenweise aktiver und es waren erneut hervorragende Einzelleistungen, die die Waagschale in unsere Richtung kippen ließen, aber signifikant ist doch immer der Unterschied zwischen Wollen und Können, oder?

Bayern wollte zunächst nicht, Werder konnte zumeist nicht.

Was haben wir uns früher Sorgen gemacht. Wenn wir gegen den SVW spielen, gar zum Auswärtsspiel antreten mussten. Es ging mindestens hin und her. Siege wechselten sich mit Niederlagen ab. Am Samstag hatte ich ein ganz anderes Gefühl. Sicherheit. Die Sicherheit, dass wir das schon irgendwie gewinnen würden. Und das ist das größte Wunder, die größte Veränderung zu den letzten Jahren. Das alte Bayern-Gen. Oder wie man es auch immer nennen will.

Ferner noch die gute, alte Rotationsmaschine. Die offenbar – die regelmäßigen Blessuren unserer Kicker ignorierend – kaum einen Qualitätsverlust auftreten lässt.

Pizarro hatte seine Chancen an alter Wirkungsstätte. Mandzukic nutzte sie – nach herrlicher Vorarbeit von Shaqiri (eine Flanke auf der letzten Rille – ähnlich wie zuletzt Ribéry auf Schweinsteiger). Noch in der letzten Saison wären solche Pässe im Nirwana gelandet. Überhaupt, Shaqiri. Wie sehr er seine Rolle als Robben/Ribéry-Backup annimmt. Und dann auch ausfüllt. Obwohl er zumeist Bestandteil der Rotation ist. Famos.

Es bleibt abzuwarten, ob Spieler des letztjährigen „Stamm“, wie Gomez und Alaba, dies ebenfalls so perfekt verinnerlichen werden. Andererseits gibt es in unserer defensive Kette kaum Grund zum Rotieren. Allenfalls um die Laune der Bank hoch zu halten. In Mittelfeld und Angriff geht es tatsächlich um qualitätsfreie 1:1-Wechsel auf den jeweiligen Positionen. Was haben wir uns das gewünscht.

Warum ich so wenig über das Spiel selbst und im Detail rede?

Weil es – sind wir mal ehrlich – nicht so arg berauschend war. Phasenweise ganz flott, aber mehr ließ das Werderaner Abwehrbollwerk, in Zusammenarbeit mit unserer lässigen Offensive nicht zu. Es wurden ferner – abgesehen von den beiden sehenswerten Toren und ab der 80.Minute – auch kaum Glanzlichter gesetzt. Wieso also besondere Würdigungen? Abgesehen von den Herren Gustavo (klasse Schlenzer), Shaqiri (klasse Einsatz für die Flanke) und Mandzukic (erneut richtig gestanden und eingeschoben – schaffen ja nicht alle aus der Position). Punkt.

Sechster Sieg im sechsten Bundesligaspiel. Perfekter geht es nicht. Und jetzt ab nach Borisov, dem – offenbar – schwersten Gegner in unserer Championsleague-Gruppe. Stand heute.

Weiß irgendwer was über die Truppe? Ich nicht. Und sehen werde ich die auch erst Anfang Dezember, denn das morgige Spiel verfolgt ich per Radio (kein Sky-Kunde mehr).

Gibt es sonst noch etwas zu sagen über Bremen? Oder Borisov? Dann bitte. Ich habe fertig.

Auf geht’s, Ihr Roten!