Bayerns Bad Bank oder Am ausgestreckten Arm

Die Bayern haben eine anstrengende Woche erfolgreich beendet. Eine erste anstrengende Woche. Ab sofort geht es ja nur noch so weiter.

Ein Arbeitssieg ist – soweit bin ich hoffentlich auf dem Laufenden – genauso gut oder schlecht wie ein Zauber-Fußball-7:0. Fragt mal in Dortmund nach. Auch und gerade gegen einen Gegner wie Hannover 96.

Die Floskel des Tages lautet: „Hannover war der erwartet schwere Gegner“.

Nun, imho nicht ganz so schwer wie tatsächlich erwartet. Von mir.

Unabhängig davon, dass die Tabelle nicht lügt und Hannover in der letzten wie in dieser Saison zu Recht dort steht, wo sie stehen, muss ich so eine Spielweise ja nicht schön finden. Und einen solchen Auftritt wie den der Niedersachen in München schon gleich gar nicht.

Andererseits war meine Erwartungshaltung auch nicht, auf einen ähnlich desaströsen Gegner wie z.B. die Berliner Hertha zu treffen.

Nein, ich hatte im Grunde erwartet, dass die Slomka-Kicker über 90 Minuten in der Allianz-Arena so spielen, wie sie dies in den letzten Minuten taten. Als die Bayern sie am ausgetreckten Arm verhungern ließen. Mannschaft wie Fans muss derlei rasend gemacht haben, für mich war es die eigentliche Meisterleistung an diesem Tag.

Die mehr als deutliche Erschöpfung nach dem Pokal-Fight vom Mittwoch mit Cleverness und Finesse zu übertünchen und den 2:1-Sieg über die Zeit zu retten. Wie dieses Spiel wohl vor einigen Wochen ausgegangen wäre?

Gut war ebenfalls, dass wir es uns zur Abwechslung einmal leisten konnten Spieler wie Müller und vor allem Gomez erst im Verlauf des Spiels zu bringen um sofort einen Quantensprung zu bemerken. Herrlich.

Auf der anderen Seite schmeckt dies aber eher bittersüß, zeigt es doch erneut überdeutlich, wie schlecht unsere Bank besetzt ist. Zum Glück ging dieses Zwangs-Experiment nicht schief.

Olic und Pranjic in der Startelf? Gar über längere Zeit – um ihnen Sicherheit und Spielfreude zurück zu geben? Bitte nicht, Herr Heynckes! Dafür haben wir a) zu wenig Zeit und sind b) unsere Saison-Ziele zu wichtig. Bitte Platz nehmen die Herren, vielen Dank.

Es war ein Klassenunterschied. Zwischen 60 Minuten Olic und 30 Minuten Gomez. Wahnsinn, wie sehr sich hier Gomez weiter entwickelt hat. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals denMario nach einer Einwechslung so dermaßen explodiert gesehen zu haben. Erste Ballberührung fast ein Tor, kurz danach die Vorentscheidung zum 2:0. Bämm.

Und derIvica?

Lief viel. Wie immer. Aber meist zu hektisch und ineffizient. Wie immer. Leider. Ich wiederhole mich da nur ungern, aber den Olic, den wir 2010 noch alle – völlig zu Recht – abgöttisch geliebt haben, ist uns irgendwann abhanden gekommen. So – menschlich – bitter ich das auch finde. Schade.

Gut für uns, dass wir aber diesen 1a-Stürmer haben und beten wir zum Allmächtigen, dass er sich bis zum Saisonende nicht verletzt. Was die EM angeht, ist mir das egal, aber fehlt Gomez, verharren wir in der Bilanz beim Status Quo (Vizemeister, Pokalfinalist und CL-Viertelfinalist). So.

Was den Rest unserer Offensive angeht, muss man sagen, dass da scheinbar nicht alle so richtig fit waren. Muss so gewesen sein. Denn gegen Gladbach war da wesentlich mehr Alarm und Hannovers Abwehr ist schließlich um einiges schwächer als die der Borussen.

Da war über weite Phasen der Partie zunächst zu wenig Bewegung. Weshalb das übliche Doppeln oder Trippeln Erfolg hatte.

Hinzu kam dann die Tatsache, dass erst in der 40.Minute ein Zweikampf gegen Robben oder Ribéry für uns gepfiffen wurde!

Damit mich keiner falsch versteht, ich weiß selbst, dass unsere beiden Weltstars schon mal schnell am Boden liegen, bevor ihnen tatsächlich das Bein vom Gegner amputiert wird. Oder dergleichen. Vieles kommt da aus der Geschwindigkeit, manches liegt wohl im Charakter eines Weltstars begründet. Und ja, wenn man einen Schiedsrichter erwischt, der in der einen oder anderen Entscheidung mal gegen einen pfeift, dann muss man es einfach weiter, immer weiter versuchen.

Aber mich darf doch durchaus stören, wenn die Bayern in einem Heimspiel einen Schiedsrichter erwischen, der – und das scheint seit einiger Zeit ein neuer Trend zu sein – ganz bewusst den Eindruck zu verhindern sucht, er wäre auch nur ansatzweise ein Heimschiedsrichter. Schlimm.

Ich will ja keine Bevorteilung der Bayern. Ich will nur eine Ausgewogenheit. Zumindest den Versuch. Wie auch immer. Wir sind Fans, wir sind selektiv und es hat ja auch so geklappt.

Das Problem mit unserer stumpfen Offensive war heute allerdings nur ein Teil des Problems.

Ein anderes, viel größeres Problem war unsere heute, einmal mehr, viel zu offene Mittelachse. Ich kann ja verstehen, dass Heynckes unseren Stars Schonung verschrieb und immerhin hatten wir ja die Chance (und haben sie dann ja zum Glück genutzt), diese Entscheidung zu korrigieren, aber – mal ganz ehrlich – das mit Pranjic auf der 6, neben einem Gustavo, von dem ich(!) immer noch nicht überzeugt bin – das war ein nicht geringes Risiko. Übel, wie offen wir da teilweise waren. Spätestens als Slomka seine Jungs von der Leine ließ, rollte Angriff auf Angriff durch unsere Zentrale. Allein der Tatsache unserer sicheren Defensive rund um Neuer (seinen einen Fehler, mit dem etwas zu weit vom Bein gesprungenen Ball, lassen wir mal außen vor) ist es geschuldet, dass nicht mehr als dieses eine Gegentor passierte (P.S. Warum musste hier unser Kapitänchen mal wieder in ein Kopfball-Duell?!).

Hier muss etwas passieren. Irgendwas.

Schweinsteiger ist natürlich gesetzt, klar. Gustavo wird man halten, weil sein Potential einfach zu groß ist (wenn er es denn mal zeigen würde). Kroos kann da auch spielen, sicher, aber nur zur Aushilfe. Pranjic sicher weg – und unser Ukrainer? Wohl auch, in absehbarer Zeit. Bleiben 2-3 Spieler für zwei Positionen. Neben Alaba, der aktuell seinen Wert als Juwel auf LAV zeigt.

Herr Nerlinger, bitte übernehmen Sie!

Was gab es sonst noch?

Ein Sieg, ist ein Sieg, ist ein Sieg. Und etwas mehr schmutzige Siege ermöglichen eine bessere Sicht auf die Realität. Es gilt sich nun weiter zu regenerieren. Für Marseille und eine gute Ausgangssituation für das Rückspiel in München. Nach dem Gastspiel in Nürnberg.

Alles nicht so einfach. Vor allem wenn man daran denkt, was von der Bank bei uns aktuell so ins Spiel kommen kann. Leider sind Spieler wie Usami oder Petersen ja scheinbar verbrannt. Also heißt es: Durchwurschteln. Bis zur nächsten Transferperiode. Und zwar wie 1969. Denn damals wurden wir mit nur 13(!) eingesetzten Spielern deutscher Meister. Rekord.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Ausgerechnet Dante. Ausgerechnet Neuer. Ausgerechnet ausgerechnet.

Die Bayern stehen im Finale des DFB-Pokals. Nach einem harten Stück Arbeit.

Und wie ich – und viele Andere – doch Recht hatte(n).

Schießt der FC Bayern kein frühes Tor bekommt er Probleme. Immer noch.

Wobei man sagen muss, dass die Bayern vor allem in der ersten Halbzeit bei Kontern der Gladbacher Probleme hatten. Danach kamen bis zum Elfmeterschießen noch zwei, drei brandgefährliche Full-Speed-Spielzüge und das war es.

Das ist nicht schlecht, nein, ganz im Gegenteil, das ist das Spiel der Gladbacher und damit werden sie innerhalb eines Jahres von einem Fast-Bundesliga-Absteiger zum Championsleague-Teilnehmer. Meinen Respekt dafür.

Es ist aber eben auch „schon“ alles.

Defensiv klasse stehen, massiv offensiv pressen und unfassbare passgenaue Konter.

Der FC Bayern hatte mit dieser Spielweise im dritten Pflichtspiel der Saison gestern aber am wenigsten Probleme.

Viele Konter wurden abgefangen und die die durch kamen, wurden zumeist von Neuer geklärt oder verfehlten ihr Ziel.

Ich will in keinster Weise abstreiten, dass die Gladbacher schon in der regulären Spielzeit ein Tor erzielen hätten können. Und unverdient wäre das sicher nicht gewesen. ABER die Heynckes-Kicker hatten – in der Summe und über 120 Minuten – dann doch mehr klare Chancen. Chancenverwertung from hell.

Es fehlte(n) beim Schuss von Kroos vielleicht ein, maximal zwei cm, dann reden wir hier gar nicht von einer Verlängerung geschweige denn vom Elfmeterschießen. Es wäre das benötigte frühe Tor gewesen. Dann noch der Gomez-Kopfball, Robben mit freier Schussbahn mitten im Strafraum – das Spiel frühzeitig entschieden.

In der jüngeren Vergangenheit hätte dies den Gegner aufgebaut und die Bayern vor echte Probleme gestellt. Aber wir reden hier eben vom Pokal. Dem Halbfinale. Da fiel es selbst unseren Spielern nicht schwer, nie abzufallen und immer wieder anzurennen. Gladbach war durch die Atmosphäre ohnehin aufgeputscht.

Das Spiel war knapp, es war ausgeglichen. Gladbach hatte die bessere Defensive (Dante (100% Zweikampfquote?)!), Bayern die bessere Offensive.

Ob Gladbach mit diesen Fähigkeiten die nächste CL-Gruppenphase überleben wird? Wohl kaum, aber wahrscheinlich will man ohnehin einfach „nur mal dabei sein“. Ich schweife ab.

Das Spiel ist schnell erzählt.

Unsere neue Stammaufstellung (ohne Rafinha, Lahm auf rechts – danke Jupp!) überzeugte erneut, wenn auch ein zuletzt gewohnter Kantersieg kaum zu erwarten war.

Neuer hielt mehrfach in der 1:1-Situation herausragend. Unsere IV stabil wie immer. Die beiden Außen ließen defensiv kaum etwas zu (gegen diese Hochgeschwindigkeits-Konter muss weiter vorne ein Mittel gefunden werden) und schalteten sich mit zunehmender Spieldauer immer öfter ins Offensivspiel ein.

Kroos und Gustavo zeigten defensiv ab und an leichte Schwächen, der Toni dafür offensiv umso stärker.

Und über unsere Offensive muss man ohnehin kaum Worte finden. Herr Ribéry war zwar erst ab der 30. Minute im Spiel, Herr Robben dafür umso emsiger. Herr Müller und Herr Gomez hatten zu wenig Platz für gelungene Aktionen. Derlei war zwar zu erwarten, aber unser Spiel war – vor allem in HZ1 – eben zu statisch und zu langsam, so konnte man die gut gestaffelten Abwehrreihen der Gladbacher nicht gefährden.

Nein, man hätte einfach ein oder zwei der hochkarätigen Chancen verwerten müssen. Geschichte.

In der Verlängerung merkte man beiden Teams die bisherige Spielzeit an. Hier aber vor allem den Niederrhein-Kickern. Alter Schwede, die waren ja stehend k.o. – umso schlimmer, dass wir sie nicht erledigen konnten.

Ich persönlich hatte ja vor dem Spiel ein gutes Gefühl, allerdings stieg spätestens in der zweiten Halbzeit der Verlängerung die Aufregung.

Ausgerechnet gegen uns hätte Gladbach ja noch das Duseltor oder den späten Treffer erzielen können. Andererseits sah man ja offensichtlich, dass die zu diesem Zeitpunkt froh waren, nicht mehr übermäßig laufen zu müssen.

Vor dem Elfmeterschießen war mir total klar, dass hier Neuer irgendwas reißen würde. Ich hatte da eine Vision und die trat ja auch ein. Dass kurz zuvor – ausgerechnet – Dante den Ball über das Tor drosch, konnte man ja nicht ahnen. Außer vielleicht pfiffige Sportjournalisten.

Nein, wir hätten das Elfmeterschießen so oder so gewonnen.

Die ganze Körpersprache, die Sicherheit in den Schüssen und bei den Schützen (Alaba!) – all dies muss Gladbach einfach beindruckt haben. Kaum ein Schuss der Gladbacher war locker und souverän. Am ersten war Neuer fast dran, der dritte ging drüber und den vierten hielt er mit dem Fuß.

Klar, für Journalisten und Neuer-Gegner wurde er da angeschossen. In etwa so wie Kahn im Championsleague-Finale 2001, gell?!

Nein, nach diesem Spiel ist vieles im Reinen. Im Halbfinale auszuscheiden ist ohnehin das Blödeste was man sich vorstellen kann. Verliert man, hat man noch nicht einmal ’ne englische Woche gewonnen. Dann lieber früh ausscheiden – wie der BVB über die letzten Jahre…

Das sog. Traumfinale ist perfekt. Läuft es gut, feiern wir am 12.05. in Berlin das Double. Läuft es schlecht – nicht. Erreichen wir jetzt noch gegen Marseille das Championsleague-Halbfinale ist für mich die Saison zunächst einmal im Soll.

Bei allen anderen Dingen helfen uns nur die Tagesform, das Glück oder die nächsten Dortmund-Gegner.

Jetzt erst einmal an Hannover denken – da ist ebenfalls noch ’ne Rechnung offen. Dortmund in Köln? Spielt Poldi mit, oder hat Dortmund noch ’ne Verlängerung der Sperre erreicht? 😉

Für uns gilt so oder so: Kämpfen und Siegen, FCB!

Von Sandplätzen, Schnick-Schnack-Schnuck und jeder Menge Spaß in der Hauptstadt

Zwanzig Tore in drei Pflichtspielen. Zwanzig. Ein neuer Rekord in der 112-jährigen Geschichte des FC Bayern.

Was wir dafür bekommen haben? Sechs Bundesliga-Punkte, eine zweipunktige Rückstandverkürzung und die Qualifikation zu zwei weiteren Spielen in der Championsleague.

Mehr nicht. Klingt komisch, ist aber so. Denn so sehr ich diese aktuelle Stimmung rund um die Zauberer im Bayern-Trikot genieße, wir haben immer noch fünf Punkte Rückstand auf Borussia Dortmund und hatten zum Start der Rückrunde drei Punkte Vorsprung.

Diese Probleme scheinen Lichtjahre entfernt, gleichwohl würde ich es noch mehr genießen, wenn wir zuletzt nur die Hälfte dieser 20 Tore erzielt und den Rest auf die Spiele in Hamburg, Freiburg, Leverkusen und Gladbach verteilt hätten.

Das nur am Rande.

Natürlich war auch das Spiel in Berlin grandios. Und mir ist weiterhin völlig schnuppe, ob wir erneut nur einen schwachen Gegner hatten und der irgendwann total auseinander gebrochen ist oder wir 2-3 Elfmeter geschenkt bekommen haben oder, oder, oder. Der BVB hat in Berlin nur mit 1:0 gewonnen. Und die Tordifferenz haben wir uns auch zurückgeholt. So.

Aber mehr zu unserer eigenen Mannschaft.

Mir gefällt es – natürlich – außerordentlich, dass die zuvor schon thematisierte Umstellung in der Auf- und vor allem auch Einstellung zum aktuellen Aufschwung geführt hat. Keine Mannschaft der Welt lässt sich freiwillig 6-7 Tore einschenken (abgesehen vielleicht von Spielern mit einer kleinen Wett-Leidenschaft – lassen wir das). Somit muss es – Fanbrille hin oder her – schon ein wenig mit dem FC Bayern selbst zu tun haben, was wir da gerade sehen.

Es liegt an der Rückkehr des 2007er-Ribéry.

Es liegt an der Rückkehr der gleichzeitigen Fitness von „Robbéry“.

Es liegt an der massiv verbesserten Chancenverwertung.

Es liegt an den frühen Führungstoren.

Fußball ist weiterhin so einfach. Alle anderen positiven Effekte resultieren imho aus den obigen Punkten.

Fußball ist aber auch immer noch schnelllebig. Deshalb zählen die drei Gala-Spiele am Mittwoch in Pokalhalbfinale in Mönchengladbach recht wenig. Allenfalls für das Selbstvertrauen der Bayern. Aber dieser Gegner weiß zumindest wie er uns schlagen kann. Ob es ein drittes Mal gelingt, hängt von vielen Dingen ab.

Ob Heynckes – auch nach der Rückkehr von Herrn Rafinha – weiter das neue, erfolgreiche System spielen lässt (er hat imho keine andere Wahl).

Ob die Bayern darauf brennen werden, kein drittes Mal gegen die Borussia vom Niederrhein zu verlieren.

Ob unser Team auch gegen eine Mannschaft wie die Gladbacher (defensiv stark, schnell im Umschalten) inzwischen Mittel und Wege findet.

Eins steht fest: Der aktuelle FC Bayern ist eine andere Mannschaft wie zum Rückrundenauftakt.

Fast alle Spieler haben sich nach dem Leverkusen-Spiel – endgültig – am Riemen gerissen. Hoffen wir dies auch für Mittwoch.

Was war noch in Berlin?

Sechs Tore. Davon drei Elfmeter.

Meiner Meinung nach kann man alle drei geben, auch wenn es ungewöhnlich zu sein scheint, aber wenn man seinen Gegner dreimal im Strafraum in die Zange nimmt, zutritt, festhält oder ans Schienbein tritt, dann fängt man sich eben drei Gegentreffer.

Es mag Spiele, es mag Schiedsrichter geben, wo Bayern in der Alaba-Situation seinerseits einen Elfmeter kassiert. Geben muss man ihn trotzdem nicht zwingend.

Zwingend Rot kann man Hubnik für das Foul an Kroos hingegen schon eher geben. Mehr Frust-Foul von hinten an der Mittellinie geht nicht. Egal, Kroos hat es ja überlebt.

Ferner darf Herr Gomez noch zwei Tore aus dem Spiel heraus erzielen. Eine Ambivalenz, die man – selektiv betrachtet – sehr oft bei ihm feststellt. Einfache Dinge erzeugen Luftlöcher, schwere Akrobatik lässt es klingeln. Verrückt.

Nein, ich bin inzwischen insgesamt sehr zufrieden.

Mit unseren Offensivkräften. Ob sie nun Ribéry, Robben, Gomez oder Müller heißen.

Mit unserer Mittelfeldachse Gustavo und Kroos (sehr gute Rollenaufteilung).

Mit unserer Defensive. Lahm mit besten Spielen auf Rechts seit Monaten, Alaba mit ansteigender Form und mehr und mehr Stabilität (warten wir hier Gladbach und Hannover ab). Und über unsere Innenverteidigung müssen wir weiterhin nicht reden. Ein gutes Zeichen.

Herr Neuer kann im Übrigen nun im Pokalspiel in Gladbach zwei seiner sogenannten drei Spielentscheidenden Fehler wieder gut machen. Mit einer fehlerlosen Leistung und guten Reflexen bei den sicher vorkommenden Kontern der Heimmannschaft. Notfalls darf er gerne einen oder mehrere Elfmeter halten.

Eine nahe Zukunft voller Chancen. Wochen der Wahrheit liegen vor uns. Genießen wir die Stimmung. Sie ist besser als vor zwei Wochen.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Von einer brasilianischen Grippe, einem Steinhöfer und einer Neuigkeit

Wir alle lieben Fußball. Aus vielen Gründen. Unter anderem, weil man vorher nicht weiß, wie ein Spiel verlaufen und ausgehen wird.

Sicher, beim FC Bayern ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Spiel gewonnen wird, eventuell höher als bei anderen Vereinen, aber konkret weiß man es eben nicht.

Hätte ich vor dem gestrigen Spiel gewusst, wie es verläuft und ausgeht, ich hätte meine Karte sicherlich nicht verkauft. Ich hätte alle greifbaren Ärzte in Bewegung versetzt um mir zu versichern, dass die Reise nach meiner Wochenend-Erkrankung unbedenklich sei.

Ich hatte nur die Meinung einer gestressten und offensichtlich schlecht gelaunten Stationsärztin und deshalb war mir das Risiko zu groß.

So was passiert. Pech gehabt.

Zurück zu den Umständen.

Ist Fußball wirklich so einfach?

Da erkrankt unser etatmäßiger Rechtsverteidiger an Grippe und wir machen uns die größten Sorgen, wer ihn ersetzen könnte.

Unser Trainer hingegen lässt unser Kapitänchen die Seite wechseln und bietet Ösi-Talent Alaba als linke Alternative. Was passiert?

Die Bayern spielen (schon wieder) befreit auf und ballern sich mit 14(!) Toren in zwei(!) Spielen den Frust von der Seele.

Das ist, das muss beeindruckend sein.

Natürlich verweisen hier die üblichen Verdächtigen darauf, dass ja Hoffenheim und Basel den Münchnern hier bereitwillig die grandiosen Siege angeboten hätten. Geschenkt.

Sowohl Hoffenheim als auch Basel hatten den Ansatz in München etwas erreichen zu wollen. Es kam nur anders als gedacht. Womit wir bei einem der entscheidenden Unterschiede zu den letzten Wochen kommen:

Die Bayern verwerteten ihre Chancen und sie verwerteten sie früh!

Wie gesagt, so einfach kann das gehen. An diesen Dingen hängt eine Menge.

Trifft Ribéry früh im Hinspiel, brauchen wir uns schon dort keine Gedanken mehr über das Viertelfinale machen. Trifft Basel eine seiner Chancen, hätte es dieses 7:0 wohl auch in der Höhe gebraucht.

Nein, im Allgemeinen und beim Thema FC Bayern im Speziellen, ist es doch immer dasselbe: Eigentlich ist der Gegner ja viel zu schwach gewesen. Das kann gar nicht am FC Bayern gelegen haben. Die Gegner lassen einfach „ihre Eier“ in der Kabine, wenn sie in der Arena auflaufen.

Kann man so sehen, muss man aber nicht. Wie sehr passt diese Beschreibung denn nun auf die schwarzgelbe Borussia der letzten beiden Jahre? BVB zu stark oder Gegner zu schwach? Egal.

Mir blutete natürlich das Herz, dass ich all dies nicht live und vor Ort sehen konnte. Die Stimmung, das Spiel muss atemberaubend gewesen sein. So ist das Leben.

Am Ende des Tages zählen der Sieg und der Einzug ins Viertelfinale. Und das zusätzliche Selbstvertrauen, das wir uns nun durch zwei solche Siege in Serie geholt haben müssten.

Ob wir nun diese Spielweise auch endlich mal in ein Auswärtsspiel hinüberretten können? Die Berliner Hertha im eigenen Stadion besiegen werden? Einer Mannschaft, die von ihrem ebenso greisen wie weisen Trainer zu einem Defensiv-Bollwerk ausgebaut werden wird?

Hoffen wir das Beste.

Zum Spiel gibt es aber durchaus noch einiges zu berichten.

Ich bin ja auch einer von denjenigen, die gerne und schnell mal unseren Top-Torjäger kritisieren. Weil er so abhängig ist von der Vorarbeit der Kollegen. Kommt die nicht, trifft er nicht.

Seit gestern sehe ich das ein wenig differenzierter.

Gomez ist ein Weltklasse-Strafraum-Stürmer, der die Chancen verwertet, wenn die Vorlagen einigermaßen gut kommen. Und mit einem Ribéry in der aktuellen Form (man hatte fast Mitleid mit Gegenspieler Steinhöfer) ist es fast logisch, dass sich derlei im Minutentakt ergibt.

Man muss hier die Sichtweise einfach umdrehen. Was haben wir damals über Herrn Klose geschimpft, der zwar wesentlich mehr gearbeitet hat als Gomez, aber bei dem man im Gegenteil fast sicher sein konnte, dass er die eigenen Chancen gerade nicht verwertet.

Überhaupt hat sich das Spiel unserer Mannschaft durch die Umstellungen im Nachgang der Erkrankung Rafinhas verändert. Doof für ihn, gut für uns. Aber was Herr Lahm auf rechts plötzlich für Leistungen zeigt, nötigt sogar mir, als einem seiner größten Kritiker massives Lob ab.

Auf einmal kommt in unserer Offensive, dank der extremen Flexibilität, richtig Fahrt auf. Die Außen laufen nicht mehr nur in die Mitte, weil sie invers spielen, nein, das Überlaufen bringt die gegnerische Abwehr in arge Bedrängnis. Und nicht nur das Überlaufen, sondern allein die Fragestellung, ob die Bayern jetzt Überlaufen oder in die Mitte ziehen oder der Pass in die Tiefe kommt, oder ein reiner Doppelpass kommt zwischen Robben und Ribéry, oder, oder, oder.

Wir tun zwar gut daran, jetzt nicht wieder vom Tal auf den Gipfel und zu große Euphorie zu verfallen, aber brachtet man die letzten beiden Spiele, dann trifft es diese Beschreibung schon ganz gut.

Persönlich freut es mich außerordentlich, dass auch ein Thomas Müller endlich einmal wieder getroffen hat, noch dazu in der für ihn typischen Manier. Und auch Herr Robben, wie er vor der Flanke auf Müller den etwas zu langen – wenn auch genialen – Pass Ribérys noch erläuft – Respekt.

Überhaupt kann man über den aktuellen Zustand unserer Offensive nicht (mehr) meckern. Bitte diesen Zustand nach Berlin, Gladbach und gegen Hannover hinüberretten.

Was gibt es über die sonstigen Spieler zu sagen?

Die Innenverteidigung braucht keine Extra-Erwähnung und das ist gut so. Da läuft soweit alles wie am Schnürchen. Eine Tatsache, die auch unser Trainerteam erkannt hat und mit Experimenten der IVs „auf Außen“ gebrochen hat. Danke.

Das defensive Mittelfeld?

In dieser Zwei-Spiel-Serie straft mich Herr Kroos Lügen. Er nimmt die defensivere Rolle an und findet vielmehr sogar Gelegenheit hier – je nach Situation – den 8er bis 10er zu geben, also seiner Paraderolle selbst von weiter hinter zu folgen. So stärkt man seine Rolle im Team, er hat verstanden.

Die Einschätzung unseres gestrigen 6ers hatte ich zunächst exklusiv, sah ich Gustavo doch eher schlampig bis pass-unpräzise. Die versammelten Beobachter attestierten ihm hingegen ein sehr gutes Spiel. Nun denn, wichtig ist, was am Ende herauskommt.

Und am Ende kamen ein berauschender Championsleague-Abend und die Qualifikation für das Viertelfinale heraus.

Das ist mehr als wir noch vor dem Hoffenheim-Spiel erwarten durften. Gut.

Jetzt einfach nur diesen Weg weiter gehen und mit breiterer Brust nach Berlin reisen!

Auf geht’s, Ihr Roten!

Der FCB wie der FCB oder Eine neue Ein-Spiel-Serie

Was für ein Wochenende.

Zuerst die Bayern, die wie ein Wirbelsturm über die harmlosen Hoffenheimer hinwegfegten und dann ein Infekt, der mich hinwegfegte.

Mein Infekt verschwindet, die Leistung der Bayern bleibt bestehen. Zumindest bis zum nächsten Spiel. Morgen.

In dieser Rückrunden-Achterbahn scheint alles möglich. Wenn wir doch nur Heimspiele austragen könnten. Können wir aber nicht.

Jetzt geht es gegen Basel um den Einzug ins Championsleague-Viertelfinale. In München. Hat der FC Bayern hier Erfolg, könnte es tatsächlich – eine ähnliche Einstellung im Spiel gegen die Berliner Hertha vorausgesetzt – zu einer kleinen Erfolgsserie kommen.

Scheiden die Bayern gegen die Schweizer aus, brennt so oder so der Baum. Und den Verein und seine Führung holt die Medien-Politik der letzten Woche ein. So schnelllebig ist die Branche inzwischen. Auch und gerade in Bezug auf den FC Bayern.

Gibt es zum Spiel was zu sagen?

Jede Menge.

Herr Ribéry ist und bleibt einfach Weltklasse. Erst recht, wenn ihm kein Gegner auf den Füßen steht und er seinen puren Spaß am Spiel ausleben kann. Dann trifft auch Herr Gomez plötzlich wieder in Serie, weil er die entsprechenden Bälle bekommt. All die Probleme lösen sich in Wohlgefallen auf. Herr Kroos kann seine Schusstechnik zeigen, Herr Lahm in den Strafraum stürmen und Elfmeter produzieren und selbst Herr Robben darf Laufen, Passen und Treffen. Und sich als Teamplayer zeigen, wenn er sich für eigene Tore entschuldigt und mit seinen Kollegen die anderen feiert.

Alles bestens.

Oder auch nicht, denn was wäre passiert, wenn man Herrn Ribéry die Lust genommen hätte? Wie in Basel, Freiburg und sonst wo in den letzten Wochen? Wenn es Hoffenheim gelungen wäre, auch nur ansatzweise Zugriff zum Spiel zu bekommen?

Wir wissen es nicht und wir wollen im Moment nur eben diesen genießen. Nicht alle Tage zeigt sich ein Gegner – analog zu Leverkusen in Barcelona – wie ein perfekter Gegner.

Wie übel wäre es wohl für die Kraichgauer geworden, wenn die Bayern nach dem 7:0 nicht zwei, drei Gänge zurückgeschaltet hätten, in der 58.Minute?

Man muss schon suchen, um Kritikfähiges zu finden.

Weshalb selbst in solch‘ einem Spiel keine Bankdrücker wie Petersen und Co. eingreifen dürfen?

Was genau die Einwechslung eines Olic begründet?

Was Gustavo sich beim Gegentor gedacht hat?

Andererseits hätte es kein besseres Comeback-Spiel für unseren Herrn Schweinsteiger geben können, oder? Ein Gegner, der dermaßen zurückliegt packt noch nicht einmal die Blutgrätsche aus. Obwohl man es vor dem 0:7 noch gegen Robben probiert hat, aber in diesem Spiel ging einfach gar nichts für die Babbel-Kicker.

Nein, dieses Spiel war die perfekte Vorbereitung für unser Basel-Spiel. Jetzt den Schwung mitnehmen und ins Viertelfinale einziehen, dann könnte sich rund um den FC Bayern vielleicht in dieser Rückrunde doch noch so etwas wie positive Energie entwickeln.

Vom BVB will ich an dieser Stelle noch nicht reden. Erst wenn die Borussen auch mal so etwas wie einen kleinen negativen Lauf bekommen. Wie wir in unseren Auswärtsspielen. Dann können wir uns mit dem M-Wort beschäftigen. Vorher nicht.

Jetzt erst einmal Basel. Dann Hertha.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Das Murmeltier im Hamsterrad oder Von großen und kleinen FCBs

Ich bin müde.

Allerdings hat das nur in Teilen mit dem FC Bayern zu tun. Ein verlängertes Wochenende liegt hinter mir. Übrig blieb mir davon nur eine Erkältung. Und die macht schlapp.

Womit wir schon zweimal die Kurve zu unserem Verein gefunden hätten.

Vielleicht wäre ich aber auch ohne Erkältung müde. Müde, die immer gleichen Berichten über die immer gleichen Probleme zu schreiben, die offenbar weder erkannt noch behoben werden.

Ich weiß es nicht, aber tatsächlich fällt mir auch fast 24h nach dem Gastspiel meiner Mannschaft in der Schweiz kaum etwas ein, was nicht schon durch die erhitzten Kehlen, Finger oder Augen gefiltert worden wäre. Was kann ich noch schreiben außer vielleicht meiner eigenen Sicht der Dinge?

Nichts. Aber so ist es doch immer.

Nun denn. Fangen wir mal an.

Die Bayern starteten in Basel furios. Allein dem – wieder einmal starken – Gästetorhüter gegnerischen Torhüter war es zu verdanken (ja, ich weiß, der ist auch sonst recht gut), dass unser Gegner nicht früh mit ein oder zwei Toren in Rückstand geriet.

Man konnte sich den Gefühls nicht erwehren, dass sich etwas innerhalb der Mannschaft geändert hatte, sie tatsächlich eine Reaktion anbieten wollte.

Nach weniger Minuten schwand diese Zuversicht hingegen sichtlich. In diesen Tagen ist halt alles möglich. Zumeist in die falsche Richtung.

Vor allem unser kleiner französischer Flankenflitzer verliert nach den ersten misslungenen Aktionen extrem schnell die Lust. Für unser Spiel ist das tödlich, denn sein Pendant – sei es nun Müller oder (wie gestern mal wieder in der Startelf) Robben – kann hier keinen Ausgleich herbeiführen.

Schlimm.

Besser hingegen durchaus die läuferische Einstellung. Auch gab es mehr Kampf. Beschweren hätte man sich trotzdem nicht, seinerseits in Rückstand zu geraten. Den zwei 100%-tigen Chancen der Bayern standen drei bis vier derartige Gelegenheiten der Kicker rund um Shaqiri entgegen (zweimal allein Pfosten oder Latte).

Ausgleichende Gerechtigkeit nennt man so was wohl.

Zu wenig, wenn man die Stimmung rund um den FC Bayern aktuell als Grundlage nimmt. Von außen, aber auch innen, ist der Druck immens. In jedem Spiel zu jeder Minute wird endlich der platzende Knoten erwartet. Das Ausbleiben erhöht noch einmal den Druck.

Wie im Hamsterrad.

Kommen wir da irgendwie raus? Nicht so schnell befürchte ich, denn woher soll es kommen?

Vielmehr macht es den Eindruck, dass wir im Murmeltiertag feststecken.

Resignation wäre allerdings genauso fatal, noch ist die Saison nicht verloren.

Wir haben noch ein Rückspiel, ich werde live dabei sein und wer sagt denn, dass das 0:1 in einem Heimspiel nicht noch zu drehen wäre? Dann sind wir halt im eigenen Stadion in dieser Saison wesentlich stärker. Dann lasst es uns auch zeigen!

Wer will ausschließen, dass der bayerische Knoten am Sonntag im Spiel gegen Schalke platzt? Ein Versuch ist es allemal wert.

Wir sollten – entgegen meiner hier und da geäußerten Bedenken – noch nicht akzeptieren, dass Rafinha vielleicht gar kein Fußballer ist. Oder unsere komplette 6er-Garnitur unser aller Spiel verlernt hat.

Nein, wir sind wirklich noch nicht am Ende. Und weil wir nun alle die alten Helden beschwören – hier ein Spruch aus dieser Zeit:

„Weiter, immer weiter“

Warum eigentlich nicht?

Irgendwann kommt Thomas Müller aus seinem gewaltigen Formtief. Irgendwann ist unser Maximo leader Bastian wieder an Bord. Irgendwann findet Toni Kroos seine Tiefenpässe wieder.

Irgendwann. Hoffentlich noch nicht zu spät.

Ich zitiere und verweise an dieser Stelle ergänzend auf zwei wundervolle Texte die sich mit dem FC Bayern beschäftigen.

Der erste Text stammt vom unerreichten Trainer Baade, der zweite vom nicht weniger genialen Schreiberling Lizas Welt. ENJOY!

Der letzte Beitrag erinnerte mich spontan an einen meiner Beiträge zu diesem Thema, kaum ein Jahr her aber nicht weniger aktuell als es ein Beitrag sein könnte!

Zu mehr fehlt mir im Moment sowohl Kraft als auch Muße.

Hoffen wir das Beste. Für Sonntag. Mehr bleibt uns ja eh nicht übrig.

Auf geht’s, Ihr Roten!

P.S. Kein Wort diesmal von mir zum nicht gegebenen Elfmeter gegen Olic, nix zum Rasen (denn Basel bespielte den gleichen Untergrund) und erst recht nix zur Häme, die ich rund um das Spiel auf meinen multiplen Kanälen vernehmen durfte. Alles hat seinen tieferen Sinn. Und vieles können wir einfach nicht beeinflussen – weshalb also damit beschäftigen?

Update: Ganz vergessen: Als Ergänzung wie immer hier lang.

Leidenschaft schlägt Lässigkeit oder So bleibt der FC Ratlos ohne Titel

Jeder der selber ein eigenes Weblog betreibt, weiß wie das ist. Vor, aber vor allem während und auch noch nach einem Spiel des eigenen Vereins arbeitet es im Kopf. Man legt sich die Worte für die Bewertung, die eigene Sicht der Dinge zurecht. Verwirft, beginnt neu.

Dieser Beitrag ist das Resultat dieses Prozesses.

Wie soll ich am besten vorgehen?

Soll ich der Polemik freien Lauf lassen, die mich während des Spiels unseres FC Bayern in Freiburg beim dortigen Sportclub ergriff? Soll ich all den Kommentatoren hier und anderswo nach dem Mund reden, die teilweise die „Selbstauflösung“ des FC Bayern fordern?

Die Wahrheit liegt – wie so oft im Leben – in der Mitte.

Einerseits obliegt es mir mit meinem Blog – noch dazu mit einer solchen Reichweite – ein gewisses Regulativ zu sein. Ein gewisser Anspruch muss, meiner Meinung nach, gewahrt bleiben.

Andererseits kann ich nicht nach jedem – nicht gewonnenen – Spiel und auch nicht nach jeder Meisterschaft, die in Gefahr gerät eine Grundsatz-Polemik verfassen. Und an die spezielle jüdische Vergangenheit und die allgemeine Geschichte des Clubs verweisen…

Wissen die Spieler überhaupt um die Geschichte des Vereins für den sie spielen?

Wissen die Spieler, dass für diesen Verein seine Fans schon 1932 zum Endspiel der Deutschen Meisterschaft teilweise zu Fuß von München nach Nürnberg gelaufen sind?

Wissen die Spieler, dass dieser ursprünglich teilweise jüdische Verein unter den Nazis fast komplett von der Bildfläche verschwunden wäre und sich nach dem Krieg mühsam wieder aufbauen musste?

Wissen die Spieler, dass all die frühen Erfolge der 50er, 60er und 70er-Jahre nur durch harte Arbeit zustande kamen?

Und wissen die Spieler, dass ich bald 30 Jahre für den Verein alles empfinde, alles gebe, alles einstecke, alles ertrage, schon ertragen habe, als die meisten aktuellen Spieler noch gar nicht geboren waren?

Wissen das unsere Spieler alles?

Den Eindruck habe ich nicht, sonst wäre der gestrige Abend nicht möglich gewesen!

oder

Verschwindet ihr Söldner, ihr Wappen-auf-dem-Trikot-Klopfer, ihr, die ihr euch nicht für uns, für mich, für den Verein die Seele auf dem Leib laufen wollt, verschwindet, wir brauchen euch nicht!

Es würde sich zu schnell abnutzen und soweit will ich eben heute nicht gehen.

Ich will aber auch nicht verschweigen, dass es innerhalb und außerhalb der Mannschaft des FC Bayern ein Problem zu geben scheint. Wieso schafft es diese Mannschaft eine solch fabulöse Hinrunde, ein solches Pokalspiel wie in Stuttgart und eine solche erste Halbzeit wie gegen Kaiserslautern zu spielen um gleichzeitig Spiele wie in Gladbach, in Hamburg und jetzt in Freiburg abzuliefern?

Auswärts-, Abendspiel-, Flutlicht-Schwäche?

Das Thema ist in meinen Augen vielschichtig.

Man kann unserem Trainer nicht diese verloren sieben Rückrunden-Punkte anlasten, ohne ihm die Hinrunde auf die Habenseite zu verrechnen. Wer das macht, ist von seinen Emotionen getrieben und verliert den klaren Blick.

Ferner sind wir hier doch nicht der FC Harakiri, oder?

Nein, wir sind allenfalls der FC Ratlos.

Dramatisch ist für mich tatsächlich nicht, dass wir nun vier Punkte hinter der Tabellenspitze liegen, denn auch der BVB oder die Gladbacher Borussia werden nicht jedes Spiel bis zum Abschluss der Saison gewinnen, nein, schlimm ist, dass es nun offenbar schon dem Tabellenletzten(!) – und hier lügt die Tabelle doch nicht, oder soll es Zufall sein, dass Freiburg dort nach 22 Spielen steht? – mit einfachsten Mitteln gelingt uns und unsere Offensive in Schach zu halten.

Ferner gilt das alte Argument „die werden schon irgendwann müde, dann packen wir sie“ nun schon länger nicht mehr.

Hier hätten wir einen ersten Ansatz für Kritik am Trainer.

Denn „schnelles Umschalten“, „flexible, taktische Systeme“ oder „Standards-Variationen“ kann man trainieren, Herr Heynckes.

Klar, wir haben „den besten Kader der Liga“, klar, eigentlich „entscheidet sich der Titel nur über uns“, klar, eigentlich sind wir doch immer noch „der Top-Favorit auf den Titel“ (das könnte Euch so passen, liebe Dortmunder!).

Aber dieses Gefasel kann ich, ehrlich gesagt, nicht mehr ertragen!

Wenn wir hier schon einen Thomas Müller dafür abfeiern, dass er – wenn auch nur ansatzweise – die Probleme beim Namen nennt, dann ist das doch eher wischi-waschi im Vergleich zum dem, was unsere früheren Führungsspieler diesbezüglich – in der Öffentlichkeit (böse, böse) – rausgehauen haben.

Aber echte Führungsspieler, also nicht nur am Mikrofon, haben wir ja offenbar schon länger nicht mehr.

Womit wir bei den Trainern der letzten Jahre, unserer Führung und dem modernen Fußball im Allgemeinen wären.

Typen wie Kahn, Effenberg und Co. sind ja heutzutage nicht mehr gefragt. Rasierte, mediengeschulte Nichts-Sager wie unser Kapitänchen bestimmen die Szene. Wobei ich – in seinen Interviews nach dem Spiel (war da unser Präsi schon in der Kabine gewesen?) – diesmal den Eindruck hatte, dass er frei sprechen musste. So klang seine Stimme und seine Worte wirkten weniger abgelesen. Ich mag mich täuschen. Aber geredet werden wird an der Säbener Straße in den nächsten Tagen, da hat Herr Lahm schon Recht.

Nur am Rande bemerkt: Lahms Vorgänger als Kapitän wurde vom Vor-Vorgänger von DonJupp abgesägt. Der stand nämlich so gar nicht auf mündige Spieler mit Profil. Dies für alle die, die immer noch vorbehaltlos von van Gaal schwärmen.

Schlimm fand ich im Rahmen des gestrigen Spiels ferner, dass eine saftige Kabinenansprache vonnöten war, um unseren Kickern Beine zu machen. Neben der Tatsache, dass der Tabellenletzte nach dem Seitenwechsel genau dies erwartet hatte und somit der Respekt größer war als zu Beginn des Spiels.

10-15 Minuten hatten wir die Freiburger im Sack. Danach fielen wir zurück in den Handball-Ballbesitz-Trott. Nach einer Stunde war mir klar, dass wir mit Sicherheit an diesem Abend kein Tor mehr schießen würden.

Welch‘ mentale Probleme es offenbar im Team zu geben scheint (so viel zum Mia-san-mia-Geschwafel), zeigte doch die Neuer-Szene, als er einen Ball, der aus 30, 40 Meter auf ihn gespielt wurde, recht unbedrängt zur Ecke abfälschte.

Ist überliefert, ob ihm derlei in seiner Karriere zuvor schon einmal passierte?

Davon abgesehen will mir – trotz intensivem Nachdenken – kein Grund für die Leistung von Herrn Ribéry einfallen.

Was war das? Zwei, drei Fouls in den ersten 15, 20 Minuten und dann haben wir keine Lust mehr, Franck? Ich lehn‘ mich da mal aus dem Fenster, aber was unser kleiner Franzose da über 90 Minuten im Breisgau anbot, grenzte phasenweise an Arbeitsverweigerung. So kann man gegen einen Tabellenletzten nicht agieren.

Das einige Spieler ihre eigenen Probleme haben, ist ja unverkennbar und wenn wir dann auf einen Gegner treffen, der nicht nur mit Mann und Maus verteidigt, sondern auch Herz und Seele in die Hand nimmt und mit unfassbarer Leidenschaft läuft, rennt und kämpft, dann haben wir mit unserer Lässigkeit im Lauf- und Passspiel und in den Zweikämpfen da halt keine Chance.

So einfach ist die Fußball-Welt.

Ab hier wird es eben problematisch.

Wir sind immer noch nicht innerhalb der anstrengenden englischen Wochen, mental hatten wir noch gar keine Highlight – wir spielen hingegen seit der Rückrunde so, als ob wir ein NBA-Team mit über 100 Saison-Spielen und 4:3-Sieger nach einer mitreißenden Finalserie wären.

DAS kann ich wirklich nicht verstehen. Auch menschlich nicht. Noch eine Frage an den Trainer.

Ist aber der Trainer nun an allem schuld? Wird alles wieder gut, wenn nur der Trainer ginge?

Klare Antwort: Nein.

Was sollte die Grundlage für ein Problem zwischen Mannschaft und Trainer sein?

So eine Vorrunde und dann in der Rückrunde gegen den Trainer spielen?

Dann könnten wir wirklich 2/3 der Mannschaft auswechseln. Und wären erneut (2 Jahre schon rum?) im Rund-Erneuerungs-Wahn.

Himmel. Geduld, Erwartungshaltung und Strategie sind offenbar Elemente die beim FC Bayern nicht zusammen passen. Vom Präsidenten bis hinunter zum gemeinen Fan. Oder täusche ich mich da?

Der geneigte Leser wird spätestens hier bemerken: Selbst ich bin ratlos.

Weder will ich den Trainer loswerden, noch können wir JETZT die halbe Mannschaft rausschmeißen.

Wir müssen mit dem Personal, dass wir in diesem Moment haben, die Saison zu Ende spielen. Punkt.

Also lasst uns hier mal wieder konstruktiv werden und die offenen Fragen beantworten.

Erstens: Warum gelingt es uns nicht in jedem Spiel ein Offensiv-Pressing wie zu besten Hinrunden-Zeiten auf den Rasen zu brennen (all die anderen Teams (BVB(!), Freiburg(!!)) schaffen das schließlich auch)?

Zweitens: Warum spielte Herr Kroos – in der Startelf erneut auf der so geliebten 10 – in Freiburg so schlecht wie zuletzt nur auf 6?

Drittens: Was ist los mit Herrn Ribéry?

Viertens: Was macht Herr Rafinha von Beruf?

Fünftens: Wann bekommen wir den echten Philipp Lahm zurück (seit 2006 spielt ja sein Zwillingsbruder bei uns)?

Sechstens: Auf welcher Grundlage wird eine mögliche Vertragsverlängerung von Herrn Olic überhaupt diskutiert (abgesehen von der menschlichen Komponente)?

Siebtens: In den Tagen vor dem Freiburg-Spiel las ich, dass Herr Gustavo ja inzwischen endgültig beim FC Bayern angekommen sei. Was soll man heute von dieser Aussage halten?

Es gab allerdings – so schwer man sich das auch vorstellen mag – durchaus Positives zu bemerken:

Unsere Innenverteidigung stand sicher. Das Paar Badstuber/Boateng sollte bitte genauso zusammen bleiben. Das hat inzwischen Niveau. Sein Niveau hat inzwischen Herr Alaba verbessert. Sowohl auf der 6 als auch als AV-Vertreter. Ich erinnere mich da noch an ein Gastspiel in Frankfurt, an dessen Niederlage er entscheidend beteiligt war. Weia. Diesmal lief soweit alles glatt.

Habe ich aber Antworten auf die obigen Fragen? Nein. Ihr?

Wir spielen nun in Basel und danach zuhause gegen Schalke. Beides sind entscheidende Spiele. Aber in unserer aktuellen Lage passt diese Beschreibung auf jedes Spiel. Also sollten wir die üblichen Phrasen der bisherigen Bayern-Verfolger übernehmen: „Wir denken nur von Spiel zu Spiel!“

Und dann schauen wir mal, was am Ende dabei herauskommt. Mit der Einstellung von Freiburg nicht viel.

Auf geht’s, Ihr Roten!

Murmeltiertag an der Alster oder Ausgerechnet Ivica

Irgendwas ist da mit Hamburg. Seinem SV. In dessen Stadion.

Zumindest in den letzten Jahren kommt es mir so vor, als würde ich ein und dasselbe Spiel wieder und wieder sehen.

Murmeltiertag.

Und was haben wir Bayern für üble Sachen erlebt.

Auf die Details gehe ich später noch ein. Aber gehen die Bayern in der HSV-Arena (ich nenne sie einmal nicht beim Namen, heißt in absehbarer Zeit bestimmt wieder anders) mit 1:0 in Führung – wenn das Tor wirklich gegeben worden wäre – sehen wir definitiv ein anderes Spiel. Mit einem 1:0 haben die Bayern heuer weniger Probleme als mit einem 0:1. Das steht mal fest.

Fest steht allerdings auch, dass der gestrige Schiedsrichter das Tor aufgrund eines zuvorigen Foul von Gomez an Westermann nicht gegeben hat.

Sicher. Streng nach der Regel kann man da abpfeifen, aber bei Lichte betrachtet, wird diese Regel doch zumeist angewendet, wenn es eine direkte Behinderung des Abwehrspielers gab. Wo aber hat Westermann hier ein Problem? Er kann schließlich noch in den Zweikampf gehen und das Kopfball gegen Badstuber und Co. „gewinnen“.

Das „Foul“ von Gomez habe ich zunächst gar nicht bemerkt, weil weder Westermann entscheidend in seinem Bewegungsablauf gestört wurde noch die Szene direkt vorm Eigentor einen Regelverstoß zeigte.

Nun. Wir können es nicht mehr ändern. Derlei passiert uns halt oft in Hamburg.

Murmeltiertag I.

Trotzdem darf es einen FC Bayern eigentlich nicht nervös machen, wenn eine Mannschaft wie der HSV, die zuletzt nicht nur einmal vorgeführt wurde, gegen uns plötzlich wie aus einem Guss, mit Biss, Willen und Tempo dagegenhält.

Derlei müsste uns doch inzwischen bekannt sein. Wo sind unsere Gegenentwürfe?

Murmeltiertag II.

Wie dünn ferner unser Kader ist, zeigte sich in der Verlegenheitsaufstellung des Sportskameraden Timoschtschuk auf der rechten Außenverteidiger-Position.

Keine Frage, er ist ein solider und oft auch sicherer 6er. Aber rechts hinten – das war leider nix. Und diese Schwäche nutzten die Hamburger gnadenlos aus. Das ist zu einfach. Auch das Gegentor – zu diesem Zeitpunkt wie aus heiterem Himmel – kam so zustande.

Wieso war das 0:1 glücklich?

Weil die Anfangseuphorie der Hanseaten da schon abgeflaut, Durchschnaufen angesagt und die Bayern inzwischen Chef im Hause waren. Und weil unsere Defensive einmal mehr Schwächen zeigte, die wir uns so seit einiger Zeit eigentlich nicht mehr leisten können. Machen wir aber trotzdem. Nur so konnte der BVB allein in drei Spielen in 2012 fünf Punkte auf uns aufholen.

Wieso köpft Boateng den Ball in die völlig falsche Richtung, in die Mitte?

Wieso kann Lahm seine Seite einfach nicht dicht halten?

Fragen über Fragen?

Eine Antwort könnte schlichtweg „Geschwindigkeit“ sein!

Offensiv haben wir sie nicht und defensiv sind wir so immer anfällig.

Murmeltiertag III.

Von all dem abgesehen und um diesem Beitrag den Anstrich der Souveränität zu geben: Der HSV hat sehr gut gespielt. Verglichen mit dem Hinspiel und dem Hinrundenauftakt.

Da war Ordnung, Pressing, Laufbereitschaft und ab und an ein paar Konter.

Was hatten wir zu bieten?

Ballbesitz. Ballstafetten. Probleme im Abschluss und direkt vorm Tor.

Ich blick‘ da einfach nicht durch weshalb man unsere Probleme nicht „wegtrainieren“ kann.

Schnelles Umschalten? Vertikale Pässe? Risiko? Offensiv-Pressing?

Naja, wird schon wieder. Wenn erst mal unsere Stammspieler ihre Stammform(ation) (wieder)gefunden haben. Nein, diesen Satz nehme ich zurück, Ironie ist aktuell fehl am Platze.

Ich hatte mich nach den letzten Spielen noch beschwichtigend eingeschaltet.

Aber gegen den HSV war eines meiner No-Go-Spiele. Zum Glück konnte – ausgerechnet – der gute Ivica den totalen Crash verhindern.

Womit wir bei unserer Offensive angekommen wären und hier zähle ich mal das Mittelfeld hinzu.

Da funktioniert immer noch so einiges nicht, hat man das Gefühl von Trainingslager-Sand im Getriebe.

Was genau hat man in diesem Trainingslager trainiert (Polemik ist im Gegensatz zur Ironie hier nicht verboten)?

Freistöße sicher nicht. Und Eckbälle auch nicht.

Murmeltiertag IV.

Ein Hohn wenn man hört, dass fast alle unsere Rückrundentore aus Standards entstanden sind.

Was die Fitness, die Laufwege, die Anspielstationen und Pässe betrifft, scheint es mir, dass wir uns immer noch in der Vorbereitung befinden.

Wie sollen wir die Gegner auch BVB-esk auseinandernehmen, wenn

– Ribéry zwar engagiert aber oft allein gelassen wirkt?

– Robben immer noch keine Flexibilität in seine Aktionen bekommt?

– Kroos auf der 6er-Position verschenkt wird?

– Müller im Loch seiner Karriere steckt und trotzdem immer wieder in der Startelf steht?

– Gomez keine vernünftigen Bälle bekommt und somit abgeschnitten vom Spiel wirkt?

Hängt all das wirklich nur am fehlenden Erfolgserlebnis? Am Druck den der BVB ausübt? Also bitte!

In den letzten Tagen sind genügend Analysen rund um die Probleme des FC Bayern in diesem Punkt auf den Tisch gelegt worden. Müssen wir wirklich darauf hoffen, dass unser Trainer all diese – ebenso einfachen wie offensichtlichen – Fakten ebenfalls besitzt und nur – aus welchen Gründen auch immer – nicht anwenden kann?

Müssen wir uns hier Sorgen machen?

Die Stärke der Hinrunden-Bayern ist verflogen. In einer dieser besagten Analysen las ich, dass man das seinerzeit hervorragende Offensiv-Pressing immer und immer wieder trainieren muss. Es aber aufgrund der englischen Wochen nicht konnte.

Schön und gut.

Wie passt dieser – durchaus einleuchtende – Umstand mit der Tatsache zusammen, dass man von einzelnen Bayern-Akteuren den Eindruck gewinnen konnte, total ausgepumpt zu sein? Am dritten Rückrunden-Spieltag? Ohne nur eine einzige zusätzliche Belastung, so kurz nach „dem besten Trainingslager alles Zeiten“?

In diesem Punkt bin ich ratlos. Unsere Verantwortlichen hoffentlich nicht.

Zurück zum Spiel.

Der HSV erzielte sein Tor aus seinem ersten und letzten direkten Torschuss im Spiel? Die Bayern hingegen bissen sich an der defensiven Grundordnung des Gegners und an deren Torhüter die Zähne aus?

Das spricht in keinster Weise für uns. Und Pech kann man dies in Serie nun sicher nicht mehr nennen.

Was bleibt zu tun (von hinten nach vorne)?

– Wer bringt Lahm bei, dass er seine Flanke dicht machen soll?

– Bitte das IV-Pärchen jetzt nicht mehr trennen.

– Rafinha auf rechts gesetzt lassen – mindestens 5 Spiele darf er ja jetzt wieder am Stück absolvieren.

– Schweinsteiger auf der 6 belassen, Kroos nach vorne, hinter die Spitzen.

– Olic rein, Müller auf die Bank – der liebe Thomas braucht dringend eine Pause.

Am Mittwoch können wir dieses Vorgehen schon einmal testen, gegen Kaiserslautern sichern – in einer Woche werden wir wissen, wohin die Reise in dieser Saison gehen kann.

Auf geht’s, Ihr Roten!

P.S. Noch mehr Analyse, gibt es wieder immer hier.

Ein Spiel dauert 90 Minuten – mindestens oder Ausgerechnet Robben

Tja. So kann das gehen.

Da machte mich unser holländischer Flügelflitzer über 90 Minuten wahnsinnig und in der 91.Minute schießt er das entscheidende Tor zum Einzug ins Pokal-Viertelfinale.

Ausgerechnet Robben.

Ausgerechnet der Spieler, der ja zurzeit groß in Mode ist. Wenn es um Bayern-Bashing geht. Oder Kritik an unsportlichen Spielern.

Meiner Meinung nach ist da viel Boulevard mit drin. Und viel vererbte Abneigung gegen den FC Bayern. Als Robben noch gar nicht bei uns gespielt hat.

An mir perlt das ab. So mein Ansatz.

Zu dumm hingegen, dass Robben selbst im Spiel gegen Bochum diesen Stimmen neue Munition gegeben hat. Mit seiner Schwalbe im Strafraum für die er zu Recht eine gelbe Karte gesehen hat. Die Ironie an dieser Szene: Hätte Robben sich nach einem weiteren Schritt nicht derart fallen lassen, hätte es wahrscheinlich sogar Elfmeter gegeben. Eine Tatsache, die wohl auch er selbst eingesehen hat und sich dafür schon öffentlich entschuldigte.

Wie auch immer. Im gestrigen Spiel gab es durchaus die eine oder andere strittige Szene. Wobei die Brisanz hier einfach aus der phasenweisen „Pokalstimmung“ herrührte und dem üblichen David-Goliath-Gefasel.

Wir können es kurz machen: In der Summe gab es für keines der beiden Teams diesbezüglich Nachteile und die Bochumer zeigten ferner eine sehr gute Leistung. Wobei es mich ja als Fan einer solchen Mannschaft immer wieder traurig machen würde, wenn ich derlei Lobeshymnen höre und dann andererseits daran denke, dass dieses ach so tolle Team im Niemandsland der zweiten Liga agiert.

Die Bayern waren besser und der Sieg ist auch verdient. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich aber fest mit einer Verlängerung gerechnet und mir diesbezüglich sogar Sorgen gemacht, denn schließlich hatten wir schon erschöpfend gewechselt und Herr van Buyten lief die letzten 20-30 Minuten nur auf einer Pobacke. Zusätzlich die Erleichterung bei Dauerläufer Ribéry nach seinem letzten großen Akt in diesem Drama – da waren einige heilfroh keine weiteren 30 Minuten laufen zu müssen.

Vergessen wollen wir dabei natürlich nicht, dass die Bochumer ihrerseits am Ende platt waren – wie sonst sollte man z.B. diesen Monsterfehler vor dem 1:2 erklären?

Alles Geschichte.

Wie haben mir meine Bayern ansonsten gefallen?

Durchwachsen würde ich es nennen.

Bis zur Führung der Bochumer waren einige Spieler, die zuletzt schwächer spielten, richtig gut. Herr Gustavo ist hier als erster zu nennen. Respekt, Luiz. Allerdings schwand diese Stärke nach dem Gegentor von Minute zu Minute. Schade.

So gar nicht ging Herr Olic. Für mich ist das schon fast eine bittere Geschichte. Unser 2010er-Held kam zurück nach seinen schweren Verletzungen. Weil wir ihn so schmerzlich vermissten, wurde er von uns auf Händen getragen. Oder zumindest der Olic an den wir uns erinnern. Denn irgendetwas ist dann schief gegangen.

Es ist doch völlig unstrittig ist, dass man als Rekonvaleszent eine gewisse Zeit für die Rückkehr zur alten Form braucht – er (oder sein Umfeld?) setzte sich hingegen selbst unter Druck und forderte öffentlich einen Stammplatz ein. Im Ein-Stürmer-System als Konkurrent für Weltklasse-Form-Gomez?!

Das konnte nicht klappen. Und aktuell spielt er so, als würde ihn die offene Situation (im Winter gehen oder nicht, spätestens im Sommer, wenn was kommt) ziemlich belasten. Wie sonst ist so eine erste Halbzeit zu erklären?

Kaum anspielbar, kein Zug zum Tor – kurz, völlig abgemeldet.

Wie ausgewechselt unsere vorderste Offensive mit der Einwechslung unseres Stürmers Nummer 1!

Die Weltklasse-15-Minuten nach der Pause, als endlich die richtigen Kräfteverhältnisse aufgezeigt wurden, waren da ja eine deutliche Ansage. Allein die Tatsache, dass dies ein Pokalspiel war, setzte bei den Bochumern die Luft frei, die sie bis zur 89.Minute im Spiel hielten.

Nun gut, Weihnachten steht vor der Tür, decken wir den Mantel des Schweigens über unsere Problemfälle.

Sehen wir das Positive:

– Es ist Winterpause und wir haben es ohne Herrn Schweinsteiger doch ganz gut hinbekommen, oder? Will jemand mit uns tauschen? Sicherlich nicht wenige Teams in Europa.

– Unsere linke Seite war gestern das Sahnehäubchen. Was die Sportskameraden Lahm (hört, hört), Ribéry, Alaba oder Kroos da phasenweise auf den Rasen brannten war schon Weltklasse.

– Überhaupt Kroos. Das war Schweinsteiger-esk. Mehr muss man dazu nicht sagen.

So. Und jetzt bitte alle mal ins Sauerstoffzelt, schön entspannen übers Fest und dann ein ruhiges, perfektes Trainingslager absolvieren – dann macht uns das Jahr 2012 bestimmt noch jede Menge Freude.

Was vergessen? Ihr sagt mir das bestimmt.

Ich habe fürs Erste fertig.

Die Mutter aller Bollwerke oder Gefangen im Konzept

Ich will das mal direkt am Anfang klar stellen.

Der kölsche FC hat jedes Recht der Welt in München so aufzutreten, wie er dies in den letzten Jahren (erfolgreich) getan hat.

Niemand ist dazu verpflichtet, den Bayern ins offene Messer zu laufen.

Und gerade den Kölnern ist es als Team in den letzten Jahren nahezu perfekt gelungen, die eigene Abwehr zu verdichten. Und es dem FC Bayern unmöglich zu machen, einen Heimsieg zu erzielen.

Davor muss man Respekt haben.

Gleichzeitig muss man derlei aber nicht schön finden. Schon einmal gleich gar nicht als Fan des FC Bayern. Und man darf sich darüber aufregen. Als weinerlich abgestempelt zu werden, hat dann schon ein gewisses Geschmäckle. Vor allem, wenn man daran denkt, wie sehr sich die Zwischenmeister der letzten Jahre über eine ähnliche Gegner-Taktik in den Post-Meisterschaftsjahren beschwerten. Zuletzt der BVB.

Man fällt dort aus allen Wolken und äußert seinen Missmut darüber, dass man nicht ähnlich imposant wie im Vorjahr agieren darf. Süß. Willkommen im Club.

Aber nun ja, es geht hier eben um den FC Bayern und da ist dann in der Bewertung vieles anders.

Wir wollen uns nicht allzu lange daran aufhalten, denn schließlich sind wir derlei Reflexe gewohnt. Sollten wir zumindest.

Apropos Gewohnheiten.

Für diesen Frust den viele Bayern-Fans nach dem Kölner Auftritt am Freitagabend in der Allianz Arena äußerten, gibt es einen ganz anderen Grund (so zumindest bei mir):

Es ist der – sich über die Jahre immer weiter aufgestaute – Frust darüber, dass es unserem FC Bayern einfach nicht gelingen will, solche Teams trotzdem auseinander zu nehmen.

Wo ist das Problem?

Es ist und war auch vor dem Spiel am Freitag völlig klar, dass Mannschaften wie eben diese Kölner genauso agieren würden. Da muss man gar nicht so erstaunt tun. Da sollte man vielmehr an der Spielvorbereitung arbeiten. Einen solchen Riegel zu knacken, dafür muss man Rezepte entwickeln!

Wo waren diese Rezepte am Freitag?

Was wäre passiert, wenn Herr Geromel diesen Fehler vor dem 1:0 nicht gemacht hätte?

Hätten wir das Spiel dann trotzdem irgendwie gewonnen?

Ich bin da irgendwie skeptisch.

Denn wie man gegen einen solchen Gegner spielen muss liegt doch komplett auf der Hand: Schnell. Beweglich. Flexibel.

Mindestens wie in der zweiten Halbzeit. Wieso dann nicht schon vom Anpfiff weg?

Fragen über Fragen. Alle unbeantwortet. Aber zum Diskutieren darüber haben wir ja jetzt eine „lange“ Winterpause.

Ich persönlich bin natürlich froh, dass wir jetzt endlich diesen „Fluch“ besiegt haben. Viele positive Serien hatte der gemeine FC-Fan ja nicht mehr in seiner Argumentationskette. Die Unbesiegbarkeit in unserer neuen Arena gehört nun nicht mehr dazu. Irgendwann geht jede Serie – statistisch – einmal zu Ende.

Am Ende des Tages ist alles rosarot.

Wir sind Herbstmeister. Mit Vorsprung. Haben – trotz des sog. „schwarzen Novembers“ – eine sehr gute Hinrunde hingelegt und den „Schweinsteiger“-Schock (inklusive Verlust der Tabellenführung) einigermaßen gut verarbeitet und kamen im Dezember zurück.

Gut. Besser als andersherum. Aber das hatte ich ja schon mal gesagt.

Jetzt kommt die für viele Bayern-Akteure so dringend notwendige Verschnaufpause.

Abgesehen von Herrn Gustavo, bei dem ich diese Erschöpfung nicht sondern einfach nur pure Lustlosigkeit (auch nach seiner Einwechslung gegen die Dom-Kicker) erkennen kann, will ich keinem unserer Spieler einen echten Vorwurf machen. Diese Halbserie – mit ihren nicht wenigen Highlights – war schlauchend und erschöpfend. Ferner noch einige Glanzauftritt im Rahmen dieser ebenso unsäglichen wie unzähligen Nationalmannschaftstermine – da macht nicht jeder Körper (oder Kopf) mit.

In der Summe muss man mehr als zufrieden sein. Und nicht nur im Vergleich mit der Vorsaison.

Da sind sehr gute Ansätze zu erkennen und mit der Rückkehr von Herrn Schweinsteiger – mehr noch als mit der Rückkehr der Form von Herrn Robben – bin ich sehr guter Dinge. Was unsere Saisonziele betrifft.

Was gibt es zum Köln-Spiel noch zu sagen?

Herr Ribéry sollte sich und seine Nerven besser im Griff haben. Egal was sein Gegenspieler zuvor gemacht oder gesagt hat. Allein für Dummheit war der Platzverweis verdient. Ob wir mit 11:11 das Spiel ebenfalls gewonnen hätten? Wer weiß das schon. Geschichte.

Zumindest die Gladbacher wird es gefreut haben.

Ob ihnen aber zum Rückrunden-Auftakt ein ähnlicher (Überraschungs-)Coup wie zum Saisonstart gelingen kann darf bezweifelt werden. Dafür sind die Bayern jetzt viel zu stabil und gewarnt. Vom Hinspiel, oder der Vorsaison.

Warten wir es ab.

Herr Robben zeigte sich verbessert, Herrn Rafinha hilft auch die definitive Abwesenheit Herrn Boatengs nicht (Himmel, was für Flanken!). Herr Kroos zeigte eine starke Leistung und ist inzwischen die erhoffte Konkurrenz für unsere alt-bekannte Offensiv-4er-Kette. Überhaupt wurden in dieser halben Spielzeit einige unserer Talente stabiler. Wie zum Beispiel die Herren Badstuber oder Alaba.

In das Müller-Bashing steige ich nicht ein, bin vielmehr davon überzeugt, dass er nach der Winterpause mit aufgeladenem Akku wieder angreifen wird.

Andere Kadermitglieder werden angreifen müssen, denn im Sommer wird es zu weiteren diesbezüglichen Veränderungen kommen. Dieses Versprechen hat DonJupp wohl den Vereinsbossen abgerungen. Richtig so!

Nach dem Schweinsteiger-Ausfall war unser defensives Mittelfeld oftmals zu offen. Das hat uns Punkte gekostet. Und Herr Gomez hat – trotz seiner hervorragenden 16 Tore – noch zu wenig Druck von der Bank. Da muss noch mehr kommen (mit welchem Recht fordert Herr Olic aktuell eigentlich einen Stammplatz ein?). Oder eben neue Spieler.

Alles Zukunftsmusik.

Mit der Gegenwart bin ich zufrieden. Und dass noch Luft nach oben ist, haben wir ja alle gesehen. Unser Trainer wird in der Winterpause keine Zeit zum Müßiggang haben. Gut so.