Charaktertestwochen oder Eine faule Pflaume ist immer dabei

Es sah alles ganz gut aus. Frühe Führung und die nächste dieser Hurra-Fußballtruppen in Schach gehalten.

Dann der übliche Bock in unserer Defensive. Diesmal traf es Herrn Gustavo. Zweimal. Übel.

Erst der Stellungs- oder wasauchimmer-Fehler, der zum berechtigten Elfmeter führte und den Herr Kraft parieren konnte (super Quote übrigens: zwei von zwei gehalten). Dann aber, wie um diesem Image unserer Abwehr gerecht zu werden, dieser Slalomlauf um Herr Cissé, den dieser dazu nutzen konnte, den Ausgleich zu erzielen.

Zu diesem Zeitpunkt war Freiburg längst Herr im Haus. Und alles wurde noch viel schlimmer, als Herr Robben verletzt vom Feld musste und Herr Altintop seinen Platz einnahm.

Damit verloren wir nicht nur noch mehr Tempo und ein wenig Anarchie in unserem Spiel, nein, die Seite unseres türkischen Freundes wurde fortan gar zum Sicherheitsrisiko. Hat unser Weitschuss-Experte innerlich schon mit unserem Verein abgeschlossen?

Das Rest der ersten Halbzeit ist schnell erzählt. Wir konnten durchaus von Glück reden, dass wir nicht in Rückstand gerieten (Pfostentreffer und völlig blank stehender Cissé). Verdient gehabt hätten es sich die Breisgau-Renner.

Weil es immer noch einen tieferen Tiefpunkt im Fußball gibt und in diesen Zeiten beim FC Bayern einfach alles nur noch dramatisch ist, gab es offenbar eine entsprechende Ansage unseres Abschiedstour-Trainers.

Deren Wirkung sah man dann auch auf dem Platz. Und schlecht sah das nicht aus. Allenfalls die Tatsache, dass bei all den Chancen (Hallo Sportstudio, so was darf man auch mal erwähnen) nichts heraussprang bereitete einem zunehmend Sorgen.

Zu unser aller Zufriedenheit nahm sich die andere Hälfte unserer Flügelzange aber dann irgendwann ein Herz und schwurbelte den Siegtreffer in die Maschen. Kurz vor Schluss. Die Dynamik, Präsenz und der Druck, den die Münchner im zweiten Abschnitt anboten, könnte dazu geführt haben, dass man diesen Sieg als insgesamt verdient ansah.

Allein über diesen Umstand nachdenken zu müssen, zeigt wie quer diese Saison aus Sicht des FC Bayern ist.

Sei es drum. Ein Sieg ist ein Sieg und drei Punkte sind drei Punkte. Nicht mehr und nicht weniger ist in diesen
letzten Bundesliga-Wochen erforderlich.

An Bord des Mutterschiffs Bavaria knirscht es an allen Ecken und Enden. Dafür spricht, dass uns aktuell fast jeder Gegner auseinandernehmen könnte. Zumindest habe ich diesen Eindruck. Ist es denn nicht eine Ironie dieser Spielzeit, dass auf einmal wieder Herr van Buyten der Turm in der Abwehrschlacht ist? Das nach jedem Patzer ein jeder Abwehrspieler in die Verbannung geschickt wird?

Nun. Derlei Verhalten begeistert jeden emotionalen Fan. Wie gut die Spieler das wegstecken, sah man vielleicht am Jubel nach dem 2:1. Losgelöst und ausgelassen. Wie die Kinder. Ist der Druck tatsächlich so groß?

Wie wird dann erst unser nächster Gegner Mönchengladbach in der Allianz-Arena antreten?

Ist eine Einzelkritik erforderlich?

Kraft ganz gut. Hat den Elfer gehalten, was sein Standing nicht verschlechtern sollte. Ob ein Neuer den Ball zum 1:1 gehalten hätte?! Who knows.

Lahm wie immer auf dem Zahnfleisch, van Buyten – wie erwähnt – überwiegend stark (auch in Anbetracht seiner Leistung vor dem Loch), Gustavo phasenweise überfordert, am Ende stabiler, vor allem, weil Freiburg auch nicht mehr vor unserem Tor auftauchte. Und Pranjic? Tja, hier wird es wohl Zeit, das wir einen neuen Trainer erhalten, der den ganzen Kader einmal gründlich durchleuchtet und nicht – aus welchen Gründen auch immer (wg eigener Transfer?) – an den falschen Leuten festhält, oder?

Apropos durchleuchten. Laut aktuellen Gerüchten hat Herr Lahm mal in sich hineingehört und plötzlich festgestellt, dass er vielleicht doch wieder auf links spielen könne. Ach was. Und jetzt holen wir noch Zé Roberto zurück? Zum aktuellen Retro-Wahn würde es passen.

Wie sieht es davor aus?

Schweinsteiger wie immer bemüht und Kroos? Noch so eine Baustelle. Ich weiß nicht, weshalb es immer wieder Spieler gibt, die sich beim FC Bayern nicht so richtig durchsetzen. Also langfristig. Dann leiht man sie aus und sie blühen auf, etablieren sich als Stammkräfte (Leverkusen), kommen dann als mehr oder weniger gestandene Spieler zurück und dann? Dann sieht man sie weiterhin kaum verbessert. So als ob die das mit Absicht machen, wenn sie dann beim FC Bayern nicht auch sofort Stammspieler sind.

Und das hat imho gar nix damit zu tun, dass „der FC Bayern alle Spieler kaputt macht“.

Aber vielleicht kann DonJupp ja dann da was machen…

Gegen Rib&Rob konnte man nicht viel sagen, weil Herr Ribéry zum einen das Tor, aber auch sonst viel Alarm gemacht hat und zum anderen Herr Robben dafür einfach viel zu kurz auf dem Platz war. Deren Backups sind weiterhin… zum Vergessen.

Gomez hat sein Tor gemacht und gekämpft. Klose ist eigentlich nur gelaufen und machte ein wenig Gymnastik. Musste er auch, bei den Pässen, die er so bekam. Im Übrigen noch so eine verschwiegene Chance, liebes ASS: die Klärung erst auf der Torauslinie gegen den Klose-Schluss. Egal.

Wie wir es drehen und wenden: Das Tor zum 2:1 lässt das Spiel in einem besseren Licht erscheinen. Zum Glück hat Herr Robben die Länderspiele abgesagt, um sich in München auszukurieren. Nicht auszudenken, wie sehr der Baum in München wieder gebrannt hätte, wenn dort noch mehr mit ihm passiert wäre.

Jetzt erst einmal Pause. Luft zum Atmen. Bald wohl die Präsentation eines neuen Trainers und dann Schwung holen für Mönchengladbach. Denn die wittern gegen uns sicherlich auf ähnliche Geschenke wie im Hinspiel und somit auf die wohl letzte Chance im Abstiegskampf.

Auf geht’s, Ihr Roten!

So macht das keinen Spaß, liebe Hamburger oder Nicht meine Südkurve

Was gab es in der jüngeren Vergangenheit nicht für Spiele gegen den HSV. Mit ebenso glücklichen wie unverdienten Siegen oder Punktgewinnen für den HSV.

Und dann so ein Kick wie am Samstag? Nein, liebe Hamburger, so machen Siege gegen Euch keinen Spaß. Wenn Ihr Euch so dermaßen aufgebt.

Und Häme liegt mir so natürlich auch fern. Vor allem gegenüber den üblichen Verdächtigen. Aber auf einen Verein, der so dermaßen am Boden liegt, da tritt man nicht drauf. Da hat man Mitleid. Auch wenn es sich der HSV größtenteils selbst zuzuschreiben hat, dass man – nach außen, wie nach innen – so desolat auftritt.

All dies sind allerdings nicht meine Sorgen. Und das ist gut so. Wir haben eigene. Und die sind auch nach einem 6:0-Sieg nicht kleiner geworden.

Aber der Reihe nach.

Zunächst sah es ja so aus, wie man beide Mannschaften nach dieser lahme-Enten-Woche auch erwarten konnte. Schlimm.

Und ja, das Spiel ist jetzt schon ein paar Tage her, aber wieso sollte ich vergessen, wie schlecht z.B. die Sportskameraden Lahm, Schweinsteiger, Kroos und Pranjic gespielt haben?

Es ist sicher eine Leistung, wenn man 100 Spiele am Stück absolviert. Aber wie wäre es, wenn wir mal die Sichtweise drehen und darüber nachdenken, ob es vielleicht schlicht und einfach nur einen Grund gibt, weshalb unser „Kapitän“ Lahm so lange auf dem Platz stand: Fehlende Alternativen.

Meiner Meinung und Beobachtung nach kann der Leistungsgedanke hier schon lange nicht mehr der Gradmesser für eine Position in der Startelf sein. Übel, was derPhilipp sich da in der ersten Halbzeit so für Fehlleistungen erlaubt hat.

Nicht weniger schlimm der Auftritt von Herrn Kroos. Ich kann mich – bis die Mannschaft durch den Dreifach-Robben euphorisiert wurde – kaum an gelungene Situationen unseres Ex-Leihspielers erinnern. Wie kann man nur so viel Power und Qualität nach einer Ausleihe verlieren? Mir unbegreiflich.

Sein Pendant Schweinsteiger war zwar bemüht, aber viel besser als zuletzt war das Gezeigte nun doch erneut nicht. Und somit stand dem Krisen-HSV in der Anfangsphase – wie fast jedem Gegner der letzten Wochen – Tür und Tor offen auf unseres zu marschieren. Was man auch ausgiebig tat. Allein die eigene Hilflosigkeit verhinderte einen Rückstand für die van-Gaal-Kicker.

Herr Pranjic erwähne nicht noch einmal gesondert – alles wie immer.

Positiv – und das ist eben bemerkenswert – stach unsere Innenverteidigung heraus!

Natürlich hatten Herr van Buyten und Herr Gustavo noch nie zusammen gespielt (wie auch – als der eine zuletzt in der Startelf stand, war der andere noch gar nicht im Verein), aber zum einen die Harmlosigkeit und Fehlende Wendigkeit der Hamburger (van Buyten) und die eigene aktuelle Stärke (Gustavo) waren am Samstag eine gute Mischung. Gut. Oder zumindest besser als andersherum.

Herr Kraft musste nicht viele zeigen. Was zum einen eben an der hanseatischen Harmlosigkeit und zum anderen an der überraschenden Stärke von Teilen der Defensive lag. Thema somit durch.

Was unsere Offensive betrifft hatte man zunächst den gleichen Gedanken wie seit dem Dortmund-Spiel: Der Gegner hat den Schlüssel gefunden. Andererseits war das nicht ganz so schlimm anzuschauen, war der Gegner dabei nicht so konsequent destruktiv.

Zusammenfassend war alles, was es zu Beginn in der Arena zu sehen gab, nicht schön. Abgesehen vom Wetter vielleicht.

Dann aber – wenige Minuten vor dem Wut-1:0 – geschah etwas. Im Nachhinein ist nicht ganz klar, ob das mit Segen oder gegen den Willen des Trainers geschah:

Zumindest Robben wurde flexibel. Er tauchte plötzlich ganz woanders auf. Als zuvor. Oder er sollte. Plötzlich mal auf Links. Oder halblinks.

Somit war es um die Hamburger geschehen. Damit war man überfordert. Überfordert, weil man es mit einem kochenden Weltstar zu tun hatte, dem dieses lethargische gegen die Defensiv-Wand-Anrennen mächtig auf den Zeiger ging.

Die Folge waren Chancen und Pfostentreffer im Minutentakt. Allein 3 in 3 Minuten unmittelbar vor dem Tor. Und somit kann man noch nicht einmal davon sprechen, dass der HSV seinerseits großes Pech gehabt hätte. Noch nicht einmal das.

Der Rest ist ebenso bekannt wie wunderschön. Und gerade wir Bayern zweifelten ja offenbar schon an solchen Momenten. Nach den letzten Spielen.

Es gibt sie aber noch. Unser aller Verein spielte sich in einen Rausch und fertigte die Rauten-Kicker ab.

6:0 ist genau das Ergebnis, dass ich gegen den HSV auch schon einmal persönlich im (Olympia-)Stadion erleben durfte. So was macht Spaß. Und die Unterbrechung unserer – ohnehin sehr merkwürdigen – Serie gegen den HSV ist somit beendet und wir machen da weiter, wo wir vor ein paar Jahren leider aufgehört haben. Sehr gut.

Allerdings gab dieser Sieg auch nur drei Punkte. Und so verschwenderisch wir mit Toren umgingen, hätte mir auch ein 2:0 gereicht, wenn ich die restlichen auf andere Spiele hätte verteilen können. Egal. Weg. Vorbei.

Vorbei sind wir somit wieder an den Mainzern und nun auf Platz 4. Achterbahnfahrt. Jetzt noch zwei Punkte hinter einer Platzierung, die zur Qualifikation zur Championsleague führt. Meinem persönlichen neuen Saisonziel.

Wenig genug.

Und dem bayerischen Braten sollten wir alle mehr genug nicht, als dass dieser Umstand uns beruhigen könnte.

Nachlegen ist das Gebot der Stunde. War es allerdings schon zuvor und hinterher blieb uns nichts mehr als die Statements unseres Kapitänchens…

War es das? Ok. Dann zum anderen Thema vom Samstag:

Die Fans, oder Die Südkurve / Schickeria.

Zuerst fiel es Herrn Reif auf.

Die Südkurve ist nur halb voll. Bei Twitter hatte man mir dies zuvor aber schon zugetragen. Die Gründe lagen im Unklaren. Man ging zunächst von einem (reinen) Stimmungsboykott aus. Allein warum, wollte mir (und anderen) nicht einleuchten.

Gerade in diesem Spiel? Mit einer solchen Brisanz? Für den Trainer, für den Verein und somit doch wohl auch für die Fans selbst?

Was folgte waren weitere Spekulationen (in in folgenden Berichten im TV) und lautstarke Gröhlgesänge über die Sky-Aussen(Innen)mikros. Auch darüber wurde gerätselt. Selbst hier im Blog.

Die Hintergründe und Motivationen bleiben natürlich subjektiv, aber was passiert ist, ist inzwischen aber weitestgehend geklärt.

Angefangen hat es mit einem Augenzeugenbericht auf Twitter.

Da es bei den Spielen gegen den BVB und S04 wirklich so proppevoll in der Südkurve war, wurde heute doppeltes Ordnerpersonal vor den Blöcken 112 und 113 eingesetzt. Bisschen kompliziert zu erklären, aber dann gibt es da ja dieses „inoffizielle“ System mit dem Karten tauschen unter den Fans. D.h. ihr geht mit ner Sitzplatzkarte ins Stadion (und wollt in den 112er Block), dann habt ihr mindestens 2 weitere Personen die eine 112er Karte haben. Die gehen dann in den Block und einer kommt mit beiden Karten wieder raus und holt euch rein. So einfach geht das. Und so wird das schon jahrelang von den Bayernfans gemacht und nie gab’s Probleme. Mach ich übrigens auch so. Und Warum? Weils die 112er Karten eben nicht wie Sand am Meer gibt! Ob’s erlaubt ist oder nicht, kann man sich drum streiten. Man bezahlt ja trotzdem seinen offiziellen Platz, also kann es ja egal wo man letztendlich ist. Die Schickeria macht das auch IMMER so und da die Ordner heute so streng waren und jeder mit einer normalen Tageskarte eine Marke bekam, die er beim rausgehen abgeben musste und die Karte eingerissen wurde, konnte man natürlich niemand „reinholen“. Die Schickeria war dann anfangs nur mit ca. 20 Leuten in der Kurve und haben dann beschlossen ganz draußen zu bleiben. Stimmung war dann natürlich dementsprechend, ich kam mir vor wie im Kindergarten, so viel Platz im mich herum hatte ich noch nie. Aber von draußen vor dem Block hat man die Schickeria immer wieder gehört, die haben halt von draußen ihre Fangesänge gemacht, also wars kein richtiger Boykott.
Natürlich ist’s so totaler MÜLL!
Mein persönliches Fazit: DER FC BAYERN MACHT SICH SO ALLES NUR SELBST KAPUTT!

Hervorhebungen von mir.

Was soll man davon halten? Zunächst einmal weitere Links zum Thema zum Konsumieren.

Anlass des Ärgers […] waren strengere Kartenkontrollen für den Zugang zur Südkurve. Der Klub sah sich […] zu dieser Aktion nach den Ereignissen beim Pokal-Halbfinale gegen Schalke (0:1) gezwungen, als etwa 300 Fans versucht hatten, den Block zu stürmen und dabei zwei Ordnungskräfte verletzten. Aus Sicherheitsgründen (etwa im Falle von Notarzteinsätzen) dürfen in die Kurve nur rund 9000 Fans hinein, zuletzt drängten sich dort aber weit mehr Zuschauer. „Für uns ist da ein Punkt erreicht, an dem wir aus Sicherheitsgründen sagen müssen: Stopp!“, sagte Bayerns Pressesprecher Markus Hörwick.

…und ergänzend…

Gegen Schalke eskalierte die Situation, weil noch mehr Fans als sonst ohne Ticket in den Block wollten. „Da muss es chaotisch gewesen sein, da müssen die das Hausrecht an sich gerissen haben. Die sind da rein gestürmt, mit fremden Tickets, die hatten Plakate dabei und wollten sich nicht kontrollieren lassen. Das geht nicht! Gewisse Leute müssen einfach lernen, sich an die Ordnung zu halten“, sagte Hoeneß.

Soweit zum Anlass. Die Folgen sahen so aus, dass die – ich drücke es einmal neutral aus, um nicht das Wort Schickeria benutzen zu müssen – Fans, die eine Karte hatten und schon im Block waren, wieder hinausgingen und vor dem Block sangen.

Ab einem gewissen Zeitpunkt reichte dieser „Gruppe von Fans“ die dortige Aufmerksamkeit nicht mehr und man zog im Unterrang weiter Richtung Haupttribüne.

Die Polizei sprach davon, dass „etwa 100 Bayern-Anhänger während des Spiels versuchten in den Block der Gäste zu gelangen“ – eine Aussage, die sogar bei mir – ob der Übermacht der 6.000-7.000 HSV-Fans leichtes Schmunzeln erzeugte.

Fakt bleibt allerdings, dass die Fans, die bis zur Haupttribüne vorgedrungen waren (und die man dann auch die ganze Zeit bei Sky hörte) dort von der Polizei am Weitermarsch gehindert wurden. Ein „Kessel“ vor der Würstchenbude war die Folge in deren Ablauf sich eine Polizistin verletzt haben soll.

Neu war mir bislang das hier:

Kurz vor Spielende rief ein Schickeria-Sprecher alle dazu auf, friedlich zu bleiben und keine Gewalt auszuüben. Dann werde es am heutigen Montag ein Treffen mit Vereinsvertretern geben.

Wie konnte der Schickeria-Sprecher das versprechen? Hatte der parallel oder zuvor mit dem Vorstand geredet?!

Die Ergebnisse des besagten heutigen Treffens sind mir nicht bekannt.

Somit also zu meiner Einschätzung dieser Ereignisse.

Normalerweise reite ich nicht so auf meinem Alter oder meiner Lebenserfahrung herum, aber in diesem Fall ist es – auch in Anbetracht des obigen Zitates und der Einschätzung dieser Kartentauschaktion vonnöten.

Nicht alle Fans in der Südkurve, der Schickeria, in den Reihen der Ultras sind 16-22-Jährige. Das ist mir schon klar. Aber im nächsten Monat jährt sich die Katastrophe von Hillsborough zum 22.Mal.

Wer nicht weiß, worum es dabei geht, bitteschön. P.S. Hillsborough sollte man als „echter“ Fans übrigens kennen. Egal.

Wenn ich solche Aussagen wie die obige höre, dann muss ich immer wieder an Hillsborough. Ich habe die Bilder heute noch vor Augen. Nicht dass ich dabei war, aber die waren damals präsent. Omnipräsent. Und solche Dinge wird man nicht mehr los, wobei ich damit noch nicht einmal die Angehörigen der 96 Toten und 766 Verletzten meine.

Ich bin kein Heiliger und gebe zu, dass wir derlei früher auch schon gemacht haben. Damals, als es in unseren Stadien auch noch keine Kontrollen und getrennte Zugänge, etc. gab. Ja. Aber das Gefühl, dass wir dann in diesem übervollen Bayern-Block hatten, scheinen einige der Fans, die sich hier über den FC Bayern und Gott und die Welt beschweren nicht zu kennen. Zum Glück kann ich da nur sagen. Derlei wünsche ich niemandem.

Von daher unterstütze ich hier voll und ganz die Linie der Ordnungskräfte und des Vereins, der derlei unterbindet.

Das den Fans nun jegliches Verständnis dafür fehlt – geschenkt. Ab einem gewissen Punkt der Eigen- und Fremdwahrnehmung ist man für derlei wohl nicht mehr offen genug.

Mir ist völlig klar, dass wir in München – nur diese Zustände kann ich beurteilen – ein Problem haben (und das habe ich auch schon des Öfteren thematisiert).

Mit der Stimmung, mit Karten, mit der Akustik, mit Vorstandsentscheidungen.

Aber auch mit unterschiedlichen Fangruppen, die unterschiedliche Ziele (auch abseits des Fußballs und des Spielfelds) haben und z.B. mit Gewalt, die es immer wieder gibt.

Das ist ebenso traurig wie unnötig. Dabei gehören doch irgendwo alle zur Familie FC Bayern, oder etwa nicht?

Die Wochen der Wahrheit #5: Hannover 96

Seit längerer Zeit gibt es einmal wieder zwei getrennte Beiträge zu eigentlich einem Thema: Dem FC Bayern.

Dieser Beitrag hier beschäftigt sich ausschließlich mit dem gestrigen Spiel unserer Mannschaft in Hannover. Ein anderer mit dem aktuellen Zustand unseres geliebten Vereins.

Irgendwie war mir schon vor dem Anpfiff unwohl. Ok. Die Auszeit – aufgrund einer Gelb-Sperre – tat Herrn Schweinsteiger vielleicht ganz gut. Aber als sich dann auch noch Herr Gustavo verletzt für dieses entscheidende Spiel gegen einen Mitkonkurrenten (schlimm genug, dass wir in dieser Saison Hannover als solchen sehen müssen) abmeldete, schwante mir Böses.

Somit fielen also Besetzung A und B auf unseren beiden 6er-Positionen (oder 6er und 8er, oder wie auch immer) aus. Es spielten Besetzung C (Kroos) und D (Pranjic).

Und irgendwann zeigte sich das dann auch. Unser defensives Mittelfeld war abermals in dieser Woche des Horros offen wie ein Scheunentor.

Ungebremst prallten die Angriffe der Niedersachen auf unsere wackelige Abwehr. Und dabei war Herr Breno noch der Turm in der Schlacht, was sich – nach den Einschätzungen der letzten Wochen und Monate – schon sehr merkwürdig anhört.

Aber wenn man von Seiten des Kaders gezwungen ist, auf der Position des Linksverteidigers einen Herrn Badstuber einzusetzen, der von allem Formlosen noch der Loseste ist, dann zeigt sich das dann halt auch. Dessen Seite war über die volle Dauer seiner Anwesenheit defensiv nicht existent.

Ich tendiere dazu mich zu freuen, wenn ich mal Recht habe. In Bezug auf unsere Aufstellung und deren Konsequenzen bereitet mir dies körperliche Schmerzen.

Herr Pranjic war entscheidend am 0:1 beteiligt, als er im Mittelfeld den Ball dem Gegner überließ. Wo habe ich dies schon einmal gelesen?!

Herr Pranjic hatte auch sonst kaum etwas Positives zum Spiel seiner Manschaft beizutragen. Und Herr Kroos? Na Herr Kroos war mit der Schweinsteiger-Vertretung noch mehr überfordert, als Herr Schweinsteiger aktuell selbst.

Apropos überfordert.

Herr Lahm ist aktuell nur der Kapitän, weil er dies per Definition nach dem Abschied des Herrn van Bommel werden sollte / musste, oder? Seine Leistung kann hier nicht als Grund herhalten.

Den entscheidenden Fehler haben wir alle wohl gemacht, indem wir ihm zugestanden haben, auf SEINE Lieblingsseite – die rechte – zu wechseln. Seit diesem Zeitpunkt ist Herr Lahm nur noch ein Aussenverteidiger. Kein Welt-Klasse-Defensivspieler mehr. Tja. Manchmal ist das Leben eben wohl doch ein Wunschkonzert.

Somit hätten wir also geklärt, dass die Defensive nicht nur weiter unsicher agiert, sondern erneut vom defensiven Mittelfeld im Stich gelassen wurde.

Kommen wir also zur Offensive.

Leute, kann mir das bitte einmal jemand erklären?

Was ist passiert in den letzten 7 Tagen? Warum ist unsere Welt auf dem Kopf?

Herr Gomez war doch bis zum Dortmund-Spiel noch so etwas Ähnliches wie eine Waffe, oder? Und jetzt kann man ihn noch nicht einmal mehr den Ball überlassen, weil der innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde beim Gegner landet?

Und die, die ihn füttern sollen, laufen sich die Lunge aus dem Hals. Aber nur auf der Suche nach ihrer Form. Allein, sie finden sie nicht.

Stattdessen rennen sich Ribéry und Robben und Müller immer wieder und wieder in den Maschen der vorbereiten Netze ihrer Gegner fest. Der Zauber, die Anarchie, all das ist uns abhanden gekommen.

Wer dachte nicht noch vor ein paar Tagen, dass unsere Offensive eigentlich niemand so richtig stoppen kann?!

Und dann verfing sich Robbens kleiner Finger im Maschendrahtzaun und fortan spielt er gehemmt? So wie Ribéry. Aber ohne Zaun.

Und am Ende steht – nach Platzverweis, nicht gegebenem Elfmeter und was auch immer – ein Ottl(!) in der Innenverteidigung und ein van Buyten im Sturm neben Klose und Gomez und der Belgier ist noch der Bayern-Spieler, der sich am meisten über Fehlpässe, unpräzise Flanken und Co. aufregt? Und Herr Kraft, der von den Provinziellen unter den Bayern-Fans als der Heiland gefeiert wird (schon mal dran gedacht, was die Aktionen gegen Schalke in ihm ausgelöst haben könnten? Das vielleicht irgendwann auch einmal Ziel solcher Attacken sein könnte?), macht seinen ersten entscheidenden Patzer! Einen Patzer, der uns tatsächlich nicht nur den Trainer sondern auch die Championsleague kosten und einen Murmeltiertag a la CL-Finale 1997 einbringen könnte?!

Mich lässt all dies ratlos zurück. Und jeder unserer aktuellen Gegner lacht sich darüber ins Fäustchen.

Gestern noch der kleine und nächste Woche der große HSV?

Das wäre mein persönlicher Supergau (die Gründe dafür sollten bekannt sein). Bitte nicht.

Bleibt denn noch Hoffnung auf dieses sogenannte letzte Ziel der Saison, die Championsleague-Qualifikation?

Der Spielplan der Hannoveraner!

Andererseits: Dafür müssten wir zunächst einmal erst wieder unsere eigenen Spiele gewinnen. Und das scheint schon schwer genug.

Die Wochen der Wahrheit #3: Borussia Dortmund

Herzlichen Glückwunsch, Borussia Dortmund. Soviel Zeit muss sein.

Zu einer großartigen Saison, zu all den Rekorden, zu einer seltenen Überlegenheit in der Liga und ganz im Besonderen zu einer fast fehlerlosen Leistung beim Gastspiel in München.

Wenn man als Bayern-Fan mal ein bisschen durchatmen kann, dann hilft das ungemein. Frust ist ein schlechter Begleiter für eine Fußball-Analyse (wie ich in den letzten 24h im Rahmen der Lektüre diverser Kommentare aus dem Bayern-Umfeld erneut lernen durfte).

Auch hier auf meinem Blog geht es da drunter und drüber.

Endzeitstimmung. Und tendenzielle Kampagne gegen den Trainer.

Geht’s noch?

Sicher, ich mache aus meinem Herzen auch keine Mördergrube.

Im Rahmen des gestrigen Spiels war ich mal am Anschlag. Ich habe mich auch gefragt, was van Gaal da wieder für einen Mist macht, indem er Gustavo auf LAV und Pranjic auf der 6 belässt. Oder Badstuber überhaupt 45 Minuten spielen darf. Oder Robben und Ribéry stur gegen 3-5 Gegenspieler spielen lässt.

Ferner bin ich total angefressen, dass wir seit einiger Zeit im 2-Jahresrhythmus von irgendeiner Fahrstuhlmannschaft um den Titel gebracht werden. Erst Stuttgart, dann Wolfsburg und jetzt der BVB.

ABER (zum Spiel und van Gaal komme ich danach) all diese Mannschaften haben sich im Hintergrund entwickeln können. Viele aus der Not heraus oder mit vielen, vielen VW-Millionen.

Das hat doch mit der FC-Bayern-Welt nichts zu tun, dass ein Felix Magath in der Provinz in Wolfsburg über den Zeitraum seiner Tätigkeit gefühlte 100 Spieler ein- und wieder verkauft, für gefühlte 100 Mio., bis er endlich das Team zusammengestellt hat, dass ihm – und vor allem ihm – den einmaligen Triumph, auch und gerade gegen seinen Ex-Verein, ermöglicht.

Oder eine Borussia aus Dortmund, die aus der Not heraus (drohende Insolvenz) und der ebenfalls erkauften Meisterschaft (im übertragenen Sinne) 2002, irgendwann auf junge Spieler aus dem eigenen Nachwuchs setzen musste und mit Klopp einen verrückten Trainer bekam, der nur noch punktuell ergänzend tätig wurde und parallel die Chance bekam, dieses Team über 2-3(?) Jahre – völlig ungestört von Öffentlichkeit und Erwartungshaltung zur meisterlichen Truppe formen konnte?

Das alles wäre doch beim FC Bayern gar nicht möglich. Von daher – nur kein Neid.

Und wäre wohl los, wenn unsere Führung derlei propagieren würde? Die gleichen „Fans“, die jetzt nach van Gaals Kopf verlangen, würden dem Vorstand auf die Bude rücken.

Also gibt es doch wohl keine Alternative zu dem Weg, den Trainer wie van Gaal einschlagen, oder?

Ein Umbruch am offenen Herzen. Und trotzdem Erfolg. Wobei „Erfolg“ hier kein dreifaches Triple in Folge meint. Aber ein Double plus CL-Finale und in der darauffolgenden Saison in der Bundesliga „oben dran“, im Pokal einen Schritt vorm Endspiel und in der Championsleague kurz davor den Titelverteidiger aus dem Rennen zu werfen und erneut unter den besten acht Team Europas zu stehen.

Ist das nichts?

Sicher, ein wenig reduzierte Augenwischerei. Aber irgendjemand muss ja mal einen Gegenpunkt zu dieser Anti-van-Gaal-Stimmung setzen.

Und das sage ich als Ulianer. Aber hier geht es auch um etwas anderes. Muss ich mich zwischen UH und LvG entscheiden, sage ich: Hoeness. Geht es um Pro oder Contra van Gaal, bin ich klarer Befürworter seiner Strategie.

Was ist die Alternative?

Ein Sammer? Klar. Nach 6 Monaten sind die gleichen Fans wieder beim gleichen Frust wie jetzt.

Mourinho? Und wie. Mal ein ganz einfacher Charakter…

Nein. Sind wir mal ehrlich: Will auf einmal keiner mehr über den Fußball Hitzfeld’scher Prägung gemosert und all den Offensivfußball-Teams insgeheim zugejubelt haben? Ach kommt, das ist nicht Euer Ernst!

Ich bin froh, dass wir inzwischen den Fußball spielen, wie wir ihn spielen.

Wir haben gestern gegen einen besseren Gegner verloren. Wir werden unseren Titel an eine Mannschaft verlieren, bei der dann alles gepasst hat.

Dabei ist das Borussia-Prinzip ganz einfach: Hinten sicher stehen und bei Ballbesitz mit Volldampf nach vorne.

Wenn man dann noch bemerkt, welche Passsicherheit – und Geschwindigkeit – fast alle Spieler drauf haben, dann nötigt mir das Respekt ab.

Es passt. Hier und jetzt. In dieser Saison. Dagegen ist kaum ein Kraut gewachsen. Momentan.

Aber auch dagegen werden sich in der nächsten Saison Rezepte finden lassen und all der jugendliche Elan und die Frische wird sich mit einer Dreifachbelastung und der dann so oder so vorhandenen Erwartungshaltung nicht dermaßen aufrechterhalten lassen. Meiner Meinung nach. Und einige Borussen werden mir hier sicher zustimmen.

Der entscheidende Punkt ist: Borussia Dortmund nutzt Chancen. Nicht nur im Spiel, nein, auch eben in dieser Saison.

In der Vergangenheit hat ein schwächelnder FC Bayern doch auch immer davon, dass keiner der Konkurrenten so richtig diese Schwäche auszunutzen verstand. Nicht so die heutige Borussia.

Das macht den Unterschied aus. Denn wenn die Bayern nicht all die Probleme gehabt hätten, die sie nun einmal hatten, dass würde dort oben in der Tabelle nicht nur der BVB einsam seine Kreise ziehen, nein, dann wären wir wohl zu zweit.

Aber das ist Konjunktiv und davon wollen wir uns doch nun bitte für diese Saison verabschieden. Bezeichnend übrigens, dass mir dieser Spieltag fast zum ersten Mal eine höhere Punktzahl im Tippspiel gebracht hat. Aber das ist ein anderes Thema.

Kommen wir mal zum Spiel selbst.

Herr Schweinsteiger darf dieses Ball vor dem 0:1 durchaus mal entspannt zum Mitspieler schieben, ohne sich dabei die Beine zu verknoten. Ebenso ist es Herrn Badstuber nicht verboten – auch in seinen jungen Jahren – die Übersicht zu behalten und eventuell – vor dem 1:2 – einen Gegenspieler wie Herrn Sahin daran hindern zu solch einem Kunstschuss anzusetzen. Einer Ballfertigkeit, die er ja so noch nie gezeigt hat…

Überhaupt war es der entscheidende Faktor, dass die Klopp’schen Kicker exakt und lückenlos über jede Schwäche unseres FC Bayern informiert waren. Vielleicht haben sie dies mit vielen anderen Gegnern gemeinsam, aber diese schafften es bislang nie, diese vollends(!) auszunutzen:

Robben und Ribéry an die Kette – Offensive im Sack.

Badstuber anspielen – Weg zum Tor frei.

Was selbst Herr Klopp nicht wissen allenfalls erhoffen konnte: Das beide 6er einen mehr als schwarzen Tag erwischten und somit Sahin und Co. völlig(!) unbehelligt schalten und walten konnten.

Mehr Grund gab’s nicht.

Dann also zu Herrn van Gaal.

Was ist gestern passiert, dass van Gaal plötzlich eher seinen Stuhl räumen muss, als nach den Siegen gegen Bremen, Hoffenheim, Mainz oder Inter?

Was kann Herr van Gaal für die Blackouts der halben Defensive?

Es ist ja nicht so, dass mich der Schachzug mit Pranjic und Gustavo nicht auch irritiert hätte, aber was wäre passiert, wenn Gustavo gegen Sahin gespielt, dafür aber Pranjic gegen Götze? Zwei, drei Tore nach Hammerflanken von links?

Gegen Inter und Mainz hat dieser Wechsel funktioniert und was Herrn Sneijder betrifft haben doch vor wenigen Tagen noch alle unseren Trainer für seine Schlitzohrigkeit gelobt.

Man darf kritisieren, dass Robben und Ribéry stur auf ihren Flügeln verharrten und somit unsere Offensive quasi kaum vorhanden war, aber ich frage mich: Was kann Herr van Gaal dafür, dass die offensiven Mitspieler aus ihrer Freiheit (wenn 2-5 Borussen Robbéry decken, ist doch für Müller, Gomez und Co. in der Mitte total viel Platz) nicht, aber auch gar nichts machten?

Was kann Herr van Gaal dafür, dass Herr Müller oder wer auch immer – trotz allem – im Borussen-Strafraum aussichtsreich zum Torschuss kam, diese Gelegenheit nichts nutzte?

Eben.

Man kann van Gaal vieles vorwerfen, manches aber eben auch wiederum nicht.

Für mich sieht die Sache so aus: Wer auf der Entscheidungsebene des FC Bayern jetzt immer noch nicht erkannt hat, wo unser Schuh drückt (Defensive (LAV / IV), Offensive (Backups)), dem kann man nicht helfen.

Ich würde über van Gaal, Nerlinger und Co. erst dann den Stab brechen, wenn in diesem Sommer transfer- und kadertechnisch (immer noch) nicht(s) passiert und wir im Herbst 2011/12 am gleichen Punkt stehen wie aktuell.

Keinen Tag früher, aber auch keinen später.

Der Vorteil an diesen Wochen der Wahrheit ist ja, dass wir kaum Zeit zum Grübeln haben. Am Mittwoch muss hoffentlich Schalke für den gestrigen Samstag büßen und am kommenden Samstag müssen wir uns einfach den dritten (CL-Quali-)Platz zurückholen. Wenn wir in Hannover(!) nicht gewinnen, dann haben wir tatsächlich auch nur die Europa-League verdient!

Was vergessen?

Die Wochen der Wahrheit #2: Inter Mailand

Una notte magica – eine magische Nacht. Herrlich.

Zum ersten Mal seit langer Zeit (Championsleague-Finale 2010) war ich während der vollen 90 Minuten eines Bayern-Spiels aufgeregt, nervös, aufgewühlt, unansprechbar, gereizt aber auch voller Euphorie und Freude (für die letzten 3 Minuten).

All dies, wo es zwar nominell die gleichen Teams des letzten Finales waren, aber personell und taktisch durchaus Veränderungen zu sehen und zu spüren waren.

Ganze vier(!) Akteure standen beim FC Bayern noch auf den Positionen vom Finale. Und dies mit so wenigen Transfers. Sowas nennt man Umbruch von innen, oder?

Bei Inter sah dies ein wenig anders aus und deshalb hatte ich insgeheim mittlere bis größere Befürchtungen was das Ergebnis betraf.

Bei jedem Ballkontakt von E’to, Maicon oder jedem ruhenden Ball von Sneijder fühlte ich mich bestätigt.

Allein, es passierte nichts.

Unsere löchrige Defensive hielt dem Druck stand. Irgendeiner brachte immer noch ein Bein dazwischen. Oder es stand oder lag da eben ein Thomas Kraft.

Großes Kino. Und wie angekündigt kann ich dies auch neidlos anerkennen. Bis jetzt – Stand heute – hat unser Trainer mit dieser Personalie alles richtig gemacht. Ob er alles falsch gemacht hätte, wenn Butt unsere Rückrunden-Nr.1 geblieben wäre, werden wir ohnehin nie erfahren.

Nein. Mit unserer Teamleistung muss man zufrieden sein. Vor allem, wenn man in der K.O.-Runde der UEFA-Championsleague beim Titelverteidiger mit 1:0 gewinnt, oder?

Wie oben erwähnt, war es aber keine wirkliche Revanche. Denn erstens bringt uns dieses 1:0 den Titel nicht zurück, zweitens waren andere handelnde Personen auf dem Platz und drittens war Bayern weniger drängend, weniger Dauer-Ball-besitzend und Inter nicht so destruktiv, italienisch zerstörend aktiv.

Inter ist in der Post-Mourinho-Ära durchaus offensiv. Und dabei brandgefährlich. Man konnte den Eindruck gewinnen, dass Inter immer kann, wenn es will. Vor allem E’to ist der Wahnsinn. Nicht nur, dass er (fast) jeden Ball bekommt den er will und ihn dann auch am Fuß behält, nein, er ist auch noch so schnell und wendig, dass fast immer Torgefahr entsteht wenn er am Ball ist.

Inter ist nicht mehr nur Bollwerk und ab und an gefährliche Konter. Inter ist somit ein Stück weit gewöhnlicher geworden. Denn diese Defensive hat sie zum letztjährigen Titel geprügelt. Selbst Barcelona hat sich daran die Zähne ausgebissen.

Jetzt sind sie wie jedes andere Team. Mit individuellen Klassespielern. Und da lag und liegt offenbar die Chance von Teams wie dem FC Bayern. Wäre Mourinho und das Defensiv-Konzept noch da, hätten die Bayern imho gestern nicht gewonnen.

Egal.

Zu meinem eigenen Team.

Kraft wie erwähnt richtig gut. Klasse. Ob es Weltklasse war, will ich mal bestreiten, denn Weltklasse muss sich bestätigen, da reichen 4-5 klasse Reflexe nicht aus. Da müssen z.B. Abschläge, Präsenz oder Strafraumbeherrschung (noch) besser werden. Kann aber eben noch kommen, ich will das nicht (mehr) ausschließen.

Die Defensive zeigte – im Rahmen ihrer Möglichkeiten – ein gutes Spiel. Und das ist schon viel, denn in dieser Saison habe ich gegen weitaus schwächere Teams weitaus schlimmere Leistungen gesehen.

Lahm solide (seine Flanken gehen immer noch nicht), Badstuber innen wie immer (kein Kompliment), gegen Gegner vom Schlage eines E’to einfach auch zu langsam, auf außen dann besser, derTimo überwiegend sicher und Gustavo, bzw. Pranjic verbessert. Wobei Gustavo dann auf der 6 imho sein bisher bestes Spiel im Trikot des FC Bayern absolvierte. Respekt, das war richtig klasse, wie er da – vor allem in Halbzeit 1 reihenweise die Bälle abfischte und Sneijder ganz nebenbei noch zur Weißglut trieb.

Breno kam (leider) früh für Pranjic und spielte seinen Stiefel runter (das soll bewusst für sich sprechen).

Davor agierte Schweinsteiger gewohnt unauffällig (die Fehlpässe lassen wir mal aussen vor) und das ist zunächst einmal gut. Auffällig wird es bei ihm immer, wenn er lange Pässe in die Tiefe oder Kabinettstückchen zeigt. Zumeist ergibt sich daraus dann Gefahr für den Gegner, wie auch diesmal. Allein sein Trick vor dem Robben Pfostenknaller war Zindane-esk.

Zusammen mit Gustavo bildete er nach kurzer Zeit ein erstes defensives Bollwerk, das viele offensive Aktionen von Inter erstickte. Gut.

Die Außen mit Robben und Ribéry versprühten diesmal nicht den Zauber wie zuletzt. Aber das war auch nicht erforderlich. Erforderlich war, dass beide Gegenspieler banden und somit Platz für Mitspieler schufen.

Wie viel Respekt hatte Inter vor unserer Flügelzange, wenn jeweils 2-3 oder 3-4 Italiener gegen Ribéry oder Robben spielten? Eben.

Ribéry wühlte und kämpfte (als er nach 10-15 Minuten ins Spiel gefunden hatte), Robben entzog sich ein ums andere Mal der Bewachung oder schaffte es immer wieder gegen 3-5 Gegenspieler die Flanke trotzdem planvoll in den Strafraum zu bringen.

Über unseren Sturmtank Gomez müssen wir ohnehin kaum noch Worte verlieren. Das ist internationale Klasse. Nicht nur, dass er zumeist zur Stelle ist, wenn es was zu knipsen gibt, nein, er läuft und arbeitet inzwischen wie der junge Olic. Perfekt. Einige Inter-Spieler waren sichtlich beeindruckt, dass ihnen der einzige bayerische Stürmer an der Mittellinie in der Vorwärtsbewegung den Ball abnahm.

Kurzum: Ein rundherum gelungener Abend. Und das nicht nur aufgrund des 1:0, sondern auch weil es für mich das perfekte Ergebnis gegen eine italienische Mannschaft ist:

Man hat einen Vorsprung, Inter muss was anbieten in München und trotzdem ist es nicht zu deutlich und hält somit bei den Bayern die Anspannung hoch.

Aber die ist in diesen Wochen der Wahrheit ja ohnehin – so hat es den Anschein – mehr als präsent. Die Bayern scheinen zu brennen und das ist für uns Bayern-Fans eine Genugtuung, haben wir doch in der Hinrunde zumeist das Gegenteil erleben müssen.

Auf geht’s, Ihr Roten – am Samstag gegen den BVB die nächste Stufe zünden!

Die Wochen der Wahrheit #1: FSV Mainz 05

Der erste Teil der „Wochen der Wahrheit“ ist mit Bravour gemeistert. Die Bayern haben ihr Auftaktspiel bei den Ex-Himmelsstürmern aus Mainz gewonnen. Phasenweise sogar begeisternden Fußball gespielt. Und das lass‘ ich mir auch nicht kaputt reden. So nach dem Motto: „Ja, aber so gut wie Barcelona sind die Bayern noch lange nicht.“

Ja. Stimmt. Aber war das unser Ziel? Kann das unser Ziel sein? In unserer Situation?

Vor einigen Wochen noch wollten wir nicht nur die Mannschaft, nein auch den Trainer und den gesamten Verein in Frage stellen.

Nun spielt unser aller Verein endlich wieder Fußball, auf den auch andere neidisch sein können und es gelingt uns immer noch nicht, einfach mal für eine kurze Zeit zu entspannen?

Natürlich reden wir hier nur über Mainz und wird Inter und Dortmund ein anderes Kaliber sein. Aber hey, nach manchen Spieltagen der Hinrunde wurde dieser Gegner, der die Tabelle – wie erwartet – nun ein wenig nach unten rutscht, noch von den Medien als Übermannschaft aufgebaut. Und dies nicht nur vom ZDF, das traditionell seine Nähe zu zumeist räumlich nah stehenden Vereinen mehr oder weniger offen zum Ausdruck bringt.

Damit ist wohl inzwischen Schluss.

Selbst wenn HB-Männchen Tuchel, noch einer dieser New-Generation-Trainer, die vor allem – in bester Winnie-Schäfer-Manier – am Spielfeldrand agieren, das alles klein und sich selbst und sein Team groß redet. Die Tendenz ist klar. Und das ein FC Bayern sich nicht zweimal pro Saison düpieren lässt, noch dazu, wenn unsere Weltklasse-Flügel wieder aktiv am Geschehen mitwirken, hätte auch klar sein müssen.

Wie auch immer.

Solche Spiele sind gut. Sie sind gut zwecks Vorbereitung auf wirklich schwierige Aufgaben. Zum Einspielen. Zum Selbstbewusstsein tanken. Nicht mehr und nicht weniger.

Denn unsere übriggebliebene Konkurrenz gewinnt ja nun ebenfalls am Fließband. Wollen wir hoffen, dass deren aktuelle Gegner sich gegen uns auch so in ihr Schicksal fügen und die Punkte willig herschenken. Wunschdenken.

Zum Spiel.

Die jungen Wilden glaubten offenbar wirklich an ihre Chance. Und phasenweise hatte sie diese sogar. Wenn sie offensiv gegen unsere Defensive agierten. Und da vor allem zentral.

Manchmal glaube ich schon, dass für mich Murmeltiertag ist, aber was die Herren Badstuber und Timoschtschuk da Spiel für Spiel auf den Rasen zaubern, mhm, das ist schon bemerkenswert.

Bei all dem Potential, was offenbar bisher flächendeckend nur Gerland, van Gaal und Löw gesehen haben, bekomme ich immer wieder Angst, wenn der Ball in die Nähe von Holger kommt. Badstubers Aktionen haben dann Züge eines Nervenbündels.

Ich will nicht abstreiten, dass aus ihm mal ein richtig Großer werden kann, aber HB braucht imho immer noch einen gestandenen(!) Innen(!)verteidiger. An seiner Seite. Dann hätten wir auf dieser Position wohl keine Probleme.

Diese haben wir allerdings immer noch auf der linken Außenbahn.

Zum Anpfiff spielte dort Luiz Gustavo. Weil van Gaal Pranjic die 6er-Position anvertraute. Ein Irrtum, wie sich herausstellen sollte. Den unser Trainer zur Hälfte der ersten HZ korrigierte. Gut. Danach wurde es besser. Auf der Sechs. Pranjic selbst wurde nicht sicherer.

Ein Glück, dass die Mainzer mit der eigenen Defensive so stark beschäftigt waren.

Später ging dann Badstuber vom Platz und Gustavo rückte auf dessen Position. Mit der Einwechslung Brenos bekam Luiz seinen vierten Mitspieler in diesem Spiel. Verrückt.

Andererseits kann man ja auch einmal versuchen, hier van Gaal zu verstehen. Er versucht, nachdem die Probleme in der Offensive mit der Rückkehr von Rib&Rob gelöst scheinen, die Formation für die Defensive zu kreieren, die ihn und uns durch die schweren Rest-Wochen der Rückrunde bringen. Wie im letzten Jahr.

Luiz Gustavo ist da ein Fixstern. Neben Lahm. Alles andere scheint noch nicht sicher. Hält Badstubers aktuelle „Formkurve“ an, sieht es für ihn nicht gut aus.

Abwarten. Gegen Mainz hat es ja noch einmal gereicht. Und ob wir Inter „einfach so weghauen“, davon bin ich so oder so noch nicht überzeugt. Also gehe ich höchstens von einer 50:50-Chance aus.

Was gab es sonst noch zu bemerken?

Herr Ribéry lieferte wohl das beste Spiel im Bayern-Dress seit gefühlten Jahren ab. Wahnsinn, was doch tatsächlich in ihm steckt. Vielleicht wollte er aber auch nur die Robben’schen Lobeshymnen der letzten Woche nicht auf sich sitzen lassen. Gute Reaktion, wenn es denn daran gelegen haben mag.

Überhaupt kann ich mir nun doch vorstellen, dass unsere Saison einen ähnlichen Verlauf nehmen könnte, wie in der letzten Rückrunde. Könnte. Wenn unsere beiden Weltklasse-Akteure auf den Außenbahnen nun endlich einmal beide(!) am Stück gesund bleiben.

Um diese beiden Spieler herum spielen nämlich Spieler wie Müller und Schweinsteiger – wenn auf ihren Ideal-Positionen in der Mitte (10 und 6) – noch einmal eine Klasse besser. Von Herrn Gomez ganz zu schweigen, dem die Phase, als das Spiel nur auf ihn zugeschnitten war und er uns mit seinen Toren am Leben hielt, offenbar dazu genutzt hat, sein Torgefährlichkeit jetzt auch wieder in der offensiven Robbéry-Welt zu präsentieren.

Habe ich jemanden vergessen?

Achja. Es gibt ja noch mehr Rückkehrer. Und einer stand auch schon wieder auf dem Platz.

Contento und Kroos.

Unser kleiner Exil-Deutsch-Italiener wird wohl alsbald das nächste Experiment auf LAV werden – hoffen wir das Beste.

Von Herrn Kroos allerdings war ich spontan durchaus angetan. Nicht nur, dass ich den Eindruck hatte, dass er inzwischen körperlich noch robuster geworden ist (oder lag das an den Trikots?), nein, er zeigte auch eine ansprechende Leistung. Und seine Fähigkeiten selbst sind ja zweifelsohne vorhanden. Abrufen ist hier das Thema.

Wie auch immer diese Positionskämpfe ausgehen werden – es ist gut, dass wir hier überhaupt mal wieder Konkurrenz schaffen können. Schwer genug mit einem solch kleinen Kader.

Die Binär-Bayern oder Kraichgauer Knochenbrecher

Als binär bezeichnet man – für alle Nicht-IT’ler – im Wesentlichen etwas, dass in zwei Zuständen auftritt. Beim Thema Computer ist dies sogar die Grundlage. Es gibt nur An oder Aus, 0 oder 1.

Auf den FC Bayern bezogen ist damit der Unterschied gemeint zwischen der Teilnahme Robbens am Spiel und seiner Abwesenheit.

In dieser Form sei es einmal deutlich erwähnt: Von Arjen Robben hängt beim FC Bayern ab, ob wir nur eine gute oder eben herausragende Mannschaft auf dem Platz stehen haben. Welcher Fan das immer noch nicht akzeptieren kann, dem sei die Robben-Bilanz in dieser Saison zu empfehlen.

22 Spiele in der Bundesliga. 4 davon mit unserem Holländer.

Bilanz: 10 von 12 Punkten mit Robben (2,5 Punkte pro Spiel), 29 von 54 Punkten ohne Robben (1,6 Punkte pro Spiel).

Ist das alles nur Zufall?

Nicht für mich. Wenn ich nur allein den Dampf vergleiche, der in den Spielen gegen Kaiserslautern(, Aachen), Werder oder Hoffenheim auf dem Platz vorherrschte, dann ist das doch wohl nicht zu vergleichen mit dem Rest der Saison, oder?

Der Mann macht einfach den Unterschied aus. Ob man das (und die Abhängigkeit des FC Bayern von ihm) nun gut findet oder nicht.

Ich hatte es ja schon auf Twitter angedeutet: „Was wäre heuer möglich gewesen, wenn Robben…“

Dieser Satz ist ebenso bitter wie die Mutter aller Konjunktive. Aber würden wir uns über all die BVB-Rekorde unterhalten, wenn Robben von Anfang der Saison an so bei uns gespielt hätte wie in der Rückrunde?

Spekulation. Aber der Grund für vieles, was bei uns im Argen lag und liegt.

Sei es drum. Die Hinrunde ist Geschichte. Und freuen wir uns lieber daran, dass – aktuell – sogar beide Flügelflitzer wieder auf dem bayerischen Rasen wirbeln.

Womit wir beim Spiel wären.

War das klasse?

Nicht nur, dass Robben UND Ribéry die Hoffenheimer Abwehr vom Anpfiff an vor massive Probleme stellten und somit den anderen Bayern jede Menge – schmerzlich vermisste – Freiräume einräumten, nein, auch was beide (vor allem unser kleiner Franzose) dann zusätzlich noch in der Defensive leisteten, war aller Ehren wert und habe ich speziell von Ribéry in dieser Breite noch nicht gesehen.

Rundherum ein perfektes Auftreten der beiden. Berücksichtigt man die Vorgeschichte und die Tatsache, dass es das erste Mal seit dem Pokalfinale(!) der Fall war.

Wie erwähnt zog unser Duo viele andere Spieler mit nach oben. Ferner durften – endlich – Herr Müller und Herr Schweinsteiger wieder ihre „richtigen“ Positionen auf der neuen Bayern-Achse einnehmen. Schweinsteiger auf der 6, Müller davor und nicht neben seinem Partner. Die Geschwindigkeit und die Anarchie eines Robben kombiniert mit dem Pendant Ribéry, dem Vollstrecker Gomez und dem Wirbelwind Müller – das ist mit das Beste, was die Liga zu bieten hat und auch in der Championsleague müssen wir uns da nicht verstecken.

Zu dumm, dass wir es Mitte Februar, am 22.Spieltag, erst zum ersten Mal(!) in dieser Saison bewundern durften. Noch dazu die fehlende Backup-Option und Verletzungsanfälligkeit der Flügelzangen – da steht dieses herrliche Offensiv-Quartett in fast jedem Spiel vor dem Aus. Denn die Gegner wissen das und handeln entsprechend.

Womit wir zum Gegner Hoffenheim kommen (müssen).

Durch die Bank war man sich ja einig, dass die Kraichgauer nicht ihren besten Tag in München erlebten. Abgesehen von der Huhn-oder-Ei-Diskussion, ob dies jetzt an der Schwäche der Hopp-Kicker oder an der Stärke des FC Bayern gelegen haben mag.

Aber wer nach 15 Minuten in München schon 2:0 zurückliegt, der kann hinten nicht ganz dicht sein. Dachte sich wohl auch der neue Trainer an der Seitenlinie und wechselte den zu seichten Rudy gegen den Sportskameraden Weis.

Fortan war die Marschrichtung klar. Schadensbegrenzung. Dagegenhalten.

Was dies in der Hoffenheim-Interpretation bedeutet lernte Herr Robben im Rahmen der Begegnung mit Herrn Simunic kennen. Blutende Nase und Lippe waren das Ergebnis.

Jetzt könnte man prinzipiell darüber diskutieren, ob Herr Simunic hier eine echte Verletzungsabsicht hatte oder nicht. Der Schiedsrichter schätzte die Situation entsprechend ein und gab (nur) Gelb. Er ignorierte die Vorgeschichte Simunics im Speziellen und der Hoffenheimer im Allgemeinen.

Selbst zu besten (spielerischen) Zeiten waren diese doch schon in der Bundesliga berühmt und berüchtigt für jedwede Aufregung an der Seitenlinie über jede noch so kleine SR-Entscheidung gegen sich (Ok, zumindest das hat sich nach dem Rangnick-Abgang beruhigt) und die „gesunde“ Härte war eben schon damals höchst gängiges Mittel zum Zweck.

Ich erinnere mich noch an jedes Spiel in dem derart harte Zweikämpfe an der Grenze (und darüber) zu beobachten waren. Muss das wirklich sein?

Wie auch immer. Zumeist haben wir sie ja am Ende dafür bestraft. So auch am Wochenende. Als Herr Robben seine Leistung noch mit zwei Toren krönte. Eins schöner als das andere.

Herrlich.

An so was muss man sich einfach erfreuen – was anderes bleibt einem nach dieser – zuvor Robben-losen – Bundesliga-Saison auch nicht übrig.

Bevor mich übrigens jemand falsch versteht: Es gab auch Kritikwürdiges im Spiel des FC Bayern.

In der Abwehr ist immer noch nicht die gewünschte Stabilität eingekehrt. Auch wenn Schweinsteiger auf der 6 zwar weniger spektakulär oder dafür defensiv umso effektiver agiert.

Muss er auch, denn was Herr Pranjic dort anbietet spottet inzwischen jeder Beschreibung.

Dessen Fehlpässe erinnerten an diverse Spieler, die am Samstag (endlich) wieder auf der Bank Platz nahmen oder inzwischen den Verein (Richtung Spanien) verlassen haben. Übel.

Herr Gustavo darf sich – im Rahmen seiner Eingewöhnung – auch gerne von unserem Trainer noch einmal das Wort Positionsspiel erklären lassen. Andererseits ist dieses Problem auf dieser Position nicht nur bei ihm aufgetreten. Die Herren Braafheid, Pranjic oder Contento können / konnten das mindestens genauso gut.

Es bleibt also weiterhin genug zu tun.

Vor allem aber sollten wir ab sofort unsere Flügelzange hegen und pflegen. Denn nur so erreichen wir „unsere Ziele“. Für den Pokal könnte es zwar auch ohne die beiden reichen, aber Platz 3 oder gar 2 und erst Recht die nächsten CL-Spiele selbst wären dann illusorisch.

Die nächsten Wochen sind die der sogenannten Wahrheit. Warten wir es ab. Danach könnten wir im Pokalfinale und CL-Viertelfinale (mit gleichzeitiger Finalrevanche) stehen, sowie die Meisterschaft eventuell wieder spannend gemacht haben.

Könnten. Hoffen wir’s.

Von Eigentoren, Handelfmetern und fliegenden Holländern

Wenn ich Bremen-Fan wäre, würde ich mich nach dem Gastspiel der Bayern über ein paar Dinge aufregen:

Den Schiedsrichter, der nicht nur einen Handelfmeter nicht gegeben hat sondern auch sonst – gefühlt – nicht unbedingt auf Seiten der Heimmannschaft war.

Das Pech, das man sich gegen einen übermächtigen Gegner mehr oder weniger selbst geschlagen hat.

Vor allem würde mich aber aufregen, dass meine Mannschaft – obwohl sie wie ausgewechselt nach dem Köln-Desaster agierte – es nicht geschafft hat, diese bayerische Mannschaft zu schlagen.

Es wäre an diesem Samstag möglich gewesen.

Wenn Werder nicht so dermaßen in einer Krise stecken würde und die Bayern nicht so arg viel Potential hätten.

Als Bayern-Fan kann mich all dies natürlich nicht kratzen. Gegen kaum einen anderen Gegner – außer vielleicht die Lauterer, machen Siege soviel Spaß. Und wenn dann auch nicht Fehlentscheidungen wie der nicht gegebene Handelfmeter eine Rolle spielen, hüpfe ich vor Freude an die Decke.

Wieso?

Weil ich über so, so viele Jahre immer und immer wieder das Gejammer a la Schaaf und Allofs in den Ohren hatte. Über diese bösen Schiedsrichter. Und weil ich dann immer und immer wieder meine (inzwischen nicht mehr ganz so aktuelle) Lieblingstabelle hervorholen kann.

Für mich ist das ein innerer Reichsparteitag (ich darf das doch so sagen, oder? Bin schließlich nur Blogger und nicht beim Fernsehen). steter Quell der Freude.

Das aber nur am Rande.

Das es einen Handelfmeter gegen die Bayern hätte geben müssen, da sind wir uns ja sicherlich einig. Auch wenn ich das erst in der Wiederholung (vor allem von hinter dem Tor) so sehen konnte. In realer Geschwindigkeit hatte man noch den Eindruck, dass Gustavo einfach nur schnell die Hand wegzog.

Ist aber egal.

Weil es erstens nicht so gekommen ist, zweitens die Bayern insgesamt bewiesen haben, dass sie aktuell Rückstände oder Rückschläge aufarbeiten können und drittens der Schiedsrichter tatsächlich – neutral betrachtet – bis auf diese Szene fehlerlos agierte. Punkt.

Im Grunde hatte ich kaum Zweifel (selbst als das 0:1 fiel), dass die Bayern in diesem Spiel diese Bremer schlagen würden. Es war nur eine Frage der Zeit.

Wieso? Weil z.B. im grün-weißen Duselhinspiel der Faktor Robben fehlte.

Halten wir die Fakten fest:

Werder legte los wie die Feuerwehr. Man hatte schließlich nichts zu verlieren. Alle Welt erwartete eine Niederlage. Laufbereitschaft, Kampf, Zweikämpfe und Pressing. Alles da. Und das reichte schon um die Münchner erstmal lahm zu legen.

15 Minuten ging das so.

Dann nahm der FCB gnädigerweise auch mal am Spiel teil. Und die Bremer Herrlichkeit beschränkte sich fortan auf eine stabile Defensive und gelegentliche Konter. Zumeist durch individuelle Fehler im Aufbauspiel der van-Gaal-Kicker ermöglicht. Und davon gab es jede Menge. Herrje. Was wäre nur gegen einen Gegner wie Inter… ach lassen wir das.

Die erste Halbzeit ist somit schnell erzählt. Werder hatte Chancen, Bayern hatte bessere. Chancenverwertung auf beiden Seiten Mangelware.

Dann der frühe Rückstand nach dem Seitenwechsel – Rückfall in alte (Hinrunden-)Zeiten?

Nein. Nur weil der grün-weiße Innenverteidiger ein Zufallstor in die Münchner Maschen zirkelt, brach unsere Mannschaft diesmal nicht auseinander. Stattdessen wurde weiter nach vorne gespielt. Nicht wie zu besten 2010er-Rückrundenzeiten, aber immerhin so stark, dass sich das Blatt mehr und mehr zu neigen begann.

Dem fliegenden Holländer Robben war es vorbehalten dies endlich umzusetzen. Was nötig war, denn in der ersten Halbzeit war unser Flügelflitzer ungewöhnlich oft an der Verhinderung einer Torchance beteiligt.

Der Ausgleich ließ bei der Schaaftruppe auch mental das letzte Fünkchen Hoffnung schwinden, gegen diesen FC Bayern hoch zu gewinnen.

Ab diesem Zeitpunkt wurde es für mich zum Genuss. Und selbst wenn Herrn Gomez diesmal kein Tor vergönnt war, seine Rolle als Sturmtank im Strafraum erinnerte an beste VfB-Zeiten, die er zunehmend vergessen lässt und durch seine Münchner Präsenz ersetzt. Klasse.

Das Eigentor des zuvor noch gefeierten Bremer Helden, ließ sicherlich diverse Kollegen der sog. professionellen Print-Journalisten folgende Tastenkombination drücken Strg+A und Strg+X. Dumm gelaufen.

Der Rest des Spiels war Sahne.

Gibt es darüber hinaus noch etwas zu kritisieren?

Die Egozentrik eines Robben hatte ich schon erwähnt. Davon ab muss ich fast ausschließlich loben.

Die Herren Badstuber und Lahm zeigten durchaus ein ums andere Mal Aktionen, die ich letzte Woche noch explizit vermisst hatte.

Sehr gut. Wird doch so langsam.

Ein Sieg, ist ein Sieg, ist ein Sieg. Und somit sind wir schon auf Platz 3 angekommen. CL-Qualifikation. Nur noch ein Platz und wir schauen, ob vielleicht nach ganz oben noch was geht.

Denn selbst wenn die Dortmunder in Wolfsburg klar gewannen ((bitter-)süß übrigens zu beobachten, wenn man Spiel und Platz mit dem gegen uns vergleicht (aber so was gibt es ja gar nicht, dass z.B. Rasenflächen erst nach dem Spiel gegen die Bayern ausgetauscht werden, gell Herr Magath)) – wovon ich ausgegangen war – muss es ja nicht heißen, dass es in Spielen wie z.B. am nächsten Freitag gegen Schalke, nicht doch einen Wackler gibt. Und wenn nicht, dann wollen wir uns doch nichts vorwerfen lassen, oder?

Ab sofort gibt es ohnehin nur noch ein Ziel: Im nächsten Spiel den kölschen FC zu bestrafen!

Sensation ausgefallen. Schubladen bleiben zu.

Der FC Bayern steht erneut im Pokal-Halbfinale. Und im Rahmen des Spiels gab es wesentlich weniger Stress als befürchtet.

Am meisten habe ich mich somit über die Kommentierung des Spiels aufgeregt.

Immer wieder entsteht bei mir der Eindruck, dass Bayern-Spiele (im Pokal) nur deshalb immer und immer wieder übertragen werden, weil alle ((Journalisten-)Welt) nur darauf wartet, dass es zu einer dieser Sensationen kommt.

Dabei ist ja das Wesen einer Sensation, dass sie nicht jede Woche stattfindet. Die Worthülsen und das Vokabular einiger (Sport- oder Fußball-)Kommentatoren bauen trotzdem regelrecht darauf auf.

Wie zum Beispiel bei Herrn Simon.

Fast über das gesamte Spiel könnte man dem was er sagte – und dem was er nicht sagte – anmerken, dass er den Aachenern den Sieg, die Sensation wünscht.

Dagegen ist ja prinzipiell nichts einzuwenden. Wenn ich Fan der Aachener bin. Aber Herr Simon ist doch – korrigiert mich – ein gebührenfinanzierter, eigentlich unabhängiger akustischer Begleiter des Spiels, oder?

Sicher. Mir ist schon klar, dass das „Problem“ nicht neu ist. Gerade im Pokal. Aber gestern war es mal wieder offensichtlich (was einen Sieg natürlich umso süßer macht).

Und was sich die ARD-(Bild-)Regie dabei dachte, zumeist die strittigen Szenen gegen Aachen in endlosen Wiederholungen in die Wahrnehmung der Zuschauer zu hämmern, bleibt ihr Geheimnis.

Ist bestimmt alles nur meine verquere selektive Wahrnehmung, denn schließlich gibt es so etwas wie Parteilichkeit bei den Öffentlich-Rechtlichen gar nicht, gell?

Zum Spiel.

Ich war enttäuscht. Und erleichtert zugleich.

Enttäuscht, dass es die Aachener über die vollen 90 Minuten nicht geschafft haben, uns einen echten Pokalfight zu liefern.

Und erleichtert, weil es die Aachener über die vollen 90 Minuten nicht geschafft haben, uns einen echten Pokalfight zu liefern.

So wurde es ein zumeist entspannter Abend.

Im Nachhinein kann ich somit auch darüber hinwegsehen, dass Herr Badstuber immer noch nicht den öffnenden Pass nach vorne spielen kann oder Herr Ottl unter Druck in manchen Spielsituationen immer noch überfordert zu sein scheint.

Glaubt man anderen Beiträgen zu diesem Thema, werden ja gerade diese beiden Spieler in den Himmel gelobt.

Komisch.

Obwohl ich zugestehen muss, dass ich in der zweiten Halbzeit sogar mal eine Körpertäuschung (von Holger hüftsteif Badstuber!) unseres – übrig gebliebenen – Hoffnungsträgers (oder warum saß Breno wieder nur auf der Bank?) auf der IV-Position gesehen habe. Nebst guten Pass in den Offensive. Und sogar Herr Ottl hat zum gleichen Zeitpunkt auch mal einen Ball erobert.

Immerhin.

Was soll man groß meckern, wenn wir erneut im Halbfinale des Pokals stehen?

Vielleicht über die Unsicherheiten eines Thomas Kraft (Bälle unbedrängt zur Ecke geklärt, Ball fast ins eigene Tor geworfen)?

Dann muss man aber auch über seine Kahn-eske Rettungstat auf der Linie reden, die uns das 1:0 bewahrte.

Eben.

Man kann über die offenbar noch nicht abgeschlossene Integration eines Luiz Gustavo reden, dann muss man aber auch von seiner präzisen Flanke (aus vollem Lauf!) auf den Kopf von Herrn Gomez schwärmen.

Vor dem Spiel stand das Spiel unter dem Eindruck des kurzfristigen Abgangs unseres (Ex-)Kapitäns van Bommel.

Haben wir ihn nun aber im Spiel vermisst?

Zumindest hatte das Spiel von Herrn Ottl keine Folgen. In Form eines Gegentores.

Viele äußerten sich vor, während und nach dem Spiel über die Rolle von Herrn Schweinsteiger. Als Aushilfs-10er. Und ob der nicht auf der 6 besser aufgehoben wäre.

Dazu nur so viel: Herr Schweinsteiger ist überall bei uns gut aufgehoben. Vor allem in Abwesenheit der Flügelzange Robbéry.

Da waren – vor allem in der zweiten Halbzeit – ein paar Ballaktionen vomBastian am Start – das hatte imho Barca-Niveau. Mit welcher Technik er sich aus kritischen Unterzahl-Spielsituationen befreite. Respekt.

Und dank seiner Ballbehandlung ergaben sich somit auch gefährliche Situationen vor dem Aachener Tor.

Apropos Aachener Tor.

Es wurde ja schon wieder Kritik an Herrn Gomez laut.

Dazu nur so viel: Von mir aus kann Herr Gomez 20 Chancen pro Spiel versieben, wenn er trotzdem 1-3 Tore schießt, die uns nicht nur das wichtige 1:0 sondern auch insgesamt den Sieg bringen. Punkt.

Chancentod ist jemand, der überhaupt keine Tore macht, klar?!

Sicher. Der Gegner hieß Aachen und spielt zweite Liga. Glaubt man hingegen dem (Medien-)Hype rund um ein Bayern-Gastspiel (im Pokal) hatten die aber trotzdem die Qualität von Inter oder mindestens Milan.

Doof, wenn dann die Bayern doch klar dominieren und auch noch gewinnen. Nächstes Mal. Vielleicht.

Sonst noch was?

Robbens Einwechslung war Aachens Genickbruch.

Komisch aber wahr.

Als Robben den Platz mit seiner Präsenz und seinem Image betrat, machten gefühlt sogar die restlichen Grashalme bereitwillig Platz.

Andererseits ist das schon Wahnsinn, mit welchem Speed und welcher Sicherheit der Junge jetzt schon wieder agiert. Der hatte ein 5cm großes Loch in seinem Oberschenkelmuskel!

Herrlich, einfach nur herrlich sowas als Bayern-Fan mit anzusehen.

Am Sonntag ist Auslosung. Ich befürchte Auswärtsspiel in Cottbus, hoffe auf Heimspiel gegen Schalke. Mal schauen.

Einen Tag vorher geht es nach Bremen. Nach Bremen. Also nicht zum CL-Dauergast sondern zum Bundesliga-14.

Aber gewinnen müssen wir ja eh jedes Spiel. Auch ein Auswärtsspiel, in dem sich die Heimmannschaft mit 11 Mann am eigenen Strafraum versammeln wird.

Wenn ich Lust habe, schreibe ich dazu noch einen eigenen Vorbericht. Wenn nicht, kann sich jeder selber an all diese duseligen Remis-Spiele erinnern…

Tot ziens, Mark. En al het beste.

Am Ende ging alles ganz schnell. Und „auf einmal“ war die van-Bommel-Ära beim FC Bayern beendet.

Natürlich kam dieser Abschied für viele nicht überraschend. Das hatte sich angedeutet. Spätestens mit der Verpflichtung eines Luiz Gustavo. Andererseits hatte man van Bommel auch schon nach der Verpflichtung von Herrn Timoschtschuk abgeschrieben. Ein Fehler.

Nein, man kann über van Bommel sagen was man will. Aber neben seiner Spielweise, die für viele Nicht-Bayern-Fans oft unerträglich und nah oder über der Grenze war, war er für viele von uns ein zweiter Effenberg.

Klar, auch ich habe ihn in letzter Zeit kritisiert. Aber ich bin mir sicher, hätte van Bommel meine Zeilen zu lesen bekommen, wäre er mit dieser Kritik genauso souverän umgegangen, wie er dies gemeinhin zu tun pflegte.

Unser Kapitän (als erster Ausländer, oder?) war in vielerei Hinsicht ein Vorbild. Auch was seine Einstellung betraf. Ferner identifizierte er sich mit dem FC Bayern. Sowas stört nicht.

Am Ende hatte er das gleiche Problem, was ein Herr Demichelis hatte: Er kam nie wieder an seine Topform heran (bei Herrn Demichelis lag die noch eine Zeit länger zurück).

Dummerweise haben wir eben nun einmal einen Trainer, der unter diesen Voraussetzungen ganz und gar nicht kuschelig agiert. Im Zweifelsfall setzt er dann lieber auf die Jugend. Kann man gut oder schlecht finden, ist bei ihm aber wohl so.

Davon abgesehen ist das doch der rote Faden. Der Trainer van Gaal gibt solange nicht nach, bis er sich sein Team zusammengestellt hat. Ob durch Zukäufe, Beförderung der Jugend aber eben Abgänge. War es nicht bei all seinen Trainerjobs so?

Zurück zu van Bommel.

Mir macht sein Abgang einerseits Freude andererseits bedaure ich es zutiefst.

Sein Abgang macht Platz auf einer ohnehin überbesetzten Position. Gleichwohl hinterlässt er eine große Lücke. Als Spielführer, als Wortführer, als Respektperson und überhaupt als Fixpunkt im Team.

Wird jetzt Herr Lahm sein Nachfolger?

Entschuldigung, aber darüber kann ich nur schmunzeln. Er mag zwar vom Trainer die Kapitänsbinde bekommen, weil es die „logische Konsequenz“ aus seiner bisherigen Rolle ist, aber die Schuhe sind ein wenig zu groß für Dich, lieber Philipp.

Und was van Bommels Rolle auf dem Platz betrifft, kann man natürlich einwenden, dass sich so ja jetzt die jungen Hüpfer in den Vordergrund spielen können, auch was das Thema Verantwortung betrifft, aber muss es erneut eine Operation am offenen Herzen sein?

Man ist ja fast schon versucht zu erwähnen, dass doch bitte nicht Alter sondern Leistung entscheidend sein soll. Aber das Fass mache ich in diesem Beitrag nicht auf…

Im Grunde sollen diese Zeilen nur unseren Ex-Kapitän ehren. Sowas gehört sich nämlich, wie ich finde. Vor allem, wenn einer wie van Bommel für das Team immer durch das Feuer gegangen ist. Als er 2006 kam, konnte man von Struktur nur träumen und da opferte er sich oft, schwang die Klinge und reduzierte so das eine oder andere Mal seine Spielzeit.

Er setzte aber Zeichen, an denen sich die damaligen Nachwuchsspieler a la Lahm, Schweinsteiger und Podolski (ok, schlechtes Beispiel) aufrichten und in dessen Schatten wachsen konnten.

Persönlich und abschließend wünsche ich van Bommel beim AC Mailand nur das Beste. Selbst wenn ich selbst diesen Verein nicht so unbedingt in mein Herz geschlossen habe. Aber Typen wie van Bommel, die sind da drin.